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Blog zum Thema Filmmusik-Analyse


Marcus Stöhr
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Empfohlene Beiträge

@Sebastian und BMG

es kam vielleicht nicht so rüber, aber ich liebe Alien3. Die Zitate, die du genutzt hast, sollten aus dem Kopf von Menschen stammen, die sich mit dem Soundtrack vielleicht noch nicht so auseinandergesetzt haben. Ich persönlich finde ihn wirklich großartig. Das Adagio vom Ende gehört zu dem Besten, was ich aus der Musik kenne. Und Bait and Chase ist ein dermaßen abwechslungsreiches und innovatives Stück, dass ich nur applaudieren kann. Für mich persönlich ist Alien3 einer der Vorgänger der gesamten Remote-Control-Szene. Zimmer und Goldenthal waren wohl die ersten, die so intensiv mit Synthies gearbeitet haben.

Ich dachte, mit den folgenden zwei Sätzen hätte ich darauf hingewiesen, dass mir Alien3 sehr am Herzen liegt:

Vielleicht sollte man es nicht nebenbei zum ersten Candlelight-Dinner mit dem erhofften Partner oder der angebeteten Traumfrau spielen lassen, aber wenn man sich mal hinsetzt und einfach nur die Musik hört, also genau hinhört, dann kann vielleicht doch ein Staunen durch das Bewusstsein fließen.

Und vielleicht sollte als Letztes noch erwähnt werden, dass es sich hierbei eben um Filmmusik handelt. Und als solche funktioniert sie unglaublich gut.

Aber ich werde mal drüber nachdenken, das Review zu überarbeiten, da es wohl nicht ganz richtig rüberkam...

Danke fürs Feedback

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Was ist mit Goldsmith? "Logan's Run" und "Illustrated Man" sind Jahre vor "Alien 3" entstanden...

ja, kann sein. mit dem frühen Goldsmith bin ich nicht so vertraut. Aber soviel ich weiss, war Zimmer so ziemlich der erste, der mit virtuellen Synthies gearbeitet hat. Und Goldenthal hat es aufgegriffen...

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http://filmmusik-ana...ik-analyse.html

So, heute ist Troja von Horner dran. Ich habe ewig dran gesessen und wenn jetzt jemand was von zu wenig Analyse sagt, dreh ich durch :D

Nee, im Ernst. Das hat echt Spaß gemacht, aber ich glaub, soviel Zeit kann ich nicht jedes Mal verwenden...

Viel Spaß

und sagt mir, wie ihr es findet...

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Man sieht, dass Du Dir sehr viel Mühe gegeben hast. Natürlich ist es jedem Rezensenten überlassen, ob er auch auf die Vorgeschichte und die Ablehnung der Musik Gabriel Yareds eingeht, aber ich hätte mir dennoch eine kritische Herangehensweise an die Ursprünge gewünscht, denn kein im Film zu Gehör gebrachtes Hauptthema stammt aus Horners Feder:

"Kriegsmotiv": Anfangsmotiv aus Rachmaninovs 1. Symphonie

"Achilles-Thema": Eine Kombination aus dem Thema des ersten Satzes von Mahlers 7. Symphonie und einem Trompetenthema aus Schostakowitschs 5. Symphonie

"Achilles und Briseis": "Im Tannanwald" aus Tschaikowskys "Nussknacker".

Herannahen der griechischen Armee: "Afustieg" aus Richard Strauss' Alpensymphonie"

"Troja-Fanfare": "Sanctus" aus Benjamin Brittens "War Requiem".

Traurig, aber wahr...

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@Mephisto

Ja, sehr interessant. Das meiste davon war mir neu, da die Stücke zum größten Teil von Komponisten stammen, die ich nicht so gut kenne.

Das ist auch der Grund, weshalb ich es nicht erwähnt habe. Zwei Sachen sind schon sehr auffällig: Kriegsmotiv und Troja-Fanfare, wobei ersteres von Horner erweitert wurde. Aber bei diesen beiden Stücken kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass die Parallelen zu den romantischen Komponisten keine Zufälle sind. Beim Nussknacker finde ich die Gemeinsamkeiten so gering, dass es auch durchaus Zufall sein kann; vielleicht habe ich da aber auch etwas überhört.

Ich hätte eine Bitte: Könntest du vielleicht mal Youtube-Videos posten (mit Zeitangabe), wo die Parallelen zum Achilles-Thema zu hören sind, denn die habe ich irgendwie nicht gefunden. Das wäre super.

Ich möchte noch sagen, dass ich mit Horner nicht so streng bin, weil ich nichts davon mitbekommen habe, dass er seine schöpferische Kraft für unglaublich toll hält. Soweit ich weiß, ist ihm bewusst, dass er bei anderen und bei sich selbst klaut. Überhaupt muss ich sagen, dass ich mit Kritik sehr sparsam umgehe, da ich selbst schöpferisch tätig bin und weiß, wie es sich anfühlt, wenn man runtergemacht wird, obwohl man Liebe in etwas steckt. Klar, mein Blog dürfte Horner nen Dreck interessieren, aber trotzdem. Vor allem ist für mich übermäßige Kritik in der Regel ein Ausdruck von Enttäuschung beim Rezensenten und/oder die Lust an der Selbstdarstellung. Ich hatte ersteren Fall ja bei meiner Rezension zu "Ziemlich beste Freunde", als ich irgendwann abgebrochen habe, weil ich unfair wurde. Ich hatte so hohe Erwartungen an den gesamten Film, dass ich vollkommen enttäuscht war. Der Punkt ist einfach, dass ein Komponist nichts für meine Erwartungen kann. Horner kopiert halt einfach alles, was ihm unter die Lunte kommt. Na und? Man muss es sich ja nicht anhören. Und wenn jemand anderes von Horner schwärmt; was solls. Vielleicht hat er das Wissen um die Ursprünge von Horners Musik nicht. Vielleicht ist es ihm aber auch egal. Beispielsweise finde ich das Willows-Thema toll, obwohl es Schumanns "Rheinische" in perfekter Nachahmung ist. Denn ein Stück Horner ist dann doch immer dabei. Und wenn es nur kleine Instrumentationsvariationen sind. Hätte ich zum Beispiel gewusst, dass Britten das Troja-Thema geschrieben hat, und ich es gemocht hätte, dann wäre mir im Kino ein Schauer den Rücken runtergelaufen vor Freude. Klau-Horner hin oder her. Wie gesagt: Schwierig fände ich es nur dann, wenn ich mitkriegen würde, dass Horner sich für den übelst geilen Macker halten würde. Dann wüsste ich nicht, ob ich ihn noch so mögen würde...

Wie auch immer, langer Text, egal.

Was ich interessant fände, wäre, wenn man an der Stelle mal ein Zusammentragen von Horner-Klau machen würde. Also bei welchen Komponisten er so gemopst hat. Am besten immer mit Video und Zeitangabe. Das wär echt toll. Würde mich wahnsinnig interessieren. Und vielleicht auch andere. Oder gibt's so einen Thread schon?

Ich fang hiermit einfach mal mit der bereits erwähnten "Rheinischen" (dritte) Sinfonie von Schumann an und sage: Willow!

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Hätte ich zum Beispiel gewusst, dass Britten das Troja-Thema geschrieben hat, und ich es gemocht hätte, dann wäre mir im Kino ein Schauer den Rücken runtergelaufen vor Freude.

Das wage ich zu bezweifeln. Benjamin Britten hat das "War Requiem" zur Eröffnung der neu errichteten Kathedrale in Coventrykomponiert. Dieser Ort gehört zu denen, die während des zweiten Weltkrieges dem Erdboden gleichgemacht wurden und das Festival, dass zur Einweihung der neu aufgebauten Kathedrale stattfand, sollte ein Akt der Versöhnung der einst gespaltenen Völker sein. Daher sollten auch eine russische Sopranistin, ein britischer Tenor und ein deutscher Bariton singen, leider erhielt die Russin Ausreiseverbot, sodass im Konzert zwei Briten und Fischer-Dieskau zu hören waren.

Benjamin Britten fügte der lateinischen Totenmesse, die bereits von Mozart, Verdi, Berlioz und anderen Komponisten vertont wurde, Dichtungen des britischen Poeten Wilfried Owens hinzu. Owen selbst fiel im ersten Weltkrieg einige Tage vor Waffenstillstand und seine Texte sind unglaublich erschütternd und verbunden mit Brittens Vertonung gehört das "War Requiem" zu den wertvollsten musikalischen Beiträgen des letzten Jahrhunderts. Nicht nur kompositorisch, sondern insbesondere wegen der pazifistischen Botschaft und dem Aufruf zur Versöhnung.

Dass Horner ein Motiv aus dieser Komposition für einen Blockbuster missbraucht, der (zumindest im Director's Cut) mit unglaublich blutigen Schlachtsequenzen aufwartet, in dem Menschen der Schädel mit einem Hammer zerschmettert und Speere in Augen geschleudert werden, zeugt von wenig Fingerspitzengefühl und noch weniger Respekt vor dem Originalwerk. Damit mache ich weniger Petersen einen Vorwurf, denn die "Troja"-Vorlage ist ebenfalls unglaublich brutal. Der Komponist hingegen sollte sich dann aber genau überlegen, was er macht, denn leider ist das "War Requiem" nicht so sehr im allgemeinen Bewusstsein verankert, als dass man Horner noch eine psychologisierende Absicht unterstellen dürfte. Stattdessen ging es ihm einfach darum, schnell ein schillerndes Thema zu finden. Daher ist es meiner Meinung nach unbedingt Aufgabe des Rezensenten, Aufklärung zu betreiben und darauf hinzuweisen, wie dreist Horner hier vorging. Britten kann sich nicht mehr verteidigen, also müssen es die tun, die ihn schätzen und dessen Werk ihr Leben bereichert hat.

Wenn eine leitmotivisch entworfene Filmmusik nicht ein einziges Thema enthält, dass vom Komponisten selbst geschrieben wurde, dann ist das ein riesiges Armutszeugnis!

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Daher ist es meiner Meinung nach unbedingt Aufgabe des Rezensenten, Aufklärung zu betreiben und darauf hinzuweisen, wie dreist Horner hier vorging. Britten kann sich nicht mehr verteidigen, also müssen es die tun, die ihn schätzen und dessen Werk ihr Leben bereichert hat.

Ich würde es damit erweitern wollen, dass jeder, der an (diesen) Kulturgütern Teilnahme walten lässt, eine Pflicht hat, sie nicht nur als Ver- oder Gebrauchsobjekte zu betrachten und aktiv an der Aufklärung teilnehmen muss.

Gibt es Quellen (Über Wikipedia) hinaus, in denen man Stellungnahmen von Horner dazu hören kann?

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@Mephisto

Das wage ich zu bezweifeln. Benjamin Britten hat das "War Requiem" zur Eröffnung der neu errichteten Kathedrale in Coventrykomponiert. Dieser Ort gehört zu denen, die während des zweiten Weltkrieges dem Erdboden gleichgemacht wurden und das Festival, dass zur Einweihung der neu aufgebauten Kathedrale stattfand, sollte ein Akt der Versöhnung der einst gespaltenen Völker sein. Daher sollten auch eine russische Sopranistin, ein britischer Tenor und ein deutscher Bariton singen, leider erhielt die Russin Ausreiseverbot, sodass im Konzert zwei Briten und Fischer-Dieskau zu hören waren.

Benjamin Britten fügte der lateinischen Totenmesse, die bereits von Mozart, Verdi, Berlioz und anderen Komponisten vertont wurde, Dichtungen des britischen Poeten Wilfried Owens hinzu. Owen selbst fiel im ersten Weltkrieg einige Tage vor Waffenstillstand und seine Texte sind unglaublich erschütternd und verbunden mit Brittens Vertonung gehört das "War Requiem" zu den wertvollsten musikalischen Beiträgen des letzten Jahrhunderts. Nicht nur kompositorisch, sondern insbesondere wegen der pazifistischen Botschaft und dem Aufruf zur Versöhnung.

Mit dem Wissen, welches du mir jetzt offenbart hast, hätte ich es wahrscheinlich nicht so passend gefunden. Das ist wahr. Aber ich hatte dieses Wissen nicht. Ich habe gestern das Stück gehört, habe mich mit Inhalt und Text nicht auseinandergesetzt, und fand das Thema einfach schön. Ich denke, die Frage ist, mit welchem Augenmerk man an Musik geht. Bezieht man intellektuelle Fragen mit ein oder nicht. Bezieht man den Text in diesem Fall mit ein oder nicht. Ich denke, man kann auch Lieder, die ursprünglich für die Reflexion des Leidens der Juden im dritten Reich konzipiert waren, einfach schön finden, wenn man die Zusammenhänge nicht kennt. Die Frage ist: Ist man sich dessen bewusst, was man hört; inhaltlich gesehen. Und da denke ich einfach, dass man nicht alles wissen kann. Es gibt sicher viele Stücke, die ich einfach wunderschön finde, hinter deren inhaltlichen Ansichten ich aber vielleicht gar nicht stehen könnte, wenn ich um sie wüsste.

Die Frage, die sich mir stellt, ist einfach, ob Horner so genau wie du, um dieses Requiem wusste. Ich möchte ihm keine Dreistigkeit unterstellen, solange ich nicht weiß, wie viel er gewusst hat. Man kann sicher die Frage stellen, ob die Wahl bei näherer Betrachtung günstig war (das werde ich vielleicht auch in meiner Rezension noch hinzufügen), aber eine Verurteilung auszusprechen finde ich nicht angemessen.

Wenn eine leitmotivisch entworfene Filmmusik nicht ein einziges Thema enthält, dass vom Komponisten selbst geschrieben wurde, dann ist das ein riesiges Armutszeugnis!

Das ist genau das, was ich mit den Erwartungen meinte. Du hast die Erwartung, dass eine "leitmotivisch entworfene Filmmusik" vom Komponisten entworfene Themen beinhalten muss. Aber wer sagt das? Gibt es irgendwo eine Depesche, die verlangt, dass es so sein muss.Meines Wissens gibt es die nicht. Und soweit ich weiß, behauptet Horner eben auch nicht, dass seine Stücke alle von ihm komponiert wären. Das wäre dann wirklich frech. Horner scheint eben romantische Musik sehr zu lieben, nimmt Themen von ihr, und variiert sie. Ob man diese Variationen toll, originell oder sonstwas findet, ist ja eine andere Sache. Aber das ist halt sein Stil. Und solange er sich selbst und/oder andere nicht offensichtlich belügt, möchte ich da keine Kritik anbringen...

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Ich würde es damit erweitern wollen, dass jeder, der an (diesen) Kulturgütern Teilnahme walten lässt, eine Pflicht hat, sie nicht nur als Ver- oder Gebrauchsobjekte zu betrachten und aktiv an der Aufklärung teilnehmen muss.

Damit hat Babis vorweg genommen, was ich auf Deinen Beitrag geantwortet hätte.

@Mephisto

Mit dem Wissen, welches du mir jetzt offenbart hast, hätte ich es wahrscheinlich nicht so passend gefunden. Das ist wahr. Aber ich hatte dieses Wissen nicht. Ich habe gestern das Stück gehört, habe mich mit Inhalt und Text nicht auseinandergesetzt, und fand das Thema einfach schön.

Vaughan Williams sagte einmal: "It never seems to occur to people that a man might just want to write a piece of music"

Das bedeutet, dass er seine Musik größtenteils von außermusikalischen Einflüssen oder Beweggründen freisprach. Insofern ist es auch völlig legitim, diese Musik zu hören, ohne sich mit Hintergründen auseinander zu setzen, aber bei einem Stück wie Brittens "War Requiem" habe ich für eine nur konsumorientierte Herangehensweise wenig Verständnis - zumal ich auch nicht wirklich nachvollziehen kann, dass man sich ein Stück, das rund 90 Minuten dauert und in dem fast durchweg gesungen wird, nicht mit dem Inhalt und Text auseinander setzt.

Es gibt - auch von den großen Meistern - genug "Gebrauchsmusik" (im Barock sogar ausschließlich) - wie die Chopin-Walzer oder kleinere Kalvierstücke von Debussy, es gibt auch genug Werke, die für sich selbst stehen wie Ravels "Bolero", aber bei so einem Werk wie dem "War Requiem" ist es einfach nicht genug, sich das mal eben so anzuhören. Das wird dem Stück nicht gerecht, bringt einem aber auch selber nicht so viel wie ein differenzierte und bewusste Rezeption.

So oder so war Horner also dreist: Entweder hat auch er Brittens Beweggründe missachtet oder er wusste um die Umstände des Stücks und hat die Ambition mit Füßen getreten. Außerdem hat er sich in einem Interview, das ich bei Zeiten einmal heraussuchen werde, auch äußerst missfällig über Yareds (um Welten bessere) Musik geäußert. Ein Unschuldsengel ist der Mann in keinster Weise.

Das hier sagte er zum Beispiel in einem Interview mit Daniel Schweiger:

"And I looked at the film, and it was -- I don’t even know how to describe how atrocious the music was. It was like a 1950’s Hercules movie. And it wasn’t because Gabriel’s not a gifted writer, it’s because he just doesn’t have any knowledge of writing film scores. Real film scores like that. And it was like -- It was so corny. It was unbelievable."

Wenn die Musik wirklich so corny war, warum bediente sich Horner dann direkt doppelt bei der ach so furchtbaren Musik Yareds?

Yared äußerte sich in einem Interview folgendermaßen (Quelle riche ich bei Bedarf nach)

"Da hatte ich die Idee, den Bulgarischen Chor und Tania Tzarovska, die ich vorher kennen gelernt habe, zu engagieren. Ich liebte ihre Stimme."

Es war also nicht Horners Idee, die Solostimme zu verwenden. Er bediente sich sogar noch an Yareds Solistin!

Ein sehr interessanter Ansatz ist die Untermalung des Kampfes zwischen Hektor und Achilles, ein dramatisches und komplexes Schlagwerk-Stück. Was war die Idee hinter dieser Musik?

Ich würde sagen, das war für mich das wichtigste Stück im Film, weil es das ist worauf die ganze Welt gewartet hat. Und da habe ich entschieden, kein einziges Thema zu verwenden. Als ich die Bilder gesehen habe, sah ich mehr eine Choreographie als einen Kampf, wie ein Tanz zwischen Hektor und Achilles. Nun, ein Todestanz, aber es war ein Tanz. Alles was ich zur Untermalung wollte waren Percussion uns Streicher, die “col legno” spielen, also nur mit dem Holzteil ihrer Bögen. Ich habe sechs verschiedene ethnische Percussionspieler engagiert und wollte so den gesamten Titel bestreiten. Als dann Hektor verwundet wird, beginnt seine “Stimme des Schicksals” zu sprechen mit dem Chor und Tania. Ich wollte also etwas komplett nicht-thematisches, nur atmosphärische Musik die die Energie und den Tanz dieses Kampfes unterstützte."

Auch dieses Konzept übernahm Horner 1:1 (wie man ohne Zweifel hören kann, nur ist seine Synth-Percussion nicht annähernd so elaboriert wie Yareds Originalfassung - ein furioser Schlagzeugwalzer).

Wer mit einem Werk an die Öffentlichkeit tritt, muss sich auch mit den Reaktionen des Publikums abfinden. Wenn jemand im stillen Kämmerlein Brittens "War Requiem" unter kriegsverherrlichenden Mist wie "For Valor" legt, kann mir das egal sein. Wer aber ein Millionenpublikum musikalisch beeinflusst, der hat eine Verantwortung!

Es reicht nunmal nicht, Filmmusik als eigenes kleines Universum zu betrachten, denn die Einflüsse anderer Epochen, Komponisten und Genres sind zu groß, als dass man darüber hinweg sehen kann.

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Wer mit einem Werk an die Öffentlichkeit tritt, muss sich auch mit den Reaktionen des Publikums abfinden. Wenn jemand im stillen Kämmerlein Brittens "War Requiem" unter kriegsverherrlichenden Mist wie "For Valor" legt, kann mir das egal sein. Wer aber ein Millionenpublikum musikalisch beeinflusst, der hat eine Verantwortung!

Es reicht nunmal nicht, Filmmusik als eigenes kleines Universum zu betrachten, denn die Einflüsse anderer Epochen, Komponisten und Genres sind zu groß, als dass man darüber hinweg sehen kann.

Obwohl ich inhaltlich voll zustimme, sehe ich das Ganze doch pragmatischer; über die Verbindung WAR REQUIEM/TROY können sich naturgemäß nur Kenner des Britten-Werks erregen, während der "normale" Multiplex-Murkel derlei Feinheiten doch in tausend Jahren nicht wahrnimmt. Also weder die Kopie, noch die Musik als solche. Insofern sehe ich den Schaden nicht, außer Horners Integrität, aber die ist ja nun schon fast seit 30 Jahren im Orkus.

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Obwohl ich inhaltlich voll zustimme, sehe ich das Ganze doch pragmatischer; über die Verbindung WAR REQUIEM/TROY können sich naturgemäß nur Kenner des Britten-Werks erregen, während der "normale" Multiplex-Murkel derlei Feinheiten doch in tausend Jahren nicht wahrnimmt. Also weder die Kopie, noch die Musik als solche. Insofern sehe ich den Schaden nicht, außer Horners Integrität, aber die ist ja nun schon fast seit 30 Jahren im Orkus.

Na ja, vielleicht ist der "normale" Multiplex-Murkel ja der Schaden, bzw., um es freundlicher auszudrücken, die (passive) Folge der Unachtsamkeit der "Wissenden".

Kann es sein, dass Horner es einfach immer zu oft zu bequem hatte? Offensichtlich reicht sein Schaffen noch dafür mehr oder weniger immer ein Brot zum Beißen und einen nächsten Auftrag zum Geldverdienen zu haben. Es scheint mir, als wurde seine Integrität bis dato nie wirklich gefordert und ist deshalb auch irgendwann eingeschlafen.

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Na ja, vielleicht ist der "normale" Multiplex-Murkel ja der Schaden, bzw., um es freundlicher auszudrücken, die (passive) Folge der Unachtsamkeit der "Wissenden".

Kann es sein, dass Horner es einfach immer zu oft zu bequem hatte? Offensichtlich reicht sein Schaffen noch dafür mehr oder weniger immer ein Brot zum Beißen und einen nächsten Auftrag zum Geldverdienen zu haben. Es scheint mir, als wurde seine Integrität bis dato nie wirklich gefordert und ist deshalb auch irgendwann eingeschlafen.

Sei versichert, mit 80% Ignoranz werden wir immer leben - ein Fakt, den man beklagen oder auch einfach hinnehmen kann. Auf jeden Fall hilft da kein Wissender und auch keine Armee davon, dafür ist das Thema einfach zu nebensächlich.

Integrität sollte im übrigen nicht gefordert werden müssen, sondern die hat man oder eben nicht. In Horners Fall ist die Antwort offensichtlich, was in seiner jüngeren Jahren noch durch gewissen jugendlichen Wagemut übertüncht wurde, aber im Grunde schwankt sein Stil seit den End-80ern immer zwischen pragmatischem (Hollywood-) Zynismus (den er natürlich wortreich wegleugnet, was die meisten Fans auch gerne brav nachbeten) und einer sehr eigenwilligen Auffassung von einem prägnanten Personalstil.

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@ Mephisto: Danke für den ungemein interessanten und informativen Text!!

Es ist mir eine Freude, wenn ich mit meinen Texten das Interesse anderer wecke. Umso schöner, wenn sie sich zu einer kurzen, aufrichtigen Zeile des Dankes aufraffen. Daher auch vielen Dank für's Mitlesen! :)

Sei versichert, mit 80% Ignoranz werden wir immer leben - ein Fakt, den man beklagen oder auch einfach hinnehmen kann. Auf jeden Fall hilft da kein Wissender und auch keine Armee davon, dafür ist das Thema einfach zu nebensächlich.

Integrität sollte im übrigen nicht gefordert werden müssen, sondern die hat man oder eben nicht. In Horners Fall ist die Antwort offensichtlich, was in seiner jüngeren Jahren noch durch gewissen jugendlichen Wagemut übertüncht wurde, aber im Grunde schwankt sein Stil seit den End-80ern immer zwischen pragmatischem (Hollywood-) Zynismus (den er natürlich wortreich wegleugnet, was die meisten Fans auch gerne brav nachbeten) und einer sehr eigenwilligen Auffassung von einem prägnanten Personalstil.

Natürlich ist das ein nebensächliches Thema für die Allgemeinheit. Natürlich kennt kaum eins der vierzehnjährigen Mädels, deretwegen der Film auf FSK 12 zusammen geschnitten wurde, das "War Requiem". Für Horner ist Filmmusik allerdings die Hauptsache und da ich keinen Unterschied zwischen Filmmusik, E- und U-Musik mache, ist für Horner Musik die Hauptsache! Insofern hat er eine Verantwortung natürlich dem Film und dem Produzenten gegenüber, aber auch denjenigen, die nunmal nicht Zeit und Kapazität haben, sich durch das Konzertrepertoire der letzten 400 Jahre zu hören, weil sie bei New Yorker shoppen und rechtzeitig zu "taff" vor'm Fernseher sitzen müssen. Die wollen mit "Troja" nunmal einen netten DVD-Abend verbringen und das kann und ich will ihnen in erster Linie auch überhaupt nicht verübeln. Der Komponist beeinflusst nunmal (hauptsächlich unterbewusst) das Filmpublikum und daher ist es auf der einen Seite ziemlich billig, einfach die Musik so zusammenzuschustern, wie er es bei "Troja" getan hat, auf der anderen Seite aber auch ziemlich schäbig, das Originalmaterial so aus dem Kontext zu reißen und es dem Publikum als musikalische Charakterisierung einer Partei einer riesigen Schlachtplatte unterzujubeln.

Das ist genau das, was ich mit den Erwartungen meinte. Du hast die Erwartung, dass eine "leitmotivisch entworfene Filmmusik" vom Komponisten entworfene Themen beinhalten muss. Aber wer sagt das? Gibt es irgendwo eine Depesche, die verlangt, dass es so sein muss.Meines Wissens gibt es die nicht. Und soweit ich weiß, behauptet Horner eben auch nicht, dass seine Stücke alle von ihm komponiert wären. Das wäre dann wirklich frech. Horner scheint eben romantische Musik sehr zu lieben, nimmt Themen von ihr, und variiert sie. Ob man diese Variationen toll, originell oder sonstwas findet, ist ja eine andere Sache. Aber das ist halt sein Stil. Und solange er sich selbst und/oder andere nicht offensichtlich belügt, möchte ich da keine Kritik anbringen...

Natürlich ist es in diesem Fall ein riesiges Armutszeugnis, wenn ein Komponist eine Musik "komponiert", die davon lebt, dass sie von verschiedenen Themen durchzogen ist, aber keines aus seiner Feder stammt. Diese Themen sind nämlich der Kern des Konzepts und bilden die wichtigsten Elemente, die vor der Ausarbeitung sorgfältig entworfen werden müssen. Wie platt Horner da vorgegangen ist, grenzt schon an Verhöhnung des gebildeten und ungebildeten Publikums. Das Strauss-Zitat allerdings lässt schon eine deutliche Portion Zynismus erkennen.

Einen interessanten Einblick bieten auch die Recording Sessions mit Tania Tsarovska, in denen Horner die Sängerin anweist, dass sie einfach anfangen soll zu singen und er ihr schon ein Signal gibt, wenn's genug ist. Dabei ist sie "absolutely free to improvise". Welche kompositorische Arbeit leistet Horner denn da eigentlich noch? Er klaut von Yareds "corny" Musik das Konzept und lässt die Interpretin die Musik kreieren? Wenn ich also alles von der Musik abziehe, was nicht von Horner stammt, also konzeptionelle Besonderheiten sowie das Themenmaterial - was bleibt denn da noch? Nichts! Darum frage ich mich, warum Horner dann als Komponist dieses msuikalischen Allerleis bezeichnet wird, denn er hat nichts weiter gemacht, als in bester Stummfilmmanier Versatzstücke aneinander zu reihen. An "Troja" ist nichts originell und schon gar nicht stammt wirklich etwas aus Horners Feder, was nicht reines Füllmaterial ist.

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An "Troja" ist nichts originell und schon gar nicht stammt wirklich etwas aus Horners Feder, was nicht reines Füllmaterial ist.

Nun ja, in 10 Tagen ist das schon eine beachtliche Leistung, selbst die 2 Stunden runtergeschrieben zu haben, so beschissen sie auch sind. B) Was insgesamt eigentlich nur wieder ein bezeichnendes Licht auf Arbeitsbedingungen in Hollywood wirft: es als selbstverständlich hinzunehmen, dass ein Musiker das schon irgendwie hinbekommt (bei Petersen ja keine Ausnahme).

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Nun ja, in 10 Tagen ist das schon eine beachtliche Leistung, selbst die 2 Stunden runtergeschrieben zu haben, so beschissen sie auch sind. B) Was insgesamt eigentlich nur wieder ein bezeichnendes Licht auf Arbeitsbedingungen in Hollywood wirft: es als selbstverständlich hinzunehmen, dass ein Musiker das schon irgendwie hinbekommt (bei Petersen ja keine Ausnahme).

In dem Schweiger-Interview meint Horner, die Produzenten hätten ihn gefragt, ob er sich im Stande sah, diese Aufgabe zu bewältigen. Er hätte immernoch "Nein" sagen können, wenn ihm wirklich so viel daran gelegen hätte, sich ohne schlechtem Gewissen im Spiegel anzusehen. Goldsmith hat "Poltergeist" auch in 12 Tagen geschrieben und "Chinatown" in einer Woche.

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Sei versichert, mit 80% Ignoranz werden wir immer leben - ein Fakt, den man beklagen oder auch einfach hinnehmen kann. Auf jeden Fall hilft da kein Wissender und auch keine Armee davon, dafür ist das Thema einfach zu nebensächlich.

Integrität sollte im übrigen nicht gefordert werden müssen, sondern die hat man oder eben nicht. In Horners Fall ist die Antwort offensichtlich, was in seiner jüngeren Jahren noch durch gewissen jugendlichen Wagemut übertüncht wurde, aber im Grunde schwankt sein Stil seit den End-80ern immer zwischen pragmatischem (Hollywood-) Zynismus (den er natürlich wortreich wegleugnet, was die meisten Fans auch gerne brav nachbeten) und einer sehr eigenwilligen Auffassung von einem prägnanten Personalstil.

Da steckt mir irgendwie zu viel Fatalismus vor dem Status Quo drin. Klar, es gibt immer ein ungleiches Verhältnis von Oberflächlichkeit und Vertiefung, da ja ersteres der Normalzustand ist, während alles andere eben Arbeit bedeutet. Aber das entbindet ja den Klügeren nicht von seiner Pflicht, nicht nachzugeben und zumindest hier und da mit Aufklärung und Alternativen auszuwarten.

Aber Integrität kann durchaus auch erstarken oder erschlaffen, was sich ja durch Erfahrungen speist. Zumindest folgt daraus ja auch eine gewisse Arbeitsmoral, unabhängig der sonstigen Rechtschaffenheit. Und da scheint mir Horner vielleicht einfach immer zu viel Beifall bekommen zu haben. Aber ich kenne zu wenig von seinem Lebens- und Arbeitsweg, um seinen Charakter wirklich beurteilen zu können. Doch mit scheint, wenn immer der Begriff des Diebstahls aufkommt, dass dem nicht so ist. Er ist weniger dreist als einfach nur bequem in seinem selbst gemachten Bettchen, was auch noch brav hier und da durch Aufträge aufgeschlagen wird.

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  • 2 Wochen später...

nun wieder ein neuer Beitrag: "Erbsen auf halb 6"

 

http://filmmusik-analyse.blogspot.de/2012/12/erbsen-auf-halb-6-max-berghaus-stefan.html

 

ich habe erstmalig einen Link beigelegt, der zu von mir erstellten Hörbeispielen für die Themen führt. Ich werde das voraussichtlich für die meisten Filme noch nachholen, die ich bisher rezensiert habe...

 

Viel Freude und sagt mir, wie ihr es findet

 

Gruß

Jan

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