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Eigener Anspruch und Filmmusik im Wandel der Zeit


Thomas Müthing
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Ich kann nachvollziehen, dass jemand der im Golden Age nicht bewandert ist, findet, dass die Scores einen ähnlichen Klang haben. Dass liegt einfach daran, dass z.B. die Violinen in den damaligen Studioorchestern ein starkes Vibrato gespielt haben und so ein leicht kitschiger Sound entstanden ist. Wenn man allerdings tiefer in die Materie einsteigt, merkt man dass viele Komponisten dieser Zeit eine eigene Handschrift hatten. Ein Herrmann klingt ganz anders als ein Rozsa; ein Newman klingt ganz anders als ein Friedhofer. Ich persönlich stehe ja mehr auf die Komponisten, die Elemente des zwanzigsten Jahrhunderts, wie Polytonalität, Pentatonik etc. in ihrer Musik aufgenommen haben, so wie eben Herrmann, Rozsa und Friedhofer. Max Steiner und Newman haben (soweit ich die Kompositionen dieser Herren kenne) ja eher einen spätromantischen Stil à la Strauss gepflegt. Das ist weniger mein Geschmack.

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Das kommt darauf an, wie man ein Thema definiert. :)

Für mich ist ein kurzes Herrmann-Motiv wie z.B. aus Cape Fear, eben auch ein Thema - v.a. da es weiterentwickelt wird.

Und letzteres ist der entscheidende Punkt, s.a. oben verlinktes Broughton-Interview: Musik muss entwickelt werden, man kann nicht einfach dasselbe Zeug nur x Mail wiederholen.

Ehrlich gesagt finde ich das eine viel interessantere Frage, als die Frage nach der derzeitigen Qualität der Filmmusik. ;)

Also erstmal sag Broughton nicht das Musik Themen und Entwicklung haben muss, sondern das sie das haben muss damit sie ihn interessiert. Ich denke das siehst du ähnlich, aber es klang ein wenig absolut.

Und auf die Frage was alles ein Thema sein kann: Ich finde, dass ein klangliches Ereignis bei Takemitsu ebenso eine Art Thema sein kann wie eine achttaktige Melodie. Für mich ist eher interessant ob etwas bei mir einen Eindruck hinterlässt und auf gewisse Weise dem Film eine klangliche Signatur gibt. Das Thema des Aliens in Alien 3 ist nach Aussage von Goldenthal ein Ton vom Steel-Cello. Gut, da passiert natürlich noch ne ganze Menge drumherum. ;)

"Das Golden Age war ein Trend" - Also das ist nun wirklich gequirlter Quark.

Rózsa, Newman, Steiner, Herrmann, Tiomkin, Friedhofer, Waxman - alle Komponisten aus der ersten Reihe hatten ihren eigenen Stil. Nur ein absolutes Blechohr wird Rózsas Musik mit der eines der anderen verwechseln - das einzige, was diese Leute vereint hat, war, dass sie alle auf hohem Niveau gearbeitet haben.

Scheinbar ist kein Vergleich zu abwegig, um sich die heutige Einheitssoße schönzureden. :)

Auf die Gefahr hin vom eigentlichen Thema der Diskussion abzuschweifen, finde ich schon, dass es innerhalb des Golden Age gewisse Trends gab. Also ich bezweifle, dass man heutzutage noch häufig den verminderten Septakkord als "Schock-Akkord" finden wird. Vielleicht in der Oberstimme von mediantischen Rückungen oder in manchem Comedy-Scoring, aber nicht so wie bei Steiner. Und bei aller kompositorischer Qualität die ein Rosza (schnarch), Herrmann oder Newman (doppel-schnarch) auch haben mag, kommt es immer noch auf den einzelnen an ob ihm das schmeckt oder nicht. Ich für meinen Teil kann mit keinem der drei Genannten nur wenig anfangen (na ja, von Herrmann hör gefällt mir am Ende dann doch mehr als ich immer so zugeben will), auch wenn ich ihren Wert nicht abstreite.

Wobei das jetzt nicht falsch verstanden werden sollte. Mein Betrag soll nicht die Soße von heute rechtfertigen.

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Auch auf die Gefahr hin, abzuschweifen: Dass Rozsa und Newman für Dich *schnarch* oder gar *Doppel-Schnarch* sein mögen, meinetwegen, aber Herrmann? Wenn Dir dann letzten Endes nur halb gefällt, wäre es dann nicht eher ein *halb- aber aus Prinzip doppel-Schnarch*? Hast Du denn schonmal die Konzertwerke des guten Mannes gehört? Ich denke da besonders an die "Sinfonietta for strings" und die "Moby Dick Cantata".

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Herrmann hat ja kein "schnarch" bekommen. ;)

Also sein Score zu Journey To The Center Of The Earth finde ich richtig gut und seine Harryhausen-Sachen gefallen mir auch. Aber Herrmann nervt mich meistens eher. In Vertigo zum Beispiel. Boa! Ne, also den fand ich so nervig! Echt! Ich konnte den Film fast nicht zu Ende gucken wegen der Musik. Da saß ich teilweise vorm Fernsehr und hab laut ausgerufen: "Bitte nicht schon wieder der gleiche Akkord!" Er hat natürlich schon eine ganz eigene Tonsprache entwickelt. Das steht außer Frage.

Was mir manchmal auffällt ist, dass, wenn jemand eines seiner Stilelemente aufgreift, sie mir dort mitunter besser gefallen.

Nein, seine Konzertmusik kenne ich nicht. Lasse mich da auch gerne umstimmen.

Edit: So nervig ich Vertigo ingesammt auch fand muss ich schon sagen, dass mir das Liebes-Thema wirklich gut gefiel.

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GOLDEN AGE war ein Trend? :) hehe

Auch die 80'er selber waren kein Trend ... es hat in dieser Zeitepoche verschiedene Trends gegeben ... Die einen Produktionen haben die für die 80's typischen Synths verwendet (weil der Film mit einem geringen Budget auskommen musste, oder weil die Produzenten auf diese Tonfarben bestanden haben) wie Terminator, Commando oder Extreme Prejudice ... und die orchestralen Werke wie Indiana Jones, Poltergeist oder An American Tail ...

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Ich habe einen Bekannten, der von Herrmann bisher nur "Citizen Kane" und "Vertigo" im Film kennt und der meinte auch, dass ihm die Musik viel zu konzertant war. Kann das mit den über 80 Minuten in Vertigo nachvollziehen, obwohl ich die Musik wirklich klasse fand. Bei seinen Konzertwerken besteht eben nicht die Gefahr, einen Film "zuzukleistern" und für sich alleine kann die Musik von Herrmann ja ohne Probleme - auch bei Filmen.

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Ich habe einen Bekannten, der von Herrmann bisher nur "Citizen Kane" und "Vertigo" im Film kennt und der meinte auch, dass ihm die Musik viel zu konzertant war.

Also bei Vertigo nervte mich nicht die Aufdringlichkeit der Musik (gut, die irgendwie auch), sondern die Musik selbst. Mag ja sein, dass das im Kontext der Zeit gesehen etwas ganz neues war, aber mir ist manches bei ihm einfach zu plump. Bei Sindbad und Co passt so was natürlich sehr gut. Solche Stoffe halten seine Musik auch wirklich aus. Z.B. bei Journey: Es geht TIEF in die Erde, also haben wir nur TIEFE Blasinstrumente und es geht RUNTER, deswegen wird alles RUNTERgerückt. Also ich denke keiner wird dahinter ein tiefgründiges Konzept erkenne, aber auf der anderen Seite will man so was bei einem solchen Film auch gar nicht. Was Vertigo angeht, so muss ich sagen, dass, mal abgesehen vom "Liebestod", ich die Musik einfach nicht sonderlich interessant fand. Ich will da auch kein Pauschalurteil fällen, aber mein persönliches (Achtung: Übertreibung!) Klischeebild von Herrmann sieht so aus: Er hat ein Thema/Motiv und das wird dann erstmal ne Runde rauf oder runtergerückt. Und wenn es dann den Weg do-re-mi-fa#-sol#-la# gegangen ist, geht es wieder von vorn los.

Wie gesagt, auf Grund der Erfahrungen die ich mit seiner Musik gemacht habe, kenne ich auch nicht so viel von ihm und lasse mich da auch gerne eines Besseren belehren.

Gestern habe ich sogar noch mal kurz in die Moby-Dick Kantate reingehört. Allerdings habe ich die nur Quergehört und kann somit kein richtiges Urteil fällen. Hörte sich aber unterhaltsam an.

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Auf die "Kritik" an den beiden Meisterwerken von Herrmann will ich lieber nicht in der Sache antworten, den dies würde suggerieren, dass ich die "Kritik" in irgendeiner Weise ernst nehmen und für qualifiziert halten würde. Tue ich aber nicht, und wohl auch sonst kaum jemand. ;)

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Auf die "Kritik" an den beiden Meisterwerken von Herrmann will ich lieber nicht in der Sache antworten, den dies würde suggerieren, dass ich die "Kritik" in irgendeiner Weise ernst nehmen und für qualifiziert halten würde. Tue ich aber nicht, und wohl auch sonst kaum jemand. ;)

Warum nicht? Fehlen die sachlichen Argumente? Sorry, aber so eine inhaltslose und herablasende Aussage würgt jede konstruktive Diskussion im Keim ab. Du mußt seine Meinung und Einschätzung ja nicht teilen, aber so ein Post disqulifiziert eigentlich für jede inhaltliche Diskussion.

Ich z.B. kenne die angesprochenen Scores selbst nicht und würde gerne Wissen, was an Jans Aussage so disqulifizierend und "nicht ernst zu nehmend" ist.

Gruß Jafar

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Warum nicht? Fehlen die sachlichen Argumente? Sorry, aber so eine inhaltslose und herablasende Aussage würgt jede konstruktive Diskussion im Keim ab. Du mußt seine Meinung und Einschätzung ja nicht teilen, aber so ein Post disqulifiziert eigentlich für jede inhaltliche Diskussion.

Ich z.B. kenne die angesprochenen Scores selbst nicht und würde gerne Wissen, was an Jans Aussage so disqulifizierend und "nicht ernst zu nehmend" ist.

Gruß Jafar

Da stimme ich Jafar voll zu.

P.S.: Manchmal habe ich das Gefühl, Thomas stichelt zwar gerne, mag sich aber nicht wirklich Diskussionen oder kritischen/lästigen Nachfragen stellen. Das finde ich schade und fast ein bisschen peinlich bei jemandem, der oft gerne im Tonfall des erfahrenen Musik-Kenners nachtritt.

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Eben. Und die wahre ich.

Denn ich erinnere mich noch gut an Jan von einem anderer Filmmusik-Board. Und die Zeit der Kämpfe gegen Windmühlen sind für mich vorbei. ;)

Sowhl NbN als auch Vertigo vereinigen beide Qualitäten in sich, die wirklich brillante Filmmusik haben muss: Sie ist perfekt aufs Bild komponiert (z.B. das um sich selbst kreisende Titelmotiv aus Vertigo, die ätherische Musik für in Weichzeichner getauchte Szenen in The Forest, der Liebestod für die brillante 360 Grad-Kamerafahrt, die con sordino Streicher für Madeleines Thema,. die Habanera für die Szene im Museum (Carlotta's Portrait), die auch für die gesamte "andere Identität Madeleins steht) und erfüllt gleichzeitig höchste Qualitäten als reine Musik. Besser geht es mnicht. Wer so etwas nicht sehen kann, mit dem jede Diskussion keinerlei Zweck, weil es immer auf "mag ich" / "mag ich nicht" reduziert ist.

z.B.: Musik "zu konzertant" - was soll denn das bitte heissen?! Das ist einfach nur Quatsch. Sorry! :(

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Eben. Und die wahre ich.

Sowhl NbN als auch Vertigo vereinigen beide Qualitäten in sich, die wirklich brillante Filmmusik haben muss: Sie ist perfekt aufs Bild komponiert und erfüllt gleichzeitig höchste Qualitäten als reine Musik. Besser geht es mnicht.

Genau meiner Meinung. Der Witz ist nur, dass man Herrmanns Musik auch während des Films sehr deutlich wahrnimmt und sie nicht so sehr mit den Bildern verschwimmt wie ein Rozsa oder Newman. Und da ist es kein Quatsch, wenn Zuschauer abgelenkt werden.

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Tue ich aber nicht, und wohl auch sonst kaum jemand. ;)

Musst du auch nicht.

Wer so etwas nicht sehen kann, mit dem jede Diskussion keinerlei Zweck, weil es immer auf "mag ich" / "mag ich nicht" reduziert ist.

Aha ...

Ich z.B. kenne die angesprochenen Scores selbst nicht und würde gerne Wissen, was an Jans Aussage so disqulifizierend und "nicht ernst zu nehmend" ist.

