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Béla Bartók


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Wie ich gerade gesehen habe, haben wir noch gar keinen Thread zum wohl bekanntesten Ungar der Musik, Béla Bartók - einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, wenn es um Rhythmik oder um die Einbindung folkloristischer Elemente in die Konzertmusik geht. Des Weiteren war er (für Filmmusik-Liebhaber am interessantesten) einer der Haupteinflussgeber für die Musik Jerry Goldsmiths in den 60er Jahren.

 

Bild.png

 

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Als Einstieg zitiere ich mal mein aktuell Erlauschtes aus dem entsprechenden Thread:

 

 

 

 

Ich hatte ja lange Schwierigkeiten mit Bartóks sechs Streichquartetten, was vermutlich auch an den falschen Einspielungen lag. Mit dem Alban Berg Quartett auf EMI bin ich nicht warm geworden, aber ebenso wenig mit dem hochgelobten Takacs Quartet auf Decca (letzteres gilt im Falle der Quartette als Referenz, ich finde aber gerade die Klangqualität furchtbar).

 

Nun habe ich eine Einspielung des Tokyo String Quartet aus der Bibliothek ausgeliehen und höre die Quartette plötzlich mit neuen Ohren. :) Das erste Quartett mit seiner Beethoven-Referenz gibt mir zwar immer noch wenig, auch das extrem spröde und hochkonzentrierte dritte Quartett ist immer noch nicht so meins. Aber gerade das 2. Streichquartett habe ich nun richtig lieben gelernt - läuft seit einigen Tagen beinahe in der Dauerschleife.

 

Das dreisätzige Werk entstand in einer schwierigen Lebensphase Bartóks (1915-1917), in der zur Ablehnung seiner Musik von staatlicher Seite auch noch der erste Weltkrieg kam. Dennoch stehen neben herb-dissonanten Passagen auch wunderschöne, wenn auch teils gespenstische, "aus der Ferne" oder aus einer verblassten Erinnerung herübertönende Momente osteuropäischer Folklore, die Bartók aus seinen musikethnologischen Balkan-Reisen mitgebracht hat. Das dritte Thema des ersten Satzes, das in vielen Analysen als das am stärksten betonte Moment des Satzes bezeichnet wird, ist ein tolles Beispiel dafür. Hier ab 3:06, und später ab 8:10:

 

http://www.youtube.com/watch?v=9J1-e2jFWf4

 

 

Der zweite Satz ist dann ein furioses Allegro, in dem Bartók ebenfalls osteuropäische Volksmusik verarbeitet. Der dritte Satz, ein gespenstisch-trauriges Lento, schließt das Quartett schließlich äußerst pessimistisch und düster ab.

 

Zu den tollen Quartetten 4, 5 und 6 werde ich demnächst auch noch etwas schreiben, da habe ich mich mittlerweile auch "warmgehört". Trotz allem finde ich das 2. Quartett bislang ungeschlagen, meine absolute Nummer 1. :)

 

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Möge der Thread schnell wachsen! :)

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Sehr interessant, vielen Dank Sebastian!

 

Ich liebe Bartók's "Concerto for Orchestra" und weiß natürlich, dass sehr viel von der ungarischen Volksmusik in seinen Werken zu hören ist, aber besonders bewandert bin ich bei seinen Werken nicht. Werde mir dieses Youtube-Video zu Hause zur Gemüte fügen.

 

Einmal habe ich mir ein Streicherquartet im ungarischen TV angeschaut, aber meinen Geschmack hat es leider überhaupt nicht getroffen. Ich weiß nicht was gespielt worden ist, aber es hat wie Katzenjammern angehört :) ... jetzt muss ich mal dem guten Bartók, der für unsere heutige Filmmusik den Weg geebnet hat, eine weitere Chance geben.

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Einmal habe ich mir ein Streicherquartet im ungarischen TV angeschaut, aber meinen Geschmack hat es leider überhaupt nicht getroffen. Ich weiß nicht was gespielt worden ist, aber es hat wie Katzenjammern angehört :)

 

Ja, mit dem spröden, teils schneidenden Streichquartett-Klang kommen viele nicht so gut klar. Ich finde ihn faszinierend - erdig, physisch, exakt-objektivierend, aber auch mit enormem Potenzial im emotionalen Bereich. Von inniger Leidenschaftlichkeit bishin zum existenziellen Verzweifeln trifft die Klangformation eigentlich jede nur denkbare Gefühlsregung. Bis auf hohle "Epicness" natürlich. 

 

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Ich habe nun noch einmal die Takács-Quartet-Aufnahme der Bartók-Quartette im Player, nur um nochmal sicher zu gehen, dass mein eher negativer Eindruck von vor einiger Zeit auch tatsächlich noch zutrifft: 

 

 

Und ja, abgesehen von der extrem überzeichneten, extrovertierten Interpretation (nichts gegen "wild" bei Bartók, aber hier geht es auf Kosten der Übersichtlich- und Durchhörbarkeit) ist auch die Klangqualität ziemlich zum Davonlaufen. Gerade der schnelle zweite Satz des 2. Quartetts klingt, als wäre er in einer riesigen, kalten Fabrikhalle aufgenommen worden. Grausig!

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Und auch nochmal die Alban-Berg-Quartett-Aufnahme quergehört (v.a. Quartette 2 und 4): 

 

 

Auch diese Einspielung finde ich klangtechnisch wenig zufriedenstellend - viel zu viel Hall, dünner Klang. Außerdem spielen die Musiker furchtbar abgeklärt und leidenschaftlos, somit das andere (negative) Extrem gegenüber dem Takács Quartet. Gerade im wunderschönen ersten Satz des 2. Quartetts (siehe YouTube-Ausschnitt im Eingangsposting) spulen die Musiker den Notentext teilnahmslos herunter, als wenn es in der Musik rein gar nichts Lebendiges gäbe. Hier klingen Bartóks Werke nur noch nach "toter" Tradition. Eigentlich klar, dass ich damals mit dieser (Einstiegs-)Aufnahme überhaupt nichts Faszinierendes an den Quartetten gefunden habe. 

 

Finger weg von dieser Aufnahme, auch wenn sie die preislich günstigste auf dem Markt ist!

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  • 2 Jahre später...

Ich mag diese Einspielung sehr gerne, in Kombination mit dem 3. Klavierkonzert:

 

https://www.amazon.com/Bartok-Strings-Percussion-Celesta-Concerto/dp/B0000560RR

 

Wunderschöne Einspielung, leicht und asiatisch transparent, wie ich finde.

Außerdem "zitiert" natürlich Jerry Goldsmiths FREUD ausgiebig aus der "Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta". Auch ne schöne Aufnahme :)

 

Generell wurde dieser Bartók ja nicht allzuoft eingespielt.

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  • 2 Wochen später...

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