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HOOK - John Williams


Carsten Berger
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HOOK John Williams

cd_hook.jpg

1. Prologue (1:30)

2. We Don't Want to Grow Up - performed by cast ensemble (1:50)

3. Banning Back Home (2:22)

4. Granny Wendy (2:57)

5. Hook-napped (3:56)

6. The Arrival of Tink and the Flight to Neverland (5:55)

7. Presenting the Hook (2:58)

8. From Mermaids to Lost Boys (4:24)

9. The Lost Boy Chase (3:31)

10. Smee's Plan (1:44)

11. The Banquet (3:07)

12. The Never-Feast (4:39)

13. Remembering Childhood (11:02)

14. You are the Pan (3:59)

15. When You're Alone - performed by Amber Scott (3:13)

16. The Ultimate War (7:53)

17. Farewell Neverland (10:16)

Hook - Für jeden John Williams Fan sind diese vier Buchstaben zu einem geflügelten Wort geworden, denn viele halten die Musik zum gleichnamigen Film von 1991 für Williams absolute Meisterleistung. Ganz im Gegensatz zum opulenten aber ziemlich mißglückten Versuch, die berühmte Geschichte "Peter Pan" von James M. Barrie fortzusetzen. Die Geschichte vollzog sich im Großen und Ganzen darin, daß Captain Hook in die reale Welt kommt, Peter Pans Kinder entführt (dieser ist mittlerweile erwachsen und führt das stressige Leben eines Geschäftsmannes) und somit Peter zurück ins Nimmerland lockt, in dem alle zusammen mehr oder weniger spaßige oder gefährliche Abenteuer erleben, um am Schluß in die reale Welt zurückzukehren. Robin Williams hyperventiliert in der Rolle des Peter, während Dustin Hoffman den Captain Hook darstellt.

Hook war eines der wenigen Werke Steven Spielbergs, die kein kommerzieller Erfolg waren, und schon bald wurde der Film vergessen. Ein paar Jahre später wurde Spielberg, wohlgemerkt nach "Schindlers Liste", zitiert: "Filme wie Hook wird es von mir nicht mehr geben." Der Film hat leider auch den Schwachpunkt, daß zuviel Zeitgeist der frühen 90er Jahre in die Geschichte aufgenommen wurde. So wirkt der Film an einigen Stellen, so zum Beispiel als die "verlorenen Jungen" in Punkautfitt mit Skateboards durch die Gegend sausen, ziemlich lächerlich. Allerdings besaß der Film so viele verschiedene Handlungsstränge und -orte, daß es für Williams geradezu zu einer Spielwiese der musikalischen Möglichkeiten wurde.

Besonder gut gelungen ist schon der nur anderthalb Minuten lange Prologue, der ursprünglich für einen Trailer geschrieben wurde, aber keinen Eingang in den Film fand. Kraftvoll und schmetternd, mit viel Blech, Percussion und der mitreißenden Streichermelodie, die eines der Hauptthemen bildet, setzt Williams hier eine Marke. Dieses Thema wird noch häufiger zu Gehör gebracht, es ist das sogenannte "Flying-Theme".

Der Film beginnt in der realen Welt, in der ein alt gewordener Peter Pan als Peter Banning erwachsen geworden ist. Genauso gegensätzlich wie der Unterschied zwischen Fnatasywelt und realer Welt ist auch der Unterschied in der Musik. In "Banning Back Home" hören wir typische Easy Listening-Musik, jazzig, mit Flöte und Klavier. Zart und sehr ruhig dagegen das folgende Stück "Granny Wendy". Es führt einen aus der Welt Bannings zurück in die Kindheit, geheimnisvolles Streicherglissando, ein Flötenthema beschwört die vergessene Vergangenheit herauf als die Großmutter im Film auf dem Treppenansatz erscheint.

Fast wie bei einem Theaterstück ist die Musik aufgebaut, die opernhaften Kulissen tun ihr Übriges. Kaum zu glauben, daß John Williams nur verhältnismäßig wenig Zeit hatte, den Score zu komponieren, denn er erscheint ausgefeilt, technisch brilliant und überhaupt kompositorisch und in Bezug auf die Instrumentation auf höchstem Niveau. "The Arrival Of Tink" oder "The Lost Boys Chase" sind ideale Beispiele dafür. In atemraubender Geschwindigkeit rasen Holzbläser und Streicher durch die Geschichte, daß es nur so eine Freude ist. Die Pauke wird wie selbstverständlich als Melodieinstrument eingesetzt, ein Höhepunkt jagt den nächsten. Fast ist der Hörer genauso atemlos wie die Musiker.

Eines der Hauptthemen des Scores bildet der Hook-Marsch ("Presenting The Hook"), einmal in präsenter Manier, dann in verschwörerischer, durch Holz und Pizzicato vorgetragener Version, dann wieder durchkomponiert und variiert in den Action-Cues wie "The Ultimate War".

"The Ultimate War" ist überhaupt ein grandioses Stück Williams. Fast erinnert dieses mehrere Minuten dauernde Stück an die Golden Age Musiken, wer genau hinhört kann augenzwinkernde Anleihen an Rozsa und North heraushören.

Erwähnenswert ist auch "You are the Pan". Eine fast geistliche, sakrale Stimmung kommt auf, wenn Chor und Streicher den alten Peter Banning wieder in den agilen Peter Pan verwandeln, diese "Krönung" ist vollzogen wenn Hörner in majestätischer Manier dagegen spielen. Eine Gänsehaut ist garantiert.

"Farewell Neverland" läßt den Score dann rund ausklingen, nicht ohne hier aber starke "Home Alone"-Anleihen herauszuhören. Man mag es dem Komponisten verzeihen, denn was in dem Score vorangegangen ist, läßt kaum Wünsche offen. Die CD ist mit über 70 Minuten ziemlich voll, bedenkt man aber, wie lang der Film geht, dürfte man bedauern, wie viel Musik es nicht auf die CD geschafft hat. Besonders beim "Ultimate War" fällt das auf. Hier fehlen fast 15 Minuten weiterer Actionmusik, vermisst wird auch "Hook's Madness", eine Variation des Hook-Themes.

Fazit: "Hook" ist einer der besten Werke von John Williams und eigentlich für jeden Filmmusik-Begeisterten zu empfehlen. Er hat wirklich von allem etwas, selbst, wie erwähnt, Golden Age-Einflüsse. Und er macht einfach Spass. Vielleicht wird es wirklich einmal eine komplette Veröffentlichung geben, die dann diesen Score zu einem Juwel jeder Sammlung werden läßt.

9/10 Sternen

Bearbeitet von Thomas Nofz
Rechtschreibfehler ausgebügelt
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Ein schönes, längst überfälliges Review, Carsten! :music:

Zwei Dinge möchte ich noch anmerken: Aufgrund von Verzögerungen bei den Dreharbeiten war Williams nämlich gezwungen, einen Großteil der Filmmusik lediglich anhand des Drehbuchs, d.h. ohne Ansicht der dazu geplanten Szenen zu komponieren. So kommt es, dass viele der Tracks (wie z.B. das Bankett) eher wie Konzertarrangements wirken, obwohl sie im fertigen Film genauso vorkommen. Ich empfinde diesen Umstand als Vorteil, konnte sich doch Williams ungestört vom filmischen Geschehen in seiner musikalischen Fantasie beflügeln lassen.

Und zweitens, apropos "beflügeln": Das ließ sich Williams meiner Meinung nach bei dem von dir angesprochenen Track "You are the Pan". Wer auch immer schon mal den Main Title von Georges Delerues "Agnes of God" mit Chor gehört hat, wird wissen, was gemeint ist. :applaus:

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Gast FilmmusikOnkel

HOOK ist auch einer meiner Lieblings-Williamse :music: vor allem natürlich wegen ULTIMATE WAR - das absolute orchestrale tour-de-force-Hammerstück. Aber auch die eher spärischen leichten zart schwebenden Stücke wissen zu begeistern. Und ein Track, ich weiß jetzt aus dem Stehgreif nicht ob es SMEES PLAN oder PRESENTING THE HOOK war hört sich für mich in späteren Passagen witzigerweise wie der umgekehrte GREMLINS RAG an. :applaus: Weiß nicht ob das auch sonst Jemandem so ergeht dabei?

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Ein schönes, längst überfälliges Review, Carsten! :music:

Und zweitens, apropos "beflügeln": Das ließ sich Williams meiner Meinung nach bei dem von dir angesprochenen Track "You are the Pan". Wer auch immer schon mal den Main Title von Georges Delerues "Agnes of God" mit Chor gehört hat, wird wissen, was gemeint ist. :applaus:

Du hast Recht, das muß wirklich noch erwähnt werden, denn die zwei Stellen sind fast identisch. :o Da hat dann wohl wirklich Williams einmal abgekupfert. :applaus: Aber das kann man ja dann wieder auf den Zeitdruck schieben, gell? :applaus:

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Gast FilmmusikOnkel

Vielleicht meint er das so, daß sich manches, insbesondere bei dem leichtfüßigen musikalischen Schweben im Geiste ähnlich der Nußknacker-Suite anhört.

Aber was andres: erkennt denn sonst Niemand den von mir erwähnten "umgekehrten Gremlins-Rag"?

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Ludwig spielt wahrscheinlich auf "The Arrival of Tinkerbell and the Flight to Neverland" an. Dies ist aber keine Tchaikovsky-Kopie (wie ich früher auch vermutete), sondern ein dreistes Stravinsky-Zitat aus dem Ballettstück DER FEUERVOGEL. Das betrifft die Ankunft von Tinkerbell, sowie den ganzen musikalischen Charakter der kleinen Elfe.

Ich weiß nicht Carsten, wo du im "Ultimate War" Rózsa oder North hörst (OK, am Anfang lassen die Bläser einen leichten Rózsa-Touch vermuten). Bei Rózsa und North-Anleihen hätte ich mir auf Basis deines Reviews einen Schlachtszene mit rauhen Trompetenfanfare und komplexen Klangcollagen vorgestellt, was aber nicht zutrifft. Ich weiß echt nicht, wo North sein soll, aber ich höre da gewaltig nur Korngolds THE ADVENTURES OF ROBIN HOOD heraus - und zwar das ganze Stück. Und genau hinhören braucht man da auch nicht, selbst ein Schwerhöriger könnte den Korngold ausfündig machen. Warum? Weil Williams recht wenig abgeändert hat.

Die Musik an sich ist ganz nett. Wenn ich den Complete Score bewerten müsste, würden mir weitere Korngold- und Stravinsky-Klauereien entgegenfallen. Walton käme auch noch hinzu. Also seid froh, dass es bei dem Album geblieben ist.

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Ach, Waldgeist, du solltest deine Frustration nicht in dieser Rezension ablassen. Bitte beschränke dich doch auf das andere Thema, in dem wir schon diskutieren. Danke.

Zu deinen Anmerkungen: Ich suche die Stellen später einmal raus, da kannst du ganz deutlichen Rozsaesque Motive erkennen.

Bearbeitet von Carsten Berger
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Die Tschaikowsky-Kopie? Welche meinst du?

Aus Tschaikowkys Nussknacker. Auf dieser [ame=http://www.amazon.de/gp/product/B00003ZA2D/ref=s9sdps_c5_15_img1-rfc_p-frt_g1-3195_g1-3102_g3?pf_rd_m=A3JWKAKR8XB7XF&pf_rd_s=center-1&pf_rd_r=0K9HG6KVDFKKJN08DHYH&pf_rd_t=101&pf_rd_p=218412891&pf_rd_i=301128]Komplettaufnahme[/ame] ist es CD 2 Track 3. Ob es bei der Hörprobe zu hören ist, weiß ich nicht. Die Kopie ist aber ziemlich dreist, zumal Williams darauf in NIXON und STAR WARS EPISODE II - ATTACK OF THE CLONES wieder zurückgreift.

Die Kopie aus dem FEUERVOGEL war mir noch gar nicht aufgefallen. Da muss ich den Stravinsky mal wieder hören.

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Hallo Carsten,

och, frustiert war ich an dem Tag nicht, vielleicht ein wenig gereizt? :)

Ich bin schon gespannt auf deine Antwort. Denn das wäre für mich sehr interessant zu wissen, wo man Rózsa hört. Ich freue mich immer sehr, wenn ich etwas Neues - auch von dir - dazu lernen darf. :applaus:

"An dem Tag"? Bist du sonst recht viel frustriert? ;)

Auch von mir? Erkläre mir erstmal was du damit meinst. Dann gebe ich dir auch eine Erklärung. :D

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Der Korngold, der hier am drastischsten zitiert wird ist übrigens "The Sea Hawk".

Ansonsten ist es wohl bei einem solchen Kindergartenfilm mit dazu gehörigem Kindergarten-Score müßig, irgendwelche "Inspirationen" aus der Klassik zu beanstanden, da am Ende ja doch alles nach zuckersüßem Hollywood-Sirup klingt.

Vor Weihnachten kann ich den glitzernden Passagen allerdings durchaus etwas abgewinnen, die vielen Stile kriegt Williams hier leider nicht unter einen Hut. Es klingt halt wie ein Potpourri der 80er, wird aber nie zu einem homogenen Ganzen, was bei dem aufgeblasenen und weitgehend charmefreien Spektakel auch wenig verwundern mag.

Die einzige konzeptuell und musikalisch durchgehend erstaunliche Sequenz, der finale Fight zwischen Robin Williams und Dustin Hoffman (weitaus überzeugender als der holperige "Ultimate War", wie ich finde), ist leider nicht auf der CD enthalten.

Bearbeitet von Thomas Nofz
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Tut mir Leid, Thomas, kommt nicht wieder vor. Dann leiste ich lieber mal einen konstruktiven Beitrag: Wer sich den kompletten Score (allerdings mit jeder Menge SFX) anhören will, der sollte gestern in einer Woche um 20:15Kabel sehen. Da kommt "Hook" nämlich. Ich werde ihn höchstwahrscheinlich aufnehmen.

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