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LA GARCONNIERE erzählt die Geschichte eines Architekten, der seine Frau über einen längeren Zeitraum in einem extra zu diesem Zweck angemieteten Appartement mit einem jungen Fotomodell betrügt. Die Sache fliegt auf, die beiden Ehepartner finden wieder zueinander, doch ihre Beziehung wird nie wieder dieselbe sein. Nascimbene rückt diesem Beziehungsdrama mit einem kleinen, von Gianni Ferrio geleiteten Ensemble zuleibe, bestehend u.a. aus Trompete, Posaune, Flöte, Vibraphon, Orgel, Gitarre (akustisch und elektrisch), Cello, Schlagzeug. Ein ruhiger, jazziger Score, dem durchgehend eine melancholische Stimmung zu eigen ist. Die Bilder des Filmes sind schwarz-weiß, was auch exakt der Atmosphäre der Musik entspricht. Ein Farbfilm wäre hierzu jedenfalls nicht wirklich vorstellbar. Fast die gesamte Musik kreist um ein einziges Hauptthema, dessen häufige Verwendung zwar etwas repitiv ist, aber dank wechselnder Instrumentierung, variierender Stimmungen und eingeflochtener Kontrapunkte durchweg interessant und hörenswert bleibt. Besonders das Cello vermag hier ganz wunderbare Akzente zu setzen. Gelegentlich wird einem Solo-Instrument auch mehr Freiraum eingeräumt. Vor allem die Trompete darf sich auch schonmal aus den vorgegebenen Bahnen lösen und improvisatorisch tätig werden. Und zwischendurch wird in einem feinfühligen Intermezzo von Gitarre und Klarinette, fast unmerklich ein zweites Thema präsentiert.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Angus Gunn antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
BAD DAY AT BLACK ROCK - Eigentlich vertont Andre Previn hier fast ausschließlich Spannungsmomente. Das einzige Thema dieser Musik, eine nüchterne, die Beharrlichkeit des von Spencer Tracy gespielten Charakters wiedergebende, recht simple Tonfolge, durchzieht in mannigfaltigen Varianten den gesamten Score. Ausladende Melodien, schwelgerische Romantik oder gar imposante Westernmotivik sucht man hier vergebens. Es gibt kein Schurken-Thema, noch nichtmal eines für die niedliche Anne Francis, der einzigen Frauenfigur des Filmes. Previn bleibt ganz und gar bei der Hauptfigur, eröffnet den Film mit einem reißerisch-packenden Main Title, begleitet Spencer Tracys Außenseitertum unter feindseligen Fremden und geht dabei sehr sparsam zu Werke. Gerade mal 20 Minuten währt der komplette Score, der punktuell geschickt über die Laufzeit verteilt, und gerade deshalb so effektiv ist. Und in dieser Konzentration auf das Wesentliche liegt wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass Previns Musik auf CD trotz der relativ spröden Komposition einen sehr guten Eindruck macht. Es ist schon beeindruckend, welche Professionalität Previn in so jungen Jahren bereits an den Tag gelegt hat. In meinem CD-Player ist sie jedenfalls ein gern gesehener Gast, und der Film selber ist sowieso über alle Zweifel erhaben! -
Jüdische Folklore in der Filmmusik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Schöne Beiträge, Max! Philippe Sarde zähle ich zu meinen Lieblingskomponisten, aber LA VIE DEVANT SOI war mir tatsächlich noch unbekannt. Hier noch eine Ergänzung zum Thema: Karl Ernst Sasses 1977 entstandene Musik zum berühmten Stummfilm mit Paul Wegener. Zitat von Sasse aus dem Booklet: "Die dritte Ebene ist die Musik der jüdischen Gemeinde. Hier sind Modi verarbeitet, ebenso wie Motive aus dem Glaubenssatz und dem Lobgesang. Diese begleiten die Geschehnisse in der Synagoge, den Zug durch die Stadt usw..." Die Herausforderung diese jüdischen Motive herauszuhören ist nicht einfach zu meistern, da Sasse sie doch sehr homogen ins sinfonische Ganze einbettet und kaum auf die für diese Musikart typischen Orchestrierungen