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Ich lege Carpi mal als eigenes Thema an, da er hier unverdientermaßen bisher noch kaum Erwähnung gefunden hat. Mit Regisseur Luigi Comencini verband Carpi eine langjährige Zusammenarbeit, zu der auch der 1967 erschienene INCOMPRESO zählt. Die Geschichte vom Vater (Anthony Quayle), der nach dem Tod der Mutter seine Söhne alleine erziehen muß und seine Lebensumstände neu zu sortieren gezwungen ist, wurde in den 80er Jahren unter dem Titel MISUNDERSTOOD ein zweites Mal mit Gene Hackman verfilmt. Dreh- und Angelpunkt der Filmmusik ist das 23. Klavierkonzert von Mozart. Dieser Umstand ist der Vorliebe der verstorbenen Mutter für den großen Komponisten geschuldet. Man bekommt sie nicht zu sehen, aber die Erinnerung an sie ist in Form der Musik latent vorhanden und beeinflußt letzten Endes das Verhältnis zwischen dem Vater und seinen Söhnen über ihren Tod hinaus. Auf diesem poetischen Konzept aufbauend, konzipiert Carpi einen wunderschönen Score, der das Mozartstück leitmotivisch nutzt, zitiert, variiert, und sich aber auch immer wieder gänzlich von ihm löst. Ein Großteil der Musik wird von den Klaviersoli bestritten. Ergänzend kommen in manchen Tracks Spinett, Flöten, Glockenspiel und ein kleines Streicherensemble für die dramatischeren Untertöne hinzu. Zwischen den veträumt-melancholischen Passagen steht ein schnelleres, an Stummfilmbegleitung erinnerndes Klaviermotiv, das die beiden Jungen bei ihren übermütigen Streifzügen durch die Stadt begleitet. Die Titelmusik verhält sich dagegen völlig neutral zum eigentlichen Score. Sie ist mit "Musica vittoriana" überschrieben und ist eine Carpi-Komposition im Stil dieser Epoche, da die Vorspanntitel über Familienportäts aus viktorianischer Zeit gelegt sind. Als letzten Track der CD gibt es zum stilsicheren Abschluß noch eine zeitgenössische Aufnahme des Klavierkonzerts, die wohl auch im Film als diegetische Musik genutzt wird, und die sich bruchlos an Carpis Score anschließt. Für mich eine der erfreulichsten Überraschungen der letzten Zeit und eine absolut hinreißende, Klischees vermeidende Musik. Still, unaufdringlich und von großem Einfühlungsvermögen. Aber natürlich auch wieder eine dieser "Außenseiter"-VÖs, die von vielen nicht beachtet wird.
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Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Das kommt eben immer darauf an, welche Geschichte auf welche Weise erzählt werden soll. Aber ich habe in der Tat eine Vorliebe für solche "echten" Inszenierungen, vor allem wenn es um die 70er / 80er Jahre und auf Alltagssituationen basiernde Geschichten geht. Für "Der Tote bin ich" ist "Der Mieter" eigentlich der naheliegenste Vergleich, und in diesem Film erzielt Polanski ebenfalls diese bodenständige, reale Atmosphäre. Je mehr Identifikationspotenzial mir als Zuschauer angeboten wird, umso interessanter und spannender wirkt der Film. Sind einem die Figuren egal, wird es auch mit der Erzeugung von Spannung schwierig. Auch ein wichtiger Punkt. Persönlich unterscheide ich zwischen zwei Stilrichtungen: Ich hasse die Wackelkamera, jenes absichtliche, permanente Herumschütteln, das mit Handy- oder Kriegsreportagen-Aufnahmen assoziiert werden soll. Aber mit liebe die klug eingesetzte Handkamera, bei der aus der Hand oder von der Schulter gefilmt wird, wobei auf möglichst flüssige Bewegungen geachtet wird. Diese Aufnahmen besitzen einen unperfekten Charakter, da sie immer ein wenig unruhig sind. Das wirkt sehr organisch und in Verbindung mit einem guten Schnitt und durchdachten Schwenks auch sehr dynamisch. Die frühen Derricks sind z.B. so gedreht. Aber natürlich kann man diesen Stil nicht in jedem Sujet verwenden. Der italienische Regisseur Enzo Castellari beherrscht diesen Stil auffallend gut. Sein "Keoma" ist geradezu ein Lehrstück für den stilsicheren und kreativen Umgang mit der Handkamera. Gibt es hier eigentlich politische Aktivisten im Forum? Gerade die derzeitige Lage läßt doch nun wirklich niemanden mehr kalt, sei es nun auf der einen oder auf der anderen Seite. Bei Interesse könnte ich mir auch ein Fädchen zu aktuellen politischen Entwicklungen vorstellen. -
Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Kleiner Exkurs: Es ist schon mehr als bedauerlich, dass sich nun auch in Hessen eine gewisse über Leichen gehende Partei von neurotischen Traumtänzern über ungeahnten Stimmenzuwachs freuen kann. Der angekündigte Rückzug der Raute des Grauens ist da auch nur ein schacher Trost, da es vermutlich nichts am momentanen Kurs ändern wird. Es gibt viele Möglichkeiten wie man mit seinem Frust über solche Zustände umgehen kann. Eine davon ist die gedankliche Ablenkung, die sich bei mir nun in Form weiterer Artikel zu filmmusikalischen Randerscheinungen äußert. Und da es noch eine Vielzahl von interessanten und spannenden Preziosen aus deutscher TV-Geschichte gibt, geht es mit unverminderter Begeisterung für unsere künstlerisch und kulturell so wichtigen Kostbarkeiten aus den vergangenen Tagen der Flimmerkiste tatkräftig weiter. Exkurs Ende. Irmin Schmidt: DER TOTE BIN ICH Der angehende Lehrer Stefan bezieht eine Wohnung in einem kölner Altbau in dem sich schon sehr bald die Merkwürdigkeiten häufen. Offenbar betritt jemand in seiner Abwesenheit seine Wohnung. Er fühlt sich von seinen Nachbar bespitzelt, bekommt Besuch von nicht bestellten Handwerkern, und in einem Brief vom Lehramt wird seine Verfassungstreue angezweifelt. Er überrascht eine junge Frau in der Badewanne, die sich als die unbekannte Untermieterin herausstellt, aber dennoch ist des Rätsels Lösung nicht in Sicht. Komplott oder Verfolgungswahn? Dieses clevere Paranoia-Drama von 1979 punktet vor allem mit seiner guten Besetzung. Marius Müller-Westernhagen ist in der Hauptrolle der glaubwürdige Durchschnittsbürger, und Anne Bennent spielt großartig das so naiv wie burschikos auftretende Mädchen. Ich mag es ja besonders, wenn gerade Filme aus dieser Zeit ein authentisches Flair haben, wenn sie sich "echt" anfühlen. Wie aus dem Leben gegriffen, auf Augenhöhe mit dem Zuschauer, was die Wahl der Schauplätze angeht, wie auch die Darstellung der einfachen Bürger mit all ihren Marotten. Dieses Ziel erreicht DER TOTE BIN ICH mit Leichtigkeit. Das Musikthema von Irmin Schmidt besteht aus jazzigen Saxophonimprovisationen über einer nervösen Rhythmuskulisse, die die permanente Stress-Situation, in der sich der Protagonist befindet, nachvollziehbar macht. Ingfried Hoffmann: AUFFORDERUNG ZUM TANZ Ebenfalls mit Westernhagen in der Hauptrolle kommt diese grandiose Ruhrpott-Komödie daher. Theo ist ein Pechvogel, schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, gerät bei einem Pokerspiel an den halbseidenen Jussuf und hat von da an auch dessen zwielichtige Gauner-Clique am Hals. Auch dieser Film besticht durch seine greifbaren Typen und die authentische Milieu-Schilderung. Wenn Theo seinem Job am Güterbahnhof nachgeht, dann wird er auch schonmal in Unterschätzung der Hebelwirkung von der Sackkarre nach oben gestemmt. Und bei sperrigen Gepäckstücken sollte man sich vorher überlegen, wo diese im Waggon zu plazieren sind. AUFFORDERUNG ZUM TANZ hält sich viel mit solch amüsanten aber niemals überzogenen Nebensächlichkeiten auf, trödelt herum, und zieht gerade damit den Zuschauer auf die Seite seiner liebenswert-spleenigen Protagonisten. Großes Kino für den Bildschirm. Ingfried Hoffmanns originelle Musik ist mit Jazzensemble, Maultrommel und Toots Thielemanns Mundharmonika ein Sahnehäubchen auf dem Kuchen. https://vimeo.com/297821256 -
TOTE ZEUGEN SINGEN NICHT gilt als einer der prägensten Kriminalfilme Italiens, der dem Genre letzten Endes den Weg geebnet hat. Hierzulande fristet er nach wie vor unter dem Titel STRASSE INS JENSEITS ein Schattendasein auf einer ranzigen VHS-Kassette und seit der letzten (und einzigen?) TV-Ausstrahlung dürften auch schon mindestens 25 Jahre ins Land gegangen sein. Der blendend inszenierte Kriminalreißer zeigt nicht nur Regisseur Enzo G. Castellari auf der Höhe seines Schaffens, auch die Komponisten haben hier eine formidable Arbeit abgeliefert, die in diesem Genre kaum zu toppen ist. Das vom Gitarrenlauf angetriebene LIFE OF A POLICEMAN erzielt auch im Film eine enorme Wirkung wenn es sich mit kreischender Sirene und fiebrig säuselndem Vokal-Ensemble zum frostigen Crescendo aufschwingt. Eine Thema das die dramatischen und tragischen Ereignisse während Bellis Ermittlungsarbeit perfekt einfängt. "Quincy Jones" lautete die Vorgabe ans musikalische Konzept, und das Ergebnis findet sich in Tracks wie IL LIBANESE und GANGSTER STORY die mit repetitiven Rhythmen und simulierten Polizeisirenen u.a. der großartig inszenierten Autoverfolgungsjagd zu Beginn akustisch das Getriebe ölen. TO THE SEA und LA FIGLIA DI BELLI sind verspielt-beschaulichere Varianten des Hauptthemas und sind den Szenen zwischen Belli und seiner kleinen Tochter vorbehalten. Neben dem Score sind noch vier längere Tracks diegetischer Musik zwischendurch eingestreut, die zwar keinerlei herausragende Funktion im Film erfüllen, aber auf angenehme Weise für Abwechslung auf dem Album sorgen. Vor allem das 6-minütige CHICCA ist mit seinem trockenen, bluesigen Klang und der famosen Solisten-Arbeit ein Kleionod, das ich nicht missen möchte. Eines ihrer besten Filmmusik-Alben. Wer dem Krimi-Sound der 70er zugetan ist, sollte hier seine Erfüllung finden.
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Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Hans-Martin Majewski: EIN MANN NAMENS HARRY BRENT / ZEICHEN DER GEWALT In den 60er Jahren zog der Name Francis Durbridge die deutsche Bevölkerung vor die Bildschirme. Produktionen wie DER ANDERE und vor allem DAS HALSTUCH waren Anfang der 60er Jahre enorme Straßenfeger als es diesen Begriff noch gar nicht gab und lebten von der Ensemble-Leistung erstklassiker Schauspieler, die die zum Teil sehr statischen und dialoglastigen Inszenierungen auch heute noch mit Einschränkungen sehenswert machen. EIN MANN NAMENS HARRY BRENT ist von 1968 und deutlich unterhaltsamer inszeniert, da hier die Kameraführung unter dem bewährten Regisseur Peter Beauvais um einiges dynamischer ist und man ein wesentlich filmischeres Konzept verfolgte, während die kammerspielartigen Frühwerke aus heutiger Sicht schon ein wenig Geduld erfordern. Majewski vertonte den 3-Teiler monothematisch im Tango-Takt. Das Thema gibt nicht viele Variationen her, und dies ist auch nicht beabsichtigt. Der stets gleichförmige Rhythmus durchzieht den raffiniert ausgetüftelten Rätsel-Krimi, zielgerichtet und betulich im Tempo, von Anfang bis Ende und verleiht der Handlung eine Stringenz, die kein Abweichen in Nebenschauplätze zuläßt. Das Stück gab es seinerzeit auf einer Single. Auf einem der einschlägigen CD-Sampler ist es bisher meines Wissens nach nicht berücksichtig worden. Ich bin ein großer Fan der 70er-Jahre-Folgen der unverwüstlichen Kultserie DERRICK. Und deshalb muß in diesem Faden auch dieser Serie die Ehre erwiesen werden. Es gab zahlreiche Single-Veröffentlichungen und CD-Sampler, die diese Serie während ihres 24-jährigen Bestehens begleitet haben. Majewski hat in der frühen Phase eine handvoll Derrick-Episoden vertont, darunter auch die zwei Spitzenfolgen TOD AM BAHNGLEIS und NUR AUFREGUNG FÜR ROHN, die beide musikalisch lediglich mit wenigen und für sich genommen unergiebigen Akzenten ausgestattet sind. ZEICHEN DER GEWALT ist da ein anderes Kaliber. Mit Schlagzeug und vorrangig eingesetztem Saxophon entwickelt sich ein packendes, jazziges Krimi-Arrangement mit grimmigem Unterwelt-Kolorit, das in der abschließenden Jagd über die Dächer seinen Höhepunkt findet. Diese Szenen habe ich weitestgehend im ursprünglichen Zustand belassen, und das geht natürlich nicht ohne die damit verbundenen Geräuscheffekte. In anderer Form existiert diese Musik leider nicht. -
Höchstens sporadisch. Am Gegenwartskino zieht mich kaum noch etwas an.
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Ich muß ja mal eine erschütterndes Geständnis machen: Ich habe noch nie einen Sissi-Film gesehen (mit Ausnahme von Viscontis "Ludwig II"), und von der Existenz dieser Scheibe wußte ich bisher noch garnichts. Aber was da an Hörbeispielen zu finden ist, klingt nicht uninteressant. Das CD-Cover ist allerdings ein Grauen. Wie kann man sich erst bei der Produktion eine solche Mühe geben, und dann das Produkt mit einer solch unglaublichen Entgleisung verunstalten?
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass der auch beim Chris angeboten wurde. Aber jetzt ist er tatsächlich dort nicht mehr zu finden. Bei Musicbox ist die erste Charge als ausverkauft markiert, daran wird´s wohl liegen.
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Der hat mir auch sehr gefallen. Woody Allen ist schon seit Jahren der einzige Regisseur dessen aktuelle Filme ich mir regelmäßig anschaue, und wenn´s eben geht, dann im Kino. Dort sitzt auch in der Regel ein angenehmes Publikum, das weiß, wie man sich im Kino benehmen sollte.
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L´OURS werden die meisten hier wohl kennen. Es ist mit Sicherheit einer seiner bekanntesten, wenn nicht der bekannteste Score von Sarde. Großartige Bilder und eine dramatische Geschichte, die ohne Dialoge und ohne Effekthascherei vermittelt wird - ein Traumprojekt für einen Komponisten. Zeichnet Sarde die Bewegungen der Bären musikalisch nach, dann geschieht dies mit feinem Humor, aber auch in aller Würde und mit aller gebotenen Ehrfurcht. Und ich habe mich natürlich gefragt: Lohnt sich die Anschaffung des neuen Albums von Musicbox Records? Trotz anfänglicher Skepsis lautet die Antwort: Unbedingt! Zum einen bekommen wir hier natürlich endlich ein ordentliches Booklet, zum anderen ist die Musik nun nicht mehr in zwei namenlose, lange Suiten aufgeteilt, sondern liegt in 15 einzeln betitelten Tracks vor. Aber abgesehen von der besseren Übersichtlichkeit ist das Zusatzmaterial der eigentliche Grund, der diese VÖ so wertvoll macht. Es handelt sich um 6 Stücke, die mit hochkarätiger Solistenbesetzung (ohne Orchester) zur Zeit der Filmproduktion mit eingespielt wurden. Mit Cello, Gitarre, Violine und Flöte zaubert Sarde ganz hinreißende Arrangements des Tschaikowsky-Hauptthemas, mal verträumt, mal als Menuett. Zu welchem Zweck er diese Stücke damals eingespielt hat, darüber kann ich nur spekulieren. In den Film hätten sie stilistisch nicht reingepaßt. Vermutlich einfach aus Freude an der Musik. Und an dieser Freude dürfen wir nun 30 Jahre später auch teilhaben. Es lohnt sich.
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Sammelt ihr noch oder streamt ihr schon?
Angus Gunn antwortete auf TheRealNeos Thema in Filmmusik Diskussion
Dito. Auch ein liebevoll gestaltetes Booklet ist für mich ein starkes Argument für die CD. Meine Sammlung ist nicht etwa Platzverschwendung sondern Teil der Wohnungseinrichtung, um die es mir zu schade wäre, sie in Schubladen verschwinden zu lassen. Die Schallplattensammlung wird nur noch in Ausnahmefällen ergänzt, etwa durch den Erwerb alter Hörspielplatten (wer die ersten 30 Folgen der "drei Fragezeichen" auf Vinyl zusammenbekommen will, muß richtig tief in die Tasche greifen). Vinyl-LPs sind aber auch nach wie vor das beste Medium, wenn es darum geht, sich einen Tonträger vom Künstler signieren zu lassen. Würde ich nur noch streamen oder downloaden (wo ist da eigentlich der Unterschied?) hätte ich neulich in Berlin die De-Angelis-Brüder auf einer mobilen Festplatte unterzeichnen lassen müssen. -
Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Mit der "angeschrägten Jazz-Kriminalfilmmusik" würde ich im Fall vom HEXER zustimmen. LYDIA ist aber doch sehr eingängig und in meinen Ohren keineswegs schräg. Dieses Stück wird ja im Film immerwieder eingesetzt und gibt dem eigentlich sehr dramatischen Geschehen etwas Spielerisches. Schwer zu beschreiben, aber es funktioniert auf seine Weise großartig. Nur weil ich Wilhelm im Großen und Ganzen bevorzuge, heißt das ja nicht, dass ich Vorbehalte gegen Majewski habe. Gut, ich finde sein Musikkonzept bei der "Brücke" etwas überschätzt, das "fliegende Klassenzimmer" auf der CD mitunter etwas nervig, und im Allgemeinen hätte ich bei Majewski mehr zu kritisieren als bei Wilhelm, aber das wäre freilich herummäkeln auf hohem Niveau. Die "Schachnovelle" hatte ich ja selber schon über den grünen Klee gelobt und auch viele andere seiner Werke sind mir lieb und teuer. Also beides tolle Komponisten, aber einer muß halt der Favorit sein. -
Straßenfeger: Deutsche TV-Klassiker und ihre Musik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Eugen Thomass: DER HEXER / LYDIA MUSS STERBEN Rainer Erler ist sicherlich einer der wichtigsten und innovativsten Filmemacher der deutschen TV-Geschichte. In seiner über drei Jahrzehnte andauernden Schaffensphase wurde er bei fast allen seinen Projekten von Komponist Eugen Thomass begleitet. Erlers Umgang mit Filmmusik folgte meist nicht den gewohnten Genreregeln. So beginnt die berühmte 5-teilige SF-Reihe DAS BLAUE PALAIS mit einer barocken und mit elektronischen Klängen ergänzten Overtüre. In OPERATION GANYMED begleitet mit beißendem Zynismus ein heroischer Parademarsch die vergessenen Astronauten bei ihrem verhängnisvollen Gang durch die Wüste. Trotz der Popularität hat es nie eine Tonträger-Zusammenstellung zu Erlers Filmen gegeben . Ja, noch nichtmal ein einziges Musikstück scheint jemals autonom veröffentlicht worden zu sein. Dabei hätte sich zumindest das Titelthema aus DAS BLAUE PALAIS oder der Titelsong seines berühmtesten Filmes FLEISCH (How much is anyone worth?) für eine zeitgenössische Vinylpressung geradezu angeboten. Eines von Erlers Frühwerken ist eine Fernsehadaption von Edgar Wallace´ DER HEXER, die von ihrer schrulligen Atmosphäre lebt und sich enger an die Buchvorlage hält, als es der Kinofilm tat. Ein eher ungewohntes Sujet für den Regisseur, und von Thomass gab´s dementsprechend auch eine eher konventionelle Musikbegleitung, die die skurrilen Ereignisse augenzwinkernd kommentiert. Bei LYDIA MUSS STERBEN kommt dagegen Erlers Neigung zum Tragen, Genrekonventionen gegen den Strich zu bürsten. Nach einem mißglückten Giftanschlag auf Lydia stirbt die falsche Person, und eine Unschuldige steht unter Mordverdacht. Anwalt Lindley, der Täter, versucht dem Gericht seine eigene Schuld zu beweisen, doch das Alibi, das er sich für die Tatzeit beschafft hat, ist bombensicher. Die Musik dieses cleveren Krimis besteht zur Gänze aus einem relaxten, eingängigen Klavier-Jazz-Thema, das zwischendurch immer wieder mal eingespielt wird und jegliche dramatische Entwicklung ignoriert. -
Ich hätte da noch eine Frage an die Mannen von Alhambra: War´s das nun endgültig mit Majewski und Wilhelm, oder könnte da theoretisch noch mehr kommen? Es geht mir dabei speziell um "Die fünfte jahreszeit", eine Mini-Serie, die ich sehr mag und die auch eine tolle Musik hat. Hatte ich im Straßenfeger-Faden schonmal vorgestellt. Aber auch Majewski hat im TV ein paar sehr ordentliche Sachen gemacht. Spontan fällt mir dazu die Derrick-Folge "Zeichen der Gewalt" ein. Richtig coole Krimimusik mit kleinem Ensemble.
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Nach dem Erfolg der TV-Mini-Serie SANDOKAN war es naheliegend, dass man sich mit den Hauptdarstellern Kabir Bedi und Carole Andre einer weiteren Romanvorlage von Emilio Salgari annahm. Diesmal fürs Kino, und wiederum unter der Regie von Sergio Sollima. Für die Dreharbeiten an karibischen Schauplätzen wurden drei spanische, schwimmfähige Galeonen in Auftrag gegeben, von denen die größte und aufwendigste in der Hafeneinfahrt von Cartagena unplanmäßig havarierte und neu gebaut werden mußte. Weiteres Ungemach sorgte für massive finanzielle Einbußen und dürfte wohl auch dafür verantwortlich sein, dass das Ergebnis letzten Endes weniger überzeugend ist, als die famose SANDOKAN-Serie. Keinerlei Ermüdungserscheinungen bemerkt man jedoch bei der Filmmusik. HOMBRES DEL MAR ist ein energetisches, mitreißendes Abenteuerthema mit viel exotischer Percussion und natürlich sofort ins Ohr gehender Melodie. Noch beeindruckender ist es in der langsamen Version TORTUGA, in der sich Bläser und Streicher über dem Trommelrhythmus des Themas annehmen. Seltsamerweise bekommt weder der von Mel Ferrer verkörperte Gegenspieler, noch seine Tochter (Carole Andre, eigentlich die weibliche Hauptrolle des Films) ein eigenes Thema zugeordnet. Statt dessen ist die zweite Melodie dem Eingeborenenmädchen YARA gewidmet. Vollorchestriert mit Rhythmusgruppe nimmt es einen tänzerischen Charakter an, als sanftes Flötensolo wird es zum melancholischen Zwischenspiel. Auf der CD von Digitmovies ist das ursprüngliche Album wieder separiert vom Bonusmaterial. Dieses ist in diesem Fall aber von besonderer Bedeutung, finden sich doch unter den bis dato unveröffentlichen Tracks Filmversionen, die sich zum Teil stark von den Albumfassungen unterscheiden, einen mehr szenenbezogenen Charakter haben und auch für sich genommen sehr willkommene Ergänzungen sind. So ist Track 13, eine von wuchtigen Cembalo-Klängen begleitete und mit Paukenschlägen akzentuierte Variante der HOMBRES DEL MAR, beispielsweise einer der stärksten Tracks der CD. Und auch die Filmfassungen von YARA weisen gegenüber ihren Pendents auf dem Album doch erhebliche Unterschiede in Struktur und Instrumentierung auf. Tolle Swashbucklermusik der etwas anderen Art zu einem nicht gänzlich überzeugenden Film. Zum Abschluß noch das Statement der "Filmharmonischen Blätter" vom Februar 1987: "Dieser Film aus Italien leitete das große Sterben der Piratenfilme ein. Phantasielos in Szene gesetzt, in Pappkulissen heruntergekurbelt - ohne Stars, trieb das Celluloidwerk in die Flaute. Die Musik von De Angelis jedoch begeistert, weil die Komponisten flotte Melodien zu Papier gebracht haben."
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Bin ich komplett anderer Meinung. Bernards Musik ist sehr charakteristisch und eigentlich unverwechselbar. Zwar meißt grobschlächtiger als die seiner Kollegen, aber zu den Hammer-Filmen paßt sie sehr gut und war geradezu stilbildend für den britrischen Horrorfilm seiner Zeit. Dieses Album ist jedenfalls eine ganz wunderbare Sache, und ich freue mich wirklich sehr darauf. Die Sache mit VIKINGS ist aber auch großartig. Das wußte ich noch gar nicht. Bin zwar sonst ein Verfechter von Originaleinspielungen, aber im Fall von VIKINGS würde ich eine Neuaufnahme sehr begrüßen, da die alte Aufnahme doch zum Teil erheblich unter dem mulmigen Klangbild litt. Ein Problem, dass ich auch schon im Nascimbene-Faden angesprochen hatte.
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Wenn ich mir die Rezensionen so durchlese, dann fällt mir auf, das Wilhelm doch einige meiner bevorzugten Film-Evergreens bearbeitet hat. Via Mala, die Björndals, die beiden Loriots, das sind alles von mir hochgeschätzte und immer wieder gern gesehene (und gehörte) Werke. Unterm Strich muß ich sagen, dass mir Wilhelm im Großen und Ganzen etwas mehr zusagt als Majewski. Gerade seine Nibelungen-Musik ist eine meiner liebsten CDs , und ich mag auch den Film sehr gerne. Er besitzt halt eher eine lockere Abenteueratmosphäre, während die Fritz-Lang-Version mehr der dramatischen Schwere des Stoffes gerecht wird. Zu TARABAS hatte ich ja bereits im Straßenfeger-Faden meine Meinung kundgetan. In der Zwischenzeit habe ich mir auch die Verfilmung von FLUCHT OHNE ENDE angesehen, die ich als etwas zugänglicher empfand, was daran liegen mag, dass die wiederum von Lohner gespielte Hauptfigur nicht so sperrig charakterisiert ist, wie es in TARABAS der Fall war. Beide Mini-Serien sind aber natürlich unbedingt sehenswert, und die anderen beiden (HIOB & RADETZKYMARSCH) werde ich mir in absehbarer Zeit mit Sicherheit auch noch anschauen. Und noch ein Tipp zu den Nibelungen: Es gibt da noch eine italienische Verfilmung des Stoffes von 1957 mit Sebastian Fischer (Synchronsprecher von Peter O´Toole). Dieser Film kopiert ziemlich offensichtlich und manchmal sogar Einstellungsgetreu den Lang-Klassiker. Die Musik zu diesem Film hätte ich auch sehr gerne auf CD. Der Komponist Franco Langella hangelt sich quasi an Wagner entlang und mischt eigene Ideen fortwährend mit Wagner-Zitaten. Es gibt ihn auf YT und DVD in jeweils gleich schlechter Qualität. Aber das gehört jetzt eher in den Faden mit italienischer Genre-Musik.
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Diesen Soundtrack habe ich noch als Schallplatte aber jahrelang nicht mehr gehört. Jezt nach der Begutachtung der CD bin ich doch einigermaßen positiv überrascht. Dass hier ein Synthsizerscore für einen Zeichentrickfilm gewählt wurde, macht erstmal stutzig. THE PLAGUE DOGS ist erstmal ein sehr naturalistischer und bedrückender Film. Und es ist aus meiner Sicht einer der besten und erschütterndsten Filme der 80er Jahre. Die Landschaften, die Menschen und Tiere stehen ganz im Kontext der hoffnungslos-tragischen Geschichte der beiden aus einem Versuchslabor entflohenen Hunde und werden aus ihrer Perspektive gezeigt. Die synthetisch-kalte Musik besitzt keinerlei Wärme und nur selten wird es etwas verspielter (wie in "The Change" mit dem Kronos-Quartett und Vivaldi-Anleihen). Gleeson fängt auf diese Weise sehr überzeugend die Gefühlswelt der Hunde (die Landschaften erstmal als fremd und feindselig wahrnehmen) und ihre Situation musikalisch ein. Und das funktioniert auch als Album sehr gut. Gleeson war maßgeblich an der Umsetzung des "Apocalypse Now"-Scores beteiligt, und manch eine der geisterhaften Klangflächen weißt auch gewisse Parallelen auf. Mit dem Unterschied, dass mir PLAGUE DOGS um einiges besser gefällt.
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Immer gerne. Und ein Ende ist vorläufig nicht in Sicht, denn es geht weiter mit: Der historisch verbürgte, italienische Söldner Ettore Fieramosca (1476-1515) muß hier in der Gestalt von Bud Spencer als Held einer Klamauk-Komödie herhalten. Aber trotz des nicht unbeträchtlichen Aufwandes, der hier betrieben wurde, ist das Ergebnis eher mau, und auch das Einspielergebnis blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Die Musik dagegen besitzt wieder jenen unwiderstehlichen Charme und jene augenzwinkernde Pfiffigkeit, die man von De Angelis erwarten kann. Der Song OH ETTORE, von sonorer Baßstimme interpretiert, beißt sich natürlich mit dem deutschen Titel, denn bei uns wurde die Titelfigur bekanntermaßen in "Hector" umbenannt. Aber dieses kleine Ungleichgewicht dürfte früher kaum jemandem aufgefallen sein, und nach dem Titelstück hat man erstmal einen hartnäckigen Ohrwurm weg. Leider, und da sind wir direkt bei der Schwäche des Albums, beruht die Musik zur Gänze auf diesem Hautthema und präsentiert es in nahezu jedem Track. Zwar in mannigfaltiger Variation, mal als Andante, mal als Allegro, mal vollorchestriert, mal mit federleichter Flöte ("Come una faviola"), mit andauerndem Wechsel in der solistischen Begleitung und mit vielen originellen, witzigen Einfällen durchzogen, aber letzten Endes doch des Guten zuviel. Immerhin gibt es zwischendurch mal eine Fanfare hier und da und auch ein wenig höfische Untermalungsmusik. Unter diesen ist "Musica di Corte N.2" ein besonders hübsches Schmuckstück, das aber leider schon nach gut einer Minute wieder vorbei ist. Am Stück durchgehört viel zu repititiv, hat das Album für mich einen eher archivarischen Charakter. Als solches ist es aber dennoch begrüßenswert und zeugt von einer Zeit, als die Musik zu Komödien noch wirklich nach Komödie klingen durfte.
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Einen hab´ ich noch: Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ist L´ARBITRO ein nicht minder unterhaltsames Album wie die oben von mir beschriebenen. Eine Fußball-Klamotte um einen ehrgeizigen Schiedsrichter (Lando Buzzanca), der im Karriererausch seine Frau (Joan Collins!) vernachlässigt. Eingängige Themen gibt es gleich mehrere. MISS ELENA ist ein samtiges, verspielt-melodisches Stück, das von Gitarre und Flöte eingeleitet wird um schließlich vom Orchester übernommen zu werden. I´M FOOTBALL CRAZY ist eine lässige und höchst eingängig dahingleitende Nummer, die in der Gesangsversion mit unwiederstehlichem Humor gesegnet ist. Doch damit nicht genug, bietet Track 6 eine ebenso geschmeidige Melodie mit Rhythmusgruppe, Klavier und Flöte. Die Tracks 5 & 10 bauen dagegen minutenlang auf einem rocklastigen Fundament auf, ergänzen die Percussion- und E-Gitarre-Läufe mit Akzenten von Streichern und gestopftem Blech, womit sich das Komponisten-Duo hier schonmal für zukünftige Glanzleistungen im Genre der Polizei- und Gangsterfilme empfiehlt. Auch bei L´ARBITRO haben die Mannen von Digitmovies alles richtig gemacht und das Album in seiner Original-Zusammenstellung belassen. Ergänzende Alterativ- und Filmversionen sind als Bonustracks angehängt.
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veröffentlichung Caldera: NOT AFRAID NOT AFRAID (Gabriel Yared)
Angus Gunn antwortete auf Calderas Thema in Scores & Veröffentlichungen
Was für ein überaus angenehmer, entspannender Score. Die kammermusikalische Besetzung ist ja oben schon en detail beschrieben. Das angelsächsische Flair der Musik ist dem Handlungsort Irland geschuldet. Bei aller Melancholie wird es aber nie wirklich schwermütig, statt dessen schwebt über dem Ganzen ein latenter Optimismus. Diese CD bestätigt mal wieder meinen bisherigen Eindruck, dass Yareds gelungenste Kompositionen in kleineren, europäischen Filmen zu finden sind, fernab von Hollywoods Kitsch-Epen. -
Als Kind überlebt Benedetto unverletzt einen Unfall, was als göttliches Zeichen ausgelegt wird. Er wird der Obhut der Kirche überantwortet und von Mönchen erzogen. Als Erwachsener gerät er in Konflikt mit seiner anerzogenen Religiosität und seiner zwangsweise unterdrückten Sexualität und Lebensfreude. DER SCHIELENDE HEILIGE ist nicht nur das Regiedebut von Nino Manfredi, sondern auch die erste Filmmusik der De-Angelis-Brüder. Im Jahre 1971 noch vor VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA entstanden, haben sie mit ihrem Erstlingswerk einen sehr lyrischen Score komponiert, der zwischen sakraler Erhabenheit, träumerischer Romantik und beseelter Dramatik angesiedelt ist. So möchte ich das sentimentale TEMA DI GIOVANNA (bzw. TITOLI) vielleicht als eine ihrer schönsten und eindringlichsten Schöpfungen überhaupt bezeichnen. TEMA DI BENEDETTO hingegen hat ein eher dramatisches Flair und zeugt von dessen innerer Zerrissenheit. SECONDO TEMA DI BENEDETTO spiegelt mit einer schlichten Flötenmelodie die naiv-unschuldige und von Komplexen belastete Seite der Hauptfigur wieder. Unterbrochen (oder besser: ergänzt) wird der Score von drei Liedern, die allesamt von Manfredi mit Chorunterstützung gesungen werden. Diese haben einen sehr volkstümelnden Charakter und sind vermutlich als Source-Music im Film eingesetzt. Eine mit spürbarem Engagement und Einfühlungsvermögen gestaltete Musik, die nur wenig Ähnlichkeiten zum späteren Werk der Komponisten aufweist. Im Hause Digitmovies sah man in dieser Veröffentlichung offenbar auch etwas Besonderes und spendierte ihr entgegen den sonstigen Gepflogenheiten ein schickes Digipack. Was bleibt wäre noch der Wunsch, diesen Film einmal zu sehen zu bekommen, denn gerade Nino Manfredi scheint mir hierzulande im Heimkino-Format bislang sträflich vernachlässigt zu sein. Und wer jemals die geniale Sozialsatire "Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen" gesehen hat, der wird meinen Wunsch verstehen.
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Putzfrau Tina führte ein wildes Eheleben, steht aber nun unter Verdacht ihren Ehemann in der Kläranlage entsorgt zu haben. Eine Anwältin versucht zu beweisen, dass es sich um einen Unfalltod gehandelt hat. Diese schwarze Komödie lief bei uns unter dem Titel EINE LAUS IM PELZ in den Kinos. Käme sie auf DVD heraus, würde ich sie mir alleine wegen Monica Vitti nicht entgehen lassen. Ganz entzückend ist aber nicht nur Frau Vitti sondern selbstverständlich auch die Musik. MISTER LOVE nennt sich das Titelthema, das im ersten Track wunderbar eingängig vorgestellt wird. Es hat einen leicht entrückten, melancholischen Charakter, läßt sich aber ansonsten natürlich im Bereich der Popmusik verorten. DELITTO entstammt mit Schlagzeug und monotonem Klavierrhythmus direkt dem in den 70er Jahren florierenden Giallo-Genre. CARILLON kommt ohne Carillon-Klänge aus, ist aber ein geschmeidiges Kleinod für Streichorchester und wechselnde Solo-Instrumente. Zwischen clever orchestrierten Tango- und Walzertracks fällt noch INCOMPRENSIONE auf, hinter dessen Titel sich eine kurze, aber sehr schöne Klavierfassung des Hauptthemas verbirgt. Erneut ein wenig bekannter und entdeckenswerter Score, der in der 25-minütigen Album-Fassung bei mir keine Minute Langeweile aufkommen ließ. Dem Album schließen sich auf der CD 30 weitere Minuten mit Alternativfassungen an. Am Dirigentenpult steht diesmal Alessandro Blonksteiner.
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Kaum bekannt, aber einer ihrer schönsten Scores. IL SINDACALISTA vermittelt seine Sozial- und Wirtschaftskritik in Form einer Satire. Unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen zettelt ein sizilianischer Fabrikarbeiter einen Aufstand an ohne zu ahnen, dass sein Aktivismus wiederum von der Unternehmsleitung für deren eigene finanziellen Interessen ausgenutzt wird. Ich habe den Film nicht gesehen, und er scheint auch nicht bei uns zur Aufführung gekommen zu sein. Aber er beackert offenbar ein ähnliches Feld wie zu der Zeit die Nino-Manfredi-Komödien, für die die De-Angelis-Brüder ebenfalls ganz zauberhafte Scores geschrieben haben. Das Hauptthema ist der Handlung entsprechend auch eine eingängige Hymne a la "Internationale", die mit glühendem Pathos zum Mitmarschieren animiert. Ein kraft- und temperamentvolles Musikstück, mit voller Orchesterpräsenz und Chor, das mit Sicherheit weiter verbreitet wäre, wenn der Film zu mehr Bekanntheit gelangt wäre. Dieses Thema begegnet uns noch in nicht minder gelungenen, sanft-melancholischen Varianten mit solistischen Parts von Klavier und Flöte, behutsam eingesetztem Glockenspiel und oszillierenden Akkordeonklängen. Volkstümlicher geht es bei einem skurrilen Walzer zu, oder relaxter bei einer entspannt-bluesigen Jazznummer. Das ist alles mit viel Sorgfalt gestaltet, und ich habe den Eindruck, dass den beiden Komponisten an diesem Film besonders viel gelegen war. Das Album war für mich damals jedenfalls eine sehr erfreuliche Überraschung und ich kann es nur weiterempfehlen.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Angus Gunn antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Nicht der attrativste Score von Williams, aber starke Titelmusik. Als dieser Film früher mal im Fernsehen lief, da fand ich eben diese Eröffnungsszene mit den Flugzeugen, den sich öffnenden Bombenklappen und der dramatischen Musik sehr packend und mitreißend. Ein paar Jahre später kam dann die CD mit der Wentworth-Einspielung heraus. Aber seltsam... irgendwas stimmte nicht. Die Overtüre besaß längst nicht mehr die dramatische Wucht, die ich noch aus dem Film in Erinnerung hatte. So wurde das Album zum Staubfänger im Regal, ohne dass ich mir wirklich im Klaren darüber war, woran es eigentlich haperte. Bis die Originalaufnahme erschien und ich erneut mein Glück versuchte. Und tatsächlich... da war sie wieder, jene griffige Dramatik, die mir seinerzeit den Testosteronspiegel in die Höhe fahren ließ. Insgesamt, vor allem auch beim Midway March, ist die Williams-Aufnahme um einiges prägnanter und transparenter. Auch hier wieder ein klares Statement für Originaleinspielungen.