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Die Orchestration - Eine verlernte Kunst?


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Zwischenruf: Wenn ich hier wieder das fast schon etwas stereotype Brian Tyler-Bashing lese - haben die geschätzten Ko-Boarder COLUMBUS CIRCLE im Ohr?

 

Oder der Score zu "Brake".. wo er allerhand orchesterfremde Sachen wie Teile von einem Auto (glaub ich) in die Musik einbaute.. was ja auch zum orchestrieren gehört. Also ich finde, da steckt schon sehr viel Können dahinter..

Man darf ihn nur nicht immer auf seine Blockbuster-Scores reduzieren.. daneben macht er sehr viel richtig.

 

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naja, aber die meisten komponisten erhalten hilfe von orchestratoren. ein beltrami hat doch meistens gleich ne ganze armada im schlepptau. und desplat hat auch mal mehr, mal weniger unterstützung. da muss man die jetzt nicht als leuchtendes beispiel aufzählen, zumal wir eh nicht wissen, wer wofür genau zuständig war.

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Ich glaube, ein wirkliches Tyler-Gebashe gab es hier nicht. Es ist ja nun nicht von der Hand zu weisen, dass viele seiner Scores sehr laut und überladen klingen. Das hat mit seinem Können ja erst einmal nichts zu tun.

 

Um bei der Sache zu bleiben: Ich würde mich da sehr oft eine feinstimmigere Orchestration wünschen. Gerade Themen können ja auch untergehen, wenn sie nicht auch klangtechnisch differenziert werden.

 

@Jonas: Sehr schöner Beitrag. Vielen Dank.

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Ganz ehrlich, worüber wird hier geredet? Dass heute nix mehr so klingt wie früher? Die Filme sehen auch anders aus. Errol Flynn und Jimmy Stewart sind leider auch schon tot.

 

Oder soll das hier eine musikwissenschaftliche und -analytische Auseinandersetzung werden, der 90 Prozent der Boarder nicht gewachsen sind?


Ich glaube, ein wirkliches Tyler-Gebashe gab es hier nicht. Es ist ja nun nicht von der Hand zu weisen, dass viele seiner Scores sehr laut und überladen klingen.

 

Ja, nee, eben nicht. Oder genauer: Eben nicht alle.

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Ja, nee, eben nicht. Oder genauer: Eben nicht alle.

 

? Na, sage ich ja. Nicht alle, aber viele. Er präsentiert sich ja auch gerne selbst als jemand, der gerne auf den Putz haut. Wie gesagt, dass hat mit Qualität erst einmal nichts zu tun.

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Oder der Score zu "Brake".. wo er allerhand orchesterfremde Sachen wie Teile von einem Auto (glaub ich) in die Musik einbaute..

 

Wie schon gesagt: das hat eigentlich nichts mit der Orchestrierung zu tun. Das sind einzelne Effekte bzw. originelle Einfälle in der Besetzung.

 

 

Ganz ehrlich, worüber wird hier geredet? Dass heute nix mehr so klingt wie früher? Die Filme sehen auch anders aus. Errol Flynn und Jimmy Stewart sind leider auch schon tot.

 

Es gab in der Musikgeschichte immer wieder verschiedene Idealbilder für eine gelungene Instrumentierung (Mischklang in der Spätromantik vs. Spaltklänge in der Moderne dürften wohl zu den prägnantesten Gegensätzen gehören), aber die Maßstäbe, die an eine Instrumentierung angelegt werden, sind heute eigentlich noch dieselben wie vor 60 Jahren. In der sinfonischen Musik gibt es wohl keinen Aspekt, der objektiver und mehr nach technischen Maßstäben bewertbar ist, als die Instrumentierung. Entweder es ist gut gemacht oder eben nicht. Von daher geht es hier nicht um schwammig-subjektive Geschmacksaspekte und auch nicht um irgendeinen Nostalgie-Faktor, sondern schlicht um das technisch korrekte Setzen und Kombinieren von Instrumentalstimmen - im Mittelpunkt stehen dabei genaue Kenntnisse in der Instrumentenkunde. Die Frage, welches Holzblasinstrument in welchen Registern gut mit den Violinen oder Bratschen harmoniert, ist eben eine technische Frage und geht vermutlich auch einfach zu sehr ins technische Detail, als dass sie für die "normalen" Board-User, die nicht gerade selbst komponieren oder Musikwissenschaft studieren, großartig relevant wäre. Von daher würde ich sagen: ja, die Frage nach guter/perfekter Instrumentierung ist eine sehr technische, analytische Auseinandersetzung.

