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Die letzten Wochen waren Goldsmith-Wochen!

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CITY OF FEAR (Irving Lerner, 1959)

Kreuzkonventioneller Film Noir anno '59, über gejagten Sträfling, der (unwissend) radioaktive Substanz mit sich trägt. Das in den 50ern beliebte McGuffin-Motiv der chemischen Keule hatte in Robert Aldrichs Noir-Meisterwerk KISS ME DEADLY einen weitaus interessanteren Auftritt, und auch sonst hat CITY OF FEAR bis auf eine gelungene, frühe Goldsmith-Musik nichts Essentielles zu bieten. Die harsch-dissonante, auf kleingliedrigen rhythmischen Motiven basierende Musik im Bartók-Idiom, die interessanterweise keine einzige Dialog-Passage des Films, sondern nur Montage-Sequenzen, sowie Vor- und Abspann vertont, lässt sich auch gut ohne Kenntnis des Films studieren.

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LONELY ARE THE BRAVE (David Miller, 1962)

Interessante Dekonstruktion von Western-Mythen, über einen altmodischen Cowboy (Kirk Douglas), der sich gegen Hubschrauber, LKWs und fiese Polizisten behaupten muss - Vorbild für FIRST BLOOD und diverse Ableger. Ein wenig vereinfacht und eindimensional wirkt der Plot trotz seiner selbstreflexiven Meta-Ebene manchmal zwar schon, aber die zahlreichen filmischen Qualitäten lassen darüber hinwegsehen. Jerry Goldsmiths introspektiv-psychologisierend​e Filmmusik zählt zu seinen stärksten Arbeiten innerhalb des Genres - und hat mit der Musik zur Bar-Kampf-Szene einen der ersten meisterhaften, modernistischen Actioncues aus Goldsmiths Feder zu bieten.

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THE ILLUSTRATED MAN (Jack Smight, 1969)

Alptraumhaft intensiver und außergewöhnlich origineller Sci-Fi-Episodenfilm nach Kurzgeschichten Ray Bradburys, mit großartigem Rod Steiger in der Titelrolle als tätowierter Mann, dessen Körper-Illustrationen bei näherer Betrachtung zum Leben erwachen und dystopische Geschichten aus der Zukunft erzählen. Der fiebrig-surreale Film inspirierte Goldsmith zu einer seiner interessantesten Filmmusiken der 60er Jahre, in der ein lyrisches Thema für Mezzo-Sopran und Kammerorchester zwölftönisch, teils sogar rein elektronisch weiterverarbeitet wird.

Das Finale des Films zählt schließlich zu den ungewöhnlichsten und rätselhaftesten Enden, das mir je in einem Hollywood-Film der 60er untergekommen ist - faszinierendes Stück Kino, sollte mal in ordentlicher Form in Deutschland auf DVD erscheinen.

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TWILIGHT'S LAST GLEAMING (Robert Aldrich, 1977)

Aus dem Gefängnis entflohener Ex-General kapert Atomraketen-Silo und droht der US-Regierung mit Abschuss der Raketen auf Russland, falls nicht brisante Kriegs-Geheimnisse enthüllt werden. Der überwiegend in Deutschland realisierte Film zählt zu den (USA-)kritischsten Werken Aldrichs, wartet darüber hinaus mit nervenzerfetzender Suspense, cleverem Einsatz des Split-Screens und hervorragenden Schauspielerleistungen auf. Goldsmiths schroffe, spärlich eingesetzte Spannungsmusik (geprägt von Mikro-Motivik und Percussion-Einsatz, der an SEVEN DAYS IN MAY erinnert) rundet diesen außerordentlich starken Thriller ab. Dominik Graf hat recht: ein Meisterwerk des 70er-Jahre-Genrekinos!

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Nein, er lief erst gar nicht an.

Aber ins Kino wär ich dafür jetzt nicht unbedingt gegangen, auf DVD fand ich´s okay.

Ich will nicht pingelig sein, aber natürlich kam WHIP IT in die deutschen Kinos: Starttermin war (spät, aber immerhin) der 1. September.

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Die Fassungen aus unserer Filmwissenschafts-Mediathek waren bis auf CITY OF FEAR Aufnahmen aus dem deutschen Fernsehen. CITY OF FEAR kam von irgendeiner DVD.

ILLUSTRATED MAN hab ich vor gar nicht so langer Zeit mal gesehen, fand den aber in seinen Traumvisionen arg daneben - aufgeplusterte Pseudo-Sozio-Science Fiction ohne Nährwert - und zudem schlecht gespielt (wenn George C. Scott daneben langt, dann aber richtig ;) ).

Der Jerry-Main Title mit der Vokalise läuft über einer Montage zweier Männer, die, unbeobachtet voneinander, in einem Teich schwimmen. Wäre der Film nicht so obskur, würde die Musik sicher deutlich bekannter sein, da sie im Verbund mit den Bildern eine ganz surreal-eigenartige Stimmung produziert. Verdient hätte es der Score allemal.

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Eigentlich mache ich das selten, aber bei THE ILLUSTRATED MAN würde ich durchaus von einem Gesamtkunstwerk sprechen, bei der Bilder und Musik eine absolut perfekte Symbiose eingehen. Das mag sicher in besonderem Maße für Goldsmiths Meisterschaft sprechen, aber ich finde eben auch den Film unglaublich poetisch.

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Sami ist zurück & ganz der Alte! :demut:

Ich war nie weg! ^_^

Eigentlich mache ich das selten, aber bei THE ILLUSTRATED MAN würde ich durchaus von einem Gesamtkunstwerk sprechen, bei der Bilder und Musik eine absolut perfekte Symbiose eingehen. Das mag sicher in besonderem Maße für Goldsmiths Meisterschaft sprechen, aber ich finde eben auch den Film unglaublich poetisch.

Ich hatte nicht mal das Gefühl, dass Jack Smight Bradbury überhaupt verstanden hat...zumindest hat er in seiner didaktischen Umsetzung die Episoden arg bestraft mit seiner übertriebenen Künstlichkeit und eine Art Kubrick für Arme ist dabei rausgekommen.

Zu Bradburys Kurzgeschichten ein paar Hintergründe: http://www.raybradbury.com/books/illustratedman-hc.html

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HAMILTON - I NATIONENS INTERESSE

Schwedischer James Bond, seit Dekaden eine populäre Buchserie, gabs schon div. Filme und Serien zu... nun neu rebootet. Erwartungsgemäss im Stil von CASINO ROYALE und BOURNE... hab ziemlich panne Unterhaltung erwartet, war aber durchweg spannend und flott umgesetzt. Natürlich kann die Action nicht mit Hollywood mithalten, da is der knallige Höhepunkt dann auch grad mal ne kleine Autoexplosion... aber die Close Combat Fights sind ziemlich wuchtig und die Story um eine Waffenfirma (oder sowas), die einen Krieg anzetteln will sicher nicht neu, aber spannend.

Was den Film letztlich wirklich abhebt von Bond und Bourne ist dann doch wieviel wert man auf die Charaktere legt, so bekommt Agent Hamilton eine sehr nette Liebesgeschichte, deren Ausgang ich so noch nie gesehen hab und wirklich der Hammer war. Wirklich stark!

Musik war natürlich wie erwartet sehr von Powells Bourne Musik inspiriert, aber doch mit echten Instrumenten handwerklich schnörkellos umgesetzt. Mal sehen ob MSM da nen Score raushaut, wer von derlein nicht genug bekommen kann sollte mal reinhören... mir persönlich geht das mittlerweile auf den Geist, 90min Stakkatostreicher auf und ab und wieder auf und wieder ab, das kann nun echt jeder. Manchmal wars aber echt unglaublich laut, grad bei den Titeln, da musste man schon glatt lachen wie fett die Musik war (aber gut, dem geneigten schwedischen Hamilton Fan ging da vielleicht einer bei ab).

Typisch schwedisch natürlich auch, dass es grad mal ne Minute dauerte bis man wen nackt sah...

immer wieder nen Lacher im schwedischen Kino... egal welches Genre, spätestens nach 5min gibts Möpse, Muhmuhs und Schniedelwutze...

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Gast Stefan Jania

Nachdem ich gestern Nachmittag einen nun wirklich schlechten Horrorfilm (der Friday the 13th von 1980) gesehen habe, hatte ich noch Lust auf was Besseres. Während meine Lindwürmin den Pilawa gesehen hat, gab's bei mir...

Als ich den Film vor vielen, vielen Jahren zum ersten Mal gesehen habe, habe ich ihn nicht sonderlich gemocht. Heute gehört er für mich zu den besten Filmen, die Carpenter je gemacht hat. Wunderbare, düstere, "creepige" Stimmung. :)

Bin vom Glauben abgefallen als ich eben die Preise gesehen habe, für die die amerikanisch/kanadische DVD, die ich habe, schon gehandelt wird. Ist wohl die einzig brauchbare Fassung. Die deutsche DVD ist ja grausam.

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Für immer jung

1938: Dem Erfinder Harry Finlay gelingt es, ein Huhn lebendig in einer speziellen Vorrichtung einzufrieren und später wieder ins Leben zurück zu holen. Um sein Experimrnt weiterhin zu testen braucht er eine menschliche Versuchsperson. Das kommt Harrys Freund Daniel McCormick sehr gelegen, denn der für das Militär arbeitende Testpilot wollte gerade seiner Freundin einen Heiratsantrag machen, als diese von einem Auto angefahren wurde und ins Koma fiel. McCormick lässt sich also einfrieren, doch es kommt einige Tage später zu einem Laborbrand, in dem Harry umkommt und Daniel ebenfalls für tot erklärt und die Kühlvorrichtung in ein Militärlager gestellt wird. Dort vergessen schlummert er knapp 50 Jahre in eisiger Kälte, bevor zwei spielende Kinder ihn aus versehen befreien. 50 Jahre in der Zukunft gelandet ist das Leben für Daniel recht kompliziert, doch die beiden Jungs und besonders die Mutter des einen machen ihm sein neues Leben leicht. Dann erfährt Daniel, dass seine Verlobte noch am Leben ist, doch er muss sich beeilen, denn sein Körper beginnt unheimlich schnell zu altern und mittlerweile ist auch das FBI an dem Sonderfall interessiert...

J.J. Abrahms' sentmentales und von Steve Miner hübsch in Szene gesetzes moderne Filmmärchen bietet leichte und unterhaltsame Kost. Ohne Frage als Vehikel für Mel Gibson geplant lehnte dieser allerdings ab, Regie zu führen und übernahm lediglich die Rolle Daniel McCormicks. Ihm zur Seite stehen Jamie Lee Curtis als Claire Cooper und Mutter des jungen Nats, der von einem elfjährigen Elijah Wood gespielt wird. Daniels leichte Unbeholfenheit und seine Schwierigkeiten, mit dem Alltag der 90er Jahre zurecht zu kommen, sorgen für einige erfrischend komische Szenen, während die aufkeimende Romanze zwischen Jamie Lee Curtis und Mel Gibson sehr zurückhaltend und wohldosiert inszeniert ist. Die eindimensionalen Charaktere sind nicht schwierig zu spielen und so gelingt es jedem Darsteller, vollkommen zu überzeugen. Insgesamt weiß "Forever Young" genau, was er ist und was will und das schafft er dank einer guten handwerklichen und darstellerischen Umsetzung, der netten Idee und einiger wirklich schicken Einfälle zweifellos.

Zur Musik: Jerry Goldsmith und Steve Miner arbeiteten gemeinsam bereits vier Jahre zuvor an "Warlock", für den jedoch eine der schwächsten Arbeiten im gesamten Schaffen des Komponisten entstand. 1992 war mit vier von Goldsmith vertonten ein recht arbeitsreiches Jahr und der zu dieser Zeit entstandene Score zu "Basic Instincts" markierte einen deutlichen qualitativen Anstieg in der Karriere des einst so innovativen und originellen Filmkomponisten, der mittlerweile größtenteils uninspirierte Routine zu mittelmäßigen Filmen beisteuerte. Zu Beginn der 90er widmete er sich allerdings verstärkt leichten Dramen und Komödien und wandte sich von Actionfilmen bis 1995 komplett ab. Für "Forever Young" schrieb Goldsmith einen mit mittelgroß bsetzten Orchester und einigen elektronischen Einsprengseln versehenen Score, der bis heute recht frisch und unterhaltsam klingt. Dabei konzentriert sich die Musik allerdings sehr stark auf die romantischen Aspekte des Films, für die Goldsmith ein lyrisches und warmes Thema schrieb und für McCormicks Suche nach seiner Liebe steht. Für die Testflugszenen greift der Komponist allerdings auf die volle Besetzung zurück, imitiert mittels leicht dissonanter Posaunen das Röhren von Flugzeugmotoren, lässt Schlagwerk und Col Legno Streicher unisono hämmern und legt so das Fundament für ein ausschweifendes abenteuerliches Hornthema, mit dem die Freiheit des Fliegens, McCromicks Heldenmut und Abenteuerlust charakterisiert werden. Den Fantasie-Aspekt der Handlung findet sich allerdings überhaupt nicht in der Musik. Hier wurde definitiv eine Chance verpasst. Sattdessen wurden einige zu sanfte Passagen sogar aus dem Film gestrichen und einige Stücke nur teilweise verwendet - ein Indiz, dass Goldsmiths sehr sentimentales musikalisches Konzept nicht gut genug griff. Auf CD bietet die Musik allerdings ein recht erfrischendes Hörerlebnis. Die zum Starttermin erschienene CD von "Big Screen Records" ist mittlerweile vergriffen, sodass Lalaland Records eine randvoll gefüllte Neuauflage mit allen bisher unveröffentlichten Filmversionen, den Albumversionen, alternativen Fassungen und nicht verwendeten Elementen heraus brachte. Wer einen größtenteils orchestralen und lyrisch-melodischen Goldsmith-Score aus seiner zwar routinierten aber unterhaltsamen Phase hören möchte sollte "Forever Young" nicht erneut ziehen lassen, Freunde von intelligenter Dramenmusik des Komponisten wie "The Stripper" könnten diese Musik allerdings zu routiniert und lediglich "sauber gearbeitet" empfinden.

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Powder

Als ein alter Farmer stirbt, macht die Polizei im Keller eine interessante Entdeckung: Hier lebt Jeremy Reed, der Enkel. Kurz vor Jeremys Geburt wurde seine Mutter von einem Blitz getroffen, sodass er als Albino, ohne Farbpigmente, extrem lichtempfindlich und ohne jede Körperbehaarung geboren wurde. Als die Mutter die Geburt nicht überlebt, erkennt der Vater den Sohn nicht an und von nun an lebt Jeremy - genannt "Powder" - bei seinen Großeltern, wo er auf der Farm hilft und die Welt nur an Hand einer Menge Büchern kenne lernt. Powder ist der festen Überzeugung, dass Mensch und Natur in fester Verbindung zueinander stehen. Er selbst ist durch den Blitzeinschlag theoretisch "lebendige Energie" geworden, sodass er nicht mit elektrischen Quellen in Berührung kommen kann, ohne dass die Geräte entweder kaputt gehen oder sich blaue Blitze zwischen seinem Körper und der Quelle bilden. Seine unglaubliche Intelligenz ermöglicht es ihm außerdem, die Gedanken seiner Mitmenschen zu lesen und Verbidung zu im Koma liegenden Menschen oder Tieren aufzunehmen. Als die Polizei Jeremy im Keller seiner Großeltern entdeckt, zieht sie die Psychologin Jessie Caldwell zu Rate, die ihm einen Platz in einem Waisenheim sucht. Hier hat es Powder allerdings überhaupt nicht leicht. Seine Erscheinung, seine Fähigkeiten verunsichern die anderen Jungs und auch in der Ortschaft begegnet man dem Albino mit mehr als Misstrauen...

Victor Savlas neue Interpretation der Kaspar-Hauser-Geschichte ist ein origineller und zum Nachdenken anregender Film. Die Geschichte um einen außergewöhnlichen Jugendlichen, der in seinem Umfeld nicht zurecht kommt, wurde schon etliche Male verfilmt - vielleicht, weil es sich gut verkauft, vielleicht aber, weil einige Regisseure sich darin wieder erkennen. "Powder" jedoch umschifft glücklicherweise die klassische rein auf Mitleid aufbauende Sentimentalität, indem der Protagonist mit einer unglaublichen Intelligenz ausgestattet wird, sodass er für die durchschnittlich geistig bemittelten Jungs im Heim fast unantastbar wird. Der Fantasy-Aspekt um seinen "elektrisierenden Körper" verleiht der Geschichte einen weiteren interessanten Aspekt und anstatt Powder von einer fiesen Hänselei in den nächsten Streich zu schicken gibt es stets optimistische Momente und verständnisvolle Charaktere. Die Darsteller - allen voran natürlich Sean Patrick Flanery als Jeremy und Mary Steenburgen als Psychologin Caldell - überzeugen auf ganzer Linie und sind erfrischend wenig bekannt und unverbraucht.

Obwohl Savla mit "Powder" ein beeindruckender und berührender Film auf eigenem Drehbuch basierend gelungen ist, ist der Film leider stets mit Salvas Vergangenheit in Verbidnung gebracht worden. Der Regisseur saß einige Jahre im Gefängnis, weil er den miderjährigen Hauptdarsteller seines ersten Films zu sexuellen Handlungen zwang und zur Zeit der "Powder"-Produktion wurden viele Stimmen laut, die gegen Disney und Salvas Rückkehr zum Film protestierten. Auch "Powder" verfügt über einige merkwürdige und fast verkrampft eingesetzte Szenen mit homosexzuellen Anspielungen zwischen den minderjährigen Heimbewohnern, die nicht nur überflüssig sind, sondern auch irritieren. Letzten Endes handelt es sich dabei nur um kurze Momente, denn bei dem Film an sich handelt es sich um ein tiefgehendes, originelles Drama, das einem altbekannten Stoff neue Seiten abgewinnt.

Zur Musik: Mitte der 90er Jahre begann Jerry Goldsmith, der die letzten fünf Jahre fast nur kleinere Komödien, Dramen und einige Thriller vertont hat, sich wieder auf das Gebiet des Abenteuerfilms ("First Knight", "Congo") und des Thrillers ("City Hall") zu wagen. "Powder" war somit neben "The Last Castle" der letze Dramenscore des Komponisten. Die 90er Jahre bedeuten in dem Schaffen des Komponisten eine Hinwendung zu größeren, orchestraleren und weniger elektronischen Klängen sowie konventionelle Vertonungsmuster, die aus einer durchgehend routinierten Arbeitsweise hervorgehen. Die letzten großen Neuerungen in der Filmmusik - "Basic Instincts" (1992) und "Toal Recall" (1990) - sollten die letzten großen Meilensteine Goldsmiths bleiben. Auch "Powder" erhielt eine sehr konventionelle und routinierte Musik die allerdings zu ähnlich gelagerten Scores wie "Rudy" oder "Der Feind in meinem Bett" um einiges pathetischer daher kommt. Das liegt zum Einen an dem sehr zarten und ergreifendem Thema, das Powders melancholischen Charakter, seine Einsamkeit und tiefes Mitgefühl ausdrückt, zum anderen aber an dem Einsatz eines mittelgroß besetzten Orchesters sowie der Tatsache, dass in dem Film rund 80 Minuten Musik zu hören sind. Hier kleckert Goldsmith eher weniger als dass er klotzt und besonders bei dem ausschweifenden Finale, in dem das ganze Orchester eine fast hymnische Darbietung des Hauptthemas präsentiert, bleibt kein Auge trocken. Jedoch ist die Musik oft viel zu glatt, das Thema in seinen ewigen Wiederholungen von dem Englischhorn über sanfte Streicherteppiche vorgetragen, recht ermüdend. Die Musik konzentriert sich fast ausschließlich auf den emotional-sentimentalen Aspekt, nicht aber um das Fantasy-Element um Powders Fähigeiten. Die Magie derer fängt Goldsmith - wie so oft zu der Zeit - lediglich mit einigen Synthieglockenstimmen ein, die bereits aus "Angie" oder "Der Feind in meinem Bett" bekannt sind. Auf der anderen Seite sind allerdings alle Stücke, die nicht auf dem Hauptthema basieren äußerst stereotyp und austauschbar wie z.B. die dramatisch ergreifenden Passagen in "Freak Show" oder "Nightmare" in the Forest", einzig und allein das optimistische Reise-Motiv sowie die avantgardistischen Vibraphon-Effekte für Powders Löffel-Trick bringen ein wenig abwechslung in Goldsmiths handwerklich soliden, aber wenig originellen Score. Wenn man bedenkt, mit was für Musik der Meister vor einigen Jahrzehnten ähnliche Stoffe wie "The Reincarnation of Peter Proud" oder "The illustrated Man" unterlegt hat, besiegelt ein derart koventioneller und abwechslungsarmer Score wie "Powder" Goldsmiths letzte von sauberer Routine geprägte Schaffensperiode.

Auf 35 Minuten gestutzt bietet die Musik auf dem zum Filmstart erschienen Album allerdings ein recht angenehmes Hörerlebnis. Die bei Hollywood Records verlegte CD ist allerdings seit langer Zeit vergriffen, allerdings lässt die Neuauflage von Goldsmith-Musik aus dieser Zeit bei Lalaland-Records auch dieses Jahr die Hoffnung auf ein ansprechendes - vielleicht längeres - Album wieder wachsen. Liebhaber von großflächiger und emotionaler Dramenmusik kommen hier nämlich auf ihre Kosten, Fans der frühen Jahre des Komponisten, die ein ausgeklügeltes Konzept und musikalischen Ideenreichtum erwarten, werden allerdings enttäuscht sein.

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Das Leben - Ein Sechserpack (Six Degrees of Seperation)

Ouisa und Flan Kittredge leben das perfekte Leben: Das gebildete und intellektuelle Paar hat eine große Wohnung direkt am Central Park, die mittlerweile erwachsenen Kinder studieren in Harvard und sein priveligiertes Leben finanziert sich das Ehepaar durch Kunsthandel, bei dem es sein eigenes Geld fast nie auf's Spiel setzen. Damit sie ein wertvolles Gemälde aufkaufen können, lädt sich das Ehepaar einen alten Freund - Geoffrey Miller - ein, um ihn für das Geschäft zu gewinnen, doch plötzlich klopft ein ungeladener Gast an die Tür: Paul wurde im Central Park von Gaunern mit einem Messer verletzt und seines Geldes sowie eines Aufsatzes beraubt. Schnell gelingt es dem charmanten jungen Mann, die Gesellschaft in seinen Bann zu ziehen und als er auch noch behauptet, der Sohn des berühmten Sidney Portiers zu sein und die beiden Herren eine Statistenrolle in dessen neuestem Projekt wittern, gewinnt Paul die reichen Leute vollends für sich. Geoffrey, durch einen wundervollen und unterhaltsamen Abend willens, das Geld für das Gemälde vorzuschießen, verlässt die Runde während Paul im ehemaligen Kinderzimmer übernachtet. Früh morgens hört Ouisa merkwürdige Geräusche und entdeckt Paul mit einem Stricher im Bett ihres Sohnes. Schockiert jagen sie und Flan Paul und seine "Gesellschaft" nach draußen. Das Ereignis wird zu einer Anekdote auf Hochzeitsfeiern, bis ein befreundetes Paar ebenfalls behauptet, Sidney Portiers Sohn sei vor ihrer Wohnung überfallen und ausgeraubt worden. Halb aus Abenteuerlust, halb aus Langeweile beginnt eine immer größer werdende Gruppe reicher New Yorker, dem Rätsel auf den Grund zu gehen...

John Guares erfolgreiches Theaterstück wurde 1993 von Regisseur Fred Schepisi auf kunstvolle Weise verfilmt. "Six Degrees of Seperation" schafft es, dem Bühnenstück gerecht zu werden ohne dass ein abgefilmtes Kammerspiel entsteht. Stattdessen bedient sich Schepisi wie zwei Jahre zuvor im "Russlandhaus" geschickt eingesetzter Rückblenden, Montagen und parallel verlaufenden Ebenen. So beoachtet man zum Beispiel Ouisa und Flan auf Vernissagen, Opernbesuchen, Feiern und Restaurantbesuchen stets die weiteren Geschehnisse um Paul zum Besten zu geben, sodass die Rahmenhandlung der eigentlichen Handlung stets voraus eilt. Die vorzüglichen Darsteller hauchen ihren liebenswerten Figuren glaubhaft Leben ein. Besonders Stockhard Channing, die bereits auf der Bühne in der Rolle der Ouisa zu sehen war sowie Donald Sutherlands Interpretation des Flans geben perfekt das priveligierte aber symphatische Ehepaar der New Yorker Oberschicht wider, das niemals in überhebliche oder arrogante Eigenschaften abrutsch, jedoch stets etwas auf sich hält. Besonders beeindruckend sind natürlich auch die jungen Darsteller - allen voran Will Smith in einer seiner ersten Kinorollen als Paul, aber auch die junge Heather Graham und Eric Thal als junges Päarchen, das vergeblich versucht, in New York Fuß zu fassen, überzeugen durch die Bank. Insgesamt ist "Six Degrees of Seperation" ein äußerst charmanter und liebenswerter Film, der mit seiner intelligenten Montage, den wundervollen Dia- und Monologen sowie talentierten und engagierten Darstellern überzeugt.

Zur Musik: Fred Schepisi und Jerry Goldsmith arbeiteten bereits zuvor gemeinsam an "Das Russlandhaus" sowie "Mr. Baseball". Die Musik zu "Six Degrees of Seperation" ist in Goldsmiths Schaffen jedoch einzigartig und besonders in den routinierten und teils sehr uninspirierten 90er Jahren eine willkommene Abwechslung, denn der Score ist nicht nur von einem kleinen Kammerensemble eingespielt, sondern sehr sparsam eingestreut und erinnert so an Schauspielmusik, die im Theater in einigen wichtigen Momenten, kaum aber während des Sprechens, eingesetzt wird. Für das Hauptthema schrieb Goldsmith eine elegante Tangomelodie, die von einer Solovioline vorgetragen und von Fagott, Klavier, Harfe und Schlagzeug unterstützt wird und die Atmosphäre des Films sowie das Lebensgefühl der Oberschicht in New York perfekt einfängt. Im Verlauf des Films sind die einzelnen musikalischen Passagen stets recht kurz, besonders hervorzuheben wären hier das elegische leicht dissonante Streicherspiel während Ouisas Traum sowie ein weiteres melancholisches Thema für Soloviolne und eine vom Kontrabass über leicht dissonante Harfenfiguren gezupfte Linie. Goldsmiths Musik ist durchgehend elegant und sparsam und fügt sich so in die effektiv eingesetzte Source-Musik wie z.B. dem Streichqaurtett Claude Debussys und einigen Jazznummern ein.

In der heutigen Zeit der limitierten Sammler-Stücke, auf denen kurze Musiken oft kombiniert werden wäre eine reine Scoreveröffentlichung wahrscheinlich leichter zu realisieren als 1993, doch trotzdem wollte das Studio die Musik veröffentlichen. Da Goldsmiths Musik allerdings gerade einmal 15 Minuten läuft wurde die CD neben einigen Source-Musiken auch mit Dialogen aus dem Film aufgefüllt. So gelungen die Dialoge des Films auch sind, auf CD ergibt sich dadurch ein recht unausgegorenes Hörerlebnis, auch könnte für einige Hörer die kurze Laufzeit vieler Score-Stücke den Hörgenuss trüben. Goldsmith selbst soll mit der CD angeblich auch nicht glücklich gewesen zu sein, aber da die Musik immerhin komplett vertreten ist und eine abwechslungsreiche Ergänzung zur Sammlung des Komponisten hinzufügt, sollte man nicht nachtragend sein. Die CD ist leider mittlerweile sehr rar geworden, aber Fans sollten sich stets bereit halten, zuzuschlagen, denn "Six Degrees of Seperation" ist einer der ungewöhnlichsten und originellsten Scores Goldsmiths, der durch sein charmant beschwingtes Hauptthema und viele weitere eindrucksvolle Passagen einen wundervollen kammermusikalischen Score in die recht austauschbare Stangenware der letzten Schaffensphase des Komponisten aufnimmt.

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Neulich im Kino:

THE ARTIST (Michel Hazanavicius)

Liebevolle, charmant selbstreflexive Hommage ans Stummfilm-Kino der 20er; hängt nur leider in den Momenten etwas durch, in denen die selbstreflexive Ebene verlassen und das Ganze zum großen Gefühlskino aufgebauscht wird. Kein Meisterwerk, aber sicher ein goutierbarer SINGIN' IN THE RAIN unserer Tage.

Die beachtenswerteste Leistung erbrachte zweifelsohne Komponist Ludovic Bource, der eine großsinfonische, kompositorisch wasserdichte Vertonung beisteuerte, der es trotz ihres musikalischen Anspruchs gelingt, die vom Mainstream-Publikum gewünschte Eingängigkeit an den Tag zu legen. Jetzt an den Oscar, Monsieur Bource!

SOUL SURFER (Sean McNamara)

Schönes Surf-Drama, mit vielen schönen Menschen und schön gefilmten Surf-Szenen vor schöner Kulisse. (Im Klartext: Mehr als ein hippes Surf-Video mit aufdringlichem Gott-Vater-Kitsch sollte man nicht erwarten.) Einzig Marco Beltramis erfrischende Musik wächst über die kitschige, religiös verklärte Harmlosigkeit des Films hinaus und setzt Akzente, die nachhallen. Sofern man diese in der leisen Film-Abmischung des Scores überhaupt mitbekommt...

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