Na, also lass sie dir nicht durch mich im Voraus vermiesen, es sind sehr gute Scores, gar keine Frage, aber mir schmecken halt einige Herrmanns nicht. Genau darum ging es mir ja ursprünglich auch nur. Egal ob nun hinter einer Arbeit sehr gutes Handwerk steckt oder ob jemand einfach nur ein Preset in seinen Sampler geladen hat und eine Taste gedrück hällt, was wir am Ende gut finden entscheiden wir nich nach irgendwelchen "objektivierten" Parametern, sondern mit dem Herzen! (Soll ich da jetzt einen Smilie hinter setzten?) Ich hab das mit Herrmann auch nur auf Grund der Nachfrage von Mephisto noch weiter ausgeführt. Was die von mir angesprochenen Punkte angeht, nimm sie mal mit Humor. Richtige Kritik, die den Wert seiner Musik im Allgemeinen anzweifelt, ist das nicht. Dieses ganze Gerücke zum Beispiel fällt bei Herrmann eben besonders auf. Kann ja auch seinen Reiz haben, stört oder langweilt mich bei seiner Musik aber manchmal einfach.

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Interessant, dass aber bei Deinem Beitrag, Anne, Leute wie Herrmann, Walton und Friedhofer erwähnt werden, die wirklich nicht mit Newmans sehr lyrischen Klängen zu vergleichen sind. Oder was ist mit Miklos Rozsa? Seine archaischen Klänge und ungarischen Wurzeln sind weder bei Newman noch bei einem anderen Komponisten dieser Zeit zu entdecken. Dann wäre da noch Frank DeVol, der viele Filme vertonte und ziemlich schockige Musik für diese Zeit schrieb. Die ließe sich nur mit Newmans "Snake Pit" vergleichen. Oder Tiomkin, der sehr kammermusikalisch instrumentierte wie in "High Noon" und Teilen von "Alamo". Von Alex North gar nicht zu reden!

Habe ich auch alles so an Anne und Oliver weitergegeben - von mir stammt eine Aussage wie "Golden Age ist ein ähnlicher Massen-Trend wie Remote Control" sicher nicht. Ich habe in meinem Skript ausdrücklich auf stilistische Outsider und Sonderlinge des Golden Age hingewiesen, wie etwa auf Adolph Deutsch, der in seiner kühl-herben, satztechnisch ökonomischen Tonsprache auf Hindemith verweist, oder natürlich auch auf Bernard Herrmann und Hugo Friedhofer. Auch die individuellen Idiome Newmans, Steiners und Rózsas habe ich beschrieben, wenngleich sich die stilistischen Ausrichtungen dieser drei Herren sicher mehr ähneln als etwa die von Newman und Herrmann.

Alex North habe ich dagegen ganz ans Ende gesetzt, da ein Großteil seines Schaffens kaum mehr wirklich ins Golden Age passt, sondern schon massiv von den Veränderungen nach 1948 und dem Anti-Trust geprägt ist... VIVA ZAPATA! ist da vielleicht noch am ehesten Golden Age... aber nein, eigentlich doch nicht wirklich. Sein Schaffen stellen wir ausführlicher in der Silver-Age-Sendung im Oktober vor, da ist es sinniger platziert.

Vehementer Widerspruch allerdings in Sachen Frank DeVol: der Mann war keineswegs Golden-Age-Komponist, sondern trat in Verbindung mit den Filmen der radikalen Hollywood-Mavericks in Erscheinung, v.a. als Komponist für die Filme Robert Aldrichs. Und einen unendlich düster-brutalen Film bzw. Score wie KISS ME DEADLY (1955) stilistisch in die goldenen Tage des Studiosystems zu stecken, ist arg an der Sache vorbei!

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Egal ob nun hinter einer Arbeit sehr gutes Handwerk steckt oder ob jemand einfach nur ein Preset in seinen Sampler geladen hat und eine Taste gedrück hällt, was wir am Ende gut finden entscheiden wir nich nach irgendwelchen "objektivierten" Parametern, sondern mit dem Herzen!

Das hätte Hedwig Courths-Mahler auch nicht anders formuliert. ;)

QED: Find ich gut / find ich nicht gut. Keine Basis für eine Diskussion.

Es ist übrigens nicht "gutes Handwerk", sondern brillantes Handwerk und ebensolches Gespür für die Rolle der Filmmusik als Katalysator für das filmische Drama - ein Gespür, in dem niemand, außer vielleicht noch Goldsmith, an Herrmann heranreichen.

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genau hierum geht es doch in dieser diskussion. herrmann ist ein brillanter handwerker und hat ein top gespür und trotzdem kann es doch sein, dass seine musik einen kalt lässt. einige entscheiden vom kompositorischen standpunkt aus, andere danach, ob die musik atmosphäre aufbaut und "zu Herzen" geht. dadurch wird ja nicht die kompositorische qualität abgesprochen. wenn jemand die musik als aufdringlich EMPFINDET (inklusive begründung) willst du dann sagen: nein ist sie nicht, sie ist top komponiert und du solltest mal deine gefühlswelt überprüfen? oder was darf man sich dann anhören?

es ist nunmal so, dass die leute hier im forum auf unterschiedliche art und weise an die musik rangehen. wieso kann man nicht auf beiden grundlagen diskutieren? wenn solche meinungen, wie jan sie gepostet hat, von der "elite" natürlich von vornherein abgewürgt werden (und dann noch auf solche art und weise), dann kann wirklich keine diskussion entstehen sondern nur streit.

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genau hierum geht es doch in dieser diskussion. herrmann ist ein brillanter handwerker und hat ein top gespür und trotzdem kann es doch sein, dass seine musik einen kalt lässt.

Darum geht es eben nicht. Es wurden Argumente hinsichtlich Herrmanns angeblicher handwerklicher und musikdramaturgischer Schwächen erwähnt, die man so nicht stehen lassen kann, weil sie von Grund auf falsch sind.

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Darum geht es eben nicht. Es wurden Argumente hinsichtlich Herrmanns angeblicher handwerklicher und musikdramaturgischer Schwächen erwähnt, die man so nicht stehen lassen kann, weil sie von Grund auf falsch sind.

Na ja, Herrmann wiederholt und rückt viel, willst du jetzt sagen, dass das falsch ist?

Außerdem habe ich nicht gesagt, dass Herrmann handwerkliche Schwächen hat, wo hast du das denn bitte rausgelesen?

Ich finde diesen Begriff Handwerk eh ziemlich schwammig. Ich spreche lieber von Technik und dem was jemand, der sich seine persönliche Technik erarbeitet hat, mit dieser macht. Herrmann hatte ne sehr eingenständige Tonsprache, die für Film geradezu prädestiniert war, aber im selben Moment, gerade auch durch ihre Konsequenz, sehr schnell zum Klischee werden konnte (und auch wurde). Egal ob nun bei ihm selbst oder bei anderen, die sie übernommen haben. Letzteres ist ohne Frage der häufigere Fall.

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Kein Filmkomponist hat dermaßen mit seinen Klangfarben experimentiert wie Bernard Herrmann, von den eigenständigen harfenparts in BENEATH THE TWELVE-MILE REEF über die Blechblasbesetzung in KING OF THE KHYBER RIFLES über die elektrischen Violine, Theremin etc in THE DAY THE EARTH STOOD STILL über die zahlreichen Perkussioninstrumente in WHITE WITCH DOCTOR zu den 12 Fflöten in TORN CURTAIN. Darum bin ich ganz sicher, dass er von zukünftigen Autoren als einer der grossen experimentellen Komponisten des 20. Jarhunderts genannt werden wird (mit Stockhausen, Messiaen etc.) .- seine Technik war nicht minimal sondern maximal.

Motivisch bedient sich Herrmann häufig Ostinatofiguren, was aber kein Mangel ist, weil trotzdem seine Kompositionen bis auf wenige Ausnahmen nicht monoton sind, bzw. es nur werden, wenn man sie dummerweise komplett auf Tonträger bannt, was Herrmann nie wollte. In den Filmen funktioniert es immer phantastisch.

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genau hierum geht es doch in dieser diskussion. herrmann ist ein brillanter handwerker und hat ein top gespür und trotzdem kann es doch sein, dass seine musik einen kalt lässt.

Darum geht es eben nicht. ...

Warum geht es darum nicht? Ziel der Musik und der Filmmusik insbesondere ist es doch, beim Zuhörer bzw. Zuseher (beim Film) bestimmte Emotionen zu verstärken oder sogar erst zu erwecken. Als ist doch die emotionale und somit zwangsweise die subjektive Wirkung der Musik auch Maßstab für die Qualität einer Musik oder eines Komponisten. Man kann das eine nicht von dem anderen trennen. Wenn die ansonsen Handwerkliche Brillianz Hermanns in dem besagten Film, bei Jan nicht die gewünschte emotionale Wirkung erziehlt, dann muß man das doch auch in einer offen Diskussion benenne dürfen.