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Es gab in der Musikgeschichte immer wieder verschiedene Idealbilder für eine gelungene Instrumentierung (Mischklang in der Spätromantik vs. Spaltklänge in der Moderne dürften wohl zu den prägnantesten Gegensätzen gehören), aber die Maßstäbe, die an eine Instrumentierung angelegt werden, sind heute eigentlich noch dieselben wie vor 60 Jahren. In der sinfonischen Musik gibt es wohl keinen Aspekt, der objektiver und mehr nach technischen Maßstäben bewertbar ist, als die Instrumentierung. Entweder es ist gut gemacht oder eben nicht. Von daher geht es hier nicht um schwammig-subjektive Geschmacksaspekte und auch nicht um irgendeinen Nostalgie-Faktor, sondern schlicht um das technisch korrekte Setzen und Kombinieren von Instrumentalstimmen - im Mittelpunkt stehen dabei genaue Kenntnisse in der Instrumentenkunde. Die Frage, welches Holzblasinstrument in welchen Registern gut mit den Violinen oder Bratschen harmoniert, ist eben eine technische Frage und geht vermutlich auch einfach zu sehr ins technische Detail, als dass sie für die "normalen" Board-User, die nicht gerade selbst komponieren oder Musikwissenschaft studieren, großartig relevant wäre. Von daher würde ich sagen: ja, die Frage nach guter/perfekter Instrumentierung ist eine sehr technische, analytische Auseinandersetzung.

 

Ein hochinteressantes und schönes Thema. Gibt es denn dafür auch messbare Zahlen? Bzw. worin unterscheidet sich die Harmonisierung eines hohen und eines tiefen C, wenn es einmal vom selben und einmal von zwei unterschiedlichen Instrumenten gespielt wird? In beiden Fällen bestimmt ja die Frequenz die Harmonisierung, aber gibt es darüber hinaus auch konkrete Charakteristika der Instrumente, die sich konkret ausdrücken lassen? Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass auch die Lautstärke beim Zusammenspiel verschiedener Instrumente eine besondere Rolle spielt.

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Der Unterschied des Klanges verschiedener Instrumente, die den gleichen Ton spielen definiert sich über deren Obertonspektrum. Obertöne sind Frequenzen, die zum Grundton mitschwingen. Diese Frequenzen hängen unter anderem von der Bauart des Instruments und der länge und größe z.B. eines Holzblasinstruments ab. Wenn nun zwei Instrumente zusammen angespielt werden die Obertöne besitzen welche zueinander dissonant klingen bekommt man keinen harmonischen Klang.

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Ein guter Orchestrator bzw. Arrangeur ist in meinen Augen mindestens genauso wichtig wie der Komponist.

Oft ist das die gleiche Person, genauso oft wird das Komponieren und Arrangieren wie wir wissen von zwei oder noch mehr Personen in Team-Arbeit

gemacht.

Ich maße mir hier nicht an, sehr viel von musiktheoretischen Dingen zu verstehen, dennoch wage ich zu behaupten das fast jeder - der sich viel und oft mit Orchestermusik beschäftigt - irgendwann ein Ohr dafür bekommt wann eine Orchestration (oder Instrumentation) gelungen ist und wann nicht.

 

Was sagen denn die Fachleute zum Beispiel zu diesen Bearbeitungen:

 

 

 

 

Nach meiner bescheidenen Meinung ist die erste Bearbeitung nur ein Abklatsch des Originals ohne besondere, eigene Ideen.

Die zweite besticht durch den Einsatz eines Chores und einer völlig eigenen Stimmung.

Die dritte Bearbeitung finde ich am gelungensten. Eine vollendete Orchesterversion die den Synthesizer-Klassiker mit eigenen Ideen füllt, aber die Grundstimmung des Originals weitgehend beibehält.

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Ein hochinteressantes und schönes Thema. Gibt es denn dafür auch messbare Zahlen? 

 

Interessant dazu das zB im Williams-Thread schon gepostete Herbert-Spencer-Interview:

 

http://www.herbertwspencer.com/Interview.html

 

@Stempel: in der Orchesterversion wirkt mir das Ganze doch etwas zu dünnbrettbohrerisch von Melodie und Entwicklung her.

