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Madison Gate Records: Alexandre Desplat - ZERO DARK THIRTY


horner1980
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  • 2 Wochen später...

Ich habe mir jetzt mal die (recht langen) iTunes-Ausschnitte angehört (1,5 Minuten pro Track, das dürfte also ziemlich repräsentativ sein) - und frage mich schon, was an diesem musikalischen Minimalaufwand hörenswert sein soll. Nichts gegen subtile Lösungen, aber so etwas auf CD zu veröffentlichen und dann auch noch Geld dafür zu verlangen, das finde ich schon beinahe frech. Minutenlange Synthie-Orgelpunkte und unvariierte, ewig wiederholte Mini-Motive des E-Bass, garniert mit ein paar blassen Orientalismen aus der Retorte. Ist ja schön, wenn Desplat für solche entspannten Jobs ein bisschen Geld einsacken kann, aber als Hörer fühle ich mich da doch schon verarscht und frage mich, ob der Komponist, wenn er das veröffentlicht, überhaupt noch an den Hörer/Musikfreund denkt, geschweige denn ihn überhaupt für voll nimmt. Wenn Desplat auf dieses musikalische Nichts andererseits tatsächlich stolz sein sollte, dann ist die moderne Filmmusik wirklich im Eimer. 

 

Fazit: Au weia. 

 

 

Translation: wir können froh sein, dass sie ihn wenigstens soweit haben gehen lassen.

 

Erklär mir doch bitte, sofern das überhaupt möglich ist, was du mit "soweit" meinst. Ach, und überhaupt: welche Filmmusik hast du gehört? ;)

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Wenn Desplat auf dieses musikalische Nichts andererseits tatsächlich stolz sein sollte, dann ist die moderne Filmmusik wirklich im Eimer.

 

Etwas grosses Kaliber, Basti. Aber wirklich frisch und innovativ ist ZERO DARK THIRTYs Score nicht, eher functional.

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Erklär mir doch bitte, sofern das überhaupt möglich ist, was du mit "soweit" meinst. Ach, und überhaupt: welche Filmmusik hast du gehört? ;)

 

Ich hab nur 1, 2 Stücken im Stream gehört und das waren keine Orgelpunkte, sondern recht dichte Suspensecollagen - klar besser als ARGO. Aber so gesehen: angeschafft hab ich mir das auch nicht, da ich generell bei dieser Art Musik gelernt habe, dass außer ein paar Minuten zumeist funktionaler Leerlauf vorherrscht.

 

Dass Desplat es anders könnte steht nun aber auch nicht wirklich zur Debatte, oder?

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Dass Desplat es anders könnte steht nun aber auch nicht wirklich zur Debatte, oder?

 

Aber was bringt dieses Argument in der Diskussion um ZERO DARK THIRTY?

 

Die "recht dichte[n] Suspensecollagen" höre ich eigentlich auch nur im ersten Track, der ein wenig wie eine Mischung aus Goldenthal und Zimmers INCEPTION anmutet. Ansonsten erreicht der Score nicht mal ansatzweise die Vielschichtigkeit der Klangcollagen aus Beltramis/Sanders' THE HURT LOCKER. 

 

Anyway: je mehr Desplat schreibt, so scheint mir, desto generischer und uninteressanter wird ein Großteil seines Outputs. Gerade zu anspruchsvollen Filmen wie ARGO oder ZERO DARK THIRTY gibt es dann nur ein bisschen vor sich hin dräunendes Suspense-Material und weiter nichts. Wobei ARGO am Ende immerhin noch schöne Americana hatte, die für Desplat recht ungewöhnlich klang - würde den Score demnach auch noch höher einstufen als den Zero-Score ZERO DARK THIRTY. 

 

Aus dem Desplat´schen 2012 ließ mich bisher eigentlich nur MOONRISE KINGDOM aufhorchen - RISE OF THE GUARDIANS muss ich mir noch zu Gemüte führen, die Hörbeispiele klangen aber immerhin solide. 

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Anyway: je mehr Desplat schreibt, so scheint mir, desto generischer und uninteressanter wird ein Großteil seines Outputs. Gerade zu anspruchsvollen Filmen wie ARGO oder ZERO DARK THIRTY gibt es dann nur ein bisschen vor sich hin dräunendes Suspense-Material und weiter nichts. 

 

Das impliziert, das wäre bei anderen Komponisten grundsätzlich anders, was ich anhand meiner Konsumerfahrungen nicht bestätigen kann. Fand jetzt aber HURT LOCKER (nur im Film) auch alles andere als herausragend - im wahrsten Wortsinne.

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Anyway: je mehr Desplat schreibt, so scheint mir, desto generischer und uninteressanter wird ein Großteil seines Outputs.

 

Grosse Worte, wenn Dir ja offenbar RISE OF THE GUARDIANS, DE ROUILLE ET D'OS und REALITY beim Quellenmaterial fehlen.

 

Ich bin absolut bereit, zu unterschreiben, zu liken oder anderweitig zu unterstützen, dass Desplat bei bestimmten Projekten bereit ist (vielleicht, ähhh, "bereiter" als vor einigen Jahren), funktionale und generic Scores zu schreiben. Aber weder (der sehr Song-lastige) ARGO noch (der auch als Film kühl und bedrohlich vor sich hinbrodelnde) ZERO DARK THIRTY hätten allzu prägnante, auffällige Musik gebraucht, das hätte auch deren mehr oder weniger quasi-dokumentarischen Charakter konterkariert.

