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FAR AND AWAY - John Williams


Carsten Berger
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Far And Away (John Williams)



Eine der völlig unterschätzten Werke John Williams' ist meines Erachtens "Far And Away" (In einem fernen Land) von 1992. Die Geschichte um ein junges irisches Auswandererpärchen um die Jahrhundertwende aus zwei verschiedenen Gesellschaftsschichten war sicher als Karrierevehikel für Tom Cruise und Nicole Kidman gedacht, doch sowohl der nette Film als auch die herausragende Musik überzeugen.
Vielleicht ist auch einer der Gründe, warum sich "Far And Away" bis heute nicht bei allen durchsetzen konnte, der, daß diese Musik in einer Zeit geschrieben wurde, die von Glanz und Gloria aus der Feder Williams gerade zu strotzen scheint. 1990 und 1992 kamen die "Home Alone"-Filme ins Kino, 1991 der bezaubernde "Hook", nur ein Jahr später nach "Far And Away" sollte 1993 der Mega-Blockbuster "Jurassic Park" alle Rekorde sprengen. Vielleicht nicht genug Zeit um sich durchzusetzen, denn der Film spielte zwar seine Kosten wieder ein, war aber sicher kein umwerfender Erolg. Wie dem auch sei, "Far And Away" steht eindeutig auf sich selbst und überzeugt bis heute nicht nur durch den starken irischen Einschlag.

Ron Howards Film beginnt mit Bildern von der irischen Landbevölkerung, die unter der nicht mehr zeitgemäßen Pachtwirtschaft des Adels leidet. John Williams Musik beginnt im ersten Track mit Dudelsack und Klavier eine düstere irische Situation zu schildern, wenn die Main Titles aber die Hoffnung der Iren auf ein besseres Leben in einem fernen Land zeigen, hören wir eine Panflute zum ersten Mal das Hauptthema spielen. Die irische Folk-Gruppe "The Chieftains" kommt im zweiten Track zu Gehör ("The Fighting Donnellys"), quasi auch ein neues Thema für das wilder irische Blut, den Charakter der grünen Insel. Wir werden es später noch ein paar Mal in den diversen Boxkämpfen Joe Donnellys zu hören bekommen, dann allerdings gepaart mit großem Orchester ("Fighting For Dough", "The Big Match").

Sonst ist der Anfang des Scores eher ruhig gehalten, wir hören immer wieder die Panflöte, während die Kamera über die irische Landschaft streift. Die ersten Mißtöne erklingen dann im Track "Burning The Manor House". Nachdem Joe Donnelly (Tom Cruise), der eigentlich mit der Absicht gekommen war, den reichen Gutsbesitzer Christie zu töten, dessen Tochter Shannon (Nicole Kidman) nach Amerika begleitet, um dort eine neues (für Shannon ein freieres, für Joe ein vermeintlich besseres und ebenso freieres in einer anderen Beziehung) Leben zu beginnen, überfallen Joes Brüder Shannons Elternhaus um das Verschwinden ihres Bruders zu rächen.
Angekommen in Amerika ändert sich auch die Musik. Zwar hören wir immer noch die irischen Einflüsse, jedoch wird die Musik kraftvoller und pompöser. Joe versucht nun sein Geld als Boxer zu verdienen. Ein erster Höhepunkt ist hier "Blowing Off Steam". Wie eine Dampflok kommt dieser Track wortwörtlich daher. Tiefe Holzbläser wie Fagotte und Baßklarinetten, unterstützt durch Celli und Bässe "sägen" sich die Tonleitern kraftvoll nach oben. Höhere Streicher und Oboen übernehmen die Melodie.

Den absoluten Höhepunkt stellt aber eindeutig das grandiose Land Race dar. Schon 1960 war dieses Rennen um die kostenlose Landvergabe in Oklahoma Thema des Filmes Cimarron. Schon hier waren die Aufnahmen des Rennens recht spektakulär, doch die weiten raumgreifenden Totalen von Far And Away lassen einen atemlos werden. Welche Aufgabe für einen Filmkomponisten! Und so schuf Williams hier auch einen berauschenden Track voller Fanfaren, Pauken und Trompeten. Die Streicher wirbeln, das Holz rast, das Blech gibt den Siedlern die Signale sich zu eilen. Es ist eine wahre Freude. Und auch nach dem zigsten Hören jedes mal wieder ein Genuß. Alle Themen tauchen hier erneut auf und werden durchkomponiert. Alleine die Instrumentation ist ein Schmaus.

Am Schluß taucht noch einmal, völlig deplaziert und in keinster Weise passend, Enya und ihr Song Book of Dreams auf. Den kann man aber gut wegprogrammieren, so daß der Hörfluß nicht beeinträchtigt wird.

Es ist bedauerlich, daß Far And Away ein Schattendasein fristet, denn dieser Score ist es durchaus wert in einem Atemzug mit den Star Wars-Musiken oder der Indiana-Jones-Trilogy genannt zu werden. Eine eindeutige Empfehlung für diesen großen Score, der eine Mischung aus Adventure, Drama und irischen Elementen darstellt.





5/6 Sternen Bearbeitet von Marcus Stöhr
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Welche Aufgabe für einen Filmkomponisten! Und so schuf Williams hier auch einen berauschenden Track voller Fanfaren, Pauken und Trompeten.
Das ist wohl der einzige Punkt, dem ich zustimmen kann.
Am Schluß taucht noch einmal, völlig deplaziert und in keinster Weise passend, Enya und ihr Song Book of Dreams auf. Den kann man aber gut wegprogrammieren, so daß der Hörfluß nicht beeinträchtigt wird.

Naja, das ist doch fast noch das beste Stück der ganzen CD.

Es ist bedauerlich, daß Far And Away ein Schattendasein fristet, denn dieser Score ist es durchaus wert in einem Atemzug mit den Star Wars-Musiken oder der Indiana-Jones-Trilogy genannt zu werden.
Nein, eher in einem Atemzug mit "Earthquake", und "Stepmom". ;)
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Das mache ich einmal an meinem Geschmack fest (damit meine ich, dass wohl auch eine Abneigung gegen die CD ein bisschen mein negatives Bild bestimmt), aber vor allem daran, dass die irischen Elemente ziemlich mainstream-mäßig sind. Da kann man andere CDs mit irischer Musik hören und bekommt Besseres bzw. mindestens Gleichwertiges serviert (immer natürlich nicht).

Die typischen Williams-Elemente sind dagegen sehr gut gelungen ("Land Race" eben), überwiegen nur nicht.

Ein Beispiel für gut (nein, sehr gut) verarbeitete irische Musik ist Goldenthals "Michael Collins", die nicht nur Typisches stumpf übernimmt, sondern etwas Neues darstellt, ohne die irischen Hintergründe zu leugnen. Das schafft "Far and Away" in keinster Weise.

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Also ich weiß nicht ich mag Far and away, aber ihn auf einen Sockel zu heben mit Star Wars oder Indiana Jones finde ich schon etwas gewagt. Ich konnte anfänglich gar nix mit der Musik anfangen, finde sie nun aber sehr schön. Die irischen Elemente finde ich nun nicht so störend oder klischeehaft wie AINM aber zum großen Meisterwerk fehlt mir was...

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Das ist wohl der einzige Punkt, dem ich zustimmen kann.

Naja, das ist doch fast noch das beste Stück der ganzen CD.

Nein, eher in einem Atemzug mit "Earthquake", und "Stepmom". ;)

Im Williamschen Oeuvre ist Far and away sicherlich eher im gehobenen Mittelfeld zu sehen. Ihn auf eine Stufe mit grottigen scores a la Earthquake zu stellen ist jedoch auch bei nüchterner Betrachtung schlichtweg falsch.

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Nein, ich sehe das schon heute so!

Carsten zeichnet sich hiermit als erfahrener Rezensent aus, der keine Müh' noch Weh' scheut. Warum sind seine Rezensionen außerordentlicher Güte nicht mehr bei Original Score verfügbar?

gruß sharlar

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Also für meinen Teil muss ich peter-anselm zustimmen. AINM?'s Aussage ist wirklich nicht korrekt, denn FAR AND AWAY ist gehobener Durchschnitt, mehr aber auch nicht. Am meisten hat mich gestört, dass der Track "Blowing off Steam" geklaut ist von Percy Grainger's "Molly on the Shore". Zugegeben, Williams stiehlt wie immer genial, nicht wie andere Komponisten (ich will jetzt mal keine nennen, sonst könnte es Feuerwerk geben). Jedoch muss man klar Abstriche machen. Und nicht nur, wegen des o.g. Tracks.

Die Aussage, dass dieses Werk bei STAR WARS und/oder INDIANA JONES anzusiedeln ist, finde ich nicht nur gewagt, sondern einfach nur falsch. Das ist ein Qualitätsunterschied wie Tag und Nacht. Angefangen von der Komposition, bis hin zur Instrumentierung.

Trotzdem gelungenes Review, Carsten! ;)

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Carsten, es ist toll und lobenswert, daß du deine Rezensionen für uns wieder ausgräbst und entstaubst. Daumen hoch! ;)

Aber es wäre ebenfalls schön, wenn du dich ein bißchen an Friederikes Rezi-Schema halten könntest, welches dem interessierten Leser auch noch weiterreichende Informationen bietet, als nur der reine Text. Außerdem bildet es für die Musikkritik einen ansprechenden Rahmen. Und den vermisse ich bei FAR AND AWAY besonders. Bei LEGEND hast du ja zumindest noch ein Cover-Bild beigefügt, aber eine Tracklist mit Spielzeiten und Gesamtdauer, Label-Info etc. fehlen dort leider ebenfalls.

Noch eine kleine Anmerkung zur FAR-AND-AWAY-Rezi selber: Du schreibst, daß die Musik nach der Ankunft in Amerika "kraftvoller und pompöser" wird. Diese Aussage ist insofern nicht ganz korrekt, als das sie die sehr leisen, kaum wahrnehmbaren Tracks in der Mitte des Albums, etwa "Am I Beautiful?", "Inside the Mansion" oder "Shannon is Shot" völlig ignoriert, was leicht zu einem etwas falschen Bild der Musik führen kann. Diese Titel sind vielleicht mit ein Grund, weshalb Pompös- und Bombast-verwöhnte Williams-Freunde nicht so recht mit FAR AND AWAY warm geworden sind. Oftmals sind es nur leise wispernde Harfen und Glöckchen, die in diesen Tracks erklingen (mehr oder weniger gute Erinnerungen an ALWAYS werden bei eingefleischten Fans wach), und die Musik scheint beinahe stillzustehen. Man braucht schon ein wenig Geduld, um sich durch diese Passagen hindurchzuhören :D. Insofern hängt der Mittelteil des Albums im Gegensatz zum irisch gefärbten Beginn und zum Americana/Land-Race-Endteil meiner Meinung nach schon ziemlich durch.

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Im Williamschen Oeuvre ist Far and away sicherlich eher im gehobenen Mittelfeld zu sehen. Ihn auf eine Stufe mit grottigen scores a la Earthquake zu stellen ist jedoch auch bei nüchterner Betrachtung schlichtweg falsch.

Du hast recht. Da habe ich wohl ein etwas extremes Gegenbeispiel zu dem Vergleich mit "Indiana Jones" und "Star Wars" geboten.

Vielleicht sieht das AiNM in 10 Jahren ja auch anders...

Möglicherweise...

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Carsten, es ist toll und lobenswert, daß du deine Rezensionen für uns wieder ausgräbst und entstaubst. Daumen hoch! ;)

Aber es wäre ebenfalls schön, wenn du dich ein bißchen an Friederikes Rezi-Schema halten könntest, welches dem interessierten Leser auch noch weiterreichende Informationen bietet, als nur der reine Text.

Danke Thomas, ich werde mir das zu Herzen nehmen und das nächste Mal ein Bild vom Cover und die Tracknamen posten. FAR AND AWAY war eine meiner ersten Rezensionen. Um sie zu überarbeiten, fehlte mir die Zeit, deswegen manche Ungelenkigkeiten. :D

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