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Soundtrack Board

Angus Gunn

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Alle Inhalte von Angus Gunn

  1. Wild, sinnlich, eigenwillig, einzigartig, faszinierend. Diese Vokabeln fallen mir spontan ein, wenn ich die Filme des französischen Regisseurs Jean Rollin beschreiben soll. Und wenn ich daran denke, wie viele Hebel ich seinerzeit in den 90er Jahren in Bewegung gesetzt habe, um an obskure, ausländische Videofassungen seiner Filme zu kommen... Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass diese vermeintlich unvermarktbaren Werke jemals in solch aufwendigen Heimkino-Auswertungen erscheinen würden, wie es heute der Fall ist. Die CD von Lucertola traf damals durchaus eine Mitschuld an meiner Neugier und Begeisterung für diesen Ausnahme-Regisseur. Die fünf vorgestellten Soundtracks auf diesem Sampler transportieren die eingetümliche Stimmung von Rollins Bildern perfekt. In "Frisson des Vampires" treffen die an Stummfilm-Ästhetik erinnernden Bilder von Gruften und Grabsteinen im Gegenlicht, von Vampir-Mädchen mit Kerzenleuchtern auf schmuddeligen Progressiv-Rock der Gruppe Acanthus. Aber dennoch melodisch und mit Struktur. Sieben Tracks gibt´s davon zu hören. Für "La Rose de Fer", einen der visuell schönsten Filme aller Zeiten (und das ist keine Übertreibung!), komponierte Pierre Raph einen minimalistischen, melancholischen Score mit Stimm- und Echoeffekten. Gerade die kurzen ersten Tracks, von Klavier und E-Gitarre intoniert, entfalten eine große suggestive Kraft, wenn Rollins Handkamera die trostlos-fauligen Ecken einer namenlosen Stadt ablichtet, oder wenn sich ein Liebespaar auf einer Lok (!) im Morgendunst zu den Anfangstiteln in den Armen liegt. Mit gerade mal knappen 10 Minuten ein sehr kurzer Score, der damit allerdings komplett ist. Jedenfalls ist mir im Film keine weitere Musik aufgefallen. Die letzten drei stammen von Philippe d´Aram und haben einiges zu bieten: "Fascination" leitet mit einem Chororgel-Arrangement, dass sehr an die Popol-Vuh-Musik zu "Aguirre" erinnert, ein. Gefolgt von einem gespenstisch-morbiden Walzer. Bass und Spinett tragen eine düstere Elegie in "La Morte Vivante" vor. Die 18 Minuten "Perdues dans New York" schließlich erinnern an die Synthie-Ensemble-Musik, die Maurice Jarre in den 80ern gerne komponiert hat. Manches klingt wie aus einem Actiondrama jener Dekade, und kann auch Hören empfohlen werden, die organisch gewachsene, in sich geschlossene Scores bevorzugen und den Klängen der 80er nicht abgeneigt sind. Das trifft sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber das filmlische Oeuvre von Jean Rollin ist mit diesem Querschnitt schon sehr gut musikalisch erfaßt. Es fehlt nun eigentlich nur noch D´Arams traumhafte Komposition zu "Fiancee de Dracula". Das Schlußthema wird keiner so schnell vergessen, der diesen Film mal gesehen hat. Alles in allem eine wunderschöne, mit Herzblut produzierte CD, die den späteren Ausgaben von FindersKeepers, die freilich auch ihre Qualitäten haben, vorzuziehen ist.
  2. Zur Tonqualität des Barry-Scores: Ja, er klingt im Vergleich zum Prometheus-Album jetzt ausgewogener und transparenter. Dennoch ist es immernoch Mono mit leichtem Grundrauschen und einem allgemein recht dünnen Klangbild. Der Shire-Score ist sehr interessant und für mich der Hauptgrund dieser CD-Anschaffung. Ihn zu beschreiben fällt mir allerdings schwer, daher zitiere ich mal den Meister selbst: "The movie was so bizarre ... really, really strange. So I was trying to capture that kind of strangeness in the music." Er wählt dafür einen fast kammermusikalischen Ansatz, ähnlich wie bei "The Godchild". Gelegentlich gibt es melodische Abstecher in Folkmusic-Gefilde (vor allem in Track 27) und ein interessantes Gitarren-Klaviermotiv mit leicht rockigem Anstrich in Track 22. Ansonsten dominieren Holzbläser, oft solistisch eingesetzt, diesen seltsamen, aber überaus hörenswerten Score, der auch vor abstrakten Klanggebilden nicht zurückschreckt.
  3. Kein Trash, aber sehr öde: SILVERADO. An Broughton liegt´s freilich nicht!
  4. The Magnificent Seven gehört seit meiner Jugend zu meinen Lieblingen, aber warum hast du das Ryko-Album der LP-Aufnahmen nicht in die Abstimmung mit aufgenommen? Dieses wäre nämlich mein Favorit. Auch wenn es mit dem Titel des Sequels überschrieben ist, so ist dieser Soundtrack ja irgendwie auf beide Filme zutreffend (und ich weiß noch wie mich das früher verwirrt hat). Das Album bietet 34 Minuten Highlights ohne jeglichen Durchhänger, ist in wunderbarem Stereoklang gemastered und besitzt dennoch jene nostalgische Patina, die einer 50 Jahre alten Aufnahme anhaftet, was ich sehr mag. Als Höralbum funktioniert das für mich besser als alle anderen Fassungen.
  5. "Americana" war und ist für mich immer so ein schwammiger Begriff gewesen. Ich habe nie so richtig kapiert, was alles unter diese Bezeichnung fällt, bzw. welche Kriterien erfüllt sein sollten, um ein Musikstück dem "Americana"-Genre zuordenen zu können. Spontan fällt mir ein: "Jeremiah Johnson" von John Rubinstein und das Haupthema von "Road House" (Michael Kamen) gefallen mir sehr gut. Zumindest nach meinem Verständnis sollten die zur Americana gehören...
  6. Giuseppe Becce: Das Cabinet des Dr. Caligari Weil ich mir gerade die phantastisch restaurierte Fassung auf der DVD von Transit Film angesehen habe. Die dort verwendete Musik hat mir eigentlich sehr gut gefallen, doch ist die Musikfassung auf dieser CD meiner Ansicht nach unerreicht. In Ermangelung der Originalpartitur (mit Ausnahme von wenigen historisch verbürgten Fragmenten) von Giuseppe Becce hat man eine neue Musik aus dem Fundus von Becces Kinowerken zusammengestellt, dem Film angeglichen und miteinander verknüpft. Das Ergebnis macht einen homogenen Eindruck und funktioniert auch für sich genommen sehr gut. Musikalischer Dreh- und Angelpunkt ist eine düstere, einprägsame Tonfolge mit der die Vorspanntitel einleiten und die nochmal jeweils zu Beginn des zweiten und dritten Aktes und zum Ende ertönt. Ein weiteres mehrfach verwendetes Thema ist ein aufsteigendes Dreiton-Motiv, dass mich sehr an Wagners Nibelungen erinnert und sehr stimmungsvoll unheilvolle Szenen einleitet, wie z.B. in Track 9 "Die unheimliche Nacht" . Weiterhin gibt es romantische Intermezzi, dramatische Aktion, Quirliges für die Jahrmarktszenen und gelegentlich auch aggressiv-horrible Crescendi, fast wie zu Universal-Frankenstein-Zeiten. Bemerkenswert finde ich auch, dass Cesares Flucht über die Dächer nicht als Gruselspektakel vertont wurde. Statt dessen wurde ein aufwühlend-emotionales Thema gewählt, das mehr die Tragik der Situation betont, ganz wie in schöner, klassischer Schauer-Romantik-Manier. Alles in allem eine spannende, abwechslungsreiche Musik, die mit 12 Musikern auch nicht überorchestriert wurde, was den Film schnell hätte überfordern können. Und so bekommen wir, ganz nebenbei, auch mal einen Querschnitt durch das musikalische Schaffen vom "Toscanini des Kintopp" geboten. Alles richtig gemacht haben: Lothar Prox (Zusammenstellung), Emil Gerhardt (Arrangement) und Helmut Imig (Dirigent).
  7. Ein oft übergangener Goldsmith, den ich seit vielen Jahren mal wieder gehört habe. Das Hauptthema ist fragil und gibt vor, einfühlsam zu sein, aber das hätte ein Delerue sicherlich überzeugender hinbekommen. Die dramatischen Tracks sind in ihren besten Momenten ordentlich, meist aber eher routiniert. Der psychopathische Ehemann bekommt ein eigenes Motiv, das aus kalten Synthieflächen und Schlägen besteht, und auch gut zum T 1000 gepaßt hätte. Gute Ansätze ändern aber nichts daran, dass der ganze Score wenig bemerkenswert daherkommt. Der ganze Score? Nein! Ein einzelner Track leistet erbitterten Widerstand, und er hat´s nicht leicht, denn er wird von allen Seiten vom Mittelmaß umzingelt. Dieser Track heißt "The Carnival" und erklingt in einer Schlüsselszene, als der derangierte Gatte seine totgeglaubte Frau auf einem Rummelplatz erblickt. Hier blitzt für zwei bis drei Minuten Goldsmith´s Könnerschaft auf, als er auf beeindruckende Weise die beiden Hauptthemen zusammenführt. Gerade noch vertretbarer Goldsmith. Der erweiterten Version hätte es aber wirklich nicht bedurft.
  8. Warte lieber erstmal ein paar andere Meinungen ab. Mein Geschmack scheint mir nicht sehr repräsentativ hier im Forum zu sein. Ja, stimmt. Wobei ich die beiden aber schon sehr verschieden finde. Beneath ist für mich, ungeachtet seiner Qualität als Filmmusik, als Höralbum kaum erträglich. Battle mag ich dagegen sehr. Mein Lieblings-Rosenman ist und bleibt aber A Man Called Horse .
  9. Ich versuch´s mal. "Making Love" ist ein durchgehend romantischer Score mit hauptsächlich Streichern, warmen Holzbläsern und, im Pre- und Postlude, Klavier. Er steht klar in der Tradition von East Of Eden, wobei mir Eden etwas besser gefällt, da er kompositorisch raffinierter war. "Making Love" ist schön aber fast schon ein wenig zu glatt, was ich von Rosenman so bisher noch gar nicht kannte. Das 6-minütige Postlude ist allerdings sehr gelungen und für mich auch das Highlight der gesamten CD. "Race with the Devil" ist, wie es oben schon geschrieben wurde, wohl am ehesten mit The Car vergleichbar. Wobei es hier nicht nur rosenman´sche Horrormusik zu hören gibt. Nach dem Main Title folgen erstmal ein paar fröhlich-verspielte Minuten und das zirzensische Bike Race. Auch hier gefällt mir The Car im direkten Vergleich besser, der war irgendwie dramaturgisch stimmiger, was auch an der Verwendung des "Dies Irae"-Motivs liegen mag. Eine ähnliche Melodie im Sinne eines Leitmotivs gibt es bei Race nicht, dafür wird in den wild-kakophonischen Tracks des öfteren das Spinett bemüht. Alles in allem eine schöne Sache, zwei so komplett unterschiedliche Scores nebeneinanderzustellen. Ich würde beide aber nicht zu den besten "Rosenmännern" zählen.
  10. Noch was zur Ergänzung: Klaus Doldinger: Flug in die Hölle Das Hauptthema gab es mal in der seicht-gefälligen Titel- und Abspannmusik auf einem Doldinger-Sampler. Tatsächlich kommt dieses Thema im (6-teiligen) Film in verschiedenen Variationen vor, sehr viel mitreißender in der ca. 5-minütigen Nachtflug-Sequenz am Anfang, oder auch mal ganz still als Gitarren-Solo. Die Szenen in der australischen Wildnis stattet Doldinger mit sehr interessanten Klängen, teils synthetisch, teils mit exotischem Instrumentarium wie dem Didgeridoo aus. Gegen Ende kommt noch ein gelungenes, rythmisch akzentuiertes "Trek"-Thema hinzu, sowie ein von Gitarre und Flöte intoniertes, friedliches Thema, als die beiden Protagonisten (gespielt von Helmut Zierl und Werner Stocker) von einem Aboriginal gerettet und versorgt werden. Das ist natürlich alles für den Zeitpunkt der Handlung (30er Jahre) zu modern arrangiert, funktioniert aus meiner Sicht aber dennoch perfekt, und es gäbe vor allem ein tolles Album. Guido & Maurizio De Angelis: Il Lupo dei Mari Eine italienische Seewolf-Verfilmung mit Chuck Connors, die ein Musikthema besitzt, das sich über Jahrzehnte bei mir festgesetzt hat. Auch hier funktioniert ein für die Handlung eigentlich viel zu modernes Arrangement sehr gut. Die De-Angelis-Brüder setzten dabei weniger auf Düster-bedrohliches, sondern legen den Schwerpunkt auf die emotionale Seite der Geschichte. Nach Korngold und Posegga ein weiterer, völlig anderer musikalischer Ansatz, den ich wahnsinnig gerne in kompletter Form auf CD hätte. Zumindest das Hauptthema gab´s mal auf ´nem Sampler:
  11. Natürlich gibt´s noch Holy Grails! Irgendwo hatte ich vor einiger Zeit hier auch mal welche gepostet, aber gerne nochmal mit Erklärung: - Douglas Gamley: The Land That Time Forgot Allein diese unendlich elegische, von dramatischer Schwere und düsterem Seemannsgarn umnebelte Titelmusik... Und das Finale mit dem sinkenden U-Boot im Vulkanfeuer könnte glatt als eigenständiges Konzertwerk bestehen. - Roger Kellaway: Jaws of Satan Der Film lief in den 80ern öfters mal als "King Kobra" im Nachtprogramm. Die Musik ist u.a. mit Saxophon und Spinett ungewöhnlich orchestriert und sehr wirkungsvoll. Fand ich damals schon beeindruckend. - Ron Goodwin: Frenzy Ich glaube, hierzu muß man nicht viel sagen. - Trevor Jones: Excalibur In kompletter und remasterter Fassung. - Hans Jönsson: Die Frau in Weiß Traumhaft schöne, delerue-ähnliche Themen und emotionale Dramatik von einem mir ansonsten völlig unbekannten Komponisten zu einem dreiteiligen deutschen TV-Film. Zugegeben etwas verschrobene Titel, aber ich stehe zu jedem einzelnen und es gäbe mit Sicherheit noch mehr, aber das sind so momentan meine Favoriten.
  12. Sieht sich das außer mir sonst noch wer an? Vor allem auf "Klassenfeind" von Peter Stein und "Baby" von Uwe Friessner freue ich mich wie´n Schneekönig. Friessner wird auch selber anwesend sein. Das und noch vieles mehr heute und in den kommenden Tagen: http://filmclub-813.de/
  13. Na, das ist ja nochmal gutgegangen... Vielen Dank an Marcus und vor allem seine großartige Frau, diesem Forum noch eine Chance zu geben. Wahr gesprochen. Dem kann ich mich anschließen. Es geht hier schließlich um mein und unser aller Hobby und nicht um den Numerus Clausus in Musikwissenschaft. Chaplin hat ja schließlich auch ohne jegliches musikalische Fachwissen fabelhafte Filmmusik hinbekommen.