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Ich sehe bei Brian Tyler nicht viel Können und Gespür für effektvolle und gute Orchestration. Die guten Orchestrationen in einem Score wie THE HUNTED sind größtenteils der Verdienst von Robert Elhai.

 

Unter den jüngeren Filmkomponisten, die noch wirklich gut orchestrieren, sehe ich Marco Beltrami und Alexandre Desplat, in Teilen John Powell, aber sicher nicht Brian Tyler. Der verwechselt effektvollen Orchestersatz leider zu oft mit Krawall.

 

Schade das hier wieder krass auf Tyler eingeprügelt wird, aber ich kanns verstehen, Tyler ist "tylweise" falsch genannt unter dem Begriff "schöne Orchestrierung".

 

Wobei nur auf die sehr bekannten Titel eingegangen wird. 

Wer sagt das Tyler nur episches gebashe versteht soll mal in "Timeline", "Columbus Circle", "The Hunted" oder stellenweise Darkness Falls reinhören.

 

Für mich ist Tyler einfach der Metal unter den Filmmusikkomponisten.. und dafür liebe ich den Kerl!

Es kann keiner so auf einem Orchester "schreddern" wie Tyler! Alien Vs. Predator, Battle L.A., Eagle Eye.

 

Ich würde auch keinen John Williams unter Epic Scoring in eine Diskussion mit einbeziehen, von dem her wurde er hier einfach falsch einbezogen.

 

Und Ihn als "Nichtskönner" abzustempeln find ich mehr als niveaulos zumal er doch schon sehr sehr viel geile Musik geschrieben hat, eben auch gut orchestrierte, aber dafür wird der Mann nun mal nicht engagiert, sondern für den Epic Stuff! 

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Ich würde auch keinen John Williams unter Epic Scoring in eine Diskussion mit einbeziehen, von dem her wurde er hier einfach falsch einbezogen.

 

Und Ihn als "Nichtskönner" abzustempeln find ich mehr als niveaulos zumal er doch schon sehr sehr viel geile Musik geschrieben hat, eben auch gut orchestrierte, aber dafür wird der Mann nun mal nicht engagiert, sondern für den Epic Stuff! 

 

 

 

"Epic Scoring"??? Und da passt Tyler eher rein als Williams? Was hast du heute wieder eingeworfen?

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also williams würd ich jetzt auch nicht unter episch einordnen. bei dem ist das eher majestätisch. tyler ist epic bombastic action scoring. goldsmith war da schon eher episch. den mag ich ja auch hauptsächlich wegen seiner recht "straffen, maskulinen" orchestrierung. da ist ordentlich wumms hinter.

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Die dritte Bearbeitung finde ich am gelungensten. Eine vollendete Orchesterversion die den Synthesizer-Klassiker mit eigenen Ideen füllt, aber die Grundstimmung des Originals weitgehend beibehält.

 

Martin, echt? Eine "Orchesterversion" eines "Synthesizer-Klassikers" gefällt Dir besser als das (Film-)Original? Und dann auch noch in einer Bearbeitung von John  Williams? Nee, oder?

 

also williams würd ich jetzt auch nicht unter episch einordnen. bei dem ist das eher majestätisch. tyler ist epic bombastic action scoring. goldsmith war da schon eher episch.

 

Ich behalte mir das Recht vor, solche Begriffe zu ignorieren, solange es dafür keine griffigen und schlüssigen Definitionen gibt.

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Martin, echt? Eine "Orchesterversion" eines "Synthesizer-Klassikers" gefällt Dir besser als das (Film-)Original? Und dann auch noch in einer Bearbeitung von John Williams? Nee, oder?

t.

Nein. Das habe ich nicht gemeint. Wollte die drei Orchesterversionen nur untereinander vergleichen, nicht mit dem Original. Und von diesen drei Versionen finde ich die Dritte am gelungensten. Sie wird von Willians lediglich dirigiert. Die Bearbeitung ist von Joseph Reisman.

