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Soundtrack Board

Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre


Mephisto
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Empfohlene Beiträge

Also, was ich wundert, ist der Umstand, daß Carlo Savina hier völlig übergangen wird. Deshalb möchte ich auf zwei Savina-Scores hinweisen, die wahrlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätten:

 

Comin´ At Ya!

Keine Ahnung, was Savina dazu bewogen hat, zu diesem obskuren 3D-Italowestern eine derart fulminante Musik zu schreiben (wer ihn mal gesehen hat, wird wissen, was ich meine). Bei rund 50 Minuten Laufzeit erlaubt sich die CD nicht einen Durchhänger, die Komposition ist stets durchdacht und sorgfältig ausgeführt. Sei es nun das episch-romantische Hauptthema, die furiosen Action-Tracks, oder auch nur die einsamen Cantina-Gitarren, nichts verkommt hier zum lustlos hingeschluderten Beiwerk, wie es bei vielen anderen Italowestern-Scores leider der Fall ist. Hervorzuheben ist vor allem das dramatisch-aufbrausende "Carried Away", das mich schlicht nach Luft japsend zurückgelassen hat. Und direkt danach gehts weiter mit der unendlich elegischen Streichermelodie in "Peaceful Memories". Natürlich gibt es auch einige Morricone-Anleihen, gerade in Tracks wie "A Green Wound", aber wer sich mit Savina auskennt, der wird auch viel von dessen Personalstil erlauschen.  Den Film kann man ruhigen Gewissens verpassen, der Musik sollte man jedoch unbedingt eine Chance geben!

 

L´Osceno Desiderio

Hier arbeitet Savina mit einem kleinen Ensemble und läßt viel Spielraum für Klavier, Violine und tiefe Holzbläser (Fagott?). Gerade die Violine ist hauptverantwortlich für die düster-unheimliche Stimmung, die fast den gesamten Score durchzieht (das Booklet spricht von "a devilish violin solo") Ihr solistischer Einsatz erinnert an die entsprechenden Passagen aus Savinas Western-Scores "Vivo per la tua morte" und "Joko invoca dio ...e muori", und die von Savina in Spannungstracks so gerne verwendeten gestopften Trompeten schauen auch mal kurz vorbei.

Bei dem Film handelt es sich wohl um ein bei uns nicht gezeigtes italienisches "Exorzist"-Plagiat, und wieder einmal bin ich erstaunt, was Maestro Savina für einen exquisiten, geschmackvollen Score gezaubert hat, der (da möchte ich wetten) den von ihm begleiteten Bildern mal locker das Wasser abgräbt.  Indem er auf plumpes Horrorscoring verzichtet und statt dessen auf raffiniert ausgefeilte Atmosphäre setzt, hat er ein hinreißendes, zeitlos schönes Werk geschaffen, das ich jedem Anhänger von schwarzer Romantik empfehlen kann. Erschienen ist dieser Score bei Quartet und ist dort hinter einer weiteren (zugegebenermaßen verzichtbaren) Savina-Musik versteckt: "L´Ingenua", ein Erotikfilm von 1975, der auch das Cover ziert.

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Also, was ich wundert, ist der Umstand, daß Carlo Savina hier völlig übergangen wird. Deshalb möchte ich auf zwei Savina-Scores hinweisen, die wahrlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätten:

 

Comin´ At Ya!

 Den Film kann man ruhigen Gewissens verpassen, der Musik sollte man jedoch unbedingt eine Chance geben!

 

"Völlig übergangen" kann nicht so ganz sein. Ich habe weiter oben doch ganz speziell auch auf Savinas sehr empfehlenswerten und überraschend guten COMIN' AT YA schon hingewiesen. Bin da ja eigentlich derselben Meinung: Die Anschaffung dieser CD lohnt sich.

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"Völlig übergangen" kann nicht so ganz sein. Ich habe weiter oben doch ganz speziell auch auf Savinas sehr empfehlenswerten und überraschend guten COMIN' AT YA schon hingewiesen.

Ach ja, jetzt seh´ ich´s auch... na, wenigstens einer, der mir zustimmt.

Über Ortolanis "Tuareg" hätte ich eigentlich auch was schreiben können. Wenn Du Dich erinnerst, hatte ich Dich vor einiger Zeit mit diesem Titel gelöchert. Nun ist er ja ganz offiziell erschienen. Das Hauptthema haut mich immerwieder um.

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Ich freue mich ja über jeden Tipp oder jede Anmerkung, eben auch für die interessierten stillen Mitleser. Ich selber habe seit mehreren Monaten inesgesamt über 30 Italomusiken gehört und hier besprochen. Man möge mir nachsehen, dass ich es für dieses Jahr erstmal bleiben lasse, aber Eure Empfehlung habe ich mir notiert, darunter natürlich auch COMIN' AT YOU.

Heute Abend beginnt dann Rustichelli mit UCCIDI O MUORI.

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Über Ortolanis "Tuareg" hätte ich eigentlich auch was schreiben können. Wenn Du Dich erinnerst, hatte ich Dich vor einiger Zeit mit diesem Titel gelöchert. Nun ist er ja ganz offiziell erschienen. Das Hauptthema haut mich immerwieder um.

Das ist ja auch nett. So trifft man sich also wieder. :)

Klar erinere ich mich dran, dass Du mich nach TUAREG vor rund zwei Jahren gefragt hattest. Es war ja schon überraschend, dass der Score dann tatsächlich letztes Jahr doch noch erschien, weil GDM plöllzich Zugang zum Ortolani-Nachlaß erhalten hatten. Sonst wäre das gar nicht möglich gewesen. Die TUAREG-CD ist in der Tat eine nette Sache geworden. Ich habe die auch hier.

Leider ist es ja mit den Ortolanis auch schon wieder ganz vorbei, da GDM inzwischen nur noch diese unnötigen Morricone-Doppel-CDs - eben Reissues der Reissues - macht. Demnach scheint auch Ortolanis TUAREG ganz schlecht gelaufen zu sein - vor allem, wenn man bedenkt, dass ja im Prinzip nur 300 Exemplare davon an den Start gingen und nicht mal die abverkauft wurden. Es wäre schön gewesen, wenn da noch mehr Raritäten aus dem Ortolani-Nachlaß gekommen wären, aber GDM hat die Tore wohl dicht gemacht seit Ende letzten Jahres.

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UCCIDI O MUORI – Carlo Rustichelli

 

Bei UCCIDI U MUORI handelt es sich um einen recht überflüssigen Film. Der Rachewestern, der in Deutschland unter dem Titel FÜR EINE HANDVOLL BLEI angelaufen ist, reiht klassische Motive des Westerns aneinander: Verfeindete Familiclans, die schöne Rancherstochter in Not un den schweigsamen Revolverhelden, der noch eine persönliche Rechnung zu begleichen hat. Dieser hört – natürlich – in der deutschen Synchronisation auf den Namen Ringo und wurde für UCCIDI O MUORI mit einem originellen Attribut ausgestattet: Einer Violine, der er zarte Klänge entlockt, bevor er die Bösewichte ins Jenseits befördert.

 

Für die Musik war Carolo Rusichelli verantwortlich, der auch einen obligatorischen Song lieferte, aus dem sich anschließend das thematische Material der Filmmusik speist. Das erste Thema, das das instrumentale Intro des Songs bestreitet, fungiert im weiteren Verlauf der Komposition als Seitenthema, während die Melodie der Gesangspartie das Hauptthema bildet. Dieses sehr sangliche und lange Thema wird auch von Johnny selbst im Film auf der Violine vorgetragen und erklingt zusätzlich im Zusammenhang mit der Liebesgeschichte, auch hier zart von einer Solovioline über sanfte Streicherteppiche intoniert. Für die Freundschaft zwischen Johnny und dem alten Petrack komponierte Rustichelli eine humoristisch angehauchte Version des Themas für synthetischen Pfeifklang üer eine beschwingte Begleitung der Gitarre und des Cembalos.

Für den Widersacher Griffith entwarf Rusitchelli ein knappes Motiv, das aus schnarrenden Akkorden der gedämpften Posaunen besteht, die von markigen Paukenschlägen und schrillen Trompetenklängen abgelöst werden. Die Suspense-Musik wird aus ähnlichem Material bestritten, hält sich aber vom zeitlichen Umfang her erfreulicherweise in Grenzen, da der Fokus der Musik eher auf den lyrischen Passagen mit dem cantabilen Hauptthema liegt.

 

Für die musikalische Umsetzung der Komposition stand Rustichelli ein schmal besetztes Orchester zur Verfügung, das auch um Mundharmonika, E-Gitarre, akustische Gitarre und Synthesizer zur Verfügung. Insbesondere der Synthesizer irritiert häufig, da er teilweise für die ruhigen Passagen eingesetzt wird und als Soloinstrument das Haupt- bzw. Liebesthema in einer merkwürdigen Klangfarbe, die sich irgendwo zwischen Sinuston, künstlicher Vokalise und Flötenimitat bewegt. Ob das jemals ästhetisch angenommen wurde, kann ich nicht beantworten, heute ist der Klang des Synthesizers hoffnungslos veraltet und lässt die entsprechenden Passagen leider billig erscheinen.

 

Zu den Pluspunkten der Musik gehört eindeutig das schöne Hauptthema, negativ fällt die Umsetzung – insbesondere durch den Synthsizer – auf sowie die blasse Musik für die Kontrahenten und die fehlende musikalische Abwechslung. Auszüge der Musik zu UCCIDI O MUORI erschienen 1986 zusammen mit Ausschnitten aus DIO PERDONA...IO NO und VAMOS A MATAR, BASTARDO auf einer auf 1000 Stück limiterten LP. 2012 folgte dann die vollständige Veröffentlichung auf CD im Rahmen des GDM Clubs. Wie so häufig wurden die einzelnen Passagen nicht mit Titeln versehen und die Stücke auch nicht in chronologischer Filmreihenfolge angeordnet. Anscheinend hat man alles, was sich auf den Bändern fand, auch auf die CD gepresst, sodass insbesondere vom Song „I Must Go“ unzählige Versionen auf dem Album finden.

UCCIDI O MUORI ist defintiv kein Pflichtkauf, da gibt es abwechslungsreichere und interessantere Musik (auch von Rustichelli).

 

Hier noch eine einigermaßen chronologische Sequenzierung des Albums mit neuen Titeln:

 

24 I must go

28 I must go (instrumental)

15 I must go (instrumental - mono)

17 Spots Harmonika/Angriff auf die Beerdigung/Der Sheriff trifft auf der Ranch ein/Die Postkutsche/Johnny reitet in die Stadt/Nach der Schlägerei/Spot kehrt in die Stadt zurück/Konfrontation/Johnny erreicht die Ranch/Trauer um Spot

12 Johnny spielt Violine

03 Lisa und Johnny I

02 Familie Drumont

04 Lisa und Johnny II

18 Lisa und Johnny III

22 Griffith reitet fort

05 Griffith auf dem Weg

19 Johnny und der Revolverheld/Rettung durch die Großmutter/Chester auf dem Weg

06 Abschied von Lisa

07 Johnny wird gefangengenommen

20 Johnny in der Gewalt von Chester Griffith/Hasenjagd

08 Petrack findet Johnny

09 Auf Petracks Ranch

10 Petrack und Johnny

21 Johnny und der Revolverheld II

13 Hochzeitsfest

11 Johnnys Rückkehr

29 Finale (alternativ I)

30 Finale (alternativ II)

23 Finale (alternativ III)

14 Finale (mono)

26 I must go (stereo)

01 I must go (Finale)

27 I must go (instrumental)

16 I must go (instrumental)

25 I must go (instrumental)

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UCCIDI O MUORI – Carlo Rustichelli

 

Insbesondere der Synthesizer irritiert häufig, da er teilweise für die ruhigen Passagen eingesetzt wird und als Soloinstrument das Haupt- bzw. Liebesthema in einer merkwürdigen Klangfarbe, die sich irgendwo zwischen Sinuston, künstlicher Vokalise und Flötenimitat bewegt. Ob das jemals ästhetisch angenommen wurde, kann ich nicht beantworten, heute ist der Klang des Synthesizers hoffnungslos veraltet und lässt die entsprechenden Passagen leider billig erscheinen.

Wie so häufig wurden die einzelnen Passagen nicht mit Titeln versehen und die Stücke auch nicht in chronologischer Filmreihenfolge angeordnet. Anscheinend hat man alles, was sich auf den Bändern fand, auch auf die CD gepresst, sodass insbesondere vom Song „I Must Go“ unzählige Versionen auf dem Album finden.

 

Bei dem, was Du Synthesizer nennst, handelt es sich um die sogenannte elektronische Thomas Orgel - verwandt mit der Hammondorgel - ,die gerade Mitte und Ende der 60er sehr beliebt war bei italienischen Scores:

https://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Organ_Company

 

Rustichelli hat diese elektronische Orgel, meist gespielt von Bruno Nicolai, recht gern eingesetzt damals in den 60ern. Sie taucht z.B. auch im zwei Jahre später dann entstandenen I QUATTRO DELL'AVE MARIA ziemlich oft auf - wiederum dort gespielt von Nicolai. Für heutige Ohren ist der Klang natürlich gewöhnungsbedürftig - vor allem, wenn man noch nicht so viele italienische Scores aus anderen Genres der Zeit intus hat. Mich persönlich stört diese Orgel eigentlich eher weniger bzw. habe ich mich schon lange dran gewöhnt.

 

Auf dem GDM-Album ist der UCCIDI O MUORI-Score selbstverständlich nicht in chronologischer Abfolge oben. Das steht - in Italienischer Sprache - auch im Booklet dabei, warum dem so ist. An 1966 war von CAM zunächst eine LP geplant gewesen - und dieser Albumschnitt ist in den ersten rund 25 Minuten auf der CD (Track 1-15) auch zu hören. Was danach dann erklingt, sind recht wahllos verteilte Bonus Tracks (16-24) und dann noch ein paar Dopplungen von Track 25-30, wo ein Stereo-Mix von zuvor eh bereits gehörten Mono-Tracks gemacht wurde.

 

UCCIDI O MUORI ist im Gesamtwerk von Rustichelli eher Durchschnitt. Kann man nehmen wegen ein paar ganz hübschen Tracks und dem flotten Hauptthema, aber ein Must-Have ist das natürlich keinesfalls.

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Ich störe mich auch weniger am Klang des Instruments allgemein als am Kontext. In der Petrack-Variation des Hauptthemas mit imitierten Pfeifen finde ich den synthetischen Zusatz völlig stimmig, aber wenn das Hauptthema als Liebesthema erklingt, dann gewinnt für mich immer die Soloviolinvariante. Aber wie Du ja auch schreibst: UCCIDI O MUORI ist generell verzichtbar.

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Rustichelli hat diese Orgel auch gerne verwendet, um gruselige Stimmungen zu erzeugen, z.B. in den Bava-Filmen, oder in den Fantasy-Epen jener Zeit, wenn irgendwelche Fabelwesen ihren Auftritt hatten (z.B. I Giganti della Tessaglia). Gerade dort finde ich ihren Einsatz recht effektiv.

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UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE – Carlo Rustichelli

 

UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE hebt sich erfreulicherweise von der üblichen Dutzendware unzähliger Italowestern ab. Der pessimistisch gestimmte Film erinnert in seiner Botschaft an ähnlich gelagerte und zur selben Zeit entstandene amerikanischen Spätwestern. Gebrochen wird dieser Eindruck einzig durch die spektakulär in Szene gesetzten Schießereien, die zwar genretypisch sind, aber mit der Kernaussage des Films deutlich brechen.

Im Zentrum von UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE steht das Motiv der Vergebung. Der gesetzlose Clay McCord hofft auf Begnadigung und versucht deshalb, ein berüchtigtes Banditennest auszuheben. Obwohl er sein Ziel erreicht, scheitert er letzten Endes an den Vorurteilen seiner Mitmenschen – insbesondere der Unkenntnis zweier Kopfgeldjäger, denen er nach seiner Begnadigung begegnet. McCoy ist außerdem kein klassischer (Italo-)Westernheld. Eine frühere Schussverletzung führt zu heftigen Krämpfen in seiner Revolverhand und Lähmungserscheinungen. Selten war ein Protagonist des Italowesterns so eingeschränkt wie dieser, kaum hat man jemanden so verzweifelt auf dem Krankenlager wimmern sehen.

 

Die Musik zu UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE schrieb der Filmmusikveteran Carlo Rustichelli. Hört man sich die Musik losgelöst vom Film an, ahnt man kaum, hier einer Westernmusik zu lauschen, denn Rustichelli schrieb eine durchgehend orchestrale Begleitung, die mehr in der symphonischen Filmmusiktradition steht als in der durch poppige Idiome und ausgefallene Geräuscheffekte geprägten genretypischen. Einzig der Einsatz einer E-Gitarre in den ruhigen Momenten könnte Assoziationen mit dem Western auslösen.

Den Kern der Musik bildet das melancholische Hauptthema, das insgesamt eine fallende Bewegung mit einigen Wechselnoten nachzeichnet. Diese erklingt häufig in der weichen E-Gitarre über sanfte Streicherteppiche oder in den Streichern. Rustichelli setzt es jedoch auch in den treibenden Actionmomenten ein. Auch hier wird das Thema hauptsächlich von den Streichern gespielt, dann aber von den Hörnern verstärkt und von den Rhythmen der kleinen Trommel vorangetrieben.

Die Suspense-Passagen hingegen fallen recht dröge aus, „Sequenza 7“ besteht aus einem lang anhaltenen Liegeton der Orgel, der von einem Tamtamwirbel schattiert wird. Die über fünf Minuten anhaltende „Sequenza 9“ ist sehr schematisch gearbeitet und wirkt wie ein blasser Aufguss des Beginns von „L'attentato“ aus SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD.

 

Diese drögen Suspense-Passagen halten sich jedoch sehr in Grenzen, vielmehr komponierte Rustichelli eine dramatische und fast rein orchestrale Filmmusik, in deren Laufe er mehrfach durch den versierten Umgang mit dem Hauptthema sein Können unter Beweis stellt.

Ein merkwürdiger Aspekt an dieser Musik sind jedoch die offensichtlichen und minutenlangen Anleihen bei Gustav Mahler, insbesondere dem dritten Satz aus der 4. Symphonie. Mahlers Musik erlebte zwar einige Jahre später auch durch die Verwendung des Adagiettos in TOD IN VENEDIG zwar eine Rennaissance, es ist allerdings fraglich, ob diese Musik dem Kinopublikum damals so geläufig war. Machte es Rustichelli sich hier einfach ziemlich bequem oder steckt eine besondere Absicht dahinter? Ich kann es nicht sagen.

„Sequenza 17“ ist jedenfalls eine dünn orchestrierte Variante des Beginns des dritten Satzes aus Mahlers 1. Symphonie mit dem berühmten „Bruder-Jakob“-Kanon in Moll, inklusive der anschließenden Kletzmer-Musik. Warum Rustichelli hier einige Instrumente aussparte, die Mahler vorschreibt und die auch er in seinem Orchester zur Verfügung hatte, bleibt der Spekulation überlassen. „Sequenza 18“ ist hingegen ein Zitat des fulminanten Höhepunkts des dritten Satz des 4. Symphonie und „Passioni tumultuoso“ eine, ich sage mal, „Variation“ auf den Beginn desselben Satzes.

 

Rustichelli war also ein bewanderter Komponist und auch er selbst konnte gut mit seinem Orchesterapparat umgehen. Die nicht im Film zu hörende „Sequenza 1“ ist eine fulminante Eröffnung. Sie spart noch das Hauptthema aus, etabliert stattdessen eine bedrohliche Stimmung mit den mäandernden Fagott- und tiefen Streicherlinien, über die sich ein Motiv erstreckt, das allzu deutlich an Wagners Ring-Motiv erinnert. Rustichelli bedient sich eben nur bei den Großen. Allerdings kann er UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE auch seinen persönlichen Stempel aufdrücken.

 

Ich habe keine Ahnung, wie der Aufnahmeprozess ablief. Fast wirkt es so, als hätte Rustichelli die einzelnen Stücke für bestimmte Szenen komponiert und auch aufgenommen, dennoch ist die Musik im Film dermaßen zerstückelt, dass eine genaue Rekonstruktion nicht mehr möglich ist. Stücke werden drastisch gekürzt, erklingen oft mehrfach an verschiedenen Stellen, werden ineinandergeblendet etc.

Für eine LP-Veröffentlichung wählte Rustichelli die Höhepunkte seiner Musik aus. Tatsächlich enthält dieses Album alle wichtigen Passagen. Kürzt man aus der Filmversion alle Suspense- und Saloonmusiken weg und eliminiert zusätzlich alle Wiederholungen, so kommt man auf gut 20 Minuten Musik. Interessanterweise hielt Rustichelli an den beiden Kopien von Mahlers 4. Symphonie auch für die Albumversion fest.

Ditigmovies veröffentlichte 2010 alle überlebenden Aufnahmen, darunter also auch die nicht verwendete Stücke und die „Bruder-Jakob“-Sequenz. Netterweise wurde der verbliebene Platz mit dem Album-Master aufgefüllt, sodass man sich zwischen (fast) vollständiger Filmmusik und der LP-Präsentation entscheiden kann. Das Album enthält mit „Passioni tumultuoso“ auch ein Stück, das anscheinend nicht mehr aus den Filmaufnahmen überlebt hat.

Auch der klangliche Unterschied zwischen beiden Präsentationen ist ein Grund, dem Label für diese Ergänzung dankbar zu sein, denn die Filmaufnahmen klingen mittlerweile sehr dumpf. Die LP-Version erstrahlt hingegen in gutem Stereo und wird nur selten etwas schrill.

 

Insgesamt schrieb Carlo Rustichelli zu UN MINUTO PER PREGARE, UN INSTANTE PER MORIRE eine sehr attraktive Orchestermusik, die fast allen (Italo-)Westernklischees ausweicht. In der originalen Album-Präsentation bildet die Musik ein famoses Hörerlebnis und man muss Digitmovies dankbar sein, uns diesen Schatz nun auch auf CD zugänglich gemacht zu haben.

Wer einen ungefähren Eindruck von der Filmpräsentation haben möchte, dem schlage ich folgende Reihenfolge und Tracktitel vor:

 

03 – Vorspann

02 – Erinnerung an den Tod des Vaters

04 – Clay und Duskin erreichen die Mission/Abschied

29 – Clay findet die toten Goldgräber/Escandido

06 – Clay und Laurinda

05 – Docs Leiche am Galgen I

07 – Rückblende

08 – Saloonklavier (Langfassung)

15 – Saloonklavier (Kurzfassung)

10 – Der Anfall

11 – Begnadigungsfeier

20 – Geiselnahme/Das Feuer

13 – Flucht

14 – Zuflucht/Laurinda pflegt Clay

16 – Laurindas Tod

09 – Clay wird gefoltert/Rettung

18 – Freiheit

12 – Rückblende

21 – Gefecht

19 – Clays Rückkehr

22 – Finale

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Die Musik zu UN MINUTO PER PREGARE ist in der Tat ein echtes Kuriosum - auch in Rustichellis Werkkatalog.

Um mal mit der Digitmovies-CD anzufangen, damit wir schlußendlich über dasselbe reden: Bei den Tracks der Albumfassung, die dort am Ende oben sind, wurde ziemlich geschlampt, denn es sind allein drei Tracktitel gegenüber der RCA-LP falsch bezeichnet und es ist somit auch falsch sequenziert worden und ein richtiges Kuddelmuddel entstanden. Der eigentlich letzte Track "Passioni tumultuosi", also "stürmische Leidenschaft", paßt ja gar nicht auf die ruhigen Klänge, die jetzt dort zu hören sind. :)

Also sind folgende Tracks leider vertauscht worden: Erst mal Das allerletzte Stück auf der Digit-CD (Track 29) müßte eigentlich Nummer 2 in der Albumsequenzierung mit dem Titel "Ore placide" sein, paßt zu dem Tracktitel natürlich und kommt auf der RCA-LP an der Stelle auch vor.

Dann ist die eigentliche Musik vom vorletzten Track "Atmosfere angoscia" (also "beängstigende Atmosphäre"), das heißt die einzige Spannungsmusik der Albumfassung, nun bei Digit plötzlich in Track 24 "Ore placide" zu hören. Und die Musik mit der "stürmischen Leidenschaft" ist nun im vorletzten Track "Atmosfere angoscia" zu hören, wo es gar nicht hingehört, denn eigentlich müßte das ganz hinten als letztes Stück erscheinen.

Also es ist schon ein bißchen zum Haareraufen, was hier bei der Sequenzierung alles falsch gelaufen ist.

 

Jetzt verhält sich die Sache folgendermaßen: Es ist nicht nur Mahler verarbeitet mit dem Adagio aus der 4. Sinfonie - wobei ich bei dem Aufrauschen in "Apoteosi lirismo" bislang auch immer ein wenig an Richard Strauss'  "Alpensinfonie" gedacht habe, aber klar, Du hast völlig recht mit dem Schluß vom dritten Satz bei Mahler, denn das ist es - , sondern das erste Stück "Ansia tragica" ist auch eine "Variation" von Tschaikowsky's "Manfred"-Sinfonie. Auch die Musik von "Passioni tumultuosi" kommt eigentlich von dort. Rustichelli hat noch ein paar zusätzliche Schlenker und Verzierungen eingebracht, die ganz seinem eigenem Stil entsprechen, aber die Vorlage ist trotzdem sehr eindeutig.

Als ich selbst die LP Mitte 80er gekauft habe, wußte ich das mit "Manfred" auch noch nicht, obwohl mir die Mahler-Nähe dagegen schon gleich klar war. "Manfred" kannte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht und habe das erst einige Jahre später gemerkt.

Die Frage ist also: Was ist hier passiert, zumal weder Mahler noch Tschaikowsky sonst wirkliche Stilvorbilder in Rustichellis Filmmusiken darstelllen? Normalerweise gehen die sinfonischen Rustichelli-Musiken zum einen mehr in Richtung italienischer Oper und speisen sich zum anderen aus der italienischen Folklore. Natürlich ist der ganz typisch italienische Rustichelli-Touch hier schon auch noch da, aber dass die genannten Klassik-Vorlagen hier so stark einfließen, ist schon äußerst ungewöhnlich. Ich glaube auch sicher nicht, dass es Rustichelli sich hier nur bequem gemacht hat oder dass ihm keine eigenen Themen einfielen, denn er war überhaupt einer der wunderbarsten Melodiker unter den italiensichen Filmkomponisten damals und er hatte immer ein wahres Füllhorn an Themen auf Lager. Man muß sich dazu nur ein bißchen querhören in seinem Schaffen von Ende der 40er bis in die späten 70er hinein.

Meine Vermutung ist viel eher: Regisseur Franco Giraldi war ja Klassik-Fan und er wollte wohl ziemlich eindeutig sowohl Mahler wie Tschaikoswky in dem Score zu seinem Film hören. Anders ist für mich die Sache hier absolut nicht erklärbar. Im Booklet steht ja auch "with the wish of Franco Giraldi" - also der hat da schon wohl gehörig Einfluß genommen und gesagt, ich möchte das und das. Und Rustichelli mußte dann Einiges adaptieren, was er aber in der Tat sehr gut gemacht hat, denn an sich ist-  vor allem wenn man die Vorlagen nicht kennt - das alte Album ja ein echter Hörgenuß. Für mich ist es hingegen eine Mischung aus Klassik und typischem Rustichelli-Sound, der trotz allem hier noch heraushörbar ist.

Als ich die Digitmovies-CD vor ein paar Jahren erhalten habe, war ich eigentlich am meisten ertaunt über die urplötzliche Kopie vom Anfang vom dritten Satz aus Mahlers 1. Sinfonie. Das ist ja nun wirklich fast völlig identisch in "Track 17" eingespielt worden. Im Film, wo ohnehin die meiste Musik nicht richtig vorkommt und wo alles querbeet ist mit nur kurzem Stückwerk - taucht dieser Track ja sowieso nicht auf. Aber ich frage mich auch, was soll die 1. Sinfonie von Mahler an der Stelle und warum haben die das eventuell als Alternativ-Version eingespielt? Vielleicht war der Wunsch von Giraldi da, entweder den langsamen Satz aus Mahlers 1. oder der 4. als Stilmodell zu nehmen. Ich vermute auch, daß bei den ersten 22 Tracks auf der Digit-CD alles Mögliche wild durcheinander vertreten ist, was irgendwie bei den Recording Sessions aufgenommen wurde. Ob wirklich "M"-Ansagen da waren, um das chronologisch aufzubereiten oder ob man es überhaupt wollte, ist wohl auch fraglich. Aber im Endeffekt bringts so oder so nichts, da in den Album-Tracks des Scores ohnehin alles Wesentliche vom Score schön aufbereitet drin ist. Dennoch ist es echt amüsant, den Track 17 zu hören, mit dem ich nun auch niemals gerechnet hätte vor Erscheinen der Digit-CD.

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Das mit den Titeln ist mir auch scon aufgefallen. Dann werde ich sie gemäß Deiner Anmerkung einmal umbenennen :)

 

Ansonsten kann ich Dir nur in allen Punkten voll und ganz zustimmen! Das Originalalbum ist tatsächlich ein Genuss und ich habe den Eindruck, dass die Filmaufnahmen weniger für bestimmte Szenen entstanden sind, sondern als allgemeiner Fundus. Fast kein Stück ist ja so im Film zu hören wie auf der CD. Der Auszug aus Mahlers erster hat mich auch sehr überrascht, zumal die Besetzung ja deutlich reduziert wurde. Man hört ja keine Trompeten, obwohl Rustichelli an den anderen Stücken gemessen offensichtlich zwei Trompeter im Orcheser sitzen hatte...merkwürdig.

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  • 9 Monate später...

Ich kann mich nur ganz dunkel an die Musik im Film erinnern, die mich nicht überzeugt hat. Charmanter Titelsong aber sonst recht dröge Begleitmusik. Kann mich da aber auch irren. In diesem Jahr wollte ich es jedenfalls nochmal mit COMIN AT YA, BANDIDOS, UNA NUVOLA DI POLIERE... UN GRIDO DI MORTE... ARRIVA SARTANA sowie L'IRA DI DIO und IL GIORNO DELL'IRA aufnehmen.

 

Bei GDM kann man ja gerade einige CDs für moderate Preise bekommen, wollte da jedenfalls für L'IRA DI DIO zuschlagen. Welche anderen Western-CDs können mir denn die Experten hier empfehlen, die man noch mitbestellen sollte?: 

 

http://www.gdmmusicstore.com/epages/81887.sf/it_IT/?ViewAction=View&ObjectID=1230442&PageSize=36

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Bei GDM kann man ja gerade einige CDs für moderate Preise bekommen, wollte da jedenfalls für L'IRA DI DIO zuschlagen. Welche anderen Western-CDs können mir denn die Experten hier empfehlen, die man noch mitbestellen sollte?: 

 

http://www.gdmmusicstore.com/epages/81887.sf/it_IT/?ViewAction=View&ObjectID=1230442&PageSize=36

 

Dann steht wohl bald wieder ein ganzer Karton mit neuen Filmmusik-CD's bei dir rum was?

Ich muss dir dann wieder sagen, wie viel du eigentlich dafür ausgegeben hast und du bist dann wieder total überrascht. :D

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Du warst wohl nach dem Intrada-Frühlings-Ausverkauf (25% auf alles) nicht wieder bei mir, oder? :D

Man kann mir ja immerhin nicht vorwerfen, dass ich mich mit den Sachen, die ich kaufe, auch auseinandersetze, wenn ich sie einmal ausgepackt habe (siehe oben).

 

Nochmal an alle Italowesternmusikkenner: Welche CDs nehmen nicht nur Platz im Regal weg (wie UCCIDEVA A FREDDO), sondern lassen sich auch gut anhören?:

 

Alessandro Alessandroni - SU LE MANI, CADAVERE! SEI IN ARRESTO

Gioacchino Angelo - LE MALEDETTE PISTOLE DI DALLAS

Gioacchino Angelo - TRE DOLLARI DI PIOMBO

Luis Bakalov - LA PIU' GRANDE RAPINA DEL WEST/L'ORO DEI BRAVADOS

Fred Bongusto/Berto Pisano - UN DOPO L'ALTRO

Gianni Ferrio - DJURADO

Gianni Ferrio - MASSACRO AL GRANDE CANYON

Benedetto Ghiglia - 4 DOLLARI DI VENDETTA

Benedetto Ghiglia - EL ROJO

Benedetto Ghiglia - STARBLACK

Marcello Giombini - BALLATA PER UN PISTOLERO

Vasili Kojucharov - LA COLT ERA IL SUO DIO

Michele Lacerenza - 20.000 DOLLARI SPORCHI DI SANGUE

Bruno Nicolai - I GIORNI DELLA VIOLENZA

Mario Migliardi - MATALO!

Piero Piccioni Western Quartet

Robby Poitevin - IL SUO NOME GRIDAVA VENDETTA

Carlo Rustichelli - UN TRENO PER DURANGO

Carlo Savina - JESSE E LESTER DUE FRATELLI IN UN POSTO CHIAMATO TRINITA'

Armando Trovajoli - I LUNGHI GIORNI DELLA VENDETTA

Piero Umiliani - IL FIGLIO DI DJANGO

 

Die hier würde ich auf Grund meiner eigenen spärlichen Erfahrung schonmal ausschließen:

 

Nico Fidenco - ALL'ULTIMO SANGU

Angelo Lavagnino - L'UOMO DALLA PISTOLA D'ORO

Angelo Lavagnino - DIO NON PAGA IL SABATO

Angelo Lavagnino - VENDETTA PER VENDETTA

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Nochmal an alle Italowesternmusikkenner: Welche CDs nehmen nicht nur Platz im Regal weg (wie UCCIDEVA A FREDDO), sondern lassen sich auch gut anhören?:

 
Es ist nicht allzuviel Tolles bei der Sonderangebots-Aktion von GDM drin, was man unbedingt braucht. Es stechen eigentlich mit I LUNGHI GIORNI DELLA VENDETTA von Trovajoli und I GIORNI DELLA VIOLENZA von Nicolai nur zwei Titel heraus, deren Musiken richtiggehend zünden. Die beiden, vor allem den Trovajoli, kannst Du auf jeden Fall nehmen.
Darüber hinaus ist die Viertelstunde der alten LP von Robby Poitevins IL SUO NOME GRIDAVA VENDETTA noch ganz annehmbar und macht Spaß, viel mehr bräuchte man davon aber eigentlich auch nicht. Persönlich finde ich Rustichellis UN TRENO PER DURANGO noch recht hübsch, hat aber auch einige komödiantische Passagen und eben viel mexikanisches Flair - ähnliches Hauptthema wie es Nicolai dann ein Jahr später für CORRI UOMO CORRI verwendet hat, wobei Nicolai bei DURANGO natürlich Dirigent war - drin. Zum Nebenbeihören wie auch Lavagninos L’UOMO DALLA PISTOLA D’ORO (gehört noch zu den besseren Lavagnino-Western-Scores) ganz gut geeignet, aber bestimmt keine der besten Arbeiten des Komponisten. Auch das Piccioni-Western-Quartet hat durchaus einige interessanten Momente, insgesamt aber doch viel Mischmasch.
Alles andere, was in der Liste noch so kreucht und fleucht, kann man von meiner Warte aus bis auf den ein oder anderen Main Title eher vergessen.
 
MIO NOME È SHANGAI JOE von Nicolai hat ein paar ganz gelungene Einzeltracks, driftet aber in der anderen Hälfte in etwas dröge Spannungmusik ab. Man kann sich die Musik auch in anderer Form auf der BUON FUNERALE AMIGOS-CD von Beat geben, da beide Scores zum Großteil identisch sind und BUON FUNERALE für MIO NOME drei Jahre später recycelt wurde. Wenn ich mich recht erinnere, so hat BUON FUNERALE sogar noch die ein oder andere Variante mehr vom Hauptthema drin, aber es ist echt schon lange her, daß ich mir das angehört habe.
 
Kleine Anmekrung noch: Was ich nach wie vor nicht begreife, ist, wie man sich unbedingt nur auf dieses eine Western-Genre innnerhalb der italienischen Filmmusik fixieren will und deshalb viele und vor allem viel interessantere Sachen einfach außen vor läßt. Na gut, mich geht das ja eigentlich nichts an und ich weiß, was ich im italienischen Bereich selbst haben will und was nicht, aber es ist schon ein bißchen schade, wenn man sieht, wie jemand auf die Art an vielen anderen Scores blind vorbeiläuft.
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UN DOPO L´ALTRO würde ich nicht leichtfertig übergehen. Mir zumindest hat der es echt angetan. Als ich den damals gekauft habe, hatte ich keine großen Erwartungen, und war dann ziemlich begeistert. Starker Score!

Ansonsten sind da noch ganz hübsche Sachen dabei, nur von MATALO rate ich eher ab.

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Schade, dass Luis Bacalov hier als Komponist glaub nur einmal kurz erwähnt wurde. Habe die Blu-Rays DJANGO und QUIEN SABE?, den Soundtrack von Quien Sabe auf  meiner Xbox 360 und kann anhand dieser beiden Filmmusiken Bacalov jedem, der Morricone, Nicolai oder De Masi schätzt (nicht das ich da jemand bestimmten hier ansprechen will...) nur wärmstens empfehlen ;)

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Danke für die Empfehlungen. Von Bacalov habe ich DJANGO, IL GRANDE DUELLO und THE MAN CALLED NOON.

Und noch einmal zu dem nachvollziehbaren Kommentar, warum ich schon wieder nur nach Westernmusik gefragt habe: Ich liebe dieses Genre filmisch und musikalisch. Der eigentliche Plan war, ein bisschen in die Italowesternmusik hineinzuschnuppern und dann weiter zu den amerikanischen Western zu gehen, allerdings bin ich dann durch die GDM-Angebote und vor allem Eure tollen Empfehlungen viel länger beim Italowestern "kleben" geblieben als geplant. Deswegen habe ich dann auch die amerikanische Westernmusik, von der sich hier einiges angesammelt hat, verschoben. Bei mir wecheln Filmmusik und die sogenannte E-Musik immer blockhaft. Seit letztem Herbst, also nach den letzten Besprechungen hier, habe ich bis jetzt keine Filmmusik mehr gehört, aber es waren immer noch ein paar Empfehlungen eurerseits offen, die ich gerne in ein paar Wochen nachholen möchte. Bereichert um die neuen Empfehlungen von Stefan, Angus Gunn und Clapton, mit denen ich mich übers Wochenende vielleicht kurz auseinandersetzen kann, werden das wahrscheinlich die letzten Italowesternzugänge zu meiner Sammlung für eine lange Zeit.

 

Ich habe diesen Thread ja nicht umsonst der gesamten italienischen Genrefilmmusik gewidmet und habe ja z.B. auch bei der Collosseum-Collector's-Edition nicht ausschließlich Italowesternmusik bestellt, als sie noch sehr gut sortiert war. Meine Hoffnung, dass hier weitere Freunde italienischer Filmmusik herausragende Beiträge aus dem Peplumgenre oder den Krimis vorstellen, ist ja leider nicht erfüllt worden. Tatsächlich würde ich gerne auch mal eine Peplum-Reihe machen, aber das muss wahrscheinlich bis zum nächsten Jahr warten.

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Danke für die Empfehlungen. Von Bacalov habe ich DJANGO, IL GRANDE DUELLO und THE MAN CALLED NOON.

Und noch einmal zu dem nachvollziehbaren Kommentar, warum ich schon wieder nur nach Westernmusik gefragt habe: Ich liebe dieses Genre filmisch und musikalisch. Der eigentliche Plan war, ein bisschen in die Italowesternmusik hineinzuschnuppern und dann weiter zu den amerikanischen Western zu gehen, allerdings bin ich dann durch die GDM-Angebote und vor allem Eure tollen Empfehlungen viel länger beim Italowestern "kleben" geblieben als geplant.

 
Das ist eben doch der ganz deutliche Unterschied zu meiner üblichen Herangehensweise. Ich habe noch nie rein nach Genre gesammelt, weder im US-Bereich noch im italienischen Bereich. Ich kaufe mir ja auch nicht von den bekannten US-Komponisten nur Western-Scores. Warum sollte ich das auch machen?

Mir geht es auch nicht mal um irgendwelche populären Genres innerhalb der italienischen Filmmusik, sondern einfach darum, ob mir die Musik und der Stil an sich eines Scores aus welchem Bereich auch immer gefällt oder nicht.

 
Gerade Bacalov oben ist ein ziemlich gutes Beispiel. Von seinen frühen Sachen, wenn mir jetzt mal gerade die Italo-Western nehmen, sind ein paar ganz nett anzuhören, aber doch fast immer sehr stark von Morricone geprägt und in seinem Schatten entstanden. Man höre nur mal das Solo-Vokalisen-Hauptthema von IL GRANDE DUELLO und die Vorlage ist in einem ein paar Monate davor komponierten Morricone-Score recht gut zu finden. Die komödiantischen Western-Scores von ihm – auch bei den GDM-Sonderangeboten zu finden – sind dagegen äußerst schwach und belanglos und braucht man sich echt nicht zulegen.
Für mich ist Bacalov im Prinzip erst ab den 80ern, also seit  etwas mehr als 30 Jahren, richtig interessant geworden, wo er sich aus dieser Genre-Fessel lösen und einen ihm eigenen kompositorischen Stil entwickeln konnte mit den für ihn so typischen melodischen Arabesken und der delikaten Instrumentierung, wo man ihn sofort immer heraushört. Das sind aber genau die Sachen, die Genre-Fans gar nicht mehr kennen oder groß beachten. Für mich zählen daher zu den schönsten Bacalov-Scores gerade nicht die üblicherweise genannten alten Western-Musiken aus den 60ern und frühen 70ern, sondern viel eher die elegischen Sachen ab Mitte 80er wie UN AMOUR INTERDIT, LA MASCHERA, IL POSTINO, POLISH WEDDING, LES ENFANTS DU SIÈCLE, MARCINELLE oder auch erst vor zwei Jahren der wunderbare HIDDEN MOON. Also ganz klar: Genre allein interessiert mich nicht, sondern viel mehr, ob mir der Stil des Komponisten bei einer Musik zusagt oder nicht. Nur darum gehts doch letztendlich.
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  • 2 Monate später...

Auf geht's in die zweite Runde :D

 

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Vasco Vassil Kojucharov & Elsio Mancuso

 

Den Auftakt macht dieser Kojucharov-Sampler, der vom Collosseum-Ausverkauf letztes Jahr (viele werden sich erinnern) noch bei mir rumlag. Kojucharov hatte eine beachtliche Karriere hinter sich: Studium (mit Auszeichnung) unter Aram Chatschaturjan, Kolloboration mit Nino Rota und - Vertonung von Italowestern. Von Kojucharovs breiter Kenntnis des klassischen und romantischen Kanons spürt man in seinen Italowesternmusiken allerdings wenig. Diese drei Musiken schrieb er 1968 zusammen mit seinem Kollegen Elsio Mancuno. Wie sich die Zusammenarbeit gestaltete, kann ich nicht sagen.

Die auf diesem Sampler von Beat Records musikalisch vertretenen Filme sind heute längst vergessen - zu Recht, könnte man sagen. Bei den schnell heruntergekrubelten Produktionen stand wahrscheinlich kein allzu großes Budget für die Musik zu Verfügung, sodass auf der ganzen CD fast gar keine Streicher zu hören sind. Stattdessen arbeitete der Komponist mit einem Ensemble aus diversem Schlagzeug, Blechbläsern, E-Gitarren, E-Bass, einigen Holzbläsern, Mundharmonika und elektrischer Orgel. Dementsprechend poppig fällt die Musik dann auch aus. Die Vertonungen aller Filme sind monothematisch angelegt. Man muss es Kojucharov zu Gute halten, dass er ganz schicke Melodien erfinden konnte, die er auch prominent einsetzt. Die unverzichtbaren Suspensepassagen mit flirrenden Orgelklängen, Bongowirbeln und "feuchten" E-Bassklängen werden stets von charmanten Darbietungen des jeweiligen Hauptthemas gerahmt, häufig von der Trompete oder der Flöte über Gitarrenakkorde und Drumset intoniert. Italowestern-Feeling kommt streckenweise gut auf, wirklich zu packen vermag einen aber keine der Musiken, die für einen besseren Hörfluss zu kleineren Suiten zusammengestellt wurden. Zum Nebenbeihören ganz nett, aber weit von einem Pflichtkauf entfernt.

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Weiter geht's mit einem weiteren Beat-Records-Trio:

 

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Den Auftakt macht Vasco Vassil Kojucharovs und Elsio Manuscos Musik zu UNA LUNGA FILA DI CROCHE, der hierzulande anscheinend nicht verliehen wurde. Wie die drei Vertonungen des Duos aus dem Jahre zuvor ist auch diese Musik von 1969 monothematisch gearbeitet. Einer dreiminütigen flächigen Suspensepassage mit den üblichen Stilmitteln folgt eine treibende Darbietung des Hauptthemas, das in den folgenden Stücken immer wieder leicht variiert wird. So erklingt es mal in der Solomundharmonika oder solistisch von den Bläsern über der Rhythmus-Sektion vorgetragen. Zuletzt begegnet einem das Thema auch als schmissiger Song, der einmal auf Italienisch und einmal auf Englisch vertreten ist und bereits zum Filmstart auf EP erschienen ist. Die italienische Variante wurde auch auf die "Spaghetti Western Encyclopedia Vol. 2" von King Records aufgenommen.

Das Herzstück bilden 30 Minuten aus Carlo Rustichellis Musik zu TUTTI OER UNO, BOTTI PER TUTTI, der hierzulande korrekt übersetzt unter dem Titel EINER FÜR ALLE UND PRÜGEL FÜR ALLE verliehen wurde. Dieser spätere Italowestern versucht ähnlich wie SHANGHAI JOE oder TAKE A HARD RIDE  das sterbende Genre durch die Anreicherung anderer Genres wiederzubeleben. Rustichellis Komposition ist eine eindeutige Gelegenheitsarbeit und eine ziemlich alberne Angelegenheit. Ähnlich poppig wie der vorherige Beitrag ist diese Musik hauptsächlich für eine Rhythmussektion, diverses Schlagzeug und einige Bläser gesetzt. Rustichelli schrieb für die "Karate Cowboys" eine klischeehaft pentatonische Musik für Flöten, Marimba, Xylophon und allerlei "fernöstlichem Geklingel". Später scheut er auch nicht vor einer Anlehnung an den "Einzug der Gladiatoren" und "La Cucaracha"-Paraphrasen zurück, der Einsatz der elektrischen Orgel in "Blows for all" ist nur noch entsetzlich.

Das Schlusslicht bildet dann Mario Migliardis Musik zu PREGA IL MORTO E AMMAZZI LE VIVO, der mit einem fast psychedelischen Song eröffnet. "Who is that man" wird hübsch lasziv vorgetragen und könnte auch den Vorspann zu einem Giallo begleiten. Die nachfolgenden Sequenzen basieren melodisch auch alle auf der Songmelodie, eine wenig ansprechende Instrumentalvariante mit Orgel ist ebenfalls vertreten. Eine übliche, aber verdauliche Portion Suspense gibt es natürlich auch hier, bevor mit "I'm not your pony" der zweite Song eingeführt wird, der in der vokalen Version das Album auch beendet.

 

Es ist schon erstaunlich, welcher Musik sich Beat Records hier angenommen hat und dass sich anscheinend eine Käuferschaft für diese koriosen Titel findet. So lobenswert dieses Unterfangen auch ist, man fragt sich, wer die Zielgruppe sein soll: Nostalgiker? Fans der Filme? Zum Nebenbeihören mögen einige Passagen ganz nett sein, insbesondere die Songs und das schön lyrische "Dart and Alice" aus Rustichellis Musik, aber es lohnt kaum der Mühe, die Perlen aus dem 74 Minuten langen Album herauszufiltern, die sich im Veregleich mit anderen Beiträgen auch nur als Durchschnitt entpuppen.

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  • 2 Wochen später...

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GDM präsentiert uns mit dem "Piero Piccioni Western Quartet" eine bunte Mischung aus den vier Musiken zu heute längst vergessenen Italowestern. Den Auftakt macht die orchestrale Vertonung zu IO NON PERDONO… UCCIDO, einer teilweise überraschend "genreanonymen" Musik. Das Hauptthema erklingt in der Solotrompete über die beschwingte Begleitung. Diese etwas eigenwillige Melodie, geprägt von einem charakteristischen große Sekunde-Pendel vermag durchaus zu überzeugen wie auch die restlichen Stücke. Das schmelzende Liebesthema kommt relativ genreanonym daher und könnte mit den schmachtenden Streichern und sanften Hornklägen auch in einem Melodram oder Historienfilm untergekommen sein. Die Sologitarre für die "Cantina" verbreitet hingegen schönes Lokalkolorit und auch die "Dramatische Sequenz" mit einem erbitterten Arrangement des Hauptthemas vermag durchweg zu überzeugen.

Nach einem starken Beginn geht es dann aber relativ schnell abwärts. Die vier eingestreuten Stücke zu UNA COLT IN MANO AL DIAVOLO haben dabei eher archivalischen Charakter. Das sehr poppig arrangierte Hauptthema kommt gleich in drei Varianten daher, wobei schnell der Eindruck entsteht, bei der ersten Alternativfassung handelt es sich lediglich um eine "Karaoke"-Version, da die Melodiestimme fehlt und nur die Rhythmussektion zu hören ist. Die vier Minuten lange Suspensepassage in der Mitte ist verzichtbar.

Den größten Raum nimmt mit der Musik zu IN NOME DEL PADRE, DEL FIGLIO E DELLA COLT leider ein sehr schwacher und abwechslungsarmer Beitrag ein. Das Bossa-Nova-artige Hauptthema vermag kaum Westernflair zu versprühen. Anschließend wechseln sich in immer derselben Reihenfolge flächige Suspensepassagen, nervige Salonmusik und stereotypische "Ritt"-Musik ab. Immerhin: Als Bonusstück hat GDM eine Klavieraufnahme Piccionis beigefügt, die der Komponist offensichtlich zu Demozwecken aufgenommen hat. Die vielen falschen Töne trüben allerdings sehr den Hörgenuss und gerade in dieser Klavierfassung wird deutlich, wie charakterlos das Thema eigentlich ist.

Den Abschluss macht ein weiteres Kuriosum: Die Musik von IL GUISTIZIERE DI DIO wurde vollständig von Alessandro Alessandroni eingespielt, der hier pfiff, Gitarre und Synthesizer einspielte. Die beiden Hauptthemen bereiten in gepfiffener Version mit Gitarrenbegleitung einige Freude, doch sobald wie in den übrigen Passagen der Akkordeon-Synthesizer hinzugezogen wird, wird die Begeisterung stark getrübt.

 

Irreführend ist auch der Aufdruck "World Premiere Complete Recordings", der auf dem Cover prangt. Ich habe nicht alle vertretenen Filme vollständig gesehen, aber beispielsweise zu IO NON PERDONO… UCCIDO weiteres Material vernommen. Auch denke ich, dass GDM die Titel vertauscht hat, denn zu Beginn von UNA COLT IN MANO AL DIAVOLO hört man eindeutig die Titel Musik aus IO NON PERDONO. 

Letzten Endes handelt es sich bei diesem Album um einen Artikel für Hardcore-Fans, Komplettesten oder Leute, die sich an Kuriositäten erfreuen. Bei mir wird IO NON PERDONO… UCCIDO wahrscheinlich noch des Öfteren laufen, die anderen hingegen so schnell nicht mehr.

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Marcello Giombini - BALLATA PER UN PISTOLERO

 

BALLATA PER UN PISTOLERO wurde in Deutschland unter dem Titel ROCCO - DER EINZELGÄNGER VON ALAMO verliehen. Marcello Giombini schuf für diesen Film eine recht stereotype, aber ansprechende Musik für kleinere Besetzung, die auf zwei Themen aufgebaut ist. Das erste Thema besteht hauptsächlich aus verschiedenen Dreiklangsbrechungen der E-Gitarre über einen vorwärts preschenden Rhythmus der kleinen Trommel, unterstützt von einem E-Bass und von einem schlichten Kontrapunkt der Violinen flankiert, die fast ausschließlich in den Darbietungen des ersten Themas erklingen. Dieses begleitet anscheinend diverse Reit-Szenen, während ein zweites, melancholisch-sangliches im weiteren Verlauf des Films etabliert wird. Dieses wurde schließlich auch als Song für Vermarktungszwecke umfunktioniert und ist auf verschiedenen Italowestern-Samplern vertreten. GDM machte schließlich 2005 die vollständige Musik in Form einer limitierten CD zugänglich und presste nach deren Ausverkauf 300 weitere Exemplare. Über die gesamte Spielzeit von einer knappen Dreiviertelstunde entpuppt sich Giombinis Musik insbesondere in der ersten Hälfte als relativ dröge Angelegenheit, da sich nach dem Lust auf mehr weckenden Prolog und der Vorspannmusik, die mit dem ersten Thema ordentlich Italo-Western-Atmosphäre versprüht, mehrere Suspense-Passagen aneinanderreihen, die lediglich von zwei unspektakulären Salon-Musiken unterbrochen werden. Giombinis Suspense-Anteile sind ohne Frage kompetent gemacht, gehen aber über das funktionale Spannungsmalen mit einigen Melodiefragmenten, gezupften Klaviersaiten etc nicht hinaus. Auch die Vertonung des zentralen Banküberfalls mag im Film seine Wirkung entfalten, auf CD schinden die knapp drei Minuten Musik mit einem trockenen Puls der E-Gitarre, Tomtom-Rhythmen, einigen Bongo- und Beckenwirbeln sowie mehreren Paukenglissandi kaum mehr Eindruck. In der zweiten Albumhälfte gewinnt die CD jedoch deutlich an Zugkraft. Das schmissige Reitthema und das gesangliche Hauptthema werden mit einigen mexikanischen Passagen bereichert und Suspense hört man fast gar nicht mehr. Die unterschiedlichen Varianten der beiden Themen sind zwar nicht sonderlich originell, können aber durch die Instrumentation ordentlich Italowesternflair wecken. Den Abschluss macht dann die Song-Version des Hauptthemas.

Insgesamt handelt es sich um kein Muss, sondern lediglich um eine stereotype Italowesternmusik, die bei einer gelungenen Titelauswahl aber über rund 20 Minuten zu unterhalten und Spaß zu machen vermag.

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