zurückgreift. Mitunter schwierige Partitur, aber lohnenswert und spannend. Hier ein Auszug: -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Gefällt mir. Ist denn SEDDOK generell zu empfehlen? -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Aus aktuellem Anlaß möchte ich noch eine Krimimusik dazwischenschieben. Beat Records legt Trovaiolis UNA MAGNUM SPECIAL PER TONY SAITTA wieder auf. War schon zu Vinyl-Zeiten eines meiner liebsten Krimi-Alben, und scheint in der jetzigen Neuauflage unverändert zu sein. Gott sei Dank, kann man da nur sagen, denn das 32-minütige Album läuft wie geschmiert durch und ist hochgradig unterhaltsam anzuhören, ohne einen einzigen überflüssigen Track. Der Film selber ist ein ruppiger Vertreter des Poliziotteschi-Genres mit spektakulären Actionszenen, Giallo-Elementen und DIRTY HARRY als klarem Stil-Vorbild. Armando Trovaioli (der sich anscheinend mal mit "i" und mal mit "j" schreibt) hat dazu einen mitreißenden, jazzig-funkigen Score mit Streichorchester geschrieben, der im Wesentlichen aus zwei Themen besteht. "Louise" ist ruhig und melancholisch, beginnt mit bluesiger Trompete, bevor dann die Streicher übernehmen. Alex-North-Fans könnten bei diesem Thema eventuell ein Deja Vu erleben... Das zweite Thema gehört dem von Stuart Whitman verkörperten Tony Saitta und ist mit sattem Blech, Streichern, funkigem Rhythmus und jazzigem Saxophon ein furioses Beispiel für melodisches Actionscoring. Es bleibt allerdings weitgehend starr und variationsarm. "Louise" bekommt dagegen die interessanten musikalischen Entwicklungen ab. Ihr Thema ist filmbedingt auch direkt mit dem hektischen, von Keyboard-Klängen geprägten Killer-Motiv verknüpft. Wer dem 70er-Jahre-Krimi-Sound zugetan ist, der sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen, denn es ist eines der besten seiner Art. -
Jüdische Folklore in der Filmmusik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
Ich kenne sonst kaum etwas von Eidelman, aber der Main Title von TRIUMPH OF THE SPIRIT ist wirklich grandios! -
Jüdische Folklore in der Filmmusik
Angus Gunn antwortete auf Angus Gunns Thema in Filmmusik Diskussion
The Going Up of David Lev. Auch wieder so ein Film, der komplett in der Versenkung verschwunden ist. Tolle Musik, da bin ich ganz deiner Meinung! An manchen Stellen wirft "Masada" hier schon seine Schatten voraus. Simon and the Oaks. Klingt wunderbar und ist mir zugegebenermaßen völlig unbekannt. Das liegt daran, dass ich mich kaum mit aktuellerer Filmmusik beschäftige. Mag etwas engstirnig sein, aber mit Frau Focks könnte man es ja mal versuchen... -
Wahrscheinlich der bekannteste Score von Nascimbene, dessen martialische, von tontechnisch manipulierten Hörnern vorgetragene Eröffnungsmelodie "Violences and rapes of the vikings" wohl auch jedem Filmfreund bekannt sein dürfte, der sich sonst nicht näher mit Filmmusik beschäftigt. "Regnar returns" kleidet dasselbe Thema in episch-pastolare Klänge von außerordentlicher Schönheit und Eleganz. Nach dem rauhbeinigen "Drunk Song" gibt es ätherisch-engelsgleiche Frauenstimmen in "Eric is rescued by Odin´s daughters", einem weiteren Höhepunkt des Scores, der auch das wunderschöne Liebesthema einführt, das mich doch sehr an "The Wishing Star" aus Waxmans TARAS BULBA erinnert. Dass Tony Curtis in beiden Filmen zugegen ist (und auch direkt mit dem jeweiligen Thema in Verbindung steht) wird wohl reiner Zufall sein... Es taucht erstmals in Track 3 auf, etwa ab der 4. Minute, oder auch in Track 5 "Eric and Morgana escape / Love Theme". Achtet mal darauf! Bis zum furiosen Chor-Finale gibt es dann noch eine Menge Dramatik und Schlachtengetümmel, von Franco Ferrara gewohnt kompetent geführt. Eine ganz prächtige, melodisch reichhaltige