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Soundtrack Board

Guido & Maurizio De Angelis


Angus Gunn
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Zunächst mal eine kleine Korrektur aus dem vorhergehenden Text, vorletzter Abschnitt: Das auf der RCA-CD fehlende Stück heißt natürlich nicht "Dreams Adventures" sondern "Dreams Memories". Kein Artikel ohne Flüchtigkeitsfehler. Stört mich selber sehr, aber die fallen mir immer erst dann auf, wenn´s zu spät ist. :angry:

Nun zu was Neuem:

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SAVANA VIOLENTA gehört zu den sogenannten "Mondo"-Filmen. Jenes reißerische, auf Sensationslust spekulierende Genre, das sich den Anspruch des Dokumentarischen gibt und das 1964 mit dem weltweiten Erfolg von MONDO CANE seinen Anfang nahm. SAVANA VIOLENTA habe ich bis heute nicht gesehen, da er nicht so ohne weiteres in einer brauchbaren Fassung zu beschaffen ist, und vor allem weil er ein erhebliches Maß an Tiersnuff enthalten soll, wovon ich dann doch lieber Abstand nehmen möchte. Daher sei hier mal das "Lexikon des internationalen Films" zitiert: "In allen Teilen der Welt gefilmte, meißt abstruse, ekelerregende Ereignisse, die belegen sollen, dass der Mensch die schlimmste aller heutigen Bestien sei. Einige amüsante Tierbeobachtungen sind nur Lückenfüller."

Die Musik läßt sich dagegen auch ohne Gewissensbisse goutieren, ist sie doch wie immer melodisch eingängig und im Gegensatz zum Film zum größten Teil von ausgesprochen friedvollem Charakter. Das Anfangsthema SAVANA zieht mit Streichern, sanfter Rhythmusbegleitung, wortlosem Chor und akzentuierenden Trompeten vier Minuten lang seine Bahn wie ein gemächlich dahinfliessender Strom im Sonnenuntergang. Das beschwingte LET´S SING A SONG wird von einem Kinderchor mit orchestraler Unterstützung interpretiert, TERREMOTO bringt das SAVANA-Thema in einem herrlichen Arrangement für Solo-Gitarre und sehr behutsam eingesetzten Streichern. Weitere Inkarnationen dieser Melodie sind u.a. das spanisch eingefärbte, tempramentvoll-mitreißende SUBENDA, das mit Sitar und Männerchor ausgestattete GANGE, das humorvolle ELEFANTI MARINI und das amerikanische Hoedown-Thema CHINGHILAI E BABBUINI. Sehr warmherzig ist auch die nach Gospel klingende ANTHEM-Hymne, wogegen LA MORTE CHE RIDE das einzige Stück dieses Soundtracks ist, in dem sich die reißerische, grausame Seite des Films musikalisch zeigt: Langgezogene, beunruhigende Streicherflächen, die immerwieder von aggressiven Crescendos seitens der Percussions und des Blechs unterbrochen werden.  Sehr wirkungsvoll.

Die CD von CAM ist inzwischen rund 20 Jahre alt. Eine erweiterte Neuauflage würde ich sehr begüßen.

Von Zeit zu Zeit begegnen einem Teile dieser Musik auch in anderen Filmen. So macht z.B. der spanische Paul-Naschy-Reißer THE WEREWOLF ausgiebigen Gebrauch von LA MORTE CHE RIDE. Und der Uploader des IRONMASTER-Themas war anscheinend nicht darüber im Bilde, dass es sich hierbei um den Track GANGE aus SAVANA VIOLENTA handelt, sonst hätte er das Stück dort entnehmen können anstatt es direkt vom Filmton zu ziehen:

https://www.youtube.com/watch?v=s4gugYCKcIg

Und das ungemein entspannende Titelthema:

https://www.youtube.com/watch?v=qUjiyZ9FEpY

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AUCH DIE ENGEL ESSEN BOHNEN

Das New York der 30er Jahre ist Schauplatz dieser unterhaltsamen Krimikomödie, die mit stilbewußter Ausstattung, spürbarer Spielfreude aller Beteiligten und einigen gelungenen Gags zu überzeugen weiß. Als Ersatz für Terence Hill wurde hier Giuliano Gemma verpflichtet, der seinen Part so trefflich ausfüllt, dass man Hill kaum vermißt. Der Titelsong ANGELS AND BEANS ist mal wieder ein Volltreffer. In der Filmversion von Kathy & Gulliver gesungen, kann er mit einer besonders schrägen Instrumentierung verblüffen. Die Combo scheint, zumindest teilweise, synthetischer Natur zu sein. Zu quietschigen Bläser-Imitationen gesellt sich dann noch diese Lockruf-Pfeife mit der sich Entenlaute imitieren lassen, was eine höchst vergnügliche Swing- oder Ragetime-Parodie ergibt. Der übrige Score ist dagegen mit einem ganz traditionellen Ensemble gemacht und bietet neben authentisch anmutendem Jazz-Amabiente mehrere herrliche Instrumentalversionen von ANGELS AND BEANS.

AUCH DIE ENGEL MÖGEN´S HEISS

In der Fortsetzung ist wiederum Giuliano Gemma dabei, dafür mußte für den verhinderten Bud Spencer Ersatz beschafft werden, und den fand man in dem schwedischen Sportler Ricky Bruch. Der  macht seine Sache zwar sichtlich bemüht, verfügt aber nicht annähernd über Buds Leinwandpräsenz oder dessen Charisma. Das macht diesen Film im Ganzen, trotz einiger gelungener Momente, deutlich schwächer als seinen Vorgänger. Die De-Angelis-Brüder sind allerdings auch hier wieder allerbester Laune, und haben eine Musik gezaubert, von der bisher nur der Titelsong WHY IS EVERYONE SO MAD erschienen ist. Dieser Song wurde, wie so viele andere auch, in den 90er Jahren in einer würdelosen Fassung mit unerquicklichen, elektronischen Klängen verramscht. Auf dem GREATES-HITS-Sampler von RCA ist er jedoch in seiner Originalgestalt enthalten.

https://www.youtube.com/watch?v=vxKotopPdZI

 

Habe mir jetzt ´ne Konzertkarte für den 5.10. in Berlin gesichert, inklusive anschließender Aftershow-Party.  Sonst noch jemand dabei?

 

 

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Am 12.7.2018 um 19:37 schrieb Angus Gunn:

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AUCH DIE ENGEL ESSEN BOHNEN

Das New York der 30er Jahre ist Schauplatz dieser unterhaltsamen Krimikomödie, die mit stilbewußter Ausstattung, spürbarer Spielfreude aller Beteiligten und einigen gelungenen Gags zu überzeugen weiß. Als Ersatz für Terence Hill wurde hier Giuliano Gemma verpflichtet, der seinen Part so trefflich ausfüllt, dass man Hill kaum vermißt. Der Titelsong ANGELS AND BEANS ist mal wieder ein Volltreffer. In der Filmversion von Kathy & Gulliver gesungen, kann er mit einer besonders schrägen Instrumentierung verblüffen. Die Combo scheint, zumindest teilweise, synthetischer Natur zu sein. Zu quietschigen Bläser-Imitationen gesellt sich dann noch diese Lockruf-Pfeife mit der sich Entenlaute imitieren lassen, was eine höchst vergnügliche Swing- oder Ragetime-Parodie ergibt. Der übrige Score ist dagegen mit einem ganz traditionellen Ensemble gemacht und bietet neben authentisch anmutendem Jazz-Amabiente mehrere herrliche Instrumentalversionen von ANGELS AND BEANS.

AUCH DIE ENGEL MÖGEN´S HEISS

In der Fortsetzung ist wiederum Giuliano Gemma dabei, dafür mußte für den verhinderten Bud Spencer Ersatz beschafft werden, und den fand man in dem schwedischen Sportler Ricky Bruch. Der  macht seine Sache zwar sichtlich bemüht, verfügt aber nicht annähernd über Buds Leinwandpräsenz oder dessen Charisma. Das macht diesen Film im Ganzen, trotz einiger gelungener Momente, deutlich schwächer als seinen Vorgänger. Die De-Angelis-Brüder sind allerdings auch hier wieder allerbester Laune, und haben eine Musik gezaubert, von der bisher nur der Titelsong WHY IS EVERYONE SO MAD erschienen ist. Dieser Song wurde, wie so viele andere auch, in den 90er Jahren in einer würdelosen Fassung mit unerquicklichen, elektronischen Klängen verramscht. Auf dem GREATES-HITS-Sampler von RCA ist er jedoch in seiner Originalgestalt enthalten.

https://www.youtube.com/watch?v=vxKotopPdZI

 

Habe mir jetzt ´ne Konzertkarte für den 5.10. in Berlin gesichert, inklusive anschließender Aftershow-Party.  Sonst noch jemand dabei?

 

 

AUCH DIE ENGEL ESSEN BOHNEN ist einer meiner liebsten Bud-Spencer-Filme. Hier stimmt nicht nur die Ausstattung, die für so eine Komödie doch recht detailverliebt ist, auch der Humor, dem die deutsche Fassung natürlich noch mal die Krone aufsetzt, ist hier sehr gut in die Geschichte eingearbeitet. Giuliano Gemma macht seine Sache wirklich sehr gut. Hill konnte wohl nicht, weil er zur gleichen Zeit den ersten NOBODY drehte. Thomas Danneberg spricht hier dafür nicht Gemma, was ich gut finde, da man so nicht noch mehr in Versuchung kommt, ihn als reinen Terence-Hill-Ersatz zu sehen. Danneberg ist aber dabei, spricht eine kleine Nebenrolle als einer der Gangster. Synchron-Legende Rainer Brandt, der mit seinen Dialog-Büchern nicht nur die Spencer/Hill-Filme hierzulande veredelte, ist hier auch gleich die deutsche Stimme von Gemma. Und das passt einfach super.

Die Fortsetzung ohne Bud ist leider nicht mal halb so gut. Ich musste da nur einmal kurz schmunzeln, ansonsten zog sich der Film für mich wie Kaugummi. Die De-Angelis-Brüder haben aber tatsächlich einige ihrer Spencer/Hill-Songs Ende der 80er neu aufgenommen. Und wie du schon sagtest, wurden in diesen Versionen leider billige Keyboard-Samples verwendet, was die Songs dünn und, ja, eben einfach billig klingen lässt. Ich weiß gar nicht, ob sie das extra für diese Silva-Sampler gemacht haben, die so ca. 1992 erschienen sind. Diese Sampler wurden damals ja mit Unterstützung von RTL gehypt, deren Logo sogar auf dem Cover ist, da Anfang der 90er die Spencer/Hill-Filme eine kleine Renaissance auf RTL erfuhren.

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Am 15.7.2018 um 20:39 schrieb Alexander Grodzinski:

Die De-Angelis-Brüder haben aber tatsächlich einige ihrer Spencer/Hill-Songs Ende der 80er neu aufgenommen. Und wie du schon sagtest, wurden in diesen Versionen leider billige Keyboard-Samples verwendet, was die Songs dünn und, ja, eben einfach billig klingen lässt. Ich weiß gar nicht, ob sie das extra für diese Silva-Sampler gemacht haben, die so ca. 1992 erschienen sind.

Aber diese Aufnahmen betrafen nur die Instrumentalparts, oder irre ich mich da? Ich habe mich immer gefragt, ob diese Einspielungen wirklich von den beiden selber gemacht wurden, oder ob das jemand anders verbrochen hat. Vielleicht war das auch ein rechtliches Problem?  So oder so hat man den Songs damit wirklich keinen Gefallen getan.

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vor 8 Stunden schrieb Angus Gunn:

Aber diese Aufnahmen betrafen nur die Instrumentalparts, oder irre ich mich da? Ich habe mich immer gefragt, ob diese Einspielungen wirklich von den beiden selber gemacht wurden, oder ob das jemand anders verbrochen hat. Vielleicht war das auch ein rechtliches Problem?  So oder so hat man den Songs damit wirklich keinen Gefallen getan.

Also wenn ich die Vocal-Parts mit den Original-Aufnahmen vergleiche, dann klingen die schon anders. Also dürften die schon neu eingesungen worden sein. Aber ich vermute auch mal rechtliche Grunde dahinter. 

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  • 2 Monate später...

05. Oktober, Berlin

So, da ich annehme, dass niemand von euch sonst dabei war, hier ein kurzer Erlebnisbericht vom gestrigen Konzert:

Obwohl ich zum ersten Mal in Berlin war, habe ich von der Stadt eigentlich nur den Bahnhof, die U-Bahn-Stationen und die direkte Umgebung der Columbia-Halle gesehen. Und das war alles auch eher das Gegenteil von schön. Einquartiert habe ich mich im Ibis-Hotel direkt am Hauptbahnhof. Ich mag die Dinger nicht (zu teuer, zu unpersönlich), aber es war ja auch nur für eine Nacht.

Vor der Columbia-Halle hatte sich bereits ein illustres Völkchen versammelt. Die T-Shirt-Motive ließen keinen Zweifel daran, dass sich von diesem Event weniger der Filmmusikliebhaber sondern natürlich vielmehr die Spencer/Hill-Gemeinde angesprochen gefühlt hat. Bei Einlaß fiel mir zuerst jenes Plakat ins Auge dessen Motiv auch schon die Promotionaktionen im Vorfeld geziert hatte und das mit folgendem Satz überschrieben war: DIE MACHER DER BUD SPENCER UND TERENCE HILL FILMMUSIK.  Mal abgesehen von fehlenden Binde- und Auslassungsstrichen schien mir die Vokabel "Macher" schon etwas unglücklich gewählt zu sein. Man stelle sich einmal das letzte Morricone-Konzert in der Köln-Arena mit einer solchen Übertitelung vor:  "Der Macher der Clint Eastwood und Quentin Tarantino Filmmusik"  Aber gut, Schwamm drüber.

Um 20 Uhr ging´s dann los. Die beiden betraten gut gelaunt die Bühne, und es gab das zu erwartende Potpourri der beliebtesten Songs. Sitzplätze waren genügend vorhanden, aber schon nach den ersten Klängen saß eigentlich niemand mehr. Zur Big Band gehörte auch eine Streichergruppe, die die meißte Zeit kaum herauszuhören aber auch für die eine oder andere solistische Passage zuständig war. Instrumentales gab es in Form der Titelmusik aus ZWEI AUßER RAND UND BAND und des "Piedone"-Themas. Nahezu sämtliche bud-spencer-bezogene Filmsongs hatten ihren Auftritt. Aber auch "Why Is Everyone So Mad?" aus AUCH DIE ENGEL MÖGEN´S HEIß, "Zorro is Back", "Orzowei" aus der gleichnamigen TV-Serie und alle drei Songs aus den SANDOKAN-Filmen. Letztere wurden von einem Gruß des Darstellers Kabir Bedi eingeleitet der kurz in einem Einspieler auf der Leinwand erschien. Für die unvermeidliche "La-La-La"-Nummer aus ZWEI WIE PECH UND SCHWEFEL zog dann tatsächlich noch ein etwa 40-köpfiger Chor auf die Bühne.

Alles in allem ein sehr gelungener Abend. Nichts für den Freund feinsinniger Klanggespinste, aber toll die beiden mal live auf der Bühne erlebt zu haben. Und da ich keinesfalls ohne Autogramm wieder nach Hause wollte, hatte ich mir natürlich auch die Teilnahme an der Aftershow-Party gesichert. Diese fand mit zahlenmäßig reduziertem Publikum bei freier Verköstigung in angrenzenden Räumlichkeiten statt. Der Chor war auch hier wieder anwesend und sorgte mit hübschen A-capella-Arrangements diverser Bud-Spencer-Filmsongs (nicht nur von De Angelis) für das passende Ambiente.

Beim Smalltalk-Streifzug durch die Gemeinde stieß ich nicht nur auf Sal Borgese sondern u.a. auch auf eine dreiköpfige Clique italienischer Besucher von denen einer von seinen Begleitern als der weltgrößte De-Angelis-Fan betitelt wurde. An spleenigen Figuren herrschte kein Mangel, und ich hatte große Mühe überhaupt noch an die begehrten Trophäen heranzukommen.

Unzählige Fotos, auch schonmal ein Filmplakat, hier und da eine DVD, aber kaum jemand hatte Tonträger dabei, was mich schon etwas gewundert hat. Eine Single von "Trinity", ein Album von "Bulldozer", zwischendurch mal ein CD-Sampler. Ich war also mit meinen Vinyl-Schätzen, die blasphemischerweise noch nichtmal Bud-Spencer-Bezug hatten, ein Exot in der Front der versammelten Jagdgesellschaft. Von anderen auf meine merkwürdigen Mitbringsel angesprochen, nutzte ich die Gelegenheit einer handvoll erstaunter Partygäste den Stellenwert der beiden "Filmmusik-Macher" im italienischen Genre-Kino etwas näher zu erklären.

Hier nun die erbeuteten Trophäen. Im Fall von LA POLIZIA INCRIMINA (großartiger Film übrigens, der endlich mal eine sorgfältige DVD-Edition verdient hätte) konnte ich nun endlich nach Franco Nero und Enzo Castellari auch die Komponisten auf dem Cover verewigen. Wurde auch langsam Zeit.

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Kaum bekannt, aber einer ihrer schönsten Scores. IL SINDACALISTA vermittelt seine Sozial- und Wirtschaftskritik in Form einer Satire. Unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen zettelt ein sizilianischer Fabrikarbeiter einen Aufstand an ohne zu ahnen, dass sein Aktivismus wiederum von der Unternehmsleitung für deren eigene finanziellen Interessen ausgenutzt wird. Ich habe den Film nicht gesehen, und er scheint auch nicht bei uns zur Aufführung gekommen zu sein. Aber er beackert offenbar ein ähnliches Feld wie zu der Zeit die Nino-Manfredi-Komödien, für die die De-Angelis-Brüder ebenfalls ganz zauberhafte Scores geschrieben haben.

Das Hauptthema ist der Handlung entsprechend auch eine eingängige Hymne a la "Internationale", die mit glühendem Pathos zum Mitmarschieren animiert. Ein kraft- und temperamentvolles Musikstück, mit voller Orchesterpräsenz und Chor, das mit Sicherheit weiter verbreitet wäre, wenn der Film zu mehr Bekanntheit gelangt wäre. Dieses Thema begegnet uns noch in nicht minder gelungenen, sanft-melancholischen Varianten mit solistischen Parts von Klavier und Flöte, behutsam eingesetztem Glockenspiel und oszillierenden Akkordeonklängen. Volkstümlicher geht es bei einem skurrilen Walzer zu, oder relaxter bei einer entspannt-bluesigen Jazznummer. 

Das ist alles mit viel Sorgfalt gestaltet, und ich habe den Eindruck, dass den beiden Komponisten an diesem Film besonders viel gelegen war. Das Album war für mich damals jedenfalls eine sehr erfreuliche Überraschung und ich kann es nur weiterempfehlen. 

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Putzfrau Tina führte ein wildes Eheleben, steht aber nun unter Verdacht ihren Ehemann in der Kläranlage entsorgt zu haben. Eine Anwältin versucht zu beweisen, dass es sich um einen Unfalltod gehandelt hat. Diese schwarze Komödie lief bei uns unter dem Titel EINE LAUS IM PELZ in den Kinos. Käme sie auf DVD heraus, würde ich sie mir alleine wegen Monica Vitti nicht entgehen lassen. Ganz entzückend ist aber nicht nur Frau Vitti sondern selbstverständlich auch die Musik. MISTER LOVE nennt sich das Titelthema, das im ersten Track wunderbar eingängig vorgestellt wird. Es hat einen leicht entrückten, melancholischen Charakter, läßt sich aber ansonsten natürlich im Bereich der Popmusik verorten.

DELITTO entstammt mit Schlagzeug und monotonem Klavierrhythmus direkt dem in den 70er Jahren florierenden Giallo-Genre. CARILLON kommt ohne Carillon-Klänge aus, ist aber ein geschmeidiges Kleinod für Streichorchester und wechselnde Solo-Instrumente. Zwischen clever orchestrierten Tango- und Walzertracks fällt noch INCOMPRENSIONE auf, hinter dessen Titel sich eine kurze, aber sehr schöne Klavierfassung des Hauptthemas verbirgt.

Erneut ein wenig bekannter und entdeckenswerter Score, der in der 25-minütigen Album-Fassung bei mir keine Minute Langeweile aufkommen ließ. Dem Album schließen sich auf der CD 30 weitere Minuten mit Alternativfassungen an. Am Dirigentenpult steht diesmal Alessandro Blonksteiner.

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Als Kind überlebt Benedetto unverletzt einen Unfall, was als göttliches Zeichen ausgelegt wird. Er wird der Obhut der Kirche überantwortet und von Mönchen erzogen. Als Erwachsener gerät er in Konflikt mit seiner anerzogenen Religiosität und seiner zwangsweise unterdrückten Sexualität und Lebensfreude. DER SCHIELENDE HEILIGE ist nicht nur das Regiedebut von Nino Manfredi, sondern auch die erste Filmmusik der De-Angelis-Brüder. Im Jahre 1971 noch vor VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA entstanden, haben sie mit ihrem Erstlingswerk einen sehr lyrischen Score komponiert, der zwischen sakraler Erhabenheit, träumerischer Romantik und beseelter Dramatik angesiedelt ist.

So möchte ich das sentimentale TEMA DI GIOVANNA (bzw. TITOLI) vielleicht als eine ihrer schönsten und eindringlichsten Schöpfungen überhaupt bezeichnen. TEMA DI BENEDETTO hingegen hat ein eher dramatisches Flair und zeugt von dessen innerer Zerrissenheit. SECONDO TEMA DI BENEDETTO spiegelt mit einer schlichten Flötenmelodie die naiv-unschuldige und von Komplexen belastete Seite der Hauptfigur wieder. Unterbrochen (oder besser: ergänzt) wird der Score von drei Liedern, die allesamt von Manfredi mit Chorunterstützung gesungen werden. Diese haben einen sehr volkstümelnden Charakter und sind vermutlich als Source-Music im Film eingesetzt.

Eine mit spürbarem Engagement und Einfühlungsvermögen gestaltete Musik, die nur wenig Ähnlichkeiten zum späteren Werk der Komponisten aufweist. Im Hause Digitmovies sah man in dieser Veröffentlichung offenbar auch etwas Besonderes und spendierte ihr entgegen den sonstigen Gepflogenheiten ein schickes Digipack. Was bleibt wäre noch der Wunsch, diesen Film einmal zu sehen zu bekommen, denn gerade Nino Manfredi scheint mir hierzulande im Heimkino-Format bislang sträflich vernachlässigt zu sein. Und wer jemals die geniale Sozialsatire "Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen" gesehen hat, der wird meinen Wunsch verstehen.

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Einen hab´ ich noch:  Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ist L´ARBITRO ein nicht minder unterhaltsames Album wie die oben von mir beschriebenen. Eine Fußball-Klamotte um einen ehrgeizigen Schiedsrichter (Lando Buzzanca), der im Karriererausch seine Frau (Joan Collins!) vernachlässigt.

Eingängige Themen gibt es gleich mehrere. MISS ELENA ist ein samtiges, verspielt-melodisches Stück, das von Gitarre und Flöte eingeleitet wird um schließlich vom Orchester übernommen zu werden. I´M FOOTBALL CRAZY ist eine lässige und höchst eingängig dahingleitende Nummer, die in der Gesangsversion mit unwiederstehlichem Humor gesegnet ist. Doch damit nicht genug, bietet Track 6 eine ebenso geschmeidige Melodie mit Rhythmusgruppe, Klavier und Flöte. Die Tracks 5 & 10 bauen dagegen minutenlang auf einem rocklastigen Fundament auf, ergänzen die Percussion- und E-Gitarre-Läufe mit Akzenten von Streichern und gestopftem Blech, womit sich das Komponisten-Duo hier schonmal für zukünftige Glanzleistungen im Genre der Polizei- und Gangsterfilme empfiehlt.

Auch bei L´ARBITRO haben die Mannen von Digitmovies alles richtig gemacht und das Album in seiner Original-Zusammenstellung belassen. Ergänzende Alterativ- und Filmversionen sind als Bonustracks angehängt.

 

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Am 12.10.2018 um 07:13 schrieb Alexander Grodzinski:

Danke, Angus, für die ganze Mühe mit den Texten und Tipps. ?

Immer gerne. Und ein Ende ist vorläufig nicht in Sicht, denn es geht weiter mit:

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Der historisch verbürgte, italienische Söldner Ettore Fieramosca (1476-1515) muß hier in der Gestalt von Bud Spencer als Held einer Klamauk-Komödie herhalten. Aber trotz des nicht unbeträchtlichen Aufwandes, der hier betrieben wurde, ist das Ergebnis eher mau, und auch das Einspielergebnis blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Die Musik dagegen besitzt wieder jenen unwiderstehlichen Charme und jene augenzwinkernde Pfiffigkeit, die man von De Angelis erwarten kann. Der Song OH ETTORE, von sonorer Baßstimme interpretiert, beißt sich natürlich mit dem deutschen Titel, denn bei uns wurde die Titelfigur bekanntermaßen in "Hector" umbenannt. Aber dieses kleine Ungleichgewicht dürfte früher kaum jemandem aufgefallen sein, und nach dem Titelstück hat man erstmal einen hartnäckigen Ohrwurm weg.

Leider, und da sind wir direkt bei der Schwäche des Albums, beruht die Musik zur Gänze auf diesem Hautthema und präsentiert es in nahezu jedem Track. Zwar in mannigfaltiger Variation, mal als Andante, mal als Allegro, mal vollorchestriert, mal mit federleichter Flöte ("Come una faviola"), mit andauerndem Wechsel in der solistischen Begleitung und mit vielen originellen, witzigen Einfällen durchzogen, aber letzten Endes doch des Guten zuviel. Immerhin gibt es zwischendurch mal eine Fanfare hier und da und auch ein wenig höfische Untermalungsmusik. Unter diesen ist "Musica di Corte N.2" ein besonders hübsches Schmuckstück, das aber leider schon nach gut einer Minute wieder vorbei ist.

Am Stück durchgehört viel zu repititiv, hat das Album für mich einen eher archivarischen Charakter. Als solches ist es aber dennoch begrüßenswert und zeugt von einer Zeit, als die Musik zu Komödien noch wirklich nach Komödie klingen durfte.

 

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Nach dem Erfolg der TV-Mini-Serie SANDOKAN war es naheliegend, dass man sich mit den Hauptdarstellern Kabir Bedi und Carole Andre einer weiteren Romanvorlage von Emilio Salgari annahm. Diesmal fürs Kino, und wiederum unter der Regie von Sergio Sollima. Für die Dreharbeiten an karibischen Schauplätzen wurden drei spanische, schwimmfähige Galeonen in Auftrag gegeben, von denen die größte und aufwendigste in der Hafeneinfahrt von Cartagena unplanmäßig havarierte und neu gebaut werden mußte. Weiteres Ungemach sorgte für massive finanzielle Einbußen und dürfte wohl auch dafür verantwortlich sein, dass das Ergebnis letzten Endes weniger überzeugend ist, als die famose SANDOKAN-Serie.

Keinerlei Ermüdungserscheinungen bemerkt man jedoch bei der Filmmusik. HOMBRES DEL MAR ist ein energetisches, mitreißendes Abenteuerthema mit viel exotischer Percussion und natürlich sofort ins Ohr gehender Melodie. Noch beeindruckender ist es in der langsamen Version TORTUGA, in der sich Bläser und Streicher über dem Trommelrhythmus des Themas annehmen. Seltsamerweise bekommt weder der von Mel Ferrer verkörperte Gegenspieler, noch seine Tochter (Carole Andre, eigentlich die weibliche Hauptrolle des Films) ein eigenes Thema zugeordnet. Statt dessen ist die zweite Melodie dem Eingeborenenmädchen YARA gewidmet. Vollorchestriert mit Rhythmusgruppe nimmt es einen tänzerischen Charakter an, als sanftes Flötensolo wird es zum melancholischen Zwischenspiel.

Auf der CD von Digitmovies ist das ursprüngliche Album wieder separiert vom Bonusmaterial. Dieses ist in diesem Fall aber von besonderer Bedeutung, finden sich doch unter den bis dato unveröffentlichen Tracks Filmversionen, die sich zum Teil stark von den Albumfassungen unterscheiden, einen mehr szenenbezogenen Charakter haben und auch für sich genommen sehr willkommene Ergänzungen sind. So ist Track 13, eine von wuchtigen Cembalo-Klängen begleitete und mit Paukenschlägen akzentuierte Variante der HOMBRES DEL MAR, beispielsweise einer der stärksten Tracks der CD. Und auch die Filmfassungen von YARA weisen gegenüber ihren Pendents auf dem Album doch erhebliche Unterschiede in Struktur und Instrumentierung auf.

Tolle Swashbucklermusik der etwas anderen Art zu einem nicht gänzlich überzeugenden Film. Zum Abschluß noch das Statement der "Filmharmonischen Blätter" vom Februar 1987: "Dieser Film aus Italien leitete das große Sterben der Piratenfilme ein. Phantasielos in Szene gesetzt, in Pappkulissen heruntergekurbelt - ohne Stars, trieb das Celluloidwerk in die Flaute. Die Musik von De Angelis jedoch begeistert, weil die Komponisten flotte Melodien zu Papier gebracht haben." 

 

 

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  • 2 Wochen später...

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TOTE ZEUGEN SINGEN NICHT gilt als einer der prägensten Kriminalfilme Italiens, der dem Genre letzten Endes den Weg geebnet hat. Hierzulande fristet er nach wie vor unter dem Titel STRASSE INS JENSEITS ein Schattendasein auf einer ranzigen VHS-Kassette und seit der letzten (und einzigen?) TV-Ausstrahlung dürften auch schon mindestens 25 Jahre ins Land gegangen sein.

Der blendend inszenierte Kriminalreißer zeigt nicht nur Regisseur Enzo G. Castellari auf der Höhe seines Schaffens, auch die Komponisten haben hier eine formidable Arbeit abgeliefert, die in diesem Genre kaum zu toppen ist. Das vom Gitarrenlauf angetriebene LIFE OF A POLICEMAN erzielt auch im Film eine enorme Wirkung wenn es sich mit kreischender Sirene und fiebrig säuselndem Vokal-Ensemble zum frostigen Crescendo aufschwingt. Eine Thema das die dramatischen und tragischen Ereignisse während Bellis Ermittlungsarbeit perfekt einfängt.

"Quincy Jones" lautete die Vorgabe ans musikalische Konzept, und das Ergebnis findet sich in Tracks wie IL LIBANESE und GANGSTER STORY die mit repetitiven Rhythmen und simulierten Polizeisirenen u.a. der großartig inszenierten Autoverfolgungsjagd zu Beginn akustisch das Getriebe ölen. TO THE SEA und LA FIGLIA DI BELLI sind verspielt-beschaulichere Varianten des Hauptthemas und sind den Szenen zwischen Belli und seiner kleinen Tochter vorbehalten. 

Neben dem Score sind noch vier längere Tracks diegetischer Musik zwischendurch eingestreut, die zwar keinerlei herausragende Funktion im Film erfüllen, aber auf angenehme Weise für Abwechslung auf dem Album sorgen. Vor allem das 6-minütige CHICCA ist mit seinem trockenen, bluesigen Klang und der famosen Solisten-Arbeit ein Kleionod, das ich nicht missen möchte.

Eines ihrer besten Filmmusik-Alben. Wer dem Krimi-Sound der 70er zugetan ist, sollte hier seine Erfüllung finden.

 

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  • 2 Monate später...

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WILDE PFERDE ist einer jener melancholischen Western, die vom Ende der klassischen Western-Mythen erzählen. Halbblut Valdez nimmt den jugendlichen Streuner Jamie in seine Obhut und läßt ihn auf seiner Farm, zu der auch eine Herde von Wildpferden gehört, mitarbeiten. Doch der reiche Rancher Maral fängt an, das Land mit Stacheldrahl zu durchziehen, an dem sich eines der Pferde eine tödliche Wunde reißt, und der Konflikt nimmt seinen Lauf. Doch "Wilde Pferde" ist kein blutiger Rache-Western, ja, es fällt nichtmal ein einziger Schuß. Erzählt wird ein angenehm ruhiges, tragisches, aber auch humorvolles Drama, das auf eine Weise endet, wie man es gerade bei einem Schauspieler wie Bronson kaum erwarten würde.

Dass die De-Angelis-Brüder die Musik für einen Film des Hollywood-Veteranen John Sturges komponieren, ist ungewöhnlich und überraschend, und dürfte höchstwahrscheinlich auf den Einfluß von Produzent Dino de Laurentiis zurückzuführen sein. Völlig ohne Orchester, belassen sie es beim prominenten Einsatz von Gitarre und Mundharmonika, gelegentlich von einer Rhythmusgruppe unterstützt. Der Titelsong "Freedom Rainbow" ist eine wunderbare, melancholische Country-Ballade, deren Melodie auch die ausgelassen-vergnüglichen Szenen mit den Wildpferden temperamentvoll unterstützt. Wobei der Hengst Flag sein eigenes Thema bekommen hat, das nicht minder gut ins Ohr geht. Bluesige Mundharmonika-Akkorde verströmen dagegen eine gewisse Resignation und weisen auf heraufziehendes Ungemach hin. Ein sehr schöner Score, der für den ambitionierten Film den richtigen Ton trifft.

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  • 5 Wochen später...

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Als THE OPIUM CONNECTION lief dieser Drogenkrimi in den deutschen Kinos, der von Ferdinando Baldi grundsolide und nicht ohne Ambitionen inszeniert wurde. "Kenntnisreich, aber etwas zerfahren inszeniert, mit einem guten Hauptdarsteller und einigen unnötigen Härten", meinte dereinst das katholische Filmlexikon in einem seiner bei italienischen Genre-Ware nicht allzu häufigen Anfälle von Wohlwollen dazu.

Ausgangspunkt der Filmmusik ist die grandiose, reflektive Titelballade. Im Folk verwurzelt, bluesig in Gitarrenbegleitung und Gesang, fabelhaft orchestriert, beschreibt sie die Schattenseiten des Drogenhandels in einfacher Sprache und mit wütendem Zynismus. Ansonsten arbeitet der Regisseur nur wenig mit Musik, die er ansonsten zur Erzeugung eines allgemeinen Ambientes nutzt, entweder in Form von diegetischem Jazz oder beim Blick auf Mohnblumenfelder mit schwebenden, solistischen Flötenklängen. Nach "French Connection" und "Tote Zeugen singen nicht" kommt natürlich kein Drogenkrimi ohne Verfolgungsjagden aus, und auch AFYON OPPIO hat seine Action-Tableaus, doch bleiben diese Szenen allesamt ohne musikalische Begleitung. Das vorbildlich produzierte CD-Album von CSC bietet mit gerade einmal 30 Minuten den kompletten Score, und ist damit immernoch 5 Minuten länger als die damalige Vinyl-LP.

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  • 3 Monate später...

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Frisch ausgepackt und angehört. Mit zwispältigem Ergebnis. Die beiden sehr gelungenen Themen BOMBER und vor allem FANTASY dürften allgemein bekannt sein. Es ist zwar eine schöne Sache, den Soundtrack nun in kompletter Form sein Eigen nennen zu können, aber selbst der gutwilligste Fan wird sich eingestehen müssen, dass es seinen Grund hat, weshalb dieser Musik seinerzeit keine Langspielplatte beschieden war. Mehr als auf der damaligen Vinyl-Single zu finden war, braucht es eigentlich nicht, und 55 Minuten sind des Guten eindeutig viel zu viel. Zumal von FANTASY tatsächlich immer und immerwieder derselbe Track wiederholt wird, mal mit, mal ohne Gesang, und, der jeweiligen Szene angepaßt, oftmals mittendrin unelegant ausgeblendet. Mit Bomber verhält es sich ähnlich, wobei es am Schluß aber immerhin noch eine sehr schöne, melancholische Version dieses Themas gibt. Und der kurze Flamenco-Einschub dürfte, wenn mich meine Ohren nicht täuschen, aus ARRIVANO I VOSTRI stammen.

Es lassen sich durchaus ein paar vergnügliche Minuten aus der CD destillieren, aber an die De-Angelis-Alben der 70er reicht das hier in keinster Weise heran.

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  • 5 Wochen später...

GESPENSTER-GESCHICHTEN

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Kurze Meldung zwischendurch: Es gibt jetzt die Möglichkeit diese einmalig 1985 ausgestrahlte, 6-teilige Serie auf DVD zu erwerben. Wolfgang Büttner führt als Gastgeber durch die mit Augenzwinkern erzählten Schauergeschichten. Der knuffige Intro-Song leitet eine jede Folge ein, mag auf den ersten Blick etwas deplaziert wirken, setzt aber einen verschroben-skurrilen Rahmen um die originellen Episoden, in denen sich Darsteller wie Hannes Messemer, Peer Augustinski oder Heinrich Schweiger mit sichtlichem Vergnügen tummeln. Der begleitende Score ist dann auch genregerecht von atmosphärisch-düsterem Charakter. Schöne Sache nicht nur für TV-Nostalgiker. Ghosts will live forever...

 

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  • 4 Wochen später...

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Amerikanischer CIA-Mann bekommt es in Rom mit einem Geiselnehmer zu tun, der sich in einem Hotelzimmer verschanzt hat. Ein exzellenter Politthriller von Damiano Damiani (mit Tony Musante, Claudia Cardinale), der völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist und im Schatten seiner Meisterwerke DER CLAN... und ICH HABE ANGST steht, diesen aber aus meiner Sicht in nichts nachsteht.

Die Musik ist zwar repititiv, trifft aber mal wieder perfekt den Ton. Das Hauptthema ist dem Musante-Charakter zugedacht. Synthetische Instrumentierung über handgeschlagenen Percussions und rocklastigen Gitarrenläufen erzeugen das nötige Flair für den stoischen, abgeklärten CIA-Agenten. Das zweite Thema gehört dem Geiselnehmer (John Steiner). Enervierend und disharmonisch, erzeugt es ein Gefühl von Kälte und Unbehagen. Gerade beim Finale, wenn Geiseln und Geiselnehmer mit Motorradhelmen vermummt durch die dunklen Hotelflure ihrem Zielort zustreben, erwirkt die Musik zusammen mit den düsteren Bildern eine beträchtliche Spannungssteigerung.

Leider fehlten auf den Masterbändern ausgerechnet Titel- und Schlußmusik, die beide in mäßiger Tonqualität vom DVD-Ton gezogen wurden. Auch findet sich hier nicht der großartige Song "A Man on the Boat" (eine gesungene Version des Titelthemas), der nicht im Film vorkommt, aber möglicherweise als Titelsong angedacht war, denn der Text paßt exakt auf die Musante-Figur.

 

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Ein bei uns nicht gezeigter, italienischer Fernsehfilm aus dem Jahr 1973, der einen authentischen Fall nachzeichnet. Zur Zeit des ersten Weltkriegs stellt sich der Militärseelsorger Don Giovanni Minzoni in der Provinz Ferrara gegen die dortige Terrorpolitik und wird daraufhin von den faschistischen Machthabern getötet. Der Film rekonstruiert das Verbrechen bis hin zum Prozeß gegen die Mörder im Jahr 1925.

Ein durchaus zeittypischer, anspruchsvoller Stoff also, den De Angelis mit einem außerordentlich schönen, melancholisch-traurigen Thema mit Folk-Anstrich versehen. Auch ohne Kenntnis des Films würde ich eine vollständige Edition der Musik begrüßen. Neben der Vinyl-Single wurde dieses Thema meines Wissens nach bisher nur ein einziges Mal auf CD verwertet, und zwar auf dem wirklich gelungenen RCA-Sampler GLI ANNI D´ORO, auf dem sich auch solche Bonmots wie die Instrumentalversionen von DUNE BUGGY und WHY IS EVERYONE SO MAD finden.

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Terence Hill als britischer Upperclass-Snob mit Neigung zu Poesie und Frühsport unter raubeinigen Wild-Westlern. VERFLUCHT, VERDAMMT UND HALLELUJA ist eine seiner besseren Komödien, deren Musik gerade zum dritten Mal auf CD erschienen ist. Der musikalische Ansatz ist dem des erfolgreichen Vorgängers VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA sehr ähnlich. Den Rahmen setzt der Titelsong "Don´t Loose Control", eine geschmeidige Pop-Ballade mit Country-Flair, wieder von Gene Roman interpretiert. Verschiedene Instrumental-Versionen folgen, von denen gerade ARRIVO IN TRENO mit schlichtem Banjo-Solo gefällt. Hübsch und süßlich mit Harfe und singender Säge (!) auch IL GIORNO DEI CAVALLI BIANCHI, bei dem der Sirup von den Streicherbögen rinnt.

Eine Romanze zwischen Hill und Yanti Somer wird von Regisseur Barboni in kitschig-schönen Bildern präsentiert und die Komponisten reagieren darauf mit dem nicht minder zuckrigen TEMA DI CANDIDA. Erwähnenswert ist noch der anmutige Gospel "Jesus Come To My Heart" (Nora-Orlandi-Chor) und SFIDA IN PAESE, dem einzigen Stück des Albums, das mit milden Slapstick-Klängen die komödiantische Seite des Films berücksichtigt.

Ein charmanter Score, der aber eine gewisse Unempfindlichkeit gegenüber dick aufgetragenem Romantik-Kitsch einfordert. Andernfalls droht akute Überzuckerung.

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  • 2 Wochen später...

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CANTERBURY NO.2  ist eine für ihre Zeit typische Erotikkomödie in mittelalterlichem Ambiente aus dem Jahr 1973. Die Imdb gibt Drehbuchautor Roberto Loyola als Regisseur an. Laut CD-Booklet war aber Italiens Exploitation-Papst Joe d´Amato für das Werk verantwortlich. Einigkeit herrscht aber immerhin über die Urheber der Filmmusik. Doch der Score der De-Angelis-Brüder ist als Album eher eine Enttäuschung. Dabei beginnt es wirklich vielversprechend:  In TITOLI leiten Orgelklänge über in ein ruhiges, sakral anmutendes Lied mit Solostimme, Chor und von einer handgeschlagenen Trommel rhythmisiert. Ein wunderbares Stück, voll spritueller Erhabenheit, das es, wie den gesamten Score, niemals zuvor auf Tonträger gab, und für mich eine sehr erfreuliche Überraschung war.

Ein weiteres Lied (AMORE) ist im Minnegesang-Stil gehalten und ist auch instrumental vertreten. OSCURITA greift den sakral-sphärischen Aspekt wieder auf, und der Rest der Musik erschöpft sich in komödiantischen Melodien, interpretiert von kleinem Ensemble mit u.a. Flöte, Fagott, Gitarre, Spinett und Banjo, in direkter Nachbarschaft von Morricones Slapstick-Einlagen im "Nobody"-Score. Das ist auf Dauer anstrengend und musikalisch wenig ergiebig, zumal die meisten Tracks filmbedingt auch sehr kurzatmig sind.

Leider ein schwächeres Album, von dem man sich mehr erhofft hätte. Der 4-minütige Eröffnungstrack allerdings ist vom Feinsten und für mich alleine schon die Anschaffung wert.

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  • 3 Monate später...

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Im römischen Stadtviertel Trastevere streift ein entlaufener Hund durch die Gassen, der Zeuge mehrerer kleiner, skurriler, amüsanter und tragischer Geschichten wird, die sich dort ereignen. Ein Episodenfilm der bei uns nie ausgewertet wurde. Nino Manfredi, der in Deutschland nach wie vor erst noch großflächig entdeckt werden muß, spielt nicht nur eine der Hauptrollen, sondern interpretiert auch den Titelsong. Seine grobschlächtige, teils mehr gesprochene als gesungene Performance steht im Kontrast zu der sanften, melancholischen Instrumentalspur, die ihn begleitet. Die weiteren Tracks spiegeln mit Folklore und orchestralen Arrangements das quirlige Leben und Wirken in Trastevere wieder. Sei es der schwungvolle
GRANDMA´S DANCE, der exotische Sitar-Track VIAGGIO oder das mit Country- und Rockeinflüssen hantierende KERRY - das ist alles wunderbar arrangiert, sehr geschmeidig
anzuhören und wird von den herrlich ruhigen, verträumten Instrumentalversionen des Hauptthemas kontrapunktiert und zusammengehalten, bei denen auch hier wieder Maurizios charismatisches Gitarrenspiel begeistert. Besondere Erwähnung verdient aber auch das FINALE, das mit wuchtiger Kirchenorgel, Chor und Orchester den Score zu einem eindrücklichen Abschluß bringt. Eine zauberhaftes Album, das aufgrund der Obskurität des Films viel zu wenig beachtet wird.

Orchesterleiter ist hier erstmals Gianfranco Plenizio, der später noch öfter mit den beiden zusammengearbeitet hat.

 

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Der wohlhabende, herzkranke Industrielle Carlo lebt mit Frau und Tochter in einer Villa in Piacentino. Um an den Besitz zu kommen, zettelt der Neffe ein Intrigenspiel gegen Carlo an, bis dieser mit tatkräftiger Unterstützung der neu eingestellten, hübschen Köchin den Löffel reicht. Eine Sexkomödie von 1975, die in Deutschland erst in den 80er Jahren auf Videokassette herauskam, und in dieser Form dann auch der Zensurwut jener Tage zum Opfer fiel und prompt auf dem Index landete.

Die Filmmusik ist den De-Angelis-Brüdern mal wieder entwaffnend charmant gelungen. Die beiden Hauptthemen heißen MILO und COUNTRY LIFE, werden mal mit Gitarre und Flöte, fröhlich beschwingt, als nostalgisches Klavier-Arrangement oder mit Saxophon dargeboten. Besonders hübsch auch mit Akkordeonbegleitung, die immer wieder durch solistische Kapriolen erfreut. Kein Orchester diesmal, sondern ein reiner Ensemble-Score, der seine Themen unterhaltsam zu präsentieren weiß. Und als Rausschmeißer gibt es noch eine von Franco De Gemini im Stil der 50er geschriebene Rock-n-Roll-Nummer namens CRAZY BABY, die man auch nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommt.

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  • 6 Monate später...

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Zwei Komödien aus den Jahren 1977 bzw. 1979 deren gemeinsames Merkmal unter anderem der Schauspieler Renato Pozzetto ist, in der Commedia Italiano zu der Zeit ein oft gesehenes Gesicht. TRE TIGRI CONTRO TRE TIGRI besticht mit einem außerordentlich unterhaltsamen Score mit orchestral ausgebauten Folklore-Themen. Schon der Eröffnungstrack erfreut mit Saxophon, Tango-Rhythmus und einem mittendrin drauflosknödelnden Operettentenor. Es folgen beschwingte Stücke mit ansteckend vergnügter Akkordeon-Begleitung, ein episch angehauchter Track mit Streichern über Trommelrythmen, skurrilen Suspense, eine hektische Verfolgungsjagd bei der vor allem das Schlagwerk gefordert ist und auch mal ein kurzes melancholisches Zwischenspiel.

In AGENZIA RICCARDO FINZI PRATICAMENTE DETECTIVE wird dem Titelhelden ein wiederum sehr einprägsames, zum Mitpfeifen animierendes Thema von augenzwinkernder Lässigkeit an die Seite gestellt. So gehört sich das für einen Comedy-Detektiv-Charakter. Selbiges Thema durchzieht als roter Faden die 11 Tracks, wobei mir vor allem die langsamere Blues-Version in Track 15 gefällt. Die Suspense-Anteile könnten dagegen auch einem ernsthaften Poliziotteschi jener Tage entsprungen sein. So begegnet uns mehrmals ein simples Spannungsmotiv, das vor allem in Track 20 zum mitreißend-funkigen Actionthema hochkocht. Für De-Angelis-Fans eine prächtige CD ohne nennenswerte Schwächen.

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