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Eigener Anspruch und Filmmusik im Wandel der Zeit


Thomas Müthing
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Im Grunde schon, zumindest unterschwellig, weil die Musik selbst, bewusst oder unbewusst, diese Tradition berücksichtigt und fortschreibt. Darum funktionieren Klischees ja. Man kann Orientalismen, ob nun in der Vereinfachung bzw. Überhöhung durch die westliche Musik (z.B. Scheherazade), oder durch Verwendung tatsächlicher orientalischer Instrumente, eben nicht einfach UMdeuten. Insofern erwächst doch jede neue Musik aus der alten. Jeder Komponist muss das berücksichtigen.

Genau darauf wollte ich doch hinaus.

Umgekehrt kann man die Slasher-Filme von heute als plump, dümmlich und oberflächlich bezeichnen (Ausnahmen gibt es sicher, mir fallen nur keine ein), wohingegen JAWS sorgfältig konstruiert, gut gespielt und brillant geschnitten und vertont ist. ;)

Es gibt im Horror Genre durchaus noch andere Strömungen als Slasher-Filme. Mit letzteren kann ich auch recht wenig anfangen.

Zu Jaws habe ich nicht den geringsten Widerspruch. (Williams ist nun mal mein Lieblingskomponist ). ;)

Aber ich glaube du unterschätzt das "Mediengedächtnis" der Bevölkerung, immerhin wachsen wir v.a. mit dem Fernsehen auf, das diese Filme immer wieder wiederholt, und so deren Einfluss auch auf zukünftige Generationen überträgt. Und so ist das auch mit der Musik, sonst gäbe es ja keine Neueinspielungen alter Filmpartituren, wenn sich niemand daran erinnern könnte. Warum wohl bedienen sich Komponisten bis heute der Stilmittel, die Bernard Herrmann eingeführt bzw. salongefähig gemacht hat`Warum ließ ein Dirigent bei einem Filmmusikkonzert in Manchester, das mehrheitlich von jungen Leuten besucht wurde - und von mir - nur die ersten Töne des Jaws-Themas von den Celli anspielen, und sofort ging ein Raunen des Wiedererkennens durch den Saal?

Das Mediengedächtnis vergißt grundsätzlich nicht so schnell, aber der Kontext der Erinnerung verändert sich.

Um bei dem Beispiel zu bleiben: Es muß nicht zwangsweise in Vergessenheit geraten, aber der Kontext könnte sich ändern. Ich habe das Jaws-Motiv wirklich noch in dem Film selbst das erst mal erlebt und wahrgenommen. Ich habe also die direkte Assoziation mit einer Hai-Attacke.

Mittlerweile könnte bei einem Großteil der jungen Generation die erste Begegund mit diesem Motiv zum Beispiel der Film 1941 oder gar Spaceballs sein und die Assoziation plötzlich auf ein großes Raumschiff mti einem blöden Spruch am Triebwerk bezogen sein. Das Motiv ist dann nicht vergessen aber es bekommt weitere Bedeutungen, derer sich ein Komponist bewußt sein muß.

Oder um mal vom reinen Ton zum Film zu schwenken: Ich bedaure die junge Generation, die Star Wars wahrscheinlich zum ersten Mal nur noch "chronologischer" Reihenfolge sehen wird, um das emotionale Erlebnis (sofern man sich mit dem Film identifizieren kann), wenn in der alten Trilogie der besagte Satz "Ich bin Dein Vater" kommt.

Die Vorkenntnisse aus der neuen Trilogie versauen den Überraschungshöhepunkt eines ganzen Films. In meiner Generation war dieser Satz sinnbildlich für einen komplett unerwartete Plottwist in einem Film. Auch das wird ja quasi als "Metapher" in Komödien (z.B. Simpsons) benutzt.

Die junge Generation wird nur mit den Achseln zucken und sagen "Ja, und! Das ist doch seit zwei Filmen bekann?!?." Die Metapher ist ihrer Kraft beraubt, da sie in diesem Kontext nur dafür steht, daß der Protagonist etwas komplett Neues erfährt. Für meine Generation, war es auch eine komplette Überraschung für das Publikum.

Genauso gut könnte man fragen, warum man überhaupt das Lesen erlernt. Kultur schreibt sich fort, sie zu ignorieren beweist auch von dem heute künstlerisch Schaffenden nur Ignoranz.

QED

Jafar

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Aber nicht doch. Ich meine "versaut" so nett, wie man das überhaupt nur meinen kann. :D

Gut, gut...

Nun, vielleicht könntest du die heutige Jugend retten, indem du dich vor das nächste Kino stellst, mit einem voll-coolen "Ghettoblaster" und jeden Besucher des Lichtspielhauses mit hochwertiger Musik solange beschallst, bis sie protestierend nach Hollywood rennen und die moderne Filmwirtschaft mit schlechten Eintrittszahlen strafen ;)

Denn im Grunde ist es so: Der Komponist kann heute eher wenig für das, was er da schreibt (überspitzt). Es sind die Studios (zusammenfassend für: Regisseur, Produzenten, oder beide), die es vorgeben. Junge Filmemacher, frisch von der Filmschule machen einen Film, wie sie gern einen Film sehen. Laut, ohne Anspruch, Hauptsache CGI, Musik ist doch wurscht, oder soll so klingen wie der voll fette Score von Hans Zimmer zu "Inception". Dass jener nur ein bunter Mix aus "Thin Red Line" ist, interessiert niemanden, weil niemand "Thin Red Line" kennt. Oder die "Drop Zone", aus der ein Cue auf einmal zu einem Piratentheme wurde ;).

Die Studios natürlich setzen auf altbewährtes. Warum sollte der neue Actionkracher, der ähnlich aufgebaut ist, wie der letzte, sehr erfolgreiche Actionkracher auf einmal nicht mehr so gut ankommen? Vor allem, da der neue noch viel lauter kracht.

Man könnte nun sagen "Der Komponist kann sich ja wehren". Naja.... Nö.... Das tut er nur einmal. Denn wo er steht, lauert eine wahre Armee an jungen Komponisten, die nur darauf warten, den Auftrag zu kriegen. Die blind und taub genau das tun, was das Studio verlangt, um sich einen Namen zu machen, oder nur ihren Namen auf einem Plakat stehen zu sehen. Und so werden eben die gebucht, die sich fügen.

Und den anderen, "guten", bleiben eben leider nur die "kleineren" Filme, wo sie sich dann wirklich "austoben" können. Oder sie haben das Glück, dass sie einen Regisseur haben, der auf die Trends pfeift und ihnen die Freiheiten gibt, die sie wünschen.

Die Filmwirtschaft ist so schnell-lebig geworden, Filme werden nicht mehr lange vorbereitet, sondern sind zu Massenware geworden (schau dir nur mal an, wie viele Filme in den 60ern, 70ern und jetzt heute in einem Monat rauskommen). Der Komponist als solches ist leider nur noch "Dienstleister", der innerhalb eines meist sehr knappen Zeitrahmens seine "Ware" liefern muss.

Wenn er frei sein will, dann kann er sich die Zeit nehmen und etwas eigenes auf die Beine stellen, wie Konzertwerke schreiben. Die Frage ist nur, ob er je in die Filmwelt zurückkehren kann, wenn er sich erst mal von ihr abgewandt hat. Oder will. Wie das Beispiel Mark Mancina zeigt, der wohl von diesem Business die Nase voll hat.

Langer Rede kurzer Sinn: Es bringt überhaupt nichts, auf den Komponisten zu schimpfen, der ist, wenn man's salopp formuliert, auch nur ein Mensch, der seine Arbeit macht. Motz lieber über die Studios ;)

Bearbeitet von Laubwoelfin
minimalistische Änderungen
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Langer Rede kurzer Sinn: Es bringt überhaupt nichts, auf den Komponisten zu schimpfen, der ist, wenn man's salopp formuliert, auch nur ein Mensch, der seine Arbeit macht. Motz lieber über die Studios ;)

Wie schon oben erwähnt ist mir das als Entschuldigung für schlechte Musik zu einfach: Verantwortung ist immer individuell. Prinzipien ebenfalls.

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Aber "gut" oder "schlecht", liegt im Auge - oder in diesem Beispiel - Ohr des Betrachters, bzw. Hörers.

Warum machst du es dir dann nicht einfach, kehrst der modernen Filmwelt den Rücken, schaust kleinere, anspruchsvolle Filme und widmest dich deiner wahren Leidenschaft für brillante Musik?

Lass uns "Pöbel mit niederem Geschmacksempfinden" doch einfach allein und in Ruhe. Denn wir pfuschen den "Liebhabern hoher Musikkunst" auch nicht in ihre Vorlieben. Also ich tu sowas nicht. :)

Schätze, das ist für beide Seiten auf Dauer gesünder.

Weil eben durch solche Diskussionen Emotionen hochkochen, welche mit hohem Blutdruck und Magenschmerzen quittiert werden und/oder damit, dass eine der beiden Seiten Post von einem Moderator kriegt ;).

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also was ich hier bei allen diskussionen gelernt habe ist, dass es sehr wohl "handwerklich" gute oder schlechte musik gibt. das liegt überhaupt nicht im ohr des zuhörers, weil man es an fakten belegen kann. jedoch kann man meiner meinung nach nicht "ausschließlich" filmmusik vom handwerklichen standpunkt aus bewerten. die wirkung, die atmosphäre, die die musik erzeugt spielt immer eine rolle, auch wenn DIESER ASPEKT bei jedem unterschiedlich ist. deshalb entsteht ja auch erst eine diskussion. über den handwerklichen aspekt braucht man doch nicht diskutieren, der steht doch fest. und ich bin auch der meinung das handwerklich gute musik genauso ihre wirkung verfehlen/erzielen kann wie handwerklich schlechte musik. sicherlich ist das bei jedem unterschiedlich, aber genau das macht doch spaß, DARÜBER dann zu diskutieren.

und da ich der meinung bin, dass man bei einer gesamten bewertung beide aspekte berücksichtigen muss, gibt es für mich auch keine schlechte oder perfekte filmmusik, sondern nur gute oder schwache filmmusik.

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Achso.... Gut oder schlecht komponiert. Tja, darüber kann ich nicht urteilen. Mir mangelt es da an akademischem Fachwissen, ich hab halt nur Hauptschule :D.

Außerdem war mir schon immer egal, ob der Komponist nun gut ist oder nicht, da ich - wie gesagt - einen Goldsmith ebenso gern höre wie einen (Brian) Tyler oder einen (Elmer) Bernstein ;)

Zudem ist mir persönlch auch die "Größe" eines Komponisten relativ "schnuppe", da ich sie einfach alle als das sehe, was sie sind: Menschen :)

(um aus dem Nähkästchen zu plaudern, bin/war ich vor einem Interview mit Ryan Shore, oder Mark Yaeger ebenso nervös wie vor einem mit Mark McKenzie, oder Arthur B. Rubinstein)

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"If our music survives, which I have no doubt it will, then it will be because it is good."

[Jerry Goldsmith] :)

und? der satz ist doch nichtssagend. hätte von jedem komponisten stammen können und nur weil er von goldsmith ist, hat er nicht gleich mehr bedeutung, geschweige denn das er richtig ist.

ich gehe mal davon aus, dass man zimmers pirates theme und seinen gladiator score noch in 50 jahren kennen wird. das würde ja dann bedeuten, dass diese musik gut ist oder?

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Er sagt alles, was gesagt werden muss. V.a. im Umkehrschluss. :)

Komponisten, die nur willfährig den Zimmer-Factory-Sound imitieren, sollten sich bewusst sein, dass sich niemand an Imitatoren erinnert - und dass jeder Imitator leicht ersetzbar ist.

Ob man damit langfristig besser fährt ist sehr zu bezweifeln.

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Ich sehe es wie Laubwölfin. Filmkomponist sein ist für viele ein Job wie jeder andere auch. Ich vermute stark, wenn Hans Zimmer oder Steve Jablonsky das Angebot bekommen, einen rein orchestralen Abenteuer Score zu schreiben( siehe Jablonsky Steamboy) dann machen die das auch. Wenn sie Inception kopieren müssen machen Sie das eben aber auch. Und ganz ehrlich:Wenn ich Komponist wäre und meine Rechnungen zahlen und meinen Lebensstil finanzieren müßte würde ich auch Kompromisse eingehen. Das Problem ist ja nicht, dass wenn ich abundzu mal ein Angebot ausschlage weil ich z.B. einen Heavy Metal Score schreiben müßte,obwohl ich davon keine Ahnung habe, dass ich dann sofort keine Jobs mehr bekommen würde. Aber nehmen wir mal an Heavy Metal Scores wären das neue RCP, dann würde ich in arge Bedrängnis kommen. Ich würde keine Jobs mehr bekommen oder nur noch abundzu einen kleinen Film oder eine Tv Serie vertonen können.

Nun gut, ein Hans Zimmer hat wahrscheinlich schon längst ausgesorgt und könnte sich wahrscheinlich schon zur Ruhe setzen und sein eigenes Ding machen. Aber warum sollte er? Er scheint ja auch Spass daran zu haben, diese Art von Musik zu schreiben. Warum also aufhören. Problematischer wird es bei Komponisten, die sich noch nicht etabliert haben. Die müssen das schreiben was Produzenten und Regisseure wollen, sonst bekommen sie den Job nicht.

Ein Beispiel aus meinem Freundeskreis:

Ein befreundeter Musiker ist im Popbereich als E-Bassist tätig. Spielt in einer Band, die in gewissen Kreisen an guten Ruf hat. Allerdings ist der Stil, den diese Band pflegt nur teilweise mainstreamtauglich, was bedeutet, dass sie nur mäßigen Erfolg haben. Das Ende vom Lied. Mein befreundeter Kumpel muss nebenher Unterricht geben und in irgendwelchen Schlagerkapellen spielen und das alles obwohl er darauf keinen Bock hat. Aber er muss. Ansonsten kann er gleich Hartz 4 beantragen.

Und das kann man dann auf aufstrebende Filmkomponisten übertragen. Um ins Business rein zu kommen, muss man vielleicht auch Sachen machen, auf die man vielleicht nichts so Bock hat. Aber: It pays the bills.

Wenn man dann erstmal aufgestiegen ist es vielleicht etwas einfacher. Aber wenn man einer der Topkomponisten ist hat man auch einen gewissen Lebensstil. Der muss auch finanziert werden. Warum schreibt James Newton Howard plötzlich auch RCP inspirierte Scores? Weil ein Shyamalan Film nur alle zwei, drei Jahre rauskommt und einer der wenigen Möglichkeiten für Ihn ist rein orchestral zu schreiben. Also muss er halt auch andere Projekte annehmen, die eben den RCP Sound verlangen.

Abschließend: Ein Filmkomponist ist ein Dienstleister, der zu liefern hat. Wenn er das nicht kann oder will ist er draußen. Derjenige, der sich nicht anpassen will, kann ja Konzertmusik schreiben und dementsprechend sich von Monat zu Monat hangeln.

Das ist natürlcih schade, da ich dem RCP Sound nicht viel abgewinnen kann, aber so läufts nun mal.

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Anne (Laubwoelfin)und ich hatten mittlerweile schon sehr viel Kontakt zu Filmmusik-Komponisten von jeder Art (aus Hollywood, Deutschland), daher weiß sie ganz genau, von was sie redet. Sie hat eine Ahnung wie es in der Branche abläuft. Viele Komponisten sind mittlerweile sogar richtig froh, in der zweiten Reihe zu stehen, weil dort viel mehr Abwechslung auf einen zukommt und auch mehr Aufträge (hat zum Beispiel der deutsche Filmmusik-Komponist Siggi Mueller ihr erzählt).

Ryan Shore, verwandt mit Howard Shore, ist auch ein sehr guter Komponist.. jedoch ist er in der zweiten Reihe zu Hause.. und schreibt für diese Filme sehr gute Musik, wo man wirklich denkt, warum ist dieser Komponist nicht in der A-Liga. Aus den Gründen, die Anne schon aufgezählt hat. Er komponiert Musik, die von den TopStudios für deren Blockbuster nicht gewünscht wird.. sie wollen den Hans Zimmer-Sound. Ist leider so.

Wie im "Ich höre gerade"-Thread von Anne mal angemerkt. Wir bringen im Oktober in unserer Radiosendung ein Interview mit Atli Örvasson und da erzählt er auch über das Geschäft. Das wäre bestimmt sehr interessant mal zu lauschen.. Thomas, ich kann es dir nur empfehlen. :)

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Nun gut, ein Hans Zimmer hat wahrscheinlich schon längst ausgesorgt und könnte sich wahrscheinlich schon zur Ruhe setzen und sein eigenes Ding machen. Aber warum sollte er? Er scheint ja auch Spass daran zu haben, diese Art von Musik zu schreiben.

Soviel mir bekannt schreibt Hans Zimmer gar nichts.

Ein befreundeter Musiker ist im Popbereich als E-Bassist tätig. Spielt in einer Band, die in gewissen Kreisen an guten Ruf hat. Allerdings ist der Stil, den diese Band pflegt nur teilweise mainstreamtauglich, was bedeutet, dass sie nur mäßigen Erfolg haben. Das Ende vom Lied. Mein befreundeter Kumpel muss nebenher Unterricht geben und in irgendwelchen Schlagerkapellen spielen und das alles obwohl er darauf keinen Bock hat. Aber er muss. Ansonsten kann er gleich Hartz 4 beantragen.

Und bleibt immerhin seiner Linie treu. Respekt!

Abschließend: Ein Filmkomponist ist ein Dienstleister, der zu liefern hat. Wenn er das nicht kann oder will ist er draußen.

Die immer gleiche einfache Rechnung. Woher willst du das wissen? Nicht jeder Produzent ist ein Kotzbrocken wie Bruckheimer, und wenn Hansi-Baby schützend die Hand über seine Schäfchen hielte könnte man sehr wohl etwas mehr Selbstvertrauen und Individualität erwarten.

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Er sagt alles, was gesagt werden muss. V.a. im Umkehrschluss. :)

Komponisten, die nur willfährig den Zimmer-Factory-Sound imitieren, sollten sich bewusst sein, dass sich niemand an Imitatoren erinnert - und dass jeder Imitator leicht ersetzbar ist.

Ob man damit langfristig besser fährt ist sehr zu bezweifeln.

ein zimmer ist vielleicht leicht ersetzbar, aber wäre ein goldsmith mit seinem stil auch heute noch so gefragt wie vor 20-30 jahren? in der heutigen zeit liegt der schwerpunkt im blockbusterbereich nicht auf dem komponisten sondern auf dem sound. warum müssen newton howard und doyle einen auf rcp machen? weil sie für IHREN sound berühmt sind und man sie machen lässt was sie wollen?

wenn leute wie jablonsky, revell, rabin oder djawadi mal an die richtigen leute und filme kommen würden, würde da auch öfter was vernünftiges bei rauskommen.

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Viele Komponisten sind mittlerweile sogar richtig froh, in der zweiten Reihe zu stehen, weil dort viel mehr Abwechslung auf einen zukommt und auch mehr Aufträge (hat zum Beispiel der deutsche Filmmusik-Komponist Siggi Mueller ihr erzählt).

Ryan Shore, verwandt mit Howard Shore, ist auch ein sehr guter Komponist.. jedoch ist er in der zweiten Reihe zu Hause.. und schreibt für diese Filme sehr gute Musik, wo man wirklich denkt, warum ist dieser Komponist nicht in der A-Liga. Aus den Gründen, die Anne schon aufgezählt hat. Er komponiert Musik, die von den TopStudios für deren Blockbuster nicht gewünscht wird.. sie wollen den Hans Zimmer-Sound. Ist leider so.

Na also. Geht doch. Und wie bekannt ist bekommt man in Hollywood auch für die "B-Liga" Filme mehr als eine Zuckerstange zur Bezahlung. :)

wenn leute wie jablonsky, revell, rabin oder djawadi mal an die richtigen leute und filme kommen würden, würde da auch öfter was vernünftiges bei rauskommen.

Rabin und Revell? Das glaubst du doch selbst nicht, dass die beiden Herren sich nur zurückhalten. :D

ein zimmer ist vielleicht leicht ersetzbar, aber wäre ein goldsmith mit seinem stil auch heute noch so gefragt wie vor 20-30 jahren? in der heutigen zeit liegt der schwerpunkt im blockbusterbereich nicht auf dem komponisten

Diese Entwicklung gibt es schon seit Mitte der 70er.

Und es hat zu ALLEN Zeiten diesen Druck auf Komponisten gegeben: Warum kannst du nicht schreiben wie Alfred Newman, wie Victor Young, wie Max Steiner etc - Die guten setzten sich durch.

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Wenn ich keine Lust habe, mich an der Objektivität der Musiklehre zu orientieren, dann kann ich das dennoch in einem objektiven Rahmen machen. Niemand, ich wiederhole, niemand bestimmt absolut, was gute oder schlechte Musik ist. Nur wenn wir uns in ein bestimmtes Gebiet stellen, ein - wie schon mal angesprochen - abgestecktes Gebiet, dann kann man dort Wertungen vornehmen. Alles andere ist relativ.

Darüber hinaus verstehe ich die Diskussionsgrundlage gerade dann nicht, wenn doch die Objektivität ohnehin vorgibt, was gut oder schlecht ist? Worüber denn dann noch diskutieren, wenn es ohnehin in diesem Rahmen absolut ist?

Dabei fällt mir eine Frage ein, die mich brennend interessiert. Kann mir jemand schlechte Musik aus der Golden Age Zeit nennen? Also objektiv qualitativ schlechte Musik dieser Zeit. Gab es welche, gab es keine, hat sie überdauert? Wer waren die kleinen Fische damals, die heute kein Schwein mehr kennt? Freue mich über jede Information/Namen.

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Na also. Geht doch. Und wie bekannt ist bekommt man in Hollywood auch für die "B-Liga" Filme mehr als eine Zuckerstange zur Bezahlung. :)

Rabin und Revell? Das glaubst du doch selbst nicht, dass die beiden Herren sich nur zurückhalten. :D

doch das glaube ich. rabin hat mit The Great Raid meiner meinung nach einen wirklich guten kriegsfilmscore komponiert, der stimmung des szenerie perfekt einfängt. sein heroisches (williams-inspiriertes thema) thema ist wohl dosiert eingesetzt, die chorpassagen klingen nicht überladen und obwohl sie schön klingen, verlieren sie nicht diese bedrückende atmosphäre. die suspense passagen, vorallem mit dem gitarrenmotiv finden ich sehr gut. für einen krigesfilm zu der zeit spielend eine interessante musikalische wahl und spannung wird auch noch erzeugt. einer meiner lieblingsscores von rabin. dass die musik wahrscheinlich handwerklich nicht einwandfrei ist, ist es natürlich kein perfekter score, aber als einen "guten" würde ich ihn schon einschätzen.

graeme revell hat mit seinem score zu dem film Goal! eine sehr schöne sportfilmmusik komponiert. ich finde es ist ein gelungener mix aus orchester und modernen elementen mit einem schuss gitarrenspiel für den latinopart des films. er hat ein heroisches thema für den fussballpart komponiert, das aber niemals übers ziel hinausschießt oder in pathos ertrinkt. vom reiner hören her, ist die musik sehr schön orchestriert. der englandpart des films kommt moderner, elektronisch-hipper daher. aber auchs ehr maßvoll eingesetzt die elektronik. das gitarrenspiel für den mexicopart ist schönklingend, aber auch etwas klischeehaft. und die ruhig-emotionalen stücke erzeugen eine schöne, nicht kitschige atmosphäre. sie übertünchen/ertränken die bilder nicht, sondern es ist ein ausgezeichentes zusammenspiel beider komponenten. ich finde es ist ein toller score, den es leider nicht auf cd gibt. wenn man die musik wieder nur handwerklich betrachten würde, wird es wahrscheinlich etliche schwächen geben. somit würde ich ihn auch als einen "guten" score einschätzen.

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Also, was Rabin angeht, da hör ich mir vielleicht mal Gelegenheit The Great Raid an. Aber Revell: Mit Schaudern denke ich an nervende Power Rangers, Freddy Vs Jason, Tom Raider, Sawn, etc pp. zurück - alles ohne Zimmer-Zwang. Den habe ich abgehakt. ;)

Das Ganze führt immer wieder zu denselben Argumenten. Ihr habt Eure Sichtweise, ich meine. Und für mich zählt das, was hinten raus kommt. Denn dafür muss ich bezahlen.

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Aber ich glaube du unterschätzt das "Mediengedächtnis" der Bevölkerung,

...

Warum ließ ein Dirigent bei einem Filmmusikkonzert in Manchester, das mehrheitlich von jungen Leuten besucht wurde - und von mir - nur die ersten Töne des Jaws-Themas von den Celli anspielen, und sofort ging ein Raunen des Wiedererkennens durch den Saal?

hehe - auf meinem Smartphone habe ich als Klingelton die Universal-Studio-Fanfare (die Version von Jerry Goldsmith)

Als das Telefon klingelte und ein Kumpel neben mir stand, horchte er auf und meinte: "Hey - ist das nicht Star Wars?"

Einer Arbeitskollegin spielte ich eine epische Trailer-Musik von Immediate Music am Handy vor - weiß nicht mehr welche - und sie staunte und meinte: "Erinnert mich an Jim Knopf von der Augsburger Puppenkiste"

:D

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Wenn ich keine Lust habe, mich an der Objektivität der Musiklehre zu orientieren, dann kann ich das dennoch in einem objektiven Rahmen machen. Niemand, ich wiederhole, niemand bestimmt absolut, was gute oder schlechte Musik ist. Nur wenn wir uns in ein bestimmtes Gebiet stellen, ein - wie schon mal angesprochen - abgestecktes Gebiet, dann kann man dort Wertungen vornehmen. Alles andere ist relativ.

Darüber hinaus verstehe ich die Diskussionsgrundlage gerade dann nicht, wenn doch die Objektivität ohnehin vorgibt, was gut oder schlecht ist? Worüber denn dann noch diskutieren, wenn es ohnehin in diesem Rahmen absolut ist?

Ich bin zwar kein ausgebildeter Akademiker auf dem Gebiet der Musikwissenschaften, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß auch diese Wissenschaft selbst gar keine "absolute" Wertung im Sinne von gut oder schlecht kennt. Sie beschreibt den Aufbau und die Struktur der Musik. In einer Analyse untersucht man die Stilmittel, den Themenaufbau, die Harmonik, etc. etc., vergleicht diese mit anderen Musikstücken und ordnet die Musik in den musikgeschichtlichen Kontext ein.

Mir ist keine Objektive Definition von guter und schlechter Musik bekannt und ich bin mir ziemlich sicher, daß es die auch nicht gibt.

In keiner Wissenschaft gibt so eine Wertung. Die Wissenschaft beschreibt, analysiert, vergleicht, beweist und zieht Schlußfolgerungen (Das sind dann meist Thesen, die ggf. später von anderen widerlegt werden) aber sie wertet nicht. Die Musikwissenschaft wäre die erste die das tut.

Genauso wenig, wie ich in einer Semesterarbeit (so wie Thomas Müthing oben schrieb) nicht schreiben kann "Aber besonders gefällt mir das aufwühlende, herzerwärmende Thema zu..." werde ich nicht schreiben können "Das Thema ist gut, weil ....". Ich kann beschreiben wie die Musik aufgebaut ist, wie die Themen etnwickelt sind, wie der Spannungsbogen verläuft, kann das in Bezug zur Filmszene bzw. des Films setzen und beschreiben in wie weit die Musik die Bilder unterstütz oder auch nicht. Am Ende kann ich die persönliche Schlußfolgerung ziehen, daß ich es daher für eine guter oder schlechte Musik halte; also zu einer "subjektiven" Beurteilungen kommen. Ein objektives "Die Musik ist gut" kann die Musikwissenschaft nicht liefern.

Das würde ich auch für ziemlich vermessen und höchst unwissenschaftlich halten. Nur wenige Fachgebiete können über haupt auf wissenschaftlicher Basis zu absoluten Ergebnissen und Wertungen kommen. Im wesentlichen sind das die Naturwissenschaften, in denen man tatsächlich sachen logisch beweisen kann. So richtig klappt das dann aber auch nur in der Mathematik an sich (die interessanterweise nicht mal alle wirklich zu den Naturwissenschaften zählen). Schon inder Physik und Chemie ist es mit dem theoretischen Beweisen häufig schon viel schwieriger. In der Chemie arbeitet man mit Modellen, die möglichst nah die Realität wieder geben, aber leider immer noch nicht exakt. Es sind nur theoretische Modelle, die die Forschungsergebnisse bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, in ein logisches Regelwerk fassen. In der Physik sind die wertvollsten Ergebnisse des letzten Jahrhunderts alles Therorien (Relativitätstheorie, Stringtheorie, Quantentheorie, etc.). Sie sind zwar nicht widerlegt aber in letzter Konsequenz nicht wirklich bewiesen.

Deshalb sind wir hier ja auch alle so leidenschaftlich am diskutieren, welche Musik wir warum gut oder auch nicht gut finden.

Aber ich glaube du unterschätzt das "Mediengedächtnis" ...

Warum ließ ein Dirigent bei einem Filmmusikkonzert in Manchester, das mehrheitlich von jungen Leuten besucht wurde - und von mir - nur die ersten Töne des Jaws-Themas von den Celli anspielen, und sofort ging ein Raunen des Wiedererkennens durch den Saal?

Mir ist erst beim erneuten lesen des Zitats in scorefun's Mail etwas aufgefallen: Welche Leute gehen in ein Filmmusikkonzert? Richtig. Da gehen vorwiegend große Filmmusikfans hin, die dann natürlich auch alle das Jaws-Thema kennen.

Gruß Jafar

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