Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Zwischen Popcorn und Patronenhülsen - Krieg auf der Leinwand


Gast
 Teilen

Empfohlene Beiträge

Einen solchen Thread hatte ich schon seit einiger Zeit im Sinn, spätestens aber mit dem unrühmlichen Jubiläum des 1.Weltkriegs in diesem Jahr scheint vielleicht eine, wenn auch nicht die erste, Betrachtung der Dinge als sinnvoll. Das Thema 'Krieg auf der Leinwand' und natürlich auch damit verbunden mit entsprechender Musik.

 

Interessanterweise liegen die Art der Kriegsführung und die Leinwand gar nicht weit voneinander entfernt. Der 1.Weltkrieg zeichnete sich in seiner Größe durch einen zuvor nie dagewesenen Rüstungsdrang aus, der die Technik feldfähig machte und dadurch mehr Opfer und Schaden verursachen konnte, als jeder bis dahin ausgefochtene Kampf in Kriegsdimension. Die Technik entwickelte sich aber auch an anderer Stelle weiter und so sind es auch diese Jahre, in denen der Film immer mehr an Bedeutung gewann, auch wenn seine Ursprünge schon ein paar Jahre zurücklagen. Spätestens von da an fand der Krieg immer wieder Einzug auf die Filmrolle, wenn auch die Kunst schon immer auch solche Ereignisse verarbeitete.

 

An Filmen mangelt es uns heute nicht, auch wenn das Genre selbst sich nicht immer klar definieren lässt. Kriegs- und Anti-Kriegsfilm sind noch die gröbsten Unterscheidungsbezeichnungen. Schwammiger wird es bei Filmen, die nicht im 20.Jahrhundert angesiedelt sind und Filme trotz ihrer Kriegsdarstellungen zum historischen Film umbenannt werden.

 

Krieg wurde und wird selten auf die gleiche Art dargestellt. Die Motivationen reichen vom dokumentarischen Ansatz über reine Unterhaltung bis hin zur Nutzung als reines Setting mit jedwedem Inhalt. Dann gibt es aber auch die Ansätze oder zumindest Ergebnisse, die Krieg nicht einfach darstellen, sondern kommentieren wollen, was oft zum Anti-Kriegsfilm werden kann, aber je nach gelungener Umsetzung nicht muss.

 

Auch die Musik hat dabei immer eine große Rolle gespielt. Schon vor dem Medium Film wurde Musik zur Propaganda oder der Vergemeinschaftlichung oder der Stellungnahme verwendet. Wann aber Musik nur die Gemeinschaft am Lagerfeuer verbindet oder aber ein gefährliches Feuer mitentfacht, ist nicht immer klar abzugrenzen, aber doch in den meisten Fällen deutungsmöglich. Musik, und in diesem Fall eben die Filmmusik, soll untermalen, was auf der Leinwand zu sehen ist. Doch genau wie unterschiedlich die Filmansätze daherkommen, ist auch die Spannweite zwischen diesen Musiken groß, was ihre Wirkung und Absicht betrifft.

 

Fragen, die sich dazu unweigerlich stellen:

 

  • Ist Krieg im Film grundsätzlich ein Sujet, dass wie jedes andere eingesetzt werden kann?
  • Spielt es eine Rolle, ob die Handlung im 20.Jahrhundert oder davor spielt?
  • Welche Freiheiten darf sich der Filmemacher herausnehmen?
  • Was verbietet sich, was ist gar erforderlich?
  • Welchen Nutzen können solche Filme bringen, welchen Schaden verursachen?
  • Und explizit zur Musik: Darf eine Filmmusik zu einem Streifen mit Kriegsthematik zum reinen Hörvergnügen werden?

 

Vielleicht hat ja der ein oder andere noch Lust, zu dem Thema ein paar Worte zu schreiben. Ich bin mir sicher, dass auch in Zukunft noch genügend Material vorhanden sein wird, damit der Thread vielleicht irgendwann seinen Unterbau erhält. Aktuell ist das Thema natürlich gerade auch durch den Film STALINGRAD. Klicke hier.

 

Vielleicht fallen euch auch direkt Filme oder Musiken ein, die es besonders verdient haben, in diesem Zusammenhang genannt und kommentiert zu werden. Mein Bild zum Krieg oder Kampf oder der Darstellung von Gewalt hat sich in den letzten fünfzehn Jahren gründlich verändert. Aber auch heute weiß ich nicht unbedingt, wie ich jeden Ansatz, der mit Krieg und Leinwand zu tun hat, endgültig bewerten soll.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kriegsfilme - können - durchaus auch als gewissermassen Aufklärungsfilme sein. Muss ja nicht zwingend John Rambo sein. Wenn ich an Steven Spielbergs Epos denke , der auch eine geniale Musik hat . Oder "die verdammten des Krieges" der auch mal kritisch mit den amerikanischen Soldaten umgeht - und deswegen nur zum flop werden konnte - .aber auch eine tolle Musik von Ennio Morricone hat. Grundsätzlich bewerte ich erstmal einen Kriegsfilm nicht anders als einen normalen Actionfilm. Aber er kann mich sehr zum Nachdenken anregen. Ist the day after eigentlich ein Kriegsfilm? Ist schon irgendwie ein spannendes thema. Panzerkreuzer Potemkin fällt mir noch aus der "Frühzeit" ein, der schon eine Wahnsinns musik hat.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

ich denke krieg als szenario ist in vielerlei hinsicht verwendbar und legitim. es kann somit auch eine kriminalgeschichte, eine liebesgeschichte oder auch ein abenteuerfilm mit diesem szenario inszeniert werden. das problem denke ich sind wir deutschen selbst, da wir für die weltkriege verantwortlich sind. wir könnten doch niemals sowas wie Stoßtrupp Gold mit deutschen soldaten verfilmen. verbietet sich moralisch für uns einfach und auch die restliche welt würde uns schief anschauen. oder man stelle sich vor, vilsmaier hätte sein Stalingrad so verfilmt wie bondartschuk sein Stalingrad heute. das geht einfach nicht, alleine schon aus geschichtlichen gründen. ich denke wir haben einfach eine völlig andere sichtweise als andere länder.

 

was meiner meinung nach jedoch auch fatal ist, ist z.bsp. die darstellung der deutschen soldaten in Der Soldat James Ryan oder die inszenierung der kriegsauswirkungen in Gefährten.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mir fallen nur sehr wenige Anti-Kriegsfilme ein; vielleicht ist das Medium Kino, das ja Protagonisten und einfach nachvollziehbare Konflikte braucht, dafür auch ungeeignet. Und selbst die verkauften Filme - besonders die zum Vietnam-Krieg - kokettieren ja eigentlich immer mit Uniformen- und Waffen-Fetischismus und Machismo: Ich mag APOCALYPSE NOW echt gern, aber am Ende erfährt man nix über den Krieg oder die Vietnamesen, was substanziell über "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" hinausgeht. Auch FULL METAL JACKET liefert höchstens Schlaglichter.

 

Insofern bin ich über jeden (Anti-)Kriegsfilm froh, der nicht gemacht wird.


was meiner meinung nach jedoch auch fatal ist, ist z.bsp. die darstellung der deutschen soldaten in Der Soldat James Ryan oder die inszenierung der kriegsauswirkungen in Gefährten.

 

In welcher Hinsicht?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

In welcher Hinsicht?

im erst genannten werden die deutschen soldaten als mordlustig und hinterhältig dargestellt, von dumm ganz zu schweigen und im zweit genannten wird bei den kriegsauswirkungen ausgeblendet, obwohls doch eigentlich so tragisch, dramatisch und "real" sein soll. ne disney version über kriegspferde im 1. weltkrieg braucht kein mensch.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

im erst genannten werden die deutschen soldaten als mordlustig und hinterhältig dargestellt, von dumm ganz zu schweigen

 

Ist das RYAN oder BAND OF BROTHERS wo sich deutsche Soldaten ergeben und trotzdem am Strassenrand erschossen werden?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ist das RYAN oder BAND OF BROTHERS wo sich deutsche Soldaten ergeben und trotzdem am Strassenrand erschossen werden?

 

BAND OF BROTHERS. Kurz zuvor schmöken zwei der Soldaten noch miteinander. Weiß aber nicht mehr, welche Folge das gewesen ist.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

BAND OF BROTHERS. Kurz zuvor schmöken zwei der Soldaten noch miteinander. Weiß aber nicht mehr, welche Folge das gewesen ist.

 

Ich tippe auf 2 oder 3. Ist ja direkt nach der Landung in der Normandie. Fand ich als kurze Szene echt gut, relativiert diese blöde Helden-Nummer wenigstens etwas.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich mag APOCALYPSE NOW echt gern, aber am Ende erfährt man nix über den Krieg oder die Vietnamesen, was substanziell über "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" hinausgeht. 

 

Ich finde, dass APOCALYPSE NOW als Adaption Conrads "Herz der Finsternis" ziemlich gut funktioniert und die Reise in dunkle Abgründe in starker Intensität präsentiert. Als Analogie auf menschliche Abgründe funktioniert das meiner Meinung nach ziemlich gut. In Sachen Anti-Kriegskommentar ist das aber irgendwie nur halb funktionell bzw. zum großen Teil auch frei deutbar.

 

Ich tippe auf 2 oder 3. Ist ja direkt nach der Landung in der Normandie. Fand ich als kurze Szene echt gut, relativiert diese blöde Helden-Nummer wenigstens etwas.

 

Ich finde, dass BAND OF BROTHERS sogar mehrere Momente hatte, in denen es die Inszenierung in ein wirkliches Gleichgewicht mit einem festeren Sinn schafft. Auch die vorletzte Folge im Lager mit der verbundenen Frage, wofür sie eigentlich kämpfen würden. Diese Form der Erlösung war gut und legitimiert meiner Ansicht nach auch vieles Vorhergegangenes. Leider aber vieles bzw. das meiste der Serie nicht.

 

 

Insgesamt bin ich natürlich auch der Meinung, dass Krieg sich gar nicht aus Film raushalten kann. Dafür ist das Thema ja viel zu präsent in seinen vielen unterschiedlichen Facetten und Sichtweisen und muss dabei noch nicht einmal zwangsläufig mit Gewalt dargestellt werden. Aber dennoch ist die Frage schon erlaubt, und alles andere als neu, ab wann es ein Missbrauch der Geschehnisse wird, der jeglichen Erkenntnisgewinn im Keim erstickt. Ich will nicht behaupten, dass ein PEARL HARBOR die Menschen zum Waffengebrauch an der Front animiert, wohl aber gibt es ein vollkommen falsches Bild davon ab, was Krieg wirklich ist. Das ist nun an sich gar nicht anders als in anderen Genres - wie dem Liebesfilm oder bei Pornos - aber vielleicht doch eine Spur oder Funken gefährlicher, was das Selbstverständnis von Frieden angeht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass man Krieg nicht aus dem Kino verbieten kann. Zu viele Anteile der Weltgeschichte hat durch Kriege ihren Verlauf genommen und die Kunst sollte sich auch den unschönen Aspekten des Lebens und der Geschichte widmen. Es ist wie mit der Gewalt oder wenn Leute verlangen, dass Musik doch "bitte harmonisch" klingen möge. Wer möchte ein Gedicht nur über schöne Blumen lesen? Wer ausschließlich Bilder von hübschen Landschaften oder Skulpturen perfekter Gesichter sehen? Zum Leben gehören nunmal Konflikte großer und kleiner Natur und die Kunst hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, darauf hinzuweisen und teilweise die Leute auch mal vor den Kopf zu stoßen. Insofern also eine klare Antwort auf die Frage: "Krieg im Film?" - "Ja!"

 

Nun ist es aber - wie in vielen Fällen und fast jeder Hinsicht - wichtig, sich mit jedem Objekt einzeln und individuell auseinander zu setzen. Es ist unmöglich, Kriegsfilme pauschal zu verurteilen oder aber zu bejahen, indem man auf die Freiheit der Kunst und der Meinungsäußerung plädiert. Zur Frage des Genres: Das reine Genre gibt es eigentlich nicht. Vielmehr setzt sich nach der Ansicht mehrerer Filmwissenschaftler ein Film aus einzelnen sogenannter Modi der verschiedenen Genreschubladen zusammen. Ich halte die Frage, ob ein Film, der Krieg zeigt, generell ein Kriegsfilm ist oder nicht, für müßig. Wir finden in "Vom Winde verweht" genug Stellen, in denen Modi des Melodrams, des Historienepos' etc. bedient werden aber natürlich auch Kriegsszenen. So verhält es sich auch mit "Die Brücke". Natürlich ist es ein (Anti-)Kriegsfilm, aber so deutlich wie sich Modi des Kriegsfilms hier zeigen, so zahlreich sind auch Aspekte des Dramas anzutreffen. Hier ist es nunmal notwendig, sich damit auseinander zu setzen, wie der Krieg in die Handlung eingebunden ist und wie er dargestellt wird. Und das ist nur am Beispiel des jeweiligen Films möglich. Ich kann nicht von "Krieg & Frieden" auf "Die Husarenbraut" schließen, nicht von "Westfront 1918" auf "Stoßtrupp 1917" projizieren.

