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Der Umgang mit und die Haltung zu physical media ist kein spektakulär neues Thema; ich erinnere mich an zahlreiche Diskussionen auch auf dem Board. Aber mich würde doch sehr interessieren, wie Ihr heute steht und wie Ihr das seht. Hier drei Anmerkungen/Anekdoten dazu, Achtung, wird ausladend: 1. Veröffentlichungen im Mainstream-Geschäft Ich habe in den letzten zwei Jahren in einem größeren Einzelhandelsgeschäft die Film-Abteilung betreut. Bemerkenswert, dass das da gegen jeden Trend ging: DVDs haben sich besser verkauft als Blu-rays/UHDs, Repertoire besser als Neuerscheinungen, Arthouse besser als Blockbuster (was alles natürlich dem Publikum, Gen-Xer und Boomer, geschuldet war). Ich hab dann auch die Disposition (sprich: den Einkauf) der Filmmusik-CDs übernommen (Vinyl ist eine andere Abteilung). Klar war ja, dass viele Titel nur noch als Stream oder auf Vinyl erscheinen. Aber tatsächlich waren es garnicht so sehr die Neuveröffentlichungen, die ich problematisch fand (auch wenn nach Varese/Colosseum aktuell auch Sony Classical aus den Regalen verschwindet). Nein, wirklich irritiert hat mich, wie schmal die Kataloge und wie kurz die Verfügbarkeiten geworden sind. Veröffentlichungen von vor, sagen wir mal: drei Jahren sind gestrichen. Beliebte, quasi zeitlose Klassiker lassen sich nicht mehr ab Hersteller ordern. Selbst Universal Music, aktuell wohl letzter wirklich großer Player auf dem deutschen CD-Markt, veröffentlicht nach dem Prinzip fire&forget, Bestandspflege Fehlanzeige. 2. Die Filmmusik-Boutiquen Ich hab den Filmmusik-CD-Markt in den letzten Jahren nur gelegentlich oder aus dem Augenwinkel angeschaut. Da waren auch immer wieder schöne Sachen dabei, die mich ernsthaft glücklich gemacht haben, z.B. die tolle Quartet-Ausgabe von "WarGames" (inklusive des LP-Cuts, den ich mir immer gewünscht hab). Aber irgendwie scheint da inzwischen auch die Luft raus zu sein. Subjektiv wahrgenommen (!) gibt es da nur noch zwei Trends: Dritt- oder Viertveröffentlichungen von populären Lieblingen, hier drei Minuten mehr Alternates, da jetzt noch besserer Klang - oder eben Reste-Verwertung aus dem Werk der großen Komponisten, bei der jedes Score-Fragment und jede noch so banale Auftragsarbeit als CD erscheint, strikt limitiert auf 5000, 3000, 1500 Stück. Dieser Markt schrumpft, die Kundschaft ist bedient und satt, das verstehe ich. Ein neues VÖ-Konzept, ein Versuch, neue Kund:innen zu gewinnen, das bleibt aus, Intrada und Co haben kapituliert. 3. Nachlassverwaltung Ich war immer Secondhand-Jäger, hab mich mit Gusto durch Gebrauchtwaren-CDs, Flohmärkte und so gewühlt, the thrill is in the hunt. Mein größter Erfolg war da eine Goldader in Berlin-Neukölln, vor ca. 10 Jahren: Ein Secondhand-Plattenhändler hatte die Sammlung eines (offenbar französischen oder zumindest frankophilen) Filmmusik-Fans aufgekauft und wußte - abgesehen von Morricone und Williams - nichts damit anzufangen. Alte Intradas und Varese Club-CDs, früher Desplat, de Roubaix, viel Goldsmith und Horner. Ich hab damals da mein gesamtes, schmales disposable income da versenkt, ursprünglich wollte der Händler 8-10 Euro pro CD, bei mir waren zuletzt 5 Euro pro Titel voll okay. Das war schön. Inzwischen sind auch in Berlin die meisten Secondhand-Plattenläden untergegangen. Dafür jetzt neu: Die (nicht blöde benannte) NochMall der Berliner Stadtreinigung, ein Gebrauchtwaren-Kaufhaus, in dem für schmale Taler verkauft wird, was Leute nicht mehr haben wollen und da abgeben - Möbel, Geschirr, Mode, auch (antike) Elektronik, Bücher - und CDs. Die kosten 1 Euro pro Stück. Da habe ich mich auch schon stundenlang durch das Angebot gearbeitet und Dinge gefunden, Jarres "Ghost" als Varese-Disc, aber auch JNHs "Space Jam". warum nicht? Aber da hat mich ein unangenehmes Gefühl eingeholt, das ich schon damals in Neukölln hatte: Was ich da kaufe, stand mal bei wem im Regal und wurde lieb gehabt, auch in der NochMall gibt es immer wieder schubweise auch erkennbar kuratierte Angebote, einen großen Schwung US-Soundtracks oder gesammelte Spielberg-Scores oder europäische TV-Musiken. Wer sich das mal gekauft hat, ist jetzt im Heim oder tot. Oder einfach nur vom Medium abgekommen. Und dann schaue auf meine Bestände, die längst überhand genommen haben (ich interessiere mich auch nicht nur für Filmmusik). Ich weiß bei jeder einzelnen CD, warum ich die haben wollte, woher ich die hab, die sind mir alle lieb und teuer und Downloads oder Streams für mich keine Option. Aber trotzdem nagt immer wieder ein ungutes Gefühl an mir: Warum das alles überhaupt? Wann will ich, wann kann ich das alles in Ruhe hören? Überlebe ich das Medium CD, bin ich (mutmaßlich mit den meisten von Euch) letzter Mohikaner im gallischen Dorf physischer Medien? Mein Verhältnis zur Disc ist zwiespältig. Ich will nichts her- oder aufgeben, da hängen auch Erinnerungen und Biografie dran. Aber mich machen Markt und Medium auch nachdenklich. Was meint Ihr?
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Tja, Leudde, der Idee, CDs und DVDs in bricks and mortar-Läden zu verkaufen, geht langsam echt die Luft aus. Jetzt hat es offenbar HMV erwischt: http://www.guardian.co.uk/business/2013/jan/14/hmv-prepares-call-administrators (Wer's lieber in der Landessprache mag: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/britische-musik-einzelhandelskette-hmv-ist-insolvent-a-877515.html)