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<blockquote class='ipsBlockquote'data-author="wollinux" data-cid="279198" data-time="1358500017"><p>

Das ist nunmal genau das Buch von Yann Martel, was soll der Film machen? Der Autor ist Philosoph. Am Ende wird die zentale Frage nach dem Glauben gestellt. Die ganze Geschichte dient nur diesem Zweck. Was hat das Ende deiner Meinung nach kaputt gemacht?<br />

<br />

Wo ich schonmal da bin: Life of Pi ist schlicht die perfekte Verfilmung des Buches. Visuell unglaublich, Musik von Danna finde ich auch hervorragend.<br />

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9/10<br />

<br />

Der Film hat ein offenes Ende und es wird eben nichts aufgeklärt. Das haben einige meiner Freunde am Ende des Films nicht verstanden. Es ist aber zentral für die Idee von Yann Martel und kommt im Buch auch mehr so rüber.</p></blockquote>

Eine erst realistische Geschichte wird kurz vor Schluss ( etwa ab der Insel) zu reiner Fantasy.

Fand ich irgendwie enttäuschend.

Dann hätte mir das Buch eben auch nicht gefallen.

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Einsam sind die Tapferen (Lonely Are the Brave)

 

Jake Burns ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit: Als Viehtreiber in Texas und Mexiko arbeitend, hat der einsame Reiter nur zwei treue Gefährten: Seine Winchester und seine Stute Whisky. Zusammen mit seinem Freund Paul Bondi wuchs er bei einer Indianerin in den Bergen auf. Während Jake das Leben als Viehtreiber nach altem Vorbild war, heiratete Paul seine Freundin Jerry, gründete mit ihr eine kleine Familie und wurde Schriftsteller. Aus der Zeitung in Mexiko erfährt Jake von Pauls Verhaftung. Er half illegalen Einwanderern bei der Grenzüberschreitung, wofür er voraussichtlich zwei Jahre absitzen muss. Sein Freund begibt sich sofort in die Heimat, wo Paul in Untersuchungshaft in der Polizeistation sitzt. Jake beginnt in einer Bar eine Schlägerei und wird verhaftet. Sein Plan ist es, gemeinsam mit Paul auszubrechen und zu fliehen, doch als er seinem Freund in der Gemeinschaftszelle begegnet, offenbart ihm dieser, dass ein Ausbruch für ihn unmöglich ist, da er seiner Familie wegen nicht sein ganzes Leben vor dem Gesetz fliehen kann. Paul möchte die zwei Jahre absitzen und dann ein neues Leben beginnen. Jake hat Verständnis für dessen Vorhaben, kann aber selbst nicht einen Tag länger im Gefängnis bleiben und bricht alleine aus. Mit seinem Pferd und seinem Gewehr macht er sich auf den Weg nach Mexiko, während ihm die Polizei stets mit neuester Technologie auf den Fersen ist…

 

In den 60er Jahren wurde der Western, nachdem er „salonfähig“ geworden war, durch Schauspieler wie John Wayne und Regisseure wie John Ford zur Blüte gebracht. Es ist daher besonders bemerkenswert, dass bereits 1962 mit der Verfilmung von Edward Abbeys Roman „The Brave Cowboy“ ein Gegenentwurf entstand, der den Western-Mythos auf interessante Art und Weise dekonstruiert. Wäre Jake Burns in einem Ford-Western ein rechtschaffener Held, der der Gerechtigkeit zum Sieg verhilft und ohne solche die Gemeinschaft hilflos wäre, so ist er hier ein Außenseiter, ein Gehetzter und letzten Endes ein Verlierer – gejagt von dem Gesetz, schutzlos und übervorteilt. Der Roman geht dabei dem Experiment nach, einen klassischen Westernhelden in die Gegenwart (1956) zu versetzen und die freie Moralvorstellung der Pionierzeit mit der Gesetzesvorstellung der Zivilisation aufeinander treffen zu lassen. Die Verfilmung unter der Regie von David Miller kann durchaus als gelungen bezeichnet werden, wobei besonders die Verfolgung durch die Berge in der zweiten Hälfte des Films dramaturgisch etwas durchhängen, bevor der Film mit einem sehr starken Ende in der letzten Viertelstunde noch einmal anzieht. Filmisch allerdings ist „Lonely Are the Brave“ absolut hochwertig und Miller schafft es grandios, die verschiedenen Welten aufeinander prallen zu lassen. So bedient er sich klassischer Westerntopoi wie dem am Lagerfeuer schlummernden Cowboy, die den Zuschauer in Sicherheit wiegen, bevor Düsenflugzeuge die Wild-West-Romantik jäh zerschneiden. Oftmals genügt nur ein kleiner Schwenk mit der Kamera, um den klassischen Western in die Gegenwart zu katapultieren.  In anderen Stellen erhält der Regisseur die Western-Romantik auch aufrecht, wie in der Abschiedsszene zwischen Jerry und Jake. Die Einstellung, in der die Frau dem Reiter, der auf die Berge zustrebt, lange nachblickt, versetzt einen tatsächlich in eine andere Zeit, einen anderen, heilen Film. Wohltuender Weise wird auf Schwarzweißmalerei verzichtet. Die Polizisten sind keine klassischen Bösewichte, wollen Jake auch zuerst gehen lassen, bis dieser wieder wild um sich schlägt. Während sich der Cowboy in der Landschaft bestens auskennt, scheinen die Beamten mit der Jagd überfordert und auch wenn ihre Technik dem Flüchtling überlegen ist, so ist sie in der rauen Natur nicht immer hilfreich. Allerdings wäre es wünschenswert, den Kontrast zwischen den Dorfpolizisten, die zwar mit gutem Willen, aber wenig Verstand vorgehen, und dem um seine Freiheit kämpfenden Burns besser heraus zu arbeiten. So allerdings schleppt sich die Jagd etwas hin.

Nichts desto trotz ist „Lonely Are the Brave“ ein gut unterhaltender Film, der neben einer guten Regie und einer hervorragenden Schwarzweißfotografie von Philip H. Lathrop auch mit sehr überzeugenden Schauspielern aufwartet. Kirk Douglas ist ein perfekter Jake Burns: kernig, männlich und von einer sympathischen Einfachheit. Sein Gegenspieler, Sheriff Morey Johnson, wird treffend von einem leicht griesgrämigen Walter Matthau verkörpert. Gena Rowlands überzeugt in der Rolle der Jerry Bondi, die an der moralischen Verstocktheit ihres guten Freundes Jake offensichtlich leidet und „Beißer“ George Kennedy ist in einer kleinen Rolle als sadistischer Hilfspolizist zu sehen.

Insgesamt ist „Lonely Are the Brave“ ein überaus sehenswerter Film, dessen dramaturgische Schwächen durch die handwerkliche Raffinesse mehr als ausgeglichen wird.

 

Zur Musik: Jerry Goldsmith hatte seit seinem ersten vertonten Kinofilm – „The Black Patch“ – 1957 durch innovative und äußerst originelle Filmmusiken auf sich aufmerksam gemacht. Mit „Lonely Are the Brave“ sollte er seinen ersten größeren A-Film vertonen und löste diese Aufgabe ohne Frage tadellos. Bernard Herrmann, der einmal bei den Aufnahmen zugegen war meinte, die Musik sei viel zu gut für den Film. Ob dem so ist, sei einmal dahin gestellt, aber die Qualität der Musik ist über jeden Zweifel erhaben. Für die Musik stand dem Komponisten ein durchschnittlich besetztes Orchester zur Verfügung, das er zudem um einige folkloristische Instrumente wie das Akkordeon und die Gitarre erweiterte. Im Großen und Ganzen steht die Partitur der konventionellen Western-Vertonung nahe, doch gelingt es Goldsmith meisterhaft, dem Genre seinen eigenen musikalischen Stempel aufzudrücken. Auf große Copland’sche Americana wird größtenteils zu Gunsten kleinerer Besetzungen verzichtet. Klassische Westernklischees werden nur zu Beginn eingesetzt, um den Zuschauer dem Film entsprechend in Sicherheit zu wiegen. Stattdessen ist die Musik mit ihrem monothematischen hauptsächlich aus der Sicht des Protagonisten entworfen und dementsprechend lyrisch und impressionistisch geraten. Dabei gelingt es Goldsmith immer wieder meisterhaft, seinem langen und gesanglichen Thema stets neue Facetten abzugewinnen.  Ganz zu Beginn als zarte Melodie in der Gitarre über einen Liegeton der Violinen eingeführt, erklingt das Thema bald als stolze Hornmelodie im Orchester und wenig später als Akkordeon-Solo. Doch auch die um das Thema herum komponierten Passagen oder eigenständige Stücke sind mit äußerster Sorgfalt gearbeitet. Zu den frühen Höhepunkten der Musik gehört die Vertonung der Schlägerei in der Bar, die durch rhythmische Schichten der Marracas und der Gitarre einen mexikanischen Anstrich bekommt und über die sich komplexe und teils harsche Ausbrüche des Orchesters legen. Auch die atmosphärisch sehr dichte Vertonung von Burns’ erster (und einziger Nacht) im Gefängnis, in der er schlimm verprügelt wird, stellt das musikalische Gespür des Komponisten unter Beweis. Aus lang gezogenen Tönen der Kontrabässe schält sich langsam eine sich immer weiter steigernde Fortspinnung des Hauptthemas heraus, das schließlich abrupt abbricht und von spitzen Pizzicati der Violinen abgelöst wird. Die lang angehaltenen, fast sphärischen Akkorde der Violinen für den Ausbruch des Einzelgängers, die von einigen scharfen Xylophonakzenten gestört werden, erschaffen eine intensive Spannung. Der geringe Aktionismus der Musik entspricht dem angehaltenen Atem des angespannten Flüchtlings. Mit den Stücken für die Jagd durch das Land steuert Goldsmith seine Musik energetisch dem tragischen Finale zu. Harsche Ausbrüche des Blechs, angespannte Triller der Holzbläser und Streicher legen den optimistischen Arrangements des Hauptthemas immer wieder musikalische Hindernisse in den Weg, bis schließlich wieder die Gitarre über sanfte Liegetöne der Violinen das letzte Wort hat.

Die Musik zu „Lonely are the Brave“ erhielt zum Filmstart kein kommerzielles Album und bis in die 90er Jahre waren die Aufnahmen nicht zugänglich. Dann ermöglichte das dubiose Bootleg-Label „Delphi“ mit der ersten CD zu dieser Musik eine passable Zwischenlösung, die allerdings weder durch Vollständigkeit noch durch sauberen Klang glänzen konnte. Die definitive Veröffentlichung erfuhr „Lonely Are the Brave“ schließlich erst durch den Varèse-Club, der dieses Juwel angemessen veröffentlichte. Erstmals vollständig und mit einem gut ausgestattetem Booklet versehen, erklingt diese Musik in bestmöglicher Klangqualität und enthält somit auch die kurzen klischeehaften Westernpassagen, die den Rezipienten während des Vorspanns gekonnt in die Irre führen. Jerry Goldsmith nutzte mit dieser oftmals introvertierten Westernmusik seine Chance, einen A-Film zu vertonen, voll aus und legte den Grundstein für eine der erfolgreichsten und längsten Hollywood-Karrieren.       

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Rio Lobo

Bereits viermal wurden Goldtransporte der Nordstaaten von den Rebellen überfallen und ausgeraubt. Für Colonel Cord McNally steht fest, dass es in den eigenen Reihen einen Verräter geben muss, der die Südstaaten mit den nötigen Informationen über die Züge versorgt. Kurz vor Ende des Krieges soll ein Goldtransport unter dem Kommando von Leutnant Forsythe den Sold für die Truppen der Nordstaaten zu dessen befreundeten Colonel McNally bringen, doch der Zug wird von den Südstaaten unter Captain Pierre Cordona und Seargent Tuscarora Phillips überfallen und ausgeraubt. Als die Telegraphenverbindung abreißt, macht sich McNally mit seinen Männern zum Ort des Überfalls auf, doch sie finden nur den ausgeraubten Zug, die Soldaten und Forsythe, der bei dem Überfall tödlich verletzt wurde und im Sterben liegt. Die Nordstaatler teilen sich auf, um in der Umgebung nach den flüchtenden Rebellen zu suchen und tatsächlich trifft McNally bald darauf auf einen flüchtenden unbewaffneten Südstaatler. Das anfängliche Misstrauen des Colonels ist berechtigt, denn es handelt sich um eine Falle. McNally wird bewusstlos geschlagen und wacht anschließend in einer Höhle auf, die den Südstaatlern als Unterschlupf dient. Captain Cordona, den McNally jetzt als eine flüchtige Bekanntschaft aus Vorkriegszeiten erkennt, eröffnet dem Nordstaatler, dass dieser den Rebellen helfen soll, die feindlichen Truppen zu umgehen und sie sicher mit der Beute in den Süden leiten soll. McNally stimmt zu, doch leitet er die Südstaatler bei der nächsten Gelegehneit direkt in ein Lager der Nordstaaten, sodass Captain Pierre Cordona und Seargent Tuscarora Phillips gefangen genommen werden. Kurz bevor die die beiden Rebellenführer gefangen genommen werden, bittet McNally um die Information über den Verräter und bietet ihnen an, sie laufen zu lassen, sollten sie ihm den Namen nennen, doch die beiden Männer wollen lieber verhaftet werden, als ihren Soldaten die Geldquelle zu rauben.  Als bald darauf der Krieg endet, empfängt McNally die entlassenen Kriegsgefangenen und fragt sie abermals nach dem Verräter. Nun eröffnen ihm Cordona und Phillips, dass sie die Namen der beiden Männer, die sie für Informationen bezahlen, nicht kennen und geben eine lose Personenbeschreibung, doch sie geben McNally anschließend das Versprechen, sich sofort bei ihm zu melden, sollten sie die Verräter gesehen haben und tatsächlich erreicht McNally einige Jahre nach dem Krieg eine Nachricht von Cordona, dass dieser einen der Männer gesehen hat, den dieser sucht. In Rio Lobo, wohin Tuscarora Phillips zurück gekehrt ist, unterdrückt ein Großrancher namens Ketcham die aufkeimende Stadt mit der Hilfe eines korrupten Sheriffs, zu dessen Hilfssheriffs einer der beiden Verräter gehört. Gemeinsam nehmen Cordona und McNally den Kampf gegen Ketcham auf...

"Rio Lobo" bildet den letzten Teil einer lose aufeinander bezogenen Trilogie um aufrechte Helden, die im Sheriff's Office einen Gefangenen gegen den Einfluss eines reichen Viehbarons schützen oder dort ausharren, um auf Verstärkung zu hoffen. Während "Rio Bravo" zu den großen Beiträgen Hawks' zum amerikanischen Western zählt, parodierte er viele Elemente bereits in "El Dorado". Auch "Rio Lobo" nimmt in vielen Teilen bezug auf "Rio Bravo" und steht mit seiner konventionellen, schemenhaften Darstellung seiner Figuren, der traditionellen Handlung und dem Wayne-typischen Heldentum etwas alleine in einer Zeit, in der Western oft viel kritischer mit sich und ihren Inhalten umgingen. Der Spätwestern ab 1969 drehte sich oftmals um tragische Helden, die an ihren eigenen Vorstellungen von Moral und Ehre im Kampf gegen die vorrückende Zivilisation zu Grunde gingen. Umso befremdlicher wirkt es somit, wenn John Wayne in seiner immergleichen Kombination aus Lederweste, hohem Hut und Winchestergewehr ohne jede Reflektion das Heldenpathos aus vergangenen Zeiten charakterisiert und Leuten das Recht zuspricht, einen Mitmenschen getötet zu haben, denn sonst wäre dieser halt von jemand anderem erschossen worden. Die Kritiker reagierten dementsprechend und so fielen die meisten Urteile über "Rio Lobo" negativ aus. Nichts desto trotz weiß Howard Hawks' Schwanengesang zumindest heute, 40 Jahre später, immer noch zu überzeugen. Natürlich ist die Handlung nicht originell, sind Regisseur und Hauptdarsteller bessere Filme gelungen, aber genau dieses Abarbeiten sämtlicher Western-Klischees vom bunt bemalten Quacksalber-Wagen über mexikanische Grenzstädtchenidylle bis hin zur klassischen, schusslastigen Konfrontation zwischen Gut und Böse macht letzten Endes den Charme von "Rio Lobo" aus, der nichts weiter sein will als ein Western, aber dies hundertprozentig. Somit entstand ein äußerst unterhaltsamer Film, der neben vielen Bezügen zu seinen Vorgängern auch mit spektakulären neuen Einfällen aufwartet. Dazu dürfte neben einem äußerst kreativ gedrehten Vorspann auch einer der findigsten Zugüberfälle der Western- wenn nicht gar der Filmgeschichte gehören!
Sämtlichen Schauspielern wird nicht allzu viel abverlangt, umso erfreulicher ist, dass alle mit Engagement dabei waren und es eine Freude ist, ihnen zuzusehen. Viele der Figuren lassen sich so oder so ähnlich in "Rio Bravo" und "El Dorado" ausfindig machen. Da wäre natürlich zuallererst John Waynes Charakter Cord McNally und der (zumindest in Zivil) dem klassischen John-Wayne-Helden entspricht, wobei das offensichtliche fortgeschrittene Alter mit leichtem Augenzwinkern gut überspielt wird. Jorge Rivero tritt in Ricky Nelsons und James Caans Fußstapfen und bestreitet die Rolle als jugendlicher Held überzeugend. Mit besonders viel Spielfreude ist Western-Urviech Jack Elam als kleiner Farmer Phillips - Tuscaroras Vater - zu sehen, der sich gegen Ketchams Imperium auflehnt. Jennifer O'Neill gibt die Rolle der etwas zickigen Dame, die aber zu ungeahnter Tatkraft erwacht, wenn es drauf ankommt. In "Rio Lobo" war außerdem eine der wenigen schauspielerische Tätigkeiten der späteren Filmproduzentin Sherry Lansing in der Rolle der selbstbewussten Amelita zu sehen.
Letzten Endes ist "Rio Lobo" kein herausragender Western, aber dennoch ein würdiger Abschluss für Hawks' Karriere, der auch heute noch Spaß macht und zu unterhalten weiß.

Vertont wurde "Rio Lobo" von Komponist Jerry Goldsmith, der die musikalische Nachfolge von Dimitri Tiomkin und Nelson Riddle antrat. Dem Komponisten stand ein durchschnittliche bestztes Orchester zur Verfügung, dass - wie so oft bei Westernvertonungen - um folkloristische Instrumente wie Akkordeon, Gitarre und Mandoline erweitert war und auch über eine große Schlagwerksektion inklusive Marimbaphon, Peitsche, Ratsche, Glocken und Holzblöcke verfügt. Goldsmith, der in den 60er Jahren mehrere Western vertont hatte und dessen Arbeiten besonders in der ersten Hälfte seiner Karriere von einem deutlich modernistischen Stil geprägt waren, komponierte für Hawks' letztes Werk eine dem Film entsprechende deutlich gradlinigere und konventionellere Musik, die zu großen Teilen auf zwei Themen fußt. Das Hauptthema ist eine leicht melancholische Melodie in moll mit deutlichem Ohrwurmcharakter und wird während des Vorspanns von dem Gitarristen Tommy Tedesco gespielt, der der Sohn von Mario Castelnuoco-Tedesco war. Dieses Hauptthema zieht sich wie ein roter Faden durch die Musik und erklingt in unterschiedlichen Klanggewändern. So verwendete Goldsmith es in den Blechbläsern als kräftige "Ritt-Musik" mit synchopischen Rhythmen der Streicher und des Schlagwerks inklusive Peitschenknallen, als sanfte Akkordeonmelodie, die von zarten Kontrapunkten des Fagotts umspielt wird oder als verhuschtes Motiv der Bassflöte  sowie als Mandolinenstimme in Suspensepassagen. Des Weiteren komponierte Goldsmith eine kräftige Americana-Fanfare, die, gleichberechtigt mit dem Hauptthema, die Helden während des Wüstenritts in Form einer ausladenden Streichermelodie mit starker Stütze der Posaunen und des Tamburins begleitet, oder in kleinerer Besetzung von dem Akkordeon über leichte Gitarrenbegleitung erklingt. Doch auch jenseits seiner beiden Themen schrieb Goldsmith äußerst effektive Passagen wie die kunstvoll ineinander verflochtenen Streicherstimmen, als Ameliat McNally ihre Wunde zeigt, oder die mit äußerst kreativen Schlagzeugeffekten garnierten Suspensepassagen. "Rio Lobo" gehört zu den ersten Filmmusiken, in denen der Komponist mit elektronischen Effekten experimentiert, die später nicht mehr aus seinem Schaffen heraus zu denken sind. Dabei beschränken sich die synthetisch erzeugten Klänge allerdings als pochende und hallende Effekte, die zur Schattierung der Streicher und Bläser in den Spannungspassagen dienen und so keinesfalls störend hervorstechen, wie es später in "Breakheart Pass" der Fall sein wird.
Die Musik zu "Rio Lobo" erschien erstmals 2001 als limitierte Edition bei Prometheus. Dabei hatte das Label nicht nur Zugang zu den vollständigen Bändern der Aufnahmen in Mono, sondern zusätzlich zu einigen Stereobändern aus Goldsmiths Privatarchiv. Man entschied sich, die nahezu komplette Musik aus den beiden Elementen zusammen zu setzen und die Stücke in Stereo und Mono als zwei seperate Blöcke auf die CD zu pressen. Diese Entscheidung wirkte sich deutlich negativ auf das Hörerlebnis aus. Nicht nur, dass die Vorspannmusik nun direkt in der Mitte des Programms platziert war, das Finale war als Abschluss beider Blöcke insgesamt zweimal - einmal in Stereo und einmal in Mono - enthalten. Zusätzlich wurden mehrere einzelne Stücke zu Suiten zwischen 7 und 9 Minuten Laufzeit zusammengefasst, sodass ein Programmieren der Musik in Filmreihenfolge unmöglich gemacht wurde.
Positiv zu vermerken ist allerdings der sehr ausführliche Begleittext von Ford A. Thaxton, der mit vielen Informationen zu Musik und Film aufwartet. Die CD war mehrere Jahre lang ausverkauft, bis Lalaland Records die Musik zu "Rio Lobo" erneut veröffentlichte und die Gelegenheit nutzte, die editorischen Mängel der Erstausgabe zu überarbeiten, sodass sich nun die fast vollständige Musik in Mono in Filmreihenfolge zu Beginn des Films findet, an die sich sämtliche Source-Musik-Stücke und anschließend alle auf der Prometheus befindlichen Stereo-Stücke finden. Es ist unverständlich, warum die Musik nach Ketchams Gefangennahme während des Ritts bei nacht in die Stadt, zwar zumindest in dem Begleitheft der Prometheus-Ausgabe angesprochen wird, auf keiner der beiden Ausgaben zu finden ist.
Trotzdem ist die Wiederveröffentlichung dieser Musik sehr lobenswert, denn auch, wenn "Rio Lobo" weder ein Meisterwerk ist, noch zu den überragenden Beiträgen des Komponisten zum Westerngenre zählen, so schrieb Jerry Goldsmith dennoch eine durchweg gelungene Western-Musik, die viele Topoi gekonnt bedient und zusätzlich die eine oder andere Raffinesse bereit hält.

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Deutsche Verleihtitel sind bekanntermassen fast immer eine Katastrophe: Stallones BULLET IN THE HEAD heisst bei uns auch SHOOTOUT...

 

besonders super englische Titel durch einen anderen englischen zu ersetzen... man man man...

 

SCHIFFBRUCH MIT TIGER find ich auch nicht doll, aber auch nicht schlimm... der Film hatte ja durchaus auch ulkige Momente, erinnerte oft an AMELIE fand ich, so von der Machart (ob das noch Überbleibsel sind von der Fassung, die Jeunet geplant hatte?)...

 

Der "Twist" am Ende... och naja... zu religiösem Philosophieren reisst er mich auch nicht hin... ist aber ganz nett. Eher stört mich daran, dass man das in einem endlosen Monolog sich anhören muss... filmisch is das nicht gerade, bzw. verleitet einen eher dazu zu denken, dass er sich das nun gerade nur ausdenkt...

 

interessant ist noch, dass er in beiden Fassungen die Bananen als Rettung für Affen/Mutter nimmt, aber die sollen ja nicht schwimmen... so gesehen hat er vielleicht bei beidem gelogen?

 

normalerweise nerven mich so "Glaubensfindundsfilme", aber fand das war hier irgendwie nicht so der Punkt oder so preachy... war schon ok...

 

Film insgesamt war in Ordnung, aber auch nicht DER Film... kann man schauen, muss man aber nicht. Gute Effekte auf jeden Fall...

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The Lazarus Project

 

Stimmungsvolles, sehr ruhiges, aber trotzdem spannendes Mystery-Drama mit einem stark aufspielenden Paul Walker. Auch die Nebenrollen wie Lambert Wilson und Linda Cardellini wissen zu überzeugen.

Wie anfangs erwähnt... das Tempo im Film ist zwar nicht besonders hoch, das ändert sich auch nicht im Finale. Geschadet hat es den Film nicht, eher im Gegenteil.. es tat ihm gut, dass er nicht auf Spektakel aus war... sondern eher eine Geschichte erzählte.. über einen Mann, den man scheinbar eine zweite Chance gegeben hat.. mit einem dunklen Geheimnis hinter dieser zweiten Chance. 

Die Musik von Brian Tyler ist, gemäß dem Film sehr ruhig gehalten und auch schön melodisch. Piano, Streicher und Synthie sind hier im Programm.. nur selten haut er einem schnelle Percussions um die Ohren.. das aber um einiges interessanter eingesetzt als bei seinen, sehr oft zu lauten Actionscores.. Ja.. der Score wird in meine Sammlung wandern :)

 

7,5/10

The Happening

 

Wenn man versucht, nicht bei dem Film mitzudenken und sich einfach von der Atmosphäre tragen lässt.... kommt hier doch ein spannender Film heraus. Man muss einfach nur die Familie in Auge behalten und das Drumherum einfach geschehen lassen. Da hilft auch die eher ruhige Erzählweise. Schauspieler sind durch die Bank ok.

James Newton Howard Musik ist das Beste am Film. Gutes Thema und sonst auch immer sehr passende Musik zu den Szenen. 

 

Durchaus ein Film, den man sich anschauen kann

 

6,5/10

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Take a hard ride - Einen vor den Latz geknallt (Tote brauchen keine Dollars)

Der Rancher Bob Morgan verkauft in Amerika eine große Rinderherde für 86 000 Dollar, doch kurz nachdem er seiner Familie von dem erfolgreichen Geschäft und seiner baldigen Heimkehr telegraphisch berichten kann, stirbt er auf offener Straße an einem Herzleiden. Mit letzter Kraft nimmt er seinem Vormann Pike das Versprechen ab, den Erlös zurück nach Senora zu bringen, wo man mit dem Geld eine bessere Heimat für die Bewohner schaffen solle, in der alle Menschen gleich sind. Pike, der farbig ist, scheint die Idee seines Bosses aus der Seele zu sprechen, allerdings scheint er in Bezug auf die Umsetzung skeptisch. Dennoch macht er sich bald nach Mexiko auf, doch schon auf seiner ersten Rast wird er von Banditen unter Beschuss genommen. Der ebenfalls schwarze Spieler Tyree kommt dem in die Enge getriebenen Cowboy gerade noch rechtzeitig zu Hilfe und obwohl Pike dem gut gekleideten Dandy misstraut, reiten die beiden gemeinsam weiter. Dabei macht Tyree von Anfang an deutlich, dass diese Allianz nur bis zur mexikanischen Grenze bestehen wird. Währenddessen scheint das gesamte Umfeld von dem mysteriösen schwarzen Cowboy mit einem Vermögen in der Satteltasche erfahren zu haben. Der gefährliche und gewissenlose Kopfgeldjäger Kiefer schart mehrere Tagelöhner um sich und verlangt, dass man entweder unter ihm reitet oder von Pike ablässt. Inzwischen werden dieser und sein Sattelgefährte Zeuge eines Überfalls auf den Planwagen eines Missionars und eilen zur Rettung. Zwar kann dem Mann nicht mehr geholfen werden, allerdings schließen sich ihnen dessen Witwe Catherine und der stumme Halbindianer Kashtok an, der neben enormer körperlicher Ausdauer auch über Karatekünste verfügt. Catherine arbeitete einst in einem Bordell, bevor ihr Mann sie aus der Prostitution befreite. Auch Kiefers Mannschaft bekommt Verstärkung, denn der Kopfgeldjäger erbittet erfolgreich Unterstützung von dessen ehemaligem Kriegskameraden Halsey, einem fanatischen und streng religiösen Bandenführer, der sogar über ein Maschinengewehr verfügt, um die Sünder von der Erde zu tilgen. Es beginnt eine atemberaubende Hetzjagd auf die vier Gefährten...

In den mittleren 70er Jahren hatte der Western bereits seinen Tiefpunkt erreicht. In den Anfängen des Films wegen formelhafter Inhalte und niedrigen Produktionswerten verpönt, erreichte das Genre sein Zenit während des goldenen Zeitalter Hollywoods bis in die 60er Jahre, bevor das dem Western zu Grunde liegende Heldentum gepaart mit stark moralisch angerührtem Pathos mit dem von dem Vietnamkrieg geprägten Zeitgeist stark kollidierte und in den frühen 70er Jahren der Spätwestern mit melancholischen Inhalten, die oftmals vom Scheitern der klassischen Westernhelden im Kampf gegen die vorrückende Zivilisation handelten, Einzug hielt. "Take a Hard Ride" ist ein offensichtlicher Versuch, den Western mit damals in Mode gewesenen Genres zu mischen, sodass eine teilweise groteske und comichafte Verbindung unterschiedlicher Elemente den Ritt nach Mexiko charakterisieren. Dabei reitet der Film mit den beiden farbigen Hauptdarstellern Jim Brown und Fred Williamson deutlich auf der Welle des in den 70er Jahren sein Zenit erreichende Blaxpoitation-Genres. Das Verhältnis zwischen den beiden Protagonisten entspricht zusätzlich dem Buddy-Movie, während Kashtoks Kampfkünste für eine Prise Kung Fu sorgen. Da der Film nahezu vollständig in Europa gedreht wurde, ist "Take a Hard Ride" ein Italowestern, was besonders durch die Mitwirkung Lee van Cleefs bestätigt wird. Die ausladende Musik Jerry Goldsmiths bedient allerdings den amerikanischen Aspekt und verleiht dem Film deutlich mehr Hollywood-Charakter. Langweilig wird es dabei nie, denn trotz der äußerst simplen Handlung sorgen neben der abwechslungsreichen Besetzung unzählige Schusswechsel, rasante Verfolgungsjagden zu Pferd, einstürzende Hängebrücken und explodierende Minenschächte für allerlei Unterhaltung. Lediglich das Ende, das einen nötigen Showdown halbherzig umgeht und somit zu den bleihaltigen vorigen Actionszenen etwas abfällt, vermag nicht so recht zu dem überbordenden Konzept des Films zu passen.
"Take a Hard Ride" versammelt auf der Reise nach Mexiko mehrere Charakterdarsteller verschiedener Genres. Dabei bewältigt Jim Brown die Rolle des aufrechten Helden stets souverän, während Fred Williamson in blauem Anzug und starkem afroamerikanischen Slang teilweise etwas bemüht wirkt. Lee van Cleef wirkt etwas in die Jahre gekommen, doch darüber tröstet der stechende Blick aus seinem falkenhaften Gesicht mehr als hinweg. Catherine Sparkes Leistung als Catherine ist unspektakulär. Auch Jim Kelly, Karatemeister und Schauspieler, dürfte mit seinen im Wilden Western völlig fehlplatzierten Kampfeinlagen zu den exotischsten Aspekten des Films gehören, allerdings schöpft auch er das Potential seiner Rolle nicht voll aus. Ronald Howard hingegen scheint die Rolle des fanatischen Halseys, der jeden Satz in pathetischem Predigton äußerst, sichtlich Spaß zu machen.
Letzten Endes übertrifft sich in diesem Film niemand selbst, sodass sämtliche Darsteller ihre zugegebenermaßen eindimensionalen Rollen sehr oberflächlich spielen und dabei einige mehr, einige weniger im Gedächtnis bleiben. Dem Film tut das in seiner charmant überzogenen Weise jedoch keinen Abbruch. "Take a Hard Ride" ist wahrscheinlich eine der konfusesten Mischungen verschiedener Elemente der Filmgeschichte und innerhalb des Westerns nahezu einzigartig. Groteskerweise scheint sich der Streifen auch noch ernst zu nehmen, doch vielleicht ist es die dadurch entstehende Ironie zwischen dem Inhalt und wie er dargeboten wird, der "Take a Hard Ride" auch abseits der schicken Landschaft und feurigen Action unterhaltsam macht.

Obwohl Jerry Goldsmith bis heute besonders hauptsächlich wegen seiner avantgardistischen Thrillermusiken und seinen kompromisslosen Partituren für Actionfilme hohes Ansehen genießt, so waren es zu Beginn seiner Karriere besonders die Western, die dem aufstrebenden Komponisten den Aufstieg auf der Karriereleiter ermöglichten. Seine ersten Arbeiten für das Kino waren die Westernmusiken zu "Black Patch" und "Face of a Fugitive", "Lonely Are the Brave" war der erste große A-Film und mit "Rio Conchos" formulierte Goldsmith seine zielstrebige Actionmusik erstmals vollorchestral aus. Die Westernmusiken Jerry Goldsmiths sind hauptsächlich durch sein feines Gespür für folkloristische Melodien, den starken Einfluss lateinamerikanischer Elemente, raffinierte Orchestrierung und geschickt gestaltete Actionmusik geprägt, wobei der Komponist jeden Western nach den individuellen musikalischen Bedürfnissen des Stoffes oder des Stils bediente. Während "Hour of the Gun" ein klassischer, gradliniger Americana-Westernscore ist, so weist die Partitur zu "Bandolero!" deutliche Einflüsse der Italowesternmusik auf und für "Wild Rovers" hob Goldsmith sein melodisches Empfinden in Verbindung mit der Handlung auf ein neues Niveau.
"Take a Hard Ride" gehört zu den letzten Westernvertonungen des Komponisten, der 1975 bereits auf elf Werke für das Genre zurückblicken, wovon die Musik deutlich profitiert. Dem Film selbst entsprechend, der sich wegen all der unterschiedlichen Versatzstücke aus europäischen und amerikanischen Western und anderer Genres, ist die Musik stilistisch äußerst vielfältig, ohne jedoch in ihre Einzelteile zu verfallen. Der amerikanischen Tradition entsprechend komponierte Goldsmith die Musik für ein durchschnittlich besetztes Symphonieorchester, das um einige folkloristische Soloinstrumente erweitert ist. Neben der akustischen Gitarre und der Mundharmonika besetzte der Komponist allerdings auch besonders im Italowestern prominent vertretene Instrumente wie die E-Gitarre, Blockflöte oder die Mandoline.
Im Zentrum der Musik steht das äußerst lyrische Hauptthema, das ohne Zweifel zu den schönsten und cantabilsten melodischen Einfällen des Komponisten gezählt werden kann. Schon im Vorspann lässt Goldsmith es anfangs folkloristisch instrumentiert in der Mandoline erklingen und von der Blockflöte weiterführen, bevor es als strahlende Streichermelodie in bester Americana-Manier erklingt. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Musik und ist auch häufig in den Actionpassagen vertreten. Dem Thema ist außerdem ein kurzes, prägnantes Motiv in Form eines fallenden Qaurtenakkords zugeordnet, das erstmals als kecker Ruf der Piccoloflöte erklingt und unzählige Mal im Verlauf der Musik in fast allen Besetzungen und Formen hervorschimmert. Das Gegenstück zu diesem kurzem Rufmotiv ist die prägnante viertönige Motivzelle, aus der Goldsmith seine treibende Begleitung für die Actionpassagen gewinnt. Dieses Actionmaterial ist ebenfalls aus einem Quartenakkord gewonnen, nur aufsteigend, sodass beide Motive raffiniert miteinander verknüpft sind. Ein weiteres wichtiges Element der Musik bildet das Material für den Kopfgeldjäger Kiefer, der mehrmals im Film beim Spielen einer Mundharmonika zu sehen ist. Es ist naheliegend, dass Goldsmith Kiefer auch in seiner Musik die Mundharmonika zuordnet und für den einsamen Kopfgeldjäger einer leicht melancholisch eingefärbte Melodielinie schrieb, die teilweise von rau tröpfelnden Syntheffekten unterlegt wird. Diese elektronischen Elemente gehören zu den frühen Experimenten des Komponisten mit nicht akustisch erzeugten Klängen und verleihen der Musik auch während des Films einen bizarren Anstrich, der allerdings um einiges besser funktioniert als die Synthpassagen für die Bösewichte in "Breakheart Pass". Kashtoks asiatische Kampfkünste unterlegte der Komponist mit brachialen Ausbrüchen des Schlagwerks in Form von Tomtoms und Pauken, deren Struktur durch parallele binäre und ternäre Schichten geprägt ist. Auch jenseits dieser die Musik dominierenden Elemente schuf Goldsmith einen äußerst unterhaltsamen Westernscore voller lyrischer Einfälle, ausschweifenden Melodienbögen, motivisch-thematischer Raffinesse in einem vielfarbig instrumentierten Klanggewand. Besonders die langen durchkomponierten Actionpassagen, die noch nicht auf der strengen ostinativen Idee der späteren Actionscores basieren oder die flirrende Musik für die Überquerung des Abgrundes auf einer alten Hängebrücke gehören zu den herausragenden Momenten der Musik.
Da es zum Filmstart keine Album-Veröffentlichung gab, bildet die Suite auf der berühmten Dinner-CD der Filmmusic Society die erste Veröffentlichung zu "Take a Hard Ride", bevor FSM 2000 die vollständige Filmmusik in Form einer hochwertigen Edition veröffentlichte, die mittlerweile allerdings ausverkauft ist. Die von Goldsmith spezifisch für die einzelnen Szenen komponierte Partitur wurde von Regisseur Antonio Margheriti allerdings mehrfach umgeschnitten, teilweise wieder verwendet oder nicht im Film eingesetzt. Für die CD-Veröffentlichung standen die vollständigen mehrkanaligen Masterbänder zur Verfügung, sodass die Musik in bestechend gutem Klang zu hören ist. Das wie immer hervorragende Begleitheft bietet in einem reich bebilderten Begleittext detaillierte Informationen über Film und Musik.
"Take a Hard Ride" mag vielleicht nicht den intellektuellen Gehalt von "100 Gewehre" haben, dennoch schuf Jerry Goldsmith einen herrlich lyrischen großorchestralen Westernscore, der unterhält und mitreißt! Es bleibt also zu hoffen, dass die hervorragende Musik einmal neu aufgelegt wird!

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"Einen vor den Latz geknallt"? Nee, oder?

 

Ich wollte es auch nicht glauben und hab schnell mal nach einem Poster gesucht.. 

 

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Mir fehlen gerade die Worte...  

 

wenigstens haben sie dann den Titel irgendwann in "Tote brauchen keine Dollars" umbenannt...

 

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Troy

 

Ich würde jetzt nicht behaupten, dass es der schlechteste Film ist, den ich jemals gesehen habe, aber je öfter ich ihn mir anschaue, desto schlechter wird er. Dass wir in der Uni Homers Ilias besprechen und ich sie selbst bereits mehrfach gelesen habe, trägt nicht unbedingt dazu bei, den Film in einem bessere Licht erscheinen zu lassen. Einige der Studenten haben dann auch zu spät bemerkt, dass Film schauen statt Buch lesen als Vorbereitung für die Prüfung nicht sonderlich hilfreich ist.

Muss aber auch gestehen, dass ich sonst keine Homer-, oder Vergilverfilmung kenne, deshalb weiß ich jetzt nicht, ob andere Filme den Stoff besser aufgreifen.

 

Grundsätzlich wundert's mich aber, dass in den letzten Jahren keiner auf die Idee gekommen ist, Homers Odysee oder Vergils Aeneis zu verfilmen, würde beides ziemlich viel Stoff für die Kinoleinwand bieten. Ersteres würde zwar ziemlich ins Fantasygenre rutschen und bei den ganzen mythologischen Figuren kann mich sich auch schnell die Finger verbrennen, aber Aeneas Geschichte hätte grundsätzlich genug Herzschmerz (inklusive Suizid, wie dramatisch!) und epische-Schlacht-auf-Leinwand-Potential.

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Weil?

Nennen wir es einfach mal Voreingenommenheit. Und da sich meine Begeisterung für Aliens, Weltraum usw eh etwas in Grenzen hält, kann ich mir Odysseus im Raumschiff mit Zyklopenaliens und verführerisch singenden Alienweibchen nicht vorstellen. Natürlich weiß ich nicht, was vom Stoff übernommen und wie es umgesetzt wird, aber momentan kann ich einfach nur sagen, dass ich Odysseus lieber als (Pseudo-) Historienspektakel sehen würde. 

Das Ganze kann ja was ganz Tolles und das Blockbusterspektakel im Jahr 20XX (ersetzte XX durch beliebige Zahl) werden, aber ich bin da von Anfang an skeptisch.

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Ich muss sagen, dass ich die Idee weitaus interessanter finde, als mir etwas in Richtung CLASH OF THE TITANS vorstellen zu müssen. Die Odysee bietet sich da ja schon ganz proper an und ist ja nicht zum ersten Mal im Weltraum angesiedelt. Ich gehe nicht davon aus, dass hier ein zweites 2001 geplant ist, aber vielleicht nimmt man die Erzählung ja doch eher als integre Vorlage mit enormer Bandbreite, statt sich nur an sinnbildlichen Momenten abzuarbeiten. Die Verlagerung des Settings könnte durchaus schon ein erster guter Schritt in die richtige Richtung sein. Aber gut, ich will hier keinesfalls den Tag vor dem Abend loben.

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Ich muss sagen, dass ich die Idee weitaus interessanter finde, als mir etwas in Richtung CLASH OF THE TITANS vorstellen zu müssen. Die Odysee bietet sich da ja schon ganz proper an und ist ja nicht zum ersten Mal im Weltraum angesiedelt. Ich gehe nicht davon aus, dass hier ein zweites 2001 geplant ist, aber vielleicht nimmt man die Erzählung ja doch eher als integre Vorlage mit enormer Bandbreite, statt sich nur an sinnbildlichen Momenten abzuarbeiten. Die Verlagerung des Settings könnte durchaus schon ein erster guter Schritt in die richtige Richtung sein. Aber gut, ich will hier keinesfalls den Tag vor dem Abend loben.

Clash of the Titans war ja richtig, richtig schlecht. Deshalb wäre die Odysee für sowas genau das falsche, weil die CGI das ganze Geld frisst und am Ende nichts für Schauspieler, geschweige denn akzeptable Ausrüstung und annehmbares Drehbuch usw übrig bleiben. Die Aeneis ist, was das betrifft, nicht ganz so mit mythologiebeladen.

Aber ist ja alles Geschmackssache und bei der Buchvorlage zu bleiben erscheint mir immer als die bessere Alternative ;)

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Hour of the Gun - Die Fünf Geächteten

 

In Tombstone hat sich die Lage zwischen dem Rancher Ike Clanton mit seinen Anhängern und den Brüdern Wyatt, Morgan und Virgil Earp zugespitzt, die zusammen mit Doc Holliday das Amt des City Marshals vertreten. Clanton beschäftigt auf seiner Ranch mehrere Männer, die der Bande der "Cowboys" angehören und die in illegale Machenschaften wie Viehdiebstahl und Raubüberfälle verwickelt sind, während die Earps die Interessen der Stadt vertreten. Nachdem Clanton öffentlich gedroht hat, die Earps umzubringen, kommt es am 26. Oktober 1881 gegen 14:30 auf einer freien Parzelle hinter dem Mietstall zu einer gewaltvollen Auseinandersetzung von gerade einmal 30 Sekunden. Bei der Schießerei sterben Ike Clantons Sohn Billy sowie die Brüder Frank und Tom McLaury, die beide den "Cowboys" angehören. Die Gebrüder Earp und Doc Holliday werden von Ike Clanton wegen Mordes angeklagt, aber wegen widersprüchlicher Aussagen der Zeugen freigesprochen. Anschließend kandidiert Virgil Earp für das Amt des City Marshals, wird allerdings von den "Cowboys" aus dem Hinterhalt erschossen. Der Friseur der Stadt kann den Vorfall beobachten, verweigert aber, aus Angst um seine Familie, vor Gericht auszusagen, sodass die Mörder freigesprochen werden. Morgan kandidiert nun an Virgils Stelle für das Amt des City Marshals und wird am Tag der Wahl während eines Billardspiels aus dem Hinterhalt erschossen. Obwohl er gewonnen hat, bekommt nun Pete Spence, einer von Clantons Männern das Amt. Die Earps und Doc Holliday verlassen vorläufig die Stadt, doch bald darauf kehren Wyatt Earp, Doc Holliday und Sheriff Sherman McMasters aus Tucson mit Haftbefehlen in der Tasche nach Tombstone zurück. Dort teilt der Stadtrat ihnen mit, dass auf die Mörder der Earp-Brüder eine Belohnung ausgesetzt ist. Doc Holliday wirbt mit seinen alten Bekannten Jack Vermillion und Creek Johnson zwei Hilfsheriffs an. Als die Gruppe wenig später Rast macht, kommt ihnen der ausgeraubte Lohntransport entgegen, der die Gelder für die Minenarbeiter transportierte und der sterbende Fahrer kann vor seinem Tod mitteilen, dass der Überfall von Marshal Spence ausgeführt wurde. Alleine macht sich Wyatt Earp auf die Suche nach Spence und trifft ihn an einer naheliegenden Poststation, wo er ihn erschießt. Wegen des Verlusts der Belohnung, die nur auf die lebendige Ergreifung ausgesetzt war, kommt es zu einem Streit zwischen Wyatt Earp und Doc Holliday, worauf hin letzterer in die nächste Stadt reitet, um sich zu betrinken. Hier begegnet er dem zweiten Mörder, Curly Bill Brocius, doch bei der Verhaftung kommt es zu einer Schießerei, in der Brocius von Wyatt Earp, der Holliday nachritt, mit einem sauberen Schuss in die Stirn getötet wird. Nun wird Holliday klar, dass sein Freund weder an der Gerechtigkeit noch an der Belohnung interessiert sind, sondern sich auf einem brutalen Rachefeldzug befindet...

1957 drehte John Sturges mit "Zwei rechnen ab" einen einflussreichen Western-Klassiker, der auch heute noch kaum etwas von seiner handwerklichen Brillanz oder allgemeinen Wirkung eingebüßt hat. Genau zehn Jahre später versammelte der Regisseur seine Protagonisten um die Schießerei am O.K. Corral erneut für eine inoffizielle Quasi-Fortsetzung: "Hour of the Gun". "Zwei rechnen" ab basierte auf einem die Schießerei schildernden Zeitungsartikel, der sich allerdings nicht streng an die Fakten hält, sodass beispielsweise Ike Clanton am Ende des Films am O.K. Corral erschossen wird, obwohl er in Wahrheit unbewafnnet war und floh. Mit "Hour of the Gun" wollte Sturges die Folgen der berühmten Schießerei beleuchten und hält sich weitegehend an die historischen Fakten - ein Vorsatz, der schon im eingeblendeten Text nach dem Vorspann deutlich wird: "Dieser Film zeigt, was wirklich geschah". Das Drehbuch wurde von Edward Anhalt basierend auf dem Buch "Tombstone's Epitaph" (so nannte sich eine der beiden örtlichen Zeitungen) von Douglas D. Martin verfasst und konzentriert sich nach den Anschlägen auf Virgil und Morgan Earp auf den Rachefeldzug von Wyatt sowie den daraus resultierenden Bruch zwischen Wyatt Earp und Doc Holliday. Dauerte die Schießerei am O.K. Corral noch fünf Minuten, hält sich Sturges in "Hour of the Gun" näher an die Fakten, die Gerichtsverhandlungen werden sehr detailliert geschildert und in der Szene beim Bestatter nimmt Sturges auch auf ein historisches Foto von den aufgebahrten Opfern der Schießerei bezug. Doch schnell macht sich der Eindruck breit, dass Sturges bei seiner fast dokumentarischen Schilderung der Ereignisse die technische Raffinesse des Vorgängers vermissen lässt, nahezu sklavisch an den Fakten klebt und das der Geschichte hörige Drehbuch sämtliche Darsteller in ihren Möglichkeiten einengt. Offensichtlich als Charakterstudie eines von rachsucht gezeichneten Wyatt Earps angelegt, wird den geschichtlichen Abläufen viel zu viel Raum gelassen, sodass eine tiefgründige Zeichnung des Protagonisten in den Hintergrund rückt und der Film überraschend kühl und anteilnahmslos geraten ist. Dabei standen Sturges vortreffliche und Western-Erprobte Schauspieler zur Verfügung. James Garners grimmige Darstellung Wyatt Earps birgt jede Menge Potential, verblasst allerdings innerhalb der Konzeption des Films genau wie Jason Robarts bärbeißiger Doc Holliday. Es wäre ratsam gewesen, das Potential beider zu nutzen und das zwischenmenschliche gespannte Verhältnis zwischen den beiden Männern zu beleuchten. Als Gegenspieler Ike Clanton ist Robert Ryan zu sehen, der ebenfalls eine sehr gute Leistung abgibt und vielleicht noch am meisten vermag, seine Figur zu zeichnen. Auch Bill Fletcher in der Rolle des korrupten Sheriffs Jimmy Bryan ist nicht nur optisch treffend besetzt und hinterlässt einen merklichen Eindruck.
Letzten Endes ist "Hour of the Gun" ein bemerkenswerter Western, der unüblich großen Abstand von der Heroisierung seiner Protagonisten Abstand nimmt, aber leider durch seinen Vorsatz, die wahren Ereignisse zu schildern, nicht seiner eigentlichen Intention nachkommen kann, eine Charakterstudie einer Westernlegende zu sein und dadurch auch seine mehr als fähigen Schauspieler vernachlässigt.

 

Für die Filmmusik wurde der Komponist Jerry Goldsmith verpflichtet, der mit “Hour of the Gun” wahrscheinlich die konventionellste Westernmusik seiner gesamten Laufbahn schrieb. Auch wenn er in Fußstapfen von Komponistengröße Tiomkin stieg, der „Zwei rechnen ab“ vertont hatte, klingt die Musik durch und durch nach Goldsmith, denn der Komponist knüpft in keinster Weise an die Musik zum Vorgänger an. Für die Vertonung des Films stand ein durchschnittlich besetztes Orchester zur Verfügung, das zusätzlich um typische folkloristische Elemente wie das Akkordeon oder die Gitarre erweitert war und dank des versierten Umgang des Komponisten mit dem Klangapparat entstand eine orchestrale und vielseitige Westernmusik. Im Zentrum der monothematisch konzipierten Partitur steht das Hauptthema, welches über einen großen Americana-Einschlag verfügt und das während des nahezu fünfminütigen Ganges der Earps zum O.K. Corral zu Beginn des Films erstmals erklingt. Über leichte Einwürfe des Schlagwerks, zittrige Liegetöne der Streicher und einiger anschwellenden Bläserakkorde erklingt die Melodie zuerst in der Gitarre und wird schließlich vom Akkordeon abgelöst. Goldsmith zieht seine eigentlich kräftige Melodie deutlich in die Länge und lädt die bedrohliche Szene zusätzlich mit einer ungeheuren Portion Spannung auf. Nahezu unverändert wird das Thema von anderen Instrumenten solistisch aber stets verhalten über die stärker werdende Begleitung des Orchesters gespielt, bis die Musik schließlich beim Aufeinandertreffen beider Parteien zu einem ersten Höhepunkt kommt. Wie so oft ließ Goldsmith entscheidende Momente – im diesen Falle die eröffnende Schießerei – unvertont.

Im weiteren Verlauf der Musik gewinnt Goldsmith dem Hauptthema immer neue Facetten ab.

So bringt er während Morgans Sterbeszene dieses Thema in sich kanonisch überlagernden Schichten in den Streichern zu einem schmerzhaften Ausbruch voller Wut, Verzweiflung und Trauer, lässt es bei dem letzten Gespräch zwischen Wyatt Earp und Doc Holliday als sanfte Elegie in den Violinen erklingen oder bringt es in bester Westerntradition als glorreiche Hornmelodie über rhythmische Begleitung des ganzen Orchesters zur Blüte. Doch auch jenseits des Hauptthemas komponierte er charaktervolle Stücke wie die Musik zu der Szene, in der Wyatt Earp und Doc Holliday mit der Hilfe von mexikanischen Soldaten Viehtreiber von Clanton überwältigen. Der schnelle boleroartige Rhythmus der Castagnetten und die üppigen Klänge der Streicher nehmen die knappe fünfzehn Jahre später entstandene Musik für „Cabo Blanco“ vorweg.

Zum Filmstart wurde ein LP-Album mit der Musik zu „Hour of the Gun“ veröffentlicht, wobei der Schwerpunkt durch die Auswahl der einzelnen Stücke auf den großorchestralen und melodischen Passsagen liegt. Einzig de Vorspannmusik bildet den gesamten Anteil der im Film reichhaltig vertretenen Suspense-Passagen. Stattdessen eröffnet das Album eine poppige Ballade, die auf dem Hauptthema basiert. Dieses Arrangement ist im Gegensatz zu ähnlichen Versuchen bei „Tora! Tora! Tora!“ oder „Logan’s Run“ recht gut gelungen und bildet eine schöne Eröffnung des tadellos geschnittenen Albums. Erstmals auf CD veröffentlicht wurde die Musik von Intrada, bevor sich Varèse den Aufnahmen annahmen und den LP-Schnitt chronologisch sequenzierte. Da anscheinend die Originalbänder der Musik jenseits der für das Album verwendeten Stücke nicht mehr erhalten sind, wählte Promethus Records „Hour of the Gun“ als erste Veröffentlichung einer neuen Reihe mit neu eingespielten Goldsmith-Werken. Diese Neueinspielung ergänzt die bereits bekannten Passagen mit rund 20 Minuten neuer Musik und einer Konzertsuite mit Stücken aus der TV-Musik „The Red Pony“, deren vollständige Originalaufnahmen beim Varèse Club erschienen sind. Insgesamt schuf Jerry Goldsmith mit „Hour of the Gun“ eine stimmungsvolle Partitur, die aber zeitgleich seine konservativste Westernmusik sein dürfte.

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DJANGO UNCHAINED (uns Quentin)

 

Im großen und ganzen wie erwartet. Fazit: die überlebensgroße Kulisse Zweiter Weltkrieg in INGLORIOUS BASTERDS stand Tarantinos Wagnerianischen Meta-Wahnphantasien irgendwie besser als das Amerika vorm Ausbruch des Bürgerkriegs. Das im Grunde überschaubare Rachedrama im Spaghetti-Gewand, dass er uns hier in knapp 3 Stunden auftischt, hat seine Qualitäten, wirkt aber bisweilen etwas geschwätzig und zerfasert.

 

So hat Tarantino im Gefolge von IB eine gewisse Affenliebe zu Christoph Waltz entwickelt, die offenbar erst zur Kreation des deutschen Kopfgeldjägers King Schultz führte, der hier 2/3 des Films quasi als Hauptdarsteller bestreitet. Damit erweitert Tarantino die Landa-Figur aus IB um einige sympathische Facetten, lässt einen aber doch etwas verwundert mit der Frage zurück, ob eine solch im positiven Sinne geschwätzige Figur als handlungsleitende Figur in einem Italowestern-Bastard unbedingt eine gute Idee war ("The Good, The Bad and the Redselige"). Auf der anderen Seite: wie könnte ein so dialogverliebter Autor wie QT auf solch einen Charakter verzichten? Im Grunde ist das selbstgewählte Genre Tarantinos Kernqualitäten als Filmemacher in dieser Hinsicht eher abträglich.

 

Der um 2, 3 Pirouetten erweiterte finale Showdown entlockte mir dann auch eher das Gefühl von "der Berg kreist und gebar eine Maus"; so ehrenvoll das vielschichtige Reflektieren von Rassismus damals wie heute erscheint, so ganz aufschlussreich gerät das Ganze dann doch nicht, wenn auf der anderen Seite der Rahmen "harte Italowestern der 60er" ist - der mit diesem Thema nicht gerade kongruent ist, um es diplomatisch auszudrücken.

 

Die Musikauswahl gefiel mir diesmal weniger: einigen gelungenen Stücken aus der goldenen Ära der italienischen Filmmusik (vor allem von Morricone, zB TWO MULES FOR SISTER SARA) standen einige im Bildzusammenhang eher krude Popnummern gegenüber; so wirkte z. B. der sanfte Folkpop-Ansatz für die gemeinsame Reise von Waltz und Foxx doch eher wie eine verunglückte Hommage an EASY RIDER & Co. denn als originärer Einfall. Der Goldsmith ging klar, da die unstete, fast tragikomische Melodie für den Kampf der Rebellen sich fast 1:1 für die groteske Konstellation auf die Reise nach Candyland übertragen ließ (der laeinamerikanische Anstrich eher weniger, aber hey...es ist halt alles irgendwie meta).

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Hour of the Gun - Die Fünf Geächteten

 

Insgesamt schuf Jerry Goldsmith mit „Hour of the Gun“ eine stimmungsvolle Partitur, die aber zeitgleich seine konservativste Westernmusik sein dürfte.

 

 

Inspiriert durch Deine Texte habe ich in den letzten Tagen eine kleine Retrospektive der Goldsmith-Western veranstaltet - inkl. der Vorläufer und Vorbilder (d. h. beim RED PONY natürlich inkl. Copland, bei HOTG mitsamt Tiomkins GUNFIGHT etc.). Worin würdest Du denn bei HOUR OF THE GUN den Konservatismus sehen? Im tatsächlich sehr Americana-schwangeren Thems? Oder weil das Instrumentarium, von der Gitarre und ein wenig Percussion abgesehen, kaum vom Standardsinfonieorchester abweicht? Der Score ist m. E. doch hinsichtlich der Tonsprache schon recht weitab von einem Copland oder Tiomkin, und ebenso von einem Newman- oder Steiner-Western. Da ist STAGECOACH schon konventioneller. 
 
Sind die Attribute "konventionell"/"konservativ" wertend zu verstehen? Oder anders gefragt: wie würdest Du den Score qualitativ unter die anderen Goldsmith-Western einordnen? Mich selbst bestärkt die Beschäftigung mit der Neueinspielung eher noch darin, ihn ganz an die Spitze zu setzen, die lediglich noch von den 100 RIFLES überboten wird.
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