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Soundtrack Board

Angus Gunn

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  1. Och, der ist ganz gut. Wer italienisches Actionscoring der 70er a la Franco Micalizzi mag, der wird hier seine Freude haben. Ich hatte mich sowieso schon lange gefragt, wann der denn endlich mal kommt.
  2. Kann ich mir gut vorstellen. Das ist ungefähr so, als würde man in eine Moschee gehen und dort lautstark über Allah herziehen. Ja, das FSM Board... Ein bißchen spleenig ist ja immer ganz nett, aber da drüben sind mir die Leute dann doch zu hart drauf. Du könntest jetzt natürlich Deinen alten Beitrag wieder hervorkramen und dem Lynchmob süffisant unter die Nase reiben. Denn jetzt wird wohl niemand mehr die Unterschiede leugnen können.
  3. Ein persönliches Fazit nach dem ersten Hördurchgang. Die Filmeinspielung von NEVADA SMITH unterscheidet sich in einigen Tracks erheblich von den LP-Versionen (z.B. "Going West"). Auch ist der Main Title hier weniger schaumgepolstert, wirkt griffiger und mitreißender. Allerdings findet sich auf den 51 Minuten auch die eine oder andere Suspense-Strecke, die für sich genommen wenig hergibt. EL DORADO hat sich als Score bereits gänzlich vom Golden Age entfernt, ist eher eine spröde Angelegenheit. Allerdings liebe ich die fulminante Titelballade, die nun endlich nicht mehr direkt dem Filmton entnommen wurde. Die Instrumentalversionen des Themas sind dann auch die Höhepunkte des Scores. Für WILL PENNY wurde es mal höchste Zeit. Der 6-minütige Titeltrack ist atemberaubend, anders kann man es nicht nennen. THE FURIES ist hochdramatischer Waxman in Vollendung und läßt schonmal den künftigen TARAS BULBA anklingen. STEETS OF LAREDO ist wieder ein sehr schwelgerisches Werk von Victor Young. Western-typische Elemente sind hier kaum zu finden. Die Orchestrierung ist ihm eine Spur zu blumig geraten, dass der Eindruck erweckt werden könnte, einem Disney-Trickfilm zu lauschen. Das ist aber nicht negativ gemeint, denn als 30-minütiges Höralbum kann man sich darin wunderbar verlieren. THREE VIOLENT PEOPLE besitzt einen ausgesprochen hitzigen, dramatischen Main Title, schlägt ansonsten hauptsächlich ruhigere Töne an. THE HANGMAN ist zwar nicht durchgehend überzeugend, hat im Mittelteil hier und da mal einen Durchhänger, begeistert aber mit einem tollen, westernkonformen Hauptthema und packenden Actionsequenzen. Mein heimlicher Überraschungsfavorit ist aber WALK LIKE A DRAGON von Paul Dunlap. Obwohl es im Film um chinesische Einwanderer im Californien der 1870er Jahre geht, verzichtet der Komponist auf exotische Instrumentierungen. Umrahmt von einer melancholischen (von Mel Thorme geschriebenen und gesungenen) Weise entfaltet sich ein kraftvoller, melodramatischer Score mit ruhigen, intimen Passagen, romantischen Orchestertutti und höchst eindringlicher, gerade zum Finale hin mit Hörnen und Pauken unterstützter Dramatik. Zum Klang: Sicher wäre es schöner gewesen, die 60er-Titel in Stereo zu haben, aber mit dem hier gebotenen Mono kann ich auch ganz gut leben. Die beiden Stereo-Titel (vor allem HANGMAN) sind tontechnisch hervorragend. 35-seitiges Booklet ist dabei.
  4. Pierre Raph: REQUIEM POUR UN VAMPIRE Auf ihrer Flucht durch das ländliche, französische Hinterland geraten zwei Mädchen, mal in greller Clownskostümierung und mal im Schulmädchen-Lolita-Look, in eine verwunschene Burgruine und dort in die Fänge einer vampirischen Sekte. Bei REQUIEM dürfte es sich um eines von Rollins surrealsten Werken handeln. Der Plot ist an den Haaren herbeigezogen und besitzt reinen Alibi-Charakter für eine Fülle von grandiosen Bildkompositionen und schrägen Handlungssträngen, die jeglicher rationalen Logik entbehren. Der durchschnittliche Mainstream-Konsument (und da kann man ihm eigentlich keinen Vorwurf machen) wendet sich verständnislos ab. Der Connaisseur hingegen wird sich einmal mehr in den absurd-imaginären Szenarien verlieren. Für Komponist Pierre Raph war es der erste von vier Filmscores, die er für Rollin schrieb. Raph kam, ebenso wie Acanthus, aus der pariser Underground-Musikszene und war dort beim Musiklabel Editions Musicales Delamarre für die Arrangements einiger Vinyl-Scheiben verantwortlich, darunter u.a. ein Opern-Projekt namens Romances Russes. Im Laufe der 70er Jahre scheint sich seine Spur zu verlieren, was sehr schade ist, denn seine Filmmusik unterstützt und begleitet mit persönlichem Stil mit viel Fingerspitzengefühl die jungen Darstellerinnen auf ihrer Reise durch Rollins wundersames, experimentelles Film-Labyrinth. Holzbläser und Gitarre erzeugen fragil-melancholische Stimmungen, wenn die Mädchen durch karge Landschaften wandeln und sich an einem Teich die Clownsschminke aus den Gesichtern waschen. Einschübe von klassischer Slapstick-Komik werden von einem beschwingten, aber nicht weniger fragil orchestrierten Menuett begleitet. Im Vampir-Domizil beherrschen düstere Motive, Beckenschläge, Orgelklänge, Flötentriller u.ä. die Szenerie. Zu wildem Orgel-Percussion-Rock geht´s hinab in schummrige Sado-Folterkeller (Rollins Zugeständnis an seinen Produzenten), gefolgt von stummfilmartigen Klavierpassagen. Eine Musik von eigenwilliger Schönheit und stilistischer Vielseitigkeit, die den richtigen Ton trifft. Quellmaterial mit separierter Musik war hierfür nicht aufzutreiben, und so griff man bei Finders Keepers zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Die Tracks wurde zur Gänze der DVD-Tonspur entnommen. Und das funktioniert dank der Dialogarmut des Films sogar ganz zufriedenstellend. Die Aufnahme wird zwar von meist dezenten Soundeffekten wie Schritte oder Wasserplätschern begleitet und leidet unter einem naturgemäß etwas unsauberen (Lichtton?)-Klangbild, und in CROTCH BATTERIE wird mächtig gestöhnt und mit den Ketten gerasselt, aber alles in allem kann man mit dieser Notlösung einigermaßen zufrieden sein. Die CD enthält außerdem Philippe d´Arams stilvolle Walzer- und Chororgel-Themen aus FASCINATION. Den sehr gut klingenden Tracks der Lucertola-Veröffentlichung (siehe oben) wurden ein paar (französische) Dialoge und Musikpassagen hinzugefügt, die wiederum direkt vom Filmton stammen. War nicht unbedingt nötigt, da sie den Hörfluß eher behindern und nichts Essenzielles beinhalten. Dennoch eine willkommene Wiederveröffentlichung und wertige Ergänzung zum REQUIEM-Score.
  5. Für I CONFESS wäre ich natürlich auch jederzeit zu begeistern. Und ja, ich sehe da auch wesentlich mehr musikalische Substanz. Allein der düstere Beginn mit dem Dies-Irae-Motiv erzielt wirklich eine unglaublich dichte Atmosphäre in der Eröffnungssequenz. Ich weiß nicht, wie es bei diesem Score mit der Materiallage aussieht, aber wäre da nicht auch eine Veröffentlichung der Filmaufnahmen möglich? Immerhin ist da doch auch dieser eine Track bereits im Umlauf.
  6. Die Hörproben klingen schonmal sehr gut, aber warum ausgerechnet nochmal STRANGERS ON A TRAIN in der Bonusabteilung, und warum wird das als "premiere recording" beworben? Das wäre doch mal eine Gelegenheit für eine Suite aus SHADOW OF A DOUBT oder I CONFESS gewesen.
  7. Ein neues Dreiergespann von Musicbox. MILLE MILLIARDS DE DOLLARS war (neben LANCELOT DU LAC) mein größter Sarde-Wunschkandidat für eine CD-Edition. Der Film ist ein interessanter Polit-Thriller um einen Journalisten der sich mit Magnaten der Weltwirtschaft anlegt. Nicht weniger interessant ist der ungewöhnliche Vertonungsansatz. Ein relativ kurzer und (fast) reiner Klavierscore, der mit einem eingängigen Hauptthema und komplexen Spannungsstücken beeindruckt. Im Grundtimbre melancholisch angelegt, und nur zu Beginn und zum Ende durch eine Viola ergänzt (wobei diese Viola im Film ausschließlich im Finale eingesetzt ist, wenn ich mich da jetzt richtig erinnere). Ungewöhnlich und sehr empfehlenswert. Im Gegensatz dazu ist CONTE DE LA FOLIE ORDINAIRE ein hinreißender, von spanischer Folklore beeinflußter Orchesterscore, der die anarchische Groteske (nach Bukowski) in betörend schöne Klänge hüllt, die Ferreris bizarre Bilderwelten konterkarieren und auf eine andere Ebene heben. Hier jetzt erstmalig der komplette Sarde-Anteil des Vinyl-Albums. LE CRABE-TAMBOUR war mir als Musik (und als Film) völlig unbekannt. Es ist eine dramatische, aber eher ruhig und charakterbezogen erzählte Geschichte aus dem Indochina-Krieg. Von daher dürfte der deutsche Verleih-Titel "Der Haudegen" mal wieder in eine völlig falsche Richtung zielen. Schwermütige, tiefgründige Orchesterthemen (60-70 Musiker, von Carlo Savina geleitet), ergänzt durch eine vietnamesische Zither und dem Jagdhorn. Letzteres untergräbt durch sein groteskes und verdrehtes Spiel jeglichen Anflug von Heroismus, für den dieses Instrument sonst so gerne verwendet wird. Wiederum ein starker, gegen das Klischee gebürsteter Score, der für mich eine große Entdeckung ist. Sarde did it again. Ich hoffe, dass Musicbox in dieser Richtig weitermacht.
  8. Gerade mal die Hörproben durchgehört. Gefällt mir unerwartet gut. ENTER THE DRAGON kombiniert mit mystischen Motiven und den Schifrin-typischen, herumwirbelnden Streicherfiguren. Der kommt mit auf die Einkaufsliste.
  9. Damals in den 90er Jahren war sich unser kleiner, filmmusikbegeisterter Zirkel einig darüber, dass unser Hobby eine rein männlich geprägte Domäne ist. Inzwischen weiß ich es freilich besser. Der Anteil dürfte zwar sehr gering sein, aber gerade deswegen ist es umso erfreulicher, dass sich hier mal wieder eine weibliche Kandidatin zur Filmmusik bekennt. Von daher ein herzliches Willkommen im Board!
  10. Das stimmt allerdings, wobei das natürlich auch Geschmacksache ist. Der beste mir bekannte Euro-Spy-Score ist De Masis THE BIG GAME, der mir durchgehend gut gefällt. Auch MISSIONE LADY CHAPLIN von Nicolai ist sehr ernsthaft und hat seine Meriten. Besonders gut kenne ich mich in dem Bereich aber nicht aus. Glaubt man einigen Filmkritiken im Netz, dann ist LADY CHAPLIN ein lohnendes Genre-Highlight, und der erscheint im Januar bei Pidax auf DVD. Werde ich mal antesten.
  11. Carlo Savina: GOLDSNAKE Also eines muß ich Savina ja lassen: Titelsongs konnte er verdammt gut. So manch eine seiner Western-CDs steht bei mir eigentlich nur wegen ihrer kraftvollen Eröffnungsballade im Regal. "Rocks, Blood and Sand" beispielsweise ist sicherlich einer der besten Songs, die je einen Italo-Western eingeleitet haben. Aber auch über seine Arbeit im Euro-Spy-Genre läßt sich ähnliches sagen. So auch im Fall von GOLDSNAKE, der mit einer wirklich coolen Eröffnungsnummer glänzt. Mit Blech und Streichern orchestriert, wie es sich für das Genre gehört, und ebenso stimmgewaltig wie lasziv von Iva Zanicchi interpretiert. Ein toller, vielversprechender Einstieg, aber leider (!) bleibt Savina nicht in diesem Stil, sondern driftet danach sofort ab in locker-flockiges Sixties-Geplänkel zwischen Nightclub-Atmosphäre, La-la-la-Gesang bei Actionszenen und minimalistischen Suspense-Motiven. "Lounge mood" heißt der vorletzte Track auf der CD, und dieser Titel könnte eigentlich auch über dem gesamten Album stehen. In der richtigen Stimmung ist das einigermaßen unterhaltsam anzuhören, aber es wäre viel mehr dringewesen, wenn Savina den Stil des Titelsongs auch im Score beibehalten hätte. https://www.youtube.com/watch?v=QHeJN4Ubi34
  12. Über Lautsprecher, nicht über Kopfhörer gelauscht: Klingt angenehm und transparent. Rauschpegel und Azetat-Laufgeräusche kommen mal mehr mal weniger durch, sind aber die meiste Zeit sehr dezent. Trotzdem gehen auch leisere Töne nicht verloren, wie z.B. der gleichförmige Takt bei CREATION, der die ganze Zeit über mittrommelt oder die Harfen- und Celesta-Klänge in PRESENTING THE BRIDE. In den lauten, hohen Tönen, bei Trompeten oder Orchestertutti neigt die Aufnahme natürlich zu Verzerrungen, aber nie soweit, dass es wirklich unangenehm auffiele. Zur Not hat Matessino dann auch in problematischen Passagen den Pegel mit sicherer Hand reduziert, so dass es eigentlich keine klanglichen Ausfälle gibt. Als subjektives Fazit würde ich sagen: Knapp auf dem Niveau von Disneys SNOW WHITE, aber nicht so gut wie FSM´s NORTH WEST PASSAGE. Für einen Fan der Musik (und Waxman generell) führt eigentlich kein Weg dran vorbei, alleine schon wegen des stilvollen, 20-seitigen Booklets.
  13. Schön. Aber es ist das einzige Thema in dieser Art auf der CD? Den Hörbeispielen nach handelt es sich sonst um Easy Listening der eher uninteressanten Art. SUNSET SUNRISE sagt mir garnichts. Ist von dem neuen Quartet-Satz die einzige, die mich interessieren würde.
  14. Bert Breit: DER MANN IM SALZ Im 17. Jahrhundert gelangt der Nachwuchs-Jäger David in die Obhut des Dekan Sölln in Bayern. Dieser beschafft ihm eine Arbeitsstelle im Salzbergwerk. Bei einer Sprengung wird dort ein Mensch freigelegt, der seit Urzeiten im Salz eingeschlossen und konserviert war. Für die abergläubische Bevölkerung ist es der Teufel, was für den zuständigen Inquisitor Anlaß ist, die Gegend von vermeintlichen Hexen und Teufelsanbetern zu säubern. Diese zweiteilige Ganghofer-Verfilmung wurde 1989 mit einigem Aufwand inszeniert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wenn es auch nicht in einer Liga mit den großen Historien-Mehrteilern von Franz Peter Wirth oder Fritz Umgelter spielt. Die Musik von Bert Breit (1927-2004) setzt vornehmlich auf Streicher und besitzt eine Atmosphäre, die die Bilder nicht durchgehend zu erzeugen vermögen.
  15. Hat denn nicht Chuck Cirino die ganzen Wynorski-Filme vertont? Die beiden sind doch seit jeher Morricone-Fans, da wäre ein Film wie dieser doch prädestiniert. Im übrigen scheint der Name Enzo Milano nur auf der CD zu existieren. Im Filmvorspann ist ein gewisser Taj angegeben. Andererseits... was hätte Cirino für einen Grund, ausgerechnet hier seinen Namen zu verschweigen?
  16. Der wohlhabende, herzkranke Industrielle Carlo lebt mit Frau und Tochter in einer Villa in Piacentino. Um an den Besitz zu kommen, zettelt der Neffe ein Intrigenspiel gegen Carlo an, bis dieser mit tatkräftiger Unterstützung der neu eingestellten, hübschen Köchin den Löffel reicht. Eine Sexkomödie von 1975, die in Deutschland erst in den 80er Jahren auf Videokassette herauskam, und in dieser Form dann auch der Zensurwut jener Tage zum Opfer fiel und prompt auf dem Index landete. Die Filmmusik ist den De-Angelis-Brüdern mal wieder entwaffnend charmant gelungen. Die beiden Hauptthemen heißen MILO und COUNTRY LIFE, werden mal mit Gitarre und Flöte, fröhlich beschwingt, als nostalgisches Klavier-Arrangement oder mit Saxophon dargeboten. Besonders hübsch auch mit Akkordeonbegleitung, die immer wieder durch solistische Kapriolen erfreut. Kein Orchester diesmal, sondern ein reiner Ensemble-Score, der seine Themen unterhaltsam zu präsentieren weiß. Und als Rausschmeißer gibt es noch eine von Franco De Gemini im Stil der 50er geschriebene Rock-n-Roll-Nummer namens CRAZY BABY, die man auch nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommt.
  17. Im römischen Stadtviertel Trastevere streift ein entlaufener Hund durch die Gassen, der Zeuge mehrerer kleiner, skurriler, amüsanter und tragischer Geschichten wird, die sich dort ereignen. Ein Episodenfilm der bei uns nie ausgewertet wurde. Nino Manfredi, der in Deutschland nach wie vor erst noch großflächig entdeckt werden muß, spielt nicht nur eine der Hauptrollen, sondern interpretiert auch den Titelsong. Seine grobschlächtige, teils mehr gesprochene als gesungene Performance steht im Kontrast zu der sanften, melancholischen Instrumentalspur, die ihn begleitet. Die weiteren Tracks spiegeln mit Folklore und orchestralen Arrangements das quirlige Leben und Wirken in Trastevere wieder. Sei es der schwungvolle GRANDMA´S DANCE, der exotische Sitar-Track VIAGGIO oder das mit Country- und Rockeinflüssen hantierende KERRY - das ist alles wunderbar arrangiert, sehr geschmeidig anzuhören und wird von den herrlich ruhigen, verträumten Instrumentalversionen des Hauptthemas kontrapunktiert und zusammengehalten, bei denen auch hier wieder Maurizios charismatisches Gitarrenspiel begeistert. Besondere Erwähnung verdient aber auch das FINALE, das mit wuchtiger Kirchenorgel, Chor und Orchester den Score zu einem eindrücklichen Abschluß bringt. Eine zauberhaftes Album, das aufgrund der Obskurität des Films viel zu wenig beachtet wird. Orchesterleiter ist hier erstmals Gianfranco Plenizio, der später noch öfter mit den beiden zusammengearbeitet hat.
  18. Zugegen, das Cover ist keine gestalterische Glanzleistung, aber es zählen die Inneren Werte, und die sind auf dieser Kritzerland-CD in hinreichendem Maße zu finden. Für Paramount hat Victor Young seit den 30er Jahren an einer Unzahl an Filmen als Komponist, Arrangeur und musikalischer Leiter gearbeitet. Nicht wenige davon sind dem Film Noir zuzurechenen. Und davon finden sich gleich zwei auf diesem Album. In APPOINTMENT WITH DANGER (Inspektor Goddard, 1951) geht es im einen Postinspektor (Alan Ladd), der den Mord an einem seiner Kollegen untersucht und dabei an eine Verbrecherbande gerät, die einen Postraub in großem Stil plant. Das PRELUDE eröffnet mit einem Young-typischen Marsch, der nach amerikanischem Heroismus klingt, und erstmal als ganz neutrale Eröffnung für sich alleine steht. War zu der Zeit nicht unüblich, und ist mir gerade bei Young schon mehrmals aufgefallen. Es folgen 25 Minuten, die Young auf der Höhe seines dramatischen Schaffens zeigen. Düstere, streicherlastige Stücke mit starken, mitreißend thrillenden Motiven und gelegentlichen Abstechern ins Melodramatische, die im hitzigen COPS AND ROBBERS ihren Höhepunkt finden. THE ACCUSED (Frau in Notwehr, 1949): Eine Professorin (Loretta Young) tötet einen ihrer Studenten, der sie vergewaltigen wollte. Sie versucht die Tat zu verschleiern, verliebt sich aber in einen Mann, der dem getöteten Studenten nahestand. Schon der Inhaltsangabe nach kein aktionsreicher Gangster-Krimi sondern ein emotional aufgeladenes Melodram, auf das Young mit einem hinreißenden, ebenso schwelgerischen wie intimen Hauptthema reagiert, das sich durch den ganzen ca. 18-minütigen Score zieht. Ergreifend schön, und der exakte Gegensatz zu den fiebrigen Thriller-Klängen von "Appointment with Danger". Kein Noir, aber der Vollständigkeit halber erwähnt seien die abschließenden 22 Minuten aus SEPTEMBER AFFAIR, wiederum sehr schwelgerisch, teils quirlig-lebhaft und höchst romantisch mit mediterranem Mandolinen-Flair. Für die ganze Scheibe gilt: Eine rundum gelungene Sache.
  19. Hab´s mir fast gedacht. Der Film ist zwar großartig, aber dann reicht dennoch mir die alte CD.
  20. Eine Käutner-Retro wäre hier bei uns auch mal eine tolle Sache. Müßte ich mal vorschlagen. Das ist natürlich eine ganze Menge, und da ist ja auch einiges an seichtem Unterhaltungskokolores dabei.
  21. Deswegen hab´ ich es auch unverändert so gelassen. War bestimmt auch technisch nicht einfach zu realisieren.
  22. Lupino hat ja auch dieses unsägliche Ende von ON DANGEROUS GROUND verbrochen, was dem ansonsten so guten Film doch einige Qualitätspunkte gekostet hat. Das Ende wurde ihr zwar aufoktroyiert, aber es ist auch geradezu fahrlässig simpel per Überblendung drangeklatscht und wirkt inszenatorisch irgendwie profan und unbeholfen. David Buttolph: THIS GUN FOR HIRE (1942) Der Wecker schlägt an. Philip Raven steht von der Pritsche auf, nimmt eine Nachricht entgegen und wirft sich einen Mantel über. Einer kleinen Katze stellt er eine Schale Milch hin. Eine Haushälterin, die das Tier mit einem Lappen verscheuchten will, reißt er rabiat zurück und schlägt ihr ins Gesicht. Noch einmal streicht er liebevoll über den Rücken der Katze und verläßt die Wohnung. Ein neuer Auftrag wartet. Ein großartiger Einstieg, der bereits exakt den Charakter der Hauptfigur skizziert. Berühmter Kriminalfilm der "Schwarzen Serie" nach einer Vorlage von Graham Greene. Melodramatisch und psychologisch weitgehend unglaubwürdig, lebt der düster-fatalistische Film von seinem Gespür für Atmosphäre, Stimmungen und erzählerischem Rhythmus. (Lexikon des internationalen Films) THIS GUN FOR HIRE (Die Narbenhand) ist der erste und beste von drei Noir-Krimis, in denen Alan Ladd zusammen mit Veronica Lake auftrat. Ladds lakonische Darstellung eines Auftragkillers ist wegweisend und in seinem Einfluß auf ähnliche Figuren der Filmgeschichte (prominentes Beispiel: Alain Delon in "Le Samourai") bis heute spürbar. David Buttolphs Filmmusik beginnt mit einer ausschweifend melodramatischen Overtüre und ist ansonsten sehr effizient eingesetzt. Für die folgende Mini-Suite habe ich mal die Sequenz des ersten Auftragsmords ausgewählt, da der Score hier mit seinen hektisch flirrenden Streichern und dem düsteren Nachspiel besonders effektvoll ausgefallen ist.
  23. Um Helmut Käutners UNTER DEN BRÜCKEN ranken sich die Mythen, was in erster Linie auf seine Entstehungszeit zurückzuführen ist. 1944/45 in und um Berlin entstanden, wurden die Dreharbeiten vom Krieg bestimmt. Schauplätze mußten kurzfristig geändert werden, da die ursprünglich vorgesehenen Drehorte zwischenzeitlich durch alliierte Luftangriffe zerstört worden waren. Andere im Film gezeigte Locations wie die Jannowitzbrücke und der Schlütersteg haben das Ende des Krieges nicht überstanden. Von all dem ist im fertigen Film nichts zu bemerken. In peotischen Bildern wird eine eigentlich ganz einfache, zeitlose Dreiecksgeschichte um zwei Havelschiffer (Knuth & Raddatz) und eine junge Frau (Hannelore Schroth) erzählt. Beseelt und authentisch. Die Stilismen des italienischen Neo-Realismus sind hier bereits spürbar. Mit dieser kleinen Suite möchte ich an einen der schönsten deutschen Filme erinnern. Selbst der große Helmut Käutner war selten, vielleicht nie, so gut wie hier. Eichhorn verarbeitet in seiner Filmmusik den Text des Gedichtes "Die Brücke Tuledu" von Hans Leip zu einer melancholischen Seemannsweise, deren Melodie er auch als Leitmotiv verwendet.
  24. Also ich hab das nicht auf CD-R. Ich war aber auch nie so tief in diesen Bootleg-Zirkeln involviert.
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