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23/52 LAWRENCE OF ARABIA by Maurice Jarre


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Wie auch bei John Barry scheiden sich auch beim Franzosen Maurice Jarre die Geister. Viele sehen rot wenn sie Lara´s Thema aus Doktor Schiwago hören, aber eines steht außer Zweifel Jarre war wie Barry ein großer Melodiker. Ich war nie ein wirklich großer Fan von John Barry, aber die Musik von Maurice Jarre liebe ich schon seit langem. Der Grund dafür ist maßgeblich seine Zusammenarbeit mit David Lean. Vier Filme machten beide zusammen (Lawrence of Arabia, Doktor Schiwago, Ryan´s Daughter und Passage to India) – für alle vier Filme wurde Jarre für den Oscar nominiert und er gewann dreimal (da muss Williams/Spielberg noch an der percentage arbeiten) J

Lawrence von Arabien steht wahrscheinlich auf fast jeder Film-Bestenliste die es gibt und das auch vollkommen zurecht. Es ist eine Oper von einem Film mit herausragenden Bildern, großartigen darstellerischen Leistungen einem intelligenten Drehbuch – ohne Zweifel eines der größten Epen wenn nicht das größte der Filmgeschichte.

Das ein damals nahezu unbekannter Komponist den Film vertonen durfte kommt einem Wunder gleich bzw. verdankt Jarre einer Verkettung nicht unwitziger Umstände. Sam Spiegel der Produzent von Lawrence of Arabia mit österreichischen Wurzeln hatte die „geniale“ Idee das der Film von drei Komponisten vertont werden sollte. Der sowjetisch-armenische!!!! klassische Komponist Aram Khachaturian sollte die arabische Musik komponieren, Benjamin Britten die „englische“ Musik und Maurice Jarre den Rest. Spiegel hatte jedoch nicht bedacht das die Ausreise aus Russland 1962 nicht möglich war. Benjamin Britten hatte Terminprobleme und verlangte 18 Monate Zeit für das Komponieren der Partitur. Daher hoffte Jarre schon das er alleine den Film vertonen dürfte – aber Spiegel hatte die nächste geniale Idee, der bekannte Musicalkomponist Richard Rodgers sollte ohne Sichtung des Films Themen zum Film beisteuern und Jarre den Rest machen bzw. die Themen Rodgers arrangieren. Nach einer Woche schickte Rodgers mehr oder weniger lächerliche Themen, die unter Beisein von Lean, Spiegel und Jarre präsentiert wurden. David Lean viel dabei die Kinnlade herunter und war in Rage – Jarre hatte zum Glück schon Teile des zukünftigen Hauptthemas komponierte und spielte es Lean vor. „This chap should write the music“ war Leans Antwort und Jarre hatte den Job. Der Job bestand darin Musik für einen knapp 4 Stunden Film in 6 Wochen zu schreiben – der Rest ist Geschichte.

 

Jarre erhielt natürlich den Oscar für seine Vertonung aber auf den Rat von Sam Spiegel blieb er der Preisverleihung fern, denn der meinte das ein Ausländer keine Chance hätte. Nur zur Information die anderen Nominierten waren: Jerry Goldsmith für Freud, Franz Waxman für Taras Bulba, Elmer Bernstein für Wer die Nachtigall stört und Bronislau Kaper für Meuterei auf der Bounty!!!!!! Ob der Qualität der damals fünf nominierten Soundtracks kommt man heutzutage doch etwas ins Grübeln (sehr vorsichtig ausgedrückt) wenn man die Nominierungen ansieht.

 

Es gibt wenige Filmmusikthemen die den Einzug in die Popkultur geschafft haben und die ohne zu übertreiben einfach überlebensgroß sind. Mir fallen spontan das Exodus Thema von Ernest Gold, das Star Wars Hauptthema oder das Thema, das Filmmusik meiner Meinung nach ganz alleine definiert – Tara´s Thema aus Gone with the Wind von Max Steiner – ein.  Das Lawrence von Arabien (Desert Theme) Thema gehört ohne Zweifel zu diesem erlauchten Kreis.

Das Thema steht nahezu synonym für die Wüste und die unendliche Weite der Wüste. Ich habe das Thema bis jetzt glaube ich drei oder viermal live gehört und jedes einzelne mal bekam ich Gänsehaut! Vor drei Jahren fuhr ich mit dem Auto durchs Death Valley, dort gibt es auch ein Stück Sandwüste und ich hatte natürlich meinen gefüllten Ipod mit – das war ein echt geiles Gefühl mit Lawrence of Arabia Musik mit dem Auto durch die Wüste zu fahren – und was soll ich sagen, es passt wie die Faust aufs Auge!!!

 

Die Musik zu LoA hat natürlich noch mehr zu bieten als diese großartige Hauptthema. Maurice Jarre spielte in seiner Ausbildungszeit bei mehreren Orchestern das Schlagwerk und das ist seinem Lawrence Soundtrack auch sofort anzumerken. Der prominente Einsatz von Schlagwerk in der Filmmusik ist für mich ein weiterer Höhepunkt. Alleine die ersten 30 Sekunden der Overture mit dem frenetischen Einsatz der Pauken ist atemberaubend und es wird einem sofort klar der Film der jetzt kommt ist nicht Lethal Weapon 2 sondern etwas mit richtig Schmackes. Auch setzt er das Schlagwerk ein um seine „arabische“ Musik zu präsentieren (z.B Overture ab 2:20 oder eben die ersten 30 Sekunden). Der zweite Teil der Overtüre ist für einen englischen Marsch reserviert der nicht aus der Feder von Jarre stammt. „Voice oft he Gun“ von Kenneth Alford (hat auch den Marsch aus River Kwai komponiert) fügt sich sehr gut in die Komposition ein – obwohl ich sehr gerne eine der berühmten schmissigen Märsche von Jarre gehört hätte. Kein anderer Filmkomponist hat so viele treffende lakonische Märsche komponiert wie Jarre.

Im „Main Title“ hören wir dann Jarres „Britische Musik“ ich glaube Britten hätte es nicht viel besser gemacht – vielleicht etwas subtiler ;)

„Night and Stars“ erzeugt mit Hilfe von Zither, Ondes Martenot und Flöten eine ganz spezielle Stimmung – wie von einer anderen Welt.

„First Entrance to the Desert“ bezaubert mit einem traumhaft schönen Flötensolo – auch ein absoluter Gänsehautmoment!

Die Musik ist voll von Höhepunkten (The Horse Stampede oder On To Akaba wenn man auf Percussion steht) oder einer meiner Lieblingstracks „Arrival at Auda´s Camp“.

 

Ich habe die Filmmusik in den letzten 4 Tage sicher täglich gehört und sie wird mit jedem Mal besser – ein absolutes Meisterwerk. Keiner der sich halbwegs ernsthaft mit Filmmusik beschäftigen will kommt an Maurice Jarre´s Lawrence of Arabia vorbei. Eine ganz tiefe Verbeugung vor dem damals 38 jährigen Maurice Jarre.

 

Top Ten – definitiv!

 

PS: das tadlow Album ist herausragend - vielleicht die beste Einspielung der Prager überhaupt!!!!!

 

 

 

und der Meister persönlich

 

 

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Mal wieder ein Top-Rezi von Dir! Macht wirklich Spaß!

 

Im Bezug auf Tadlow muss ich Dir Recht geben, dass Album klingt echt toll, ist sehr zupackend gespielt und auch wenn ich kein Musikexperte bin, aber ich denke so ganz einfach zu spielen ist diese Partitur sicherlich nicht. 

 

Was die Musik an sich angeht: ich mag sie schon, kann sie aber nicht immer hören - ist wohl tagesformabhängig. ;-)

 

Die Originaleinspielung habe ich so nur als Musikkassette (ich glaube von Varese, bin aber nicht mehr sicher), die aber klanglich und in Sachen Gesamtheit natürlich nicht mit den Pragern mithalten kann.

 

Interessant ist vielleicht auch, dass James Fitzpatrick von Tadlow diese Musik (die wohl zu seinen liebsten gehört) für Silva schon mal einspielen ließ (unter Tony Bremer), aber mit dem Resultat nie zufrieden war, er aber in seiner damaligen Position wenig ausrichten konnte. Maurice Jarre selbst war von der Bremer-Einspielung wohl auch wenig angetan!

 

Ich persönlich kenne davon nur das Hauptthema - problematisch waren wohl die gewählten Tempi, wenngleich ich gestehen muss, dass das auch seinen Reiz hatte...

 

Gruß

 

Jens

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Kannte die Entstehungsgeschichte noch gar nicht.

Zu Jarre habe ich ein recht gespaltenes Verhältnis, gibt auch viel Fahrstuhlmusik in seinem Oeuvre. LAWRENCE ist natürlich über jeden Zweifel erhaben, genau wie der Film. Der läuft übrigens MORGEN als 70-mm-Kopie im Wiener Gartenbaukino, der größten Leinwand Österreichs!

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