 

Ich denke, es ist ist entscheidend, welcher Krieg und welche Epoche eingefangen wird. Die Kriegsführung hat sich in den letzten 5000 Jahren derart geändert, dass die Zeit einen Schleier über einen Großteil der Vergangenheit gelegt hat und wir heute Kriegsszenen eher als Spektakel denn wirklich als Krieg auffassen. Die Schlachten zwischen Römern und Germanen in "Der Untergang des römischen Reiches" oder "Gladiator" sind natürlich grausam. Es werden Schädel gespalten, Gliedmaßen abgehackt etc. Aber die Idee, sich mit Schwert und Schild gegenüber zu treten und Zweikämpfe bis zum Tod auszuführen, ist für uns gar nicht mehr greifbar und somit halte ich es nicht für bedenklich, wenn wir unseine antike Schlacht ansehen und uns das Gesehene fasziniert, denn es ist ein längst vergangenes Bild und kommt uns vor wie eine andere Welt. Ähnliches gilt für weitere historische Schlachten, die in Filmen dargestellt werden wie "Gettysburg", diversen napoleonischen Kriegsepen. Auch hier ist der Krieg etwas, was wir so nicht kennen und was in dieser Form auch nicht wiederkehren wird.

Bedenklicher wird es dann bei Darstellungen ab dem 1. Weltkrieg, in dem die Technik einen viel größeren Anteil an dem unendlichen Leid hatte und natürlich bei Schilderungen des zweiten Weltkrieges, bei dem fast immer zwangsweise eine bedenklich voyeristische Faszination für Nazi-Ideologie, apokalyptische Zustände und das Ausschalchten aller Möglichkeiten mitschwingt, das größtmöglich Böse darzustellen.* Diese Spur zieht sich weiter über die merkwürdigen Vietnamtrauma-Verarbeitungsfilme der Cannon-Schmiede, die wirklch nur die dümmsten Rednecks ernst nehmen können oder all die "Russische-Invasions-Filme" der Ära des kalten Krieges. Hier ist man einfach noch zu dicht dran durch die Erinnerungen von Zeitzeugen, authentisches Video- und Bildmaterial, als dass man dargestellte Szenen mit der Gelöstheit sehen können, mit der wir die Seeschlacht aus "Ben Hur" und das Kampfgetümmel in "Robin Hood" rezipieren. 

 

Wahre, unverkennbare Antikriegsfilme gibt es tatsächlich wenig. Mir fallen da aus Deutschland "Im Westen nichts Neues", "Westfront 1918", "Die Brücke" und "Das Boot" ein. Was insbesondere die letzten der vier Filme auszeichnet ist, dass sie größtenteils auf das Zeigen kriegerische Handlungen verzichten, sondern sich viel mehr um die Auswirkungen des überall als finstere Bedrohung auf die Protagonisten kümmern. Auf der anderen Seite stehen natürlich "Full Metal Jacket" oder "Saving Privat Ryan", die mit äußerster Deutlichkeit die Gräuel des Krieges offenlegen wollen, aber sein wir doch mal ehrlich: Wie oft wird nicht genau das von vielen Leuten missverstanden und schlichtweg als "geile Actionszene" rezipiert? Ich würde es noch nichtmal den Regisseuren zu Last legen, denn sie sind wahrscheinlich zu glutgläubig dem Medium Film auf den Leim gegangen. Der Film ist ein größtenteils visuelles Medium und wenn er kritisieren will, was er zeigt, dann ist es nur ein schmaler Grad zwischen Kritik und Zelebrieren. Die Entscheidung liegt hierbei meistens allein beim Zuschauer, der letzten Endes sieht, was er sehen will. Und was zumindest Kubrick betrifft: Die beeindruckendste Antikriegsszene findet sich meines Erachtens nach ohnehin in "Barry Lindon".

