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Visions of Escaflowne: Lovers Only � Yoko Kanno / Hajime Mizoguchi


Gast akarii
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Visions of Escaflowne: Lovers Only Yoko Kanno / Hajime Mizoguchi

Bild des Covers: [siehe Anhang]

Label: Miya Records

VÖ- Datum: 22.01.1997

Tracklist

1.Yakusoku wa iranai (Promises not necessary) TV Edit

2. The Vision of Escaflowne (Take 2)

3. Memory of Fanelia

4. Dance of Curse

5. Zaibach

6. Flying Dragon

7. Cradle Song

8. Tomodachi (My best friend)

9. Bird Cage

10. Chain

11. Epistle

12. Perfect World

13. Blaze (Take 2)

14. Hitomis Theme

15. Angel

16. Neko no kimochi (Cats Feelings)

17. Arcadia

18. Kaze ga fuku hi (The days the wind blows)

19. Mystic Eyes

20. The Story of Escaflowne End Credits

Spielzeit: 70:22

Rezension:

Die Serie Tenkuu no Escaflowne geht auf ein von Kawamori Shouji geschaffenes Fantasy-Universum zurück, das von verschiedenen Künstlern mit unterschiedlichen Medien zum Leben erweckt wurde. Es gibt einen abendfüllenden Film, eine Anime- und zwei verschiedene Manga-Serien. Die Grundelemente des Universums und die Hauptcharactere blieben in allen Umsetzungen erhalten, während deren Ausgestaltung in jedem einzelnen Machwerk dem betreffenden Künstler überlassen war. So entstanden voneinander unabhängige Plots mit unterschiedlichen Stimmungen, Nuancen und auch Botschaften.

Lovers Only ist Teil des OST zur Anime-Serie, die ich von allen Adaptionen für die gelungenste halte. In 26 Kapiteln wird die Geschichte von Kanzaki Hitomi erzählt, einer grünäugigen, burschikosen Gymnasiastin. Sie besitzt einen aus fremdartigen Material bestehenden Kettenanhänger, der ihre besondere Begabung, hellseherische Fähigkeiten, zu wecken vermag.

Eines Tages wird Hitomi durch dessen Aktivierung in eine andere Welt versetzt, Gaia, eine der Erde ähnliche, etwas archaische Parallelwelt, auf der gerade Bürgerkrieg herrscht. Der Erzschurke, Isaac Dornkirk, ansässig in Zaibach, strebt die Herrschaft über Gaia an oder zumindest sieht es so aus. Seine Schlägertrupps, angeführt von dem pyromanen Albino Dilandau Albatau, überfallen mit ihren Kampf-Robots eine Nation nach der anderen, morden, brandschatzen und unterwerfen sie. Erstes Opfer ist der bäuerliche Kleinstaat Fanelia.

Gemeinsam mit einer Gruppe zusammengewürfelter Rebellen, unter ihnen der junge König von Fanelia, Van Salanzar de Fanel, Besitzer des legendären Kampf-Robots Escaflowne, nimmt Hitomi den Kampf gegen das vermeintlich Böse auf um zu ihrem Ärger festzustellen, dass sie gegen ihren Willen eine Schlüsselrolle in den kriegerischen Geschehnissen spielt.

Der Plot, der zunächst wie ein Abklatsch des altbekannten Magical Girl-Themas erscheint, überrascht durch unerwartete Wendungen und unverblümte Rohheit. Blut fließt in Strömen, Folter, Hass, Tod und Größenwahnsinn werden schonungslos dargestellt. Zwar zieht sich Romantik in Gestalt mehrerer Liebesgeschichten wie ein roter Faden durch den Plot (selbst diese sind aber durchzogen von Eifersüchteleien, Dreieckskonstellationen und Trennungen), aber Hauptthema der Geschichte sind ohne Zweifel die Themen Krieg, Macht und ganz wichtig Schicksal. Die Grundstimmung ist folgerichtig düster.

Auf den ersten Blick sieht man dies der hier besprochenen CD nicht an. Lovers Only ist eine Best Of Compilation der drei bereits existierenden Kanno-Soundtracks und ihre Trackliste erscheint auf den ersten Blick als krause Mischung aus Pop, Themensongs und unlesbaren japanischen Kanji (und wieder ein ausschließlich japanisches Booklet. GRAWR).

Allein, der Wahnsinn hat Methode. Kenner der Serie erkennen die wichtigsten Motive, Anfangs- und Endmusik sofort wieder und machen mit diesem Soundtrack einen chronologisch geordneten, akustischen Schnelldurchgang durch die Geschichte.

Der düstere Hauptplot der Serie spiegelt sich in mehreren stampfenden, martialischen Themenliedern wieder (Visions of Escaflowne, Zaibach und vor allem Epistle). Deren Aufklingen assoziiert jeder, der die Serie gesehen hat, unwillkürlich mit der Farbe Blutrot, Feuer, Tod und einem Ganz Miesen Gefühl - und entwickelt prompt das Bedürfnis, die Tür zu verriegeln, nicht, dass diese Maßnahme gegen die gigantischen Flammenwerfer der bösen Jungs und Mädels helfen würde.

Des Weiteren fällt auf, dass Yoko Kanno ein Carl Orff Fan sein muss. Synkopen, Pauken und Trompeten sowie dumpfes pseudo-gregorianisches Chorgemurmel lassen bei diesen Stücken mehr als einmal Erinnerungen an die Carmina Burana aufkommen, allerdings leider sehnsüchtiger Art. Wie Orff hat Frau Kanno diese Mittel zwar lautmalerisch eingesetzt, übertreibt es aber. JA, WIR HABEN ES KAPIERT, JETZT PASSIERT WIEDER ETWAS GANZ SCHRECKLICHES! IST JA SCHON GUT!

Ganz anders der Eindruck, den die Motive zu den romantischen Nebenplots erwecken, die den Soundtrack durchziehen und durchweg sehr schön klingen. Bird Cage, das Thema von Vans Gefangenschaft, ist beklemmend, bedrückend karg. Angel ruft mit Glöckchen und Zuckerguss die schönste und romantischste Liebesszene des Films ins Gedächtnis. Arcadia überrascht mitten in einer träumerischen StreicherSerenade mit einem lateinisch klingenden Mezzosopran-Solo (das jedenfalls nicht so japanisch klingt, wie es ausweislich mehrerer Text-Datenbanken klingen sollte), das für einen Chillout mit einem Glas Rotwein die perfekte Hintergrundmusik liefert.

Das schönste Stück der CD ist jedoch Hitomis Theme. Klavier, ein Hauch von Streichern und schwebend über allem eine betörende Melodie, gespielt von einem weich klingenden Violoncello, die mich jedesmal aufs Neue fast so sicher an den Rand der Sentimentalität bringt wie es Lullaby von Billy Joel schafft.

Edvard Elgar? Jacqueline Dupré? Nie gehört.

Ein Wort zu den verstreuten japanischen Pop-Stückchen, die zwar von der Stilrichtung her Unordnung in die Track-Liste bringen, aber von der Bedeutung her am rechten Platz sitzen. Fast alle von ihnen wurden von der japanischen Queen of Anime Soundtracks Sakamoto Maaya gesungen. Vom Text und Instrumentierung her munter und nicht ganz unoriginell, verschaffen sie dem Hörer je nach Gemütslage Abwechslung oder sogar eine benötigte Pause von der erdrückenden Weltuntergangsstimmung. Frau Sakamoto kommt mit ihrer dünnen, aber extrem wandlungsfähigen Stimme je nach Thema mal süß, mal dramatisch daher und ist mir schon allein deshalb lieber als die ewiggleiche Klangsoße einer Enya oder Celine Dion, die bei mir nach spätestens zehn Minuten Sterbenslangeweile und einen CD-Rauswurf auslösen.

J-Pop eben. Nett. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Extrapunkte gibt es, wenn man sich die Übersetzungen der zum Teil skurrilen Texte besorgt, zum Beispiel hier: The Yoko Kanno Project - The Vision of Escaflowne, lovers only.

Fazit: Hörenswert? Aber sicher. Die Scheibe hat alles, was ich von einem Soundtrack verlange, Heiteres, Ernstes und vor allem viel Klangmalerei. Für das Belanglose Nebenbei-Hören ist Lovers Only uneingeschränkt geeignet, für konzentriertes Zuhören bin ich mir allerdings nicht sicher, ob man nicht als Kenner der Serie besser bedient ist als als Neuling.

Diese Voraussetzung wiederum lässt sich schaffen --- und erfährt von mir uneingeschränkte Ermutigung. Anstatt für Nicht-Kenner der Serie also nur den Soundtrack zu empfehlen, empfehle ich lieber die Serie selbst (inklusive Soundtrack). Wer Blut geleckt hat, kann sich hier: Escaflowne Thumbnail Theater einen (nicht ganz bierernst gemeinten) Überblick verschaffen (englischsprachig).

Anspieltip: Tomodachi [8], Blaze [13], Hitomis Theme [14]

Bewertung: 7/10 Punkte

Viel Spaß beim Hören!

akarii

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Nur ein kleiner Hinweis für Dich. Miya Records ist ein Bootleg Label aus Taiwan (genau wie SonMay, Alion, Everanime etc...) . Dein Coverbild selber ist z.B. von Victor welche m.W. der original Hersteller in Japan sind.

Visions of Escaflowne habe ich persönlich nie gesehen aber evtl. sollte ich mal in die Musik reinhören - habe es ja nicht so mit Animes aber die Mucke ist oft sehr schön.

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Danke für den Hinweis! Das Coverbild stimmt zwar, könnte aber auch einfach nur ausgetauscht worden sein. Händler hat mich jedenfalls zum letzten Mal gesehen.

Ob noch mehrere meiner CDs von Raubkopierern stammen, kann ich leider nicht verifizieren, da der Name des Labels in vielen Fällen ausschließlich in Kanji auf dem Cover steht und ich die nicht lesen kann. Auch bei meiner kürzlich rezensierten Inuyasha-CD habe ich den Namen des Labels deshalb aus dem Internet gezogen - und mit 'Alion' folglich noch einen Raubkopierer genannt, obwohl es theoretisch das korrekte Label sein könnte. :D

Abseits von Raubkopierern würde ich mich jedenfalls über mehr Freunde der Anime-Soundtracks zum Fachsimpeln freuen.

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@Akarii - wenn Du willst kann ich Dir gerne mal ein paar vertrauenswürdige Händler nennen bei denen man beruhigt einkaufen kann. Ich habe mich damals grün und blau geärgert als ich es erfahren habe (und das erst durch Zufall als ich Jahre später über Internet verfügt habe).

Freue mich über weitere Reviews von Dir. Bin Animetechnisch nicht so bewandert aber gute Musik höre ich immer gerne ;)

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