 

Insofern halte ich beide Filmmusiken für besondere Fälle, die kaum aussagekräftig für Desplats aktuelle Fähigkeiten und Interessen sind.

 

P.S.: Ich mag Beltrami, ich mag Bigelows HURT LOCKER, aber spätestens auf CD ist das IMHO höchstens für Musikwissenschaftler wirklich interessant.

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Das impliziert, das wäre bei anderen Komponisten grundsätzlich anders, was ich anhand meiner Konsumerfahrungen nicht bestätigen kann. 

 

Nun, bei denen, die weniger schreiben, ist es durchaus anders: Christopher Gordon ist da jetzt sicher ein Extrembeispiel, aber selbst bei jemandem wie Marco Beltrami fällt auf, dass unter den Scores, die er pro Jahr schreibt, prozentual immer noch mehr Substanzreiches übrig bleibt als bei absoluten Workaholics wie Desplat oder Howard. 

 

 

Grosse Worte, wenn Dir ja offenbar RISE OF THE GUARDIANS, DE ROUILLE ET D'OS und REALITY beim Quellenmaterial fehlen.

 

Ich bin absolut bereit, zu unterschreiben, zu liken oder anderweitig zu unterstützen, dass Desplat bei bestimmten Projekten bereit ist (vielleicht, ähhh, "bereiter" als vor einigen Jahren), funktionale und generic Scores zu schreiben. Aber weder (der sehr Song-lastige) ARGO noch (der auch als Film kühl und bedrohlich vor sich hinbrodelnde) ZERO DARK THIRTY hätten allzu prägnante, auffällige Musik gebraucht, das hätte auch deren mehr oder weniger quasi-dokumentarischen Charakter konterkariert.

 

Insofern halte ich beide Filmmusiken für besondere Fälle, die kaum aussagekräftig für Desplats aktuelle Fähigkeiten und Interessen sind.

 

P.S.: Ich mag Beltrami, ich mag Bigelows HURT LOCKER, aber spätestens auf CD ist das IMHO höchstens für Musikwissenschaftler wirklich interessant.

 

Ich habe mich jetzt auch mal durch RUST AND BONE gehört, und finde das zwar teilweise ganz schön kammermusikalisch-luftig und oft auch originell instrumentiert (Blech-Choräle, E-Gitarren, Akkordeon), aber kompositorisch herrscht in mindestens der Hälfte der Tracks auch wieder ziemlicher Stillstand: ewige Orgelpunkte, mit ein paar Tupfern von Klavier, Gitarre und Harfe zwischendrin, und das minutenlang. Das passiert bei Desplat einfach immer öfter und öfter, schon 2009 hat mich das bei COCO AVANT CHANEL und (zeitweise) CHÉRI auf Dauer ganz schön genervt. Da frage ich mich manchmal, warum man in solchen Fällen nicht einfach ganz auf Musik verzichtet. Oder man macht es, wie ich finde, wirklich interessanter, und verwischt die Grenzen zwischen Sounddesign und Score völlig, wie im Falle von THE HURT LOCKER. Für mich ist letzterer keineswegs in die gleiche Kategorie einzuordnen wie Desplats ZERO DARK THIRTY, weil hier wirklich ein aus vielen Schichten bestehendes Sounddesign erstellt wurde, das im Film gar nicht mehr als extradiegetischer Score wahrgenommen wird. Die Oscarnominierung für diesen ungewöhnlichen Ansatz finde ich hier absolut berechtigt. 

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Nun, bei denen, die weniger schreiben, ist es durchaus anders: Christopher Gordon ist da jetzt sicher ein Extrembeispiel, aber selbst bei jemandem wie Marco Beltrami fällt auf, dass unter den Scores, die er pro Jahr schreibt, prozentual immer noch mehr Substanzreiches übrig bleibt als bei absoluten Workaholics wie Desplat oder Howard. 

 

Gordon mit seinen 2 Scores aller 5 Jahre: unterschreibe ich, Beltrami mit Sachen wie WOMAN IN BLACK, weniger. Das ist in der Summe nicht besser als die von dir aufgezählte Desplat-Routine. Das ist wohlgemerkt keine Verteidigung von Desplat sondern eher eine kühle Bestandsaufnahme des musikalischen Nutzens abseits vom Film in beiden Fällen.

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  • 2 Monate später...

Gordon mit seinen 2 Scores aller 5 Jahre: unterschreibe ich, Beltrami mit Sachen wie WOMAN IN BLACK, weniger. Das ist in der Summe nicht besser als die von dir aufgezählte Desplat-Routine. Das ist wohlgemerkt keine Verteidigung von Desplat sondern eher eine kühle Bestandsaufnahme des musikalischen Nutzens abseits vom Film in beiden Fällen.

 

Als Beltrami-Befürworter sage ich: WOMAN IN BLACK hat nix, aber garnix für mich gemacht. :mellow:

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Naja, WOMAN IN BLACK ist ein Ausnahmebeispiel für einen Beltrami, der nun wirklich wenig zu bieten hat. Bei Desplat und Howard komme ich da pro Jahr doch auf eine höhere Anzahl von Nieten.

 

Das mag wohl sein. Hätte mir trotzdem bei Beltramis WOMAN eine etwas deutlichere Warnung gewünscht. Aber, okay, besser ein schwacher Beltrami mehr als ein angeblich guten DJ Awadi ;)

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