Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Feinsinnig, sublim, tiefempfunden: Wenn Technik zur Kunst wird


TheRealNeo
 Teilen

Empfohlene Beiträge

Am 28.1.2018 um 15:47 schrieb Sebastian Schwittay:

Die die diese Phrasen gebrauchen, scheinbar gar nicht verstehen, was a ) kompositorisch besser überhaupt bedeutet, und dass b ) die kompositorische Qualität gar nicht das zentrale Qualitätsmerkmal einer Musik ist. Streicht doch mal das Wörtchen "kompositorisch" aus eurem Wortschatz - ich weiß, es wurde hier früher häufig benutzt, viel zu häufig sogar - und versucht, zu verstehen, was genau die Liebhaber eines, sagen wir, Jonny Greenwood an ihm wirklich besser finden als an Harry Gregson-Williams oder Trevor Rabin. Ein Tipp: es ist nicht unbedingt die kompositorische Qualität...

Na dann möchte ich darauf gerne mal eine Antwort haben. :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Am 28.1.2018 um 16:22 schrieb Sharp Dressed Man:

Fände ja später mal ganz interessant eine Diskussion dazu, ob es Formen in der Filmmusik gibt und wie sie sich aus den vorherigen Jahrhunderten ableiten, sich neue gebildet haben oder ob es eine Art anything goes gibt.

Also Formen im klassischen Sinne gibt es in der Filmmusik eher ziemlich selten würde ich sagen. Schließlich folgt die Musik in der Regel dem Bild, somit wird auch die Form quasi durch das Bild "diktiert". Ganz überwiegend also eine Art anything goes.

Am 28.1.2018 um 15:47 schrieb Sebastian Schwittay:

Streicht doch mal das Wörtchen "kompositorisch" aus eurem Wortschatz

Klingt gut.

Eine Komposition ist ja in aller Regel auch immer mit einer Intention verbunden... Dann die "kompositorische Qualität" losgerissen vom Kontext bewerten zu wollen ist tatsächlich sehr befremdlich und mündet oft in "hohlen Phrasen". Dazu kommt, dass Musik (und Komposition) schlicht wahnsinnig subjektiv ist. Mit solchen Begriffen wie "kompositorischer Qualität" impliziert man eine Absolutheit, die es hier einfach nicht gibt. (Und dann sind wir auch wieder bei Babis' Frage, wie sich [Film-]Musik überhaupt bewerten lässt, und ob man das überhaupt sollte... spannend!) 

Mit Ausdrücken wie "handwerkliche Qualität" (Lars) kann man dann schon eher umgehen. Mich würde allerdings mal interessieren, was für dich darunter fällt, Lars?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 9 Stunden schrieb Nick M.:

Mit Ausdrücken wie "handwerkliche Qualität" (Lars) kann man dann schon eher umgehen. Mich würde allerdings mal interessieren, was für dich darunter fällt, Lars?

ich denke darunter könnte fallen, wie und ob themen variiert werden....wie wird das orchester genutzt....in welchen tonlagen wird komponiert.....wie werden themen eingesetzt. ich persönlich kann den technischen aspekt von kompositionen nicht beurteilen, zumal er für mich auch nicht im vordergrund steht. dass horners Deep Impact in teilen handwerklich (bezogen auf den technischen aspekt) rabins Armageddon überlegen ist, war von mir auch eher eine these.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Sicher nicht. Ist das Thema aus simplen Akkorden zusammengesetzt (siehe Rabin), mag das hinkommen. Eine komplexe Melodie mit komplexen harmonischen Wendungen macht da viel mehr Arbeit - und wir reden gar nicht davon, wie Themen(fragmente) in eine musikalisch vielschichtige Partitur eingearbeitet werden können.

Am Ende kann man die Diskussion auf den recht einfachen Nenner bringen: gut ausgebildeter Komponist (Kompositionslehre, Instrumentierung, Musikgeschichte) vs. Pop-/Rock-/Gebrauchsmusiker mit begrenztem Ausdrucksvokabular (Djawadi, Rabin & Co.).

Von letzterem kann man (in der musikalischen Ausarbeitung) nicht dasselbe erwarten, wie von ersterem. Dass erstere oft auch Qualitäten der letzteren nicht wirklich abbilden können, steht dabei auf einem anderen Blatt. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Variations- und Detailarbeit - und überhaupt, das Ganze Drumherum, vom Kontrapunkt bis hin zur Wahl der Klangfarben während der Instrumentierung - ist das eigentlich Anspruchsvolle beim Komponieren. Ein Thema ist schnell komponiert, und erfordert nicht unbedingt die allergrößten künstlerischen Fähigkeiten. Hatten wir ja vor nicht allzu langer Zeit schonmal. 

Aber all das sind schon wieder technische, kompositorische Aspekte. Worum es mir ging - und deswegen habe ich dem Thread auch seinen etwas schwurblig-esoterischen Titel verpasst - , sind die Qualitäten jenseits des Technischen. Die Wörtchen "tiefempfunden" und "sublim" werden gerne in der Klassikszene als Beschreibung bestimmter Feinheiten verwendet, die mit Worten kaum noch zu fassen sind, jedoch viele Meisterwerke der Musikgeschichte erst zu Meisterwerken machen. Konkret können diese Begriffe vieles heißen: etwa der Sinn fürs Außerweltliche und Transzendente (die "Luft vom anderen Planeten", wie in Schönbergs zweitem Streichquartett die Gesangsstimme mottohaft singt), oder auch ein besonders inniger, persönlicher Ausdruck, der ins Erhabene gesteigert ist (z.B. im Adagietto aus Mahlers fünfter Sinfonie). Solche künstlerischen Feinheiten sind aber nicht nur auf die Kunstmusik beschränkt - ein guter Musiker oder Komponist kann die überall einbauen, selbst in den Chart-Pop. 

Auch in der Filmmusik gibt es solche Momente der vollkommenen künstlerischen Entrückung (manch Ausnahme-Score bietet sowas sogar am laufenden Band, aber das kommt äußerst selten vor). Als Beispiele möchte ich zwei Ausschnitte aus populären, Oscar-nominierten Scores des Jahrgangs nennen, aus STAR WARS: THE LAST JEDI und PHANTOM THREAD. Aus ersterem den kurzen Moment in "Ahch-To Island" zwischen 1:20 und 1:30 (eine kurze Unterbrechung des thematisch-motivisch eigentlich sehr straighten Tracks - eine vollkommen entrückte, stimmungsmäßig kaum fassbare Passage, die im Film eine Einstellung der kleinen Inselvögel untermalt, die mit ihren Füßchen auf Lukes Lichtschwert herumtapsen - WTF?), und aus PHANTOM THREAD drei Takte aus "That's As May Be", ab 0:43 (völlig unerwartet dünnt Greenwood hier den Streichersatz zum Streichquartett aus und lässt die Musik in eine völlig außerweltlich anmutende Sphäre entschweben - nur um danach sofort wieder in den eher konventionellen, pulsierenden Streichersatz zurückzukehren). Diese beiden Ausschnitte sind gemacht, um ins Staunen zu versetzen, um uns ganz kurz in eine Art musikalische twilight zone zu entführen - unter Umständen so kurz, dass wir es gar nicht bewusst, sondern nur subliminal wahrnehmen. Und doch offenbart sich hier das Universum in der Nussschale. 

So viel erstmal als Anregung. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor einer Stunde schrieb sami:

Am Ende kann man die Diskussion auf den recht einfachen Nenner bringen: gut ausgebildeter Komponist (Kompositionslehre, Instrumentierung, Musikgeschichte) vs. Pop-/Rock-/Gebrauchsmusiker mit begrenztem Ausdrucksvokabular (Djawadi, Rabin & Co.).

Ähm Djawadi passt da aber nicht in deiner Aufzählung rein, denn ausgebildet wurde er und hat sogar seinen Abschluss mit Summa Cum Laude am Berklee College of Music gemacht. Warum er das aber nicht öfters zeigt, weiß ich aber nicht. Aber so oder so.. er hat eine Ausbildung und das, wie gesagt, sogar am Berklee. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

habe mir beide passagen gerade angehört. bei Star Wars finde ich die passage beim bloßen zuhören recht schwer zu fassen. vielleicht muss man das im zusammenhang mit den bildern erleben. der greenwood ist da wesentlich eindeutiger und definitiv schick anzuhören. tatsächlich ein aufhorchmoment. aber ist das letztendlich nicht einfach eine nüchterne beschreibung der musik, die wir dann für uns subjektiv bewerten und interpretieren. ich meine das ausdünnen des streichersatzes zum streichquartett ist das nicht ähnlich des wechsels von e-gitarre zur akkustik gitarre und dann vielleicht noch einen ton höher und ich interpretier dann für mich, wass dies zu bedeuten haben könnte? die greenwood passage ist wirklich schön anzuhören, aber ob sie jemanden ins stauenen versetzt ist doch recht subjektiv meiner meinung nach.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich glaube schon, dass sich das noch differenzierter, möglicherweise auch objektiver fassen lässt, als einfach "Das gefällt dem einen, das dem anderen". Gerade auch in Abgrenzung zu anderen, konventionelleren Passagen einer Musik, die einem Hörer deutlicher den Weg vorgeben, und kein solches Mysterium in sich tragen. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb sami:

Am Ende kann man die Diskussion auf den recht einfachen Nenner bringen: gut ausgebildeter Komponist (Kompositionslehre, Instrumentierung, Musikgeschichte) vs. Pop-/Rock-/Gebrauchsmusiker mit begrenztem Ausdrucksvokabular (Djawadi, Rabin & Co.).

Ich mag die Idee der Unterteilung von Komponisten nach Gattungen, auch wenn sie ebenfalls fälschliche Schlüsse hervorrufen kann. Also Komponisten, die auf mehreren Feldern zu Hause sind und daher auch mit größerem Arsenal an Werkzeug ausgerüstet sind, und Komponisten, die hauptsächlich der Liedgattung zugetan sind. Letztere gibt es mehr, da hier der Autodidakt (oder vor allem auch Dilettant) schneller den Einstieg findet. Was in kurzer Liedform noch relativ problemlos handwerklich funktioniert, dünnt sich in der Breite eben sehr aus.

vor 1 Stunde schrieb Sebastian Schwittay:

Aber all das sind schon wieder technische, kompositorische Aspekte. Worum es mir ging - und deswegen habe ich dem Thread auch seinen etwas schwurblig-esoterischen Titel verpasst - , sind die Qualitäten jenseits des Technischen. Die Wörtchen "tiefempfunden" und "sublim" werden gerne in der Klassikszene als Beschreibung bestimmter Feinheiten verwendet, die mit Worten kaum noch zu fassen sind, jedoch viele Meisterwerke der Musikgeschichte erst zu Meisterwerken machen. Konkret können diese Begriffe vieles heißen: etwa der Sinn fürs Außerweltliche und Transzendente (die "Luft vom anderen Planeten", wie in Schönbergs zweitem Streichquartett die Gesangsstimme mottohaft singt), oder auch ein besonders inniger, persönlicher Ausdruck, der ins Erhabene gesteigert ist (z.B. im Adagietto aus Mahlers fünfter Sinfonie). Solche künstlerischen Feinheiten sind aber nicht nur auf die Kunstmusik beschränkt - ein guter Musiker oder Komponist kann die überall einbauen, selbst in den Chart-Pop. 

Auch in der Filmmusik gibt es solche Momente der vollkommenen künstlerischen Entrückung (manch Ausnahme-Score bietet sowas sogar am laufenden Band, aber das kommt äußerst selten vor). Als Beispiele möchte ich zwei Ausschnitte aus populären, Oscar-nominierten Scores des Jahrgangs nennen, aus STAR WARS: THE LAST JEDI und PHANTOM THREAD. Aus ersterem den kurzen Moment in "Ahch-To Island" zwischen 1:20 und 1:30 (eine kurze Unterbrechung des thematisch-motivisch eigentlich sehr straighten Tracks - eine vollkommen entrückte, stimmungsmäßig kaum fassbare Passage, die im Film eine Einstellung der kleinen Inselvögel untermalt, die mit ihren Füßchen auf Lukes Lichtschwert herumtapsen - WTF?), und aus PHANTOM THREAD drei Takte aus "That's As May Be", ab 0:43 (völlig unerwartet dünnt Greenwood hier den Streichersatz zum Streichquartett aus und lässt die Musik in eine völlig außerweltlich anmutende Sphäre entschweben - nur um danach sofort wieder in den eher konventionellen, pulsierenden Streichersatz zurückzukehren). Diese beiden Ausschnitte sind gemacht, um ins Staunen zu versetzen, um uns ganz kurz in eine Art musikalische twilight zone zu entführen - unter Umständen so kurz, dass wir es gar nicht bewusst, sondern nur subliminal wahrnehmen. Und doch offenbart sich hier das Universum in der Nussschale. 

So viel erstmal als Anregung. 

Sehr schöne Anregung. Funktioniert. :)

Wenn ich über Musik (oder generell) und ihre Klassifizierung und Bewertung nachdenke, dann arbeite ich gerne mit der Idee des Funktionierens. Nun ist das reine Funktionieren ja eher verpönt bzw. gilt eben tendenziell weniger als Kunst, aber ich finde, man könnte in verschiedenen Funktionsbegriffen denken. Der eine ist sehr unmittelbar ("Tanzmusik muss tanzbar sein", "Marschmusik muss marschierbar sein", "Schlager muss betrunken singbar sein" etc.). Aber neben der Funktion des Unmittelbaren gibt es ja noch wesentlich mehr Funktionen. Filmmusik kann die Funktion der Unterstreichung haben, aber ebenso auch der Erwartung, des Kontrastes, der Abschwächung, der Parodie etc. Ich finde, dass der Kunstbegriff in bestimmter Form da zum Einsatz kommen kann, wo es eben über die reine Unterstreichung hinausgeht (das kann auch bei Tanzmusik der Fall sein). Und die Ideen des Transzendenten kann ebenso eine weitere Funktion sein, die angestrebt wird (und beispielsweise eher in GLADIATOR als FLUCH DER KARIBIK erreicht wird). Das Außerweltliche - vielleicht auch als das "Unbeschreibliche" beschreibbar - ist ja etwas, was sozusagen auch zwischen den Zeilen liegt. Womöglich ein Abzielen auf das Unbewusste.
Ebenso denke ich auch, dass es die Funktion des Vernünftigen, Rationalen, Intellektuellen gibt, die in der Musik angesprochen werden kann.

Ich mag es nicht, Musik auf die rein unterstreichende Funktion zu reduzieren - "Funktioniert halt im Film - reicht doch". Damit wird man Musik und ihren Möglichkeiten nicht gerecht.

vor einer Stunde schrieb Lars Potreck:

aber ist das letztendlich nicht einfach eine nüchterne beschreibung der musik, die wir dann für uns subjektiv bewerten und interpretieren. ich meine das ausdünnen des streichersatzes zum streichquartett ist das nicht ähnlich des wechsels von e-gitarre zur akkustik gitarre und dann vielleicht noch einen ton höher und ich interpretier dann für mich, wass dies zu bedeuten haben könnte? die greenwood passage ist wirklich schön anzuhören, aber ob sie jemanden ins stauenen versetzt ist doch recht subjektiv meiner meinung nach.

Was der Hörer letztendlich aus der Musik macht, ist ohnehin immer eine Geschichte für sich. Noch nie sind Intention und Rezeption im Gleichschritt gegangen. Das geht auch gar nicht.
Dennoch würde ich da Sebastian beipflichten und den Begriff des "Potenzials" einführen wollen. Was der Hörer daraus macht oder empfindet, bleibt ihm überlassen (oder eben unbewusst auch nicht), aber welches Potenzial die Musik mitbringt, ist eben eine andere Frage. Und damit meine ich das Potenzial zum Wirken in unterschiedlichen Arten und das Potenzial der Lesbarkeit. Klassiker und Meisterwerke haben oft den gemeinsamen Nenner, ein breiteres Spektrum für Interpretationen zu bieten. Oder - wie ich es oben benenne: Mehrere Funktionen erfüllen zu können.

Ferner würde ich Sebastian auch in der Objektivierung zustimmen, wenn auch in relativer Form. Es ist eben absolut kein Zufall, dass beispielsweise gemeinhin Moll und Dur von sehr vielen Menschen doch ähnlich in den Grundzügen interpretiert werden. Es ist kein Zufall, dass die Musik zu SCHINDLERS LIST eher traurig wahrgenommen wird und die Musik zu GREMLINS eher nicht. Die Übereinstimmung der Hörer in den Grundzügen weist ja daraufhin, dass wir eben alle doch nicht so subjektiv sind, wie es viele gerne hätten. Wir sind ja alle sehr wohl mit den gleichen Werkzeugen der Auffassung und Wahrnehmung ausgestattet. Und hier spielt Kultivierung eine ganz große Rolle.
Es ist beispielsweise auch absolut kein Zufall, das Zwölftonmusik in der Regel auf Anhieb nicht gemocht wird. Das ist aber keine absolute subjektive Empfindung, sondern eine relative:

Zitat

Zu schräg für unser Gehirn
Neue Musik ist anstrengend. Neuro- und Musikwissenschaftler erforschen, warum die Klänge von Schönberg, Stockhausen und Cage nur eine Minderheit begeistern.

[...] Die Forscher staunen, wie plastisch unser Gehirn ist – es kann sich in die unterschiedlichsten Musikstile »hineinhören« und verändert sich dabei ständig. [...]

Quelle: http://www.zeit.de/2009/43/N-Musik-und-Hirn
(Sehr interessanter Artikel zu Musik und wie Musik wirkt).

Apropos Transzendentes: Vielen Dank noch einmal @Sebastian Schwittay dafür, dass du mir vor einigen Jahren die 2. Klaviersonate von Ives nähergebracht hast (die ja unmittelbar sogar auf einem solchen Konzept aufbaut). Seit damals nach wie vor ein Werk unbeschreiblicher Nähe und Wärme für mich. :verneig: 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb horner1980:

Ähm Djawadi passt da aber nicht in deiner Aufzählung rein, denn ausgebildet wurde er und hat sogar seinen Abschluss mit Summa Cum Laude am Berklee College of Music gemacht. Warum er das aber nicht öfters zeigt, weiß ich aber nicht. Aber so oder so.. er hat eine Ausbildung und das, wie gesagt, sogar am Berklee. 

Das zeigt wieder einmal, dass moderne Abschlüsse einfach nichts mehr wert sind...;)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb horner1980:

Ähm Djawadi passt da aber nicht in deiner Aufzählung rein, denn ausgebildet wurde er und hat sogar seinen Abschluss mit Summa Cum Laude am Berklee College of Music gemacht. Warum er das aber nicht öfters zeigt, weiß ich aber nicht. Aber so oder so.. er hat eine Ausbildung und das, wie gesagt, sogar am Berklee. 

Dass Djawadi auch wesentlich mehr als die minimalistische Ausarbeitung seiner Ideen (oft sehr gute - GOT, WARCRAFT) kann, hat er ja auch schon gezeigt (ROBINSON CRUSOE). Aber grundsätzlich ist ein Abschluss ja kein Abschluss. Gemeint: Was man tatsächlich dort lernt, ist zuweilen auch sehr individuell. Man lernt nicht alles über Musik in wenigen Jahren, sondern spezialisiert sich ja auch. Die Ausbildung endet nicht mit dem Abschluss.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 1 Stunde schrieb Sharp Dressed Man:

Was der Hörer letztendlich aus der Musik macht, ist ohnehin immer eine Geschichte für sich. Noch nie sind Intention und Rezeption im Gleichschritt gegangen. Das geht auch gar nicht.

Dennoch würde ich da Sebastian beipflichten und den Begriff des "Potenzials" einführen wollen. Was der Hörer daraus macht oder empfindet, bleibt ihm überlassen (oder eben unbewusst auch nicht), aber welches Potenzial die Musik mitbringt, ist eben eine andere Frage. Und damit meine ich das Potenzial zum Wirken in unterschiedlichen Arten und das Potenzial der Lesbarkeit. Klassiker und Meisterwerke haben oft den gemeinsamen Nenner, ein breiteres Spektrum für Interpretationen zu bieten. Oder - wie ich es oben benenne: Mehrere Funktionen erfüllen zu können.

Ein sehr schöner Gedanke. Trotz aller Subjektivität in der Empfingung eines Stücks, kann man doch sehr objektiv das "Potenzial" zur breiten Deutung beschreiben. Wobei es interessant wäre die Parameter, die dieses Potenzial messbar machen, zu benennen. Landen wir dann am Ende nicht wieder bei technischen/kompositorischen Aspekten?

Ein weiterer Gedanke:

Mir ist es an der Stelle nochmal wichtig zu betonen, dass der Begriff des "Potenzials" selbstverständlich nicht der einzige Qualitätsparameter der Musik sein kann. Schließlich haben wir alle unsere Lieblinge, die keineswegs eine breite Deutung ermöglichen und uns dennoch erfreuen. Gerade deswegen sind Aussagen wie "ich finde das Stück einfach schlecht" , nicht schön um seine persöhnliche Meinung zu einem Stück auszudrücken. Ich persönlich möchte dafür plädieren, Stücke differenzierter auseinander zu nehmen und die verschiedenen Qualitäten zu versuchen zu erkennen und zu benennen. Das wir diese Qualitäten ganz persöhnlich unterschiedlich stark gewichten und dann zu einem geschmacksgetriebenen Urteil kommen, ist selbstverständlich. Dennoch halte ich eine intensivere Auseinandersetzung mit Musik unter dem Gesichtspunkt dieser Qualitäten für sehr wertvoll und vorallem "bewusstseinserweiternd" in dem Sinn, dass man sich so einen breiteren Musikgeschmack aneignen kann. Und das, kann ja nur jedem recht sein. Denn es bedeutet einen größeren Laden voller Süßigkeiten.

vor 24 Minuten schrieb Sharp Dressed Man:

 Aber grundsätzlich ist ein Abschluss ja kein Abschluss. Gemeint: Was man tatsächlich dort lernt, ist zuweilen auch sehr individuell. Man lernt nicht alles über Musik in wenigen Jahren, sondern spezialisiert sich ja auch. Die Ausbildung endet nicht mit dem Abschluss.

Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Zumeist studiert man das "Handwerk" und bekommt nebenbei eventuell noch ein paar Impulse, die zum Ausbau und zur Entfaltung der eigenen musikalischen Individualität dienen können. Das Handwerk einzusetzen um damit die Musik zu schreiben, die man aus sich heraus schreiben möchte, lernt man vorallem selbst und dieser Prozess hört nie auf.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Stunden schrieb Sebastian Schwittay:

Auch in der Filmmusik gibt es solche Momente der vollkommenen künstlerischen Entrückung (manch Ausnahme-Score bietet sowas sogar am laufenden Band, aber das kommt äußerst selten vor).

Ein schönes Beispiel ist hier für mich "Switched at Birth" aus Matrix von Don Davis. Ab 00:42 wird hier ein dissonanter, harmonisch, zumindest auf den ersten Blick, sehr schwer verortbarer Chorcluster aufgebaut. Bei 01:01 geht Davis über eine kleine "Rampe", aber dennoch sehr ruckartig, in mächtige, ganz klare Dur und Mollakkorde über, nur um direkt danach in einen noch dichteren Klangcluster zurückzufallen.
 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 5 Stunden schrieb Sharp Dressed Man:

Filmmusik kann die Funktion der Unterstreichung haben, aber ebenso auch der Erwartung, des Kontrastes, der Abschwächung, der Parodie etc. Ich finde, dass der Kunstbegriff in bestimmter Form da zum Einsatz kommen kann, wo es eben über die reine Unterstreichung hinausgeht (das kann auch bei Tanzmusik der Fall sein). Und die Ideen des Transzendenten kann ebenso eine weitere Funktion sein, die angestrebt wird (und beispielsweise eher in GLADIATOR als FLUCH DER KARIBIK erreicht wird). Das Außerweltliche - vielleicht auch als das "Unbeschreibliche" beschreibbar - ist ja etwas, was sozusagen auch zwischen den Zeilen liegt. Womöglich ein Abzielen auf das Unbewusste.

Genau. Filmmusik soll ja - im Idealfall - das Bild und den Film, für den sie geschrieben wurde, auch erforschen. Ihn durchdringen und musikalisch offenlegen, was hinter den Bildern liegt. Räume aufreißen, die das Bild nur impliziert. Räume des Unterbewusstseins, sowohl der Charaktere, als auch der Gegenstände. Schon die Betrachtung eines einfachen Kleiderschranks kann ja - wenn wir mit dem Surrealismus René Magrittes argumentieren - ein riesiges Fass subliminaler Eindrücke und Assoziationen aufmachen. 

Einen solchen Assoziationsraum der Gegenstände macht meiner Meinung nach übrigens Jonny Greenwood in seiner Musik zu THERE WILL BE BLOOD auf: mit seinem trockenen, schmucklosen Streicherklang (der auch unglaublich trocken aufgenommen ist) schafft Greenwood einen Klangraum der Materialien, vor allem des Holzes, aus dem Hütten, Werkzeuge, Kirchen und Bohrtürme errichtet sind. Das ist mitunter eine ganz feine "Materialpoesie", der Greenwood da fröhnt - sehr vielschichtig arbeitet er sich, neben der Psyche der Charaktere, auch durch den Look und das Produktionsdesign des Films. 

vor 6 Stunden schrieb Sharp Dressed Man:

Ferner würde ich Sebastian auch in der Objektivierung zustimmen, wenn auch in relativer Form. Es ist eben absolut kein Zufall, dass beispielsweise gemeinhin Moll und Dur von sehr vielen Menschen doch ähnlich in den Grundzügen interpretiert werden. Es ist kein Zufall, dass die Musik zu SCHINDLERS LIST eher traurig wahrgenommen wird und die Musik zu GREMLINS eher nicht. Die Übereinstimmung der Hörer in den Grundzügen weist ja daraufhin, dass wir eben alle doch nicht so subjektiv sind, wie es viele gerne hätten. Wir sind ja alle sehr wohl mit den gleichen Werkzeugen der Auffassung und Wahrnehmung ausgestattet. Und hier spielt Kultivierung eine ganz große Rolle.

Dafür spricht ja auch, dass in der klassischen Musik bestimmte Sätze oder Passagen vielfach, und von vielen verschiedenen Rezipienten als besonders tiefempfunden oder sublim bezeichnet wurden. Mahlers Adagietto ist da eines der populäreren Beispiele, aber man könnte auch die "Louange à L'Eternité de Jésus" aus Olivier Messiaens "Quartett auf das Ende der Zeit" heranziehen. Oft herrscht da schon ein gewisser Konsens. 

vor 6 Stunden schrieb Sharp Dressed Man:

Apropos Transzendentes: Vielen Dank noch einmal @Sebastian Schwittay dafür, dass du mir vor einigen Jahren die 2. Klaviersonate von Ives nähergebracht hast (die ja unmittelbar sogar auf einem solchen Konzept aufbaut). Seit damals nach wie vor ein Werk unbeschreiblicher Nähe und Wärme für mich. :verneig: 

Ives ist ja generell so ein Komponist des Transzendenten und Esoterischen. Was da alles an Undefinierbarem und Entrücktem in seiner Musik mitschwingt (besonders in den Songs, denen ich ja 2011 den - leider frühzeitig abgebrochenen - Charles-Ives-Gedächtnis-Spätsommer gewidmet habe), ist schon der helle Wahnsinn. :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

 Teilen

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung