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The Fly - Howard Shore


Büli
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The Fly - Howard Shore

Veröffentlichung: 1. Juli 1993

Label: Colosseum (rough trade)

Spieldauer: ca. 41 Minuten

1. Main Title

2. Plasma Pool

3. Last Visit

4. Stathis Enters

5. Phone Call

6. Seth Goes Through

7. Ronnie Comes Back

8. Jump

9. Seth and the Fly

10. Particle Magazine

11. Armwrestle

12. Brundlefly

13. Ronnie's Visit

14. Street

15. Stairs

16. Fingernails

17. Baboon Teleporation

18. Creature

19. Steak Montage

20. Maggot/Fly Graphic

21. Success With Baboon

22. Ultimate Family

23. Finale

Eines seiner früheren Werke und auch mit eines seiner bekanntesten neben HDR ist ohne Zweifel The Fly. DIE Arbeit mit Cronenberg die wohl mit eine der herausragendsten Vertonungen hervorgebracht hat! Seine Arbeit für die Cronenberg Filme ist wohl überhaupt erst ein Grund dafür das Shore jetzt da steht wo er heute ist. Und bis auf einige wenige Sachen kamen immer sehr interessante Scores dabei heraus. Aber ich glaube keine war so fruchtbar wie diese Zusammenarbeit.

Ein ziemlich kranker Film der eine wirklich sehr sehr passende Vertonung bekommen hat. The Fly ist aber auch in anderer Hinsicht im Schaffen Shores von Bedeutung. Zum ersten mal ist seine Musik von einem ganz klaren Thema strukturiert das sich durch den Score durchzieht. Sicherlich experimentell und teilweise von manch avangardisten inspirierte Musik die aber dennoch klassische Scoremuster aufzuweisen hat.

Passend dazu direkt der erste Track der mit den ersten 4 Noten den Ton angibt. Von Bläsern Fanfarenartig rausgeworfen ist dieses 4 Noten Motiv sozusagen der rote Faden der hier zum ersten mal anklingt und dann erstmal abgelöst wird von einer ruhigen Passage die dann übergeht in eine dramatische Bläser und Streicherdominante Passage die auch melodisch anklingt, um dann wieder fast zu verstummen in einem sanften Glockenspiel. Aber dieser Track ist nur der Prolog zu einer dramatischen und durchaus auch opernhaft anmutenden Musik. (Insofern passt es auch das es bald eine Pariser Premiere von diesem Schauspiel geben wird, wobei wohl unklar ist ob die Filmmotive übernommen werden. Passen würde es.)

Plasma Pool ist ein Streicherdrama das zunächst anspielt und sich dann wieder zurücknimmt um dann wieder laut aufzuspielen und einem schon einen Schauer über denn Rücken jagt. Diese Streicher gehen dann in das viermal durchgespielte 4 Notenmotiv über das unterstützt vom ganzen Orchester sich voll ausbreitet. Großartig!

Last Visit ist zunächst ein ruhiger Streicherteppich der dann kurz das Plasma Pool Motiv aufgreift. Dieses Thema wechselt sich mit dem Main Theme im Laufe des Scores ab bzw. sie gehen ineinander über. Auch werden die Themen variiert bzw auch mal ruhiger durchgespielt und geben der Musik so ihre Abwechslung. Bzw es kommt auch mal vor das zb das Main Theme nur mal von einer Trompete gespielt wird um dann urplötzlich wie in Phone Call ganz laut mit dem kompletten Orchester aufzukreischen und dann nichts übrig bleibt als eine Harfe die langsam verebbt.

Jedoch wäre The Fly sehr viel weniger erwähnenswert, wären da nicht die dissonanten Passagen a la Stathis Enters wo kreischende Streicher ein verzerrtes Klanggebilde schaffen die einem wohligen Schauer über den Rücken laufen lassen. Ich war früher nicht sehr empfänglich für derlei Musik, mittlerweile horchen meine Ohren auf bei sowas:D

Unerwähnt lassen möchte ich in dem Zusammenhang auch so Tracks wie Jump nicht wo Shores unvergleichliche Bläserschlachten einen staunen lassen!

Es gibt aber auch ein ruhiges Thema das als Ausgleich gut dient. In Particle Magazine, bestehend aus Klavier Oboe und Harfe. Sanft aber irgendwie dennoch bedrohlich!

Armwrestle lässt mich an eine Szene des Filmes erinnern die sich bei mir eingebrannt hat. Wer den Film kennt weiß was ich meine;) Furchtbar grauslig!

Das unmenschliche fliegenartige hat Shore in vielen kleinen Passagen wirklich hervorragend herausgearbeitet. Teilweise erinnern mich die Streicher in ihrer wilden Art auch an eine Fliege. Die langsame Verwandlung findet ausschliesslich in dissonanten Passagen statt wie in Fingernails. Der Übergang von Mensch zu Fliege lässt die dramatischen Anspielungen des Anfangs weg und weicht dem grauen der sich auch in der Musik wiederfindet. Im positiven Sinne versteht sich.

Das letzte Drittel der Musik geht dann ins Finale dramatische über und wird beherrscht von furchtbaren Trompetenstößen wie in Creature und auch Percussions sind nun hinzugekommen. Besonders perfide an diesem Track sind ein zwei Streicher die langsam ansteigend Nadelstichartig aufspielen und die Crescendoartig wilden Bläser begleiten. Ein Höhepunkt!

Das Finale schwingt dann nochmal das komplette Orchester mit auf um in einer finalen Dramatik den Schlußpunkt zu setzen. Durchtränkt von den verschiedenen Motiven findet hier die Musik ihren mehr als würdigen Abschluß und man wundert sich das das alles so schnell ging.

Ich muss sagen The Fly ist einer der besten Horrorscores was den Hörfluß angeht. Kaum macht man sie an, ist sie auch schon wieder fertig. Die kurzweile ist berechtigt. Shores The Fly ist ein kleines Meisterwerk und in jenem Filmmusik Genre hoch anzusiedeln. Ich kenne die Musik zum zweiten Teil nicht, aber ich kann jedem Filmmusikfreund nur ans Herz legen sich diese Musik zu besorgen. Wer nicht viel mit Dissonanzen anfangen kann sei beruhigt, denn das ist noch lang nicht alles was die Musik zu bieten hat.

Bewertung 9 von 10

Hier noch die Opening Credits zum reinhören:

[nomedia=http://www.youtube.com/watch?v=hC0oFGt8-D0]YouTube - Broadcast Yourself.[/nomedia]

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Man sollte noch das [ame=http://www.amazon.de/gp/product/B000B8I8UU/sr=1-2/qid=1206450817/ref=olp_product_details?ie=UTF8&me=&qid=1206450817&sr=1-2&seller=]2-CD-Set[/ame] von Varèse erwähnen, wo nicht nur Shores Score zu "The Fly", sondern auch noch Christopher Youngs Score zu "The Fly II" drauf sind! Eigentlich ein Schnäppchen! ;)

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Ja stimmt! ich besitze lediglich die CD zum ersten Teil, aber für günstig Geld kann man beide erwerben. Wobei mich die Musik zum zweiten nie sonderlich gereizt hat. Liegt auch daran dass ich Young nicht so mag im Horrorgenre. Vielleicht kann jmd anderes mal darüber schreiben. Ich hab keine Ahnung wie die ist!

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Schönes Review, toller Score. Neben SE7EN und THE CELL einer meiner liebsten Shores und auch eine meiner absoluten Lieblings-Filmmusiken. Besonders aufregend sind IMO die vielen Bartók-Referenzen im Streicher-Scoring ("The Stairs", "The Armwrestle") und die vielen lautmalerischen Passagen, in denen teils impressionistisch-zart die schimmernden Augen und Flügel einer Fliege dargestellt werden (etwa im "Main Title"), aber andererseits durch kakophonisch-groteske Dissonanz-Türmungen auch das Fremdartige und Bedrohliche im Insekt ausgedrückt wird.

Dass hinter all dem ein menschliches Drama steckt, verdeutlicht das Gesamtkonzept des Scores, die Anlage als theatralisches Pseudo-Musikdrama im Stil der romantischen Oper.

Das 4-Noten-Motiv, welches den Score eröffnet, assoziiere ich übrigens immer irgendwie mit einer Universität und mit Wissenschaft. Hat auch irgendwie was von einem Gong-Motiv in einer großen Uni-Aula.

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So, ich habe mir jetzt die Zeit genommen, THE FLY anzuhören. Nun: Der Score ist an sich sehr anspruchsvoll und sehr originell komponiert. Es gibt auch einige sehr durchdachte Momente, die selbst mich noch aufhorchen ließen. Manchmal sind auch schöne orchestrale Momente dabei, die den Score mit einer Farbe "Schönklang" aufstreichen. Zudem zaubert das London Philharmonic Orchestra einen sehr sauberen und ordentlichen Orchesterklang herbei, welches von Varese noch gut verstärkt abgemischt wurde. Auf der anderen Seite ist er sehr speziell und spricht ein gewisses Interessenpublikum an, zudem ich aber nicht gehöre. Puristen der Avantgarde und der dodekaphonischen Zwölftonmusik werden ihre Freude haben. Manchmal ist es mir persönlich einfach zu viel orchestrale, dissonante Wucht, im Sinne der kompositorischen Komplexität eines Pendereckis. Das ist nicht negativ gemeint, sondern man sollte diese instrumentale Anspannung und Erregung im Orchesteraufbau mit Vorsicht genießen, denn die Gefahr, dass man eine kleine Enttäuschung erntet, ist nicht ausgeschlossen.

Im Großen und Ganzen ist der Score sehr empfehlenswert und interessant, aber unter dem Vorbehalt, dass man solche Musik auch wirklich mögen muss. Ein kleiner, aber gut vorbildlicher Einblick in Howard Shores kreative Schaffensphase vor dem Mammutwerk zu THE LORD OF THE RINGS.

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So, ich habe mir jetzt die Zeit genommen, THE FLY anzuhören. Nun: Der Score ist an sich sehr anspruchsvoll und sehr originell komponiert. Es gibt auch einige sehr durchdachte Momente, die selbst mich noch aufhorchen ließen. Manchmal sind auch schöne orchestrale Momente dabei, die den Score mit einer Farbe "Schönklang" aufstreichen. Zudem zaubert das London Philharmonic Orchestra einen sehr sauberen und ordentlichen Orchesterklang herbei, welches von Varese noch gut verstärkt abgemischt wurde. Auf der anderen Seite ist er sehr speziell und spricht ein gewisses Interessenpublikum an, zudem ich aber nicht gehöre. Puristen der Avantgarde und der dodekaphonischen Zwölftonmusik werden ihre Freude haben. Manchmal ist es mir persönlich einfach zu viel orchestrale, dissonante Wucht, im Sinne der kompositorischen Komplexität eines Pendereckis. Das ist nicht negativ gemeint, sondern man sollte diese instrumentale Anspannung und Erregung im Orchesteraufbau mit Vorsicht genießen, denn die Gefahr, dass man eine kleine Enttäuschung erntet, ist nicht ausgeschlossen.

Im Großen und Ganzen ist der Score sehr empfehlenswert und interessant, aber unter dem Vorbehalt, dass man solche Musik auch wirklich mögen muss. Ein kleiner, aber gut vorbildlicher Einblick in Howard Shores kreative Schaffensphase vor dem Mammutwerk zu THE LORD OF THE RINGS.

Ist Zwölftonmusik nicht immer dodekaphonisch?

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Wobei ich sagen muss das abgesehen von den dissonanten Passagen trotzdem auch für eher konservative Filmmusikhörer etwas dabei ist. Rein dissonant ist sie nicht. Deswegen ging meine Empfehlung schon an alle. Aber vielleicht bin ich auch zuu verliebt in diese Musik:D

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Ist Zwölftonmusik nicht immer dodekaphonisch?

Ja.

Aber The Fly hat mit Dodekaphonie nix am Hut! Und mit Penderecki hat das ebenfalls nix zu tun (wo bei dem die "kompositorische Komplexität" liegt, möchte ich auch gern mal wissen).

The Fly ist bis auf ein paar kurze Momente Tonal und eher in der minimalmusik angelegt. Ich muss sagen, dass ich die Musik kaum in einem Stück durchhören kann. Manchmal ist sie mir einfach zu langweilig. (und das obwohl ich großes Interesse an der 12 Tonmusik habe, komisch ...)

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Ist Zwölftonmusik nicht immer dodekaphonisch?

Ja, du hast Recht Peter. Ich habe da einen kleinen Denkfehler gehabt.

Wobei ich sagen muss das abgesehen von den dissonanten Passagen trotzdem auch für eher konservative Filmmusikhörer etwas dabei ist. Rein dissonant ist sie nicht. Deswegen ging meine Empfehlung schon an alle. Aber vielleicht bin ich auch zuu verliebt in diese Musik:D

Oder ich bin ein wenig zu konservativ eingestellt. :P

Schlecht ist sie ja nicht, ich empfand es eben als zu viel dissonant, ist aber wiederum nur eine Frage des Geschmacks. :)

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Hab mir das Werk nunmehr zweimal zu Gemüte geführt und muß sagen: so richtig gepackt hat´s mich nicht. Die Musik funktioniert im Film außerordentlich gut und trägt ihn auch bis zum furiosen Finale, als reines Höralbum jedoch hat sie mitunter erhebliche Längen. Nun bietet die CD zusätzliches Material gegenüber der LP-Veröffentlichung (ich glaub es sind drei Tracks) aber ich frage mich ob hier weniger nicht mehr gewesen wäre.

Hatte ein ähnliches Gefühl übrigens bei Shores Philadelphia: passend zum Film aber zum reinen Hören irgendwie zu laaaangatmig

Trotzdem schönes Review, was zeigt, daß wir alle anders hören und auch wohl empfinden

Grüße

Peter-Anselm

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