Filmmusik, in der Nascimbene seine Experimentierfreude zu Gunsten einer klassisch ausgearbeiteten Komposition weitgehend im Zaum hält. Der Film selbst enthält Passagen mit Musik des britischen Komponisten Gerard Schurmann, da Nascimbene nach Schurmanns eigener Aussage nicht in der Lage war, die gewünschte Aktionsmusik zu schreiben. Nun, er war halt Italiener und wurde entsprechend musikalisch anders sozialisiert, als seine britischen oder amerikanischen Kollegen, und es spricht eher für ihn, dass er sich stilistisch nicht so ohne weiteres verbiegen ließ, und seinem Personalstil treu blieb, den ich an ihm so schätze. Das wäre zumindest meine bescheidene Meinung dazu. Ein ganz anderes Problem stellt der Soundtrack selber dar. Obwohl mit "newly remastered" beworben, leidet die CD von Legend (und bei anderen Veröffentlichungen wird es wohl ähnlich sein) unter einem sehr uneinheitlichen Klangbild. Da folgen Tracks von sehr ordentlicher Tonqualität auf Tracks, die mit sehr dumpfem und mulmigem Klangbild leider das Hörerlebnis empfindlich stören. Hier bedarf es dringend einer Überarbeitung. Mein Wunsch wäre, dass sich nochmal ein engagiertes Label dieses Scores annimmt und die besten verfügbaren Tonquellen mit den heutigen Mitteln sorgfältig restauriert (was im übrigen auch für "Barabbas" gilt). Ob das möglich ist, weiß ich nicht, aber in der jetzigen Form ist THE VIKINGS jedenfalls leider ein unbefriedigendes Erlebnis.
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Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Aber genau das ist doch der Punkt! Die Musik paßt ganz hervorragend zum Film, der eben dieses archaische, rauhbeinige Völkchen zum Thema hat, und Schauwerte im Sinne antiker, römischer Prachtstädte gibt es hier ja nicht, sondern schräge Maskierungen, holzige Hütten, rohe Kampfszenen und robuste Grausamkeiten. Da ist eine derart unbequeme Musikuntermalung schon naheliegend. Sicher, man hätte auch einen anderen musikalischen Ansatz wählen können, aber so wie Canfora es angegangen ist, war er damit erfolgreich. Was anderes könnte ich nicht behaupten, ohne ihm Unrecht zu tun. Einen Vergleich mit Nascimbene und Fusco zu ziehen, kann man machen, ist aber schon etwas unfair, da die beiden tatsächlich in einer anderen Liga spielen. Aber im Rahmen seiner Möglichkeiten war das schon trefflich musiziert. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Aha, ganz offensichtlich also eine sehr kontroverse CD. Möglicherweise ein Kandidat aus der Kategorie "entweder man mag oder man haßt ihn", aber das war ja vorauszusehen. Gibt´s noch mehr Meinungen dazu? -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Diesen hier würde ich gerne noch einwerfen. Bruno Canfora hat es hier mit einem ähnlich kleinen Orchester zu tun wie weiter oben Maestro Giombini, doch geht Canfora meiner Ansicht nach geschickter damit um. Er konzentriert sich auf Percussions, Blech und Holzbläser, alles in hörbar kleiner Besetzung, und die Streicher freuen sich über einen freien Tag. Der Score ist rauh und spröde im positiven Sinne, im Stil der russischen Schule a la Strawinski gehalten, durchzogen von aggressiven Clustern, gewagten Disharmonien und wildem, blechgepanzertem Kampfgetümmel (Track 10!). Selbst friedliche Momente sind mit einem oder zwei Holzbläsern äußerst karg gehalten, von schroffer Urwüchsigkeit und von spätromantischem Pathos weit entfernt. Das instrumentale Arrangement ist so geschickt ausgeführt, dass die begrenzte Besetzung nicht weiter auffällt, sondern, im Gegenteil der unsentimentalen Komposition sogar noch entgegenkommt. Gerade hierzu würden mich andere Meinungen interessieren, da ich mir vorstellen kann, dass diese Musik kontrovers aufgenommen wird. -
Gerade erstmals erschienen: Die Musik zur dreiteiligen Joseph-Conrad-Verfilmung von 1979. Nach den Hörbeispielen, die Kronos auf ihrer Seite bereitgestellt haben, war bei mir erstmal Skepsis angesagt. Ich vermutete so etwas wie "Bhovani Junction" von Miklos Rozsa, ein Score der wenig mehr war als exotische Hintergrund-Berieselung. Doch REITTO DELLE ISOLE ist ein anderes Kaliber. Dies zu verdeutlichen ist nicht einfach. Das Ensemble besteht u.a. aus Sitar, Santur (einem Verwandten des Hackbretts) und Tabla und entwirft Stimmungsbilder, die weit über vordergründige Ambiente-Untermalung hinausgehen. Die CD eröffnet mit den rauhen Klängen eines Streichinstruments (möglicherweise eine chinesische Erhu?) fernab von weichgespühlter Konzertsaalakustik. Danach folgt der einsame, traurige Gesang eines Kindes ("Funerale"), dem Nascimbene naturalistische Wassergeräusche unterlegt. Als würde eine Hand mit sanftem Schwung in Wasser eintauchen und wieder hochkommen, wiederholt sich dieser Effekt die gesamten drei Minuten kontinuierlich, so dass daraus ein Art Rhythmus entsteht. Hervorzuheben ist außerdem Track 5 ("Angoscia") in dem Nascimbene mit leisen gezupften Klängen und einer Bambusflöte (letztere Angabe ohne Gewähr) ein hypnotisches Klanggespinst schafft. Unterlegt ist das ganze Stück mit einem durchgehenden, gleichbleibenden Ton, der dem Hörer unterschwellig vermittelt, dass hier nicht alles so harmonisch verläuft, wie es den Anschein hat. Dramatik auf ganz subtile Weise. Die CD endet mit dem 8-minütigen "Notturno", das wiederum sehr unaufdringlich eine fremdartige, mystische Stimmung erzeugt, seine Tonhöhe zum Ende hin kontinuierlich steigert und damit einen eigentümlich-beunruhigenden Unterton erzielt. Eine Musik, auf die man sich einlassen muß, in die man eintauchen kann, die über bloße Folklorismen hinaus dramatische Tiefe erzielt, ohne dabei auf westliche Hörgewohnheiten Rücksicht zu nehmen. Insofern ist sie ein direkter Verwandter von GLI ATTI DEGLI APOSTOLI und im Vergleich zu dem, was man sich im heutigen Mainstream unter ethnischer Musik so vorstellt, eine wahre Frischzellenkur. Allerdings bezweifle ich, dass sie viele Freunde finden wird.
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42/52 THE SEA HAWK by Erich Wolfgang Korngold
Angus Gunn antwortete auf Markus Wippels Thema in Markus' Filmmusik-Kalender
Was soll man da noch sagen? The Sea Hawk ist nicht kritisierbar. Die Gerhardt-Einspielung ist brillant, gar keine Frage, aber mein persönlicher Favorit ist das Kojian-Album. Hängt sicher auch damit zusammen, dass ich damals diese Fassung als erstes kennengelernt habe. Gerhardt fügte hier und da was hinzu, um manchen Stücken noch eine Coda mitzugeben, z.B. bei "Shores of Dover", die in der eigentlichen Filmversion so nicht vorhanden waren. Allein deshalb ist die Gerhardt-Fassung eine unverzichtbare Ergänzung. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Vorweg: Es gibt da einen Wikingerfilm namens "Eine handvoll blanker Messer" von Mario Bava. Zu diesem Film hat Marcello Giombini ein großartiges Hauptthema mit einfacher, aber wirkungsvoller Harmonik und eingängiger Melodie geschrieben. Dieses Thema hat sich mir seit Jahren im Gedächtnis festgesetzt, eine Soundtrack-Veröffentlichung hierzu steht jedoch noch aus. Mit dem Erwerb von I SETTE GLADIATORI habe ich auf etwas Vergleichbares gehofft - und es auch tatsächlich bekommen! Auch hier gibt es ein heroisches Heldenthema, das zwar qualitativ nicht mit dem von "Handvoll blanker Messer" mithalten kann, aber doch auf ähnliche Weise ins Ohr geht und gut nachpfeifbar ist. Das muß es auch sein, denn die Helden dieses netten Peplum-Abenteuers verständigen sich in brenzligen Situationen untereinander, indem sie sich die Akkorde ihres eigenen Themas gegenseitig zupfeifen! In der 6-minütigen Titelmusik wird dieses Hauptthema gelungen eingeführt: Es beginnt mit leiser Suspense-Untermalung, in die dann hier und da Fragmente des Themas eingestreut werden, bis es schließlich in voller Länge ausgespielt wird. Ein netter Einstieg, und zur Abwechslung mal ohne die im Genre bevorzugten "Schmädderätäng"-Overtüren. Das zweite wichtige Motiv ist das "Tema d´Amore". Dieses trägt mit seinen erhabenen Hörnern eine gewisse schicksalhafte Schwere in sich und dürfte der kompositorisch gelungenste Teil dieser Filmmusik sein. Außerdem gibt es ein exotisches Tänzchen, massig mulmige Spannungsmusik, Grobschlächtiges für die Kampfszenen und hier und da auch mal eine römische Fanfare. Auf ein 90-minütiges Album ausgewalzt ist das natürlich viel zu viel, auch wenn Giombini kontinuierlich mit netten Varianten des Helden-Themas zu überraschen weiß. Ein weiterer Schwachpunkt ist das doch reichlich reduzierte Orchester, das dem Komponisten zur Verfügung stand. Da fehlt es an allen Ecken an Klangfülle, und wenn dramatische Wucht vermittelt werden soll, dann betritt der Mann an der Pauke (der Pauker?) die Bühne, denn so ein Paukenschlag klingt schließlich immer irgendwie episch, besonders wenn dann noch die handvoll Blechbläser die tiefen Töne dazu anstimmt. Wer Monumentales sucht, der ist hier also falsch. Giombini betont das Abenteuerliche und muß sich mit den begrenzten Mitteln eines sehr überschaubaren Ensembles herumschlagen. Den Einfallsreichtum seiner besten Scores (Sabata) erreicht er leider nicht im Ansatz und somit kann ich unterm Strich auch keine Empfehlung aussprechen. Ein Fehlkauf war es aber auch nicht, dazu ist das Hauptthema in all seinen Ausprägungen doch zu knuffig und das Liebesthema zu schön, und deshalb bekommt auch diese CD ihren Platz bei mir im Regal zugewiesen. Noch ein Hinweis: Auf der Seite von Digitmovies gibt es eine Hörprobe, die zumindest mal das Tema d´Amore anklingen läßt. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Paolo Vasile: IL GIORNO DEL COBRA "It´s coming soon the day of the cobra, and there´s no time to get away", verkündet der Titelsong dieses soliden, unterhaltsamen Actionkrimis von Enzo Castellari. Mit den Lyrics hat man sich hier mehr Mühe gegeben als man es von italienischen B-Movie-Songs sonst gewohnt ist, auch wenn die Charaktereigenschaften, die der Titelfigur (Deckname Cobra) hier zugeschrieben werden, schon etwas dick aufgetragen sind. "I never needed help from nobody, how could I trust them anyway..." Ja, Franco Neros Privatdetektiv ist auf sich allein gestellt, und schreibt auch gerne mal die Kontaktdaten von Klienten beim Kochen an die verrusten Kacheln über dem Herd in seiner schmuddeligen Junggesellenbude. Der Song DAY OF THE COBRA ist eine perfekte, eingängige Eröffnungsnummer, mit lässigen Beats, lakonischen Saxophoneinschüben und synthetischer Unterstützung. Bereits hier sind dramaturgisch geschickte Instrumentierungskniffe zu bemerken, die dem Song neben seiner schlichten Funktion als Titelmusik auch die Eigenschaften einer begleitenden, dramatischen Filmmusik verleihen. Der Score selber macht viel Freude, ist ganz klar in den 70er Jahren verwurzelt, wobei aber auch die 80er ihre Schatten vorauswerfen. Das Ensemble besteht vornehmlich aus Percussion, bluesigen Trompeten und Synthetischem. Ein Großteil der Komposition dient der Untermalung von Spannungs- und Actionszenen, doch ist Vasile ein Komponist, der sich nicht auf den gängigen Suspense-Floskeln ausruht und viel Gespühr für filmische Dramaturgie beweist. Ausgehend vom Cobra-Thema, stattet er Franco Neros turbulente Ermittlungen mit immer neuen, musikalischen Wendungen aus, dass es für den geneigten Hörer über die gesamte Laufzeit spannend bleibt. Lediglich das Thema für die Beziehung zu seinem kleinen Sohn fällt etwas aus dem Rahmen. Mit Synthesizer, etwas Föte und Gitarre klingt es wie etwas, was Karel Svoboda für die Biene Maja hätte schreiben können und droht schon ein wenig in Schlager-Gefilde aufzudriften. Gerade in "Remember" und "Tim" fällt es daher etwas kitschig aus, in "Encounter" ist es dagegen zurückhaltender orchestriert und stimmiger. Außerdem gibt es noch eine mitreißende (und schnellere) alternative Fassung von DAY OF THE COBRA, die im Film als Abspannmusik dient, und ein gut geöltes Disco-Instrumental-Stück names "Upstairs". Paolo Vasile hat seine Filmmusikkarriere nach nur einer handvoll Produktionen aufgegeben und ist heute erfolgreicher TV-Produzent. Sein "Cobra"-Score wurde seinerzeit von Cinevox auf schuldiges Vinyl gepreßt und wird all jenen gefallen, die einen bodenständigen, einfallsreichen Krimiscore mit Zeitkolorit zu schätzen wissen. Sammler, die nur klassische Orchester-Scores gelten lassen, werden hiermit freilich nicht viel anfangen können. Eine CD dieser Musik wäre zu begrüßen. Aber wenn, dann bitte auch mit der Filmversion des Titelsongs. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Ich hatte ja schonmal meine Bewunderung für diese Musik beschrieben. Dass die Orchestrierung zu schmal ausgefallen ist habe ich irgendwie nie so empfunden, mag aber sein. Für mich ist es nicht nur Savinas Bester, sondern sicherlich auch eine der besten Italowesternsoundtracks überhaupt. Ist das wirklich so? Hast du das irgendwo nachgelesen, oder einfach durch Hinhören herausgefunden? Wär ich nie drauf gekommen, dass da kein Dudelsack spielt. Woran macht man sowas fest? -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Das mache ich aber auch so, und es sollte sich niemand davon abhalten lassen, hier eifrig mitzuschreiben, bloß weil man der eigenen Sachkompetenz nicht traut. Ich selbst bin musikalisch auch blutiger Laie und schreibe einfach drauflos, basierend auf den Erkenntnissen, die ich im Laufe der Sammler-Jahre hier und da so aufgeschnappt habe. Und wo das Fachwissen versagt, helfe ich mir mit Umschreibungen weiter. Irgendwie geht das schon. Und es ist ja auch schön zu sehen, dass auch andere mitlesen, und dieser ganze Faden nicht nur für drei Leutchen gemacht ist. Anderes Thema: Kann hier vielleicht irgendwer was zu GIGANTE DI METROPOLIS von Trovajoli sagen? Den Hörbeispielen bei Kronos nach, geht der zwar stilistisch in die selbe Richtung wie ERCOLE AL CENTRO DELLA TERRA, es gibt allerdings auch sehr schöne, pastorale Momente darin. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Nur dröges Suspensegetrommel... na, da steht mir ja einiges bevor... Sind mir beide auch nicht bekannt. Habe den GLADIATORE INVINCIBILE gerade mal angespielt. Es ist natürlich etwas unfair, aufgrund des leiernden Gescheppers, was da bei YT zu hören ist, gleich die ganze Musik beurteilen zu wollen, aber besonders toll kam mir das jetzt auch nicht vor. SETTE A TEBE liebäugel ich schon lange mit, hatte den aber schon wieder ganz vergessen. -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
Da bin ich aber froh, dass du das auch so siehst! Ich finde den auch richtig klasse, aber ich könnte mir vorstellen, dass er nicht jedermanns Geschmack trifft. Ich hatte mal die alte RCA-CD, und selbst in deren Booklet fanden sich kritische Ammerkungen zum Score. Ortolani wolle um jeden Preis originell sein, oder "...too jazzy to be a believable Western Score" stand da zu lesen. Ich kann es nicht mehr wörtlich zitieren, aber es war schon ungewöhnlich im Booklet selbst solche kritischen Anmerkungen vorzufinden. -
Wer schrieb tolle Scores zu trashigen Filmen?
