Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)


Marcus Stöhr
 Teilen

Empfohlene Beiträge



(T)Raumschiff Surprise: Periode 1 - Ralf Wengenmayr

Nach dem immensen Erfolg des "Schuh des Manitu" legte Michael "Bully" Herbig 2004 mit einer neun Millionen Euro teuren Weltraumoper nach, die Motive aus "Star Trek", "Star Wars", "Zurück in die Zukunft", "2001" und "E.T." sowie vielen weiteren Filmen enthält und parodiert.

Die Musik stammte ebenfalls von Ralf Wengenmayr, der schon bei "Der Schuh des Manitu" mit Herbig zusammen gearbeitet hatte. Während Wenegnmayers erste Musik zu einem Bully-Film teilweise noch auf die parodistischen Elemente eingeht und hauptsächlich auf die "Abahachi-Melodie" aufbaute klingt die Musik zu "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" eine Portion "seröser" wobei Wengenmayr an Elmer Bernsteins "Airplane"-Ansatz anknüpft, eine Komödie mit einer ernst wirkenden Musik zu unterlegen. Um den aufwendigen Eindruck des Films musikalisch zu unterstützen stand Wengenmayr das Slowakische Radio Symphonie Orchester Bratislava und ein Chor zur Verfügung. Wengenmayr, der schon vorher bewiesen hatte, dass er mit einem solchen Klangkörper umzugehen weiß, entschied sich dieses Mal deutlich hörbar, auch in die usik diverse Parodien einfließen zu lassen.

Konnte man in der Musik zu "Der Schuh des Manitu" nahezu gar keine Einflüsse der Originalmusik Martin Böttchers vernehmen, so fallen einem bei "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" jede Menge Stilkopien und Parodien auf die musikalische Untermalung der Filmvorlagen auf. Besonders deutlich wird das in dem noblen Thema für die Surprise und ihre Mannschaft ("(T)Raumschiff Surprise"), das eindeutig auf diverse "Flugmusiken" der "Star Trek"-Filme anspielt und einiges von dem Goldsmith'schen Glanz der jüngeren Trek-Musiken enthält. Während die Mannschaft und die Surprise deutlich an "Star Trek" angelehnt sind und daher auch ein solches Thema bekommen haben, scheinen die Bösewichter eher von "Star Wars" inspiriert worden sein, sodass an solchen Stellen sehr viele williamsesque Stellen zu hören sind. Schon das Thema für den Imperator-Charakter weist eine duetliche Hommage an das Original-Thema Williams' auf. So singt ein düsterer Männerchor das Thema während Fagott und Bässe das Fundament liefern und die Violinen mit unheimlichen Flageoletts aufwarten. Auch dessen Sohn, Jens Maul erhielt eine "Imperial March"-artige Version des Bösewicht-Themas. Auch die Action-Passagen während weisen viele williamsartige Fanfaren und füllig orchestrierte treibende Momente auf. Die absolute Action-Perle "Allein gegen Alle" musste übrigens in drei Teilen aufgenommen werden. Auch Howard Shore lugt einal kurz während des "Tjost" zwischen den Notenlinien hervor und hin und wieder streut Wengenmayr in seine konservativ komponierte und gesetzte Orchestermusik hin und wieder einige Swing-Passagen ein. Die ruhigeren Passagen sind in ihrer zarten Natur und den süßlichen Streichern allerdings deutlich Wengenmayr, wie man ihn in den anderen Bully-Musiken in derratigen Szenen auch zu hören bekommt.

Insgesamt ist die Musik zu "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" wahrscheinlich die Gelungenste der ersten drei Bully-Musiken. Durch die vielen Themen und Motive gelang Wengenmayr eine sehr unterhaltsame und abwechslungsreiche Partitur, die trotz der bewussten Einflüsse verschiedener Komponisten und Genre wie aus einem Guss wirkt. Die Musik ist nahezu durchgehend orchestral gehalten und durch die gekonnte Instrumentierung ein absoluter Ohrenschmaus. Durch den fast gänzlichen Verzicht auf Mickey-Mousing und ähnliche typische Merkmale einer Komödienmusik könnte diese Komposition auch beinahe als "echte" Science-Fiction-Musik durchgehen, wäre sie an einigen Stellen nicht zu plakativ. Zu "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" gibt es gleich drei CDs zu kaufen: Die Score-CD, die Songs und das Hörspiel-Album. Die Score-CD enthält die komplette Filmmusik in chronologischer Reihenfolge und exzellenter Klangqualität und ist eine absolute Empfehlung wert. Da die CD angeblich so langsam nicht mehr gepresst wird sollte man lieber jetzt zuschlagen, denn die Chance, dass man bei dieser CD enttäuscht wir, ist sehr gering.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gibt es eigentlich einen großen Unterschied zwischen der CD und der separaten Tonspur der DVD? Diese gibt es bei Amazon ja bereits für knapp 7,- inkl. Versand.

