Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Masters of Light – Jean-Philippe Vanbeselaere


Dunge_Onmaster
 Teilen

Empfohlene Beiträge

Neuzuwachs: Jean-Philippe Vanbeselaeres "Masters of Light: The Last Crusade", eingespielt durch die mittlerweile  sehr renommierten und routinierten Prager Philharmoniker und 2013 von Tadlow Music veröffentlicht. Ein kurzer Hinweis zum Titel: Auf dem Cover der CD (siehe unten) und im Booklet heißt es "Lights", obwohl die offizielle Website von Tadlow sich mit dem Singular zufrieden gibt; was zugegeben wenigstens ein bisschen weniger sperrig klingt. Der Name des Komponisten ist wohl schon unhandlich genug. ;)

Es handelt sich hierbei um großsymphonische, stark motivisch geprägte Filmmusik über ein Mittelalter-Epos... nur ungewöhnlicherweise eben ohne zugehörigen Film. Ob das Werk schon vorher als "trockene" Partitur im Schrank des Komponisten existierte oder ob es sich um eine Auftragsarbeit handelt, lässt sich leider nicht sagen. Auf jeden Fall ein tolles Projekt, von denen es leider viel zu wenig gibt. Mir würde im Dunstkreis der Filmmusik-Szene  auf Anhieb nur Joel McNeelys vom gleichnamigen Star-Wars-Roman inspirierte Programmmusik "Shadows of the Empire" einfallen. Denn wenn wir mal ehrlich sind, geht es uns als passionierte Filmmusik-Fans weniger um den jeweiligen Film selbst und auch gar nicht so sehr um die Wirkung der Musik im jeweiligen Film, sondern eben um das Musikerlebnis außerhalb des Films. Es gibt unzählige Beispiele für grandiose Filmmusik zu unsäglich miesen Filmchen (Stichwort: Jerry Goldsmith). Warum also nicht einfach mal so grandiose Musik schreiben, die zwar wie Filmmusik klingt, aber eben nicht an irgendeinen Film gebunden und damit den Einflüssen von Regie und Produktion ausgeliefert ist? Ich halte das für einen künstlerisch sehr lohnenden Ansatz!   

Nun zur Musik: Die gefällt mir sehr gut, auch wenn ich stilistisch eigentlich  etwas anderes erwartet hätte. Vanbeselaeres Tonsatz ist insgesamt sehr kantional und choral gestaltet. Mir persönlich ist das für's außermusikalische Kreuzritter-Setting fast etwas zu brav, sauber, aufpoliert. Stellenweise klingt es durch die Dominanz von Blech (sogar das Stereospektrum ist bei lauten Passagen deutlich rechtslastig) fast ein wenig nach Posaunenchor oder Marching Band.

Klar, das wäre sehr klischeehaft, aber für mich sollte "richtige" – das heißt stilisierte, pseudo-authentische – Mittelalter-(Film-)Musik immer auch ein paar wohl platzierte Quint-Parallelen haben. Die sucht man hier allerdings vergeblich und ohne Titel und Cover würde ich nichts davon wirklich mit Kreuzrittern, Burgen und Co. assoziieren. Es geht natürlich auch ohne Parallelen, wie Rozsa ("Ivanhoe", "Knights of the Round Table") und Goldsmith ("Lionheart", "First Knight") eindrucksvoll bewiesen haben, aber hier wurde ich in meiner Erwartungshaltung, ich will nicht sagen enttäuscht, aber doch ziemlich überrascht durch den klassisch-braven, stellenweise fast barocken Kompositionsstil.

Auf Instumentierungsseite setzt Vanbeselaere allerdings neben den üblichen Extras wie Harfen und chromatischer Percussion auch auf E-Gitarren. Die nutzt er nicht etwa für knallige, Metal-hafte Powerchords wie im Genre durchaus üblich (vgl. etwa "Kull", Joel Goldmith), sondern vor allem für ein paar wohl platzierte Blues-Rock-Soli. ;) Wie gesagt, sehr ungewöhnlich und komplett damit warm geworden bin ich zugegeben noch nicht, aber es ist definitiv mal was anderes und bei dem üblichen Zimmer-Holkenborgschen "Epic"-Gedudele im Fantasy-Bereich, Ostinato-durchseucht bis zum musikalischen Erbrechen,  eine wirklich angenehme Abwechslung. Klare Empfehlung! 

Hier gibt's ein paar kurze Ausschnitte von der Recording-Session in Prag mit dem Komponisten selbst: 

 

     

118767832_3349785911767010_690358056364230075_o.jpg

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

 Teilen

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung