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Was ist eigentlich... #1: Das Ostinato


Sebastian Schwittay
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  • Als Tonfolge findet man das Ostinato in der klassischen Form der Passacaglia, und zwar als durchgehend wiederholtes Bassthema, über dem sich nach und nach immer mehr Stimmen frei entwickeln.

Hörbeispiel: "JC Theme" aus TERMINATOR 3 (Marco Beltrami)

Das Stück beginnt mit dem Bassthema (0:01 - 0:28). Ab 0:29 setzt das Bassthema neu an, und wird nun ständig - ohne Veränderungen - wiederholt. Darüber entwickeln sich immer mehr, neu hinzutretende Oberstimmen. 

 

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  • Als Rhythmusfigur findet man das Ostinato am häufigsten in der Filmmusik, oft als strukturierenden "Grundrhythmus" von Actionpassagen. Aber auch in manchen Werken der klassischen Musik ist das Ostinato als Rhythmus anzutreffen. 

Hörbeispiel: "Bolero" (Maurice Ravel)

Die kleine Trommel startet mit dem Ostinato und behält es die ganze Zeit bei. (Im Video hört man es zwischendurch mal nicht so gut, es läuft aber die ganze Zeit durch.) Darüber entwickeln sich die Melodielinien der anderen Instrumente. 

 

Hörbeispiel: "Following Chen" aus U.S. MARSHALS (Jerry Goldsmith)

Der prägnante Rhythmus des tiefen Klaviers, mit dem das Stück beginnt, wird zur rhythmischen Grundlage des gesamten Cues. Während der ersten Minute wird es ohne Veränderung wiederholt, danach erfährt es kleinere Variationen (Verlängerungen oder Verkürzungen) und Ausschmückungen, im Wesentlichen bleibt es aber ständig das gleiche. 

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Aber nicht jeder beliebige Takt ist gleich ein Ostinato, die Tonfolge muß schon etwas komplexer sein, um sich so nennen zu dürfen?

Beispiel Henry Mancini:

- Titelmusik von CHARADE: Die rhythmisch geschlagenen Hölzer

- Dieser slapstickhafte Rhythmus im "Baby Elephant Walk"

wären demnach beides Ostinati?

Anderes Beispiel:  Du kennst vielleicht von James Bernard die Titelmusik von DRACULA von 1958. Diese wird von einem gleichförmigen, geschlagenen Rhythmus begleitet. Keine Figur, einfach nur ein Takt (den man in der Neu-Einspielung übrigens weggelassen hat, deswegen ist jetzt mal nur die Originalaufnahme relevant). Ostinato oder nicht?

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Ist dann nicht in etwas Zimmer Meister aller Ostinaten. Wenn ich mir Time z.B. anhöre, ist das ja auch immer das selbe Thema auf welches verschiedene Instrumente hinzugefügt werden.

Supermarine kommt auch nicht wirklich aus der Melodie raus wenn ich recht erinnere. Sind das dann beide auch Ostinaten? 

 

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Danke dir erstmal, Sebastian. :)

 

Aber worin unterscheidet man dann, ob etwas ein Thema oder eine Rhythmusfigur ist. Ist es denn bei TERMINATOR 3 nicht beides?

Und wieso ist der Begriff bei RCP-Musiken oft negativ behaftet, wird aber doch wie hier gezeigt wird auch von "angesehneren" Komponisten wie Marco Beltrami und Jerry Goldsmith genutzt?

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vor 20 Minuten schrieb TheRealNeo:

Und wieso ist der Begriff bei RCP-Musiken oft negativ behaftet, wird aber doch wie hier gezeigt wird auch von "angesehneren" Komponisten wie Marco Beltrami und Jerry Goldsmith genutzt?

Vermutlich weil die dieses Stilmittel regelrecht ausbeuten. 

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vor 12 Stunden schrieb Angus Gunn:

Aber nicht jeder beliebige Takt ist gleich ein Ostinato, die Tonfolge muß schon etwas komplexer sein, um sich so nennen zu dürfen?

Beispiel Henry Mancini:

- Titelmusik von CHARADE: Die rhythmisch geschlagenen Hölzer

- Dieser slapstickhafte Rhythmus im "Baby Elephant Walk"

wären demnach beides Ostinati?

Anderes Beispiel:  Du kennst vielleicht von James Bernard die Titelmusik von DRACULA von 1958. Diese wird von einem gleichförmigen, geschlagenen Rhythmus begleitet. Keine Figur, einfach nur ein Takt (den man in der Neu-Einspielung übrigens weggelassen hat, deswegen ist jetzt mal nur die Originalaufnahme relevant). Ostinato oder nicht?

Mit Komplexität der Figur hat das eigentlich nichts zutun. Da hätte man wieder das Problem, dass man musikalische Komplexität definieren und in ein starres Korsett zwängen müsste. Es geht einfach nur um eine sich wiederholende Figur. Deine beiden Beispiele sind  klare Ostinati.

Kannst du dein Dracula Beispiel mal verlinken?

vor 37 Minuten schrieb queenofthefoovultures:

Vermutlich weil die dieses Stilmittel regelrecht ausbeuten. 

Genau. Bei der Kritik an RCP geht es ja meistens darum, dass man den Eindruck hat, sie würden Ostinati aus Mangel an anderen musikalischen Ideen einsetzen.

vor 58 Minuten schrieb TheRealNeo:

Aber worin unterscheidet man dann, ob etwas ein Thema oder eine Rhythmusfigur ist. Ist es denn bei TERMINATOR 3 nicht beides?

Die Grenzen verschwimmen hier natürlich und unterliegen auch der Interpretation. Eine Melodische Figur hat zwangsläufig auch einen Rhythmus, welcher damit Teil des Ostinatos wird. Wenn du also bei Terminator eher den Rhythmus der Melodielinie als das sich wiederholende Element interpretieren möchtest, kannst du das natürlich gern tun. In dem Beispiel würde ich aber eindeutig die Melodie als das prägende Element ansehen, weil sich alles was auf ihr aufgebaut wird, harmonisch an ihr orientiert. Die Melodie ist also der Ausgangspunkt und damit das Fundament des Stücks in Form eines Ostinatos. Beim Goldsmith Beispiel kann man eventuell noch eher drüber streiten, ob es sich wirklich nur um ein Ostinato in Form einer rhythmischen Figur handelt, oder ob hier Melodie und Rhythmus gleichbedeutend sind.

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vor 2 Stunden schrieb Angus Gunn:

 

Das ist ein rhythmisches Ostinato - ja. Die Pauke spielt das ganze Stück durch jede Viertel, ist also eine sich stetig wiederholende musikalische Figur und damit das treibende, progressive Element das Stücks. Der Komponist hat hier sehr bewusst ein Ostinato eingesetzt, um dem Stück diese nach vorn drängende, hypnotisierende Note zu geben.

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vor 3 Stunden schrieb BVBFan:

Die Grenzen verschwimmen hier natürlich und unterliegen auch der Interpretation. Eine Melodische Figur hat zwangsläufig auch einen Rhythmus, welcher damit Teil des Ostinatos wird. Wenn du also bei Terminator eher den Rhythmus der Melodielinie als das sich wiederholende Element interpretieren möchtest, kannst du das natürlich gern tun. In dem Beispiel würde ich aber eindeutig die Melodie als das prägende Element ansehen, weil sich alles was auf ihr aufgebaut wird, harmonisch an ihr orientiert. Die Melodie ist also der Ausgangspunkt und damit das Fundament des Stücks in Form eines Ostinatos. Beim Goldsmith Beispiel kann man eventuell noch eher drüber streiten, ob es sich wirklich nur um ein Ostinato in Form einer rhythmischen Figur handelt, oder ob hier Melodie und Rhythmus gleichbedeutend sind.

Schöne Erklärung, danke! :)

vor 6 Stunden schrieb queenofthefoovultures:

Ist dann nicht in etwas Zimmer Meister aller Ostinaten. Wenn ich mir Time z.B. anhöre, ist das ja auch immer das selbe Thema auf welches verschiedene Instrumente hinzugefügt werden.

Supermarine kommt auch nicht wirklich aus der Melodie raus wenn ich recht erinnere. Sind das dann beide auch Ostinaten? 

Zunächst: Plural von Ostinato sind Ostinati. In der Musik sind das meist alles italienische Begriffe, daher die Pluralendung "-i". 

Zu "Time": da wir hier eindeutig eine Akkordfolge (also etwas harmonisch-melodisches, und nicht nur rhythmisches) als Grundlage haben, über dem sich immer mehr entwickelt, würde ich das Stück als Passacaglia definieren. Insbesondere, da der Charakter auch Passacaglia-typisch getragen, sich steigernd und ergreifend ist. Also genau wie das JC Theme aus TERMINATOR 3. 

Zu "Supermarine": das rhythmische Element würde ich in den ersten Minuten gar nicht als Rhythmusfigur (und damit auch nicht als Ostinato), sondern als einfachen Puls bezeichnen. Erst nach etwa dreieinhalb Minuten kommen da einige strukturierende Elemente jenseits dieses Pulses hinzu, etwa das in der Tat ostinat anmutende Sirenen-Motiv ab 3:48 und die regelmäßigen Blechbläser-Akkorde im Bass. Aber Grundlage des Stücks ist allgemein eher der Puls, dem ich persönlich noch nicht die "Schöpfungshöhe" für ein Ostinato zugestehen würde. Aber das ist auch irgendwo Interpretationssache, vielleicht sieht das BVBFan z.B. ganz anders. ;)

Die Pauke in Bernards DRACULA würde ich auch eher als "durchgezählte Viertel" bzw. (wenn ich eine Rezension schreiben müsste) als "regelmäßige Paukenschläge", und nicht unbedingt als Ostinato bezeichnen. Auch wenn es musiktheoretisch wohl richtig wäre, den Begriff zu benutzen, fehlt hier einfach das Strukturierende. Denn wo fängt bei einem regelmäßigen Puls die Rhythmusfigur an, und wo hört sie auf? ;) Der Puls hat weder nach hinten noch nach vorne einen strukturierten Abschluss, und somit fehlt eigentlich das für ein Ostinato typische Element der Wiederholung. 

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vielen danke für die erklärungen und beispiele. sehr aufschlussreich. bei rcp musiken verbinde ich das immer mit "streicher auf und ab", welches für mich nach diesen beispielen auch die uninspirierteste dieser musikalischen form zu sein scheint. daher auch bei rcp immer negativ gemeint.

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Zitat

Und wieso ist der Begriff bei RCP-Musiken oft negativ behaftet, wird aber doch wie hier gezeigt wird auch von "angesehneren" Komponisten wie Marco Beltrami und Jerry Goldsmith genutzt?

Weil die Cues von Goldsmith und Beltrami eben nur auf dem Ostinato aufbauen und das was oben drüber passiert musikalisch-zumindest imho- interessant und ausgefuchst ist, während es bei Zimmer meistens dabei bleibt, Akkorde auf das Ostinato zu schichten und die Lautstärke anschwellen zu lassen. Ein Ostinato ist ja kein Qualitätsmerkmal an sich. Es geht vielmehr um den musikalischen Zusammenhang in dem das Ostinato eingesetzt wird.

Der Bolero wird ja von manchen Leuten als ziemlich langweilige Komposition empfunden, weil ja vordergründig immer das gleiche Motiv über 13 Minuten "durchgenudelt" wird. Ich persönlich finde das Stück genial, weil es- wenn ich mich richtig entsinne- Ravels Intension war, ein Stück zu schreiben, dass trotz der ständigen Wiederholungen des Themas aufgrund des Einsatzes aller möglichen Orchesterfarben nicht langweilig wird. Zudem verarbeitet  er das Thema (eigentlich ja A Thema und B Thema)  ja auch auf harmonisch interessante Art und Weise. Man denke nur an die Stelle wo er die Celesta, zwei Hörner und eine Piccoloflöte in drei verschiedenen Tonarten gleichzeitig das Thema spielen lässt. Übrigens finde ich diese Stelle rein von der Instrumentierung einfach genial. Klingt wie ne Orgel...

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