The Bride Wore Black - BERNARD HERRMANN

[Gast maxx]

BERNARD HERRMANN

The Bride Wore Black (1968)

Label: Milan/ Kritzerland/ EMI Music

Release: 1993/ 2008/ 1968

Tracks:

1. Prelude

   
   

2. The Bride

   
   

3. The Wraith

   
   

4. The Car

   
   

5. The Record Player

   
   

6. Valse Lento

   
   

7. First Murder

   
   

8. Flight 1

   
   

9. The Syringe

   
   

10. Expectation

    
    

11. The Drawing Room

    
    

12. Danse Macabre

    
    

13. Second Murder

    
    

14. Flight 2

    
    

15. The Boy

    
    

16. Morane

    
    

17. Hide-and-seek

    
    

18. The Shooting

    
    

19. The Steeple

    
    

20. The Ring

    
    

21. Third Murder

    
    

22. Framed

    
    

23. The Phone Booth

    
    

24. Flight 3

    
    

25. The Junk Yard

    
    

26. The Arrest

    
    

27. Legs

    
    

28. The Mirror

    
    

29. The Door

    
    

30. The Arrow

    
    

31. Temptation

    
    

32. Love

    
    

33. The Reception

    
    

34. The Glass

    
    

35. Fourth Murder

    
    

36. The Paintings

    
    

37. Cortege

    
    

38. Discovered

    
    

39. The Knife

    
    

40. Fifth Murder

    
    

Dieser Film enthält 56 Minuten Musik, und die sind absolute notwendig. Das sagte der Regisseur Francois Truffaut über Herrmanns score; und in der Tat macht die Musik in diesem Film mindestens die Hälfte seiner Wirkung auf den Zuschauer aus. Die Braut trug schwarz ist eine Hommage an Orson Welles und Alfred Hitchcock, in der eine Witwe versucht, den Mord an ihrem frischvermählten Ehegatten zu rächen, der von einer Clique Junggesellen versehentlich erschossen wurde, als diese mit einem Gewehr hantierten.

Herrmann sagte einst: Dies war ein verhältnismäßig einfacher Film für mich, denn der Prozess des musikalischen Denkens war, in die Gefühlswelten einer Frau einzutauchen, die durch ein Motiv motiviert wird, und das ist, den Tod ihres Mannes zu rächen.

Truffauts musikalisches Gespür (soweit man es so bezeichnen darf) wurde jedoch für Herrmann zu einer großen Enttäuschung: Gut ¼ der Musik wurde nämlich gestrichen, und der Rest stark gekürzt, bzw. nach Belieben des Regisseurs willkürlich im Film verteilt.

Zudem machte Truffaut den Hochzeitsmarsch von Mendelsohn zu einem zentralen Element des Films, was Herrmann mehrfach in seiner Partitur zu berücksichtigen hatte.

Der Film beginnt mit einer kurzen Variation auf jenen Hochzeitsmarsch und ist leider vom Soundmixer falsch abgestimmt worden. Selbst das Re-Recording (von Bernstein dirigiert) bietet kein echtes Herrmann-Prelude-Schmankerl.

Weiter geht es mit typischen Szenenuntermalungen, die für den romantischen Herrmann typisch sind: gefühlvolle Streicher und Klarinetten bzw. Englisch Horn Melodien. Diese können als zentrale Motive bezeichnet werden und tauchen immer wieder im Ganzen score auf (mehr oder minder variiert). Anzumerken ist, dass es bei dieser Filmmusik keine Violinen gibt. Dafür wurde die Anzahl der Violas verdoppelt, sowie die der Celli & Kontrabässe, welche verdächtig oft im Violinschlüssel spielen?! Das ist eine neue, interessante Art von Sound, welche leider durch die schlechten Aufnahme- und Sound-Mischung Prozesse zu einer dumpfen, flachen Streichersuppe vermischt wird. Eine Neueinspielung wäre bitter nötig.

Es finden sich aber auch interessante cues: So z.B. untermalt Herrmann auf 13 Seiten Partitur die Lange Szene der versehentlichen Ermordung des Ehegatten. Er dirigiert dabei weder nach Streamer, Punch oder Klick Track (gängige Methoden in Hollywood um synchron zum Film die Musik zu dirigieren); einzig ein Fernseher, eine Uhr und ein Metronom zeigen, ob er im Tempo liegt, und darin ist er ja bekanntlich ein Meister. So vollendet er eines der dramatischsten Stücke des Films, welches doch ein kleines Highlight ist, wenngleich das Hochzeitsmarschthema variiert wird, aber wer könnte das schon genialer als Herrmann: Er behält die Melodie bei und macht aus der c-e-fis Begleitung eine c-es-ges-h Begleitung die, typisch Herrmann, dem Stück seinen Stempel aufdrückt.

Beispiel 1: Felix Mendelsohn Hochzeitsmarsch

Beispiel 2: Herrmanns Variation auf Mendelsohn: Klar erkennbar: die Melodie ist dieselbe.

Romantisch gesehen gibt es auch ein paar tolle cues, so z.B. Expectations (siehe Bernstein Re-recording) und die Variationen die daraus entstehen. Selbst verständlich gibt es auch ein schönes Valse Lento, das wie in vielen Herrmann scores einfach dazu gehört:

Eine der wohl bemerkenswertesten Musiken wäre die Schaal-Musik geworden. Eine nostalgisch-melancholische Melodie, die wie der Schaal im Film durch das Bild zu fliegen scheint. Bedenkt man, dass soeben ein Mord passiert ist, wäre diese Musik genial gewesen.

Hier ein Beispiel für die Melodie, die durch die Violen gespielt wird:

Aber leider glaubte Truffaut es besser zu wissen und ersetzte die Musik durch Vivaldis Mandolinen Konzert.

Zum Schluss hin wird es wieder dunkler und ein Trauermarsch für das dritte Opfer der Braut mit Posaunen, Celli und Kontrabässen erklingt zu einer Beerdigung. Hier schafft Herrmann wieder mit wenig Mitteln eine große Wirkung, aber darin ist er ja sowieso der Größte.

Für den letzten Mord hätte Herrmann auch eine pulsierende Variation auf den Hochzeitsmarsch parat gehabt (siehe Bernstein Re-recording), doch wer kam dazwischen? Genau: Truffaut, der wollte jetzt den echten Hochzeitsmarsch und zwar in fast voller Länge.

Herrmann war am Ende einfach nur noch enttäuscht, trotz seiner doch sehr guten Leistung.

Hätte Truffaut ihm hier nicht so in die Suppe gespuckt, wäre der Film mit der Musik ein Riesenerfolg geworden. Aber weitere Zusammenarbeiten sollte es ohnehin nicht mehr geben; Herrmann starb ja bereits 7 Jahre später und Truffaut war ja noch relativ jung.

Trotz seiner körperlichen Verfassung dirigierte Herrmann selbst, was oft fälschlicherweise dem Übersetzer Andre Girrad zugeschrieben wird. Dieser half Herrmann jedoch nur bei der Kommunikation mit dem französischen Orchester.

Bisher gibt es leider nur relativ wenig auf CD: 4 remasterte Tracks (Label: Kritzerland) und eine von Elmer Bernstein dirigierte Suite, die ich im vorherigen als Re-recording bezeichnet habe. Desweiteren natürlich der Film selbst, der doch sehr sehenswert ist und ca. drei Viertel aller von Herrmann komponierter Musik enthält. Unter Berücksichtigung aller Aspekte und der ersetzten cues:

8 von 10 Punkten

Hörproben:

- [ame=http://www.youtube.com/watch?v=gGLPGbNt9fA]YouTube - Bernard Herrmann scores The Bride Wore Black (Interview)[/ame]

- [ame=http://www.youtube.com/watch?v=3nu3egYB1is&feature=related]YouTube - Bernard Herrmann - The Bride wore Black (without dialogue)[/ame]

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Bearbeitet 27. Februar 2009 von Marcus Stöhr

[Ludwig]

Super Text zu einem wirklich sehr guten Score.

Ich hätte jedoch eine Frage zu der Suite: Wie lang ist sie und ist sie noch erhältlich?

[Gast maxx]

Vielen Dank für´s Kompliment

Die Suite dauert ca. 8 Minuten und ist eine Art "Highlight-Zusammenstellung" der schönsten Stücke.

Arrangiert hat sie Christopher Palmer kurz vor seinem Tod.

Erhältlich ist die Suite immer noch auf dieser CD:

[ame=http://www.amazon.de/Bernard-Herrmann-Scores-Elmer-Bernstein/dp/B00008O88C/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=music&qid=1235654099&sr=8-2][/ame] Preis: 10

Viele Grüße,

Marcus