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Italienische Genre-Filmmusik der 50er-70er Jahre


Mephisto
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Empfohlene Beiträge

vor 13 Stunden schrieb Mephisto:

Danke für den Tipp. Während GLI SCHIAVI PIÙ FORTI DEL MONDO mittlerweile komplett erhältlich ist, scheint die CAM-CD mit VENDETTA DI SPARTACUS leider vergriffen. Mich interessiert ja COL FERRO E COL FUOCO, der zwar kein Peplum-Film ist, aber ganz interesant scheint, weil de Masi und Giovanni Fusco anscheinend die Arbeit aufgeteilt haben wie Herrmann und Newman bei THE EGYPTIAN. Gibt's sonst noch einen furiosen und mitreißenden Peplum-Score von de Masi solo, den ihr empfehlen könnt?

Letztens wurde ja I SETTE GLADIATORI von Giombini angekündigt. Könnt ihr das empfehlen oder eher nicht?

Digitmovies hat in den letzten zwei Jahren ja doch recht wahllos viel Zweit- und Drittklassiges gebracht, wenn sie denn noch ein paar Sachen aus dem Peplum-Genre veröffentlicht haben. Musikalisch trägt das in den meisten Fällen keine volle CD. Auch der SETTE GLADIATORI von Giombini selbstverständlich nicht. Eine Doppel-CD davon mit jetzt sogar mehr als 80 Minuten wird mit absoluter Sicherheit zur akustischen Tortur und ist vollkommen übertrieben. Ich würde das ganz bestimmt nicht kaufen wollen. Für Genre-Komplettisten ja, aber ansonsten würde ich davon abraten. Der Score hat ein griffiges dahergaloppierndes Hauptthema, das sehr oft vorkommt und noch ganz nett ist, aber auch äußerst viel dahindräuende Spannungsmusik-Leerlauf und eher plumpe Actionpassagen, die abseits vom Film nicht funktionieren werden, weil nicht wirklich kompositorisch großartig durchgestaltet. Typisch durchschnittliche Peplum-Musik, von denen es Dutzende gibt. Wenn man so was auf CD veröffentlichen will, dann würde es eine kurze Suite mit nicht mehr als 10 Minuten voll und ganz tun und das Essentielle wäre damit auch abgedeckt. Du kannst das natürlich kaufen wie Du vieles aus dem Spagehtti-Genre gekauft hast und dann sehr oft eben doch nicht zufriedengestellt wurdest.

Die COL FERRO E COL FUOCO-CD habe ich selbst hier und ist zum Teil durchaus interessant. Es ist allerdings schon etwas mühsam anzuhören, da 45 (!) Tracks einfach nur hintereinader gehängt wurden. Somit gibt es viele kurze Tracks, wo sich oft kaum ein musikalischer Gedanke groß entfalten kann, denn dann kommt schon wieder der nächste Cue. Das hätte man schon deutlich besser editieren können. Es gibt einige mitreißende und kraftvolle Stücke und die zwei Hauptthemen von Fusco, die bereits in der Titelmusik von Track 2 vorgestellt werden, haben schon reichlich Verve. Ich dachte auch ursprünglich, Fusco und De Masi hätten sich die kompositorische Arbeit aufgeteilt, aber wenn man De Masis Worten aus einem Video-Interview (auf Youtube zu finden) Glauben schenklen darf, dann war dem doch nicht so:
”In 1962 I made 22 films. I began with a film which originally I should not have done, but for which Giovanni Fusco was scheduled. But Fusco had to go to Paris for another picture. So Venturini, the producer, asked me if I could help Fusco. Fusco was a great musician. I met him and he said. “You sense...” It was an important film, COL FERRO E COL FUOCO, taken from the novel by Sienkiewicz, with John Barrymore. A great cast. Anyway, Fusco left me with two themes and I developed them and then wrote the complete score. When doing the mixing, the producer Venturini said to me: “Your work is very good.” Straight away, he gave me 4 or 5 films, one after the other... An unbelievable series of films.”

De Masi macht seine Sache nicht schlecht, es gib einige dramatisch starke Momente in dem Score und man hört öfters mal den Einfluß von Mussorgsky oder auch ein wenig Tschaikoswky heraus. Die CD ist kein absolutes Muß, aber kann man nehmen, wenn man bereit ist, auch einige Abstriche dabei in Kauf zu nehmen.
Der Roman von Henryk Sienciewicz wurde an  1999  ja in Polen nochmals verfilmt mit einem ausgesprochen aufwendigen und schönen Score von Krzesimir Debski. Die CD wurde damals ja auch in Deutschland vermarktet unter dem Titel WITH FIRE AND SWORD (OGNIEM I MIECZIEM). Lohnt sich unbedingt und hat vor allem ein tolles Vokalisen-Hauptthema, das einem nicht mehr so leicht aus dem Ohr geht.

SOLIMANO IL CONQUISTATORE von De Masi hatte ich auch mal vor vielen Jahren auf LP hier, aber hat mir nie besonders zugesagt und habe ich bald wieder abgegeben. Fand ich auf Dauer doch recht ermüdend und nicht wirklich herausragend von den Themen her.

Da Du mit COL FERRO E COL FUOCO nun eh schon im 17. Jahrhundert gelandest bist, kannst Du auch im selben Jahrhundert gleich nach Italien rüberwandern zum Nationalepos I PROMESSI SPOSI von Alessandro Manzoni. Daraus wurde an 1964 auch ein halber Sandalenfilm – als Film nichts wirklich Besonderes – gefertigt, der eine meiner Lieblingsmusiken von Rustichelli enthält, der vor zwei, drei Jahren von Kronos endlich auch auf CD veröffentlicht wurde und dort wohl eher ein Schattendasein fristet, weil viele den Score überhaupt nicht kennen. Diese Musik würde ich selbstverständlich logischerweise noch deutlich mehr empfehlen als den dagegen auf  CD-Länge etwas zerfasernden COL FERRO E COL FUOCO. Die Musik ist wirklich leidenschaftlich, schwelgend und zum Teil opernhaft dramatisch angelegt - wobei es natürlich auch charmant Gewitztes oder Nostalgisches gibt - mit einer Vielfalt an melodisch berückenden Themen, ab und an mit Chor angereichert. Gerade die von intensiver Tragik durchwebten Tracks  "Peste magnificat" oder "Marcia appestati", die hörbar von der Scarpia-Musik aus dem zweiten Akt von Puccinis "Tosca" beeinfußt sind, kann ich auch nach vielen Jahren und obwohl ich die Musik ja sehr gut kenne immer wieder mit großem Genuß hören. Wenn Du Dir was Gutes antun möchtest, dann kaufe die CD. Was die Bonus Tracks auf der CD gegenüber dem früheren LP-Schnitt anbetrifft: Ein paar davon sind durchaus ganz reizvoll, ein paar Andere mit statischer Spannungsmusik dagegen kein Zugewinn. Klanglich ist es selbst mit etwas Rauschanteil eine Verbesserung gegenüber der LP, da diese ein merkwürdiges Pfeifgeräusch auf beiden Plattenseiten enthielt – und das nicht nur bei meinem Exemplar. Zum Glück ist das auf der CD nun endlich weg.

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vor 13 Stunden schrieb Mephisto:

I MONGOLI und SALADINO sind jetzt ebenfalls auf der Liste :)

 
Dann gebe ich Dir gleich mal Tipps zum Basteln für die SALADINO-CD, die ich ein paar anderen im Cinemusic-Forum vor einiger Zeit auch schon mit auf den Weg gegeben habe.:)
Ansonsten wird die CD ein etwas hartes Brot für Dich, da das nämlich leider mehr oder weniger  eine editorische Nullnummer darstellt.
Also los gehts:
 
"Die LP ist eigentlich eher wie eine Library-LP geschnitten mit der arabischen Folklore und ruhig-elegischen Stücken auf der A-Seite, mehr Dramatischeres dann auf Seite B, aber wenn man den Film kennt ist es schon absolut haarsträubend. Völlig wirr sequenziert wie kaum eine andere CAM-LP der Zeit, so daß musikalische Zusammenhange ziemlich flöten gehen. Es kann ja eigentlich nicht sein, daß der "Main Title", wo das Hauptthema in heroischer Manier vorgestellt wird, erst das drittletzte Stück auf der B-Seite sein soll und das Finale gar nicht erst auftaucht.
Ich habe die Kronos-CD seit ein paar Tagen jetzt hier und werde mir das in der Art wie es dort dargeboten ist wohl in Zukunft nicht durchhören. Man muß hier ähnlich wie bei der NACKTEN MAJA selbst einigermaßen Ordnung schaffen, denn sonst kann man den kompletten Score auf der CD mehr oder weniger vergessen.
Es gibt nämlich sozusagen drei Blöcke auf der CD:
1) Der alte LP-Schnitt von Track 1-14
2) Die Bonus-Tracks von Track 15-28, wo mit Sicherheit die Cue Sheets von CAM mit den dementsprechenden "M"s Kronos vorlagen, denn diese Stücke sind durchweg ziemlich filmchronologisch sequenziert
3) Der Rest ab Track 29 ist kunterbuntes Durcheinander, wo garantiert keine "M"s zur verfügung standen und man dann nicht wußte wohin noch damit.
Klanglich gesehen ist es ein wenig besser als die LP, aber es stellen sich trotzdem in etwa dieselben Probleme ein: räumliche Enge, manchmal kleine Verzerrer, eine Tonschwankung mal da, mal dort und ab und an auch ein bißchen dumpf. Das war ja die erste Musikaufnahme mit größerem Orchester für einen Film in Kairo damals und die besten technischen Voraussetzungen dürften nicht gegeben gewesen sein. Für mich ist das durchaus noch akzeptabel, wer klanglich ganz hohe Ansprüche stellt wird allerdings etwas enttäuscht sein. Die drei arabischen Tänze (Track 1,5 und 6) sind klanglich auffallend besser, wurden sicherlich aber separat aufgenommen und stammen laut Titelvorspann im Film sowieso gar nicht von Lavagnino selbst, sondern von einem gewissen A. Saad Le Pine, der für die orientalische Musik im Film zuständig war.
Bei den Bonus Tracks gibt es durchaus einige gewinnbringende Stücke, die den Score noch thematisch ausgereifter erscheinen lassen. Natürlich auch Überflüssiges mit minutenlangem, rein atmosphärischem "On Scene"-Getrommel und Gepauke, das auf CD gar nichts bringt. Ich persönlich würde, wenn ich die arabischen Tänze als Bonus nach hinten stelle und das Essentielle vom orchestralen Score in filmchronologische Ordnung bringe, auf etwas mehr als 50 Minuten kommen. Das ist schon um Einiges mehr als auf der LP war, insofern kommt da schon was zusammen.
Zum Film gibt es noch zu sagen: Es kursieren sehr unterschiedliche Fassungen. Ich habe zwei auf Videokassette hier, die ich mal kopiert bekam: Zum Einen die arabische mit englischen Untertiteln mit 145 Minuten (in ziemlich mieser Bildqualität) und die auf 95 Minuten zusammengestauchte italienische (farblich deutlich besser). Die italienische Version macht den Film praktisch zu einem belanglosen Sandalenfilmchen, verzichtet auf viele Dialogszenen und bechränkt sich überwiegend auf viel Schlachtengetümmel. Es gibt aber eine leicht erotisch angehauchte Szene mit dem "Danza nella taverna", die wiederum in der längeren arabischen Fassung fehlt. Letztere enthält zudem noch eine zweiminütige Sequenz vor dem eigentlichen Titelvorspann. Also alles äußerst kurios und unüberschaubar.
Die ursprünglich mal 170 Minuten lange Fassung kenne ich persönlich nicht, ich weiß nicht, ob die überhaupt noch irgendwo existiert. In der 145 Minuten-Version tauchen aber nicht alle Musiktracks der CD auf - z.B. fehlt eigenartigerweise das längere "Dolore di Saladino" total -, dafür gibt es aber noch ein paaar weitere Cues, die wiederum nicht auf der CD sind wie z.B. ein ganz reizvolles Cembalo-Thema für das französische Königspaar. Wahrscheilnich war das im CAM-Archiv nicht mehr erhalten.
Ich habe mal die meines Erachtens musikalisch wichtigsten Stück dem Film entsprechend unten sequenziert. Wer also nicht nur ein regelrechtes musikalisches Durcheinander haben will, sondern ein bißchen einen thematischen Zusammenhang, der kann sich ja bei dem "Track-Fahrplan" (jeweils unten mit der vorangestellten Tracknummer der CD) so wie er will bedienen. Und wie gesagt ist "Dolore di Saladino" natürlich chronologisch unklar, daher habe ich ihn mal einfach an einer für mich passend erscheinenden Stelle eingesetzt:

Tr. 15: Attacco della carovana
Tr. 12: La leggenda di Saladino (= Main Title)
Tr. 10: Le truppe di Saladino
Tr. 2: Santa Sophia
Tr. 7. Tragica disfatta
Tr. 17: Dopo il massacro
Tr. 3: Alba sul fiume
Tr. 4: Dolore di Saladino
Tr. 18: Attacco notturno
Tr. 20: Te deum laudamus
Tr. 21: Luisa
Tr. 8: Timpani minacciosi
Tr. 22: L'incontro
Tr. 11: La marcia delle crociate
Tr. 31: Cavalcata tonante
Tr. 23: L'amore di Luisa
Tr. 24: Luisa salva Aissa
Tr. 25: Il ritorno di Aissa
Tr. 26: Re Ricardo cavalca
Tr. 14: La benedizione delle truppe
Tr. 13: Il corteo di Re Ricardo
Tr. 27: Battaglia di Gerusalemme
Tr. 28: Finale

Bonus Tracks:
Tr. 29: Suite di temi vari
Tr. 1: Folklore Arabo
Tr. 5: Danza nell'oasi
Tr. 6: Danza nella taverna

Track 9 "Ossessione drammatica" auf der LP ist übrigens nur eine Alternativ-Version von Track 24 "Luisa salva Aissa" mit dem Unterschied, daß dieses Stück gleich zweimal hintereinander gespielt wird (auf LP/CD) und in der Begleitung bei Nummer 9 Klavier statt Harfe wie bei Track 24 vorkommt. Sonst ist das im Prinzip eigentlich fast identisch."
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vor 4 Stunden schrieb Mephisto:

Was mich noch immer ein bisschen wundert: Den Italowestern hört man das niedrige Budget ja auch oft musikalisch an, wenn da nur 7 Musiker irgendwelche Pop-Plattitüden rumdudeln, dann glaube ich nicht, dass das in allen Fällen eine rein künstlerische Entscheidung seitens Regisseur und Komponist war. Hatten die Peplum-Filme in der Regel mehr Regie oder wie kommt es, dass da anscheinend öfters voll besetzte Orchester zum Einsatz gekommen sind?

 
Man muß bedenken: Die Peplum-Filme sind ja fast alle ein paar Jahre vor den Italo-Western entstanden. Zu der Zeit wie natürlich auch in den 50er Jahren war generell noch ein größeres Musikbudget vorhanden bei den italienischen Filmproduktionen. Schon ab Mitte der 60er und als die Popmusik überall ganz stark in die Filmmusik eindrang, wurde natürlich dann in vielen Fällen schon mehr gespart als zuvor, weil man merkte, daß für die Billigproduktionen gerade bei den Spaghetti-Western ja gar nicht mehr vonnöten war.
Roman Vlad, der ja eigentlich von der Klassik herkam (er war später künstlerischer Leiter der Mailänder Scala und der römischen Oper und schrieb auch ein Buch über Strawinsky) und insgesamt rund 60 Filmmusiken vertonte, erzählte mir an 2007, als ich ein Interview mit ihm machte, daß in den 40ern und 50ern normalerweise ein rund 50-60 Mann starkes Orchester zur Verfügung stand für die Filmmusik-Aufnahmen in Italien. Vlad als eher seriöser Komponist hat den Trend zur leichten Musik schon sehr früh Mitte 60er zu spüren bekommen (wie ja auch die Golden Age-Komponisten in den USA) und deshalb zu dem Zeitpunkt dann auch fast aufgehört, noch Filmmusiken zu komponieren.
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Stefan! - Tausend Dank für die ganzen Hinweise. Dann habe ich GLI SETTE GLADIATORI jetzt auf die Wartebank geschoben, mal sehen, was Angus darüber zu berichten weiß. Aus der Western-Geschichte habe ich ja schon gelernt, daher habe ich ja auch schnell dank Eurer Hinweise den Genre-Hahmen gelockert. Es wird, wie gesagt, noch einige Wochen dauern, bevor ich in die Peplum-Kiste steige, aber die ganzen Hinweise - insbesondere auch zu Saladino - und die Hintergrundinfos sind sehr hilfreich - und wahrscheinlich/hoffentlich nicht nur für mich so interessant!

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Reich ist relativ... ;)

Kenne den Marktpreis nicht und bis auf die Roman Vlad Musik dürfte es die meisten Scores der CD mittlerweile auch einzeln geben. Damals als ich die CD vor einigen Jahren gesucht hatte, konnte ich sie nur über Umwege in Japan auftreiben - vielleicht gibt es ja jetzt den ein oder anderen Second-Hand-Anbieter mehr.

Falls nicht, kannst Du ja nochmals über das "reich" nachdenken... :)

 

 

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vor 11 Minuten schrieb JuergenH:

Reich ist relativ... ;)

Kenne den Marktpreis nicht und bis auf die Roman Vlad Musik dürfte es die meisten Scores der CD mittlerweile auch einzeln geben. Damals als ich die CD vor einigen Jahren gesucht hatte, konnte ich sie nur über Umwege in Japan auftreiben - vielleicht gibt es ja jetzt den ein oder anderen Second-Hand-Anbieter mehr.

Falls nicht, kannst Du ja nochmals über das "reich" nachdenken... :)

 

 

Du hattest mal Anfang 2008 versucht, mein Exemplar für 50 Euro zu ergattern...;)

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Ich weiß gar nicht, ob es Sinn macht, sich allein am Peplum-Genre lang zu orientieren. Bei Rustichelli könnte man ja auch den sehr schönen "Il Ladro di Bagdad" ergänzen, da ansonsten ja nicht in die Liste passt, stilistisch aber letztlich auch nicht weit weg ist. Von De Masi mag ich noch "Maciste, L'eroe Piu' Grande del Mondo" von 1963 ganz gerne. Vendetta ist zwar kompositorisch deutlich besser, Maciste hat für mich aber nicht weniger markante Themen zu bieten. Finde den den eigentlich ebenfalls sehr unterhaltsam

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vor 2 Stunden schrieb Mike Rumpf:

Ich weiß gar nicht, ob es Sinn macht, sich allein am Peplum-Genre lang zu orientieren. Von De Masi mag ich noch "Maciste, L'eroe Piu' Grande del Mondo" von 1963 ganz gerne. Vendetta ist zwar kompositorisch deutlich besser, Maciste hat für mich aber nicht weniger markante Themen zu bieten. Finde den den eigentlich ebenfalls sehr unterhaltsam

 
Ja, MACISTE L´EROE PIÙ GRANDE DEL MONDO ist auch recht akzeptabel und hat ganz nette Themen. Allerdings wirkt es manchmal dann auch recht chaotisch und etwas albern, wenn De Masi bei Action-Passagen blecherne Klangmassen einfach übereinander stapelt. An sich kein schlechter Score, aber auch keiner, der je zum Dauerbrenner bei mir geworden wäre.
 
Wie ich ja schon öfters in diesem Thread hier geschrieben habe, verstehe ich auch den Sinn nicht, starr den Blick nur auf ein populäres italienisches Film-Genre zu richten, um dort nach bestimmten prägenden musikalischen Formeln Ausschau zu halten – egal ob das nun Spaghetti-Western oder Peplum ist. Ich weiß auch nicht, was das einbringen soll.
Für mich persönlich existieren diese Grenzen nicht und ich würde mich im Leben nicht auf diese zwei, drei Genres festlegen wollen. Die jeweilige Musik und ihre Machart zählt doch und der Stil eines Komponisten – und das Schöne dabei ist ja gerade eben, daß es auch in Italien viele interessante Sachen in der Filmmusik zu entdecken gibt völlig unabhängig von irgendwelchen gefragten Genres
Bei einer Begrenzung auf die paar wenigen Fan-Genres verpaßt man meiner Meinung nach dagegen viel zuviel.
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vor 16 Stunden schrieb JuergenH:

Viel kann ich zu dem Thema auch nicht mehr beisteuern, möchte nur noch den alten Ursus-Sampler von Cinevox empfehlen wegen der tollen Ursus Musik von Roman Vlad - CD ist aber nicht einfach zu bekommen.

Beim französischen Priceminister ist die CD derzeit für 30 Euro zu bekommen:

http://www.priceminister.com/offer/buy/1025707004/i-film-di-ursus-roman-vlad.html

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vor 25 Minuten schrieb Stefan Schlegel:
 
Ja, MACISTE L´EROE PIÙ GRANDE DEL MONDO ist auch recht akzeptabel und hat ganz nette Themen. Allerdings wirkt es manchmal dann auch recht chaotisch und etwas albern, wenn De Masi bei Action-Passagen blecherne Klangmassen einfach übereinander stapelt. An sich kein schlechter Score, aber auch keiner, der je zum Dauerbrenner bei mir geworden wäre.
 
Wie ich ja schon öfters in diesem Thread hier geschrieben habe, verstehe ich auch den Sinn nicht, starr den Blick nur auf ein populäres italienisches Film-Genre zu richten, um dort nach bestimmten prägenden musikalischen Formeln Ausschau zu halten – egal ob das nun Spaghetti-Western oder Peplum ist. Ich weiß auch nicht, was das einbringen soll.
Für mich persönlich existieren diese Grenzen nicht und ich würde mich im Leben nicht auf diese zwei, drei Genres festlegen wollen. Die jeweilige Musik und ihre Machart zählt doch und der Stil eines Komponisten – und das Schöne dabei ist ja gerade eben, daß es auch in Italien viele interessante Sachen in der Filmmusik zu entdecken gibt völlig unabhängig von irgendwelchen gefragten Genres
Bei einer Begrenzung auf die paar wenigen Fan-Genres verpaßt man meiner Meinung nach dagegen viel zuviel.

Ich persönlich bin zugegebenermaßen ein Genre-Freund. Mich interessiert, wie Filmemacher sich innerhalb des Rahmens eines bestimmten Genres bewegen, ob und wie sie ihn sprengen etc. Dabei interessiert mich momentan das Western-Genre (auch außerhalb der italienischen Grenze) besonders. Ich mag einfach die Atmpshäre, den Stil, der mit bestimmten Filmgenres verbunden ist. Andere sagen mir größtenteils nicht zu wie aktuelle Science-Fiction- und Superheldenfilme. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich nur Western-, Römer- und Noir-Musiken bei mir im Regal stehen habe, aber die Erkundung bestimmter Felder (Epochen, Komponisten, Gattungen) nicht nur in der Filmmusik bestimmt seit Jahren meine musikalische Horizonterweiterung.

Aber nochmal: Ich habe ja schon - bevor ich noch irgendeine CD von Euren Empfehlungen gekauft habe - den Rahmen stark gelockert und Ihr seid mit Euren Empfehlungen bezüglich Historienfilme bei mir ja auf offene Ohren gestoßen.

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vor 5 Stunden schrieb Mike Rumpf:

Ich weiß gar nicht, ob es Sinn macht, sich allein am Peplum-Genre lang zu orientieren. Bei Rustichelli könnte man ja auch den sehr schönen "Il Ladro di Bagdad" ergänzen, da ansonsten ja nicht in die Liste passt, stilistisch aber letztlich auch nicht weit weg ist.

"Genre" ist ein weites Feld. Nur weil hier momentan alles auf Peplum-Kurs ist, heißt das ja nicht, dass man den nicht auch hier vorstellen oder besprechen kann. Außerdem haben die Leute von Digitmovies diesen Titel selber ja auch in ihre Peplum-Reihe eingegliedert. Die sehen das also auch nicht so eng...

 

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Es ist halt immer auch eine Frage der Perspektive. Wer nur am musikalischen Gehat interessiert ist, braucht vermutlich keine Genregrenzen zu ziehen. Wer aber unterschiedliche filmmusikalische Herangehensweisen/Konzepte innerhalb eines Genres oder Subgenres untersucht, der muss sich natürlich schon gewisse Grenzen setzen. Ich persönlich finde beide Perspektiven interessant, finde es immer wieder auch reizvoll, mal die Filme zu den Musiken zu sehen, um besser zu verstehen, warum ein Komponist wie gearbeitet hat bzw. arbeiten musste.

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Die beiden Perspektiven schließen sich ja aber nun keinesfalls aus. Ich würde etwa mal von mir behaupten wollen, daß ich schon als Kind genügend Peplum-Filme gesehen habe, um mir davon ein Bild zu machen bzw. um die Musiken und die Art wie sie normalerweise in bestimmten Sequenzen eingesetzt werden, recht genau zu kennen. Das brauche ich von daher nicht extra erst noch zu studieren. Viel interessanter ist es, beim Sehen der Filme dabei auf die unterschiedlichen musikalischen Stile zu achten und auf die persönlichen Handschriften, sofern es sie gibt. Hat man einige der Filme gesehen, dann wird man sehr schnell einen Nascimbene von einem Rustichelli zu unterscheiden lernen. Und damit gehts meist los: Über bestimmte früher gesehene Filme leitet sich dann ja auch das Interesse an den Scores ab, die man auf Tonträger haben möchte. So jedenfalls ist es bei mir gelaufen. Und dann gehts weiter, daß einem der musikalische Stil eines Komponisten schon geläufig ist, man ihn mag und den auch in anderen Genres etwas abgeändert wiederfindet. Jedenfalls lernt man so die ganz spezifischen Melodieführungen und Instrumentierungen der Komponisten mit der Zeit sehr gut kennen.
Und eins muß man auch noch feststellen: Bei den wirklichen Billigproduktionen ist oft die Musik noch das Beste überhaupt am Film, so daß man sich den, wenn man genügend Erfahrung gesammelt hat, in einigen Fällen dann fast schenken kann.
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L'UOMO, L'ORGOGLIA, LA VENDETTA – Carlo Rustichelli

Mit L'UOMO, L'ORGOGLIA, LA VENDETTA legte Regisseur Luigi Bazzoni eine interessante Verfilmung des Carmen-Stoffes vor. Der Film basiert auf dem Roman „Carmen“ von Prosper Mérimée, wobei die Originalfassung des Films kein Italowestern im reinen Sinne ist, spielt der Film im Original tatsächlich in Spanien. In Deutschland ließ man es sich nicht nehmen, auch diesen Film zu einem Teil der nonexistenten DJANGO-Reihe zu machen. Dass Originaldarsteller Franco Nero auch hier die Hauptrolle spielte, machte es dem Verleiher noch einfacher, L'UOMO, L'ORGOGLIA, LA VENDETTA kurzerhand in MIT DJANGO KAM DER TOD umzutaufen. Doch selbst das und die Verlegung der Handlung nach Mexiko konnte dem Film nichts anhaben. Die tragische Geschichte eines rechtschaffenden Soldaten zu einer freiheitsliebenden Frau, die ihn ins sichere Ungluck stürzt, wurde mit überzeugenden Darstellern umgesetzt. Klaus Kinski brilliert in einer Nebenrolle und darf natürlich einen zweiminütigen Leinwandtod sterben.

Für die Musik war Carlo Rustichelli verantwortlich, der eine umfangreiche und packende Musik zu dem Film beisteuerte. Rustichelli stand ein voll besetztes Orchester und für einige wenige Passagen auch ein Chor zur Verfügung. Bereits die Vorspannmusik entpuppt sich als ein packendes und mitreißendes Erlebnis, in dem der Komponist noch keine Themen etabliert, sondern mit brodelnden Klangflächen, einigen Gitarrenfiguren und gedehnten Flamenco-Idiomen ein bedrohliches Mosaik entwarf. Auf der visuellen Ebene erhält man bereits einen Vorgeschmack auf das Schicksal, das den Protagonisten letzten Endes ereilen wird. Doch direkt nach der Eröffnung wird die unbehagliche Stimmung schnell verdrängt, während die Geschichte zwischen dem Offizier José und der Zigeunerin Carmen aufkeimt. Hier herrschen zarte Töne vor, das Hauptaugenmerk liegt auf spanischem Kolorit. Das leicht melancholische Thema Josés wird dabei häufig von der Gitarre gespielt wie auch zwei wichtige diegetische Stücke: Ein Flamenco für einen Tanz Carmens und eine Habanera, die während der ersten Liebesnacht von der Straße ins Fenster klingt.

Doch schon bald kommen Misstrauen und Eifersucht an die Oberfläche. Hier etabliert Rustichelli ein neues Motiv, das offensichtlich der berühmten „Carmen“-Oper von George Bizet Tribut zollt. Bizet komponierte ein unerbittliches Schicksalsmotiv, das stets von zwei Orchesterschlägen bekräftigt wird. Auch Rustichellis Eifersuchts-Motiv ist ähnlich aufgebaut: Auf eine klagende, sich windende Streicherfigur folgen zwei dumpfe Schläge in der großen Trommel und den gezupften Bässen. Der Komponist stiehlt hier nicht dumm bei einem Kollegen, sondern schafft eine gelungene Referenz. Zum Schluss wird dieses Eifersuchtsmotiv in brutalem Tutti inklusive des Chors den Film beschließen.

Während also ruhige Klänge in der ersten Filmhälfte vorherrschen und insbesondere die Gitarre als wichtige Klangfarbe dominiert, übernimmt insbesondere im mittleren Drittel das Orchester als Ganzes die Führung. Für den Überfall auf einen reichen Engländer und die körperlich ausgetragenen Differenzen zwischen José und Carmens Ehemann Garcia (Kinski) komponierte Rustichelli mehrere Actionmusiken, die es an Kraft und Brutalität mit jeder anderen Italomusik aufnehmen können. Schrille Trillerfiguren der Holzbläser und Streicher, voranpreschende Schlagzeugrhythmen, markige Blechfiguren – hier bleibt kein Auge trocken!

L'UOMO, L'ORGOGLIA, LA VENDETTA gehört eindeutig zu den abwechslungsreichsten und mitreißendsten Musiken, die das Genre zu bieten hat. Carlo Rustichelli zeigt sich hier als wahrer Könner und übertrifft auch mehrere seiner eigenen Arbeiten.

Der Film ist zu fast zwei Dritteln mit Musik unterlegt, sodass Rustichelli rund 75 Minuten für den Film aufnahm. Die Höhepunkte wurden bereits als LP-Album und später auch auf CD veröffentlicht, bevor Digitmovies 2012 die fast vollständige Filmmusik nachreichte. Dabei wurden wieder einmal die unveröffentlichten Stücke als Bonussektion an die originale Albumzusammenstellung gehängt und falsch betitelt. Tatsächlich handelt es sich nur bei einem Stück wirklich um eine Alternatiffassung eines anderen Stücks. Sämtliche anderen Passagen sind auch im Film zu hören. Ich habe unten eine Zusammenstellung der CD nach dem Film erstellt, falls jemand genauere Titel haben will und die Musik auch in Filmreihenfolge hören möchte. Das komplette Album mag durch die viele Wiederholung irgendwann etwas ermüden, in der kurzen Albumversion um einige Stücke aus der Bonussektion ergänzt, handelt es sich aber um ein packendes Erlebnis. L'UOMO, L'ORGOGLIA, LA VENDETTA sei jedem ans Herz gelegt, der etwas für spanisches Flair und mitreißende Orchesteraction übrig hat!

 

01 – Vorspann

02 – Carmen am Tor

26 – Carmens Flucht/Arrest

03 – Carmens Tanz

15 – Carmens Tanz (mit Perkussion)

09 – Festmusik

07 – Carmen und José

05 – Die erste Liebesnacht

23 – Der nächste Morgen/José bei Dolores Pastias

31 – Carmen und José bei der Mauer

04 – In der Kirche

22 – José verfolgt Carmen

30 – José im Fieberwahn

19 – José und Remendado/Der Kuss

08 – José und Carmen am See

16 – José und Carmen am See (alternativ)

17 – Planung des Überfalls

25 – In der Villa des Engländers

06 (00:00 – 02:13) – Kutschfahrt/Sprengung des Felsens

18 – Die Kutsche nähert sich

06 (02:14 – 03:51) – Garcia stiehlt die Kutsche/José nimmt die Verfolgung auf

20 (01:03 – 2:33) – José bringt die Kutsche zurück/Schießerei

10 – Garcia verfolgt den Soldaten/José findet Remenado

28 – Remenados Tod

29 – José und Garcia kämpfen

21 – Durch die Wüste

27 – Carmen geht fort/Sonnenuntergang/Im Versteck

11 – Messerkampf

12 – Garcias Tod

24 – Miguels Anfall/José berichtet von Garcias Tod

13 – Carmen und José

14 – Carmens Tod

32 – Josés Tod/Finale

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Na also, da hat sich der Kauf der CD doch – wie erwartet - gelohnt.:)
 
Ich möchte noch kurz auf den musikalischen Vorläufer von L´UOMO, L´ORGOGLIO, LA VENDETTA hinweisen, nämlich I CAVALIERI DELLA VENDETTA von 1964, den Kronos auch auf CD herausgebracht hat:
Zu LP-Zeiten – das war damals eine der teuersten und gesuchtesten Filmmusik-Platten überhaupt – wurde der Film in Sammlerkreisen zwar früher auch oft als Italo-Western gehandelt, er ist aber in Wirklichkeit keiner, sondern es handelt sich dabei um ein im Spanien des frühen 19. Jahrhunderts angesiedeltes Banditenepos mit Lino Ventura in der Hautprolle. Rustichellis Musik besticht dabei durch ganz ähnliches spanisches Kolorit wie bei L´UOMO, L´ORGOGLIO, LA VENDETTA, auch die Instrumentierungen und Melodieverläufe kommen der später entstandenene Musik schon sehr nahe. Vielleicht ist L´UOMO, L´ORGOGLIO dank der starken dramatischen Parts insgesamt noch ein Quentchen stärker, aber CAVALIERI hat auch seine Meriten und ist auf alle Fälle hörenswert. 
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  • 2 Wochen später...

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L'IRA DI DIO - Michele Lacerenza

L’IRA DI DIO wurde in Deutschland mittlerweile unter drei Titeln verliehen: LONESOME –  DER ZORN GOTTES, DER EINSAME sowie DJANGO – EIN SILBERDOLLAR FÜR EINEN TOTEN, obwohl der Protagonist dieses Rachewesterns von der Stange weder LONESOME noch DJANGO hießt.

Michele Lacerenza war nicht nur als Dirigent und Komponist tätig, sondern ein ausgezeichneter Trompeter, der von Ennio Morricone für die Trompetensoli für die Aufnahmen von dessen Musik zu Sergio Leones DOLLAR-Trilogie gewonnen werden konnte.

Auch in seiner Filmmusik zu L’IRA DI DIO spielte Lacerenza die Solopartien für Trompete ein – und derer gibt es erwartungsgemäß viele. Das Hauptthema eröffnet mit einer großen virtuosen Geste des Klaviers über einem Streicherteppich, bevor die Trompete mit einem klagend-mexikanischem Motiv einsteigt. Dieses Motiv wird über die Liegetöne der Streicher und rollende Läufe des Klaviers mehrfach modifiziert und steigert sich, bevor es sich in einem sanglichen Thema entlädt. Hier fährt Lacarenza sogar noch einen kleinen Chor auf und ein dezenter Rhythmus des Drumsets verleiht dem Arrangement einen leicht poppigen Anstrich. Der Aufbau mit einem A-Teil, der hauptsächlich eine Steigerung durch die Modifikation eines prägnanten Motivs erzielt, und einem sanglichen, poppig instrumentierten B-Teil ist ein typisches Muster für die Vertonung von Titelsequenzen in italienischen Westernproduktionen (ich verweise an dieser Stelle auf I GIORNI DELLA VIOLENZA von Bruno Nicolai und I LUNGHI GIORNI DELLA VENDETTA von Armando Trovaioli).

Diesem Hauptthema stellt Lacerenza zwei weitere Melodien zur Seite: ein schmissiges Ritt-Thema in den Hörnern, das von den Trompeten und Posaunen flankiert wird, sowie ein sehr ruhiges, in sich gekehrtes Thema, das fast immer von der Solotrompete über schlichte Begleitung der Streicher, manchmal auf von dem Chor verstärkt, gespielt wird. Dem Klavier kommt in den wenigen kurzen Suspense-Passagen eine wichtige Rolle zu: Hier grummelt es zusammen mit der Pauke und anderer Perkussion für eine im Film effektvolle Spannungserzeugung.

Wenn man davon ausgeht, dass GDM auf ihrer CD aus dem Jahre 2006 sämtliche erhaltenen Aufnahmen gepresst hat, so nahm Lacerenza rund eine Stunde Musik für L’IRA DI DIO auf – auf den ersten Blick eine ganze Menge. Allerdings handelt es sich bei 80% des auf CD gehörten Materials um zahlreiche Einspielungen der drei thematischen Hauptelemente: Dem Haupt-, dem Ritt- und dem langsamen Thema. So stimmungsvoll diese drei Kompositionen auch sind, eine ganze CD lässt sich mit den immergleichen Darbietungen dieses Materials nicht gut bestreiten und so ist der Kunde gezwungen, eine eigene Auswahl zusammenzustellen, damit ihm die durchaus gelungene Musik nicht bald auf die Nerven geht. Die wenigen Suspensepassagen können dabei natürlich unberücksichtigt bleiben. Als wirkliche Fundstücke entpuppen sich aber die Einspielungen des Hauptthemas (20, „Cantina messicana“) und des langsamen Themas (17, „The Last Souvenir“) als Gitarrensolo. Diese verleihen den Melodien Lacerenzas nicht nur eine ganz neue, intimere Stimmung, sondern heben sich von dem durchgehenden Klangbild der Musik wohltuend ab.

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Die Lacerenza-Scores gefallen mir ausgesprochen gut. Die Wiederholungen sind aber in der Tat, wie du schon ganz richtig beschrieben hast, des Guten zu viel. Und eines möchte ich noch ergänzen: In Track 3 gibt es immerhin mal ein alternatives Ritt-Thema, das aber, wenn ich mich jetzt nicht irre, auch nur dieses eine Mal vorkommt. Schade eigentlich, denn es hätte, öfters gebracht, für Abwechslung sorgen können. Die Themen an sich, besonders das Hauptthema, sind jedoch wirklich hörenswert.

Mit kleineren Einschränkungen gilt das auch für die beiden anderen Lacerenza-Western-CDs, die bei GDM erschienen sind. Ich bin jedenfalls jetzt erstmal wieder auf den Geschmack gekommen. Beim Schreiben dieser Zeilen läuft 20.000 Dollari sporci di sangue. Laut und bei offenem Fenster, damit auch der Nachbar was davon hat :D.

Mal sehen, ob ich kommende Woche die angekündigte Rückmeldung von "Sette Gladiatori" geben kann. Wenn die denn endlich mal käme...:rolleyes:

Bis dahin...

 

 

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BANDIDOS - Egisto Macchi

BANDIDOS stammt aus der Hochphase des Italowesterns. Der überaus brutale und schnörkellos inszenierte Film handelt gleich mehrere in diesem Genre beliebte Motive ab: den Revolverschützen, der sein Handwerk nicht mehr ausüben kann, den jungen, von einem alternden Revolverschützen ausgebildete Pistolero, der seinen Mentor rächen möchte sowie feiste mexikanische Banditen und Gewissenskonflikte.

Die Musik zu BANDIDOS war die erste Filmmusik des  italinischen Komponisten Egisto Macchi, der neben Konzertwerken auch im experimentellen Bereich und der Musique Concrète unterwegs war. Davon spürt man in seiner Komposition zu BANDIDOS eher weniger, denn Macchi schrieb nicht nur eine größtenteils melodische und eingängige Musik, sondern orientierte sich offensichtlich an den Vorgaben des Genres. So arbeitete der Komponist mit der typischen Besetzung von Streichern, einigen Bläsern, E-Gitarre, E-Bass, Schlagwerk inklusive Drumset und Mundharmonika. Das Hauptthema ist sehr poppig arrangiert und präsentiert in der Solotrompete ein zweiteiliges Thema mit Ohrwurmqualität: Auf den ersten, eher melancholisch gehaltenen Teil des Themas folgt eine in helle Dur-Sphäre getauchte Melodie von eher beschwingtem Charakter. Besonders dieser zweite Teil wird häufig von Instrumenten wie der Trompete, der Gitarre oder der Mundharmonika über sanfte Streicherteppiche oder Gitarrenarpeggien – so insbesondere in Nr. 8 „Calle messicana“ – intoniert. In der Musik dominiert insgesamt eine sehr melancholische Stimmung, die selten aufgebrochen wird. Für den Zugüberfall zu Beginn des Films komponierte Macchi mit den treibenden Rhythmen der Pauken, der kleinen Trommel und später auch der Gitarre, über die sich Klangballungen oder einzelne Motive in den Blechbläsern türmen, eine äußerst „dreckige“ und „harsche“ Actionpassage, die man so selten im Italowestern hört. Auch die Suspensepassagen mit den scharfen Xylophonmotiven, die unisono mit gedämpften Beckenschlägen nervöse Streicher durchzucken, liegen über den durchschnittlichen kompositorischem Niveau ähnlicher Produktionen. Zu den besonders gelungenen Momenten gehört auch die Musik direkt im Anschluss an den blutigen Zugüberfall, in dem die Trompete eine melancholische, typisch mexikanisch anmutende Tonumspielung (ein Motiv, das auch an anderer Stelle auftaucht,) über sanfte Liegetöne der Streicher.

Über zehn Jahre nach der Uraufführung des Films wurde eine LP mit 33 Minuten Musik zu BANDIDOS veröffentlicht, die alles Wichtige enthielt. Schließlich erfolgte auch eine CD-Veröffentlichung mit 12 zusätzlichen Minuten Musik die analog zu ähnlichen erweiterten Veröffentlichungen das zusätzliche Material einfach hinten an das Albumprogramm hängen. Hierbei handelt es sich beim Bonusmaterial zu BANDIDOS um zwei Source-Stücke (einmal Gitarre, einmal Klavier) und eine verzichtbare Suspensepassage. Der Albenschnitt enthält – wie so oft – mit dem Hauptthema, und den beiden Stücken zum Zugüberfall die stärksten Momente direkt zu Beginn. Die über fünf Minuten lange Suspensepassage „Alta Tensione“ vermag über die lange Dauer kaum zu fesseln und auch für die restlichen Stücke wurden mehrere Titel zusammengefügt, um auf längere Laufzeiten der einzelnen Stücke zu kommen. Darüber, inwiefern solche Kopplungen unabhängiger Kompositionen sinnvoll sind, lässt sich natürlich streiten. Insgesamt eröffnen einem mehrere Hördurchgänge noch viele Feinheiten, wo sich bei anderen Italowesternmusiken schnell Langeweile einstellt. Definitiv eine Bereicherung der Sammlung und ein hörenswertes Album!

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Am 1.7.2017 um 11:36 schrieb Angus Gunn:

Die Lacerenza-Scores gefallen mir ausgesprochen gut. Die Wiederholungen sind aber in der Tat, wie du schon ganz richtig beschrieben hast, des Guten zu viel. Und eines möchte ich noch ergänzen: In Track 3 gibt es immerhin mal ein alternatives Ritt-Thema, das aber, wenn ich mich jetzt nicht irre, auch nur dieses eine Mal vorkommt. Schade eigentlich, denn es hätte, öfters gebracht, für Abwechslung sorgen können. Die Themen an sich, besonders das Hauptthema, sind jedoch wirklich hörenswert.

Mit kleineren Einschränkungen gilt das auch für die beiden anderen Lacerenza-Western-CDs, die bei GDM erschienen sind. Ich bin jedenfalls jetzt erstmal wieder auf den Geschmack gekommen. Beim Schreiben dieser Zeilen läuft 20.000 Dollari sporci di sangue. Laut und bei offenem Fenster, damit auch der Nachbar was davon hat :D.

Mal sehen, ob ich kommende Woche die angekündigte Rückmeldung von "Sette Gladiatori" geben kann. Wenn die denn endlich mal käme...:rolleyes:

Bis dahin...

 

 

L'IRA DI DIO ist meine bisher einzige Westernmusik von Lacerenza, die ich zwar gerne höre, aber dringenden Nachholbedarf habe ich, was diesen Komponisten angeht, momentan nicht. Werde bei Gelegenheit aber nochmal ein Ohr bezüglich 20.000 DOLLARI SPORCI DI SANGUE riskieren.

Auf SETTE GLADIATORI bin ich gespannt, habe die bei meiner Peplum-Bestellung diese Woche erstmal ausgelassen.

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vor 21 Stunden schrieb Mephisto:

Die Musik zu BANDIDOS war die erste Filmmusik des  italinischen Komponisten Egisto Macchi, der neben Konzertwerken auch im experimentellen Bereich und der Musique Concrète unterwegs war.

 
Wie kommst Du denn darauf, daß BANDIDOS Macchi´s erste Filmmusik gewesen sein soll? Das stimmt niemals, denn Macchi hat bereits seit 1961 diverse Musiken zu Abenteuerfilmen, aber auch zu Dokumentarfilmen komponiert. Ich habe sogar eine Filmmusik von 1963 mit dem Titel ITALIANI COME NOI als Platte hier – das ist auch ein recht schöner melodischer Score (übrigens dirigiert von Bruno Nicolai und damit wohl eine seiner frühesten Dirigententätigkeiten für den Film), bei der man auch nicht unbedingt den Avantgardekomponisten, der Macchi ja zur selben Zeit durchaus war, erkennen würde.
Bei dem von Dir beschriebenen zweiten Melodieteil mit beschwingtem Charakter aus BANDIDOS assoziiere ich übrigens seit Jahren immer wieder den Refrain “Und das Schiff mit acht Segeln...” aus dem Seeräuber-Jenny-Song von Kurt Weill (aus der “Dreigroschenoper”). Der Melodieverlauf ist ziemlich nahe dran, und ich vermute das dürfte beim intellektuell verspielten Macchi nicht mal unbedingt nur ein Zufall gewesen sein.
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vor 21 Stunden schrieb Mephisto:

L'IRA DI DIO ist meine bisher einzige Westernmusik von Lacerenza, die ich zwar gerne höre, aber dringenden Nachholbedarf habe ich, was diesen Komponisten angeht, momentan nicht. Werde bei Gelegenheit aber nochmal ein Ohr bezüglich 20.000 DOLLARI SPORCI DI SANGUE riskieren.

Von den drei verfügbaren Lacerenza-Western-Scores ist L´IRA DI DIO meiner Meinung nach schon der beste und vor allem der, der am meisten hängen bleibt und trotz ein paar Wiederholungen Spaß macht. 20.000 DOLLARI kann man sich mal anhören, aber hat doch deutlich mehr Hänger drin, etwas schwächere Themen und muß man daher nicht unbedingt als CD haben.

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