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Benutzerinterview: Theodore Shapiro


Marcus Stöhr
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Ein Interview mit Theodore Shapiro hat unser Benutzer Silas alias Siddl gemacht.

Die MP3 zum Interview gibt es hier und wer keine Lust auf anhören hat, der kann sich hier das Transkript zum Interview durchlesen.

Viel Spaß dabei. ;)

S: Wie sind Sie zur Musik gekommen ?

T: Ich habe Klavier spielen gelernt. Ich habe früh angefangen, war aber nie ein großartiger Pianist, ich habe eher Musik studiert und war in Jazz- und Rockbands.

Ich war also schon früh davon überzeugt, auch Komponist werden zu wollen, sogar noch bevor ich überhaupt selber Musik geschrieben habe. Ich habe viel versucht am Klavier zu improvisieren und habe das dann "komponieren" genannt. Dann habe ich irgendwann auch "wirklich" komponiert, sprich Musik geschrieben.

Ich habe Komposition studiert und bekam meinen Hochschulabschluss. Nach meinem Abschluss ging es auch schon indirekt mit Filmmusik und klassischer Musik los. Über die Jahre hatte ich einige Aufträge, kleinere und auch größere, orchestrale. Ich bin also auch in der klassischen Musik bewandert, ich durfte z.B. auch für das Dallas Symphony Orchestra ein Stück schreiben. Ich nehme zwar eine Pause und schreibe jetzt weniger klassische Konzertmusik, aber verliere es nicht aus den Augen.

S: Gibt es in der Klassik einen momentanen Favoriten ?

T: Mein momentaner Held ist im Moment Olivier Messiaen. Für mich ist er einfach ein Visionär gewesen. Ein Mensch, der sich eine akustische Welt vorstellte, völlig anders als alles andere. So eine geniale Art bewundere ich.

S: Um zur Filmmusik zu kommen; der erste Score, den ich von Ihnen gehört habe, war Starsky & Hutch. Ich liebe solche coole, jazzige Musik.

T: Ja, ich war, wie gesagt, ein eher mittelmäßiger Jazzpianist, aber ich liebe die Musik der 70er Jahre, auch besonders die Filmmusiken der 70er. Mit dem Score wollten wir quasi die gute alte Zeit wieder aufleben lassen, im Sinne von groove-orientierten Sachen und jazzigen Orchesterparts. Es war eine schöne Hommage an diese Zeit, wie ich finde.

S: Wenn man sich einen solchen Score und dann einen großorchestralen, wie z.B. "Blades of Glory" ansieht, was sind da die grundlegenden Unterschiede ? Die Zeit zum ausarbeiten oder um Ideen zu bekommen ?

T: Jeder Film ist halt verschieden. Bei einem groß angelegten Score verbringt man natürlich mehr Zeit mit dem arrangieren, auch zusammen mit den Orchestratoren, wobei ich einen Großteil meiner Orchestration selber hier in meinem Sequenzer erledige. Ich benutze dazu meist den Digital Performer (MOTU) auf einem Mac. Je größer der Film, desto größer ist auch die Musik angelegt.

S: Apropos Orchestration; gerade in unserem Forum wird immer viel über Orchestration usw spekuliert. Oft kommen Sprüche auf, wie "Da ist doch nur die Hälfte von dem Komponisten!" usw. Was ist da denn nun die eigentliche Aufgabe Ihrer Orchestratoren ?

T: Es kommt immer ganz auf den Komponisten an. Wenn man sich zum Beispiel John Williams ansieht, weiß man, dass er alles selber macht und trotzdem seinen Orchestrator noch daran arbeiten lässt. Das ist halt John Williams. Er ist der Meister.

Ich habe zwar Orchestration gelernt und fühle mich auch wohl mit dem, was ich mache, es ist alles ziemlich komplett. Aber meine Orchestratoren machen einen klasse Job, ob sie nun Verbesserungsvorschläge haben oder vielleicht auch etwas hinzufügen. Sie gehören nun mal fest zum Team.

S: Wenn dann schließlich das Orchester die schwarz gepunkteten Blätter zu Musik macht, muss das ein großartiges Gefühl sein.

T: Es ist wunderbar. Es ist der beste Teil im ganzen Prozess wenn man mit dem Schreiben aufhört und die Musik endlich den Musiker übergibt. Sie arbeiten so klasse und das Stück klingt beim vierten Take schon klasse. Es ist wirklich eine riesige Gabe.

S: Es wird einem klar, dass die Frist die Sie haben meist sehr schlimm ist. Besonders wenn ein Film (Wie "Did you hear about the Morgans?") in letzter Sekunde umgeschnitten wird und man neue Sessions und Musik arrangieren muss.

T: Stimmt. Leider ist das Realität der heutigen Filmindustrie. Sie hören nicht mehr auf andauernd zu schneiden, auch nachdem man die Musik aufgenommen hat. Das ist der Grund, warum wir in letzter Zeit schnell handeln müssen. Es ist so gut wie nie eine ideale Arbeitsweise, man versucht sein bestes. Aber in der heutigen, technischen Zeit, versuchen wir unser Bestes zu geben.

S: Wo bekommt man als Komponist seine Ideen her ? Ist es eher ein Mix aus Regeln die man beim Spielen/Komponieren beachtet, und Improvisation ?

T: Naja, ich beschreibe einen Komponisten immer als große Maschine mit einem Out- und Input. Alle meine Ideen sind als Input in meinem Kopf und kommen als Musik zum Output. Es ist etwas was man nicht beschreiben kann. Ich versuche die musikalischen Ideen so gut wie möglich und so frisch wie möglich auszumalen.

S: Wie fühlt es sich an positive Aussagen über die eigene Musik zu lesen und zu bekommen ?

T: Es ist wundervoll. Einer der Gründe warum ich das Medium Film liebe, ist, dass ich damit ein großes Publikum erreiche. Es ist schön wenn man merkt, dass Musik die Menschen zum lachen oder zum weinen bringen kann. Diese Art von Kommunikation ist eine coole Sache.

Es wäre auch hart für mich mir vorzustellen, ich wäre ein Regisseur. Ich könnte es wahrscheinlich sowieso nicht, aber ich kann mir ganz ehrlich nichts andere vorstellen, was ich lieber tun würde als als Komponist Musik zu machen. Ich liebe es und ich möchte nichts anderes tun.

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