(T)Raumschiff Surprise - Periode 1 (2 DVDs): Amazon.de: Michael Bully Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Ralf Wengenmayr: DVD & Blu-ray

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte schön :). Es ist halt ärgerlich, dass die CD so schnell vergriffen war und wahrscheinlich auch nicht mehr aufgelegt wird. Das abgewandelte Thema ist nicht halb so schmuck wie die Originalversion. Allerdings finden sich auf der Hörspiel-CD einige instrumentale Score-Stücke und auch die erste Fassung der Abahachi-Melodie.

Hab gerade noch eine bei Ebay geordert für 6,90 (wohlgemerk die Musi nicht das Hörspiel)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

:):

Scott Glasgow - LO (2009)

lomsm10002.jpg

Hm, ich weiß nicht so recht, was ich von Glasgows Musik zu dieser dämonischen Liebesmär halten soll. Im Grunde gibt es nur drei Tracks, die den Kauf bzw. das Anhören des Albums lohnen, und das sind die, die auf eindrucksvolle (soll heißen: gekonnte) Weise demonstrieren, wie nahe man an Newton Howards THE VILLAGE herankomponieren darf, ohne dass man des Plagiats verdächtigt wird: "Love, Misunderstood", "Duality" und "Love Theme from LO". Alle drei große Klasse, aber... hat man halt schon mal woanders gehört.

Überhaupt ist der Einfluß des Temp Tracks in diesem Score extrem spürbar. Der "schönste" und gleichzeitig aber auch (für Glasgow) peinlichste Moment ist der, als plötzlich mitten im musikalischen Gruselgewusel der Weihnachts-Bommelmützen-Knirps KEVIN allein von zuhause ausgerissen zu sein scheint, um dem verzweifelten Protagonisten bei der Suche nach seiner Liebsten zu helfen ("Gift of the Magic Book"). Mann, was habe ich da breit gegrinst! :rolleyes:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen



Schindlers Liste - John Williams

Als Steven Spielberg 1993 "Schindlers Liste" in die Kinos brachte, schlugen die Wellen hoch. Durfte man das Leid, das der Holocaust verursachte hat, so genau in die Kinos bringen? Ist ein Film wirklich der richtige Weg, derartiges Grauen zu behandeln? Spielbergs Ansatz, den Film fast durchgängig in Schwarzweiß und ästhetisch ansprechend zu gestalten, wurde teils stark kritisiert. Fast 20 Jahre später scheinen Filme, die den Holocaust und das Schicksal der Menschen in KZs zeigen, völlig kommentarlos hingenommen zu werden. Trotzdem bleibt Spielbergs Romaneverfilmung nach dem Buch von Thomas Keneally und dem Drehbuch von Steven Zaillian über den Fabrikbesitzer Oskar Schindler, der Juden vor ihrem grausamen Schicksal zuerst aus Profitgründen, dann aber auch wegen seiner menschlichen Seite rettet, in dieser Thematik ungeschlagen. Die Ausstattung, die Darsteller und der Respekt, mit dem Spielberg diesem Thema gegenüber tritt machen diesen Film zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Natürlich schrieb John Williams die Musik zu dieser Spielberg-Produktion und schuf eine Musik, die sich ebenfalls wie alle anderen Bestandteile des Films auf unglaublich hohem Niveau befindet. Wie Spielberg auch den Film sehr ästhetisch realisierte so ist auch die Musik von Williams trotz der Thematik sehr harmonisch und rückt das traurige Schicksal der Juden ins Zentrum. Williams arbeitete mit einem mittelgroß besetzten Orchester zusammen, das er jedoch stets sehr dezent einsetzt. Ausufernde Passagen, brachiale Ausbrüche und epische Momente sucht man hier vergebens. Stattdessen setzt Williams auch noch zwei Solo-Instrumente ein: Die Violine, gespielt vom legendären Virtuosen Itzhak Perlman und die Blockflöte, die von Richard Harvey gespielt wird. Außerdem kommt auch ein Chor zum Einsatz. Im Film (und auf der CD) sind des Weiteren zwei traditionelle jüdische Chorstücke zu hören, die in Israel aufgenommen wurden.

John Williams komponierte für seine Musik drei wichtige Themenvon denen zwei für das Schicksal der Juden stehen. Das Hauptthema steht für das während des Regimes erlittene Leid, während das zweite Thema, das in "Remenberances" etabliert wird und für das Schicksal im Rückblick steht. Diese beiden Themen sind an jüdische Volksmelodien angelehnt und John Williams bedient sich einiger typische Klezmer-Elemente wie die Verwendung der Zigeunertonleiter oder die immer einen Ton an der Oktave vorbei alterierten Momente. Das Hauptthema eröffnet das Album und wird von der Solovioline gespielt. Mit der sanften Begleitung der Streicher und der Harfe wirkt diese traurige Melodie besonders zerbrechlich. Auch das sehr seelenvolle Spiel Perlmans verstärkt den emotionalen Gehalt des Themas. Das zweite Thema ist ebenfalls stark durch den jüdischen Einschlag geprägt, aber weniger emotional und wird. Die beiden Themen wurden von Williams harmonisch verwandt komponiert, sodass die Möglichkeit besteht, beide Themen miteinander zu kombinieren oder das jeweils andere als Konterpunkt einzusetzen.
Das dritte Thema steht für die Arbeiter Schindlers und spiegelt weniger die jüdischen Elemente, sondern das Umfeld dieser Menschen wieder. So legt sich das etwas moderner klingende Thema in "Schindler's Workface" sieben Minuten über einen ständig pulsierenden Rhythmus des Orchesters und hebt so den mechanischen und fabrikmäßigen Charakter hervor.
Da die Musik in fast jedem Stück mindestens eines dieser Themen enthält, ist die Komposition stets von sehr harmonischem und gefühlvollem Charakter. Einzig und alleine "Nachtaktion" nimmt schon mit den tiefen Bässen einige Eindrücke aus "München vorweg" und "Auschwitz-Birkenau" ist wahrscheinlich das dissonanteste aller Stücke. So spielt Perlman hier ein längeres Solo über tremolierende Streicher und wirbelnde Pauken, das von einem rauhen und verzweifeltem Charakter geprägt ist. Auch "Immolation" ist durch den Choreinsatz sehr bedrückend und weniger hoffnungsvoll als der Rest der CD.

John Williams ist hier eine wirklich wundervolle Musik voll emotionalen Tiefgangs und musikalischer Schönheit gelungen. Er setzt die Soloinstrumente perfekt ein und orchestriert wie gewohnt auf höchstem Nivau. Auch die sonst als etwas störend auffallenden Inspirationen aus der historischen Kunstmusik fallen hier komplett weg. Das Album präsentiert bei 66 Minuten Laufzeit ungefähr die Hälfte der im Film zu hörenden Musik, ist aber sehr gut arrangiert. Die Stücke befinden sich nicht in der chronologischen Reihenfolge und Einige wurden neu arrangiert und eingespielt, sodass ein angenehmerer Hörfluss entsteht. Leider hört man hin und wieder einige Geräusche während der Aufnahme, die aber nicht allzu störend auffallen. Das Booklet enthält einen kurzen Text Spielbergs über den Film und die Arbeit mit John Williams. Auf der Titelliste sind viele Laufzeitangaben fehlerhaft und die Gestaltung lässt die leicht verschwommene Schrift an einigen Stellen unleserlich erscheinen. Trotzdem ist diese Musik vielleicht eine von Williams' besten Arbeiten und von solcher Schönheit, dass man über die paar materiellen Makel hinwegsehen kann.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast Stefan Jania

Marathon Man/The Parallax View. Heute eingetroffen. Wie lange habe ich auf die Veröffentlichung dieser Scores, insbesondere Marathon Man, gewartet? Kaum zu glauben. Michael Small war bei solchen Scores absolut in seinem Element.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Komisch, ich hatte eben selber nach allen möglichen Begriffen gesucht ...

Der günstigste Preis war aber knapp unter 20,- all inkl. :)

imgSale25.gif!BoeCOS!CGk~$(KGrHqEH-EUEu(Ebd4FyBLnj9ptVSQ~~_35.JPG

spacer.gif

RALF WENGENMAYR DER SCHUH DES MANITU CD SOUNDTRACK

Artikelzustand: Used

Verkauft für:£7,99£5,99 ca. EUR 6,92

Hab meinen bei obigem Verkäufer aus UK geordert. Exemplare findest du aber auch bei Amazo für 17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

mal hablang ToneDef... nur weils von "Otti" is muss er mir nicht gefallen... ORPHAN war ja nun nicht der grosse Wurf z.B. ... LOSERS is nicht so wirklich meine Musikrichtung, man kann zumindest sagen is mal was anderes von ihm, aber gross anhören würd ich mir das nicht. Immerhin hat er dafür kein Orchester verschleudert und im Film funzts vielleicht.

Ich frag mich allerdings woher du den hast, bisher hab ich noch kein release irgendwo gefunden? Oder hab ich was verpasst? Es sollte eigentlich nen Album erscheinen... aber scheint wie bei OPRHAN wieder merkwürdig zu laufen...

gibts das irgendwo nun? ich krieg ja immer ne Promo... haha...

na wers mag kann ja mal reinhören... weiss noch nicht so recht wieviel Punkte ich der Sache geben würde, weil ichs mir einfach nicht wirklich anhöre...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

imgSale25.gif!BoeCOS!CGk~$(KGrHqEH-EUEu(Ebd4FyBLnj9ptVSQ~~_35.JPG

spacer.gif

RALF WENGENMAYR DER SCHUH DES MANITU CD SOUNDTRACK

Artikelzustand: Used

Verkauft für:£7,99£5,99 ca. EUR 6,92

Hab meinen bei obigem Verkäufer aus UK geordert. Exemplare findest du aber auch bei Amazo für 17 €

Dein Link führt leider niergendwohin ... hast Du die CD bei Ebay gefunden? Was bedeutet dieses -25%?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

imgSale25.gif!BoeCOS!CGk~$(KGrHqEH-EUEu(Ebd4FyBLnj9ptVSQ~~_35.JPG

spacer.gif

RALF WENGENMAYR DER SCHUH DES MANITU CD SOUNDTRACK

Artikelzustand: Used

Verkauft für:£7,99£5,99 ca. EUR 6,92

Hab meinen bei obigem Verkäufer aus UK geordert. Exemplare findest du aber auch bei Amazo für 17

Du hattest aber nicht erwähnt, daß Du DER SCHUH DES MANITU meinst.

Ich meinte jedenfalls (T)RAUMSCHIFF SURPRISE: PERIODE 1 (davon sprach Mephisto ja auch).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Du hattest aber nicht erwähnt, daß Du DER SCHUH DES MANITU meinst.

Ich meinte jedenfalls (T)RAUMSCHIFF SURPRISE: PERIODE 1 (davon sprach Mephisto ja auch).

Okay, das war ein Missverständnis. Ich schrieb mit Neo über den "Schuh des Manitu" und Peter-Anselm reagierte. Du warst aber schon bei (T)Raumschiff Surprise.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen



Star Wars Episode 1: Die dunkle Bedrohung - John Williams Ultimate Edition

Als George Lucas 16 Jahre nach "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" beschloss, einen weiteren "Star Wars"-Film zu drehen, waren die Erwartungen hoch. Endlich sah sich Lucas in der Lage, seine Phantasiewelt in Anbetracht der aktuellen technischen Möglichkeiten angemessen umsetzen zu können. Der Film spielt 30 Jahre vor "Episode IV: Eine neue Hoffnung" und zeigt, wie es zu den Ereignissen rund um Darh Vader kommen konnte. Fans der alten Serie waren dermaßen gespannt, dass, als die erste Vorschau in den Kinos zu sehen war, sie sich eine Eintrittskarte kauften und den Saal vor Beginn des Hauptfilms wieder verließen. Tagelang zeltete man vor den Verkaufsstellen der Karten - um sich dann in zwei Parteien zu spalten. Einige halten diesen Film für einen würdigen Nachfolger, andere sehen "Episode 1" nur als zu glatt polierten Kinderfilm mit einer Überdosis Albernheit und Effekten.

Für die Musik zeigte sich wieder John Williams verantwortlich, der auch schon die alten drei Filme vertonte und besonders mit "Das Imperium schlägt zurück" der Leitmotivtechnik in der Filmmusik zu neuem Ruhm verhalf und mit seinen "Star Wars"-Musiken als Einführer großorchestraler Musiken in Filmen gilt. Auch in "Episode 1" bleibt Williams seinem großorchestralen Stil treu und setzt sogar regelmäßig Chöre ein, um weitere Klangfarben zu erzeugen. Auch elektronische Elemente finden hier und da ihren Einsatz. Jedoch merkt man auch, dass es sich hier um ein jüngeres Werk Williams' handelt. Besonders die Actionpassagen sind durch die ausufernde, vielschichtige und kleinmotivige Arbeit gekennzeichnet, die typisch für spätere Williams-Action sind. Auch sonst wirkt die Musik noch ausufernde und schillernder orchestriert als die Musik zu den drei Vorgängerfilmen. Die früheren "Star Wars"-Musiken wirken kompakter und knackiger, auch die Actionmusik besonders in "Episode VI" scheint durchstrukturierter und flüssiger komponiert. Nichtsdestotrotz ist auch "Episode 1" einer der unzähligen Beweise für Williams' außerordentliches Talent im Umgang mit seinen Motiven und vor Allem in Sachen Orchestration.

Da in "Episode 1" viele neue Charaktere eingeführt wurden und viele Figuren aus den ersten Filmen noch gar nicht auftauchen musste Williams eine große Zahl an neuen Motiven und Themen komponieren, wollte er seiner Leitmotivtechnik treu bleiben. Die zentrale Figur in den Filmen ist Anakin Skywalker, der die Macht ins Gleichgewicht bringen wird. Williams komponierte für den hier noch achtjährigen Jungen ein zartes und melodisches Thema hauptsächlich für Flöte und Streicher voller Wärme und Harmonie, das zum Schluss in der Harfe jedoch schon das zentrale Motiv des "Imperial March" anklingen lässt. Auch für Anakin und seine Mutter komponierte Williams einfühlsame und wundervolle Passagen für ähnliche Besetzung. Qui-Gon Jinn, der Meister Obi-Wans und Förderer Anakins erhielt ein nobles und edles Motiv, das in "Anakin the winner" voll ausgespielt wird. Für die Droidenarmee komponierte Williams einen ruppigen Marsch und der Sith-Kord Darth Maul erhielt bedrohliche Flüsterstimmen. Besonders schön orchestriert und komponiert ist auch das drollige Motiv für den tollpatschigen Gungan Jar-Jar Binks. Außerdem komponierte Williams noch unzählige Seiten- und Nebenthemen sowie wundervolle Passagen für bestimmte Momente und Situationen. Kennzeichnend für all die Weltraumszenen sind auch Williams kühle freitonale Passagen für hohe Violinen, Harfe und Holzbläsersoli, die weder and Tonart noch Taktart gebunden frei durch den flirrenden Klangraum schweben. Auch die mystischen Passagen für die Unterwasserfahrt mit sanften Chormomenten und schwelgenden Streichern sowie die warmen Momente für Anakin und Qui-Gon sind eindrucksvoll arrangiert und komponiert. Auch die Action kommt wie im Film in der Musik ganz auf ihre Kosten. Beeindruckend vor Allem die Musik zu der Flucht von Naboo, die mit ihrem 15/8-Ostinato an durchstruktirierte Actionmusiken Williams' von früher anknüpft oder die furiosen Momente für die Weltraumschlacht sind einsame Klasse. Ein absoluter Höhepunkt ist natürlich das "Duel of the fates" mit dem treibenden Ostinato in den Bässen und Fagotten, den einzelnen Bläsermotiven und dem satten Chorgesang in einer Phantasiesprache.
Neben all diesen neuen Momenten gibt es natürlich auch Begegnungen mit bereits etablierten Themen wie dem "Macht"-Thema, das mal sehr nobel und mal sehr triumphal erklingt. Ebenfalls sehr präsent ist das düstere von einem Männerchor gesummten Thema des Imperators, das stets bei den Konversationen der Führer der Handelsföderation mit dem unerkannten Sith-Lord Darth Sidious erklingt. Um die Machenschaften des Senators Palpatine offenzulegen, arrangierte Williams eine triumphale Version des Imperator-Themas für Kinderchor während der Finalen Freidensfeier der Naboo mit den Gungans. Auch das Arrangement des Abspanns ist dasselbe wie in den ersten drei Filmen.

Zum Erscheinen des Films erschien eine Einzel-CD mit ungefähr der Hälfte der im Film zu hörenden Musik, die wie gewohnt einen guten Hörfluss ermöglicht und von Williams persönlich arrangierte Fassungen der Filmmusik enthält, in der Passagen kombiniert oder zusammengestrichen wurden. Es war nur eine Frage der Zeit, dass ein 2-CD-Bootleg-Set in Sammlerkreisen die Runde machte und Sony entschied sich bereits 2000, gegen diese Raubkopien vorzugehen und veröffentlichte eine 2-CD-Ultimate Edition in einem Digipack mit einem reich bebilderten, aber leider wenig informativem Booklet. Die Fans waren von der Neuigkeit um eine Komplettfassung sehr angetan, wurden jedoch schon beim ersten Hördurchgang enttäuscht, denn anstatt die originalen Masterbänder zu nehmen, hatte Sony sich entschieden, eine islolierte Musikspur des Films auf die CDs zu pressen. Leider wurde Williams' Musik beim dritten Umschnitt des Films deutlich zerstückelt und umgeschnitten, da keine Zeit mehr für Neuaufnahmen war. In der Komplettfassung hat man diese Schnittfassung einfach beibehalten, sodass teilweise ziemlich harsche und drastische Wechsel und Schnitte in der Musik zu vernehmen sind, die den Hörfluss deutlich schmälern. Zwar bietet die neue Version natürlich viele tolle auf der Einzel-CD vermisste Momente, allerdings ist die momentane Präsentation durch die lieblose Zerstückelung nicht leicht anhörbar und teilweise kann sich auch ein bisschen Leerlauf einstellen. Da die Enttäuschung über das 2-CD-Set groß war, entschied sich Sony dagegen, zu den übrigen Filmen ebenfalls Komplettfassungen zu veröffentlichen und es ist fraglich, ob sich die Meinungen da in Zukunft ändern werden. Wie dem auch sei, die Musik ist eine weitere großartige Filmmusik aus der Feder eines wahren Könners und sei nicht nur Star Wars"-Fans, sondern Freunden wunderbar auskomponierter und gekonnt orchestrierter Filmmusik empfohlen.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Leider wurde Williams' Musik beim dritten Umschnitt des Films deutlich zerstückelt und umgeschnitten, da keine Zeit mehr für Neuaufnahmen war. In der Komplettfassung hat man diese Schnittfassung einfach beibehalten, sodass teilweise ziemlich harsche und drastische Wechsel und Schnitte in der Musik zu vernehmen sind, die den Hörfluss deutlich schmälern.

Mephisto, kannst du dafür bitte ein paar Beispiele nennen? Ich habe das Doppelalbum seit Längerem nicht mehr gehört und möchte gern selbst mal hören, es ob so schlimm ist, wie du schreibst. Danke! :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Man merkt es besonders im Finale und da meistens bei den Wechseln der Szenen und Schauplätze wie zum Beispiel der Übergang von Nr. 23 und 24, wo man den Beckenschlag aus 23 deutlich "abgeschwächt" hat, damit man den Chor am Anfang von 24 besser hören kann. Einige Stücke wirken auch "ineinandergeschoben" wie Nr.20 und 21. Habe gerade nochmal die Einzel-CD durchgehört und die ist viel flüssiger und schöner arrangiert, auch nicht so fitzelig. Ärgerlich nur, dass dort viele Stücke falsch betitelt sind oder zusammenhängende Passagen auf die gesamte CD verteilt wurden. So ist zum Beispiel die ganze Unterwassersequenz auf der Einzel-CD enthalten, aber über drei Titel verteilt. Also sollte doch endlich mal eine ungeschnittene Originalversion auf CD erscheinen. Bitte möglichst bald!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen



Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger - John Williams

Der zweite Teil der neuen Trilogie zeigt die Geschehnisse rund um Anakin Skywalker zehn Jahre nach der "Dunklen Bedrohung". Aus dem kleinen Jungen ist mittlerweile ein Hitzköpfiger Padawan geworden, der endlich wieder auf seinen Schwarm Padmé Amidala trifft. Beeinflusst durch seine Gefühle für sie, beginnt er langsam die Kontrolle über sein Handeln zu verlieren und bringt nicht nur sich in Gefahr. Da die neuen Film schließlich an Episode IV anknüpfen werden, ist die Stimmung hier schon viel düsterer. Allerdings kränkelt Episode II wie viele zweite Teile einer Trilogie an der Aufgabe, hauptsächlich den Anfang und das Finale zusammenzuhalten und eher Entwicklungen aufzuzeigen denn neue Handlungsstränge einzuführen. Ein weiterer Kritikpunkt in vielen Augen der Fans war auch die plakativ inszenierte Romanze zwischen Anakin und Amidala.

Mit "Episode I: Die dunkle Bedrohung" hatte Williams ein musikalisches Fundament gelegt, an das er im zweiten Teil allerdings eher lose anknüpfen konnte. Der Charakter der Musik ist jedoch dem vorangegangenen Film ähnlicher als den ursprünglichen Filmmusiken. Für die Musik zum zweiten Teil nahm Williams ein Ensemble von 110 Musikern in Anspruch und setzte aber teilweise auch eher ungewühnliche Soloinstrumente ein wie die E-Gitarre in der Verfolgungsjagd durch die Luftstraßen von Coruscant. Neben einigen Chorpassagen kommt nun auch das erste Mal in den "Star Wars"-Musiken eine Solo-Sopran-Stimme vor, die mit ihrer kühlen Schönheit ein wenig an Williams' Musik zu "A.I." anknüpft. Wie auch der Film von der Stimmung her düsterer ist, so ist auch die Musik von einer dunkleren Athmosphäre als der helle und triumphale erste Teil gekennzeichnet. So schafft Williams oft durch kühle Streicher und Harfenklänge oder tiefe Posaunenpassagen eine bedrohliche Stimmung. Auch die Actionpassagen wirken teilweise chaotischer und brachialer. In der über zehn Minuten langen Verfolgungsjagd zwischen den beiden Jedi-Rittern und der Kopfgeldjägerin Zam weicht Williams sogar komplett von seinem gewohnten "Star Wars"-Vertonungsmuster ab. Hier treiben exotisches Schlagwerk die Musik virtuos voran, die mit harschen und dissonante nStreicher- und Bläsereinwürfen garniert wird und sogar die E-Gitarre kommt verzerrt zum Einsatz.

Das absolute Glanzlicht der Musik dürfte ohne Zweifel das Liebesthema sein, das Anakins und Amidalas erst zaghafte und schließlich in der Ehe beschlossene Liebe musikalisch unterstützt. Sanft eröffnet die Harfe mit den Arpeggio-Akkorden ein weiches Fundament für die Oboe, die das sangvolle Thema spielt, das ein bisschen an ein Motiv aus "Hook" erinnert. Schließlich übernehmen die vollen Streicher bevor das Thema in seiner geanzen orchestralen Pracht erstrahlt und in eine neue Passage wechselt, die - für Williams typisch - recht harsch und modern harmonisiert wurde um schließlich wieder in die gefühlvolle Darbietung des Themas zu wechseln, das schließlich alleine von der Harfe beschlossen wird. Außerdem komponierte Williams noch ein weiteres eher altertümlich anmutendes Thema für die beiden, das besonders in "The meadow picnic" zum Einsatz kommt und mit den Zimbeln, der Harfe und der Flöte teilweise ein bisschen an Orff erinnert. Durch die neuen Entwicklungen, die schon an einige Ereignisse der alten Trilogie erinnern konnte Williams nun auch verstärkt Material aus den Filmmusiken der alten Filme einsetzen. So begegnen einem neben dirversen Darbietungen des Macht-Themas erstmals auch wieder Yodas Thema sowie eine voll ausgespielte Version des "Imperial March" im Finale. Doch auch aus dem ersten Film konnten sich einige Motive in den zweiten Teil retten. So wird Anakins Fahrt vor Sonnenuntergang auf Tatooine von einer üppigen choralen Version der "Duel of the fates"-Fanfare unterlegt, deren Einsatz hier allerdings etwas zweifelhaft erscheint. Für die Klonkrieger setzte Williams übrigens einmal kurz das Thema für die Droiden aus Episode I ein. Es ist allerdings auffällig, dass in "Episode II" recht wenig neue Themen eingeführt werden, sondern vielmehr athmosphärische Passagen auftreten wie die schwelgerischen Momente für den Ozean-Planeten oder die treibend-perkussiven elemente für die beiden Kopfgeldjäger. Vielmehr brilliert Williams dieses Mal eher in der Kombination der verschiedenen Themen, was besonders im Finale deutlich wird, wo alle zentralen Themen miteinander verschmolzen werden.

Somit bleibt die Musik zu "Episode II: Angriff der Klonkrieger" im Gegensatz zu allen anderen "Star Wars"-Filmmusiken ein bisschen gesichtslos. Nichtsdestotrotz handelt es sich abermals um eine brillant komponierte und orchestrierte Filmmusik, die jedoch ein bisschen an Eigenständigkeit missen lässt. Die CD ist wieder einmal von Williams persönlich arrangiert worden und enthält ebenfalls wieder völlig aus der Chronologie gebrachte und miteinander kombinierte Konzertarrangements der nach Williams' Ansicht wichtigsen Elemente in zwar exzellenter, aber leider etwas trockener Abmischung. Schon gleicvh bei Erscheinen des Films veröffentlichte Sony eine limitierte Edition mit vier verschiedenen Covermotiven, allerdings dem gleichen musikalischen Inhalt. Dafür enthalten alle vier CDs der limiterten Auflage ein Bonusstück, das vom Charakter her an die treibenden perkussiven Passagen für die beiden Kopfgeldjäger erinnert. Eine nette Beigabe, aber da man schon über mehr als zehn Minuten dieser Musik auf der CD verfügt, eine vertane Chance, eine noch völlig ungehörte Passage auf die CD zu pressen. Nichtsdesto trotz ein abwechslungsreiches Album mit einer wirklich brillanten Filmmusik.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger - John Williams

[...]Dafür enthalten alle vier CDs der limiterten Auflage ein Bonusstück, das vom Charakter her an die treibenden perkussiven Passagen für die beiden Kopfgeldjäger erinnert. Eine nette Beigabe, aber da man schon über mehr als zehn Minuten dieser Musik auf der CD verfügt, eine vertane Chance, eine noch völlig ungehörte Passage auf die CD zu pressen. Nichtsdesto trotz ein abwechslungsreiches Album mit einer wirklich brillanten Filmmusik.

"On the Conveyer Belt" ist m. E. mehr als nur eine nette Dreingabe, im Gegenteil vielleicht sogar mein Lieblingsstück der CD. Gerade das Finale des Tracks klingt herrlich ironisch.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Komisch, von den 3 einzel CDs hat mir Star Wars II am besten gefallen :eek: da brauche ich nicht einmal eine Doppel CD davon ... schön wäre es aber trotzdem :) "On the Conveyer Belt" gefällt mir auch besonders gut.

Ich bin eigentlich mit der Star Wars I Doppel-CD zufrieden ... bin aber selten über die erste CD hinausgekommen :D ... was mich jedoch wundert, dass Williams kein Thema für Queen Amidala komponiert hat.

Der erste Track von Star Wars III ist schrecklich zusammengestückelt worden. Das Hauptthema wird mittendrin abgebrochen. Es gibt leider nur etwas mehr als 60 Minuten zu hören, denn einen großen Teil des letzten Tracks nehmen zwei Stücke aus Star Wars IV (Leia's Theme und Throne Room) ein ... wirklich schade. Da hätte ich lieber mehr Musik aus dem Film gehabt. Es wäre sonst auch noch 10 Min. mehr Platz auf der CD gewesen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Natürlich ist "On the Conveyer Belt" ein tolles Stück, aber es ähnelt einfach zu sehr bereits Gehörtem. Vielleicht hätte man ja Nummer 3 und 14 kombinieren können oder wenigstens bei jedem anderen Cover auch ein anderes Bonusstück draufpacken können. Das mit Episode III am Anfang stimmt, allerdings wurde da auch im Film schon sehr viel rumgeschnitten und die künstliche große Trommel ohne Ende reingepackt. Trotzdem mein Lieblingsscore der ersten drei Filme. Schön düster mit richtig staren Chormomenten und auch sont schön brachial und archaisch.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

 Teilen

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung