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Der Thread fürs Solokonzert


Der Thread fürs Solokonzert  

9 Benutzer abgestimmt

  1. 1. Welche Form des Solokonzerts mögt ihr am liebsten?

    • Violinkonzerte
    • Klavierkonzerte
    • Cellokonzerte
    • Bratschenkonzerte
      0
    • Holzbläserkonzerte (Flöte, Klarinette, Oboe, Fagott)
    • Blechbläserkonzerte (Trompete, Posaune, Horn, Tuba)
    • Schlagzeugkonzerte oder andere exotische Solo-Instrumente (Pauke, Marimba, etc.)
      0


Empfohlene Beiträge

Da ich mich gerade (endlich mal) mit den Violin- und Klavierkonzerten von Sergeij Prokofjew beschäftige, habe ich gedacht, dass ein Thread über das Solokonzert (= Konzert für ein Solo-Instrument + Orchester) allgemein hier im Klassik-Forum durchaus mal ganz sinnvoll wäre.

 

Ich bin ja allgemein ein großer Fan von Violinkonzerten – Cellokonzerte mag ich auch relativ gern, mit Klavierkonzerten tu ich mich allgemein etwas schwerer. Warum genau, dazu gleich mehr. Unter den zahlreichen Violinkonzerten der letzten ca. zweieinhalb Jahrhunderte habe ich einige Favoriten, im romantischen Bereich etwa das von Johannes Brahms in D-Dur von 1878 (v.a. der letzte Satz), im Bereich der Moderne das erste Violinkonzert von Schostakowitsch (1948), das zweite von Darius Milhaud (1946), das Violinkonzert in D von Igor Strawinsky (1931) und ganz besonders das zweite Violinkonzert von Béla Bartók (1938). Letzteres hat mit seiner rauen Romantik eine emotional besonders starke Wirkung auf mich, während mich das von Schostakowitsch vor allem mit seiner grotesken Überzeichnung und wahnwitzigen Ausgelassenheit begeistert.

 

Hier mal Bartók-2 (herrlich allein das Hauptthema, mit dem die Violine einsetzt - bei 1:33 nimmt dann das ganze Orchester das Thema auf):

 

 

 

Und hier der vierte Satz von Schostakowitsch-1 (eine groteske Burleske - hier in halsbrecherischem Tempo -, die die stalinistische, anti-semitische Herrschaft in der Sowjetunion sarkastisch verspottet – die zahlreichen Anspielungen auf Stilismen jiddischer Musik verdeutlichen die Kritik am sowjetischen Anti-Semitismus):

 

 

 

Was das Klavierkonzert betrifft, habe ich weitaus weniger eindeutige Favoriten. Oft stört mich hier der Aspekt der selbstzweckhaften Virtuosität, der beim Violinkonzert allgemein weitaus weniger ins Gewicht fällt. Im Bereich des Violinkonzerts scheint das Feinsinnige und Hintergründige oft wichtiger zu sein als die große Show – was wohl auch am sanglich-entrückten, eher introvertierten Charakter der Violinstimme liegt. Beim Klavierkonzert wird mir allgemein etwas zu viel geprotzt mit großen Gesten, Oktaven rauf- und runterglissandiert, allgemein zu viel Show abgezogen. Ganz und gar zurückgenommene, schlichte Momente sind hier seltener, und auch die schnellen Sätze kreisen mir oft zu sehr um die Zurschaustellung pianistischer Fähigkeiten und weniger um den eigentlichen musikalischen Gehalt oder sonstige motivische Subtexte.

However, ein paar Lieblinge habe ich dennoch, z.B. Schostakowitschs zweites Klavierkonzert (1957) – hier einmal der schnelle erste Satz....

 

 

 

.... sowie der langsame zweite Satz, eine der zugänglichsten und auch schönsten Kompositionen aus Schostakowitschs Feder (genau diese Schlichtheit und Konzentration auf das Emotionale fehlt mir bei vielen Klavierkonzerten):

 

 

 

Bartóks drei Klavierkonzerte schätze ich aufgrund ihrer musikhistorischen Relevanz und ihrer neuartigen, beinahe barbarischen Rhythmik, wenngleich sich meine Liebe zu der Musik in Grenzen hält - vielleicht entwickelt sich das noch. Einige Passagen finde ich dennoch absolut beeindruckend, wie die jeweiligen Anfänge der letzten Sätze von Klavierkonzert Nr. 1 und 3.

 

___________________________________________

 

 

Zurück zu Prokofjew, von dem ich ja momentan die Solokonzerte für Violine und Klavier höre, wobei mir sein erstes Violinkonzert (1917) durchaus gut gefällt, wenngleich es sehr romantisch, in seiner Stimmung eher mysteriös-märchenhaft konzipiert ist. Mit dem in den 1930ern entstandenen zweiten Violinkonzert kann ich dagegen noch nicht viel anfangen. In diesem Werk wird die "Neue Einfachheit" in Prokofjews Stil der 30er und 40er deutlich - das Motiv des mittleren Satzes finde ich aber nicht nur "einfach", sondern vor allem albern.

 

An den Klavierkonzerten (insgesamt 5 an der Zahl) bin ich nun gerade dran, da werde ich nun in nächster Zeit regelmäßig meine Eindrücke posten. :)

 

Und ihr könnt auch gerne eure Lieblingskonzerte nennen, und oben abstimmen, welche Solo-Instrumente ihr im Solokonzert am liebsten mögt. :)

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Das ist eine schöne Idee, Sebastian! :)

 

Da mein Lieblingsinstrument die Violine ist, haben es Violinkonzerte bei mir meistens einfach. Mit Brahms komme ich schlichtweg weniger klar, das ganze methamatische Tonalitätsgeratter, das sich als wilde Leidenschaft verkaufen möchte, geht mir bei seinem Konzert ebenso schnell auf den Zeiger wie die Tatsache, dass man von dem voll besetzten Orchester ohnehin hauptsächlich die Streicher hört. Mit der Instrumentation der deutschen Hochromantik (Brahms, Schumann) habe ich ohnehin so meine Probleme, da waren die Franzosen den Deutschen um einiges Voraus. Dass Strauss, der herrlich orchestrierte, zu Beginn seiner Karriere noch als "oberflächig" bezeichnet wurde, weil er sich auf schillernde Orchestertechnik verstand, sagt da einiges.

 

An dieser Stelle möchte ich dann mal wieder für Havergal Brian Werbung machen, von dessen Violinkonzert in C-Dur mir besonders der dritte Satz ans Herz gewachsen ist. Wie auch bei Brians Symphonien sollte man zu Beginn weniger auf einzelne thematische Ideen achten, sondern das imposante Spiel von Orchester und Violine als ein aufwühlendes Stimmungsbild betrachten, das (Brian-typisch) auf einmal abreißt. Dann erklingt bei 2:47 die "zweite Abteilung": Auf die erste mitreißende Passage kommt englische Folkloristik par excellence, die in ihrer Simplizität auch besonders deswegen greift, weil sie im enormen, vielleicht entspannenden Gegensatz zu der ersten Abteilung des Satzes steht.

 

 

Diese bei Naxos erschienene Aufnahme ist nicht die Beste, gibt aber in okayen Eindruck von der Musik. Die beste Einspielung gibt es auf dieser hervorragenden CD mit einigen weiteren Schmankerln:

 

http://www.amazon.de/Havergal-Brian-SYMPHONY-Overture-Kindergarten/dp/B009XB1CI6/ref=sr_1_11?s=music&ie=UTF8&qid=1398952225&sr=1-11&keywords=havergal+brian

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Ein wirklich schöner Thread. :)  Werde mir da eure Vorschläge und Lieblinge auch noch in Ruhe anhören. Vorher werfe ich mal ein, was mir spontan in den Sinn kommt.

 

Ich komme an Beethovens Violinen Konzert, Op.61 nicht vorbei. Sicherlich streckenweise - wie man ein Beethoven Evergreen - ausgenudelt, aber abgesehen davon, dass ich es mir in aller Regelmäßigkeit sehr gerne anhöre, war es exakt und ziemlich genau dieses Werk, das mir nicht nur die orchestrale- und klassische Musik geöffnet hat, sondern mir auch noch ein neues Bild von Musik allgemein vermittelte. Ebenso hat sich mir hiermit erstmals die Violine als wunderschönes Soloinstrument offenbart (selbst wenn ich sie vorher schon in anderen Werken gehört habe). Den exakten Moment meiner Verzauberung ist mir auch noch im Sinn, in folgender Aufführung exakt bei Minute 39:37. Das war wie ein Schlüsselmoment unterm Bodhibaum und hat mir tatsächlich Augen und Ohren für etwas anderes geöffnet.

 

 

Als nächstes möchte ich Kamens Saxophon Konzert in den Raum werfen. Das hat mich von Anfang an gepackt und auf die Frage, welches mein Lieblings-Solo-Instrument im Konzert ist, dann will ich unbedingt auch das Saxophon genannt haben. Die Liebe dazu kam nicht erst mit diesem Konzert, sondern schon wesentlich früher mit verschiedenster Rock- und Popmusik. (Baker Street wuchtet mir noch heute bei jedem Hören die Socken aus dem Schuh.) Das Saxophon ist allgemein mein Lieblingsinstrument, allerdings natürlich der Natur selten im Konzert anzutreffen.

 

 

Erst kürzlich für mich entdeckt, aber von einer besonderen Intensität, die sich dem Thema der Anschläge 2001 auf nicht-entziehbare Art und Weise nähert. Penderecki mit seinem Konzert für Orchestra und Klavier. Es trägt den Titel "Die Auferstehung".

 

 

 

Grundsätzlich wildere ich bei allen Solo-Instrumenten und auch von der Klassik über die Romantik bis zur Moderne. Aus dem Bauch heraus, würde ich das Cello als mein klassisches Lieblings-Solo-Instrument benennen. Will mich aber nur bedingt darauf festlegen. Als Beweis für die Schönheit möchte ich Elgars Cello Konzert Op.85 in den Raum werfen:

 

https://www.youtube.com/watch?v=1LULTpqHNU8

 

 

Grundsätzlich würde ich auch so manches Solo-Konzert für diejenigen empfehlen, die vielleicht bisher mit Klassik und Co. nicht so viel anfangen können. Wer Howards THE VILLAGE oder Williams SCHINDLER´S LIST mag, weil die Instrumente mit ihren feinfühligen Verläufen das Herz zum Schmelzen bringen, dem mag das ein oder andere Konzert eine ähnliche Wirkung zukommen lassen. Die Auswahl ist groß und von verkopften bis zu einfach zu greifenden Konzerten ist die Bandbreite sehr groß.

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Schwierig zu entscheiden - ich habe lange gebraucht, um mit Klavierkonzerten warm zu werden, aber mittlerweile habe ich da schon einiges für mich entdecken können. Allerdings stimme ich zu, dass die Virtuosität dort besonders häufig dem Selbstzweck zu dienen scheint.

Momentan bin ich ziemlich angetan von Poulencs "Concerto pour piano" und mehr noch von seinem "Concert champêtre" (zähle ich einfach mal zu den Klavierkonzerten) wegen ihrer Leichtigkeit und Spielfreude. Die Symbiose zwischen Soloinstrument und Orchester halte ich auch für ziemlich gelungen.

 

1. Satz des Cembalokonzerts:

 

(Keine sehr schöne Aufnahme, wie ich finde, aber ich habe auf die Schnelle nichts Besseres gefunden.)

 

Das Klavierkonzert:



Havergal Brian hatte ich übrigens bisher nicht auf dem Plan, hört sich aber so an, als wäre er eine weitere Beschäftigung wert. Vielen Dank dafür!
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Ich habe mich vor langer Zeit hier um Forum mal sehr ausgiebig über sein "Frühwerk" ausgelassen, also alles, was bis zur 1. Symphonie von ihm auf CD veröffentlicht wurde. Da der gute Mann 96 Jahre alt geworden ist und bis zum 92. komponiert hat (18 Symphonien nach seinem 80. Geburtstag), ist das Frühwerk bis zu seinem 40. Lebensjahr gerechnet. Müsste noch im Klassik-Thread zu finden sein.

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Hier mal ein paar Empfehlungen aus dem Bauch:

 

Miklos Rozsa / Violinenkonzert mit Jascha Heifetz

 

 

Erich W. Korngold / Violinenkonzert mit Hilary Hahn

 

 

John Williams / Violinenkonzert mit Mark Peskanov

 

 

Morton Gould / Interplay: Concerto for Piano and Orchestra mit Morton Gould

 

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