Außerdem beschränkt sich ein Großteil Deine Argumentation leider auch nur auf subjektive Einschätzungen von Dir, die letztlich auch nur gut verkappt "finde ich gut" oder "finde ich nicht gut"-Aussagen sind.

Beispiel:

Motivisch bedient sich Herrmann häufig Ostinatofiguren, was aber kein Mangel ist, weil trotzdem seine Kompositionen bis auf wenige Ausnahmen nicht monoton sind, bzw. es nur werden, wenn man sie dummerweise komplett auf Tonträger bannt, was Herrmann nie wollte. In den Filmen funktioniert es immer phantastisch.

Warum ist das kein Mangel? Warum wirkt es nicht monoton? Warum funktioniert es "phantastisch"?

Du stellst es auch nur einfach so in den Raum ohne es zu begründen. Phantastisch ist auch ein sehr emotional aufgeladenes Adjektiv.

Anderes Beispiel:

Es ist übrigens nicht "gutes Handwerk", sondern brillantes Handwerk...

Was ist objektiv und sachlich der Unterschied zwischen "gut" und "brilliant"? Ich kenne als Steigerung noch "sehr gut" (analog den Schulnoten) aber brilliant ist doch eher wieder Ausdruck des persönlichen Geschmacks als einer sachlichen Einschätzung.

Allgemein finde ich die Bezeichnung Handwerker für eine künstlerische Tätgikeit wie Musik Komponieren, Bilder Malen, Schauspielen, etc. eine ziemliche Abwertung. Handwerklich sind doch hoffentlich alle Komponisten gut oder sehr gut. Der "brilliante" Komponist (um mal diese emotionale Wort zu verwenden) hebt sich doch davon ab, daß er sein handwerkliches Können in einer künstlerischen Form einbringen kann, die beim Publikum eine starke emotionale Reaktion hervor ruft (im besten Fall eine postive oder zumindest eine gezielt gewollte).

Zum Vergleich:

Ein handwerklich guter Maler kann mir perfekt die Decke und Wände streichen. Das ruft aber keine emotionale Wirkung hervor.

Ein Künstler kann mir ein Gemälde (z.B. die Mona Lisa) an die Wand malen, was mir abgesehen davon, daß die Farbe nicht verläuft und Nasen zieht (hoffentlich) gefällt.

Von einem Komponisten für Filmmusik erwarte ich doch, daß er neben dem guten Handwerker auch ein guter oder gar brillianter Komponist ist, und schon sind wir auf der höchst emotionalen und subjektiven Ebene, die man in einer Diskussion über Filmmusik nicht einfach kategorisch ausblenden kann.

Was nützt mir der beste Handwerker, wenn mich das von ihm gemalte Bild halt einfach kalt läßt?Oder, um zur Filmmusik zurückzukomme:.

Was nützt mir das handwerkliche perfekt komponierte Liebesthema, wenn es bei mir keine emotionale Bindung zum Thema Liebe bewirkt?

Man kann die Musik eben nicht nur von der handwerklichen Seite betrachten, aber auch nicht nur von der emotionalen Seite. Es muß beides zusammenpassen und kann auch nur zusammen diskutiert werden, ansonsten wird man immer aneinander vorbei diskutieren.

Es konnte übrigens auch noch niemand wirklich wissenschaftlich ergründen, warum wir alle finden, daß die Mona Lisa "lächlet".

Kunst läßt sich nun mal nicht bis ins letzte rein wissenschaftlich ergründen.

Ich habe mal eine Interessante "Definition" von Kunst gehört. Die Frau von Christo (Dem Reichstagsverhüller) hat in einer Sendung auf die Frage "What is Art?" (Was ist Kunst) folgendes geantwortet:

"It's the short form from Arthur!"

Gruß Jafar

PS: Sorry, wenn ich damit jetzt dem einen oder anderen ans Bein pinkle, aber bei so einem arroganten und abschätzigem Diskussionsstil, der selber noch nicht mal die bei anderen angemahnte und eingeforderte Sachlichkeit einhält, geht mir einfach die Hutschnur hoch. Ich habe den Eindruck, daß es gar nicht mehr um die inhaltliche Auseinandersetzung geht, sondern nur darum, den anderen als Deppen darzustellen. Konstrukives Diskutieren geht anders.

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Es tut mir leid, aber DEIN Diskussionsstil ist mir zu arrogant und abschätzig. Wer Vergleiche zwischen Deckenmalern und Kunstmalern zieht, enthebt die Diskussion jeder Sachlichkeit.

Schau dir lieber die Filme an, die Herrmann vertont hat, da kannst du bestimmt noch ne Menge lernen. Und dann vergleiche sie mal mit dem, was heute so an Filmmusik herumfliegt.

Der Unterschied übrigens zwischen "gutem" und "brillantem" Handwerk liegt darin, dass letzteres zusätzlich noch innovativ ist. Weiter oben gebe ich ein paar Beispiele dieses innovativen Handwerks, und zwar in Bezug auf die Orchestrierung.

Was die Ostinatofiguren angeht, so war Herrmann einer der wenigen, bei dem sie "funktionieren". Siehe Elmer Bernsteins berühmtest Zitat über den "greatest ostinato writer in history - because he made them work" - Und der Grund, warum sie funktionieren ist der, dass sie nahtlos in die Gesamtstruktur eingbettet sind. Bei Herrmann hängen die einzelnen Elemente zusammen. Bei Brian Tyler z.B: - nicht.

Man kann die Musik eben nicht nur von der handwerklichen Seite betrachten, aber auch nicht nur von der emotionalen Seite.

Aber nicht in einer Analyse und Bewertung - Gehen wir mal davon aus, du seist akademisch ausgebildet: Schreib mal in einer Semesterarbeit: "Aber besonders gefällt mir das aufwühlende, herzerwärmende Thema zu..." und schau mal, was dein Prof dazu sagt. Und er hätte Recht! - Wir haben das hier schon verschiedentlich angesprochen, lies erst mal nach!

Und "Inhalt" - Du selbst gibst über dich gar keinen Inhalt in deinem Profil Preis. Soviel mal dazu. ;)

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diese aussage von jafar bringt es doch auf den punkt:

"Von einem Komponisten für Filmmusik erwarte ich doch, daß er neben dem guten Handwerker auch ein guter oder gar brillianter Komponist ist, und schon sind wir auf der höchst emotionalen und subjektiven Ebene, die man in einer Diskussion über Filmmusik nicht einfach kategorisch ausblenden kann.

Was nützt mir das handwerkliche perfekt komponierte Liebesthema, wenn es bei mir keine emotionale Bindung zum Thema Liebe bewirkt?

Man kann die Musik eben nicht nur von der handwerklichen Seite betrachten, aber auch nicht nur von der emotionalen Seite. Es muß beides zusammenpassen und kann auch nur zusammen diskutiert werden, ansonsten wird man immer aneinander vorbei diskutieren."

warum wird darauf nicht mal eingegangen? warum kann dieser sachverhalt nicht auch auf newman, herrmann, steiner und wie sie alle heißen zutreffen? weil sie tolle handwerker sind und schon deshalb immer topwirkungen mit ihren scores erziehlen? und wer das nicht erkennt, hat keine ahnung oder was?

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Kein Filmkomponist hat dermaßen mit seinen Klangfarben experimentiert wie Bernard Herrmann ...

Bot sich bei seiner Art zu Komponieren ja auch einfach an.

Das gefällt z.B. an ihm sehr gut. Gerade auch seine Parts für die tiefen Holzbläser.

Was man bei aller Euphorie für seinen Umgang mit dem Klangkörper nicht vergessen darf ist, dass er natürlich in seinem Tonsatz aber auf dem Boden bleibt. Bei ihm hat man teilweise den Eindruck zuerst war die Farbe da und dann die Form.

Allgemein finde ich die Bezeichnung Handwerker für eine künstlerische Tätgikeit wie Musik Komponieren, Bilder Malen, Schauspielen, etc. eine ziemliche Abwertung.

Also komponieren oder malen ist schon Handwerk. Genau wie der Tischler lernen muss, wie man Holz richtig bearbeitet muss der Maler lernen wie man Farben aneinandersetzt, mit licht und schatten umgeht etc. und der Komponist muss wissen wie man vernünftig einen Tonsatz aufbaut, wie man ein Stück strukturieren kann oder was die unterschiedlichen Instrumente spielen können etc.

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