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Guten Morgen, da hier einige grundlegende Fragen noch einmal aufgeworfen wurden, versuche ich mal das wichtigste zusammenzufassen. Über Jahrhunderte gab es Dirigenten, wie wir sie heute vom Orchester her kennen, nicht. Bitte vergesst solche pseudohistorischen Filme, in denen zum Beispiel Johann Sebastian Bach dirigierend vor dem Orchester steht. Orchester sahen zu Zeiten von Bach anders aus und Bach stand nicht mit dem Taktstab vor den Musikern. Diese Form entwickelte sich erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts, weil die Orchester in den Besetzungen immer größer wurden. Einen Dirigenten kann man vielleicht mit einem Architekten vergleichen. Der Architekt entwirft ein Haus, kann es aber nicht bauen, dazu braucht es die Talente vieler Handwerker. So ist es auch in der Musik. Der Dirigent hat einen „Architektenplan“, wie die Musik klingen soll, er erarbeitet die Partitur, kann sie aber selber nicht zum Leben erwecken ohne das Orchester. Ein Dirigent ist optimalerweise Instrumentenexperte. Es gibt kaum perfekt instrumentierte Partituren und Komponisten sind nicht unbedingt gute Instrumentatoren. Es ist eine Sache, sich Musik für verschiedene Instrumente auszudenken und andererseits, an die Spielweisen und Möglichkeiten dieser zu kennen und denken. Dabei entstehen oft schlicht Fehler. So passiert es einerseits beispielsweise, dass Kollegen in den Klarinetten manchmal Tonhöhen oder Tonarten vorgeschrieben bekommen, die eigentlich für ihr Instrument ungeeignet sind, während wir "geigenden" uns manchmal langweilen, weil uns die Komponisten nichts anderes als ewig gleiche Akkorde in die Partitur schreiben. Der Dirigent sieht solche Dinge und versucht dann darauf einzugehen und das Orchester so spielen zu lassen, dass jeder Musiker sich entfalten und Teil des Gesamtkunstwerkes werden kann und Mängel in der Partitur ausgeglichen werden. Dirigenten geben den Takt an. Du kannst einfach mal selber versuchen, mit einer kleinen Gruppe permanent im selben Tempo zu sprechen oder zu klatschen - es funktioniert nicht, jeder hat seinen eigenen Rhythmus. Das gilt natürlich ebenso für Musiker, vor allem einer große Gruppe Musiker, jeder spielt sein Tempo. Der Dirigent löst dieses Problem dahingehend, dass er derjenige ist, der Kraft seiner Autorität ein verbindliches Tempo vorgibt, an das sich alle optimalerweise halten und das Zusammenspiel dadurch erst ermöglicht. Dadurch kann das selbe Stück mal 8 Minuten, mal 10 Minuten dauern. In der Filmmusik ist das weniger wichtig, weil es, wie Sebastian schon sagte, Klicks gibt, im Konzertsaal oder vor allem in der Oper ist dieses Funktion aber unerlässlich. (Lieber Siddl, das gefällt mir an Glennie-Smith als Dirigenten nicht. Er macht nichts außer Takt anzeigen und dies macht er nicht sauber.) Der Dirigent übersetzt die Partitur mit Hilfe der Musiker und interpretiert sie. Ich hatte gerade schon erzählt, dass man eine Partitur so dirigieren kann, dass das gleiche Stück mal acht Minuten und mal zehn Minuten dauert. Doch man kann auch alles andere interpretieren. Lautstärke. Grundsätzliche Spielweise (soll eine Sinfonie von Mozart etwa historisch wie zu den Zeiten klingen, in denen sie geschrieben worden ist oder mehr nach der heutigen Orchestersprache). Der Dirigent interpretiert verschiedene Angaben des Komponisten wie z.b. Allegro oder Andante: ist dies wirklich eine explosive Freude, die die Musik gerade ausdrücken möchte oder nur eine verhaltene Freude? Bei all dem, fällt der Dirigent als Autorität eine Entscheidung. Deshalb gelten Dirigenten oft auch als die eigentlichen Erschaffer der Musik, nicht die Komponisten, weil es die Interpretation ist, die Musik erst Musik werden lässt. Natürlich könnte man angesichts dessen jetzt einwenden, dass dann natürlich ein Komponist im Hinblick auf seine Werke immer auch der beste Dirigent ist, denn niemand wie der Komponist, kennt das Stück so gut, wie der Komponist. Das stimmt zwar einerseits, aber man übersieht andererseits, dass es ein eigenes Handwerk, ja eine eigene Kunst ist, zwischen Notenbild und Orchester die Bedeutung der Musik transportieren zu können. Ich habe das selber erlebt. Eine bekannte deutsche Filmkomponistin, bei der ich einmal bei einer Aufnahme mitwirken durfte, hat ihr eigenes Stück dirigiert. Sie hat uns vorher genau erklärt, was sie sich bei der Szene gedacht hat und wie die Musik wirken soll. Dadurch wussten wir, wie wir spielen müssen; hätten wir aber so gespielt wie sie dirigiert hat, dann hätte das Stück ganz anders geklungen, weil sie technisch betrachtet, einfach die Anweisungen dessen, was sie mit der Musik ausdrücken wollte, nicht gegeben hat. Das ist Schade, denn vielleicht stecken ja in der Musik noch einmal viel tiefere Ebenen, die man mit einem technisch versierten Dirigat herausholen kann. Soweit erstmal von mir. Ich freue mich auf die weitere Debatte. ?
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veröffentlichung Kritzerland: Alfred Newman - A Man Called Peter
SilvestriGirl antwortete auf Trekfans Thema in Scores & Veröffentlichungen
Volle Zustimmung, aber ich werde bei der alten cd dann bleiben, wenn es nur Sourcemusik und sonst keine wesentliche Klangkorrektur gibt. Danke für das Review. -
Mir gefallen die Aufnahmen auch ganz gut, manchmal etwas kitschig, manchmal aber auch schöne Interpretationen. Das ganze aber als “Harry Potter meets Paganini” zu bezeichnen, ist blanker Hohn. Bei allem Respekt für John Williams und die verehrte Mutter, mit der Vitalität und Virtuosität von Paganini, hat das nichts zu tun.
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Der beliebteste Soundtrack 2019 / Nominierungen
SilvestriGirl antwortete auf Markus Wippels Thema in 2019
Alan Silvestri, AVENGERS: ENDGAME -
Gerne, schaffe ich aber erst zum Wochenende hin vermutlich.
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Gestatten, mein Name ist..…
SilvestriGirl antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Du musst das mit dem Zwinkern lesen. Bernstein hat in Proben manchmal nur die triangel spielen lassen, bis die tonhöhe richtig war. -
Dass es die Clicktracks für die Passgenauigkeit braucht, ist klar. Mir tut es trotzdem immer wieder in der Seele weh, wenn ich Aufnahmen von Recordings sehe und die Leute da vor den Kollegen rumfuchteln, als wären sie gerade von einer Wespe gestochen worden. Im Takt bleiben schafft jeder in dem Bereich, aber Gleichgewicht, Nuancierungen sind auch wichtig und dafür braucht es Dirigenten, die nicht nur anzeigen können, dass man Forte laut spielt. Und so scheint es mir bei vielen Dirigenten der Recordings zu sein.
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Gestatten, mein Name ist..…
SilvestriGirl antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Geige professionell, gelernt habe ich noch Klavier, Posaune und Cello sowie Grundausbildung in Gesang. Triangel geht auch noch ?. -
Ich würde gerne einmal wissen, wie ihr die Komponisten als Dirigenten einschätzt. Hierüber würde mich ein Austausch freuen, da ich ja aus der Sparte komme. Ein paar (provokante) Bemerkungen als Diskussionsgrundlage meinerseits. Als ich James Newton Howard bei seiner Tour sah, hatte ich Mitleid mit dem Orchester. John Williams ist ein Vollblutprofi. Morricone bescheiden aber professionell. Brian Tyler und John Debney, vor allem Tyler, inszenieren sich mehr am Pult selbst, als sie dirigieren. Bei Hans Zimmer und seinen Schülern frage ich mich immer, warum sie ständig Nick Glennie Smith dirigieren lassen. Bei allem Respekt: Der Mann ist eine Niete. Zur Wahrheit gehört auch, dass der von mir geliebte Alan Silvestri, als Dirigent keine Liebe ist. Wie schätzt ihr dirigierende Komponisten generell ein. Wer kann eures Erachtens dirigieren, wer nicht?
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Gestatten, mein Name ist..…
SilvestriGirl antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Hallo liebe Filmmusikforengemeinde. Viele Jahre habe ich schon immer mal wieder in euer Forum hineingeschaut. Neulich, auf der Suche nach ein paar Informationen zu Silvestris Endgame Score, habe ich hier viel nochmal gelesen und mich entschlossen, anzumelden. Ich komme selber aus dem Musikbereich und durfte in verschiedenen Orchestern spielen, u. A. Berliner Philharmoniker. Die Karriere im Profigeschäft habe ich aber an den Nagel gehängt, als ich schwanger geworden bin, Mutter zu sein, ist mir wichtiger als Karriere. Im Bereich Filmmusik ist mein Lieblingskomponist, wie man unschwer erkennen kann, Alan Silvestri. Sie berührt mich emotional auf eine Art, die ich mit keiner Fachsprache beschreiben könnte. I am his girl. ? Freue mich, euch als aktive Nutzerin kennen zu lernen. ?