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Angus Gunn

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Alle Inhalte von Angus Gunn

  1. Ähnlich wie bei DEAD MEN DON´T WEAR PLAID wurde hier ein Golden-Age-Veteran mit der Vertonung eines Filmes betraut, der sowohl als eigenständiger Krimi, wie auch als augenzwinkernde Hommage ans Genre funktioniert. Die Handlung von MAN WITH BOGART´S FACE spielt in der damaligen Gegenwart, also um 1980 herum, und Duning macht durchaus funkige Zugeständnisse an diese Zeit (inklusive eines eingängigen Titelsongs). Der weitaus größte Teil des Scores ist jedoch ganz klassischer Natur, könnte direkt aus den 40ern stammen. Wer Dunings dramatische Seite schätzt, der ist hier richtig, wenn auch leider die Klangqualität für eine Aufnahme aus den frühen 80ern zu wünschen übrig läßt. Und nebenbei: Der Film dürfte ruhig mal als deutsche DVD aufgelegt werden. Zwar nicht ganz so genial mit DEAD MEN..., aber doch eine sehr unterhaltsame Sache für Liebhaber amerikanischer Noir-Krimis.
  2. UOMINI E LUPI lief bei uns unter dem Titel "Frauen (!) und Wölfe" in den Kinos und ist heute leider nur auf YT in italienischer Sprache zu besichtigen. In den verschneiten Abruzzen kommt es zu einem Wettbewerb in der Wolfsjagd. Dem Gewinner winkt eine hohe Prämie. Daneben entwickelt sich eine Rivalität zwischen Ricuccio (Yves Montand) und Giovanni (Pedro Armendariz) um die schöne Teresa (Silvana Mangano). Regisseur De Santis, mit dem Nascimbene schon vorher zusammengearbeitet hatte, geriet offenbar in kreativen Konflikt mit den Produzenten, was zu massiven Kürzungen des Filmes führte und De Santis letzten Endes auch jegliche Kontrolle über den Schnitt kostete. Zu der Zeit als Nascimbene die Musik zu diesem Abenteuer-Drama schrieb hatte er nicht nur schon erste Hollywood-Erfahrungen hinter sich, auch experimentierte er bereits eifrig mit den Möglichkeiten seines Mixerama-Verfahrens herum. Für UOMINI E LUPI hatte der Komponist ein "Sound Design" im Sinn, das den Schritten von Wölfen im Schnee nachempfunden sein sollte. Das mag in der Tat wieder nach Mixerama-Basteleien klingen, doch Nascimbene komponierte hier einen ganz traditionellen, sinfonischen Score, der in jeder Sekunde das klassische Flair des italienischen "Golden Age" verströmt. Das sehr emotionale Hauptthema ist eines seiner intensivsten und wird im ersten Track (Titoli) eindrucksvoll vorgestellt. Wie es sich für eine große Filmmusik dieser Art gehört liegt das Hauptaugenmerk auf dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt, auf den Emotionen und Empfindungen der Protagonisten. Die Schwerpunkte der Orchestrierung liegen auf den Streichern, stillere Momente werden gerne mit Holzbläsern ergänzt, und je dramatischer es wird, umso mehr kommt das Blech zum Zuge. Düstere Glockenschläge in Verbindung mit tiefen Hörnern künden von Unheil, und gleich darauf folgt einer der aufwühlenden Höhepunkte, der dann auch schnell wieder in einer volkstümlichen Weise melancholisch ausklingt (Track 9 und 10, CD 2). Überhaupt nimmt die Mundharmonika von Franco De Gemini eine nicht unwichtige Rolle ein. Anfangs noch getrennt vom sinfonischen Geschehen in separaten Entspannungspausen eingesetzt, verbindet sich dieses Instrument im Verlauf des Scores immer engmaschiger mit der Orchesterpartitur und geht über die reine Funktion als Source-Music hinaus. Im Finale singt schließlich ein gemischter Chor ein (authentisches?) Volkslied, bis ein Orchestertutti diesen wunderbaren Score beendet. "Digitmovies" präsentiert diese Musik als Doppel-CD im aufwendigen Digi-Pack und mit ordentlichem Klang.
  3. Als diese CD vor etwa 10 Jahren erschien, bin ich erstmal aus allen Wolken gefallen, war mir doch bis dahin nicht bewußt, dass es zu der von mir so gerne gesehenen Mini-Serie SANDOKAN eine Kinofortsetzung gab. Gesehen habe ich diese bis heute nicht, da der Film nie das Licht deutscher Leinwände bzw. Bildschirme erblickt hat. Für die Musik wiederholten die Komponisten nicht einfach die Themen der Serie, sondern bauten geschickt darauf auf und kreierten sogar ein völlig neues Hauptthema, dessen betörende Melodie meist von Flöte und Streichern dargeboten wird. Mehr noch als beim Vorgänger arbeiten sie mit Sitars und exotischem Instrumentarium, besonders eindrucksvoll gelungen z.B. im 5-minütigen Finale, wo ein Streicherensemble das MOMPRACEM-Thema über einer exotischen Klangkulisse von aggressiven und repitiven Rhythmen intoniert. Das ursprüngliche SANDOKAN-Thema hat auch hier den einen oder anderen Auftritt, wirkt jedoch (z.B. in Track 12) wie das akustische Pendant einer dezent eingeflochtenen, hinter Nebelschleiern verborgenen Erinnerung. Ähnliches gilt für das MARIANNA-Thema, das auch an zwei oder drei Stellen auftaucht und eigentlich nur im Rahmen einer Rückblende zum Einsatz kommen dürfte, da Carole Andres Charakter ja bereits in der Serie das Zeitliche gesegnet hatte. Wieder eine sehr schöne Musik, die diesesmal einen geschlosseneren und einheitlicheren Charakter hat und daher auch Leuten empfohlen werden kann, denen das ursprüngliche SANDOKAN-Album zu sehr in seine Einzelteile zerfiel und daher zu wenig den Anforderungen eines traditionellen Filmscores genügte. Der Titelvorspann: https://www.youtube.com/watch?v=N2FH5RBcyY0
  4. Ein tolles Musikstück, kurz aber gut. Danke dafür! Der Film ist mir jetzt nicht mehr so präsent. Ist denn da überhaupt genügend Score vorhanden, um damit ein komplettes Album zu füllen? Auch die LP vom Vorgänger DER GROSSE MIT... bestand doch, mit Ausnahme des Titelsongs, fast ausschließlich aus bereits vorhandenen De-Angelis-Songs. CARAMBOLA aber nicht. Die sind vom Bixio-Frizzi-Tempera-Team, und man hört deutlich, dass die den De-Angelis-Sound kopieren wollten. Die beiden Deguello-Tracks sind toll, aber der Rest hört sich für mich auch nach einer eher mäßigen Kopie an. SIMONE E MATTEO gefällt mir auch richtig gut. Wunderbar orchestriert mit diesem Dixieland-Flair, und auch hier wieder mit richtigen Ohrwürmern und vielen orginellen Ideen. Besonders der bluesig-schräge Schlußsong "Grey Hat" ist einfach göttlich.
  5. Der Link war jetzt nicht auf den vorhergehenden Text bezogen. Was ich verlinkt habe, ist das Arrembaggio-Thema. Zu hören in der ersten Folge beim Aufandertreffen der beiden Schiffe. Mein Lieblingstrack aus diesem Soundtrack. Aber vielen Dank für die Antwort. Das ist in der Tat das Stück, das bei Sandokans Ankunft spielt (allerdings ist das auf dem Album eine alternative Version). Sehr aufmerksam!
  6. Ein weiterer Kindheitsklassiker ist für mich die großartige Abenteuerserie SANDOKAN von 1976, die bei uns unter dem Titel "Der Tiger von Malaysia" im Fernsehen gelaufen ist. Im 19. Jahrhundert lehnen sich Piraten gegen die britische Kolonialmacht in Malaysia auf. "...aber es gab damals auch Männer, die sich der Kolonialisierung durch die Weißen widersetzten und als Volkshelden legendär wurden. Einer dieser Männer ist der von dem Schriftsteller Emilio Salgari vor dem Hintergrund dieser geschichtlichen Situation erfundene Sandokan...", verkündet Gert Günther Hoffmann im musikalisch stimmungsvoll untermalten Prolog. Gleich im Anschluß setzen die Vorspanntitel mit De Angelis´ unverwechselbarem, von der Sitar dominiertem Titelthema ein. Herrlich. Auf dem Album wird die Titelmusik zunächst in der bekannten gesungenen Version präsentiert. Das Thema für MARIANNA (hinreißend: Carole Andre) wird mal als liebliches Streicherarrangement, mal als geschmackvolles Klaviersolo, aber, unter dem Titel SWEET LADY BLUE auch in einer etwas kitschigen Single-Version dargeboten. Die Tigerjagd bekommt ein reizvolles, anschmiegsames Motiv mit Streichorchester und exotischer Percussion zugeordnet, die Klänge für den hinterhältigen Gegenspieler BROOKE (Adolfo Celi) sind dagegen von beunruhigenderer Natur. Nach etwa 25 Minuten Filmlaufzeit wird der Titelcharakter in einer wirklich toll inszenierten, 4-minütigen Sequenz eingeführt, in der sein Schiff die Küste anläuft und von seiner Gefolgschaft überschwenglich begrüßt wird. Die eingängige Instrumentalversion des Hauptthemas und der dramaturgisch passend einsetzende "Sandokan"-Chor geben diesen Szenen ihren mitreißenden Charakter. Wunderbare, melodisch vielseitige Musik zu einem großen Fernsehklassiker. https://www.youtube.com/watch?v=Gn0TwYjEMzs
  7. Gerade ZORRO hat noch wesentlich mehr zu bieten, als lediglich einen netten Titelsong. Da gibt es das veträumte Liebesthema "To You Mi Chica", das dramatische Thema für den von Stanley Baker verkörperten Gegenspieler Huerta und sehr viel virtuoses Gitarrenspiel, hier natürlich mit starkem Flamenco-Flair. Alles sehr wohlklingend serviert. Der Film ist im übrigen keine Komödie, erzählt die Geschichte mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit, präsentiert seinen Titelhelden aber mit einem gehörigen Augenzwinkern. Dadurch ergibt sich auch dieser Kontrast zwischen dem locker-leichten, eher nach Komödie klingenden Zorro-Thema und den sonst sehr viel ernsthafter angelegten Themen des übrigen Scores.
  8. Die hat einen denkwürdigen und sehr makabren Auftritt in "Atlantis Inferno" (1983) Das ist richtig, aber ich meinte tatsächlich auch alles das, was nach den Himmelhunden kam. Sonst müßte man auch die Rustichellis berücksichtigen, die auch toll waren, aber kaum zu vergleichen sind, da sie stilistisch auf einem ganz anderen Blatt stehen. De Angelis waren darin einfach unübertroffen. Selbst wenn man Buds Solo-Filme dazunimmt. Frizzis "Aladin" war sehr mau und selbst der Morricone war für seine Verhältnisse höchstens Durchschnittsroutine. Die Reaktionen hier sind übrigens sehr erfreulich. Soviel Feedback bin ich sonst gar nicht gewohnt. Vielen Dank!
  9. Einen Bauer-Projektor, ja. Der stand im elterlichen Schlafzimmer. Projiziert wurde durch die Wand ins Wohnzimmer. Da herrschte immer ein reger Tauschhandel mit anderen Filmfans. Aber 35-mm-Besitzer waren sehr dünn gesät. Es gab 4 oder 5 in Düsseldorf, der Nächste dann erst wieder in Wuppertal. Offiziell nicht erlaubt, hat aber nie Probleme gegeben. Es gibt noch alte Fotos, wo sich neben meinem Wickeltisch die Filmrollen stapeln...
  10. Oh, das mit der CD ist ein guter Hinweis. Kenne ich noch garnicht. 26 Minuten - immerhin. Der Zauberberg ist tatsächlich mein Lieblingsscore von Knieper, allerdings kenne ich auch nicht viel von ihm. "Der Himmel über Berlin" finde ich als Musik nicht so ohne weiteres zugänglich, aber doch auch faszinierend. (nur mit dem Film selber kann ich mich nicht anfreunden). "Der Krieg ist aus" ist mit unbekannt. Klingt sehr schön, wie wär´s denn mit einer Knieper-Edition bei Alhambra?
  11. Jürgen Knieper: DER ZAUBERBERG Die Adaption von Thomas Manns "Zauberberg" existiert in einer Fernsehfassung und in einer sehr viel kürzeren Kino-Schnittfassung. Die Meinungen hierzu gehen zum Teil weit auseinander. Auch wenn oft bemängelt wird, dass die Verfilmung nicht der Vielschichtigkeit der Vorlage gerecht wird (und auch nicht gerecht werden kann) so ist die optische Umsetzung in ihrer opulenten Ausstattung zweiffellos höchstes Kaliber. In der immerhin rund 5-stündigen TV-Fassung ist DER ZAUBERBERG ein mitunter anstrengendes, aber letzten Endes auch lohnendes Erlebnis. Besonders das merkwürdig affektierte Spiel des Hauptdarstellers Christoph Eichhorn verhindert weitgehend eine Identifikation mit seiner Figur und hält den Zuschauer letzten Endes auf Distanz. Über alle Zweifel erhaben ist dagegen die sinfonische Musik von Jürgen Knieper, bei der er sich an Mahler und Strauss orientierte. In den ersten Minuten gibt es einen langsamen Schwenk über die dämmerige, schweizer Berglandschaft, bis schließlich, von opernhafter Dramatik begleitet, das Sanatorium ins Bild rückt. Bereits hier wird die eigentümliche Atmosphäre, die bedrückende Morbidität dieses Ortes etabliert, der der zentrale Handlungsort der Geschichte ist. Auch später schwelgt Knieper gerne mal in tiefsten Basstönen, bis der Film (wie auch das Album) mit dem unerhört packenden KRIEG einen dramatischen Abschluß von seltener Intensität erfährt. Bisher hat es leider niemand für nötig gehalten, diese Filmmusikperle mal in Form einer CD aus der Versenkung zu holen. https://www.youtube.com/watch?v=OFGirLWJAB0
  12. Bei jedem hat´s irgendwann mal angefangen. STAR WARS, WINNETOU, JAMES BOND... die Liste der gerne genannten Initialzündungen ist lang und individuell. Ich persönlich habe kein spezielles Schlüsselerlebnis vorzuweisen; bei mir geht die Annährung an die Filmmusik-Liebhaberei bis in die Grundschulzeit zurück und war wohl ein eher natürlicher Prozess bin ich doch schon von Anfang an mit der Filmbegeisterung meines Vaters und seinem 35-mm-Heimkino aufgewachsen. Eine Kindheit zwischen Zelluloid und Projektionstechnik. Die musikalische Ausgestaltung all dieser wunderbaren Klassiker die damals auf drei Meter Breite auf die Leinwand an unserer Wohnzimmerwand projiziert wurden hat mich also maßgeblich beeinflußt, und schon sehr früh waren mir vor allem Namen wie Bernstein, Jarre und Goldsmith ein Begriff. Auch wenn es auf der einen Seite zunächst mal anspruchsvolle Kompositionen zu DIE 10 GEBOTE, LAWRENCE VON ARABIEN oder DER WIND UND DER LÖWE oder auch Morricones Western-Musiken waren, so haben andererseits die De-Angelis-Brüder mit ihren in der Pop- und Folk-Musik verankerten Klängen auf jeden Fall einen maßgeblichen Anteil daran, dass ich heute hier sitze und diesen ganz persönlichen Prolog schreibe. Und deshalb möchte ich den beiden diesen längst überfälligen eigenen Faden widmen, denn viele ihrer Melodien verfügen über einen größtmöglichen Wiedererkennungswert und sind nicht selten losgelöst vom Film zum Bestandteil der Popkultur geworden. Doch Guido & Maurizio De Angelis sind viel mehr als nur Hitlieferanten, und ihr Name ist fest mit dem italienischen Genre-Kino der 70er Jahre verbunden. "Guido ist mehr der Geschäftsmann, Maurizio ist ein Künstler - ein echter Künstler.Ich kann nicht sagen, wer der Bessere ist, Marlon Brando oder Al Pacino, das hängt auch immer vom Film ab. Maurizio ist sehr gut, beinahe auf dem Niveau von Morricone. Er fing mit Schlagern an. Er schrieb sie für Don Backy. Nette Lieder, aber eine ganz andere Welt. Aber er hat das Potenzial für ganz andere Leistungen..." -Sergio Sollima Unter den Filmen des Spencer-Hill-Duos ist ZWEI HIMMELHUNDE AUF DEM WEG ZUR HÖLLE mein Favorit. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen stehen die so typischen Klamauk- und Prügelszenen hier in einem sinnvollen Kontext zur Geschichte und werden auch nicht überstrapaziert. Zum anderen kommt hier, bei allem Humor, auch eine richtig schöne Abenteuerfilm-Atmosphäre rüber. Dies liegt nicht zuletzt an der bemerkenswerten, präzisen Kameraführung, die aus den authentisch anmutenden Dschungel-Settings und der sorgfältigen Ausstattung das Beste herausholt. Da sitzen beispielsweise die beiden Protagonisten Plata (Hill) und Salud (Spencer) in einem Transportflugzeug, das sie der Versicherungsprämie wegen zur Bruchlandung bringen wollen. Der Laderaum ist vollgestopft mit Gerümpel, Käfige mit flatterndem Federvieh rutschen von einer Ecke in die andere. Colizzi und sein Kameramann sezieren das Szenario mit einer solchen Hingabe, dass man als Zuschauer meint, den dampfenden Muff im Cockpit förmlich riechen zu können. Und auch auf der musikalischen Ebene stimmt hier alles. Die deutsche LP-Pressung von RCA (oben abgebildet) war damals eine meiner ersten eigenen Filmmusik-Errungenschaften, und der Titelsong FLYING THROUGH THE AIR muß niemandem vorgestellt werden. Mit einer so originellen wie humorvollen Orchestrierung und dem lässigen Rhythmus trifft er den Charakter des Films perfekt und war natürlich auch als Single-Auskopplung ein großer Erfolg. Entwaffnend sind auch die mit viel Samba-Flair ausgestatteten Instrumental-Versionen die immer wieder durch pfiffige Einfälle und schräge Instrumentierungskniffe erfreuen. So startet das Ensemble in SCAMBIO DI OPINIONI (Track 21 auf der CD) mit fröhlicher Verve um nach etwa einer Minute immer dezenter und leiser zu werden, bis die Melodie schließlich nur noch im Flüsterton vom Saxophon intoniert wird, als hätte zwischendurch jemand die Musiker dazu aufgefordert doch bitte die Mittagsruhe einzuhalten. PLATA AND SALUD ist das zweite Thema, das mehr den abenteuerlichen Aspekt betont, mit Streichorchester und Chor vor allem bei den Start- und Flugszenen eingesetzt wird. Mit Flöten und Gitarre orchestriert, trifft es aber auch ganz wunderbar den versponnen-friedlichen Charakter des alten Smaragdschürfers IL MATTO, der als Einsiedler in einer verwahrlosten Bretterbude haust und für einen wirklich rührenden und tragischen Moment verantwortlich ist: Da er noch nie die Stadt gesehen hat, wird er von Plata und Salud mitgenommen. Doch nach der Landung auf dem Flugplatz müssen sie feststellen, dass ihr Gast, von Freude und Aufregung überwältigt, die große Stadt nun doch nicht mehr aus der Nähe erleben wird, denn "Matto ist wieder aufgestiegen". Zusammen mit dem hinreißend traurigen Streicher-Gitarren-Arrangement des Themas treibt mir diese Szene auch heute noch das Wasser in die Augen. Eine ganz vortreffliche Filmmusik, ohne größeren Anspruch, doch originell und symphatisch. Dass das nicht selbstverständlich ist, wird deutlich, wenn man sich mal die späteren Filme von Spencer und Hill zu Gemüte führt, die von anderen Komponisten betreut wurden. Die Ergebnisse sind oft weit weniger überzeugend, und meiner Meinung nach ist Walter Rizzati mit DAS KROKODIL UND SEIN NILPFERD der Einzige, dem es gelungen ist, an Charisma und Originalität der De-Angelis-Scores heranzukommen.
  13. In dieser ausführlichen Form finde ich es aber schon ganz lehrreich, zeigt es mir doch, wie viele musikalische Feinheiten hinter diesem Begriff stecken. Die Beispiele sind anschaulich und ich meine auch das meiste davon verstanden zu haben. Schwierigkeiten habe ich vor allem beim First-Blood-Thema, deswegen muß ich da nochmal nachfragen: Der Kontrapunkt ist hier nicht in der Gitarrenbegleitung zu finden, sondern im Verhältnis der Trompete und der Streicher zueinander? Also die Trompete spielt weiterhin den A-Teil und die Streicher gleichzeitig eine neue Melodie (also den B-Teil des Themas)? Was mir überhaupt nicht einleuchtet ist dann diese Sache mit dem Bass. Wieso wird da gleich ein Kontrapünktchen draus wenn der mal für drei Sekunden etwas lauter und wieder leiser wird?
  14. Zuerst enthusiastisch zur Kenntnis genommen, dann auf dem kalten Boden der Realität gelandet. Da haben die doch tatsächlich diesen Score, eine Filmmusik aus den 50er Jahren zu einem poetischen Drama mit Marina Vlady, auf synthetischem Wege neu eingespielt. Allein die Hörbeispiele sind eine deprimierende Erfahrung, auch wenn da sicherlich eine Menge Sorgfalt und Arbeit drinsteckt, das will ich garnicht bestreiten. Aber so funktioniert das nicht. Zumindest enthält die CD aber auch die originalen EP-Tracks der WOLGASCHIFFER, und das macht sie dann doch wieder interessant.
  15. Schon vor einigen Jahren erschienen, aber erst jetzt für mich entdeckt. Ohne große Erwartungen gekauft, und nun doch so angenehm überrascht, dass ich ihn hier mal vorstellen möchte. Der Film MARTE DIO DELLA GUERRA von 1962 hat es nie in den deutschen Sprachraum geschafft. Er gehört zu jenen Peplums, die ihre Handlung mit SF- und Fantasy-Elementen anreicherten. Die Musik beginnt mit einem von Fanfaren eingeleiteten, ebenso epischen wie dramatischen Titelthema, bei dem ich mich ein wenig an Korngold oder auch an das Strauss´sche "Heldenleben" erinnert fühle. Es zieht sich in zahlreichen Varianten durch den Score und macht auch als Pastorale (z.B. Track 8) eine ganz wunderbare Figur. Daneben gibt es noch eine Vielzahl von thematischen Einfällen, mysteriöse Klänge, ätherische Chorsätze, ein weiteres pastorales (Liebes-?)Thema, Aggressives vom Blech für die Kampfszenen und ein schwelgerisches Finale, wie es ich für ein historisches Epos gehört. Erfreulich auch, dass Marinuzzi offenbar auf ein großzügig besetztes Orchester zugreifen konnte, was in dem Genre auch nicht unbedingt selbstverständlich war. Ein rund einstündiger Score, der auch noch durch seinen sauberen Stereo-Klang besticht, und mich fast durchgehend bei Laune gehalten hat.
  16. Historische Erzählungen: Drei weitere bemerkenswerte Fundstücke 1. Rolf Unkel: DES CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSEN ABENTEUERLICHER SIMPLIZISSIMUS (1975) Die skurrile Geschichte des einfältigen Simplex, der seinem bäuerlichen Elternhaus entrissen wird, einen gesellschaftlichen Aufstieg erfährt und sich am Ende freiwillig in die Abgeschiedenheit der Wälder zurückzieht, um dort wie der verstorbene Einsiedler, der ihn einst bei sich aufgenommen hat, sein Leben zu verbringen, wurde 1975 im Auftrag des ZDF in vier Teilen verfilmt. Rolf Unkel (1912-1990) ist einer der vielen, sang- und klanglos in Vergessenheit geratenen Komponisten, die die deutsche TV-Landschaft musikalisch bereichert haben. Seine SIMPLIZISSIMUS-Musik reicht von dramatisch-archaischen Klängen für den zeitgeschichtlichen Hintergrund (der 30-jährige Krieg) bis zur gramvollen Elegie. 2. Rudolf Gregor Knabl: DER EISERNE WEG (1984) Im 19. Jahrhundert verläßt der junge Veit Kolb sein bayerisches Heimatdorf. Sein Ziel heißt Amerika. Um sich die Überfahrt leisten zu können verdingt er sich zunächst als Waldarbeiter und landet schließlich bei der Eisenbahn, wo er unter üblen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen beim Streckenbau mithilft. Eine großartige, sehr autenthisch anmutende, 5-teilige Mini-Serie, die eine wunderbare, von Zither- und Streicherklängen dominierte Musik bekommen hat. 3. Rolf Wilhelm: DIE FÜNFTE JAHRESZEIT (1982) In neun Episoden wird generationsübergreifend das Leben der Familie Perwanger in einem tiroler Bergdorf geschildert, angefangen von 1880, über zwei Weltkriege bis zum wirtschaftlichen Aufschwung mit der Wintersportindustrie. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der soganannte Schneeschuh, der zunächst lediglich als zweckmäßiges Fortbewegungsmittel genutzt wurde, bis er in modernen Zeiten den Skitourismus begründete. Bis auf die letzten beiden Episoden wird diese wundervolle Serie von Rolf Wilhelm musikalisch betreut, und leider hat es bisher nichts von seinen Kompositionen hierzu auf Tonträger geschafft. Dabei wären die düster-romantischen, manchmal schwermütigen Themen unbedingt eine Entdeckung wert.
  17. Also zu dem Film habe ich ein zwispältiges Verhältnis. Damals in meiner Jugend war ich noch schwer begeistert. Später wurde ich u.a. durch die TV-Serie mit Jeremy Brett zum Sherlock-Holmes-Fan, und heute hat der Film mit seinem Spielberg-London für mich jeglichen Reiz verloren, da hilft nicht mal mehr der Kindheits-Bonus. Und tatsächlich ist es auch der Score, der mir bei der letzten Sichtung (vor ca. 15 Jahren) etwas sauer aufgestoßen ist, eben weil hier in den buntesten (Klang-)Farben jene Hollywood-Märchenwelt beschworen wird, die so gar nicht zu Doyles Detektiv-Charakter passen will. Das ist natürlich nicht die Schuld von Broughton, der sich lediglich der Inszenierung angepaßt hat, aber es ist wohl der Grund dafür, dass ich diesen Soundtrack noch nie besessen habe, bzw. hören wollte. Da sieht man mal wie man von einem negativen Bezug zu einem bestimmten Film in der Musikauswahl beeinflußt werden kann. Die Hörbeispiele gefallen mir aber sehr gut, und vielleicht besorge ich mir doch noch die CD. Ich muß halt nur die Erwartungshaltung an einen klassischen Holmes-Score loswerden...
  18. Eigentlich eine in erster Linie österreichische Literaturverfilmung, aber filmisch wie musikalisch zu gut um sie deshalb nicht auch mal zu erwähnen: Rolf Wilhelm: TARABAS Tarabas ist eine Joseph-Roth-Adaption des österreichischen Regisseurs Michael Kehlmann der mit sonorer Stimme auch als Chronist durch die Handlung führt. Erzählt wird die Lebensgeschichte des russisch-stämmigen Katholiken Tarabas, der nach seiner Rückkehr aus Amerika während der Kriegswirren in Europa bis zum Oberst befördert wird, aber schließlich an seiner eigenen Schuld zerbricht, die er im Laufe seines Lebens auf sich geladen hat, und als Landstreicher nach Vergebung sucht. Kehlmanns außerordentlich konzentrierte Inszenierung findet ihre Entsprechung in den großartigen darstellerischen Leistungen, allen voran natürlich Helmuth Lohner in der Titelrolle. Ein solcher Stoff verlangt auch nach einer anspruchsvollen Filmmusik, die dem hohen literarischen Niveau gewachsen ist. Und Rolf Wilhelm war ganz ohne Zweifel die richtige Wahl. Seine Partitur ist von rein sinfonischer Gestalt und das Hauptthema von epischem Charakter. Und dass die CD von Alhambra exzellent produziert worden ist, bedarf gerade hier im Forum wohl keiner besonderen Erwähnung. Die Booklet-Texte sind informativ und beschreiben die Musik sehr viel fachgerechter als ich dazu in der Lage wäre. Deshalb lediglich noch ein paar ergänzende Gedanken meinerseits: Beim AUFMARSCH DER TRUPPE fühlte ich mich in der Instrumentierung und dem gleichförmig-stampfenden Takt an Morricone erinnert. Es sind auch die pastoraleren Stücke wie MORGEN IM DORF UND MARIENWUNDER und ERINNERUNGEN, die besonders beeindruckend gelungen sind. In letzterem Track nimmt das Hauptthema einen stillen, wehmütigen Ton an. Eigentlich verwunderlich, dass Wilhelm dem Tarabas-Charakter ein Thema an die Seite stellt, das sowohl in seinen aufwühlenden wie auch in seinen schwermütigen Momenten die negativen Eigenschaften der Figur auszuklammern scheint. Immerhin hat man es als Zuschauer nicht leicht, dem jähzornigen, egoistischen und rücksichtslosen Tarabas irgendwelche Sympathien entgegenzubringen. Aber es funktioniert... Große Filmmusik für den kleinen Bildschirm, und eine unbedingte Empfehlung für alle, die sie noch nicht haben. Das gilt selbstverständlich auch für alle anderen CDs der Wilhelm-Edition, die mit HIOB, FLUCHT OHNE ENDE und RADETZKYMARSCH auch die Musiken zu Kehlmanns anderen drei Roth-Adaptionen enthalten. Die Filme sind allesamt auf DVD verfügbar und zeugen mal wieder von einer Zeit, in der dem Fernsehpublikum noch wirklich anspruchsvolle Stoffe zugemutet werden konnten.
  19. Francesco De Masi: LA BATTAGLIA D´INGHILTERRA Da ich eine große Vorliebe für Francesco De Masi hege, möchte ich hier mal auf seine exzellente Musik zu Enzo Castellaris STUKAS ÜBER LONDON von 1969 aufmerksam machen. Es ist meiner Meinung nach der singulär beste Kriegsfilmscore italienischer Herkunft überhaupt. Dem Film selber wird nicht zu Unrecht oft seine mangelnde Geschichtstreue angekreidet, aber es lag sicherlich nicht in Castellaris Absicht ein seriöses Drama auf die Leinwand zu bringen. Sein Schwerpunkt liegt auf aktionsreicher Abenteuerunterhaltung, die er um einige historische Eckdaten herum spinnt. Obwohl die Luftkämpfe zum Teil aus der Trickkiste und zum Teil aus der Wochenschau stammen, ist der betriebene Produktionsaufwand nicht gering, und die effektvolle Inszenierung hält mit extravaganter Kameraführung und vorzüglichen Actionszenen bei Laune. Da gibt es beispielsweise eine sehr intime Liebesszene zwischen Frederick Stafford und Ida Galli. Akustisch untermalt wird diese von fortwährenden Detonationsgeräuschen, da draußen gerade die Stadt bombadiert wird, und die im dunklen Zimmer stattfindende Zweisamkeit wird für den Zuschauer immer nur im aufblitzenden Explosionsfeuer sichtbar. Der Score ist in vollständiger Form auf CD erschienen und eröffnet mit einem genregerechten, von aggressiven Trommelrhythmen begleiteten Titelmarsch, gefolgt von zahlreichen, interessant und einfallsreich ausgestatteten Suspense- und Actionmotiven. So wird der Luftangriff auf einen Flüchtlingstrek von wuchtigen Percussion- und Blechakkorden und dramatisch aufjaulenden Streichern kommentiert (sehr eindrucksvoll in LA RITIRATA). Melodischere und sanftere Klänge schlägt De Masi für die erwähnte Beziehung zwischen Stafford und Galli in AMORE E GUERRA und dem in mehreren Variationen vertretenen FINE DI UNA VITA an. Wobei sich aber gerade der letztere zu ungeahnter Dramatik aufschwingt. Wenn die Streicher von dräuendem Unheil berichten und dazu ein seltsam frostiger Chor von apokalyptischen Zuständen kündet, dann ahnt man schon beim Lauschen, dass es mit der Liebe der beiden ein denkbar schlechtes Ende nimmt. Auch hier eine von Castellari grandios inszenierte Sequenz! Rauh, kantig und dramatisch steht LA BATTAGLIA D´INGHILTERRA der amerikanischen Filmmusik stilistisch viel näher als der italienischen. De Masi ist nicht an melodiösem Wohlklang oder vermarktbaren Melodien gelegen, sondern an einer professionell ausgearbeiteten und filmdienlichen Partitur, die im Nebeneffekt auch als Album funktioniert. Interessanterweise bekam dieser exzellente Score auf der LP-Veröffentlichung von BEAT RECORDS in den 80er Jahren lediglich eine Seite zugewiesen, und ich weiß noch, dass ich mich damals über die fehlende Titelmusik gewundert habe. Tatsächlich funktionieren die ausgewählten 15 Minuten auf dieser LP als autonome orchestrale Suite sehr gut. Wer möchte kann sich auf der CD die LP-Zusammenstellung wie folgt programmieren: 26-19-2-14-13-20-5-24-27. Randnotiz: Man beachte in der verlinkten Suite die auffallende Ähnlichkeit aus ESEGUIRE GLI ORDINI (etwa ab 07:20) zum Jedi-Thema von Williams:
  20. LES DEUX ORPHELINES VAMPIRES war 1997 Jean Rollins Rückkehr zum Vampirfilm. Louise (Alexandra Pic) und Henriette (Isabelle Teboul) sind zwei blinde, verwaiste Mädchen, die ein Leben im Heim in der Obhut von Nonnen verbringen. Unzertrennlich und stets zu zweit unterwegs, tasten sie sich tagsüber mit Blindenstöcken durch die Straßen. Nachts jedoch erwachen ihre vampirischen Instinkte. Sie sehen ihre Umwelt in blauem Dämmerlicht und gehen gemeinsam in der nächtlichen Stadt auf Beutezug. Rollins Umgang mit dem Thema entspricht natürlich auch in diesem Film wieder seinen ganz eigenen Regeln. Auch in seinem Spätwerk hat er nichts von seiner poetischen Kraft eingebüßt. Wenn seine Vampirmädchen zu nächtlicher Stunde Unterschlupf zwischen den verwitterten Grabmalen eines Friedhofs finden und rundherum die glatten Hochhausfassaden New Yorks in den Himmel ragen, dann erscheint dieser Friedhof mit einem Mal als ein harmonischer Rückzugsort, eine märchenhafte Twilight-Zone inmitten einer feindlichen, modernen und rationalen Umwelt, in die sie sich aber immer wieder hinauswagen müssen, um sich selber am Leben zu erhalten. Der Vampir, das übernatürliche Geschöpf der Nacht, als fragiles Wesen in einer feindseligen Umwelt. Diese Thematik habe ich selten, wahrscheinlich noch nie, überzeugender gesehen als hier. Auch sonst ist Rollins Werk vollgestopft mit surrealen Einfällen, die er in der für ihn so typischen Bildsprache umsetzt. Sei es nun der bizarre Gastauftritt von Brigitte Lahaie oder die imposante Fledermaus-Königin - das ist alles ganz wunderbar am Maintream vorbeiinszeniert. Auch ein Güterbahnhof (wiederkehrendes Motiv in seinen Filmen) wird hier zu einer Zwischenwelt, zu einem Ort übernatürlicher Begegnungen. Der Blaufilter, der dabei über den Nachtszenen liegt, gibt dem Geschehen einen noch entrückteren, traumwandlerischen Anstrich und erinnert sicherlich nicht zufällig an die blau eingefärbten Bilder der Stummfilmzeit. E Eine Soundtrack-CD hat es hierzu auch mal gegeben. 1997 als Beilage zum Bildband "Virgins and Vampires" erschienen. Philippe d´Aram war seinerzeit Rollins Haus- und Hofkomponist und hat für das Vampirmärchen eine passende und stimmungsvolle Musik geschaffen. Die Titelmusik beginnt mit sphärischen, synthetischen Chorälen und dem charakteristischen Klang der Glasharfe, woraus eine betörende Melodie entsteht, die den Hörer unmittelbar in Rollins eigenwillige Welt hineinzieht. Den knapp 40-minütigen Score dominieren düstere Klangfarben und melancholische Melodien. Da offenbar auf die Szenen komponiert wurde, finden sich mehrere kurze Spannungstracks auf der Scheibe, die für sich genommen nicht allzuviel hergeben. Hervorzuheben ist jedoch das knapp 6-minütige PHANTOMS IN NEW YORK. Der modernen Pop-Musik verpflichtet, aber ruhig dahinfliessend, mit zwilichtiger Synthie-Begleitung, hypnotisch und sehr eingängig. CIRCUS kommt dagegen als bizarrer Walzer mit wuchtigen, akzentuierenden Beckenschlägen daher. Eine Flöte setzt einen trübsinnigen Kontrapunkt zu den eher verspielten Klavierläufen in STATUES OF BLOOD. TOGETHER beginnt mit sanft-optimistischem Klavier um dann mit gramvollen Streicherklängen in eine wunderschöne Elegie überzugehen. Eingebettet zwischen D´Arams Musik findet sich ein mir ansonsten unbekanntes Musikstück namens REIS GLORIOS (im Abspann des Films EX GLORIOUS betitelt), dessen Interpretation einer Musikgruppe namens "Ars Antigua" zugeschrieben wird. Es fügt sich mit sphärischen Klangfarben und ätherischer Gesangsstimme wunderbar ins Gesamtbild ein und verfehlt auch im Film selbst seine Wirkung nicht. Was viele verschrecken wird, ist der Umstand, dass es sich hier um einen Synthesizer-Score handelt, möglicherweise ergänzt durch das ein oder andere akustische Instrument. Manch eine Streicherpassage klingt in der Tat etwas billig, und man hätte d´Arams doch sehr ansprechender Komposition ein höheres Budget gewünscht. Aber unterm Strich bleibt dies eine sehr feine, stimmungsvolle Musik, komponiert mit französischer Nonchalance und mit Sinn für die morbide Sinnlichkeit der Bilder eines wahren Film-Auteurs.
  21. Auch von mir vielen Dank an den Knochenkönig für die Erläuterungen! Wenn noch jemand etwas ergänzen möchte, immer gerne!
  22. Das trifft auch auf mich zu. Die BNO 4 steht ja bereits in den Startlöchern, und, ehrlich gesagt, es gibt zur Zeit nichts worauf ich mich mehr freue. Ostern wurde angepeilt, einen genauen Termin gibt es bisher nicht. Und das Beste: Carsten hat auch einen Live-Gig angekündigt! Egal wann, egal wo, egal wie teuer, ich werde dabeisein!!!
  23. Als schräges Unikat hat sich DIE BRUT DES BÖSEN inzwischen einen gewissen Status erarbeitet. Die "Edition Deutsche Vita" von Subkultur ist gewohnt makellos, der Film selber ist, und da beißt die Maus keinen Faden ab, der mit Abstand schwächste, der bisher in dieser feinen Reihe erschienen ist. Und das fällt gerade nach dem hammergeilen BLUTIGER FREITAG umso stärker auf. Der Soundtrack ist als separate Audio-CD mit an Bord und enthüllt, dass Herr Anders vielleicht doch lieber einen Filmmusik-Profi hätte engagieren sollen. Der Titelsong ist soweit noch ganz okey, der Rest des Scores macht es sich auf der Schnittstelle von Wah-Wah-Gitarren-Klischees der uninspirierten Art und Traumschiff-Kitsch bequem. Lalo Schifrin ist hier wirklich ganz weit weg.
  24. Aber bis zu einem gewissen Grad ist es dann doch Auslegungssache, wenn ich das richtig sehe? Der Begriff Americana wird ja doch i.d.R. in Zusammenhang mit sinfonischer Musik gebraucht, aber traditionelle, populäre amerikanische Musik wie Country, Blue Grass, Cajun, Dixieland, die Bürgerkriegs-Traditionals oder was es da sonst noch gibt, fallen dann auch in diesen Bereich? Oder konkret gefragt: Sind die Soundtracks von THE STING und ANATOMY OF A MURDER auch Americana? Und um nochmal auf den Main Title von WILD BUNCH zu kommen, da wäre ich mir jetzt nicht so sicher.
  25. Diese Frage beschäftigt mich eigentlich schon, seit ich diesen Begriff zum ersten Mal bewußt gelesen habe. Ich bilde mir ein, "Americana" auch ganz gut als solche erkennen zu können, aber ich beurteile es aus dem Bauch heraus, nicht weil ich es wirklich weiß. Es gibt einige Titel, wie THE BIG COUNTRY von Moross oder RED PONY von Copland, die gerne erwähnt werden, wenn es um besonders markante Beispiele dieser Musikgattung geht. Das ist für mich auch absolut nachvollziehbar, aber es tauchen trotzdem viele Fragen auf, die ich gerne hier mal näher erklärt bekommen würde. Nehmen wir mal die Titelmusik von BIG COUNTRY. Ja, die hört sich amerikanisch an, aber warum eigentlich? Nach meinem Verständnis hören sich die allermeisten US-Western nach "Americana" an, bei manchen bin ich aber nicht so sicher. Wie steht es z.B. mit dem Main Title von WILD BUNCH? Und welche Rolle spielt dabei die Instrumentierung? Wäre das BIG COUNTRY Thema immernoch Americana, wenn es jemand auf der Gitarre, oder von mir aus auch auf der Hammond-Orgel nachspielen würde? Ein Thema, das mir sehr gut gefällt ist die Titelmusik von ROADHOUSE von Michael Kamen. Klingt für mich auch sehr amerikanisch, allerdings hauptsächlich deshalb, weil dort diese bluesigen Mundharmonika- und Klavierklänge vorkommen. Ohne diese, also nur mit den Streichern und dem Horn, könnte man dieses Stück dann immernoch als Americana" bezeichnen? Ich lasse das jetzt erstmal so stehen, und harre der Antworten die da hoffentlich folgen. Alles weitere ergibt sich dann.
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