  14. Alles hat seine Zeit. Auch ich empfinde das angekündigte Ende als herben Verlust. Obwohl ich noch nicht lange dabei bin und obwohl mein Filmmusikgeschmack nicht so wirklich mit demjenigen der Mitschreiber übereinstimmt, habe ich mich hier doch sehr wohlgefühlt. Eine deutschsprachige Alternative gibt es aus meiner Sicht nicht. Facebook ist für mich keine Option und bei Cinemusic geht es mir zu elitär zu. Leider verfüge ich über keinerlei IT-Fachwissen, aber ein Mitgliedsbeitrag, auch monatlich, wäre kein Problem.
  15. Eigentlich beneidenswert. Mit der Einstellung könnte ich eine Menge Geld sparen, aber leider (?) kann ich nicht aus meiner Haut. Ist vielleicht auch eine Frage des Geburtsjahrgangs.
  16. Für mich persönlich macht es einen Unterschied, ob ich eine CD mit bereits vorhandenem Autogramm bestelle, oder ob ich mir das begehrte Geschreibsel persönlich abhole. In letzterem Fall habe ich einfach mehr Bezug zur Trophäe. Wie z.B. hier geschehen:
  17. Na, dann war ich ja immerhin im richtigen Thread Komisch, über die Suchfunktion finde ich den nicht. Jetzt auch nicht. Noch nichtmal meinen eigenen Eintrag.
  18. Ich weiß nicht, ob das eine "kleine" Veröffentlichung ist, aber ich stell´s mal hier rein: Ausladende Romantik, furiose Actionmotivik, düstere Elegien, höfische Fanfaren, charmantes Zeitkolorit und ein ungemein schwungvolles Hauptthema. Kurz: Alles was ein griffiger Swashbuckler-Score so braucht. Ortolani schreckt auch nicht vor jenen schneidend-schrillen Trompeten-Jazz-Einwürfen zurück, die spätestens seit "Day of Anger" zu einem seiner Markenzeichen geworden sind. Teile von diesem Score hielten auch Einzug im famosen Katastrophenreißer von Rene Cardona (zumindest in der mir bekannten deutschen Fassung):
  19. Wenn mich ein Soundtrack wirklich begeistert, dann sind da bei CD-Anschaffung zwei Szenarien denkbar: Entweder ich weiß ungefähr was mich erwartet, da ich die betreffende Musik schon vom Film her kenne oder in einer früheren Tonträger-Inkarnation bereits besitze, oder es ist ein reiner Verdacht-Kauf ins Blaue hinein, der sich als Volltreffer erweist. Letzteres ist bei Johnny Mandels "Sailor" (ich kürze das jetzt mal so ab) der Fall. Weder vom Film, geschweige denn von der Musik, hatte ich vorher jemals etwas gehört, doch in ihrem knapp einjährigen Bestehen, hat diese CD seitdem ungezählte Runden in meinem Player gedreht. Mit Mandel selbst hatte ich so manches Mal schon meine Schwierigkeiten, aber "Sailor" ist ein so stimmungsvolles Juwel, eine Musik von so schlichter (und völlig unkitschiger) Schönheit, dass man dem rührigen Label Kritzerland nur dankbar sein kann. Die sehr karg orchestrierten ersten Tracks deuten schonmal zaghaft die Richtung an, bevor dann mit Track 4 ("Jim´s Shark") der erste musikalische Höhepunkt ansteht. Herzstück des Scores ist das von (Hauptdarsteller) Kris Kristofferson komponierte "Sea Dream", das sich dank Mandels unvergleichlicher, behutsamer Orchestrierung nahtlos in den Score einfügt und auch in späteren Tracks immer wieder mal verarbeitet oder angedeutet wird. Während sich der übrige Score nie wirklich optimistisch gibt, sondern stets mit schicksalsdräuenden Untertönen daherkommt, trägt "Sea Dream" (Track 7) bei aller Melancholie deutlich leichtere Charakterzüge. Es ist schon fast störend, wenn kurz vor Schluß mit "Wedding Preparations" die Streicher plötzlich unerwartete Unruhe ins Spiel bringen. Doch schon zwei Minuten später setzten die "End Titles" ein, die unheilschwanger beginnen, um dann die beiden Hauptthemen ("Jim´s Shark" und "Sea Dream") ein letztes Mal Revue passieren zu lassen. Im FSM-Booklet von "A Mandel Trio" wird der Komponist folgendermaßen zitiert: "I think transparency characterizes my sound. I don´t like denseness, not unless you want denseness for a certain effect - but as a general orchestra sound, no... Transparency is the thing." Zugegeben, ich bin nicht ganz sicher, ob ich verstehe, was er damit meint. Aber wenn sich die "Transparency" so äußert wie in der Instrumentierung vom "Sailor"-Score, wo ein so feinsinniges Klanggespinnst dabei herauskommt, dann ist das für mich der beste Beweis für die Wahrhaftigkeit von Mandels Aussage. Oder wie es Bruce Kimmel ausdrückt: "Mandel´s score for The Sailor... is dripping with atmosphere". Einzigartiger Soundtrack mit erhöhtem Suchtpotenzial für stille Stunden, nicht nur wenn der Regen draußen gegen die Scheibe trommelt.
  20. Gediegene Jazzmusik der unaufdringlichen Art. Der Klang der Kneipen und Billardbars der frühen 60er. Mal optimistisch, meistens eher melancholischen Charakters. Highlights sind die Passagen, in denen die Musik echten Filmscore-Charakter annimmt, wie in "Contract with Depravity", "All Thumbs" oder "Lipstick on a Mirror". Auch und gerade hier untermalt Hopkins die gebrochenen Charaktere mit viel Geschick, Einfühlungsvermögen und dem bevorzugten Einsatz von solistischen Holzbläsern. Bei mir spielt zugegebenermaßen der Umstand eine Rolle, dass ich den Film sehr mag. Aber auch ganz objektiv gesehen eine wunderbare Veröffentlichung, zumal gerade Hopkins ja nun wirklich bisher sträflich vernachlässigt wurde. Der Klang ist für die Zeit (1961) wirklich exzellent. Eine Musik, die vielleicht keine großen Wellen schlagen wird, dafür ist sie zu unspektakulär, und wohl auch nicht griffig genug, aber wer z.B. mit Schifrins "Cincinnati Kid" oder "Once a Thief" etwas anfangen kann, der wird auch am "Huster" seinen Gefallen finden. Für mich jedenfalls, wie oben schon erwähnt, eine hocherfreuliche Angelegenheit.
  21. Paßt vielleicht gerade zur aktuellen Diskussion: Toller Big-Band-Soundtrack zu einer mehrteiligen TV-Dokumentation von Folco Quilici. Ich muß dazu sagen , dass ich generell der Filmmusik von Maestro De Masi zugetan bin. Diese CD habe ich mir ohne jegliche Vorkenntnisse auf Verdacht gekauft, und bin ziemlich begeistert, wie klischeefrei und unerwartet jazzig hier mit dem Material umgegangen wird. Der ganze Score kreist im Wesentlichen um ein vielfach variiertes Viertonmotiv. Mal wuchtige Blechbläser, kombiniert mit Xylophon (?) -Klängen in den tiefsten Tonlagen, dazu Perkussioninstrumente verschiedenster Art und mal gestopfte Trompeten für ruhigere Momente. Kein Platz für Gestreiche, Gezupfe oder Geklimper, der einmal eingeschlagene Weg wird konsequent durchgehalten. Auch nach dem dritten Durchlauf keine Minute langweilig. Ich habe selber ein großes Problem mit der Musikuntermalung heutiger Dokumentarfilme, da ist ein Score wie dieser wirklich eine Offenbarung.
  22. Keine Kommentare hierzu? Für mich ein Grund zum Feiern und die erfreulichste Intrada-Ankündigung seit "Rio Bravo"!
  23. Stirb aufrecht, Gringo & Oklahoma John Von beiden wurden gestern im Filmclub die vermutlich letzten deutschen Kinokopien gezeigt. Ersterer in ansprechendem Zustand, Oklahoma John schon verblaßt und rotstichig. Aber immer wieder schön, diese Filmabende.
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