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ARMY OF DARKNESS - Joseph LoDuca


Thomas Nofz
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ARMY OF DARKNESS - Joseph LoDuca

Varése Sarabande

16.3.1993

Tracklist

1. Prologue (02:57)

2. Building The Deathcoaster (01:57)

3. Give Me Some Sugar / Bone´anza (02:00)

4. Time Traveller (02:42)

5. Ash Splits (02:20)

6. Little Ashes (02:44)

7. Ash In Chains (03:04)

8. Night Court (01:41)

9. The Forest Of The Dead / Graveyard (02:52)

10. The Pit (02:06)

11. God Save Us (01:32)

12. Foulthing (01:10)

13. March Of The Dead (03:55), composed by Danny Elfman

14. Whites Of Their Skulls (01:37)

15. The Deathcoaster (02:03)

16. On The Parapet (02:45)

17. Ash Bucklers (02:33)

18. Skeletor (01:56)

19. Soul Swallower (00:48)

20. Many Men (01:53)

21. End Titles (05:26)

Spielzeit: 50 min

Kaum legt man dieses Album in den Player, wird eines klar: Die Teufel tanzen wieder. Leider zum dritten und letzten Mal. Mit ARMY OF DARKNESS bescherte Sam Raimi, der zu diesem Zeitpunkt bereits aus den filmischen Kinderschuhen zu wachsen begann, den Kinogängern und Genrefreunden den Schlußpunkt seiner EVIL-DEAD-Trilogie... und zwar einen, der sich gewaschen hat.

Vom extrem harten (wie billigen) Horrorschocker EVIL DEAD, in dem noch rabiate Walddämonen einigen allzu neugierigen Wochenendausflüglern das Grauen lehrten, über die rabenschwarze, gruselig-phantastische Horrorfarce EVIL DEAD II bis hin zu ARMY OF DARKNESS, in dem der Regisseur die Zuschauer auf eine haarsträubende Reise durch die Jahrhunderte und zu herrlich überdrehten Ritter- und Zombiespielen entführt.

Stets an seiner Seite folgte ihm sein damaliger Stammkomponist Joseph LoDuca, dessen musikalischer Output ebenfalls von Film zu Film an Niveau und Feinschliff gewann: Vom beinahe Experimentellen und - wenn man mal ehrlich ist - streckenweise kaum Ertragbaren (EVIL DEAD) über großartige und höchst dramatische Orchesterattacken (EVIL DEAD II) zum feurigen und überaus abwechslungsreichen Ritt durch ein ziemlich finsteres und schräges Mittelalter (ARMY). Und LoDuca packte die Gelegenheit beim verfilzten Totenschopf und legte einen durchweg launigen Abenteuer-Score voller übersprudelnder Energie, Pfiff, Spannung, reichlich augenzwinkerndem Humor und jeder Menge Knochengeklapper auf´s Parkett.

Sämtliche Höhen und (Un-)Tiefen, die der kettensägenbewehrte Filmheld Ash bei seinem Kampf um das berüchtigte Buch des Todes durchwandert, bringt der Komponist akustisch nahe... und zwar auf äußerst abwechslungsreiche Weise: Hier schlagen Stimmen ruhige, dunkle Töne an, erklingt ein sphärenhafter Chor ("Prologue") und bietet geradezu Lyrisches, dort spielen in einer dunklen, muffigen Ecke wenige Instrumente eine absonderliche, skurrile Melodei auf ebenso skurrile Weise ("Night Court") - Mittelalter-Kolorit der bizarren Art. Dann wieder tragen rumpelnde Pauken die wahnwitzigen Aktionen der Leinwand dynamisch zum Ohr des Hörers, reißen ihn mit Trommelwirbel ins Schlachtgetümmel der lebenden Toten, klirrenden Schwerter, blutigen Lanzen und knackenden Halswirbelknochen ("Pit"). Nur um kurz darauf wieder dem Urquell der Filmtrilogie, dem Horrorgenre, mit schauerlichen Geräuscheffekten sehr wirkungsvoll zu huldigen ("Forest of the Dead").

Doch nicht nur Trommelfell-Attacken und unwohlige Gänsehautmomente hält LoDuca auf seiner musikalischen Geisterbahnfahrt bereit. Zum Ausgleich schenkt er uns ein romantisches Liebesthema, schlicht in Aufbau und Instrumentierung, aber sehr einfühlsam und vor allen Dingen melodisch. Oder - und hier zieht der Komponist eindeutig sein bestes Ass aus dem Ärmel - er läßt zwei der schönsten Abenteuer-im-Mittelalter-Themen seit Poledouris´ CONAN-Scores durch den Kinosaal galoppieren (bzw. den heimischen Bildschirm). Themen, die vor Rhythmus, Abenteuergeist und Esprit nur so strotzen und das Anspruchsniveau der phantasievollen Gruselkomödie beinahe zu überflügeln ("Building the Deathcoaster" / Anfang von "Deathcoaster"). Und bei "Bone´anza" meint man fast, die skelettartig anmutenden Gestalten von Ben Cartright, Hoss und Little Joe durch´s Bild reiten zu sehen... in ihren Knochenfingern die Cowboyhüte schwenkend, heiser-kratzend lachend.

Außer dem musikalischen Nebeneinander von pompösem Abenteuer-Beiwerk, lieblichen, detailverliebten Motiven und wahnwitzigen, fast comichaften Sequenzen ist es auch die Zitatenfülle, die den Score zu ARMY OF THE DARKNESS bemerkenswert macht. LoDuca hat nicht nur in die eigene Notenkiste (Main Title aus EVIL DEAD II) gegriffen, sondern plündert außerdem beherzt und mit ironischer Überspitzung die Schatztruhen einiger namhafter Kollegen. Bereits der "Prologue" weist ohrenscheinliche Parallelen mit filmmusikalischen Vorgängern auf. Mit Bernard Herrmanns bedrohlichem Hauptthema zu CAPE FEAR etwa, oder John Williams´ satanischen Chorgesängen aus THE TEMPLE OF DOOM. Und es geht fröhlich weiter: Bei Ash´s Konfrontation mit seinen Miniatur-Doppelgängern ("Little Ashes") läßt LoDuca Bruce Broughtons Riesenbaby aus HONEY I BLEW UP THE KID durch die Gehörgänge stapfen, der heldenhafte Angriff mit dem Deathcoaster kleidet sich plötzlich ins adrenalingetränkte Gewand von Horners ALIENS und mündet schließlich triumphierend in Michael Kamens ROBIN HOOD... und auch die Kernpassage aus John Williams´ THE FURY findet in identischer Instrumentierung (Leitinstrument Oboe) Eingang in die Totenhatz ("Ash in Chains"). Daß schließlich der Beitrag des Gastkomponisten Danny Elfman, nämlich der "Marsch der Toten" lebhafte Erinnerungen an eine gewisse Fledermaus weckt, liegt ausnahmsweise mal nicht an LoDuca, paßt jedoch wie die sprichwörtliche Faust ins Auge, bzw. ins Konzept: viel Eigenes gekonnt mit nicht weniger Fremdem gewürzt.

Der Soundtrack zu ARMY OF THE DARKNESS ist der aufwendigste und farbenprächtigste der Trilogie, er ist eine abenteuer- und zitatenreiche Gruselkomposition, die sich zu keinem Zeitpunkt zu ernst nimmt, mit gelungenen Melodien und grandiosen, mitreißenden Höhepunkten. Von Zeit zu Zeit verliert er sich zwar hier und da in holprigen, allzu schrillen Tönen, die allerdings als notwenige Prise "Kontrastmittel" eine nicht unbedeutende Rolle in der durchdachten Dramaturgie des Scores spielen. Somit bleibt nur eines zu sagen: Eine Mittelalter-Abenteuer-Musik mit viel Drive, Witz, Ironie... und der nötigen Dosis Ketten-, Säbel- und Skelettrasseln. Schauerspaß der gehobeneren Sorte.

Bewertung: 8/10 Punkte

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  • 3 Monate später...

Aber ob die Teufel hier wirklich zum letzen Mal getanzt haben? :) Bruce Campbell hat zumindest schon verlauten lassen, bei einem EVIL DEAD 4 sofort zur Stelle zu sein, dementsprechende Gerüchte über eine Fortsetzung halten sich ja schon länger. Dazu kommt aber, dass Raimi wohl ein Remake des ersten Filmes plant, bei dem er produzieren wird. Da wäre mir EVIL DEAD 4 lieber...:)

Zur Rezi: Wie immer eine wahre Freude, deine Rezis zu lesen, Thomas! :D

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  • 4 Monate später...
  • 11 Monate später...

Gute Rezi Thomas!

ARMY OF DARKNESS ist Joseph LoDuca's mit Abstand bester Score! Er ist bombastisch (mit Chor und Orchester), humorvoll, interessant, bunt, und und und ... :)

Selten spreche ich eine Kaufempfehlung aus, aber wenn auch kein LoDuca, aber dieser gefällt bestimmt der Mehrheit der Filmmusik-Fan-Gemeinde! :rolleyes:

Ist um EUR 11,11 von records101 (= Colosseum Schallplatten) auf Amazon.de zu haben.

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