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Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre


Mephisto
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Nun ja, Gott, ich bin ja auch schon mehrere Jahrzehnte in der Filmmusikszene dabei und habe in so viele Sachen über die Jahre bereits reingehört und mitbekommen, daß ich genau weiß, was ich brauche und was nicht. Ich habe eben zu Prä-Internet-Zeiten schon viele persönliche Kontakte zu anderen Sammlern hier in Deutschland und auch anderswo gehabt, die neben den üblichen US-Scores z.B. auch an französischen oder italienischen Sachen interessiert waren. Diese Art von Sammlern gibt es zwar durchaus, aber nun halt nicht im Übermaß. Da hat man sich dann ausgetauscht, hat sich öfters mal getroffen zu zweit oder auch zu dritt, hat sich Interessantes und Unbekanntes dann überspielen lassen, Damals noch auf Kassette oder dann später auf CDR. Logischerweise hat Jeder ein bißchen andere Schwerpunkte gehabt, so daß es eine gegenseitige Bereicherung war, weil man so auch auf recht obskure Titel gestoßen ist, die man ganz allein vieilleicht nie hätte entdecken können. Dadurch konnte ich über die Jahre hinweg in die meisten auf LP, EP oder CD veröffentlichten italienischen Titel - und eben nicht bloß Morricone - mal wenigstens reinhören und dann genau entscheiden, ob es für mich in Frage kommt oder nicht.
 

Das läuft mir bei meist recht einfach ab: Wenn was gar nicht ankommt bei mir, dann lege ich mir das auch nicht zu. Das Motto war stets bei mir: Eine Platte oder ein CD-Album muß wenigstens zu 50% gefallen, denn sonst gebe ich es wieder ab. Ich stelle mir nicht Unmengen von Zeugs in die Sammlung, das mich eh dann im Prinzip musikalisch nicht besonders interessiert und das ich doch nie wieder anhören würde. Natürlich macht man mal einen Fehlkauf, das bleibt nicht aus, aber dann habe ich immer wieder versucht, so eine Scheibe auch ziemlich schnell wieder loszubekommen und sie im Endeffekt abgegeben..

Von daher bin ich absolut kein Komplettist, nie gewesen, weder was Genre noch was die meisten Komponisten betrifft, sondern ich habe immer das genau selektiert, was meinen persönlichen Geschmack trifft und was ich deshalb auch gern in die Sammlung stelle und dort genauso gerne wieder raushole.

Bei De Masi etwa würde ich auch Vieles nicht sammeln oder kaufen wollen. das sind eben auch nur einige Titel von ihm, die mir wirklich zusagen. Und das wiederum auch nicht nur auf ein Genre, also jetzt Italo-Western, bezogen, sondern aufs größere Ganze hin betrachtet.

VIele Sammler speziell bei italienischer Filmmusik kommen natürlich hauptsächlich von den paar populären Genres her und sammeln dann davon fast Alles, das ist bei mir überhaupt nicht der Fall. Insofern sehe ich die Western-Scores deshalb auch nur als ein kleines Teilgebiet.

 

Was LONE WOLF MCQUADE betrifft, so war das schon an 1983, als Film und LP herauskam, bei mir ein eher zwiespältiges Erlebnis. Sicher gibt es zwar ein fetziges Thema, aber die elektronischen Effekte und die etwas arg modisch aufgepepte, teilweise recht popige Instrumentierung haben mich nicht besonders überzeugt. Außerdem finde ich, daß bei einigen melodischen Phrasen reichlich und natürlich bewußt Morricone-Imitat drin ist. Auch zwischendrin gibts doch einige Hänger, wo De Masi nicht so arg viel eingefallen ist, so daß es auf Tonträger kein rundes Ganzes ergibt. Von daher war die Musik nie ein richtiger Hit bei mir.

SETTE DOLLARI SUL ROSSO zündet da schon ganz anders bei mir, und die Themen entsprechen genau meiner Wellenlänge. das hat hier schon Verve und Intensität, ist ziemlich dicht komponiert. Spielt auf jeden Fall natürlich auch noch in einer anderen Klasse als die demgegenüber doch eher leichtgewichtigeren BARA PER LO SCERIFFO und OKLAHOMA JOHN. Genau deshalb würde ich mir wie ja bereits geschrieben auch nicht noch eine Expandierung auf einer Einzel-CD von BARA oder OKLAHOMA JOHN zulegen wollen, denn eigentlich reicht von jedem Score eine runde Viertelstunde aus. Das kann man als nette Unterhaltung nebenbei laufen lassen, sind aber nun beides keine richtig herausragenden Arbeiten. Das Tromeptenthema bei SETTE DOLLARI hat da für mich eine andere Art von Intensität, das ist schon toll gemacht. Und es ist eben doch nicht so nah dran, daß es ein Morricone-Plagiat wäre. Auch die energiegeladenen Verarbeitungen in den anderen Tracks auf der CD sprechen mich persönlich sehr an. Von der Verarbeitung kann da meiner Meinung nach auch ARIZONA COLT nicht mithalten - vor Allem nicht in der expandierten Fassung! -, aber da ist eben das Thema und dessen Varianten (sowohl gesungen als auch instrumental) auf der CD doch so bestechend, daß man über einige Spannungs-Tracks hinwegsehen kann. Aber noch mehr eine runde Sache ist für mich eben SETTE DOLLARI - den höre ich deshalb auch immer an einem Stück durch in der alten CAM-Fassung.

 

Raritäten auf LP, die es nciht auf CD geschafft haben, gibt es in der italienischen Filmmusik noch einige. Und Vieles erscheint auch deshalb nicht, weil es nicht zu den bei den Sammlern populären Genres gehört und deshalb kommerziell nur sehr schwer absetzbar ist. Das muß man immer beachten. Deswegen braucht man kaum Sorgen haben, daß Italo-Western-Scores unveröffentlicht bleiben würden. Da wird von den Produzenten selbstverständlich so gut wie Alles gebracht, was nur geht, wenn Bänder vorhanden sind und wenn es rechtlich möglich ist. Insofern ist es sicher ganz schön, daß man auch PER UN PUGNO NELL'ÓCCHIO auf CD herausbringt. Nur, wenn ich dran denke, was es Alles an alten Scores (im CAM-Katalog und anderswo) noch an nie veröffentlichten Raritäten außerdem noch gäbe, sieht die Welt halt schon wieder etwas anders aus. Da ist dann PER UN PUGNO beileibe kein Unikat mehr.

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Dein Vorgehen scheint ökonomisch gesehen, was Deine Zeit und Deine Geld betrifft, sinnvoll zu sein. Ich bin da (leider) auf der Komplettistenschiene, da ich gerne einen Gesamtüberblick über einen Bereich habe. Das war bezüglich des Italowesterns natürlich nicht der Plan, da gibt's viel zu viel und viel zu wenig Gutes. Francesco De Masi wollte ich dann aber doch einmal exemplarisch durchhören, Offenbarungen haben sich bis jetzt noch nicht eingestellt, aber es wird immer besser. ARIZONA COLT war mittlerweile in der Post, auf den anderen warte ich noch. LONE WOLF MCQUADE fand ich schon ziemlich cool, ich bin aber gespannt, wie ich den finden werde, wenn ich ihn das nächste Mal nach alle den ganzen "richtigen" Westernmusiken höre.

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Es ist sehr zu begrüßen, dass die italienische Filmmusik hier im Forum etwas mehr Aufmerksamkeit erhält. Ich will nun auch meinen Senf zum Thema hinzugeben.

Ich betreibe das Hobby zwar erst rund ein Jahrzehnt, allerdings bin ich mit schätzungsweise dreihundert bis vierhundert "Italienern" wohl schon einer der größeren Sammler im deutschsprachigen Gebiet. Der Fokus liegt ganz klar auf Maestro Morricones Schaffen aus allen Genres, aber ich bin experimentierfreudig genug, um nach Hören von Beispielen bei Youtube oder Screenarchives auch gute Musik von mir weniger oder nicht bekannten Komponisten anzuschaffen. Meine übrige Filmmusiksammlung besteht fast ausschließlich aus Werken europäischer Komponisten. Der US-amerikanische Ansatz der Komposition wie er von den ganzen US-Golden-Age-Komponisten und später Goldsmith, Williams, usw. an den Tag gelegt wurde hat mir im großen und ganzen nie zugesagt. Die haben ein paar gute Titelmelodien komponiert, aber der Rest ist bis auf sehr wenige Ausnahmen für mich einfach nur durchschnittliche bis schlechte Klassik oder durchschnittlicher bis schlechter Pop - unabhängig davon, wie gut die Kompositionen in den Filmen funktionieren mögen und unabhängig davon, wie gut die Musik von Musiktheoretikern bewertet wird. Ich habe auch durchaus guten Zugang zu ausgezeichneter klassischer Musik, ihr habt es also nicht mit einem reinen Filmmusiksammler zu tun.


-Uccideva a freddo (John Ireson, Wayne Parham)
Hab ich nicht und das Video bei Youtube macht musikalisch überhaupt nichts her. Man sollte CDs von derartig unbekannten Leuten nicht ohne vorheriges Reinhören bestellen. Es gibt von den allermeisten Italowestern Musikbeispiele, Trailer oder gar die komplette Fassung frei im Netz.

-John il bastardo (Nico Fidenco)
Den habe ich und spiele ich auch gerne. Man darf hier natürlich nicht die Vielfalt und Komplexität von Morricones Musik zu den Leone-Western erwarten. Das kann Morricone aber auch nicht bei allen seiner Werke bieten. Zudem darf man gerade bei den erweiterten Fassungen mit oft um die 30 Titeln nicht erwarten, dass einem jedes Stück besonders gefällt. Nico Fidenco mag seine Ideen nicht zu Papier bringen können, aber er hat ein sehr gutes Gespür für Melodien. Er und seine Orchestratoren haben einige klare Hits im Italowestern- und Erotik-Genre geschaffen. Meine Empfehlungen zu Nico Fidenco: Lo Voglio Morto, All'Ombra Di Una Colt, Per Il Gusto Di Uccidere, Campa Carogna... La Taglia Cresce, All'Ultimo Sangue, Emanuelle Nera, Emanuelle In America, La Ragazzina, Le Inibizioni Del Dottor Gaudenzi Vedovo Col Complesso Della Buonanima. Dinamite Jim habe ich übrigens nicht, aber ich versuche den noch günstig wegen der Titelmelodie zu bekommen.

-5.000 Dollari Sull'Asso (Angelo Francesco Lavagnino)
Das Album höre ich sehr gerne, insbesondere den sehr gelungenen Song "Gambling Man". Dabei werde ich mit Lavagninos Musik ansonsten eher selten warm.

-Alla Conquista Dell'Arkansas und andere Titel (Francesco De Masi)
Auch wenn ich kein besonders großer de Masi-Fan bin, so mag ich die Titelthemen von einigen seiner Kompositionen wie Arizona Colt, Quella Sporca Storia Nel West, Ammazzali Tutti E Torna Solo, Sartana Non Perdona und C'è Sartana... Vendi La Pistola E Comprati La Bara sehr gerne und ich habe auch die entsprechenden Alben. Alla Conquista Dell'Arkansas, Il Ranch Degli Spietati, L'Uomo Della Valle Maledetta oder gar Per Un Pugno Nell'Occhio kommen dagegen nicht in meine Sammlung.


Mein Geschmack ist anscheinend deinem recht entgegengesetzt. Ich denke aber, dass hier unbedingt eine Antithese her muss. Die Präferenzen hier im Forum gehen ja ansonsten meist in eine Richtung.

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Denton, immer, wenn ich schreibe hoffe ich entweder auf interessante Anmerkungen und Ergänzungen oder aber auf eine Antithese - umso mehr freue ich mich über Deinen Beitrag! Sonst hat man manchmal das Gefühl, das Geschriebene verpufft in einem leeren Raum. Umso besser wenn die Antithese dann so ausführlich dargelegt wird.

 

Ich glaube auch, dass die Präferenzen von mir und Stefan Schlegel den Deinen entgegengesetzt sind. Es ist halt eine Frage, wie man hört. Wenn ich Musik höre, konzentriere ich mich nur darauf und mache eigentlich nichts nebenbei (abgesehen von Trailermusik, die ich gerne beim Hausputz verwende). Früher in ganz jungen Jahren hatte ich - egal bei welcher Musik - immer ein sehr intensives Kopfkino. Je emehr ich über musikalische Zusammenhänge gelernt habe, umso abstrakter und konzetioneller nehme ich Musik war, ohne dass jedoch meine emotionale Reaktion nachlässt. Musiken wie JOHN IL BASTARDO geben mir da sehr wenig. Abgesehen von der sehr sympathischen Ballade höre ich da sonst nur furchtbar gedroschene Saloon-Musik oder aber bekannte Melodien (wie den Mozart) in etwas poppigen Gewand. Ich freue mich da mehr über motivisch-thematische Arbeit, interessante Instrumentation und Ähnliches. ALL'OMBRA DI UNA COLT kenne ich auch. Den fand ich auch nicht sonderlich interessant, da sich insbesondere die Suspense-Passagen sehr hinziehen und sich das Hauptthema recht schnell abnutzt.

 

Die Aussage, die Amerikaner hätten im besten Fall durchschnittliche Klassik geschrieben, kann ich nicht bestätigen. Filmmusik ist nunmal zum großen Teil der narrativen Form des Films unterworfen. Das besonders kreative Spiel mit musikalischen Formen, wie wir es noch bei Haydn, Mozart und Beethoven finden, kann in der Filmmusik nur selten zum Einsatz kommen. Auch dass insbesondere die Musik des frühen Tonfilms wie von Steiner, Korngold und Waxman monothmatisch (nur eine Titelmelodie) gewesen sein soll, lässt sich anhand unzähliger Beispiele widerlegen. Da sind es öfter die Italiener, die meiner Ansicht nach die nötige Bandbreite an Variation ihrer Themen vermissen lassen, um die Musik abwechslungsreich zu gestalten. Mir sagt der symphonische Ansatz generell zu, wobei ich auch ein gutes Konzept sehr begrüße. Hier war Goldsmith (der allerdings öfters monothematisch arbeitete) für mich vielen anderen Komponisten weit überlegen.

 

Ich will hier auf keinen Fall einen Grabenkampf eröffnen. Ob die italienischen Komponisten "bessere Popmusik" oder schlechtere geschrieben haben als amerikanische Komponisten (ich gehe mal davon aus, dass Du auf die späten 60er und die 70er Jahre hinauszielst) kann ich schwerlich beurteilen. Für mich hat es allerdings wenig Reiz, mir eine CD mit leichter poppiger Untermalungsmusik zu diversen Erotikstreifen anzuhören, auch wenn da einige Themen gefällig sein mögen. Wegen meiner Vorliebe hat mich ja gerade L'OUMO DELLA VALLE MALEDETTA so überrascht, weil ich mit so einem symphonisch-konventionellen Ansatz gar nicht gerechnet habe.

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Was die "Amerikaner" angeht, so habe ich prinzipiell nichts gegen einen symphonischen Ansatz bei einem Soundtrack. Ich höre gerne Symphonien von bekannten klassischen Komponisten und hier fallen die symphonischen Filmmusiken aus den USA für mich einfach sehr stark ab. Umso mehr konzentriere ich mich auf den ganz anderen, tendenziell europäischen Ansatz. Ich muss gestehen, dass ich den Unterschied noch nie genau analysiert habe, aber ich habe den Eindruck, dass der Musik gerade in den europäischen Billigproduktionen wie den Italowestern eine ganz andere Rolle zukommt als in den amerikanischen Großproduktionen. Die Musik spielt insgesamt eine viel prominentere Rolle, da sie z.T. über Unzulänglichkeiten in anderen Bereichen hinwegtäuschen muss.

Ich habe mir gerade noch mal "John il bastardo" aufgelegt und bin zufrieden. Sicherlich nicht Fidencos bestes Werk, aber es gefällt. "Lo Voglio Morto", den ich vor kurzem bekommen habe, ist noch mal deutlich besser. Je mehr Material man hat, desto mehr ist man aber auch geneigt, kleinere Schwächen in den Soundtracks zu verzeihen. ;)
 

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Das beobachte ich auch an mir - auch am Falle von De Masi. Was sagt Dir denn eigentlich an L'OUMO DELLA VALLE MALEDETTA nicht zu?

 

Von den Beispielen bei Youtube her zu urteilen, handelt es sich weder um einen mir zusagenden, fein ausgestalteten symphonischen Ansatz noch um einen Ansatz mit wenigstens einer einprägsamen Melodie. Es klingt mir alles zu beliebig.

 

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Okay, auch hier gehen unsere Meinungen anscheinend auseinander. Das Hauptthema und das Thema für die weibliche Protagonistin fand ich doch recht einprägsam, vielleicht auch, weil sie in der ersten Albumhälfte so oft wiederholt werden. Dass die Auszüge aus der Musik aber nur gut 30 Minuten lang sind, schützt die Musik vor zu großer Redundanz.

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Von De Masi kenne und hab ich nur LONE WOLF McQUADE, den mag ich sehr gerne, trotz der Synthiemomente. Mir gefällt auch der Film mit Chuck Norris gut, ist ein solider Actioner der 80er, Norris ist hier kein braver Bürger sondern ein wortkarger, dreckiger Wüstensherriff, gefällt mir. Die Musik untermalt den Film meist sehr gut, eine traurige Szene geht mir immer sehr nah, auch wenn ich nur die Musik dazu höre.

Und da der Film 1983 gedreht wurde und spielt sind Synthesizer nicht so abwegig.

JC Denton

Auf moviepilot hat mal einer ne Liste mit den besten Filmkomponisten gepostet, ich weiß noch:

1.Morricone

2.Barry

6.Goldsmith

Williams hat er gar nicht dabei!! Und irgendwo zwischen 3 und 10 war noch Riz Ortolani.

Meine Meinung

Wenn es um das reine Komponieren geht, um das Schöne in der Musik an sich, kann Morricone wohl keiner das Wasser reichen. Aber als FILMkomponist?

Kann Morricone etwa Horror und Sci fi? The Thing, Mission to Mars? Naja, ich als ziemlich großer Morricone Fan würde das eher verneinen.

Bei mir ist Goldsmith momentan Numero UNO, kein anderer beherrscht so viele Genres auf diese kreative Weise, wunderbare Themes zum mitpfeifen, plus Underscoring, Action Musik, Spannungsmusik.

Das Alles, Williams, Bernstein und Co. sollen nur ''billige Klassik'' sein?

Meine Oma (Bach, Beethoven), meine Mutter (Mozart, Tschaikovsky) und die meisten anderen Leute die ich kenne, die gerne Klassik hören bzw hörten, können oder konnten mit Morricone von den Filmkomponisten immer am meisten anfangen. Wohl weil sie abseits dieser am einfachsten zu hören ist, denke ich.

Aber Goldsmith, Williams und co haben sie auch sehr geschätzt. Doch glaube ich, das meine Oma manchmal unterbewusst dachte, Filmmusik müsste so klingen wie Bach, was natürlich ob der Komplexität Bachs wenig Sinn macht.

JC, warum ist Goldsmith und Williams für dich nur billige Klassik?

Klingt nach Michael Nyman, der sagte auch auf einer Filmmusik Doku, die Hollywood Komponisten klingen alle gleich, war ziemlich abwertend.

Und was ist gute Klassik für dich, welche Komponisten, welche Werke?

Filmmusik kann nicht wie Klassik sein, eine Musik wie Beethovens 5. oder 9. für einen Film verwenden (partiell mag das gehen, wie bei Kubrick)? Wäre doch sicher zu komplex und würde vom Film eher ablenken, auch weil sie kein Teil des Films ist - Ich merke, ich habe hier schon Goldsmiths Denke übernommen. Trotzdem gebe ich ihm nicht recht, das Kubricks Musikauswahl 2001 ruiniert hat. Es war aber auch nicht das Nonplusultra. Die Musik gefällt mir auch nicht immer bei 2001.

Aber dann so berühmte Werke wie das Jaws Theme, der Imperial March. Wenn es das Herz eines Menschen trifft, der Klassik genauso wie Rock liebt, wie kann es dann schlechte Klassik sein?

Es ist FILMMUSIK, sie soll dem Film dienen, und diesen Job haben Goldsmith und Williams meisterhaft beherrscht, jeder für sich mit seinen individuellen Stärken und Schwächen.

Gabriel Yared sagte mal ein klassischer Komponist würde ein ganzes Haus bauen. Ein Filmkomponist findet ein gebautes Haus vor, das er einrichtet.

Jaws

Beethoven's 5.

Smoke on the Water

Sie alle beginnen mit 3 bzw 4 Tönen. Das ist keine billige Klassik, es ist unvergessliche Kunst.

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Da sollten wir aber JC Danon auch zugute halten, dass er sich anscheinend nicht so intensiv mit den "Amerikanern" auseinandergesetzt hat wie mit den italienischen Komponisten. Zugegebenermaßen war seine These und die Wortwahl wohltuend provokant.

 

Was Morricone betrifft, fällt mir kaum ein anderer Komponist ein, der ein solch melodisches Gespür hatte. Einigen Komponisten ging das ja größtenteils ab (Herrmann), weshalb sie eher mit kleinen Motiven arbeiteten und hierin eine Meisterschaft entwickelten (Beethoven gehört zu einem großen Teil auch dazu - Schubert ist wieder das komplette Gegenteil. Da scheitern dann die Versuche, möglichst motivische Arbeit zu leisten und auf sangliche Themen zu verzichten).

Ich habe aber bei Morricone und einigen anderen italienischen Komponisten das Gefühl, dass sie mehrere Themen komponieren und diese weiter ausarbeiten. Dann allerdings werden diese Themen mehr oder weniger wiederholt, ohne große Variation. Bei Morricone sind für mich die Titel auch bezeichnend für dieses Phänomen wie bei MEIN NAME IST NOBODY oder TODESMELODIE. Ich habe beim Hören nicht das Gefühl, dass diese Musik direkt auf eine Filmszene komponiert wurde, sondern eher eine Sammlung konzertanter Fassungen der unterschiedlichen Themen darstellt. Ich sollte aber unbedingt noch mehr Morricone hören, der nicht für Leone komponiert wurde. Vielleicht werde ich da eines Besseren belehrt.

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Mephisto, vielleicht mal The Untouchables? Da ist glaube ich einiges narratives dabei. Aber du meinst ja wohl die italienschische Genre Musik.

Also das mit den Motiven und Melodien bei Morricone, Beethoven und bei Schubert ganz anders (?) klingt wirklich sehr interessant, habe einiges von besagten Herren, aber darauf noch nie so analytisch geachtet. Ihr könnt das auch viel besser beschreiben, was ihr meint.

Mephisto, Morricone war bekannt dafür, die Musik oft schon vor dem Film fertig zu haben. So soll am Set von ONCE UPON A TIME IN THE WEST und ONCE UPON A TIME IN AMERICA die Musik am Set gelaufen sein (So hatte ich mir das als Junge bei jedem Dreh vorgestellt ;)).

Denke das ist so bei vielen Morricone Scores, auch bei denen nicht zu Leone Filmen, also der klaren Mehrheit, das es eher nicht auf die Szene komponiert wirkt. Auch bei TODESMELODIE oder MEIN NAME IST NOBODY, hab ich beide mit deutschen Tracknamen:

Die Fabel vom Vogel, meine Schuld?, Die Getöteten Söhne... Meine Schuld, also der Showdown aus Nobody ist dann auch recht narrativ, aber natürlich total übertrieben opernhaft, richtig geil :)

Wollte JC auch gar nicht angreifen, er soll ruhig seine Meinung haben, kein Problem damit.

Bei den Dollar Filmen ist ja in Spannungs bzw Action Szenen öfter mal so ein Morricone Suspense, also Getrommel mit ein par Klavierakkorden, plus Theme Elemente (Bei, Good, Bad...) zu hören. Weiß nicht wie er das bei anderen Filmen gehandhabt hat. Auf der DVD von VAMOS A MATAR COMPANEROS sagt Morricone, das er für Corbucci zb ganz anders komponierte als für Leone. Muss ich mir auch nochmal angucken, wie genau er das meinte.

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Okay, auch hier gehen unsere Meinungen anscheinend auseinander. Das Hauptthema und das Thema für die weibliche Protagonistin fand ich doch recht einprägsam, vielleicht auch, weil sie in der ersten Albumhälfte so oft wiederholt werden. Dass die Auszüge aus der Musik aber nur gut 30 Minuten lang sind, schützt die Musik vor zu großer Redundanz.

Ich habe mir aufgrund der ganzen Diskusssion L'UOMO DELLA VALLE MALEDETTE, den ich auf einer alten CDR noch habe, auch mal wieder genauer angehört und bin doch auch ein wenig enttäuscht von der Musik. Da Denton ohnehin  mit traditioneller sinfonischer US-Musik aus den 50ern offenbar sehr große Probleme hat, kann ich es klar nachvollziehen, daß er mit so etwas wie diesem De Masi-Score überhaupt nicht klar kommt. Das ist völlig logisch.

Im Gegensatz zu ihm liegt mir der Stil schon, aber man muß schon sagen, es bleibt doch Alles sehr routine- und klischeehaft, kommt daher nie auch nur in Ansätzen in die Regionen eines Tiomkin, Moross oder Bernstein rein, nicht mal eines Victor Young in seinen besten Western-Arbeiten. Das klingt eigentlich teilweise am Anfang sogar ein wenig nach Bonanza und Shiloh Ranch, könnte auch aus einem B-Western der 50er von Sawtell, Buttolph, ab und an noch Duning oder Harline kommen. Mir persönlich ist die Musik ganz bestimmt nicht unsympathisch, es ist ein recht gut verarbeitetes Haupttthema drin, aber dennoch auch eher langweilige und stagnierende Phasen, sobald nicht eines der beiden Themen zum Zuge kommt. Flirrende Streicher und Tremoli sorgen dann für die üblichen Spannungsgesten der 50er, aber es geht einfach über ein bestimmtes Mittelmaß nicht hinaus. Vor Allem ist kein richtiger Personalstil hier herauszuhören - das ist für mich die große Schwachstelle des Scores. Es hört sich überhaupt nicht nach den späteren De Masi-Western-Scores an, eher vielelicht noch ab und an nach einem seiner schwächeren Peplum-Scores aus den ein, zwei Jahren davor. Und es ist von einem wirklich eingängigen und cool vorgetragenen Thema wie dem aus ARIZONA COLT natürlich meilenweit entfernt. Insofern: Wer typische Italo-Western-Muster in dem Score sucht, der kommt folglich hier nicht im Geringsten auf seine Kosten.

 

Was ich an Dentons Argumentation allerdings nicht verstehe, ist der "billige Klassik-Imitation"-Vorwurf wohl selbst gegenüber hervorragenden Komponisten wie Korngold oder Rozsa. Ich frage mich da auch ein bißchen, auf welche Sinfonien in der Klassik er sich überhaupt bezieht.

Wenn man wie ich die Spätromantik von Mahler, Strauss und Puccion sehr mag, dann müßte man doch auch unbedingt zu den exzellent durchkomponierten und prachtvoll-schwelgerischen Arbeiten etwa der beiden genannten Golden Age-Komponisten einen guten Draht haben. Aber ich vermute mal, daß er einfach von einer anderen musikalischen Richtung herkommt.

Was ihm in der italienischen Filmmusik gut gefällt, das kann ich mir auf der anderen Seite schon einigermaßen vorstellen. Neben Fidenco werden sicher auch Cipriani und Micalizzi bei ihm ganz gern gehörte Komponisten sein.

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-Das Alles, Williams, Bernstein und Co. sollen nur ''billige Klassik'' sein?
So empfinde ich zumindest den Großteil ihres Werkes. Ich nehme mir das ganz frei heraus, als Mensch, der nicht einmal eine Note lesen oder Flöte spielen kann. Einfach weil ich es so empfinde. Vielleicht konnten sie es nicht anders, vielleicht war es aber auch durch die Produzenten so vorgegeben.

-...die meisten anderen Leute die ich kenne, die gerne Klassik hören bzw hörten, können oder konnten mit Morricone von den Filmkomponisten immer am meisten anfangen.
Da machst du dir es aber zu einfach. Hast du denen z.B. mal "Gli cannibali" vorgespielt? Morricones Werk ist so unglaublich vielfältig, dass Menschen mit ganz unterschiedlichem Geschmack zu seinen Fans zählen. Dass er insgesamt "einfacher" zu hören sein soll als irgendwelche anderen Filmkomponisten ist auch eine sehr gewagte Aussage.

-...Wäre doch sicher zu komplex und würde vom Film eher ablenken, auch weil sie kein Teil des Films ist...
Diese Einstellung ist wohl Teil des Problems. Ich will keine Musik, der man es eindeutig anhört, dass sie aus einem Film stammt. Ich will kein explizites Kopfkino. Ich kenne nur die wenigsten Filme zu meinen CDs. Ich will angewandte Musik, gerne mit sehr ungewöhnlichen Elementen, die aber wie absolute Musik klingt. Die Musik braucht dazu eine gewisse Dominanz und einen gewissen Abstand zum Geschehen auf der Leinwand. Die "Amerikaner" liefern klar erkennbar angewandte Musik, die für mich zudem einfach belanglos bis störend klingt.

-Und was ist gute Klassik für dich, welche Komponisten, welche Werke?
Ich bin kein Experte auf dem Gebiet. Ich höre mich aber mit Freude u.a. durch meine verschiedenen DG-Boxen mit unzähligen Discs, meine inzwischen drei Karajan-Gesamtwerkboxen und meine Furtwängler-Werkbox. Ansonsten v.a. 19. Jahrhundert.
 

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Was Morricone betrifft, fällt mir kaum ein anderer Komponist ein, der ein solch melodisches Gespür hatte.

Ich habe aber bei Morricone und einigen anderen italienischen Komponisten das Gefühl, dass sie mehrere Themen komponieren und diese weiter ausarbeiten. Dann allerdings werden diese Themen mehr oder weniger wiederholt, ohne große Variation. Bei Morricone sind für mich die Titel auch bezeichnend für dieses Phänomen wie bei MEIN NAME IST NOBODY oder TODESMELODIE. Ich habe beim Hören nicht das Gefühl, dass diese Musik direkt auf eine Filmszene komponiert wurde, sondern eher eine Sammlung konzertanter Fassungen der unterschiedlichen Themen darstellt. Ich sollte aber unbedingt noch mehr Morricone hören, der nicht für Leone komponiert wurde. Vielleicht werde ich da eines Besseren belehrt.

Georges Delerue ist etwa ein Komponist, der ein ähnliches melodisches Gespür hatte. Vielleicht solltest Du mal bei ihm ein bißchen reinhören. Und es ist ja absolut kein Zufall, daß beide Komponisten in den frühen 60ern die ältere Garde abgelöst haben - der eine in Italien, der andere in Frankreich.

Es ist schon völlig richtig, daß sowohl Delerue wie Morricone meist ganz anders vorgegangen sind als ihre US-Kollegen. Genau deshalb habe ich ja oben schon geschrieben gehabt: Es ist deshalb, wie wenn man Äpfel mit Birnen vergleichen würde.

Bei Morricone gibt es des öfteren richtige "set pieces", und die Musik wird oft auch ganz anders eingesetzt wie den Amerikanern. Die Musik folgt nicht ständig untermalend dme Handlungsablauf und einzelnen Aktionen oder Bewegungen, sondern sie steht teilweise über dem Film und prägt dessen Atmosphäre durch einen ganz bestimmten Sound. Nigel Polkinghorne hat da mal vor vielen Jahren im Morricone-Magazin MSV ein paar sehr interessante und lesenswerte Artikel zu Morricones Stil unter der Überschrift "The Continental Stylist" gebracht. Besonders detailliert geht er dabei auf den Unterschied zwischen "punctuation music" (etwa bei Goldsmith oder Willaims) vs. "reflective/contemplative music" (bei Morricone) ein. Man kann sicherlich darüber streiten, ob er in Allem Recht hat, aber es ist zum Teil schon was dran an der Sache und vor Allem daran, wie Morricone mit in sich geschlossenen Stücken, die dann in anderen Instrumentierungen/Kombinationen wiederholt und leicht abgewandelt werden, arbeitet. Das ist auch nicht nur in seinen Western-Scores der Fall, sondern absolut typisch für ihn.

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Also die besten Sinfonien sind die von Beethoven. Vielleicht hat er sich auf die berufen?

Lustig, Strauss und die Spätromantiker scheinen hier viele Filmmusikliebhaber gerne zu hören. Doch Brahms sagte mal richtig: Solche schöne Musik wie Mozart und Beethoven können wir heute nicht mehr schreiben. Seine und die darauffolgende Zeit bewiesen dies bis heute. Morricone mag glaube ich auch gerade Bach und Beethoven sehr gerne.

Dann kann man auch Nietzsche recht geben im Bezug auf Brahms: Seine Musik ist die Melancholie des Unvermögens... nee, wie gemein. Brahms ist schon gut.

Kennst du das Gemälde von Danhauser, Liszt am Flügel in Gegenwart George Sands, Alexandre Dumas, Victor Hugo, Niccolo Paganini, Gioacchino Rossini's?

Liszt sitzt am Flügel, auf dem Instrument eine Beethoven Büste thronend, als geistiger Übervater und Wegbereiter der Romantik. Was auch aus der Musik so zu hören ist.

Chopin war von Beethovens Größe wohl verunsichert, weil er auch sein Werk nur partiell kannte, konnte diese aber erahnen. Seine Helden waren Bach und Mozart.

Denke man sollte bei all der Romantik und Spätromantik niemals die Roots vergessen; den Barock und die Klassik.

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Ich habe mir aufgrund der ganzen Diskusssion L'UOMO DELLA VALLE MALEDETTE, den ich auf einer alten CDR noch habe, auch mal wieder genauer angehört und bin doch auch ein wenig enttäuscht von der Musik. Da Denton ohnehin  mit traditioneller sinfonischer US-Musik aus den 50ern offenbar sehr große Probleme hat, kann ich es klar nachvollziehen, daß er mit so etwas wie diesem De Masi-Score überhaupt nicht klar kommt. Das ist völlig logisch.

Im Gegensatz zu ihm liegt mir der Stil schon, aber man muß schon sagen, es bleibt doch Alles sehr routine- und klischeehaft, kommt daher nie auch nur in Ansätzen in die Regionen eines Tiomkin, Moross oder Bernstein rein, nicht mal eines Victor Young in seinen besten Western-Arbeiten. Das klingt eigentlich teilweise am Anfang sogar ein wenig nach Bonanza und Shiloh Ranch, könnte auch aus einem B-Western der 50er von Sawtell, Buttolph, ab und an noch Duning oder Harline kommen. Mir persönlich ist die Musik ganz bestimmt nicht unsympathisch, es ist ein recht gut verarbeitetes Haupttthema drin, aber dennoch auch eher langweilige und stagnierende Phasen, sobald nicht eines der beiden Themen zum Zuge kommt. Flirrende Streicher und Tremoli sorgen dann für die üblichen Spannungsgesten der 50er, aber es geht einfach über ein bestimmtes Mittelmaß nicht hinaus. Vor Allem ist kein richtiger Personalstil hier herauszuhören - das ist für mich die große Schwachstelle des Scores. Es hört sich überhaupt nicht nach den späteren De Masi-Western-Scores an, eher vielelicht noch ab und an nach einem seiner schwächeren Peplum-Scores aus den ein, zwei Jahren davor. Und es ist von einem wirklich eingängigen und cool vorgetragenen Thema wie dem aus ARIZONA COLT natürlich meilenweit entfernt. Insofern: Wer typische Italo-Western-Muster in dem Score sucht, der kommt folglich hier nicht im Geringsten auf seine Kosten.

 

Zugegebenermaßen: Originell sind die Themen von L'UOMO DELLA VALLE MALEDETTA, aber ich habe auch nicht mehr als diesen B-Film-Charakter erwartet. An die groß auftrumpfenden symphonischen Musiken Newmans und Tiomkins kommt das natürlich nicht ran, aber diese charmante Musik war nach den ganzen unspektakulären Italowestern-Musiken und ALLA CONQUISTA DELL'ARCANSAS doch ein anderes Kaliber. ARIZONA COLT habe ich gestern erstmalig gehört und war sehr angetan.

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E VENNE IL TEMPO DI UCCIDERE - Francesco De Masi

 

Die Musik zu diesem heute vollständig vergessenem Film realisierte De Masi mit einem kleinen Ensemble. Wahrscheinlich musste aus Kostengründen das Instrumentarium stark redziert werden, sodass man durchgehend keine Streichinstrumente hört. Stattdessen stehen Gitarre, E-Bass, Spinett und Perkussion im Vordergrund. Das Schlagwerk ist hauptsächlich mit lateinamerikanischen Perkussionsinstrumenten besetzt wie Marimbaphon, Maracas und Guiro, aber auch das Drumset kommt an einer Stelle zum Einsatz. Außerdem standen dem Komponisten noch mehrere Bläser zur Verfügung, so haben die Flöte, die Bassklarinette und die Trompete einige kleine Soli.

 

Eingerahmt wird die Musik von dem Song "A Man Walks Alone", einem relativ unspektakulärem Exemplar seiner Gattung (Italo-Western-Song) in zwei fast identischen Versionen. Im zweiten Stück etabliert De Masi sogar noch zwei weitere, sehr sangliche Themen, sodass man trotz der reduzierten Besetzung auf eine unterhaltsame Musik zu hoffen wagt, doch hier sollte man sich nicht zu früh freuen. Die nächsten fünf Stücke zerfasert die Musik leider in dröge und uninteressante Suspense. Es gibt zwar hier und da einige Inseln, während derer man wieder aufhorcht, aber letzten Endes handelt es sich um sehr poppige Arrangements, die so auch ohne Probleme in einem italienischen Polizeifilmchen erklingen könnten. Immerhin ist der Anteil dieser Musik auf diesem Sammelalbum sehr knapp bemessen. Handelt es sich hier nicht um eine vollständige Veröffentlichung und sind hier also nur die Glanzlichter und Höhepunkte repräsentiert, so ist eine Erweiterung absolut nicht von Nöten. Nicht einmal als Rausschmeißer, sondern besser als Lückenfüller auf dieser CD platziert, handelt es sich um eine überaus verzichtbare Musik. Nicht einmal beim Song will der Funke so recht überspringen.

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Es ist eigentlich ein recht weiter Sprung vom Jahr 1965 nach 1968.

Ich dachte eigentlich, Du woltlest die De Masi-Scores chronologisch vorstellen. Jezt doch nicht mehr?

E VENNE IL TEMPO ist schon eine ziemlich schwache Angelegenheit. Da gibts allerdings deutlich Besseres von De Masi.

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Das sind allesamt alte Beat-CDs überwiegend aus den 90ern, und auf der letzten Seite am Ende noch 5-6 vom spanischen Vinilo-Label auch aus der Zeit. Da hat Colosseum wohl noch einige Rücklieferungen erhalten, die sie jetzt allmählich reinstellen. Von diesen Rücklieferungen hat mir ein Freund schon erzählt vor einiger Zeit. Das heißt, es dürften in den nächsten Wochen auch noch ältere CDs von anderen Labels dort ganz günstig angeboten werden.

Für mich persönlich ist bei den Beat-CDs nichts dabei, was ich noch unbedingt haben müßte. Die für mich interessanten Titel habe ich längst alle. Von ein paar der Scores gabs dann später auch noch Expandierungen ebenfalls auf dm Beat-Label wie etwa bei DALLE ARDENNE ALL'INFERNO, der dann nochmals solo erschien.

Diese Musiken kann ich durchaus empfehlen und sind für den Preis auf jeden Fall eine Anschaffung wert:

- SEPOLTA VIVA/ANTICHRISTO (Morricone)

- IL PREFETTI DI FERRO (Morricone)

- IL BACIO (Piccioni)

- CONSTANTINO IL GRANDE (Nascimbene)

- L'UOMO CHIAMATO APOCALIISE JOE/LO CHIAMAVANO TRESETTE (Nicolai)

- BERLIN '39 (Trovajoli)

- EL CABALLERO DEL DRAGON (Nieto)

- CRUSADES (Nieto)

Gar nicht so übel ist auch der sehr romantische Micalizzi LUCREZIA GIOVANE (mit Edda-Vokalise dabei). Und einen Blick auf das Frühwerk von Mario Nascimbene von Anfang 50er gestattet der Sampler mit den drei Scores CRONACA DI UN DELITTO, OPERAZIONE MITRA und LA VALIGIA DEI SOGNI.

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Es wäre auch die Möglichkeit, noch ein De-Masi-Trio für diese Reihe günstig abzugreifen. Ich denke, ich werde da nächste Woche mal zuschlagen und auch Stefan Janias Empfehlung berücksichtigen. Was man hat, das hat man.

Zur Chronologie: Ja, die ist etwas aus den Fugen geraten, da ja ARIZONA COLT und SETTE DOLLARI SUL ROSSO auf sich warten ließen. Da habe ich dann einfach weitergemacht. ARIZONA COLT ist noch in der Hörphase, zu VADO...L'AMMAZO E TORNO werde ich nach der Filmsichtung nächste Woche etwas schreiben, SETTE DOLLARI ist immer noch nicht da. Was wäre denn jetzt die korrekte Reihenfolge für: AMMAZZALI TUTTI E TORNA SOLO, QUELLA SPORCA STORIA NEL WEST, SARTANA NON PERDONA und LA SFIDA DEL MACKENNA?

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Es wäre auch die Möglichkeit, noch ein De-Masi-Trio für diese Reihe günstig abzugreifen. Ich denke, ich werde da nächste Woche mal zuschlagen und auch Stefan Janias Empfehlung berücksichtigen. Was man hat, das hat man.

Zur Chronologie: Ja, die ist etwas aus den Fugen geraten, da ja ARIZONA COLT und SETTE DOLLARI SUL ROSSO auf sich warten ließen. Da habe ich dann einfach weitergemacht. ARIZONA COLT ist noch in der Hörphase, zu VADO...L'AMMAZO E TORNO werde ich nach der Filmsichtung nächste Woche etwas schreiben, SETTE DOLLARI ist immer noch nicht da. Was wäre denn jetzt die korrekte Reihenfolge für: AMMAZZALI TUTTI E TORNA SOLO, QUELLA SPORCA STORIA NEL WEST, SARTANA NON PERDONA und LA SFIDA DEL MACKENNA?

Die korrekte chronologische Reihenfolge der Titel wäre:

- QUELLA SPORCA STORIA NEL WEST (UA: März 1968)

- SARTANA NON PERDONA (UA: Oktober 1968)

- AMMAZZALI TUTTI E TORNA SOLO (UA: Dezember 1968)

- LA SFIDA DEI MACKENNA (UA: März 1970)

 

Weder VADO L'AMMAZZO noch AMMAZZALI gehen für mich bereits in den alten, kürzeren Fassungen auf den 90er Jahre-CDs von Beat, die damals De Masi selbst wohl noch zusammengestellt hatte, über Mittelmaß hinaus. Außer dem Hauptthema ist doch da eigentlich nicht viel zu holen außer viel wenig aufregende Spannungsmache. Haben mich daher beide nie so besonders angesprochen. Man merkt halt auch, der Sound wird insgesamt ein bißchen moderner, urbaner und jazziger, paßt sich auch mehr der Pop-Musik der End-60er an und könnte dann in großen Teilen eben auch zu Polizefilmen der Zeit passen. Der klassischere Spaghetti Western-Sound von SETTE DOLLARI oder ARIZONA COLT verschwindet da so allmählich.

Ein für mich weitaus stärkeres und deftiges Hauptthema hat da im Übrigen sowieso noch 7 WINCHESTER PER UN MASSACRO von 1967. Der könnte Dir meiner Meinung nach dank seiner mitreißenden Dramatik vermutlich auch noch eher liegen.

 

Ich verstehe allerdings nicht ganz, warum Du Dich unbedingt nur auf dieses eine Genre so dezidiert kaprizierst und jetzt noch drei mittelprächtige De Masi's aus dem Beat-Sondernagebot abgreifen willst anstatt eine richtig gute CD des Komponisten, wo sich der Kauf auch mal unbedingt lohnen würde. Gerade was das betrifft, würde ich doch gerade Jemandem wie Dir, der klassische Sinfonik bevorzugt, De Masi's EROE VAGABONDO von 1966 ans Herz legen, den Kronos vor drei Jahren erstmals überhaupt herausgebracht hat. Hat selbstverständlich nichts mit Western zu tun, aber ist einfach ein ganz wunderbarer Score, den man von vorn bis hinten mit Genuß anhören kann. Warum gehst Du an so was total vorbei, nur weil Du unbedingt De Masi-Western sammeln willst? So eine Ausrichtung auf ein einziges Genre bei einem Komponisten, wo man die meiste Zeit über dann doch bei Komplettfassungen eher enttäuscht wird, ist mir nicht recht begreiflich. EROE VAGABONDO, und deshalb erwähne ich den auch, ist ein echter Geheimtipp, sicherlich eine der schönsten Musiken von De Masi überhaupt. Den Film, halb Liebesgeschichte, halb Komödie, kennt halt niemand, Musik natürlich wohl auch kaum einer. Das ist ein echter Geheimtipp.  De Masi hat eine hinreßend schöne romantische und glutvolle Musik dafür geschrieben, die wirklich bewegt. Ganz durch über 40 Minuten ohne große Schwachstellen sinfonisch durchgearbeitet, dazuhin mit herrllichen Viola und Gitarren-Soli von Dino Asciolla und Alesandro Alessandrioni.. Ich habe die CD erst vorgestern wieder zweimal laufen lassen. Das ist schon ein Hochgenuß wie man ihn bei De Masi gewiß nicht alle Tage erlebt. Klar scheint im spanischen Kolorit ein bißchen Rodrigos Concierto de Aranjuez durch, aber es ist ganz geschickt gemacht, wie De Masi darauf Bezug nimmt, während die ins Ohr gehenden und mundenden Themen selbst doch ganz von ihm sind.

Die Wenigsten werden hinter diesem Titel irgendeine aufhorchen lassende Musik vermuten, aber dieser Score ist voller Anmut und Eleganz. Auch so kann man De Masi also mal erleben.

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Ich denke auch, dass du bei diesen Nicht-Morricone-Italowestern-Soundtracks nicht einfach stur nach Komponist kaufen solltest. Bei Youtube gibt es unzählige Videos mit italienischer Filmmusik und man kann eigentlich sagen, dass es kaum einen lohnenden Soundtrack gibt, von dem nicht Ausschnitte im Netz zu finden sind. Screen Archives hat auch noch mal zusätzlich viele Ausschnitte verfügbar.

 

Insbesondere wenn du eine ganze Ladung Italo-CDs kaufen willst, kann ich dir Intermezzo Media als Händler empfehlen. Beim Kauf von etwa einem Dutzend CDs sind die Versandkosten sehr niedrig und die Lieferung kommt per Express innerhalb weniger Tage. Es gibt dort auch immer sehr gute Sonderangebote. So sind die Beat-CDs dort häufig billiger als bei Beat selber.

Ich habe hier noch ein paar Beispiele von aus meiner Sicht sehr guten Nicht-Morricone-Italowestern-Soundtracks gelistet:

Angelo F. Lavagnino - Dio non paga il sabato - GDM 4131
Anton Garcia Abril - Texas addio - Quartet MS024
Armando Trovaioloi - I lunghi giorni della vendetta - GDM7021
Bruno Nicolai - Buon funerale amigos - Gli fumavano le colt - Beat CDCR39
Bruno Nicolai - Indio Black - Verita Note VQCD10058
Bruno Nicolai - Una nuvola di polvere un grido di morte arriva Sartana - Saimel 3997910
Bruno Nicolai - Anda muchacho spara! - GDM 4150
Bruno Nicolai - Django spara per primo - GDM 4149
Egisto Macchi - Bandidos - Mask MK 704
Franco Micalizzi - Sei iellato amico hai incontrato Sacramento - Digitmovies CDDM088
G&M de Angelis - Keoma - Hexacord HCD9301
G&M de Angelis - Mannaja - Cometa CMT10016
Guido & Maurizio de Angelis - …e poi lo chiamarono il magnifico - Digitmovies CDDM 136
Guido & Maurizio de Angelis - …continuavano a chiamarlo Trinità - Digitmovies DPDM 010
Gianni Ferrio - Un dollaro bucato - Digitmovies CDDM245
Gianni Marchetti - I vigliacchi non pregano - GDM 2073
Luis Bacalov - Django - Verita Note VQCD10039
Luis Bacalov - Il grande duello - Quartet QRSCE042
Luis Bacalov - Il prezzo del potere - GDM 4152
Luis Bacalov - L' oro dei Bravados - Verita Note VQCD10045
Luis Bacalov - Lo chiamavano King - ScreenTrax CDST332
Luis Bacalov - Quien sabe - GDM 7014
Mario Migliardi - Matalo! - GDM 2068
Nico Fidenco - Per il gusto di uccidere - GDM 4137
Piero Umiliani - Crisantemi per un branco di carogne - Beat BCM 9510
Robby Poitevin - Killer Calibro 32 - GDM 4120
Robby Poitevin - Little Rita nel west - GDM 4110
Stelvio Cipriani - Un uomo un cavallo una pistola - GDM 4154
 

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Ganz objektiv gesehen ist es wohl so, daß die musikalischen Präferenzen von Denton und Mephisto zum Teil doch etwas arg auseinanderdriften. Gerade, wenn ich mir die obige Liste so ansehe, kann ich eigentlich fast vorhersagen, wie rund die Hälfte der Titel bei Mephisto sicher nicht besonders ankommen wird. So wie ich seinen Geschmack einschätze aus dem bisher Gelesenen, würde er garantiert so einige Scores davon als substanzlos, zu Beat-lastig oder zu inkohärent und seicht beurteilen. Natürlich sind auch ein paar ganz interessante Titel in der Liste drin, die man eventuell empfehlen könnte, aber sich davon einfach blindlings nur so 10 Titel zum Kauf herauszusuchen, könnte meines Erachtens eher zu noch mehr Verwirrung und Frust führen als daß es groß weiter hilft. Ich selbst kenne einige Leute, die früher in den 80ern schon zu LP-Zeiten etwas unbedarft Versuche gemacht haben, ein bißchen bei italienischen Scores einzusteigen, aber zu viele Fehlkäufe gemacht haben, weil sie sich nicht auskannten in der Materie, und dann im Endeffekt lieber wieder ganz die Finger davon gelassen haben. Insofern sind solche großen Listen ein bißchen gefährlich - vor Allem, wenn sie nicht auf den konkreten musikalischen Geschmack und das Empfinden des Gegenübers abgestellt sind. Ein wenig sollte man halt schon abschätzen können, was dem Anderen gefallen könnte oder nicht.
 

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Ich denke, dass Mephisto sehr wohl bemerkt hat, dass ich nicht den gleichen Geschmack habe wie er. Ich traue ihm auch ohne zu zögern zu, dass er sich Beispiele aus der Liste z.B. bei Youtube anhört, sich dann eine eigene Meinung dazu bildet und auch nicht nach dem ersten Fehlgriff gleich aufgibt. Vielleicht findet er über die Playlists anderer Nutzer bei Youtube Titel, die ihm zusagen. Im Gegensatz zu den 80ern muss man heute nicht mehr die Katze im Sack kaufen. Man ist nicht einmal mehr dazu verdammt, sich mit der Auswahl oder Abfolge der Musikstücke eines Albums abzufinden.

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