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Spanish Horror Rises From The Tomb


Angus Gunn
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Nachdem ich nun alle drei CDs durchgehört habe, kann ich sagen, dass meine anfängliche Skepsis völlig unbegründet war. Dem Wunsch zahlreicher Fans nachkommend, hat man sich bei Quartet-Records um die musikalische Hinterlassenschaft des spanischen Horrorkinos der 60er/70er Jahre gekümmert. Da diese Aufnahmen in ihrem Heimatland sehr stiefmütterlich behandelt wurden, muß ein Großteil heute als verloren betrachtet werden, darunter auch die begehrten Kompositionen von Anton Garcia Abril zu den "Blind Dead"-Filmen. Es wurde also zusammengekratzt, was überhaupt noch aufzutreiben war. Herausgekommen ist dabei ein CD-Trio von immensem Unterhaltungswert.

EL ESPANTO SURGE DE LA TUMBA (Blutmesse für den Teufel) ist wahrscheinlich von den sechs Filmen der bekannteste. Den schummrigen Orgel-Score mit Percussioneffekten könnte man sich gut als Begleitung eines expressionistischen Stummfilms a la "Dr. Caligari" vorstellen. Schräg und nur bedingt zu empfehlen. Im Anschluß daran erklingen fünf Tracks von Alfonso Santisteban aus dem agatha-christie-inspirierten Giallo EL ASESINO ESTA ENTRE LOS TRECE. Eingängige, jazzig-melodische Themen im typischen Stil der 70er aus denen das packende "La Fuga" herausragt.

Ebenfalls von Santisteban stammen die beiden Scores der nächsten CD. ASESINO DE MUNECAS deckt eine breite Palette musikalischer Ausdrucksformen ab. Großartig und mit orchestraler Wucht beginnt das Titelthema, das sich mit Schlagzeug und Wah-Wah-Gitarren beinahe wie ein zeitgenössisches Rockmusical ausnimmt. Phantastisch auch das folgende "Los traumas del asesino", in dem das Titelthema mit Cembalo und entrücktem Chor variiert wird. Interessante Suspense-Tracks und Zeitgenössisches runden das Bild ab. Der zweite Titel NECROPHAGOS ist sehr viel sparsamer orchestriert, kreiert mit seinem kleinen Ensemble eine psychedelische, einlullende Atmophäre, streut aber immer wieder geschickt melodisches Material ein.

Dritter Tonträger im Bunde ist dem Komponisten Fernando Garcia Morcillo gewidmet. LA NOCHE DE LOS BRUJOS ist bei uns als "Woodoo - Orgie des Grauens" auf DVD erschienen. Dschungeltrommeln geben hier den Ton an, dazwischen zeittypische Bossa-Rhythmen und samtige Frauenvocalise, wiederum im Stil der Giallo-Filme. Ein Okkultismus-Drama namens EL MONTE DE LAS BRUJAS ist nicht nur die Nummer zwei auf dem Album, sondern darf auch mit Fug und Recht als das Highlight des Sechserpacks bezeichnet werden. Im Zentrum steht ein melancholisches, wunderschönes Thema, das auf dem "Dies Irae" beruht und im Titeltrack als Orchesterarrangement mit glasklarem Trompetensolo präsentiert wird. Danach deklariert ein infernalischer A-capella-Chor seine Texte zum Teil in englischer Sprache, was ich bei dem starken Akzent der beteiligten Sänger erst garnicht gemerkt habe. "Dreams of Darkness" und "Give me your command" sind zwei der Brocken, die ich glaube verifizieren zu können. Ein unglaublicher Track, der nur noch von der wahrlich furiosen Orchesterfassung getoppt wird, bei der wirklich alles aus ist. Dagegen verblaßt selbst Keith Emersons "Mater Tenebrarum" aus INFERNO, wobei hier stilistische Vergleiche durchaus naheliegen. Ein außergewöhnlicher, ambitionierter Score bei dem sich instrumentale und gesungene Tracks zahlenmäßig in etwa die Waage halten.

Die Booklets sind wie gewohnt ansprechend gestaltet, beinhalten Texte zu Filmen und Musik, und auch die kaum bekannten Komponisten werden hier mal vorgestellt.

Es gibt hier viel zu entdecken.

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