waldgeist
Mitglied-
Gesamte Inhalte
826 -
Benutzer seit
-
Letzter Besuch
Alle Inhalte von waldgeist
-
Happy Birthday, Maestro!
-
Golden Age Empfehlungen für Golden Age Abgeneigte
waldgeist erstellte ein Thema in Filmmusik Diskussion
Golden Age ist ein interessantes Thema, trifft aber leider nicht immer den flächendeckenden Konsens. Gerade für die jüngere Generation oder Quereinsteiger in die aktuelle Filmmusik ist es diffizil, den Klang der Alten Schule in das Interessengebiet zu bewegen. Die Gründe der Ablehnung sind vielfälitg; ebenso die dazu gehörig üblen Klischees. Golden Age ist nicht immer mit kitschigen und langatmigen Streicherteppichen ausgestattet, wie es Alfred Newman meistens praktizierte. Und sie ist nicht immer Musik für die "Friede, Freude, Eierkuchen"-Welt, die in einigen Filmen aus der Zeit dargestellt wurden. Auch sie verfügt oft über eine gewisse Schwere, Nachdenklichkeit und Melancholie, wie man es aus Produktionen jüngeren Datums zu erkennen vermag. Dieser Thread ist dafür gedacht, dem Golden Age-Abgeneigten gewisse Scores näherzubringen, weil sie einem modernen Werk in Nichts nach stehen und sogar Qualitätsmerkmale, die für den Abgeneigten interessant sind, erfüllen. Somit eröffne ich nun die Runde für Empfehlungen, wodurch vielleicht die ein oder andere Einstiegsdroge mit dabei ist, so dass der Zugang vollends erschlossen werden kann. Da starte ich einfach mal hiermit: ALEXANDER NEVSKY - Sergej Prokofiev Die Filmmusik von Prokofiev gehört zu den Besten, was diese Sparte bieten kann. Das traumhafte Duo Prokofiev/Eisenstein (ähnlich wie Herrmann/Hitchcock oder Williams/Spielberg) hat sich gegenseitig respektiert, so dass ein Film und Musik entstanden ist, die man nur als vorzüglich bezeichnen kann. Prokofiev komponierte die Musik und Eisenstein schnitt den Film so, dass es musikalisch Sinn ergab. Im Gegenzug gelang Prokofiev eine Komposition, so dass der Film atmosphärisch, energisch und brachial begleitet wurde. Ich glaube, eine bessere Zusammenarbeit kann man sich nur erträumen. Heuzutage ist solch eine Konstellation schier utopisch, da meistens übersteigende Kompromissbereischaft in Einklang gebracht werden muss, wodurch nicht selten der Fall eintritt, dass die Sorgfalt und Originalität der Arbeiten darunter leiden. Nicht nur aufgrund dieser außenwirkenden Qualitätserscheinung empfehle ich den Score. Was macht ALEXANDER NEVSKY so besonders? Nun, wer John Williams und James Horner kennt, wird einige Überraschungen erleben. Gerade der Highlight, die Schlacht auf dem Eis, wird Erinnerungen an die STAR WARS-Musik und WILLOW wecken. Prokofieffs Gesamtaufbau des orchestralen Klangkörpers sind Horners Orchestrierungen zu den beiden STAR TREK-Teilen und KRULL nicht unähnlich. Besonders Horner hat hier seine größten Einflüsse und Ideen, die er in seinen Filmmusiken integrierte. Die komplette Filmmusik unter Frank Strobels Leitung bietet ein besonderes Hörerlebnis und zahlreiche Facetten, die das Werk unumstritten den Titel "Meisterwerk" verleiht. Um einen kleinen Vorgeschmack in das verzweigte Geäder der Zwischenszenen und detailreichen Hauptthemen zu haben, plädiere ich zu der umgeschriebenen Kantate. Hier fasste Prokofiev nicht nur das wesentliche Material zusammen, sondern verstärkte auch die Choreinsätze und tutti-Passagen im Orchester (ist also wie eine Art Höralbum aus filmmusikalischer Sicht). Und wer es gerne mit Schmackes mag, kommt voll aus seine Kosten: Prokofiev brachte eine spannende Überlieferung mit dem Orchester, so dass die forte-Passagen stets kontrolliert und gegen Ende mit Paukenwirbel und Basspaukenschlägen abgeschlossen werden. Bei der Kantate muss man - da es mehr als Klassik geführt wird - schauen, welche Interpretation von einem Dirigenten am Besten ist. Ich gebe mal eine Empfehlungen raus, die ich zugleich als eine der Besten ansehe und noch leicht erhältlich ist: ALEXANDER NEVSKY - Kurt Masur Eigentlich bin ich kein Freund von Kurt Masur, aber hier trifft er den Kern der Thematik, um die es sich dreht: Eine glorreiche, atmosphärische und leidenschaftliche Interpretation. Das etwas unschöne Cover hat bei der Erstpressung eine bessere Zeit gesehen, aber die Zweitpressung birgt den gleichen Inhalt und ist vor allem mit einem spottgünstigen Preis eine lohnenswerte Investition. Dies ist für mich eines der wenig Besten, die es auf dem Markt gibt (Info für Kenner: Ich bin ein Feind der prominenten Abbado-Aufnahme, da für meinen Geschmack sehr eigenwillige Temporelationen). Nebenbei erhält man die Ehre, ein originelles Stück aus der freischaffenden Seite Prokofieffs kennenzulernen: Die Skythische Suite hat auch sehr großen Filmmusikcharakter. Wer Lust hat, mehr Geld bereitzuhalten und nicht auf ein renommiertes Orchester und einem opulenten Klanggenuss verzichten will: ALEXANDER NEVSKY - Msistlav Rostropovich Der kann sich mit dem London Symphony Orchestra unter einem echten Russen mit Händchen für dieses Genre erfreuen. Rostropovich war als Cellist ein sehr gefragter Künstler, hat sich jedoch in der Dirigentenlaufbahn für eine besondere Auszeichnung verdient gemacht, nämlich ein zentrales Repertoire der großen Russen aus dem 20. Jahrhundert aufzunehmen. Er zelebriert gerne die Werke mit einem gewissen Atem, wodurch keinesfalls Langsamkeitsorgien, sondern viel mehr Herzblut und gekonnte Balance ins Spiel gebracht wird. Auf dieser Doppel-CD ist Prokofieffs nächstes Monumentalprojekt enthalten: IWAN DER SCHRECKLICHE, ebenfalls eine Filmmusik mit Sergej Eisenstein als Regisseur. Und somit hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn IWAN DER SCHRECKLICHE zeichnet sich durch qualitative Chormusik aus, die nicht nur James Horners GLORY-Thema, sondern auch die Chorpassagen aus Shores THE LORD OF THE RINGS präfigurieren. Und gerade der Chor ist höchstinteressant, da Prokofiev die meditative Seite von Wagners PARSIFAL-Oper weiterentwickelte. Für Filmmusikfans der jüngeren Scores eine fabelhafte Ergänzung, denn hier wird mit Glorifizierung und pompöser Gestalt nicht gespart. Die Bearbeitung des Oratoriums ist besonders, da es Michael Lankester umfunktionierte, so dass eine Variable herauskam. Prokofieffs Version spannt einen anderen Bogen in der Orchesterpartitur und ist in dem Oratorium mit Sprecher komplett auf russisch, wo Lankester englische Monologe einsetzte, so dass man die Handlung mitverfolgen kann. Wem das Oratorium mit Sprecher missfällt, so kann man zur kompletten Filmmusik ausweichen, die nur orchestral aufgeführt wurde: IWAN DER SCHRECKLICHE - Sergej Prokofiev Hier sehe ich das anders als bei ALEXANDER NEVSKY: Als Einstieg ist die Filmmusik adäquater als die Oratoriumsbearbeitung, denn man kann sich stark auf die reine Musik konzentrieren. -
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
waldgeist antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Hallo, edler Drache aus den Tiefen der Unterwelt! Ich bin sehr erfreut, wie gewohnt Deine interessanten Filmmusikbeiträge zu lesen. Auf eine gute Zeit! -
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
waldgeist antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Ja, dann ist es schon fast zwei Jahre her. Und ja, danke. Ja, ich bin vom Golden Age sehr begeistert, bin aber auch aufgeschlossen für aktuellere Musik. Ansonsten noch Glückwünsche nachträglich an Herrn Grodzinski und Peter-Anselm. -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
waldgeist antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Du meinst THE LION KING? Nun, ich fand ihn früher mal ausgezeichnet. Sehr nett der Wink über den Zaunpfahl zu THE MISSION von Ennio Morricone; Zimmer ließ ja selbst velauten, dass der Italiener sein größtes Vorbild sei. Da war der RCP-Klangteppich noch rudimentär ausgeprägt, was ich als positiv erachte. Daher zählt es definitiv zu Zimmers besseren Arbeiten. Generell eine nette Angelegenheit, aber dennoch deutlich schwächer als THE GHOST AND THE DARKNESS und A FAR OFF PLACE. -