Es gibt einige wenige Filme, die es geschaft haben, so dokumentarisch wie möglich zu wirken, um letzten Endes auf einen klaren Standpunkt zu verzichten. Hier fallen mir "Tora! Tora! Tora!" oder vielleicht noch "Battle of Brittain" ein.

Außerdem sollte man sich fragen, wie es mit kriegerischen Handlungen im Fantasy- und Sience-Fiction-Bereich aussieht. Die Schneeschlacht in "The Empire strikes back" oder all die Schlachten im "Herrn der Ringe" und kürzlich auch "Der Hobbit" sowie die Episode des 1. Weltkriegs in "Sucker Punch" sind nochmal ein ganzes Kapitel für sich.

 

Ich muss ehrlich gestehen, dass mich kaum ein anderes Genre (vielleicht neben Sience Fiction, Horror und Fantasy) so wenig interessiert wie der Kriegsfilm. Sobald er sich aus den intensiven und bedrückenden Charakterstudien eines "Patton" herausbewegen zu braun-blauen Militärparaden, Schlammfontänen und Ausstellungen von Kirgesmaschinerie. Ich bilde mir daher mein Urteil auf den wenigen deutlichen Kriegsfilmen, die ich gesehen habe, lasse mich dann lieber von Massenaufgeboten wie "Spartacus" oder "El Cid" beeindrucken. Es ist natürlich immer die Frage, welche Daseinsberechtigung der Kriegsfilm in "Friedenszeiten" hat. Für Amerika ist das klar: Die befinden sich ebenso wenig wie wir in einer Friedenszeit. Deutsche und amerikanische Soldaten sind weltweit in kriegerische Handlungen und Konflikte verwickelt. PC-Spiele haben wahrscheinlich mit ihrer "Mach'-mit!"-Haltung, zusammen mit Militärfetisch-angereicherten Blockbusterproduktionen à la "Transformers" oder "Avatar" auch dazu beigetragen, dass der Krieg auch in der heutigen Zeit ein popkulturelles Phänonen bleibt. Dabei wird man nie ganz klären können, welchen Effekt derartige Spiele und Filme in Bezug auf das Verhalten der Rezipienten haben. Es ist aber interessant, dass z.B. im sogenannten dritten Reich ab dem Punkt, als der Krieg für Deutschland nicht mehr so gut lief, der Krieg aus dem Kino regelrecht verbannt wurde und Goebbels sogar aus der Prestigeproduktion "Kolberg" mehrere Kriegsszenen rausschneiden ließ, da er fürchtete, sie würden das Publikum zu sehr mit ihrem eigenen Erleben konfrontieren.

 

Zum Schluss bleibt eine weitere entscheidende Frage, die wir ebenfalls nie klären können werden: Inwieweit darf ich das Werk von der Intention lösen? Sollte man sich "Alexander Newski" von Sergej Eisenstein auch heute noch einfach so ansehen, obwohl damit ein klarer propagandistischer Zweck verfolgt wurde? Ist die Tatsache, dass Veit Harlans "Der große König" der bis dahin teuerste und aufwendigste Film des Dritten Reiches war und in filmischer Hinsicht mehrere wichtige Neuerungen gebrachte hat, eine Berechtigung, den Film aus historischem Interesse zu sehen? Ist er ein "guter" Film, obwohl Krieg gezeigt wird und es kein Geheimnis darstellt, welcher Zweck mit diesem Film verfolgt wurde? Können wir die meisterhafte Regie von "Saving Private Ryan" loben, obwohl wir wissen, zu wie viel Missverständnissen die ersten 20 Minuten (zu Recht) geführt haben?

 

*Hier sei angemerkt, dass ich die weit verbreitete Tugend der Dämonisierung der Nazi-Führungsriege für ebenfalls sehr bedenklich halte, weil man neben der (interessanterweise auch hier im Forum zu beobachtende) Eigenzensur des Namens "Hitler", die stellvertretend für das stets aktuelle Verdrängen der nationalen Vergangenheit in dem ach-so-aufgeklärten Deutschland steht, einen wichtigen Aspekt ausblendet: Das waren alles Menschen! Immer wieder erstaunlich, wie viele sich in vorgeschobenem Ekel darüber echauffieren, wenn man Hitler mit einem der Goebbels-Kinder auf dem Schoß sieht. Dass der Mann letztens Endes vielleicht wirklich nett und freundlich zu Kindern war, würde ihn ja auch zu menschlich machen und niemand hat doch gerne, dass einer aus den eigenen Reihen der menschlichen Wesen für derartiges Unglück mehrerer Generationen verantwortlich sein konnte, oder?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wie gesagt:

 

 Auf der anderen Seite stehen natürlich "Full Metal Jacket" oder "Saving Privat Ryan", die mit äußerster Deutlichkeit die Gräuel des Krieges offenlegen wollen, aber sein wir doch mal ehrlich: Wie oft wird nicht genau das von vielen Leuten missverstanden und schlichtweg als "geile Actionszene" rezipiert?

 

Es gibt genug Leute, die sich die ersten 20 Minuten dieses Films oder die erste Hälfte von Full Metal Jacket ansehen, weil sie "geil" oder lustig finden.
 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wie gesagt:

 

 

Es gibt genug Leute, die sich die ersten 20 Minuten dieses Films oder die erste Hälfte von Full Metal Jacket ansehen, weil sie "geil" oder lustig finden.

 

aber das ist ja kein missverständnis, sondern die leute die das geil und lustig finden sind schlicht nicht ganz sauber. spielberg hat die ersten 20 minuten ja nicht missverständlich inszeniert, sondern höchstens die restlichen 140 minuten.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

aber das ist ja kein missverständnis, sondern die leute die das geil und lustig finden sind schlicht nicht ganz sauber. spielberg hat die ersten 20 minuten ja nicht missverständlich inszeniert, sondern höchstens die restlichen 140 minuten.

 

Die ersten 20 Minuten sind optisch Geil gemacht. Da beißt die Maus keinen Faden ab! 

Und Spielberg war sich dessen auch ganz sicher bewusst - sonst wären die Szenen nicht so spektakulär ausgefallen.  

Beim ersten mal ansehen saß ich mit offenem Mund da: Schockiert und fasziniert. Lustig war da rein gar nichts. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mit lustig war Full Metal Jacket gemeint.

Nun, wer hat bei den Sprüchen des Ausbilders und einen Teil der Dialoge, den nicht gelacht? Das war so überzogen und Absurd - da musste man doch lachen. Hier nochmals zum nachlesen:

http://www.filmzitate.info/index-link.php?link=http://www.filmzitate.info/suche/film-zitate.php?film_id=134

 

Das die Situation der Rekruten recht besch.. war, hat wohl jeder Zuschauer trotzdem kapiert. Traut dem Durchschnittskinogänger ruhig etwas mehr zu.  <_<   

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nun, wer hat bei den Sprüchen des Ausbilders und einen Teil der Dialoge, den nicht gelacht? Das war so überzogen und Absurd - da musste man doch lachen. Hier nochmals zum nachlesen:

http://www.filmzitate.info/index-link.php?link=http://www.filmzitate.info/suche/film-zitate.php?film_id=134

 

Das die Situation der Rekruten recht besch.. war, hat wohl jeder Zuschauer trotzdem kapiert. Traut dem Durchschnittskinogänger ruhig etwas mehr zu.  <_<   

Ich bin mir gar nicht so sicher, dass das tatsächlich so überzogen war. R. Lee Ermey war tatsächlich Sergeant bei den Marines während des Vietnamkrieges und seinen Text hat er selbst improvisiert am Set, das stand alles nicht im Drehbuch. Kubrick war von den Schimpftiraden so begeistert, dass er das Meiste davon eben im Film gelassen hat. Aber wer weiss, vielleicht hat Ermey damals tatsächlich so mit seinen Rekruten geredet oder er kannte jemanden, der das so gemacht hat. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mal in Deinem Stil nachgehakt: Warum denn nicht?

 

Wenn man sich die vom deutschen Durchschnittszuschauer gestalteten Charts und Hitparaden anschaut, hab ich da keinerlei Vertrauen. Wer Til Schweiger zum Superstar macht und jeden Kino-Pixelrausch in die TopTen hievt, aber feine, aufregende Filme wie PRISONERS ignoriert, bekommt von mir nur Mitleid oder Verachtung in kleinen Dosen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

 Teilen

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung