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DIE GLORREICHEN SIEBEN (Elmer Bernstein)


Mephisto
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Welche GLORREICHE-SIEBEN-Veröffentlichung ist Euer Favorit?  

8 Benutzer abgestimmt

  1. 1. Welche GLORREICHE-SIEBEN-Veröffentlichung hat ihr?

    • Koch-Media (Sedares, Phoenix Symphony)
    • Rykodisc/Varèse Sarabande (Originalaufnahmen)
    • RCA Victor (Bernstein, Royal Scottish National Orchestra)
    • THE RETURN OF THE SEVEN
  2. 2. Welche ist Euer Favorit?

    • Koch-Media (Sedares, Phoenix Symphony)
    • Rykodisc/Varèse Sarabande (Originalaufnahmen)
    • RCA Victor (Bernstein, Royal Scottish National Orchestra)
    • THE RETURN OF THE SEVEN


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In den wenigsten Fällen kann eine Filmmusik über die Grenzen des Filmes hinaus wirken, wie es Elmer Bernsteins kraftvoller Musik zu DIE GLORREICHEN SIEBEN vergönnt war. Höchstens die Themen aus STAR WARS und FLUCH DER KARIBIK haben eine ähnliche Erfolgsgeschichte hingelegt und tief greifende Veränderungen in der filmmusikalischen Landschaft geschürt.

Als 1950 der Western mit Hochglanzproduktionen wie WINCHESTER '73 von seinem Schmuddel-Image befreit und in den Olymp der A-Produktionen gehoben wurde, war der musikalische Ansatz an dieses Genre überraschend heterogen. Elegische, streicherdominierte Klänge, wie sie Victor Young zu SHANE (1953) schuf, standen neben düsteren und aggressiven Kompositionen zu WARLOCK (Leigh Harline) oder ausladenden Themen wie zu WEITES LAND (Jerome Moross). Erst Bernsteins Musik zu DIE GLORREICHEN SIEBEN drückte mit einer von Aaron Copland inspirierten Melange aus mexikanisch-folkloristischem Lokalkolorit, ruppigen Rhythmen und schmissigen Themen den Stempel auf.

Der Film selbst war eine Western-Adaption von Akira Kurosawas meisterhaft inszenierten Film DIE SIEBEN SAMURAI, der selbst von den US-amerikanischen Western der 1950er Jahre inspiriert wurde. Kurosawas Film beschäftigt sich einerseits mit der Unmöglichkeit, soziale Schranken und gesellschaftliche Klassengrenzen überwinden zu wollen, und andererseits mit den Auswirkungen von Unterdrückung auf die Geknechteten. Während die japanischen Bauern in im Jahr 1587 selbst unter den Repressalien der oberen Klassen teilweise zu mordhungrigen Horden werden, die vor Lynchmord nicht zurückschrecken, bleiben die mexikanischen Bauern in John Sturges' Adaption stets "die Guten", denen der Zuschauer stets Mitleid und Sympathie entgegenbringen soll. Auch das Dasein eines Revolvermannes im ausgehenden 19. Jahrhundert scheint nicht kongruent mit dem eines Samurai dreihundert Jahre früher. Während ein Revolvermann sich irgendwann zur Ruhe setzen, eine kleine Farm oder einen Saloon kaufen kann, bleibt der Samurai seinem Stand und seiner Tradition stets verbunden, andererseits kann niemand zu ihm aufsteigen. Die daraus resultierenden Konflikte charakterisiert DIE SIEBEN SAMURAI in zwei Figuren: Katsuhiro, dem jungen Sohn einer Samuraifamilie, dessen Liebe zu einer Bauerntochter wahrscheinlich unerfüllt bleiben muss und dem Bauernsohn Kikuchiyo, der sich seiner Herkunft schämt, die Bauern verachten möchte und sich durch besonders heldenhaftes Gebaren hervortun möchte. In DIE GLORREICHEN SIEBEN wurden diese Figuren in dem jungen, von Horst Buchholz gespielten Draufgänger Chico verschmolzen. Den geschilderten Konflikten wird durch diese Änderungen der Stachel gezogen und Yul Brunners aus DIE SIEBEN SAMURAI übernommenes Resümee, "We always lose" nicht mehr nachvollziehbar. Zwar sterben wie auch in der japanischen Vorlage vier von sieben Helden im Kampf gegen die Banditen, aber die Revolvermänner sind nicht dazu verdammt, so lange weiterzuziehen und ihr Leben aufs Spiel zu setzen, bis eine Banditenkugel schneller ist. Chico kann sich in der Verpflichtung zum Hollywood-typischen Happy-End gar für die mexikanische Bauerntochter entscheiden, was Brunners Schlusswort noch mehr abschwächt.

Um diese Probleme schildern zu können, musste sich KUROSAWA auf bestimmte Figuren konzentrieren, weshalb einige der sieben Samurai kaum charakterisiert werden. Hier gelang es Sturges, trotz der kürzeren Laufzeit jeden der sieben Revolvermänner in Szene zu setzen und ihren jeweiligen Charakter gut hervorzuheben. Zu den besonders glücklichen Innovationen der amerikanischen Adaption zählt die Figur des Revolvermannes Lee, gespielt von Robert Vaughan. Der seelisch völlig destabilisierte Dandy, der fast jedem Kampf ausweicht und nachts von Alpträumen geplagt wird, hat in Kurosawas Film kein Äquivalent. Letzten Endes mag DIE GLORREICHEN SIEBEN den SIEBEN SAMURAI auf inhaltlicher Ebene nicht das Wasser reichen, John Sturges ist aber ein hervorragender Western gelungen, der gelungen in Szene gesetzt und von überzeugenden Darstellern bevölkert ist.

Umso merkwürdiger scheint es, dass Elmer Bernstein hervorragende Filmmusik zur Zeit der Premiere keine kommerzielle Veröffentlichung erfuhr. Zu gering war der Erfolg beim amerikanischen Kinopublikum, erst sein Zuspruch beim europäischen Publikum ermöglichte erneute Aufführungen in Amerika, die den gewünschten Erfolg einbrachten. Allerdings wurde auch dann kein Album mit der Filmmusik nachgereicht. Das Hauptthema war zwar auf mehreren Samplern zugänglich, auf Auszüge weiterer Passagen mussten die Filmmusikfreunde allerdings noch sechs Jahre warten, als man im Zuge von DIE RÜCKKEHR DER GLORREICHEN SIEBEN Auszüge aus der Filmmusik zu DIE GLORREICHEN SIEBEN veröffentlichte.

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Diese Fassung enthält lustigerweise gar keine Musik aus der Fortsetzung, sondern bildet eine verdeckte Veröffentlichung der Musik zum Original! Etwa eine halbe Stunde wurde hier ausgewählt und aus den Originalaufnahmen zum ersten Teil zusammengestellt.

 

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Erst 1994 erschien das erste Album, das offiziell den GLORREICHEN SIEBEN gewidmet war. Mit Hilfe des Komponisten wurde die Orchesterpartitur aus den erhaltenen Particellen dirigiert und für eine ansprechende Albumpräsentation arrangiert. Mehrere Passagen, insbesondere aus der ersten Hälfte des Films wurden gekürzt, einzelne Passagen zu längeren Stücken zusammengefasst. Sind diese künstlerischen Entscheidungen durchaus nachvollziehbar, ist es aber besonders störend, das auch über einzelne Titel hinaus, in denen einzelne Stücke zusammengefügt wurden, Überblendungen vollzogen wurden, die keinen musikalischen Sinn ergeben, und es nicht möglich machen, bestimmte Titel einzeln zu hören, weil sie nicht "sauber" enden. Zudem krankt die Einspielung unter James Sedares' äußerst kraftlosem Dirigat, das Phoenix Symphony Orchestra spielt ohne Energie. Immerhin gibt es als kleines Trostpflaster eine für das Album arrangierte Ouvertüre zu VIERZIG WAGEN WESTWÄRTS.

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Wie zufrieden Bernstein mit der 1994er-Produktion war, an der er selbst auch beteiligt war, ist mir nicht bekannt. In Anbetracht der schnarchigen Interpretation wundert es jedoch nicht, dass Bernstein sich 1999 noch einmal ans Dirigierpult stellte, um die rekonstruierte Partitur (mit einer kleinen Kürzung)* des vorherigen Albums noch einmal aufzunehmen. Hier erfährt die Musik nun eine Interpretation, die ihrer würdig ist: Wuchtig eröffnet das Hauptthema, die mexikanischen Passagen sind gefühlvoll interpretiert und die Calvera-Passagen sind von ungewohnter Aggressivität. Leider waren die Bildrechte für diese Veröffentlichung anscheinend nicht endgültig geklärt, sodass die CD bereits nach wenigen Monaten wieder vom Markt genommen wurde. Die Aufnahmen, meiner bescheidenen Meinung nach das beste Album dieser historisch bedeutenden Komposition, sind bis heute nicht wieder aufgelegt worden.

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1998 wurden uns dann endlich auch die Originalaufnahmen in einer hervorragenden Veröffentlichung von Rykodisc zugänglich gemacht, die 2004 von Varèse Sarabande wieder aufgelegt wurde. Hier verzichtete man auf unnötige Überblendungen und präsentierte alle erhaltenen 23 Titel in chronologischer Reihenfolge. Warum der auf beiden Neuaufnahmen vertretene Titel "Enemy Camp/Nightmare" nicht auf der Varèse zu finden ist, wird im Booklet mit keinem Wort erwähnt. Wahrscheinlich ist diese Aufnahme em Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Auch die zuvor nicht verfügbare Nummer "Vin's Bad Luck" ist nur mit dem Overdub des Saloonklaviers zu hören - auch hier wahrscheinlich auf Grund des Mangels an getrennten Tonspuren.  Auch das Varèse-Album ist mittlerweile vegriffen, weshalb neuen Interessenten ironischerweise die schlechteste von insgesamt drei Albumpräsentationen zur Verfügung steht. Es bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft bald wieder Alternativen zur Sedares-Einspielung zur Verfügung stehen werden.

Nun würde mich aber interessieren, welche Einspielung ihr habt und vor allem: Welche Aufnahme dieser Musik hört ihr am liebsten? :)

Bearbeitet von Mephisto
RETURN OF THE SEVEN eingefügt
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Meine liebste Einspielung ist diese hier

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Elmer Bernstein hat schon im Booklet geschrieben, dass das für ihn die beste Einspielung seiner Musik war und ich kann ihm nur zustimmen. Ich empfinde diese Einspielung nämlich als sehr kraftvoll und auch beim Orchester spüre ich diese Lust, dieses unbedingte Wollen, diese Musik so gut es geht einzuspielen. Auch der Bonus "Hallelujah Trail" ist meiner Meinung nach grandios eingespielt.
Die anderen kenne ich auch. Bernsteins eigene Neueinspielung finde ich in Ordnung. Leider hab ich auch keine Ahnung, was Elmer Bernstein zu seiner eigenen Einspielung meinte. Beim Original kam es mir immer so vor, als ob man da etwas auf die Bremse gestiegen war. Vielleicht auch, um den Film besser unterstützen zu können. Bernsteins Musik ist ja für mich das große Plus des Films, den ich sehr mag. Sie sorgt, trotz der Bremse, für das Tempo und auch teilweise für die Spannung des Films.

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The Magnificent Seven gehört seit meiner Jugend zu meinen Lieblingen, aber warum hast du das Ryko-Album der LP-Aufnahmen nicht in die Abstimmung mit aufgenommen?  Dieses wäre nämlich mein Favorit. Auch wenn es mit dem Titel des Sequels überschrieben ist, so ist dieser Soundtrack ja irgendwie auf beide Filme zutreffend (und ich weiß noch wie mich das früher verwirrt hat). Das Album bietet 34 Minuten Highlights ohne jeglichen Durchhänger, ist in wunderbarem Stereoklang gemastered und besitzt dennoch jene nostalgische Patina, die einer 50 Jahre alten Aufnahme anhaftet, was ich sehr mag. Als Höralbum funktioniert das für mich besser als alle anderen Fassungen.

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Am 24.4.2017 um 17:05 schrieb horner1980:

Meine liebste Einspielung ist diese hier

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Elmer Bernstein hat schon im Booklet geschrieben, dass das für ihn die beste Einspielung seiner Musik war und ich kann ihm nur zustimmen. Ich empfinde diese Einspielung nämlich als sehr kraftvoll und auch beim Orchester spüre ich diese Lust, dieses unbedingte Wollen, diese Musik so gut es geht einzuspielen. Auch der Bonus "Hallelujah Trail" ist meiner Meinung nach grandios eingespielt.
Die anderen kenne ich auch. Bernsteins eigene Neueinspielung finde ich in Ordnung. Leider hab ich auch keine Ahnung, was Elmer Bernstein zu seiner eigenen Einspielung meinte. Beim Original kam es mir immer so vor, als ob man da etwas auf die Bremse gestiegen war. Vielleicht auch, um den Film besser unterstützen zu können. Bernsteins Musik ist ja für mich das große Plus des Films, den ich sehr mag. Sie sorgt, trotz der Bremse, für das Tempo und auch teilweise für die Spannung des Films.

Das finde ich eben so lustig, dass Bernstein fünf Jahre, nachdem er schreibt, dass die Koch/Media-Einspielung für ihn die beste sei, er selbst das ganze noch einmal aufnimmt - wofür ich ihm ja dankbar bin. Mir fehlt es einfach unter Sedares an nötiger Wucht und Tiefe im Raumklang, besonders die Calvera-Passagen wirken für mich auf der RCA so schön drängend und fies, wie es dem Bösewicht angemessen ist. Da ist mir Sedares immer zu brav. 

Das bei RCA sollte ja wahrscheinlich eine Reihe von "definetive recordings" von Bernsteins Filmmusiken werden, aber außer DIE GLORREICHEN SIEBEN haben es ja dann nur noch die GESPRENGTEN KETTEN (THE GREAT ESCAPE) geschafft, bevor die Reihe einschlief. Vielleicht war es auch nicht Bernsteins expliziter Wunsch, die Koch/Media-Aufnahme zu "korrigieren", sondern man wollte einfach mit einem zugkräftigen Titel die Reihe starten. Schade, dass dann nicht mehr draus geworden ist.

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