Angus Gunn antwortete auf Steses Thema in Komponisten Diskussion
Ruhig Blut... Das war mehr so beiläufig hingeschrieben, aber ich kann´s gerne mal erläutern. Mit "öde" meinte ich natürlich ausschließlich den Film, das sollte klar sein. Und ja, mit dem kann ich nichts anfangen, obwohl ich Western sonst sehr zugetan bin. Der Film bombadiert uns mit Klischees, dass es nur so qualmt, führt zig Figuren ein, von denen keine ein auch nur ein halbwegs interessantes Profil erhält. Dazu ist er auch noch sehr glatt und sauber inszeniert, dass er noch nichtmal mit Skurrilität oder Charme punkten kann (wie mancher Italo-B-Western). Ich weiß noch, dass ich an dem Abend zuvor ein Western-Doppelprogramm geschaut habe mit Silverado und Bravados. Und da ist mir Silverado halt im direkten Vergleich um so negativer aufgefallen. Und da finde ich es schon bemerkenswert, was Broughton da für eine Energie reingesteckt hat. Natürlich letzten Endes eine Geschmacksfrage. -
The Vengeance Of She Der zweite von insgesamt vier Filmscores, die der italienische Maestro für die britischen Hammer-Studios anfertigte, teilt sich die Soundtrack-CD mit James Bernards Musik zum Vorgänger SHE. Nascimbene nimmt jedoch keinerlei Bezug auf die Musik seines britischen Kollegen, sondern kreiert neue Themen und bleibt freilich auch seiner eigenen Klangsprache treu. Der Film beginnt mit dem melancholischen Titelsong, der von Bob Fields im Falsettgesang interpretiert wird, und der bereits die Stimmung des gesamten Scores vorgibt. Ja, es sind entrückte, teils hypnotische, mitunter eigenwillig orchestrierte Klänge, mit denen Nascimbene dem gesamten Film seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Zwei Themen durchziehen den Score: Das (von mir so genannte) Ayesha-Thema, das im erwähnten Titelsong eingeführt wird, und das Kuma-Thema (ebenfalls von mir so benannt), ein wunderschönes, orientalisches Märchenthema, irgendwie im Geiste von Rimsky Korsakovs Scheherazade gehalten, und doch ganz eigenwillig in der Ausgestaltung. Anfangs noch mit Jazz-Elementen hantierend, verschwinden diese sehr rasch, als sich die Handlung immer mehr in Ayeshas Visionen und Erinnerungen verliert. Orgelklänge und Chor künden von religiösen Zeremonien, doch wirklich dramatisch packend wird es selten, und auf eine Laufzeit von fast 40 Minuten vermag der Score den ein oder anderen Durchhänger nicht zu vermeiden. Besondere Anspieltipps neben dem Titelsong sind: der vierminütige Track "Searching for Carol", in dem das "Kuma"-Thema seine schönste Ausprägung mit flächigen Streichern, gefühlvollen Holzbläsern und Harfenakkorden erfährt, und das grandiose "Destruction of Kuma", das endlich die Klangfülle des (nicht sehr großen) Orchesters voll ausschöpft und ein Musterbeispiel für nascimbene´sche Epen-Musik ist. Nach den kurzen, versöhnlichen End Credits gibt es noch eine laszive, im Film ungenutzte Cocktail-Jazz-Version des Haupthemas. Ein trotz einiger Schwächen empfehlenswerter Score von eigenwilliger Schönheit, der aber sicherlich nicht zu den größten Würfen des Meisters zu zählen ist.
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La-La Land Records: Henry Mancini - THE GREAT RACE
Angus Gunn antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Mit der Meinung stehst du nicht alleine da! -
Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre
Angus Gunn antwortete auf Mephistos Thema in Filmmusik Diskussion
BANDIDOS kenne ich bisher noch gar nicht, und das liegt einzig und allein an dem Label "Mask", das für mich immer so ein obskurer Bootleg-Laden war, der mäßig klingende Vinyl-Überspielungen auf CD presst (siehe "King Kong"). Deshalb habe ich immer die Finger von der CD gelassen. Und hätte noch zwei Fragen dazu: Ist die Tonqualität denn soweit in Ordnung? Und ist denn auch der von Nico Fidenco gesungene Song mit drauf? -
Wie ich festgestellt habe, wurde Mario Nascimbene in diesem Forum bisher doch mehr als stiefmütterlich behandelt. Dabei hat der überaus experimentierfreudige Komponist ein reichhaltiges musikalisches Erbe hinterlassen, das zwar noch nicht erschöpfend diskografisch aufgearbeitet wurde, aber gerade in den letzten Jahren doch durch Label wie Digitmovies, Kronos, oder Quartet um willkommene Editionen ergänzt wurde. Beginnen möchte ich hier mit einer schon in den 90er Jahren auf CD veröffentlichten Musik, die vielleicht dem ein oder anderen noch unbekannt sein dürfte. Die Geschichte der Apostel lautet der deutsche Titel dieses TV-Vierteilers aus dem Jahre 1969. Und der Name des Regisseurs Roberto Rosselini, einem der Stützpfeiler des italienischen Neo-Realismus, läßt bereits erahnen, dass wir es hier nicht mit einem profanen Peplum-Abenteuer zu tun haben. Leider habe ich diese Serie niemals gesehen, aber den Beschreibungen nach behandelt Rosselini die biblische Apostelgeschichte in einer dem Neo-Realismus ähnlichen, teils wie improvisiert wirkenden Ästhetik, mit karger Ausstattung und naturalistischen Schauplätzen. Große, epische Orchesterthemen sind in dieser Umgebung freilich fehl am Platz. Nascimbene fügt sich ganz in den zeitgeschichtlichen Kontext und konzipierte eine Musik, wie sie auch tatsächlich in der Antike geklungen haben könnte. Sehr karg, meist nur von einer solistischen Flötenstimme getragen, die schwer zu erfassende, fremdländisch klingende Melodien und Motive intoniert, und doch harmonisch und fesselnd. In "Musica Folk Moderata" gibt es Sitar- und Percussioneinsätze, in "Arpe Nel Tempo" schwermütig-einlullende Harfenklänge, und eine wortlose, weibliche Gesangsstimme in den Anfangs- und Schlußtiteln. Mittels der von ihm entwickelten Mixerama-Technik fügt Nascimbene den meisten Tracks ein undefinierbares, archaisch anmutendes Hintergrundrauschen oder -grummeln hinzu, und während der Vorspanntitel sogar auf diese Weise imitiertes Grillengezirp. Das alles ergibt ein geradezu hypnotisches, faszinierendes Klangerlebnis, das darüberhinaus auch noch in sehr guter Tonqualität präsentiert wird. Allerdings, und das darf nicht verschwiegen werden, ist die CD-Edition von CAM nicht unproblematisch. Mehr als die Hälfte der Tracks sind mit Monologen und Dialogen aus dem Film versetzt. Der merkwürdig theatralische Sprachduktus der Akteure vermittelt dabei durchaus eine gewisse Atmosphäre in Verbindung mit Nascimbenes Musik, allerdings sind italienische Sprachkenntnisse dabei von Vorteil. Da ich diese leider nicht habe, sind die Dialog-Tracks für mich nur von mäßigem Interesse. Dies sollte aber den interessierten Filmmusik-Freund mit Sinn für nicht alltägliche Kompositionen keineswegs abschrecken, denn insgesamt sind es immerhin ca. 17 dialogfreie Minuten, die auch sämtliche essenziellen Teile des Scores beinhalten. Bleibt noch zu wünschen, dass diese Musik irgendwann doch mal in ihrer reinen Form erscheinen wird, vielleicht sogar mit dem bisher völlig unveröffentlichten Nascimbene-Score zum Nachfolge-Projekt IL MESSIA. Und eine deutschsprachige DVD sollte in Zeiten solch wunderbarer Label wie Pidax und Fernsehjuwelen ebenfalls machbar sein...