Ja, ein sehr angenehmes Interview, obwohl ich mir etwas mehr Materie gewünscht hätte. Ich wusste übrigens gar nicht, dass DER NAME DER ROSE in München aufgenommen wurde... der Score ist eines der Ersten, die ich als Teenager komplett hörte und mit einer schaurigen Atmosphäre am Körper den Durchgang abschloss. Eigentlich ist Horner kein guter Vertreter der synthetischen Instrumentierung, aber hier hat er eine Symbiose mit Glockenklängen und basstiefen Tönen gekonnt in Szene gesetzt. Generell bin ich mehr hornerfreundlich als noch vor eineinhalb Jahren. Aber so gewisse Sachen sind mir immer noch ein Dorn im Auge. Den Horner aus den 80ern bis spätestens Mitte der 90er Jahre (einzelne Scores natürlich ausgeklammert) empfinde ich als ausgezeichnet oder gut bis sehr gut. Der letztbekannteste Wurf AVATAR z.B. war furchtbar und nervend. Der 80er- bis Mitte der 90er-Horner wird hin und wieder seinen Weg in meinen Player finden.
-
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
waldgeist antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Ja Stefan: Auch mir gefällt der erste Teil wesentlich besser. Obwohl ich sagen muss, dass der End Title vom Zweier zu eines der ausgeklügelsten Stücke gehört, die Williams komponierte: Sehr simpel gehalten in den Tönen, aber zugleich affirmativ und lebenslustig interpretiert. Dann dieser flinke, gar spielerische Schluss-Crescendo; einfach ausgezeichnet! Ich habe dieses Album gehört: FAR OFF PLACE - James Horner Und bin sehr angetan davon. In den eineinhalb Jahren Forenabwesenheit ist meine Hornerfreundlichkeit gestiegen, daher lohnt es sich immer wieder einzelne Schätzchen aus der Sammlung zu ziehen. Sehr ungewöhnlich ist dieser Score, dass zum einen Douglass Fake ein 40-minütiges Höralbum präparierte und zum anderen, dass viele Stücke nur einen Hauch des typischen Hornerstils durchschimmern lassen. Aber gab es da nicht mal eine Geschichte, dass nicht alles von Horner komponiert wurde, bzw. Ghostwriting im Spiel war? Ist aber für mich kein KO-Kriterium: Ich finde, es gibt keinen hörbar besseren Score für die Savanne (nein, selbst THE GHOST AND THE DARKNESS nicht, obwohl auch sehr hörenswert) als dieser zu einer etwas unbekannteren Disney-Verfilmung. -
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
waldgeist antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Ja danke Soundtrack Composer und schön, von Dir zu lesen! Ich freue mich, wieder hier zu sein, alte Bekannte zu sehen und auch neue Leute kennen zu lernen und sich über Musik auszutauschen. Na dann: Hallo und Grüße zurück! Ich hoffe, es gefällt Dir hier und wünsche ein angenehmes Forenerlebnis! Man wird sicherlich viel noch voneinander lesen. Auch Dir ein herzliches Dankeschön für den Einstand Handstand. Und siehe da, es geht weiter. Auch Dir vielen Dank! Ich glaube, als ich das Forum verließ, warst Du noch neu. Aber der Nickname verrät mir schon, welcher Komponist Dein Favorit ist. Schön, dass die Zeit hier im Forum anders tickt. Nun, ich weiß das genaue Datum auch nicht mehr, aber: 2010 das letzte Mal? Also im letzten Jahr war ich definitiv nicht mehr im Forum. Aber dann sind es ja auch nur höchstens zwei Jahre. Mir kam das schon wesentlich länger vor. Danke auch Dir und Glückwunsch nachträglich zur Beförderung. -
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
waldgeist antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Danke sehr. -
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
waldgeist antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Guten Abend liebe Forengemeinde! Nach meiner jahrelangen Abstinenz melde ich mich hier zu Wort. Einige müssten mich noch kennen, andere Neulinge werden für mich unbekannt sein. Es ist schon wirklich eine lange Zeit her und es hat sich auch viel getan; es gab dennoch Gründe für meinen unausgesprochenen Ausstieg. Es ist im Prinzip schnell erzählt, warum ich von dem Forum lange wegblieb: Einerseits lagen persönliche Gründe vor, die meine Forenteilnahme hinderten. Dann kam noch erschwerend hinzu, dass die Filmmusik nicht mehr im Fokus meines Interesses lag, da ich in Gänze mit voller Leidenschaft zur klassischen Musik wechselte. Jedoch hat das filmmusikalische Schaffen bei mir wieder mehr an Bedeutung gewonnen, so dass ich mich nun in Versuchung sehe, schriftliche Aktivitäten in den unterschiedenen Diskussionscharakteren nachzugehen. Grüße an alle alten Forumseingesessen und an die frischen Jungspunde in der Gemeinde! waldgeist -
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
waldgeist antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Ich wünsche ebenfalls ein fröhliches Weihnachtsfest an alle Mitglieder! -
Hallo liebe Soundtrackboardler, ich verkaufe ein original versiegeltes Exemplar von CONAN THE DESTROYER. Ja, ihr habt richtig gelesen: Die Varese-CD ist noch in der originalen Cellophan-Hülle eingeschweißt, d.h. die CD und alles andere ist funkelnagelneu! Eure Angebote bitte per PN an mich.
-
Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich meinte nur den Klang, das Geleier, wenn sie mit den Instrumenten spielen. Bei HIP-Orchestern vermisse ich oft die Spannungsdichte, kräftige Klangfarben und teilweise die korrekte Intonation. Kammerorchestrale Besetzungen sind transparenter, das steht nicht zur Debatte (da lausche man die vorbildlichen Paavo Järvi Einspielungen der Beethoven-Symphonien mit der Kammerphilharmonie Bremen). Das sind gute Orchester, aber ich höre dann lieber Wiener Klassik mit den Wienern, Berlinern, New Yorkern, etc. Bei Barock allerdings ist so ein HIP-Ensemble wahrlich ein Hörgenuss - da sind die romantisch-ausgelegten Orchester irgendwie fehl am Platz (liegt wohl auch an den Kompositionen). Ein Orchester der heutigen Zeit spielt Wiener Klassik ja nicht mit 100 Mann (das wäre fatal!). Wenn Du das dachtest, ja: Das ist wirklich Unsinn. Die Wiener Philharmoniker sind da auch nur mit den begrenzten Instrumentengruppen ausgerichtet, wie es das einzelne Werk so vorsieht. Wenn man es noch authentischer haben will, muss man bei österreichischen und deutschen Komponisten die antiphonale (deutsche) Orchesteraufstellung vorziehen, d.h. erste und zweite Violinen gegenüber und Celli in die Mitte, weil das früher der Komponist so im Gedanken und Ohr hatte. Diese interessante Aufstellung vermehrt die Transparenz und Klangentfaltung immens. Die typische, amerikanische Aufstellung ist da nur auf die Kraft gewisser Sektoren ausgerichtet, weil erste und zweite Violinen miteinander in einer Reihengruppe sitzen und die ganzen Celli rechts positioniert werden. Die Bläser sind auch noch anders aufgeteilt, aber wie genau, weiß ich jetzt nicht. Jedenfalls bin ich da auch mehr der Masse gerichtet und finde den Klang der Orchester mit amerikanischer Aufstellung einfach besser, obwohl die Transparenz und straffe Durchsichtigkeit drunter leidet. Dafür als Pluspunkt gibt's mehr Klanggewalt bei den Streichern.
-
Das, was Du von Dir gibst, ist blanker Unsinn. Die Wiener Philharmoniker beispielsweise können Haydn exzellent spielen und ist auch ein Orchester des 20. Jahrhundert. Das heißt nicht, dass man Instrumentengruppen hinzufügt, die es damals noch nicht gab. Dicke Klangsoßen kann man im Übrigen meistens den Dirigenten zuschreiben, siehe Karajans Monster-Mozarteinspielungen. Abaddo kriegt's mit den Berlinern auch schlanker hin. Und wenn es nahe an HIP sein soll, bieten ausgezeichnete Kammerorchester einen brillanten Klangkörper.
-
Oha, da sind wahrlich einige Schätze dabei. Ich erlaube mir, auf einzelne Aufnahmen einzugehen: Wenn Du die originale Orgelfassung (die ja nach umstrittetenen Wissenschaftsstand nicht von Bach, sondern einem unbekannten Italiener zugeordnet wird) an sich magst und mal als bearbeitete Orchesterfassung hören willst (Stokowski hat es selbst arrangiert) wirst Du sicherlich Deine Freude daran haben. Ganz bekannt wurde die Version durch Disneys Meisterwerk FANTASIA. Ich weiß nicht, ob es bei Karl Böhm so war, der die Neunte auch in Bayreuth dirigierte, aber wenn Windgassen und andere Wagner-Schlachtschiffe für Beethovens Monumentalwerk angeheuert wurden - gewagtes Experiment! Hier wäre das Aufnahmedatum interessant. Eines der besten Beethoven-Interpretationen überhaupt ist die aus 1947, wo Furtwängler eine bahnbrechende Tempoachterbahn hinlegt und das Schicksalmotiv mit einer nahezu androhenden Generalpause nach Erklingen beglückt. Hier passt Beethovens Aussage - ob fälschlich oder nicht, sei mal dahingestellt - "Man hört, wie das Schicksal an die Türe klopft" wie die Faust aufs Auge. Die Frühere aus 1943 aus der alten Berliner Philharmonie (die im Krieg zerbombt wurde) ist ähnlich, jedoch nicht so intensiv wie Furtwängler es vier Jahre später zur Deutung brachte. Eines der besten Interpretationen des kolossalen Stückes. Giulini war ein niveauvoller Bruckner-Dirigent und wusste, wie er den gigantischen Bruckner-Sound ohne in den stark klischeebehafteten Katholizismus zu ertränken einbringen konnte. Die Wiener Philharmoniker tun ihr Übliches: Sie runden das Profil einer vorbildlichen Aufnahme perfekt ab. Ich kenne Sigiswald Kuijken mit seinem Stammorchester "La Petite Bande". Er spielte Haydns Londoner und die Paukenwirbel-Symphonie. Er nutzt gerne ein authentisches Instrumentarium, welches im 18. Jahrhundert Anwendung fand. Schrecklich, wie man so ein Geleier toll finden kann. Das hasse ich so an HIP-Aufnahmen: Es geht Spannung verloren, es wird so lala musiziert und nur, weil es einen luftigen, transparenten Hippelhoppel machen kann, wird es für gut befunden, weil es früher mal so klang. Dann lieber die konventionellen Orchester des 20. Jahrhunderts. Ich hoffe, das Huttenlocher Orchester spielt das Oratorium besser und weniger HIP. Ich habe beide Aufnahmen. Der routinierte Sawallisch ist verzichtbar, der Kubelik jedoch nicht. Er bringt freudiges Feuer in den orchestralen Klangfarben Webers und schafft es, einen ungeheuren Spagat zwischen streng-romantischem Aufguss und temperamentvollem Tempo zu ziehen. Gerade seine Operninterpretation zu DER FREISCHÜTZ ist eines der besten Webereinspielungen, die der Klassikmarkt zu bieten hat.
-
Das sollten wir uns echt überlegen. Wenn man bedenkt, dass 812,99 Euro sowieso schon kaum zu unterbieten ist, würde ich bei 799 Euro Luftsprünge machen. Ich hätte nicht geglaubt, das beste Soundtrack-Album der Welt bald in meinen Händen halten zu können. Und dann noch auf eine CD-R gebrannt, wo ich erst beim Einlegen weiß, ob sie abspielt oder nicht... jetzt kann ich glücklich sterben! Eben: Wenn Du es für 4,20 Euro herunterlädst, brennst Du es ja auf CD, aber hier kaufst Du es für 812,99 Euro und Amazon brennt es Dir. Was für'n Service.
-
Ich weiß nicht, ob es schon gepostet wurde, aber hier habe ich mal ein krankes Angebot, was man nicht abschlagen kann: Richard Groove Holmes - Star Wars/Close Encounters Diese sagenhafte CD mit jazzigem STAR WARS und CLOSE ENCOUNTERS - dazu diverse Stücke der Jazzklasse der besonderen Art - mit einer vorbildlich-gefüllten Laufzeit von 36 min. (!!!) für schlappe 1.451,99 Euro. Das ist aber nicht der endgültige Kaufpreis! Amazon setzt 44% herunter und man zahlt nur lächerliche 812,99 Euro. Und weil es doch so eine günstige Einspielung ist, wird man noch mit einem Amazon-Hinweis belohnt: Gerade der zweite Satz schenkt dem Kunden besondere Aufmerksamkeit; inhaltlich, sowie grammatikalisch (Rechtschreibfehler, wenn sie gefunden werden, darf man natürlich kostenfrei behalten!): Fazit: Man bekommt eine 36minütige CD, die bei Bezahlung von 812,99 Euro auf einer CD-R gebrannt wird, wo man noch nicht mal sicher gehen kann, ob ein Player diese überhaupt abspielt. Die Lieferung ist natürlich kostenlos - ist ja über 20 Euro. Also günstiger geht's nimmer. Ich habe schon ein Exemplar geordert... wie sieht es bei euch aus?
-
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
waldgeist antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Na dann alles Gute zum Geburtstag. -
Naja, so schlecht ist Jansons nun auch wieder nicht. Aber auch bei mir ist der sympathische Dirigent nicht die erste Wahl, was Shostakovich-Symphonien anbelangt. Mir kommt nicht zu wenig das Gefühl, dass es bei Jansons stellenweise an der Intensität mangelt, obwohl er ordentlich Feuer geben kann. Etwas mild und in meinen Ohren schwach geraten ist die Fünfte mit den Wiener Philharmonikern (weniger wegen Jansons Dirigat - die Wiener können einfach kein Shostakovich spielen - da gab es noch eine vorherige Aufnahme mit Jansons und dem Philadelphia Orchestra, zig mal besser). Jansons ist ein befähigter Shostakovich-Dirigent - keine Frage - jedoch kratzt er meiner Meinung etwas stark an der Oberfläche. Alles wirkt natürlich rund und sauber, was für eine zufriedenstellende, klangschöne Interpretation spricht. Da finde ich Barshai dann doch kerniger, was für mich den Reiz der Symphonien ausmacht. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen der Lieblingsaufnahmen. Schon interessant, wie sich da die Meinungen spalten. Ich habe mir vor ein paar Wochen für 100 Euro den Rozhdestvensky-Zyklus gekauft und habe keinen Cent bereut. Ich greife auch lieber zu favorisierten Einzelaufnahmen, aber Rozhdestvensky trifft seinen persönlichen Freund Shostakovich sehr gut: Explosiv und sehr russisch. Kyrill Kondrashin das Gegenstück: Er lässt mehr den Tiefgang wirken, um den Geist der russischen Seele zu spiegeln. Das Manko an den Aufnahmen ist die kinderschuhhaftige UdSSR-Aufnahmetechnik mit Dynamikschwankungen - bei Kondrashin - und der befremdlichen Digital-Stereophonie - bei Rozhdestvensky - (einzelne Instrumentengruppen besonders hervorheben, wenn sie den Hauptpart spielen und andere in den Hintergrund rücken). Rozhdestvensky gibt es nicht mehr auf dem offiziellen Markt, daher war es ein Gebrauchtkauf. Kondrashin wurde neu aufgelegt. Die Box kostet an die 70 Euro (da denke ich, kommt man sowieso nicht drum herum, wenn man sich mit Shostakovich beschäftigt). Wenn man jedoch auf die preisliche Alternative zurückgreifen will, ist man bei Barshai und Jansons gut bedient. Der Vorteil bei Rozhdestvensky und Kondrashin: Beide arbeiten ausschließlich mit russischen Orchestern und waren Shostakovichs Freund. Ich glaube, eine bessere Authenzität kann es nicht geben. Jansons spielt die Leningrader auch mit den Leningrader Philharmonikern - super! That's just my two cents.
-
Ich glaube kaum, dass Sony sich mit Universal zusammensetzt und die Freigabe des ersten Zyklus mit dem DGG-Symbol erteilt. Deutsche Grammohon, Decca und Philips gehören ja heute zu Universal, d.h. das ist derselbe Verein. Also nicht schlimm, wenn die drei ehemalig-eigenständigen Klassiklabels miteinander kooperieren. Ja, die Fünfte zählt auch zu meiner Lieblingssymphonie von ihm. Ich schaue mal, dass ich bei Zeiten im Shostakovich-Thread noch die weiteren Symphonien behandle... lange nichts mehr drin gerührt. Ja, das ist wirklich ein Batzen. Du kannst ja bei Lust und Laune Deine Hörerfahrung über die Newbie-Box berichten.
-
Ganz kurz hierzu: Die Erste mit Ozawa wird wahrscheinlich die Variante mit dem "Blumine"-Satz sein, den Mahler vor 1896 verwendete. Eigentlich war das Werk als eine funfsätzige, sinfonische Dichtung konzipiert und wurde dann zur Symphonie umfunktioniert. Der Blumine-Satz ist ganz interessant, aber passt nicht ganz in den Charakter der Symphonie - wohl eines der Gründe, warum er wegfiel. Die Boston-Aufnahme ist recht gut. Von Referenz würde ich allerdings nicht sprechen. Wenn es die Decca-Einspielung mit den Wiener Philharmoniker anno 1975 ist, dann dringende Kaufempfehlung: Eines der besten Interpretationen der Zweiten. Dirigent und Orchester spielen auf Höchstleistung. So eine intensive Aufnahme habe ich von Zubin Mehta selten gehört. Wenn es die Berliner Einspielung ist, habe ich schon etwas ein paar Post vorher geschrieben. Die andere kenne ich leider auch nicht. Hm, die hast Du doch selbst, oder? Das wird höchstwahrscheinlich die aus den 80ern sein. Die Berliner spielen klangschön, genauso wie Karajan auf polierte Klänge wert legt. Alles zusammen verbindet sich im typisch karajanischen Stil. Wenn Du allerdings eine rauhere Aufnahme bevorzugst, wäre diese hier sicherlich nicht erste Wahl. Wenn es die Box mit fast 35 Euro ist, so kann man eigentlich in Bezug auf das Preis-Leistungsverhältnis zugreifen.BTW: Wenn Dir Mahler so sehr liegt, kannst Du auch mal bei Shostakovich vorbeiwedeln. Mein Lieblingskomponist geht da als würdiger Nachfolger dem mahlerischen Idiom nach.
-
Der große Gruß- und Geburtstagsthread
waldgeist antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Danke an alle für die Glückwünsche. Nicht nur die Musikabteilung, sondern auch die Kleidungsläden wollten wir besuchen. Allerdings war der Hollister-Laden so dicht, dass die Leute anstehen mussten. Und die braungebrannten Waschbrettbauch-Beachboys am Eingang waren mal wieder typisch für solche Einrichtungen (ich denke, die Frauen sind reihenweise hin! :D). Schade, reingehen würde ich schon gerne mal... Naja, die ein oder andere Mahler- oder Bruckner-Symphonie hätte ich vielleicht doch mitnehmen können, aber letztendlich war es nicht so dringend, weil ich mir das Meiste bequem aus dem Internet bestellen kann. Schade, dass von Shostakovich nicht so viel dabei war - die Jansons-Gesamtaufnahmen für 50 Euros waren mir dann doch zu teuer, aber andererseits erfreue ich mich mehr an der Kondrashin-Interpretation: Richtig schön spritzig und russisch. Und wirklich sehr bedauerlich, dass der Filmmusikmarkt in Shops nur die meistbediente Massenmusik á la HANNA MONTANA und so'n Krimskrams anbietet. Orchestrale Sachen war auch dabei, aber eben schon mehr der Mainstream. Die Kunzel-CDs waren da noch der besondere Herausstecher. Alles in allem ein schöner Tag (war auch gutes Wetter draußen). Und alles Gute noch nachträglich an Issy. -
Hey, vielen Dank! Ich werde auch noch schauen, ob ich 4, 5 und 7 zusammenkriege. Und wenn nicht: Naja, man kann bei den Major-Aufnahmen nichts falsch machen. Sogar die Fünfte mit Rattle unter den Berlinern (das Einstiegswerk aus seiner Chefdirigentenzeit) ist sehr überzeugend, obwohl diese Aufnahme immer gerne mal kritisch beäugt wird. Ja, die Zweite ist eine sehr intensive und ausdrucksstarke Symphonie, da wirken die Anderen schon beinahe "oberflächlich" (obwohl diese Begrifflichkeit schon überspitzt formuliert ist - jede Mahler-Symphonie hat einen gewissen, unüberhörbaren Tiefgang). Aber bei der Zweiten ist es schon ganz besonders, muss ich zugeben. Meine Favoriten sehen so aus: 1, 6, 5, 2, 9, 7, 4, 8, 3 (das Adagio der Zehnten rechne ich nicht mit). Die Achte, wie gesagt, schön und gut, aber mir zu aufgesetzt. Die Chorstücke sind einmalig, nur der gewisse Bombast missfällt mir sehr. Und natürlich sind da immer verschiedene Interpretationen der Dirigenten abhängig, wie ein Werk so wirkt. Bernsteins Lesart der Sechsten beispielsweise ist ja, richtig: Sehr resignativ - treffend formuliert. Dann gibt es noch Dirigenten, die das Werk so schmälern, dass diese resignative Ader gar nicht erst zum katastrophalen Ausbruch erglimmt. Ich mag aber diese lodernde Art sehr, weil meiner Meinung nach die triefende Ausweglosigkeit den symphonischen Kontext bestimmt. Aber jedem natürlich wie er es gern möchte.
-
Ein Score von Trevor Jones, der DARK CRYSTAL-Feeling erweckt und dann noch mit dem LSO eingespielt wurde? Danach habe ich schon immer gesucht! Ich bin von DARK CRYSTAL sehr begeistert und halte immer die Lauscher auf, wenn es einen ähnlichen Score gibt. So war ich auch recht gespannt über die Höreindrücke, die die La La Land-Homepage mir zur Verfügung stellt. Jedoch war das Ergebnis der Hörproben für mich nicht so berauschend, wie ich es mir ausmalte. Das Hauptthema klingt mir zu lasch, viel zu einfach - wieder nach 0815-Helden-Glorifizierung. Das mag zwar in den 80ern die tollsten Mode gewesen zu sein, aber klingt für mich eben lasch, wenn nicht sogar ein wenig ausgelutscht (und bessere Heldenthemen gab es in der Zeit auch schon - ich tue mich ja selbst beim SUPERMAN-Thema schwer!). Der Actiontrack war ganz nett und gänzlich überzeugt war ich einzig und allein von dem Love Theme, bzw. Track 3, der ja ohnehin den besten DARK CRYSTAL-Charakter der Hörschnipsel zeigte. Es sind zwar nur Hörproben (das Album als Ganzes kann ganz anders ausfallen und wird es sicher auch), aber daran richte ich mich erstmal. Also stehe ich nun mit gemischten Gefühlen da und weiß nicht recht weiter. Ich überlege es mir noch mal.
-
Oft ist es so, wenn man als Filmmusikneuling diese kuriose Landschaft betritt, dass man einen Komponisten findet, den man immer wieder hört. Man legt sich auf einen Score fest, später weitet man sich auf das gesamte Repertoire des Komponisten aus. Und wie's der Zufall will, ist man vorerst gesättigt oder gar Pionier, indem man andere Filmmusiken für sich begeistern kann. Dieser Kreislauf nimmt so weit seinen Lauf, bis man an unaufhaltsamen Grenzen, wackeligen Barrieren oder luftigen Holzzäunen stößt. Die Filmmusik bietet da eine innovative und facettenreiche Prärie, wo jeder auf seinen Geschmack kommt - oder auch nahezu alles entdeckt hat. Aber der kleine Entdecker will manchmal nicht alles gesehen haben oder verschweigt gewisse Sektoren; seien sie zu fern, unantastbar oder nicht im Sinne der filmmusikalischen Reise. Wie sieht es da bei euch aus? Gibt es da Bereiche, die ihr noch nicht geplündert habt? Gibt es Bereiche, die ihr komplett weglasst, bzw. nicht betreten wollt? Oder seid ihr offen und holt gerne alles nach? Es mag sein, dass man bei der unendlichen Sammlerfreiheit einzelne Bereiche vergessen hat (vielleicht auch vergessen will? ). Wenn man sich einem Bereich ohne wenn und aber verschließt, würde mich gerne der Grund dafür interessieren. Gründe gibt es zu Hauf, warum man gewisse Grenzen im eigenen Filmmusikreich zieht. Aber auch die Neuorientierungen wären mit Grundangabe interessanter! Und Achtung: "Bereich" ist relativ. Das kann auch Zeitalter, ein Komponist, Komponistensparte, Musikeinflüsse, gewisse Instrumente in Filmmusik oder sonstiges bedeuten. Da lasse ich euch die freie Auswahl. Die (Nicht-)Entdeckungsstudien können beginnen!