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Soundtrack Board

Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)


Marcus Stöhr
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Empfohlene Beiträge

:) :

Pino Donaggio - SISSI (2009)

Sehr schöne, blumig-üppige Herzschmerzfilmmusik der alten Schule: mit viel Sentiment, herzzerreißenden Themen, farbiger Instrumentierung... gaaaaanz nahe am Kitsch vorbeischrammelnd, herrlich anachronistisch... und genau deswegen ein sehr angenehmes, entspannendes Wohlfühlvergnügen.

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Pino Donaggio - SISSI (2009)

Sehr schöne, blumig-üppige Herzschmerzfilmmusik der alten Schule: mit viel Sentiment, herzzerreißenden Themen, farbiger Instrumentierung... gaaaaanz nahe am Kitsch vorbeischrammelnd, herrlich anachronistisch... und genau deswegen ein sehr angenehmes, entspannendes Wohlfühlvergnügen.

Chapeau Thomas. Harter Tobak;)

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Kriminalfilmmusik III - Peter Thomas

Auf dieser CD finden sich mehrere Kompositionen Thomas zu deutschen Kriminalfilmen der Nachkriegszeit zwischen 1961-1966

Der Zinker

Für diesen klassischen Wallace-Krimi komponierte Thomas knapp zehn Minuten Musik, die von der furiosen Titelmusik eingeleitet werden, die wie keinen thematischen Bezug zu der folgenden Musik hat. Über einen treibenden Rhythmus der Bongos und schrillen Akkorden der elektrischen Orgel legt sich das fast schon melancholische Thema im Saxophon und wird stets von elektronisch verzerrten Einwürfen abgelöst. Das Thema tritt später in der Musik nicht wieder auf, stattdessen bildet die Komposition Walking Dandy das die zentrale Melodie für die Musik, die in lässigem Swing-Arrangement daherkommt und in der ersten Version- ein Markenzeichen Peter Thomas von mehreren Männerstimmen vokalisiert wird. Außerdem komponierte Thomas noch einige sehr stimmungsvolle Suspensepassagen für Flöte, Vibraphon, Saxophon und Schlagzeug sowie einen strahlenden Blechchoral für die Schlussszene. Zwei der auf der CD enthaltenen Stücke sind im Film übrigens nicht zu hören.

Die seltsame Gräfin

Auch die seltsame Gräfin bildet einen Glanzpunkt unter den Wallacefilmen, was nicht zuletzt an der grandiosen Darstellung Lil Dagover als die Titelfigur liegt. Peter Thomas Musik ist zwar insgesamt sehr spärlich im Film eingesetzt, aber doch sehr abwechslungsreich gehalten. Gewohnt spröde fällt die Titelmusik aus, wenn der hämmernde E-Bass die Eröffnung einläutet und Thomas mehrere Motive übereinander wirft bevor das Schlagwerk mit einem trottenden Swing-Rhythmus einsetzt und sich die düsteren Melodien der Saxophone über die Begleitung legen. Einzelne Motive erscheinen prägnant oder auch als Ostinato in im Bass wieder während Madams terror auf, das zweite äußert ruppige Stück der Musik. Dem setzt Thomas zwei sehr gefällige Melodien entgegen, einmal die als Radiomusik eingesetzte Melodie Tea with Lizzy und die Szene in der Galerie, die von einer heiter verspielten Streichermelodie unterlegt wird, die Thomas in der zweiten Hälfte um einen verspielten Kontrapunkt des Spinetts erweitert ihr somit einen ironisch-plakativen höfischen Anstrich verleiht.

Der Hexer

Dieser Film dürfte einer der herausragensten Wallace-Krimis überhaupt sein. Auch die Titelmusik ist absoluter Kult: über ein Riff des E-Basses singt der Männerchor verschiedene vokalisierte Phrasen, während Thomas die ganze Zeit diverse Toneffekte über die Musik legt. So hört man Schüsse, Polizeisirenen, Schreie, Rufe etc. Diese zwei Minuten sind wahrscheinlich die abgedrehteste Wallace-Titelmusik überhaupt. Eine Aufnahme derselben Musik ohne Geräuscheffekte ist ebenfalls auf der CD zu finden, allerdings wurde das Stück im Film nicht verwendet. In Anbetracht der furiosen Titelmusik fällt der Rest der Musik recht beschaulich aus, wird doch bis auf ein schnelleres Swing-Stück mit Trompeten- und Saxonphonsoli während der Flucht des Hexers der Rest mit Source-Musiken bestritten, die allesamt aus langsameren lässigen jazzigen Arrangements mit eingängigen Melodien bestehen.

Das Verrätertor

Diese in ihrer gesamten Spieldauer längste Komposition ist auch gleichzeitig die eingängigste Musik auf diesem Album. Das Hauptthema, das für die Protagonistin steht, ist für Peter Thomas überraschend entspannt und in der Melodieführung und Instrumentierung recht konstant gehalten. Die gedämpfte Solo-Trompete spielt das Thema mit Ohrwurmqualität über die dezente Begleitung der Jazz-Combo. Das Thema kehrt am Schluss wieder, wobei hier die Solo-Trompete verzerrt wurde und die Begleitung aus einem stark synchopierten Ryhthmus der Tom-toms und des Basses besteht. Ein weiteres Glanzlicht der Musik ist das Stück Aha, das das Thomassche Equivalent zu Martin Böttchers Titelmusik aus Auf Engel schießt man nicht sein könnte. So pfeift der Sänger die lässige Melodie zwischen den Zähnen und wirft hin und wieder ein tiefes A-ha! ein. Neben zwei Bossa-Nova-Source-Musiken bekommt man noch eine lässige Verfolgungsmusik mit einem hübschen Motiv im tiefen Klavier sowie ein Stück, das schon eher nach typischer Thomas-Suspense klingt.

Das Geheimnis der weißen Nonne

In diesem größtenteils effekthaschendem Spät-Wallace konzentriert sich Peter Thomas in der Titelmusik besonders um das Umfeld der Titelfigur, sodass neben dem vokalisierenden Chor Röhrenglocken und die elektrische Orgel zum Einsatz kommen, bevor das hauptsächlich chromatische Thema in lässiger Swing-Manier vorgetragen wird. Der Rest der Musik ist auffällig motivisch gearbeitet und basiert oft auf durchgehenden Rhythmen, wobei teilweise einige sehr interessante Verschiebungen in den Ostinati auftreten. Ansonsten kommt noch einige Male der Chor zum Einsatz und hier und da leuchten ein paar typische Thomas-Momente auf, bevor die Musik mit einem sehr stimmungsvollen Suspense-Stück schließt.

Die weiße Spinne

Diese Musik zum einzigen Nicht-Wallace-Krimi auf diesem Album dürfte mit der Komposition zu Das Verrätertor zu den interessantesten Suiten der CD zählen. Nach der eingängigen Titelmusik, die erst von der E-Giatter und später der Flöte über die dezente Begleitung der Combo gespielt wird, folgt das Herzstück der Musik. In einer über dreieinhalb minütigen Musik für die weiße Spinne packt Thomas all sein Suspense-Talent aus mit schleichendem E-Bass, tremolierender Solo-Violine und einigen elektronischen Einsprengelsn und verbreitet somit eine schleichend-kriechende Atmosphäre. Auch die zweite Musik für die Rückkehr der Spinne mit der elektronisch echoisierten Trompete ist fabelhaft gemacht. Besonders beeindrucken dürfte auch das Thema für Karin Dors Charakter der Muriel, das wahrscheinlich zu den lyrischsten Themen überhaupt in Peter Thomas Schaffen gelten kann.


Neben diesen sechs vollständig vorliegenden Filmmusiken enthält die CD außerdem noch die Titelmusiken zu Das indische Tuch, Zimmer 13 und Das Rätsel der roten Orchidee. Es ist anzunehmen, dass die Bänder nicht mehr existieren, da die Musiken nur aus digital überarbeiteten Videomitschnitten gewonnen werden konnten und somit keine weitere Musik enthalten, was besonders schade ist, da man so nicht mehr in den Genuss des an romantische Klavierkompositionen angelehnte Arrangements der Titelmelodie aus Das indische Tuch kommt. Trotzdem sind alle Musiken ihrem Alter entsprechend in einwandfreier Klangqualität präsentiert. Wie auch schon bei den anderen Kriminalfilmmusiken-CDs wurden öfters mehrere Stücke in einem Titel allerdings mit deutlichen Zwischenpausen aneinandergereiht um durch diese Suitenform den Hörfluss zu steigern. Das Booklet enthält einen informativen Einleitungstext in Deutsch und Englisch, die kompletten Titellisten mit Zeitangaben sowie Plakate und Fotos der jeweiligen Filme und Stab- und Besetzungslisten. Somit ist auch diese CD eine sorgfältig gearbeitete Kriminalfilmmusik-Erweiterung, die sich nun Böttchers bedeutendem Kollegen Peter Thomas gewidmet hat und eigentlich keine Wünsche offen lässt.
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Goodby, Lenin! - Yann Tiersen

Es überrascht ein wenig, dass ein französischer Komponist die Musik zu dieser komplett deutschen Produktion schrieb. Der Film über die engagierte Sozialistin Christiane Kerner, die ins Coma fällt und den Fall der Mauer nicht mitbekommt und ihren Sohn, der der Mutter eine heile DDR vortäuscht, weil jede Aufregung ihr schaden könnte gehört zu den einfühlsamsten Tragikomödien des ersten Jahrzent dieses Jahrtausends der deutschen Filme.

Es überrascht weniger, dass Tiersen sich auch hier sehr auf das Klavier konzentriert, das so ziemlich in jedem Titel die zentrale Rolle spielt. Dabei ist die Musik enorm simpel gestrickt was die Harmonik und die mtoivische Arbeit angeht, sodass sich die Begleitfiguren der linken Hand oftmals auf Dreiklangsbrechungen beschränken. Die Motive der rechten Hand bestehen aus vier oder fünf naheliegenden Tönen und werden je nach zeitlichem Bedarf zuerst oktaviert und dann sequenziert. Dabei geht die Harmonik eines jeden Stückes eigentlich nie über drei oder vier Akkorde hinaus, die sich in immer wiederkehrender Reihenfolge abwechseln und die stets einfache Moll- und Dur-Dreiklänge bilden. Septakkorde oder anders mit weiteren Tönen eingefärbte Klänge sucht man vergeblich.
Hin und wieder "füllt" Tiersen die einzelnen Töne seiner Motive mit den naheliegensten Dreiklangsbrechungen auf oder verleiht dem Klang mehr Fülle, indem er auf sanfte Streicherteppiche und einige Holzbläser zurückgreift, die nach und nach einsetzen. Aus dem Rahmen fällt eine etwas hektische Passage, die stets bei Vorbereitungen oder chaotischen Szenen gespielt wird und in wechselnder Besetzung auftaucht wie dem Holzbläserensemble, Klavier & Streicher oder der gesamten Besetzung, doch aus diese etwas rasanteren Passagen der Musik basieren abermals nur auf wenigen Akkorden und einem simplen Motiv. Außerdem setzt Tiersen besonders gegen Ende der Musik mehrmals das Vibraphon und einmal auch das Marimbaphon ein.

Interessanterweise ist das einzige Stück mit beiden Stabspielinstrumenten auf der CD mit dem dazugehörigen Dialog versehen, der aber ziemlich in den Hintergrund gemischt wurde. Ansonsten gibt es mehrere Veröffentlichungen der Musik. Die erste Ausgabe mit rotem Cover enthält die komplette Filmmusik (43 Minuten) sowie eine Bonus-CD von acht Minuten Laufzeit mit der DDR-Nationalhymne, der Titelmusik zu "Die aktuelle Kamera" etc und ein DDR-Deutsch-Wörtbüchlein. Allerdings ist diese Ausgabe mittlerweile vergriffen und nur noch schwer und teuer zu bekommen. Ob sich eine derartige Investition lohnt, sollte man sehr genau bedenken, da viele Motive und Schemata in der Musik gehäuft vorkommen und so den eintönigen Eindruck verstärken. Die zweite Ausgabe enthält 18 Titel bei 35 Minuten Laufzeit und ist noch regulär erhältlich, allerdings präsentiert sie die Musik nicht in chronologischer Filmreihenfolge.

Diese vollkommen minimalistische Komposition erfreut sich bei vielen großer Beliebtheit. Im Film hat die Musik auch ohne Frage ihre Wirkung aber losgelöst wird das Ganze doch recht schnell ziemlich eintönig, zumal Tiersen anscheinend noch nicht einmal versucht, den Hörer zu überraschen oder mal etwas Neues zu kreieren. Somit sollte man auch wirklich in Stimmung für derartige Musik sein und da macht sich eine gesunde Portion Melancholie nicht schlecht. Wer allerdings auch schon Tiersens Album zu "Die fabelhafte Welt der Amelie" mochte, wird an dieser CD seinen absoluten Gefallen finden.
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Chapeau Thomas. Harter Tobak :rolleyes:

*lach* Tja, Peter, manchmal muss es eben auch mal solch eine "herzige" Musik sein, wenn die Stimmung danach verlangt ;). Auf jeden Fall habe ich mich bei SISSI um Längen besser unterhalten gefühlt als mit Mychael Dannas leb- und liebloser CHLOE. Selten habe ich von diesem Komponisten eine derart leidenschaftslose und blasse Filmmusik gehört. Da lobe ich mir so eine unverhohlen das Herz auf der Hand tragende Schmachtzette wie SISSI.

Wer mal ein kleines Ohr riskieren möchte, hier ein Ausschnitt:

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=w92qARu-RBA]YouTube - Sisi. Musica: Pino Donaggio[/ame]

:) :

Ryuichi Sakamoto & Yugo Kanno - FUMO CHITAI (2009)

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Ich bleibe dem (gefühls)getragenen Metier erst einmal treu und lausche der elegischen Musik zur japanischen TV-Serie FUMO CHITAI. Sakamoto fungierte hierbei (wie sein Kollege Zimmer am anderen Ufer der pazifischen "Pfütze") als namhaftes Zugpferd und steuerte lediglich das Hauptthema bei, während Yugo Kanno das Gros der Vertonung übernahm. Und er macht seine Sache gar nicht mal so schlecht. Im für asiatische Komponisten typisch breitflächigen, getragenen Klangidiom entfaltet er eine durch Streicher- und Blechbläserteppiche dominierte, teils schwermütig, teils reflexive Partitur, die jedoch immer wieder durch perkussive (Kriegserinnerungen) und solistische (Cello, Gitarre, Piano) Einschübe aufgebrochen wird. Zum Ende hin schwenkt der Score dann in eine mehr hoffnungsvollere Stimmung um.

Insgesamt ist FUMO CHITAI ein ruhiges, beinahe medidatives Hörerlebnis der Marke "Finde deinen Seelenfrieden nach den Schrecken des Krieges". Kein Meisterwerk, aber angenehm fließend und gefällig.

Auch hier ein kleiner Probeclip:

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=HddJ744pWCw]YouTube - Yugo Kanno - "Heart" from the TV-series score THE WASTE LAND (2009, jap.: FUMO CHITAI)[/ame]

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Das Parfum: Die Geschichte eines Mörders - Tom Tykwer, Johnny Klimek & Reinhold Heil

Lange sträubte sich Patrick Süßkind gegen die Verfilmung seines ersten und wohl erfolgreichste Romans obwohl Leute wie Ridley Scott und Klaus Kinski ihn verfilmen wollten. Auch jetzt, wo Bernd Eichinger es endlich gelang, zusammen mit Andrew Birkin und Martin Moszkowicz eine Verfilmung unter der Leitung des deutschen Regiesseurs Tom Tykwer zu realisieren, gehen die Meinungen immernoch weit auseinander. Sollte man ein Buch, in dem es hauptsächlich um Düfte geht, überhaupt verfilmen? Schließlich kann man beim Lesen die verschiedenen Gerüche auch nicht riechen. Ist eine so glatte und ästhetisch ansprechende Verfilmung die richtige Umsetzung für eine Vorlage mit so viel Abscheulichkeiten? Wie dem auch sei, die Geschichte um Jean-Baptiste Grenouille, der 25 oder 13 Jungfrauen umbringt um aus ihrer Duftessenz ein Parfum zu kreieren, dass ihn die Menschen lieben, fasziniert immernoch unzählige Leute ob in Buch- oder Schriftform.

"Bernard Herrmann ist tot, also muss ich die Musik zu meinen Filmen selber schreiben.", soll Tykwer einst gesagt haben und so schrieb auch er zusammen mit Johnny Klimek und Reinhold Heil die Musik zu seinem Epos. Die drei Komponisten schufen ein klangvolles schwelgerisches Werk, das oftmals den impressionistischen Geist atmet. So spielen die Streicher in der Musik die zentrale Rolle, übernehmen schwelgerische Passagen bei Grenouilles ersten Erkundungen der Düfte in den Straßen Paris', hetzen in rasenden akzentuierten Sechzehntelketten durch die Gassen von Grasse oder schleichen sich mit dem Genie des Geruchs an seine unschuldigen Opfer. Für besonders sphärische Effekte die oftmals mit den Effekten der einzelnen Düfte in Verbindung gebracht werden setzt Tykwer mit seinen Kollegen oft gestrichenes Vibraphon, gestrichene Becken oder auch Flageoletts in den Violinen ein. Außerdem wurde das Orchester für glitzernde und zarte Passagen mit einer Harfe, Klavier und Celesta erweitert. Für besonders mystische und magische Momente wird auch hin und wieder ein Chor, mal a capella, mal in Verbindung mit dem Orchester eingesetzt und die Schönheit Grenouilles Opfer wird oftmals entweder mit dem Frauen (Melanie Mitrano, Chen Reiss) oder dem Knabensopran (Victor de Mazière) eingefangen. Hin und wieder wurden auch elektronische Mittel eingesetzt, doch die beschränken sich meistens auf einen pulsierend pochenden Effekt.

Ein wirkiches Hauptthema gibt es in der Musik nicht, allerdings gibt es viele verschiedene Motive, die häufiger wiederkehren. Der Film wird mit einer sanften mystischen Passage eröffnet, der von dem Knabenchor gesummt und von den Streichern fortgeführt wird. Dieses recht neutrale Motiv weicht einer schon bald üppig heranschwillenden Melodie mit sieben Tönen, die während Grenouilles erster Erkundung in den Straßen von Paris erklingt und den überbordenden Reichtum der Duftwelt wiedergibt und weiterhin für die Wirkung von Düften eingesetzt wird, am prägnantesten natürlich während der Schlüsselszene auf dem Hinrichtungsplatz. Das Mirballenmädchen, Grenouilles erstes Opfer, erhält ebenfalls ein kurzes, aber schönes Motiv, das erst vom Frauensopran gesungen wird und später in den Streichern und der Harfe mit dem Chor zur vollen Pracht heranwächst. Die vierminütige Komposition für die Krönung Grenouilles, die junge Laura, ist an Schönheit kaum zu überbieten: Über das Streichorchester sing die Sopranstimme eine wundervoll zarte und zerbrechliche Melodie, während Grenouille der Kutsche nach Grasse folgt und dort das Mädchen beobachtet.

Insgesamt schuf Tom Tykwer hier eine wundervoll schwelgerische Musik voller magischer und mystischer Momente, die den Film in seiner Wirkung perfekt unterstützen aber auch für sich ein beeindruckendes und fesselndes Hörerlebnis sind. Die CD enthält bei 70 Minuten Laufzeit alle wichtigen Themen und Motive der Musik in ihrer im Film längsten und voll ausgespielten Fassung und präsentiert gut zwei Drittel der kompletten Filmmusik. Viele Passagen treten im Film öfters in ähnlichen Arrangements auf, wurden aber auf der CD ausgespart, sodass der Eindruck entsteht, fast jedes neue Stück im Film sei durch eine neue Melodie geprägt. Besitzer der CD können sich auf einer exklusiven Seite im Internet weitere drei Minuten Musik herunterladen. Die Klangqaulität ist gut, allerdings klingt das Orchester hin und wieder etwas zu weich und verwaschen, was ein differenziertes Hörerlebnis erschwert, den Charakter der Musik aber perfekt unterstützt. Ich kann dieses atmosphärische Werk wirklich jedem ans Herz legen, der leeren Bombast und seichtes Hintergrundgeplätscher leid ist.
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Alexander - Vangelis Papathanasiou

Ridley Scott trat 2000 mit seinem "Gladiator" eine erneute Sandalenwelle los, die Filme wie "King Arthur", "Troja" und eben auch "Alexander" hervorbrachte. Doch wie auch schon die anderen Filme erreichte "Alexander" nicht den Ruhm wie "Gladiator", im Gegenteil, der Film wurde ein Flop. Oliver Stone inszenierte das Leben des großen Alexander zwar bildgewaltig mit Massenszenen, Schlachten und beeindruckenden Aufnahmen, trotzdem fehlte dem Film das gewisse Etwas. Hinzu kommen grobe Fehler wie lateinische Sprache auf den Landkarten der alten Griechen und die unausgegorene Nebenhandlung, die sich mit Alexanders Homosexualität auseinandersetzt. Hier liegt die Schuld auch ein wenig an den angedrohten Klagen, würde man zu sehr auf dieses Thema eingehen, da Griechenland das Ansehen seines Nationalhelden gefährdet sah.

Für die auf Hochglanz polierten Bilder bot sich die Musik des griechischen Komponisten Vangelis Papathanasiou an, der ein Pionier auf diversen Gebieten der New-Age-Musik ist und schon Filmmusiken zu "1492" oder "Die Stunde des Siegers" schrieb. Vangelis entwickelte auch hier wieder eine elektronische Musik, die allerdings echte Orchester- und Chorsamples als Grundlage hat und fügt seiner eletrkonischen Klangpalette noch einige Soloinstrumente hinzu wie die Harfe, das Duduk, Violine (gespielt von Vanessa May) und mehrere Vokalstimmen. Somit erreicht Vangelis eine unheimliche Klangfülle durch die gewaltigen Orchestersamples und den zusätzlichen Chor. Durch die akustischen Wurzeln der elektronischen Elemente wirkt die Musik auf den ersten Hördurchgang auch täuschend echt, zumal Vangelis wenig orchesterfremde Klangeffekte einsetzt. Allerdings wirkt die Musik auch etwas zu blank und steril, wie die Bilder des Films auch.

Neben dem episch-schwelgerischem Klangbild ist natürlich auch die motivische und thematische Arbeit typisch Vangelis. So baut sich im ersten Stück des Albums langsam das Orchester auf, bevor die Melodie in blühender und leuchtender Pracht erstrahlt. Vangelis gelingen mit Nummer 3 und 14 auch wieder absolute Ohrwurmmomente, wenn sich über den markanten Rhythmus der Streicher und des Schlagwerks das gefällige und eingängige Motiv in den Bläsern und dem Chor legt. Das zentrale Actionstück dürfte die Untermalung der Schlacht bei Gaugamela sein, hier rumpelt ein simples, aber klangvolles Perksussionsostinato durch, über das Vangelis zuerst mehrere Frauenstimmen und dann treibende Motive des Blechs legt. Hier offenbahrt sich besonders, wie simpel, aber immerhin wirkungsvoll Vangelis mit seinem Material umzugehen weiß. Nach den ersten fünf sehr episch angelegten und wuchtigen Orchestermomenten beruhigt sich die Musik zusehends und Vangelis wendet sich einer eher ethno-angehauchten Seite zu. Über orientalische Perkussionssamples spielen die Solovioline, das Duduk oder die Harfe gefällige für Vangelis typische Melodien. Hier klingt die Musik auch deutlich elektronischer und noch polierter als schon zu Beginn. Schließlich kehren nochmal drei brachialere Stücke wider, bevor das Album mit einem ruhigen Harfensolo über Streicherteppiche endet.

Die CD enthält bei einer Stunde Laufzeit vielleicht gerade mal die Hälfte der im Film zu hörenden Musik, wobei die letzten drei Minuten ein Bonustitel sind, der auch nicht auf allen Ausgaben enthalten ist. Der Klang ist, bedingt durch die elektronischen Samples hin und wieder recht verwaschen, aber beeindruckend voll. Wie schon in "1492" gehen die Stücke fast unmerklich ineinander über. Das Booklet enthält genauere Angaben zu den einzelnen Soloinstrumente und ansonsten einige hübsche Bilder des Films. Es wäre durchaus interessant, diese Musik mal von einem echten Orchester eingespielt zu hören. Vangelis-Freunde dürften hier voll auf ihre Kosten kommen, ansonsten kann ich diesem Album jedem empfehlen, der auf episch angelegte und melodieöse Musik steht.
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Ich bin von gestern noch ganz im Fenton-Fieber. Ich war ja im George Fenton Konzert im KKL in Luzern. Schade war das Wetter nicht besser...

Bevor die eigentliche Vorstellung begann, gab es eine Stunde vorher noch eine sehr interessante und humorvolle Konzerteinführung mit dem Maestro persönlich. Ich liebe es, den Komponisten zuzuhören, wenn sie über ihre Werke sinnieren.
Das Konzert selbst wurde dann in zwei Teilen gespielt. In der ersten Hälfte spielte das 21st Century Orchestra eine Auswahl aus verschiedenen Soundtracks. So hörte man Stücke aus Dangerous Liaisons, Ever After, Stage Beauty, Shadowlands, Land and Freedom, Mrs. Henderson Presents und eine Valiant-Suite. Letztere war einfach genial und das 21CO liess da ganz schön die Wände des KKL wackeln...
Der zweite Teil nach der Pause war dann ganz "Deep Blue" gewidmet. Das Orchester spielte 50min aus dem Soundtrack zu den herrlichen Bildern der BBC Doku - ein Gänsehaut-Erlebnis sondergleichen!

Am Ende des Konzertes war George Fenton sichtlich gerührt ob der Begeisterung des Publikum - süss... :)
Herrlich auch, wie der Dirigent Ludwig Wicki Fenton auf das Dirigenten-Podest stellen wollte und dieser nicht wollte und versuchte Wicki stattdessen rauf zu bugsieren. Am Schluss standen sie dann beide oben... :rolleyes:

Es war ein traumhaftes Konzert, welches im ersten Teil auch sehr schön die Vielfältigkeit Fenton's, die ich so liebe, aufzeigte.
So ein Konzert könnten sie auch gerne mal mit Christopher Young's Musik machen... ;)
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1492: Die Entdeckung des Paradieses - Vangelis Papathanasiou

Dieser Film ist Ridle Scotts erster Schritt in die Vergangenheit nach seinen Science-Fiction-Erfolgen wie "Alien"und "Blade Runner". Der Film über die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus beeindruckt durch die stets überbordene Bildegwalt, die ein Markenzeichen des Regiesseurs ist. Stück für Stück wird Clumbus' Entdeckung, seine Rückkehr, der Aufbau der Zivilisation und sein Untergang geschildert, wobei man sich um eine symphatische Darstellung des Protagonisten bemühte und daher auch einige Tricks in Kauf nahm, um sich ein bisschen aus dem festen Griff der historischen Tatsachen zu winden.

Der griechische Komponist Vangelis Papathanasiou, mit dem Scott auch schon bei "Blade Runner" gearbeitet hatte, wurde auch hier mit der Aufgabe betreut, die Musik zu schreiben. Auch hier arbeitet der Komponist mit einem gesampelten Orchester, das auch für die heutige Zeit trotz des Alters erstaunlich gut und voll klingt. Stellenweise offenbahren die etwas schrillen, verhallten oder etwas zu künstlichen Klangfarben besonders des Blechs, der Harfe und der Solo-Holzbläser die Herkunft aus dem gewaltigen Tonstudio Vangelis' und nicht der Instrumente. Allerdings wurde der Chor echt aufgenommen und später hinzugemischt, wobei man auch hier den Klang des Chrs etwas verhallte und enrauhte, damit sich die Farbe gut in den polierten elektronischen Orchesterklang mischt. Außerdem sind diverse Soloinstrumente wie die Gitarre und die Mandoline sowie diverse Flöten echt eingespielt worden.

Vangelis bemüht sich nicht um einen authentischen Ansatz der Musik, sondern bleibt seinem schwelgerischen und melodiösen Stil treu. Nach einer eineinhalb Minuten langen athmosphärischen Einleitung mit einigen Panflöten- und Shakuhachisoli offenbahrt sich das Herzstück der Musik und somit wahrscheinlich auch die berühmteste Komposition Vangelis': "Conquest of paradise", welches auch Henry Maske als Einzugsmusik benutzte und das in diversen Dokumentationen auch schon seinen Einsatz fand. Über den statischen Rhythmus der Streicher legt sich die bekannte Melodie erst im vokalisierenden Chor, der später auch einen Text in Fantasiesprache singt, bevor das Blech den leuchtenden zweiten Teil schmettert. Allerdings bleibt dieses Stück innerhalb der Musik ein Einzelfall. Wer also beim Kauf der CD eine durchgängig so epische Musik erwartet, wird leider enttäuscht, denn nach dem Stück beruhigt sich die Musik und wird athmosphärischer. Jedes Stück hat dabei oft seine eigene gefällige Melodie. Vangelis bricht niemals mit der traditionellen Harmonik und setzt auch seine gesampelten Instrumente sehr konservativ ein. Auffällig ist auch, dass der Chor is mehr als jedem zweiten Stück vertreten ist. Außerdem verwendet Vangelis für die Charakterisierung des spanischen Eroberers auch einige harte Gitarrenklänge und setzt diesen einige Flötenpassagen für die indianischen Ureinwohner entgegen. Auch einige Marimbasamples sind hin und wieder zu hören. Ein interessantes Stück ist auch "Light and Sadow", das deutlich von Mozarts "Rex tremendae" aus dessen Requiem inspiriert worden sein dürfte. Nach sehr stimmungsvollen Passagen und athmosphärischer Musik verliert die Musik jedoch zum Ende hin etwas den roten Faden. Nocheinmal taucht das "Conquest"-Thema als Klaviersolo über sanfte Streicherteppiche auf, aber besonders die letzten zwölf Minuten plätschern nur noch so dahin. Es ist bereits alles gesagt worden.

Die CD enthält bei 55 Minuten Musik ziemlich die Hälfte der im Film zu hörenden Musik, wobei viele Stücke neu arrangiert wurden und die einzelnen Titel ineinander übergehen, um einen besseren Hörfluss zu ermöglichen. Und tatsächlich wirkt die Musik oftmals geschlossener als in der etwas zerhackstückelten Filmversion. Das Booklet enthält zwei Fotos von Vangelis und einen netten Text über den Film und die Musik sowie etliche Bilder aus dem Film und ein Foto von Ridley Scott. Insgesamt mittlerweile eine Standartwerk der Filmmusik und günstig zu bekommen sollte jeder ein Ohr riskieren, dem Vangelis' Musik liegt. Andere sollten sich nicht zu sehr von Nummer zwei täuschen lassen, da die Musik ruhiger und athmosphärischer ist als vielleicht erwartet.
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7 Zwerge: Männer allein im Wald - Joja Wendt

Für diese Produktion wurde alles versammelt, was hierzulande in der Comedyszene Rang und Namen hat. So lockten Nina Hagen, Christian Tramitz, Atze Schröder, Otto Waalkes, Martin Schneider, Ralf Schmitz und viele andere immerhin mehrere Millionen in die Kinos, sodass auch eine Fortsetzung gedreht wurde. Humor ist Geschmackssache und so freut sich der eine über die völlig albernen und platten Witze während der andere nur Kopf gegen die Rückenlehne des Sessels vor ihm rammte.

Für die Musik war Joja Wendt verantwortlich, was auf den ersten Blick sehr überrascht, denn schließlich ist Wendt eher als Jazz- und Boogie-Pianist bekannt denn als Komponist. Doch trotzdem lieferte er eine frische Partitur voller Ideen für den Film ab. Die Musik ist nahezu rein orchestral und schon bei den ersten Minuten der Musik überrascht die filigrane Orchestrierung und die abwechslungsreiche Instrumentierung der Musik. Wendt bediente sich bewusst diverser Klischees, sodass die märchenhafte Welt der Zwerge oft mit quirligen Holzbläsern und tänzelnden gezupften Streichern unterlegt wird, dem brachiale Klänge des Blechs, düsterer Streicher und grummelnden Schlagwerks für die böse Königin und ihr Gefolge entgegen gestellt werden. Auch eine Bernstein-Parodie taucht auf sowie natürlich Griegs "Zug der Zwerge". Nahezu jeder Charakter erhielt sein eigenes Thema oder Motiv, das jeweils vorbildlich in die jeweiligen Situationen eingefügt wurde. Das zentrale Thema ist natürlich die liebliche Melodie für Schneewittchen, aus der auch der Filmsong entstand.

Durch den hohen Melodien- und Themengehalt sowie den gekonnten Umgang mit dem Orchester ist die Musik sehr unterhaltsam und abwechslungsreich und garantiert ein schönes Hörerlebnis. Die CD enthält die komplette Musik von 45 Minuten Laufzeit, wobei mehrere Stücke oft zu einem Titel zusammengefügt wurden, ohne aber ineinander über zu gehen. Die Reihentfolge ist nicht vollkommen chronologisch sondern auch nach Themen und Situationen zusammengestellt. Außerdem sind noch rund 20 Minuten Bonustitel und Filmsongs enthalten, wobei "Das Hundelied" von Otto sowie "Die Party" Mitschnitte aus dem Film sind. Außerdem enthäkt die CD noch die Albumversion des Zwergen-Rap, den Spliss-Rap von Hans Werner Olm und die Albumversion des Songs. Das Booklet enthält einen kurzen Text über die Filmhandlung sowie einen Kommentar Wendts zu der Musik. Insgesamt eine schöne Veröffentlichung mit einer überraschend toll gelungenen Musik. Die CD ist mittlerweile vergriffen, aber gebraucht noch zu akzeptablen Preisen erhältlich.
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Ich hab' das damals sogar im Kino gesehen, aber mittlerweile überhaupt keine Erinnerung mehr daran. Die Musik habe ich auch schon Jahre nicht mehr gehört, aber jetzt nochmal hervorgeholt und war halt sehr überrascht, obwohl ich mich an fast jedes Thema erinnern konnte.

Ich finde viele dieser Filme wie den Wixxer oder auch die Herbig-Filme echt grenzdebil, aber sie haben alle meistens eine ziemlich gute Musik, die sich lohnt. Daher mache ich mich jetzt auch gleich mal an die ersten drei Herbig-Musiken :)

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Ich hab' das damals sogar im Kino gesehen, aber mittlerweile überhaupt keine Erinnerung mehr daran. Die Musik habe ich auch schon Jahre nicht mehr gehört, aber jetzt nochmal hervorgeholt und war halt sehr überrascht, obwohl ich mich an fast jedes Thema erinnern konnte.

Ich finde viele dieser Filme wie den Wixxer oder auch die Herbig-Filme echt grenzdebil, aber sie haben alle meistens eine ziemlich gute Musik, die sich lohnt. Daher mache ich mich jetzt auch gleich mal an die ersten drei Herbig-Musiken :)

Ja da stimme ich dir zu, obwolh mich die Filme, die Zwerge-Filme mal ausgenommen, aber die aus dem Hause Ratpack, schon unterhalten. Aber in Sachen Musiken haben sie wohl echt das Beste rausgeholt. Besonders Ralf Wengenmayr, der wohl auch gut in Hollywood echte Chancen hätte, hat sich dank Bully viel Respekt für seine Arbeiten eingehandelt. Schade dass er für Wickie 2 wohl nicht mehr die Musik schreiben wird, denn da wird ja nicht Bully die Regie übernehmen.

Aber ich freu mich auf deine Höreindrücke von den Wengenmayr-Musiken :rolleyes:

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Lissy und der wilde Kaiser - Ralf Wengenmayr

Nach den großen Erfolgen des "Schuh des Manitou" und "(T)Raumschiff Surprise" musste natürlich ein dritter Film von Bully Herbig in die Kinos kommen, der auf den kleineren Sketchen seiner Bully-Parade basiert und die drei "Sissy"-Filme auf's Korn nimmt. Doch selbst eingefleischte Bully-Fans halten diesen Streifen für nicht gelungen, zu schnell zusammengeschustert wirke das Ganze, die Witze zu billig und flach und die Animation als ein billiger Umweg um einen großen teuren Ausstattungsfilm.

Natürlich schrieb Herbigs Hofkomponist Ralf Wengenmayr auch die Musik zu diesem Streifen und lieferte wie gewohnt eine unterhaltsame und erfrischende Partitur ab. Wieder einmal greift Wengenmayr auf ein Orchester zurück, mit dem er sehr gut umzugehen weiß. Hin und wieder verleiht der Komponist seinem orchestralen Klangkörper allerdings zusätzliches Volumen durch den Einsatz eines künstlichen Chores oder extra gesmapelten Schlagwerks. Neben dem orchestralen Teil der Musik komponierte Wengenmayr dieses Mal auch ungewöhnlich viele Stücke anderer Stilrichtungen für bestimmte Situationen oder Caraktere, wie das verruchte Saxonphonsolo für die Kaiserin, den hektischen Musettewalzer für den Gärtner, entspannte Bossa-Nova-Musik für das abendliche Essen oder swingige Passagen für das Schoklad-Golfen. Allerdings bleiben diese musikalischen Nebenschauplätze etwas blass, da Wengenmayr sie bewusst plakativ einsetzte und auch extra nach den Standarts komponierte, sodass derartige Passagen nett anzuhören, aber gesichtslos bleiben.

Der orchestrale Teil der Musik wird natürlich durch üppig-schwelgerische Walzer-Melodien für die beiden Protagonisten bestritten. Wiegende Themen, dick aufgetragene Streicherteppiche, süßes Spiel der Holzbläser, schunkelnde Blechakkorde und zuckeriges Spiel der Solovioline machen derartige Stücke zu einer reinen musikalischen Gaumenfreude. Wenn man sich die Musik genüsslich auf der Zunge zergehen lässt merkt man zudem, wie versiert die Musik hier von Wengenmayr orchestriert ist und wie farbig die verschiedenen Passagen daherkommen. Auch die etwas ruhigeren schmalzigen Passagen, die den Liebeskummer des Kaisers oder das erste Gespräch zwischen Lissy und dem Yeti unterlegen sind überraschend auskomponiert und stimmig instrumentiert. Das zweite wichtige Element ist die Actionmusik für zahlreiche rasante Szenen. Auch hier übertrifft Wengenmayr viele seiner vorherigen Actionmomente in den anderen beiden Filmen. Brachiale Schlagwerkostinati, hetzende Trompetenstimmen und ruppige Motive des übrigen Blechs und der Streicher sowie umherflitzende Holzbläser verleihen der Musik ein rasantes Tempo, während weder dem Komponisten noch dem Orchester merklich die Puste ausgeht.

Somit ist "Lissy und der wilde Kaiser" wahrscheinlich die actionreichste und abwechslungsreichste Komposition Wengenmayrs für einen Bully-Film und eine wahre Freude auch für jeden Hörer, der mit den Filmen nichts anfangen kann. Die CD enthält bei einer knappen Stunde Laufzeit die vollständige Musik in sehr differenzierter und sauberer Abmischung. Zu jedem Bully-Film erschien neben der Filmmusik-CD auch die Hörspiel-CD. Bei "Lissy" wurden erstmals beide Alben zusammen als Doppel-CD herausgebracht. Auch das Hörspiel ist für Leute sehr gut verständlich, die den Film nicht gesehen haben. Man nahm wichtige Teile der Filmtonspur (inklusive Wengenmayrs Musik) und Sky Dumont übernimmt die Rolle des Erzählers. Ein nettes Souvenir, aber ich höre die Musik lieber ohne flache Dialoge. Das Booklet enthält die vollständige Titelliste Filmmusik (auf der Rückseite des Albums befindet sich die Titelliste des Hörspiels) und kurze Produktionsangaben zur Musik. Wie auch die anderen beiden CDs sollte dieses Album nicht in der Sammlung von Freunden orchestralker abwechslungsreicher und gut instrumentierter Filmmusik fehlen - und Bully-Fans haben die CDs wahrscheinlich sowieso. Bearbeitet von Mephisto
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Der Schuh des Manitu - Ralf Wengenmayr

Als 2001 "Der Schuh des Manitu" in die Kinos kam, war der Grundstein für unzählige Parodien bekannter und beliebter Klassiker gelegt. Michael Bully Herbig gelang einer der erfolgreichsten deutschen Filme, sodass auch auf Video und DVD eine erweiterte Fassung erschien und auch in die Kinos kam.

Für die Musik wurde der Komponist Ralf Wengenmayr engagiert. Um den Film eine angemessene musikalische Untermalung zu geben stand dem Komponisten ein Orchester sowie ein Chor zur Verfügung. Das Blech war mit einer Trompete, drei Hörnern und einer Posaune ein wenig schmal bessetzt, sodass Wengenmayr hin und wieder elektronische Mittel zu Hilfe nahm, um der Musik eine größere Klangfülle zu verleihen. Außerdem gibt es antülrich diverse Gitarren-Soli sowie Passagen für Mundharmonika. Überraschenderweise nimmt Wengenmayr wenig musikalischen Bezug auf die Filmmusiken der Originalfilme sondern orientiert sich offensichtlich eher an den amerikanischen Westernvorbildern. Die erste Interpretation des Hauptthemas weist deutliche Referenzen zu Bernsteins markant-rhythmischem Emgang mit den Streichern und den Bläsern und auch die süßlichen Momente für Dialogszenen und übertriebene Ausbrüche des Orchesters weisen weniger auf Böttcher denn in Richtung Hollywood.

Das Zentrum der Musik ist definitiv die Abahachi-Melodie, die sich wie ein roter Faden durch die nahezu monothematisch angelegte Musik zieht und von Wengenmayr je nach Situation anders arrangiert wurde. So erklingt sie zu Beginn des Films als triumphale Titelmusik, während der Reitszenen als temporeich und rasant und während Abahachis Begegnung mit Dimitri als sanft wiegender Walzer. Auch das Mundharmonikasolo über sanften Streicherteppichen, der entspannte etwas mit Swing angereicherte Schluss und die warme Musik während Rangers Erinnerungen basieren auf dem Hauptthema. Interessanterweise klagte Ralf Siegel, da er diese Melodie einmal für ein Hörspiel geschrieben haben will, sodass die Musik schon als der Film nochmals in die Kinos kam geändert war und das Hauptthema deutlich abgewandelt aber auch blasser erscheint. Natürlich dürfen auch die spanisch-mexikanisch angehauchten Gitarrensoli und die düsteren Streicher und E-Gitarren für die Banditen nicht fehlen. Ebenso die pathetische Hymne während Uschis Rede und die schmetternden Reiterfanfaren während des Ritts der Banditen. Ein besonderes Glanzlicht ist der schwerfällige Marsch für die Schoschonen auf dem Kriegspfad.

Wengenmayr ist mit der Musik eine gefällige und hübsche Orchestermusik geworden, die aber im Vergleich zu den folgenden Kompositionen noch etwas plumper daherkomt, was vor Allem an dem häufigen Einsatz der Abahachi-Melodie liegt. Ansonsten ist die Musik durch die fabelhafte Anwendung vieler Western-Klischees sehr unterhaltsam und abwechslungsreich geworden und der Komponist stellt hier schon seinen versierten Umgang mit dem orchestralen Klangkörper unter Beweis. Die CD enthält noch das originale Hauptthema und bei guten 45 Minuten Laufzeit auch die fast komplette Filmmusik. Es fehlt lediglich das düstere Material der Kontrabässe und der Perkussion für die Schoschonen und natürlich die Songs, die auf der Hörspiel-CD zu finden sind. Leider ist die CD schon längst vergriffen und nur noch gebraucht und relativ teuer zu bekommen. Hier kann man aber auch auf die Hörspiel-CD zurück greifen, die einige Titel der Musik rein instrumental enthält. Ob man nämlich über 50 Euro für diese CD ausgeben möchte, sollte man sich genau überlegen, schließlich kann man ja in die späteren drei Werke Wengenmayrs für Herbig investieren. Bearbeitet von Mephisto
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:) :

Barnaby Taylor - WILD CHINA (2009)

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Für Freunde fernöstlicher Musik ein wahrer Leckerbissen. Mit viel Melodiegespür, warmen Orchesterklängen und differenziert-sinnvoll eingearbeitetem Lokalkolorit entwirft der mir bis dato völlig unbekannte Taylor ein lebendiges, farbig-tanzendes Bild der wilden landschaftlichen Schönheit Chinas. Bis jetzt die Entdeckung des noch jungen Wonnemonats! :rolleyes:

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Mephisto, dass sind ja wieder ein paar tolle Beschreibungen:applaus:.

:)Afrika - Wataru Hokoyama

Tolle 33 Minuten.

Erinnert ein wenig an John Williams und an James Newton Howard. Sehr klassisches Themen mit afrikanischer Rytmik.

Den Kauf hab ich nich bereut.

Ist zu irgendeinem Computerspiel.

Klingt super.

61DwrTZnISL._SS500_.jpg

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Der Schuh des Manitu - Ralf Wengenmayr

Wow ich wusste garnicht, dass es dafür eine Score CD gibt.. sah nämlich immer nur die Hörspiel CD. Danke für den Tipp und dein Review! :) Schade nur, dass die CD wie du schon sagtest vergriffen ist...

Gibt es den Score vlt. irgendwo als Digitale Version zu kaufen?

Bearbeitet von neo
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Gast Stefan Jania
Wow ich wusste garnicht, dass es dafür eine Score CD gibt.. sah nämlich immer nur die Hörspiel CD. Danke für den Tipp und dein Review! :) Schade nur, dass die CD wie du schon sagtest vergriffen ist...

Gibt es den Score vlt. irgendwo als Digitale Version zu kaufen?

Den Score gibt es wg. eines Rechtsstreits mit Ralph Siegel gar nicht mehr zu kaufen. Auch für die DVD wurden schon Teile der Musik ersetzt.

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Gast Stefan Jania

Jede DVD-Fassung hat teilweise andere Musik als die Fassung, die im Kino lief. Ralph Siegel glaubte, dass 16 Takte aus Wengenmayrs Score eigentlich von ihm stammen. Google mal nach "Ralph Siegel Schuh Manitu". :)

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Distant Worlds 2-Royal Scottish National Orchestra and Chorus

Die Fortsetzung des Konzerts der wohl besten und beeidruckendsten Performance von Final Fantasy Musik gibt es jetzt auf der Homepage von Distant Worlds als High_quality Download. Wie ich gehofft hatte steht sie dem Orginal in nichts nach, das riesige Orchester spielt furios, die Orchestrationen sind superb, die Auswahl der an sich schon hervorragenden Tracks überzeugend. Einfach nur Wow!

10/10 :):applaus::rolleyes:

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Wow ich wusste garnicht, dass es dafür eine Score CD gibt.. sah nämlich immer nur die Hörspiel CD. Danke für den Tipp und dein Review! :) Schade nur, dass die CD wie du schon sagtest vergriffen ist...

Gibt es den Score vlt. irgendwo als Digitale Version zu kaufen?

Bitte schön :rolleyes:. Es ist halt ärgerlich, dass die CD so schnell vergriffen war und wahrscheinlich auch nicht mehr aufgelegt wird. Das abgewandelte Thema ist nicht halb so schmuck wie die Originalversion. Allerdings finden sich auf der Hörspiel-CD einige instrumentale Score-Stücke und auch die erste Fassung der Abahachi-Melodie.

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