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Atonement - Dario Marianelli


Gast Christoph81
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Atonement - Dario Marianelli

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Label: Universal Classics

VÖ-Jahr: 2007

Tracklist:

01. Briony

02. Robbie's Note

03. Two Figures by a Fountain

04. Cee, You and Tea

05. With My Own Eyes

06. Farewell

07. Love Letters

08. The Half Killed

09. Rescue Me

10. Elegy For Dunkirk

11. Come Back

12. Denouement

13. The Cottage on the Beach

14. Atonement

15. "Clair de Lune" (C. Debussy)

Spielzeit: 50:24

Review

Für seine neueste Literaturverfilmung Atonement (Abbitte) griff Regisseur Joe Wright nach Pride & Prejudice nicht nur wieder auf Hauptdarstellerin Keira Knightley zurück sondern engagierte für die musikalische Untermalung ein weiteres Mal den italienischen Komponisten Dario Marianelli.

Es überrascht nicht, dass sich in dessen Arbeit zu Atonement einige Merkmale seines damals recht erfolgreichen Scores zu Pride & Prejudice wiederholen.

Marianelli komponierte hier ein weiteres Mal in dem für ihn schon typischen, eher konservativ ausgerichteten Neo-Klassisch-Romantischen Stil, der sich klanglich größtenteils irgendwo zwischen Beethoven und Rachmaninow bewegt. Man würde ihm aber unrecht tun wenn man seine Musik auf bloße Stilkopien der alten Meister beschränken würde, vielmehr versteht er es wohl aus den verschiedenen Elementen etwas Neues, durchaus Persönliches zu erschaffen.

Instrumentiert ist die Partitur für volles Orchester das jedoch nur selten in seiner Gesamtheit in Erscheinung tritt. Atonement ist erwartungsgemäß ein Score der leiseren Töne. Das Klangbild wird dominiert von Streichern, Klavier und Harfe, sowie den bevorzugten ausdrucksvollen Soloinstrumenten Klarinette und Cello. Den Klavierpart übernahm dabei (wie auch schon bei Pride & Prejudice) der französische Starpianist J.-Y. Thibaudet.

Zu erwähnen wäre schließlich noch ein etwas kurioser Effekt, nämlich der immer wieder auftauchende perkussive Einsatz der Schreibmaschine. Als Bindeglied zwischen filmischer Handlung (eine der Hauptfiguren ist Schriftstellerin) und Filmmusik setzt Marianelli deren Geräusche nicht nur als bloßen Effekt ein, sondern integriert sie quasi als Rhythmusinstrument in den Gesamtklang.

Beim anhören der CD lässt sich erkennen dass der Score sich, der dramaturgischen Anlage der sich über etliche Jahre erstreckenden filmischen Handlung folgend, in drei Abschnitte gliedern lässt. Nach der Einführung der Charaktere und der Entwicklung des Beziehungsgeflechts in der Jugendzeit (Track 1-7) folgt ein elegischer Abschnitt über die Kriegsjahre (8-10) und schließlich der Abschluss in der Zeit danach (11-14).

Die ersten beiden Tracks dienen dabei der Exposition des wesentlichen musikalischen Materials welches sich aus zwei thematischen Hauptgedanken zusammensetzt.

In Briony entwickelt sich ein unruhiger Themenkomplex aus einem 5-tönigen Klaviermotiv über einer ostinaten Sechzehnteltelbewegung. Darauf folgt nach dem Einsatz der Streicher und angetrieben durch den Rhythmus der schon erwähnten Schreibmaschine ein kurzes, stellenweise an Beethoven erinnerndes Fugato.

In Track 2 (Robbies Note) wird schließlich das ausgesprochen klangschöne melodische Hauptthema eingeführt. Diese ruhig fließende, romantischer Tradition folgende Melodie ist der stets unwiderstehlichen Kombination aus Solo Klarinette und Streichern anvertraut.

Nachdem der musikalische Boden bereitet ist können sich die beiden Gedanken im Folgenden entwickeln. Besonders erwähnenswert wäre noch Track 7 (Love Letters) am Ende des ersten Score-Abschnitts. In diesem äußerst gelungenen in sich geschlossenen Stück für Cello und Klavier, stilistisch Johannes Brahms nahe stehend, wird das Hauptthema in dramatischer Steigerung variiert.

Die folgenden drei Tracks (The Half Killed, Rescue Me, Elegy for Dunkirk) beschreiben, unter Stellenweiser Hinzuziehung eines Männerchores, die Schrecken des zweiten Weltkriegs. Dies allerdings dem Grundtenor der Musik entsprechend eher in einer introvertierten Tonsprache, in etwa vergleichbar mit Williams Saving Private Ryan.

Der letzte Teil bewegt sich darauf wieder zum thematischen Material des Anfangs zurück. In der letzten Nummer (Atonement) gelingt Marianelli noch einmal ein schöner Kunstgriff. Es erscheint nach einer Metamorphose das erste, ursprünglich von Rastlosigkeit geprägte Thema aus Briony in nun ruhiger, verklärter Form. Dies gelingt Marianelli indem er die ursprüngliche Ostinato-Begleitung zugunsten harmonischer Erweiterung aufgibt und das zunächst nur 5-tönige Motiv zu einer weitläufigen Melodie entwickelt. Jedenfalls kompositorisch äußerst ansprechend.

Insgesamt ein gelungener Score, meiner Meinung nach vielschichtiger und interessanter als sein Vorgänger "Pride & Prejudice". Highlight ist sicherlich das eingängige Hauptthema, aber auch sonst gibt es einige schöne Stellen zu entdecken.

Wer ein Freund der klassischen Musik von vor 1900 ist und sich an filigraner Kompositionstechnik und eingestreuten Stilzitaten erfreuen kann, für den ist dieser Score das Richtige. Andererseits ist "Atonement" sicherlich ein Album das ohne größere Irritationen beim sonntäglichen Familienbrunch im Hintergrund laufen kann, ich denke mal schon aufgrund dieser Tatsache wird sich die CD auch außerhalb der Filmmusik-Szene recht gut verkaufen lassen.

Bewertung: 7/10

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Danke für das informative Review. :)

Da ich ein kleiner Freund der klassischen Musik bin, hast du mir dadurch das Interesse zu diesem Score geweckt. Ich habe mir Atonement ziemlich langweilig vorgestellt, aber das klingt ja schonmal vielversprechend. :D

Ich werde mal reinhören und schauen, ob er mir gefällt.

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Danke für das informative Review. :)

Da ich ein kleiner Freund der klassischen Musik bin, hast du mir dadurch das Interesse zu diesem Score geweckt. Ich habe mir Atonement ziemlich langweilig vorgestellt, aber das klingt ja schonmal vielversprechend. :D

Ich werde mal reinhören und schauen, ob er mir gefällt.

Nichts zu danken :D!

Wie gesagt, nachdem "Pride & Prejudice" für mich eher geflegte Langeweile war bin ich auch erstmal skeptisch gewesen, aber der Score hat schon was. Hör' einfach mal in die ersten beiden Tracks rein, wenn die dir gefallen kannst du guten Gewissens zugreifen...

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  • 3 Monate später...

Vielleicht liegt es daran, dass ich den Film gesehen habe, aber der Soundtrack jagt mir jedesmal einen heiligen Schauder über den Rücken, vor allem die 'Elegy for Dunkirk'. Der Gedanke an sonntäglichen Familienbrunch kommt mir in diesem Zusammenhang nicht.

Ich stimme aber bei, dass die Kombination Klarinette/Cello zauberhaft ist und die Idee mit der Schreibmaschine ein sehr gutes Händchen des Komponisten beweist. Der Griff paßt fantastisch zu dem kleinen, mageren und streberhaften Mädchen Briony; es macht keinerlei Mühe, sie wegen dieses Motivs in jeder Situation des Films sofort wiederzuerkennen.

Wie gesagt, kann mir nicht vorstellen, wie der Soundtrack auf Leute wirkt, die den Film nicht kennen (hast Du ihn gesehen?), aber meine, dass er genügend Abwechslung bietet, um nicht langweilig zu sein.

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Gast Christoph81
Vielleicht liegt es daran, dass ich den Film gesehen habe, aber der Soundtrack jagt mir jedesmal einen heiligen Schauder über den Rücken, vor allem die 'Elegy for Dunkirk'. Der Gedanke an sonntäglichen Familienbrunch kommt mir in diesem Zusammenhang nicht.

Wie gesagt, kann mir nicht vorstellen, wie der Soundtrack auf Leute wirkt, die den Film nicht kennen (hast Du ihn gesehen?), aber meine, dass er genügend Abwechslung bietet, um nicht langweilig zu sein.

Ach, meine alte Review. Da muss ich erstmal wieder im Gedächtnis kramen, ist schon so lange her :rolleyes:...

Also ich muss zugeben, den Film habe ich nicht gesehen.

Das mit dem Familienbrunch war schon etwas pointiert formuliert, wahrscheinlich hatte ich dabei auch eher den überwiegend sehr melodischen Teil der Musik im Hinterkopf.

Aber langweilig ist der Score keinesfalls, das hab ich ja auch gar nicht gemeint. Ganz im Gegenteil, ich finde ihn äußerst gelungen und sicherlich ein Highlight aus dem letzten Jahr. Würde ihm im Nachhinein sogar fast noch einen Punkt mehr gönnen, den Oscar hat er auf jeden Fall verdient!

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Aber langweilig ist der Score keinesfalls, das hab ich ja auch gar nicht gemeint. Ganz im Gegenteil, ich finde ihn äußerst gelungen und sicherlich ein Highlight aus dem letzten Jahr. Würde ihm im Nachhinein sogar fast noch einen Punkt mehr gönnen, den Oscar hat er auf jeden Fall verdient!

Keine Sorge, habe ich auch nicht gemeint.

Ich finde es interessant, zu hören, wie er auf Leute wirkt, die den Film eben nicht gesehen haben, insoweit habe ich mich auf gerade diese Rezension gestürzt.

Bei mir ist es eben -leider? Zum Glück?- so, dass ich Bilder und Musik nicht trennen kann. Der Film war so krass, dass ich am Ende ganz betäubt nach Hause getaumelt bin und weil die Musik gegenüber den Bildern relativ unaufdringlich ist, wirkte sie wohl eher auf das Unterbewußtsein. Die Folge ist jedenfalls, dass ich bei dem Motiv jedesmal eine Gänsehaut bekomme und trübselig werde, von daher kann ich mir den Soundtrack beim Frühstück einfach nicht antun, wenn es kein verkorkster Tag werden soll --- und das, obwohl ich ihn wunderschön finde.

Hinzu kommt, dass ich 'Clair de Lune' selbst mal auf dem Klavier gespielt habe und dann automatisch auf 'sentimental' schalte, als ob ich es gerade vorspielte.

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