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Ungewöhnliche Instrumentierung


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'olla liebe Forengemeinde :),

ich bin auf der Suche nach Orchesterwerken mit der oben angesprochenen ungewöhnlichen Instrumentierung. Sowas wie Beethovens "Wellingtons Sieg" mit Gewehrsalven und Schlachtmusik-Effekten oder Mahlers Sinfonie mit dem Hammer oder Tschaikowskys "1812 Overtüre" mit den Kanonenschüssen. Jedes ungewönhliche Instrument und Effektding ist willkommen.

Und war Beethoven der Erste, der solche Effekte in die Musik einband?

Ihr Cracks, teilet euer Wissen ;)

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Da gibt's Einiges. Besonders in der Neuen Musik haben Komponisten sich immer wieder schlne Sachen überlegt, um die Konvention zu brechen oder der Orchesterbesetzung Neues abzugewinnen. Muss es denn Orchester sein?

Mir würde sonst die Romanze für Streicher, Klavier und Mundharmonika von Ralph Vaughan Williams einfallen. Alban Berg verwendet in seinen Orchesterstücken ebenfalls den Hammer. Schönberg hat gerne das Flexaton benutzt (z.B. in "Variationen für Orchester").

Die Werke von Edgar Varèse sind immer sehr brachial besetzt wie z.B. "Hyperprism" oder "Ionisation" (immer mit viel Bläsern und Schlagzeug). John Cage hat ein Stück für zwölf Tiefseemuscheln geschrieben. Das Werk von Vinko Globokar enthält auch viele untypisch kombinierte Besetzungen.

Ansonsten möchte ich Dir auch die Musik Henry Cowells empfehlen, der zeigt, was man alles mit einem Klavier machen kann.

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Ja warum denn nicht? :)

Ungewöhnliche Instrumente und Effektdinger und ungewöhnliche Handhabung normaler Instrumente sind in der Neuen Musik ja schon gähnender Standard *augenzwinkerrr*.

Mich interessiert daher vielmehr die Frage, ob und wo man denn in den früheren Tagen schon mal drauf gekommen war, solche Schmankerl in die Musik einzubinden.

Ich weiß von Beethoven und seiner Programm-Musik zum Sieg von Wellington, deswegen starte ich von da und geh aus einer freien Laune heraus bis Mahler :> Vor allem die Zeit interessiert mich (sollte jemand ein Werk kennen, das noch vor „Wellingtons Sieg“ mit neuen Sounds aufwarten konnte, dann korrigiere ich meinen Startpunkt)

Tipps zeitlich danach werden freilich auch notiert ;) Man will ja offen für alle Art von Info sein.

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Ja warum denn nicht? :)

Weil Dir damit unglaublich viel interessante Musik durch die Lappen geht wie eben Varèse, der für Dich als Schlagzeugerin äußerst wichtig ist, da er das erste reine Schlagzeugstück der Musikgeschichte schrieb.

Weil die Neue Musik nunmal am Dichtesten an uns und unserer Zeit dran ist und es daher zwingend notwendig ist, sich mit ihr zu beschäftigen!

Lustigerweise entstanden die meisten Effekte, auf die die Neue Musik zurückgreift (wie mit dem Kontrabassbogen gestrichene Becken oder das Spielen am Steg) zur Zeit der Zweiten Wiener Schule. Man muss sich nur einmal "Die Erwartung" von Schönberg anhören, da wird bereits vieles solcher alternativen Spieltechniken verwendet.

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Ach, mach dir da doch keine Sorgen. Ich lauf doch nicht mit Scheuklappen rum, auf die alten Meister fixiert, und attestiere jedem noch lebenden Komponisten Unvermögen bzw. tu jedes Werk der Neuen Musik als Avantgarde-Gewäsch ab :D Dass das alles furchtbar interessant ist, zum Hören und zum Spielen, das weiß ich doch.

… aber davon ausgehend interessiert mich jetzt, gegenwärtig und just in diesem Moment nur die Frage, ob denn schon bis zur Spätromantik solche neuartige Effekte etc. verwendet wurden…^^“““

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Okay, verstanden :)

Dann möchte ich Dir einmal Berlioz' Arbeiten empfehlen. Der eigenwillige Franzose war einer der ersten ausgesprochenen Klangkulinariker. Seine "Symphonie Fantastique" kennst Du wahrscheinlich, aber hast Du schonmal sein mammutiöses "Requiem" gehört? Da gibt's sogar gestimmte (!) große Trommeln und 16 Pauken sowie acht Beckenspieler (die alle so leise wie möglich spielen sollen).

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Nur ein paar Schlaglichter in kursorischer Darstellung:

Späte Klassik:

Haydn, Londoner Sinfonien, etwa die Nr. 100 (Militärsinfonie): Beispiel für Janitscharenmusik (Einsatz von Trompete, Becken, Kleiner Trommel als Einflüsse türkischer bzw. osmanischer Musik in der Kunstmusik), im Bereich der Oper hat Mozart Vergleichbares schon früher gemacht (Entführung aus dem Serail). Beide Werke sollte man unbedingt in historischer Aufführungspraxis hören.

Weber, Freischütz: eines der ersten Beispiele für romantische Registrierung und Mixtur (grob gesprochen: Mischklang als Ideal)

Berlioz hatten wir ja schon.

Meyerbeer, Die Hugenotten: Vergrößerung des Opernorchesters und der Chöre, um (auch heute noch) faszinierende polyphone und klangfarbliche Effekte zu erreichen. Registrierung oft absichtlich "gegen den Strich", Einführung sowohl neuer Instrumente in das Orchester (Bassklarinette) als auch erste Wiederverwendung alter Elemente (Viola d'Amore). Dringende Empfehlung, auch an Gerrit, falls der das nicht eh schon kennt. :)

Wagner, z. B. Rheingold: führt in Vielem Meyerbeer weiter (Erweiterung des Instrumentariums, Klangfarben und -effekte), Aufwertung der Begleitung erfordert neue Stimmtypen (dramatisches Fach). Zusammen mit Wagner muss sicherlich auch Liszt genannt werden.

Musorgskij, z. B. Boris Godunov: absichtliche falsche Instrumentationsentscheidungen (falsche Lagen und Kombinationen, geht schon in den ersten Takten los), um mit klangfarblichen Kontrasten das Konzept des "Volksdramas" zu verwirklichen. Die Neuinstrumentation durch Rimskij-K. ist dagegen (fälschlich) strahlend und brillant. R.-K. gehört natürlich mit der Scheherazade oder seinen Opern auch zu den wichtigen Innovatoren der Instrumentation.

Strauss, sinfonische Dichtungen: Hinsichtlich des Instrumentariums und auch der Dichte der Orchestration die Spitze des romantischen Instrumentationsideals.

Mahler scheint Dir ja vertraut zu sein (Spaltklang)

Debussy, Prélude, Pelléas, La mer: Versuch, die Ideale der traditionellen französischen Linienkunst (la clarté francaise) auf den modernen Orchesterapparat zu übertragen, Kompromiss aus Misch- und Spaltklang: Übergänge zwischen Instrumentengruppen werden verschleiert, aber alle Stimmen bleiben als solche in der Regel hörbar. Ravel ist natürlich genau so wichtig, aber wieder eher auf den Effekt aus (Bolero als DAS Beispiel für Klangfarbenvariation).

Sehr viele Beispiele aus der Opernliteratur, aber von dort kamen im 19. Jh. halt auch oftmals die Innovationen ...

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Seine "Symphonie Fantastique" kennst Du wahrscheinlich, aber hast Du schonmal sein mammutiöses "Requiem" gehört?

Genau umgekehrt^^ Fantastique noch nie gehört, dafür das Requiem.

Das war so witzig, schon allein beim „ Dies Irae“, ab dem Andante… passiert lange Zeit überhaupt nix, das Blech spielt da halt allene seine Fanfaren… und dann pusten dich aber auf einmal diese 16 Pauken da vom Stuhl... die Boxen an der Wand haben gewackelt wie'n Lämmerschwanz.

Und als der Seminarleiter die entsprechende Partiturseite aufschlägt, sieht’s halt auch fulminant aus: von oben bis unten mit den Paukenwirbeln zugekleistert. Von irgendwo auch ein Augenrollen: "... müsst ihr eigentlich immer so auf die Kacke hauen?" ugly_klatsch.gif

Aber ich höre mir gerade die Fantastique an… und weiß jetzt endlich, wo das Shining-Thema herkommt^^“

Danke für deinen Beitrag, Jonas!

Auf Weber bin ich gestern auch gestoßen, mit seinen tiefen Klarinettenregistern+Posaunen in der Wolfsschlucht etwa. Auf Rheingold auch, mit 18 Ambossen. Götterdämmerung mit 3 Stierhörnern.

Ich forste mich weiter durch deine Anregungen :>

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