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Es gab in der Musikgeschichte immer wieder verschiedene Idealbilder für eine gelungene Instrumentierung (Mischklang in der Spätromantik vs. Spaltklänge in der Moderne dürften wohl zu den prägnantesten Gegensätzen gehören), aber die Maßstäbe, die an eine Instrumentierung angelegt werden, sind heute eigentlich noch dieselben wie vor 60 Jahren. In der sinfonischen Musik gibt es wohl keinen Aspekt, der objektiver und mehr nach technischen Maßstäben bewertbar ist, als die Instrumentierung. Entweder es ist gut gemacht oder eben nicht. Von daher geht es hier nicht um schwammig-subjektive Geschmacksaspekte und auch nicht um irgendeinen Nostalgie-Faktor, sondern schlicht um das technisch korrekte Setzen und Kombinieren von Instrumentalstimmen - im Mittelpunkt stehen dabei genaue Kenntnisse in der Instrumentenkunde. Die Frage, welches Holzblasinstrument in welchen Registern gut mit den Violinen oder Bratschen harmoniert, ist eben eine technische Frage und geht vermutlich auch einfach zu sehr ins technische Detail, als dass sie für die "normalen" Board-User, die nicht gerade selbst komponieren oder Musikwissenschaft studieren, großartig relevant wäre. Von daher würde ich sagen: ja, die Frage nach guter/perfekter Instrumentierung ist eine sehr technische, analytische Auseinandersetzung.

 

Ich sehe das ein bisschen differenzierter :

 

Das wir eine Instrumentierung als "gut" oder "weniger gut" bewerten, können wir nur, weil wir Idealbilder/Musik im Kopf haben. Klar - es gibt allgemein gültige Regeln die sehr oft funktionieren : Dieses Instrument funktioniert in der Lage besser als Begleitinstrument als jenes Instrument. Diese Regeln haben natürlich Hintergründe. Sie kommen von unseren Hörgewohnheiten. Eine Oboe kling in tiefen Lagen eben nicht so ausdrucksstark wie in hohen Lagen. Oder Celli und Kontrabässe lassen sich immer gut mit dem Fagott doppeln weil dies den tiefen, vollen Klang unterstützt und eine gewisse "Rauheit" hinzufügt. Als Grundlage dient hier einfach die Physik der Instrumente. Wie schon gesagt wurde - deren Obertonspektrum, deren Bauart und das was wir als "schönen Klang" empfinden.

 

Geht man nach diesen Maßstäben, dann ist es natürlich möglich technisch-objektiv zu bewerten, ob ein Stück gut Instrumentiert ist. Aber immer wieder brechen Komponisten aus diesen Regeln aus und es kommt trotzdem was Gutes dabei raus! Die Regeln werden gelockert. Und dann kann ich mich nicht hinstellen und sagen : Das ist nicht gut instrumentiert! Dann kann ich höchstens kommen und sagen : Das ist "anders" oder "ungewöhnlich", aber es funktioniert.

 

Natürlich kommt sowas nicht andauernd vor. Meistens ist das was funktioniert eben auch das was sich an die Regeln hält. Ich meine - warum klingt Williams denn zeitlos gut und einfach sauber? Aber es gibt eben auch die Außnahmen. Die brechen aus, aber es funktioniert. Und in diesen Fällen verdient sowas Anerkennung. Natürlich nur wenn es WIRKLICH funktioniert. Sonst ist es natürlich möglich zu sagen : "Schlechte Orchestrierung".

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Der Unterschied des Klanges verschiedener Instrumente, die den gleichen Ton spielen definiert sich über deren Obertonspektrum. Obertöne sind Frequenzen, die zum Grundton mitschwingen. Diese Frequenzen hängen unter anderem von der Bauart des Instruments und der länge und größe z.B. eines Holzblasinstruments ab. Wenn nun zwei Instrumente zusammen angespielt werden die Obertöne besitzen welche zueinander dissonant klingen bekommt man keinen harmonischen Klang.

 

Interessant dazu das zB im Williams-Thread schon gepostete Herbert-Spencer-Interview:

 

http://www.herbertwspencer.com/Interview.html

 

 

Besten Dank euch beiden für die Informationen! :-)

 

Schade das hier wieder krass auf Tyler eingeprügelt wird, 

 

Also unter Prügelei verstehe ich ja schon etwas anderes.

Und es ist durchaus natürlich, Tyler mit einzubeziehen, da der Mann ja offenkundig eine gewisse Instrumentenkunde mitbringt und auch selbst dirigiert.

 

Ich sehe das ein bisschen differenzierter :

 

Das wir eine Instrumentierung als "gut" oder "weniger gut" bewerten, können wir nur, weil wir Idealbilder/Musik im Kopf haben. Klar - es gibt allgemein gültige Regeln die sehr oft funktionieren : Dieses Instrument funktioniert in der Lage besser als Begleitinstrument als jenes Instrument. Diese Regeln haben natürlich Hintergründe. Sie kommen von unseren Hörgewohnheiten. Eine Oboe kling in tiefen Lagen eben nicht so ausdrucksstark wie in hohen Lagen. Oder Celli und Kontrabässe lassen sich immer gut mit dem Fagott doppeln weil dies den tiefen, vollen Klang unterstützt und eine gewisse "Rauheit" hinzufügt. Als Grundlage dient hier einfach die Physik der Instrumente. Wie schon gesagt wurde - deren Obertonspektrum, deren Bauart und das was wir als "schönen Klang" empfinden.

 

Geht man nach diesen Maßstäben, dann ist es natürlich möglich technisch-objektiv zu bewerten, ob ein Stück gut Instrumentiert ist. Aber immer wieder brechen Komponisten aus diesen Regeln aus und es kommt trotzdem was Gutes dabei raus! Die Regeln werden gelockert. Und dann kann ich mich nicht hinstellen und sagen : Das ist nicht gut instrumentiert! Dann kann ich höchstens kommen und sagen : Das ist "anders" oder "ungewöhnlich", aber es funktioniert.

 

Natürlich kommt sowas nicht andauernd vor. Meistens ist das was funktioniert eben auch das was sich an die Regeln hält. Ich meine - warum klingt Williams denn zeitlos gut und einfach sauber? Aber es gibt eben auch die Außnahmen. Die brechen aus, aber es funktioniert. Und in diesen Fällen verdient sowas Anerkennung. Natürlich nur wenn es WIRKLICH funktioniert. Sonst ist es natürlich möglich zu sagen : "Schlechte Orchestrierung".

 

Ich glaube, es gibt einen diffusen Unterschied zwischen Regeln brechen und Regeln erweitern oder passiv nutzen. Ich glaube, man sollte da Gewohnheit von der aufgestellten Regel unterscheiden.

 

Aber mal ab davon wird hier über verschiedene Stile gesprochen, was mit der Qualität einer Orchestrierung nun wenig zu tun hat. Ich finde da Jonas Unterscheidung zwischen Besetzung und Orchestrierung wichtig. Und da entsteht ja auch die Frage, wozu die Instrumente der Besetzung da sind. Zum schön Ausschauen oder schön Anhören?

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Little bit off-topic:

 

Nachdem mich Siddl auf die Bernstein Orchstrierung hingewiesen hat, bin ich gleich bei uns in der Stadt in die Musikbibo und hab mir das gesamte Leonard Bernstein's Young People's Concerts ausgeliehen. 

Ich möchte die Gelegenheit nutzen und an dieser Stelle die DVDs (gibs auch noch auf VHS beim Amazon :D ) jedem ans Herz legen. Für mich sind bereits einige Fragen, die schon immer im Hintergrund schwebten, geklärt wurden und ich denke, dass noch viele mehr im Verlauf meiner "Bernstein DVD-Studien" geklärt wird. 

Siddl, danke für diesen sehr hilfreichen Hinweis.

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Besten Dank euch beiden für die Informationen! :-)

 

 

 

 

Ich glaube, es gibt einen diffusen Unterschied zwischen Regeln brechen und Regeln erweitern oder passiv nutzen. Ich glaube, man sollte da Gewohnheit von der aufgestellten Regel unterscheiden.

 

Aber mal ab davon wird hier über verschiedene Stile gesprochen, was mit der Qualität einer Orchestrierung nun wenig zu tun hat. Ich finde da Jonas Unterscheidung zwischen Besetzung und Orchestrierung wichtig. Und da entsteht ja auch die Frage, wozu die Instrumente der Besetzung da sind. Zum schön Ausschauen oder schön Anhören?

 

 

Klar gibt es den Unterschied. Aber was willst du damit sagen? Es wird beides getan. Die Regeln werden manchmal gebrochen und Neues entsteht. Und manchmal werden sie eingehalten, aber erweitert. Wobei sich beides gegenseitig nicht ausschließen muss. Eine Wertung ist aber immer nur anhand eines Maßstabs sinnvoll. Dieser Maßstab sind die Regeln und die Regeln beeinhalten unsere Hörgewohnheiten. Bricht jemand aus den Regeln aus, kann man sagen das die Orchestrierung gemessen an eben diesen Regeln nicht gut ist. Legt man aber diesen Maßstab nicht an, kann die Orchestrierung trotzdem gelungen sein. Und Stile haben sehr wohl was mit der Qualität einer Orchestrierung zutun. Stile entstehen ja in der unterschiedlichen "Nutzung, Verarbeitung" eines Orchesters.

 

Und die Frage mit der Besetzung versteh ich nicht :eek:

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Bevor Orchestration jetzt nur noch als etwas technisches verstanden wird:

Natürlich werden beim orchestrieren auch immer künstlerische Entscheidungen getroffen (wem gebe ich diese Melodie & warum, was will ich damit erreichen?). Das Ergebnis kann man dann natürlich unter handwerklichen Gesichtspunkten beurteilen (funktioniert das in dieser Lage? ... diese Kombination etc.).

Darüberhinaus kann eine bestimme Orchestrierung auch als Spezialeffekt genutzt werden - wenn Mahler z.B. den Fagotten nahezu unspielbar hohe Töne vorgibt oder Debussy 1. Geigen, 2. Geigen und Bratschen je ein dreifaches Divisi verpasst, was zu einem sehr dünnen Klang führt. Genauso können u.U. auch andere Orchestrierungen gerechtertigt werden, die evtl. auf den ersten Blick "schlecht" erscheinen. Es kommt also immer darauf an, was für einen Klang ich erreichen will...

Insgesamt kann man die Instrumentierung/Orchestrierung aber noch sehr objektiv beurteilen, da hat Sebastian recht.

 

 

Eine paar Worte noch zu der episch, epic action, majestätisch Sache:

 

Das versteh ich gar nicht :D

Also als ob man das komplette Schaffen eines Komponisten mit einem Wort umreissen könnte... das wird dann doch sehr schwer. Dazu noch mit dem Wort episch, was ja irgendwie in letzter Zeit völlig frei zu interpretieren ist. Im eigentlichen Sinne könnte man doch einige Scores von Williams als episch (erzählend, erzählerisch) bezeichnen. Aber ich bin eh nicht so der Fan von so Schubladendenken :D 

Ich glaub ich weiß schon, was ihr mit epic meint, kenne aber von Tyler zu wenig, um dazu was sagen zu können.

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Wer sagt das Tyler nur episches gebashe versteht soll mal in "Timeline", "Columbus Circle", "The Hunted" oder stellenweise Darkness Falls reinhören.

 

Gerade TIMELINE ist ein gutes Beispiel für eine eher schlechte, undifferenzierte Instrumentierung - "Hauptsache laut" scheint das Credo, wobei man Tyler-verteidigend anmerken muss, das der misslungene Albummix das Ganze noch schlimmer macht.

 

"Schreddern" ist eben nichts, wofür es ein Sinfonieorchester braucht. Ein Orchester ist ein hochgradig differenzierter Klangkörper, und ihn so zu behandeln wie die Besetzung einer Metal-Band, ist zweckentfremdend. Sicher darf und sollte orchestrale Musik (gerade Filmmusik) in die Vollen gehen und auch kantig-brachial sein, aber die differenzierte Instrumentierung muss deswegen ja nicht über Bord geworfen werden. Hör dir mal die Filmmusiken von Elliot Goldenthal an, die sind durchaus noch wilder, brachialer und aggressiver als die von Tyler, aber eben gleichzeitig differenziert und kunstvoll orchestriert.

 

 

@ BVBFan:

 

Natürlich ist ein Abweichen von der Regel im Sinne einer künstlerischen Eigenständigkeit wünschenswert. Bernard Herrmann hat schließlich auch sehr unorthodox und irritierend unkonventionell instrumentiert. Bei Tyler oder anderen Jungkomponisten sind die Schnitzer in der Instrumentierung aber meist nicht Ausdruck eines bestimmten künstlerischen Ziels, sondern von mangelnder technischer Erfahrung. Sicher kann man sich jeden technischen Fehlgriff als "künstlerisches Aufbegehren des Individuums gegen die Konvention" schönreden, aber dann können wir auch gleich die Gedichte irgendwelcher Fünftklässler als literarische Hochkultur feiern, wie es mittlerweile schon auf Facebook geschieht.

 

Meiner Meinung nach fangen junge Komponisten viel zu schnell mit dem Schreiben für großes Orchester an. Ich selbst versuche, große Besetzungen so gut es geht zu vermeiden, so lange ich es noch nicht wirklich kann. Ich erprobe mich lieber länger in kleineren oder solistischen Besetzungen. Aber leider will die Filmindustrie immer gleich den großen, "epischen" Sound. Das überfordert aber viele junge Musiker und darunter leidet dann eben auch die Qualität.

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