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Philippe Sarde


Angus Gunn
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LE GUIGNOLO

Nach der Schlaftablette UN MAUVAIS FILS bietet diese auf Belmondo zugeschnittene Euro-Actionkomödie gute Unterhaltung. Der Film begleitet das gerissene Schlitzohr Alexandre durch eine turbulente Geschichte, in der er zunächst selbst einer Betrügerin aufsitzt, die er anschließend an ein gemeinsames Betrugsopfer abgeben muss.Der Kunstschmuggel verschlägt in nach Venedig, wo er unwissend als Mikrofilmschmuggler in die Fänge des internationalen Verbrechertums und Spionagenetzes gerät. LE GUIGNOLO wartet ordentlich mit Schauwerten auf. Neben einigen spekatkulären Actionmomenten bietet vor allem Venedig eine prachtvolle Kulisse für die turbulente Handlung, die teilweise charmant und kreativ inszeniert ist (vor allem das Spiel mit dem roten Laserpunkt des Scharfschützengewehrs eines Auftragskillers bietet viel Stoff für gelungene Spannung - und manchmalauch Komik!Anscheinend war LE GUIGNOLO sogar der erste Film, der dieses Stilmittel etablierte). 

Philippe Sardes Musik zu LE GUIGNOLO ist recht eklektisch geraten. Alexandre, dem clownigen Verwandlungskünstler, schrieb er einen grotesken Zirkusmarsch auf den Leib, der zwar überaus gelungen ist, diesem Genre aber nichts Neues abgewinnen kann. Interessant ist der solistische Einsatz der Mundharmonika für den Protagonisten, wobei Sarde für dieses Instrument ein langes und lyrisches Thema komponierte, das über eine chansoneske Begleitung erklingt. Die Mundharmonika bildet in dem eher orchestralen Klangapparat einen Fremdkörper und kann somit auch auf Alexandres Außenseiterposition verweisen, wobei der eigentümliche Klang eine hervorragende musikalische Entsprechnung zu Belmondos Charme bildet.

Die Musik zu LE GUIGNOLO erfuhr eine eigenständige LP-Veröffentlichung, die als Erstling der "Ecoutez le cinéma"-Reihe von Universal France ihre CD-Premiere feierte und somit einen besonderen Eintrag in der Geschichte der Filmmusikveröffentlichungen einnimmt.

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vor 19 Stunden schrieb Mephisto:

 Interessant ist der solistische Einsatz der Mundharmonika für den Protagonisten, wobei Sarde für dieses Instrument ein langes und lyrisches Thema komponierte, das über eine chansoneske Begleitung erklingt.

Wegen diesem romantischen Thema hat sich Sarde bei LE GUIGNOLO auch mit Co-Produzent Belmondo überworfen. Der wollte nämlich  für die Sequenz, in der er sich an den Helikopter klammernd über den Dächern von Venedig schwebt eigentlich damals modische Disco-Musik und überhaupt nicht dieses Thema mit Streichern und Mundharmonika (Toots Thielemans ist der Solist), das Sarde dafür komponiert hatte. Das war der Grund, warum Belmondo Sarde dann für seine beiden Filme nach LE GUIGNOLO nicht mehr genommen und durch Morricone ersetzt hat.

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HÔTEL DES AMÉRIQUES

Soweit ich weiß, zählt HÔTEL DES AMÉRIQUES nicht zu Tecinés meistgeschätzten Filmen. Tatsächlich sind im Drehbuch einige interessante Aspekte angelegt: Da ist die schöne Anästhäsistin Hélène, die den jungen Gilles fast über den Haufen fährt. Bald entwickelt sich eine Beziehung, die an den individuellen Problemen sowie den gemeinsamen Konflikten der beiden zu zerbrechen droht. Hélène, die erfolgreiche und selbstbewusste Frau, schafft es nicht, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen, die sie lieber verdrängt, Gilles ist eifersüchtig auf ihren ehemaligen Partner, einen verstorbenen Architekten, dem er anscheinend nicht das Wasser reichen kann. Dann ist da noch Bernard, Gilles bester Freund, der gerne ein erfolgreicher Musiker wäre und auf Gilles' Schwester  steht, die ihn aber abweist.
Biarritz liefert eine schöne Kulisse für ein belangloses Melodram, wobei, so richtig melodramatisch wird es an fast keiner Stelle. Die Schauspielerinnen und Darsteller tragen ihre Dialogzeilen stets sehr unterkühlt vor. Das mag zwar ein bewusstes Stilmittel sein, hilft dem Publikum aber wenig, sich in die Geschichte hineinzuversetzen oder die Motivation der Figuren nachzuvollziehen. Die Streitereien zwischen Hélène und Gilles wirken forciert. Sie ergeben sich nicht aus der Inszenierung und dem Spiel, sondern sind offensichtlich Bausteine in der angelegten Handlungskurve, die mich schon nach einer halben Stunde nicht mehr interessiert hat.
Phillipe Sardes Musik ist das einzige Element dieses unspektakulären Films, das eine emotionale Wirkung zu entfalten vermag. Kammermusikalisch für Streicher und Klavier gestaltet, konnte der Komponist hier sein Talent für fließende und lyrische Klänge voll einbringen. Die Musik erschien auf CD als Teil von Sarde-Téchiné-Samplern: Einmal in Form von drei Einzelstücken bei Milan und dann leicht erweitert als Suite von Universal France. Es könnte sich dabei tatsächlich um die vollständige Musik handeln, denn ohnehin erklingt im Film nicht viel Musik, einzelne Passagen auch wiederholt werden.

 

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Das stimmt nicht, daß die Musik aus HOTEL DES AMÉRIQUES auf der Universal France-CD leicht erweitert worden sei gegenüber der bereits 1988 erschienenen Milan-Scheibe. Es ist wiederum genau dieselbe Musik - mit dem einzigen Unterschied, daß die drei Tracks von Milan zu einer Suite mit 6:48 Minuten zusammengeschweißt wurden.
Ich hatte den Film an 1988 im Fernsehen gesehen und mir hat die Musik damals auf Anhieb außergewöhnlich gut gefallen, obwohl es ja nur so an die 10-12 Minuten waren, die erklangen. Mir ist das Hauptthema wochenlang danach noch im Ohr gewesen und ich  habs immer vor mir hergesummt. Ein paar Monate später erschien ja dann glücklicherweise auch schon der erste Techiné-Sampler und ich habe ihn mir damals vor allem  wegen HOTEL DES AMÉRIQUES gekauft, auf den ich mich wie ein Schneehund freute.
Ganz so kammermusikalisch ist der Score gar nicht, es spielt immerhin das London Symphony Orchestra, zudem übrigens wunderbar orchestriert von Peter Knight. Für mich gibt es weitaus kammermusikalischeres von Sarde.

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Am 23.10.2024 um 14:55 schrieb Stefan Schlegel:

Aber die LP lohnt sich wirklich und ist leider bislang immer noch nicht in vollständiger Form auf CD erschienen. Von den 12 Tracks finden sich etwa nur drei auf dem Sarde/Sautet-CD-Sampler von Universal, was absolut unverständlich ist.
Im November erscheint zwar ein neuer Romy Schneider-CD/LP-Sampler in Frankreich und Italien auf CAM Sugar (Italien)/Decca (Frankreich) und erstmalig gibt es darauf nun 8 der LP-Tracks von UNE HISTOIRE SIMPLE - aber verrückterweise fehlen somit immer noch ganze vier Stücke von der früheren LP:
https://camsugarmusic.com/collections/romy-schneider-un-portrait-musical/products/portraits-des-femmes-cd

Universal France hat jetzt doch tatsächlich das komplette frühere LP-Album von UNE HISTOIRE SIMPLE wenigstens digital veröffentlicht inklusive einem zusätzlichen Track (Nummer 8 "Une femme dans la foule" mit 1:19 Minuten). Eine CD wird es somit wohl eher nicht geben:
https://www.qobuz.com/de-de/album/une-histoire-simple-philippe-sarde/ra0r6aeqduqxa

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