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Die Karl-May-Filme


Gast FilmmusikOnkel
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Gast FilmmusikOnkel

Sag Mephisto, WOHER WEISST Du denn die ganzen Hintergrundstories zu den Winnetou-Filmen? Das alles liest sich echt kundig und auch informativ. Wobei ich mich halt frag woher, denn daß Stewart Granger unerwünscht gewsen wäre oder daß EMPÖRUNG (und von WEM eigentlich und in welcher Form?) hör ich heut zum ersten Mal.

Ich hab als Kind zwar nie Karl May gelesen, wohl aber alle WINNETOU-Filme gesehen (als die ins Fernsehen kamen). OLD SHATTERHAND, genauer gesagt der tolle LEX BARKER in Kombination mit seiner sonoren Synchronstimmt von "Synchronkönig" Gert-Günter Hoffmann war dabei IMMER mein Held. Um WINNETOU selbst hab ich mich nie groß geschert, der war für mich nur Beiwerk (wie übrigens auch bei RAUMSCHIFF ENTERPRISE für mich Spock immer nur Beiwerk war, ich hab immer Kirk bzw. Shatner angehimmelt).. Barker jedoch, die tollen Außenaufnahmen und die tolle Böttcher-Musiken mit vor allem den schönen Posaunen - DAS waren meine Highlights der WINNETOU-Filmreihe, was hab ich die geliebt. Genauso wie Lex Barker. Allein schon wenn er auf diese unnachahmliche Art seine Backenknochen irgendwie "bewegt" hat, das fand ich immer supertoll diese Mimik. Ach, was ein edler Schauspieler. Schade, daß er dann irgendwann anscheinend unerkannt auf offener Straße in Amerika an nem Herzschlag gestorben ist (hat mir zumindest mein Vater erzählt damals).

Die Musik hab ich jedenfalls geliebt, bin immer diese Melodien (aber auch andere ausm TV) summend vor mich hingelaufen.

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Also, die ganzen Infos habe ich am Meisten hierher bezogen:

Gesammelte Werke: Karl-May-Filmbuch: Stories und Bilder aus der deutschen Traumfabrik: Sonderbd.: Amazon.de: Michael Petzel, Lothar Schmid, Bernhard Schmid: Bücher

Das habe ich mal vor ewiger Zeit...naja, vielleicht acht Jahren mal im Urlaub gekauft und regelrecht verschlungen. Zu meiner Karl-May-Geschichte:

Mein erstes May-Buch war "Winnetou I" und ich weiß noch den ersten Satz: "Lieber Leser, weißt du, was ein Greenhorn ist?" (Ich schwöre, ich hab's aus dem Gedächtnis geschrieben. Habe das Buch gar nicht hier, vielleicht sieht jemand nach? :D)

Danach folgten weitere Wildwest-Romane wie die "Surehand"-Reihe usw. Die Orient-Sachen habe ich nie so sehr gemocht, obwohl sie ebenso abenteuerlich und spannend sind wie die Wildwest-Stoffe, die aber ehrlich gesagt, bei mir auch erst an zweiter Stelle stehen. Ich finde, May wird zu oft unterschätzt. Man kennt ihn nur von seinen Abenteuerromanen her. Was mich aber auch als Junge schon fasziniert hat, waren seine Familiensagen. Die erste Reihe war die um die preußische Offiziersfamilie Greifenklau, die in den napoleonischen Kriegen in Frankreich beginnt und auch die folgenden drei Generationen beleuchtet. Band für Band (es sind derer vier) treten neue Figuren auf, werden Familiengeheimnisse gelüftet und der innerhalb der Reihe um 60 Jahre alternde Todfeind der Familie, der Schwager des ersten Greifenklau, bekämpft. Ein wirklich tolles Buch. Dann gibt's auch die ganzen herrlichen Romane, die in Mays Heimat, dem Erzgebirge angesiedelt sind, wie "Der Silberbauer", "Der Peitschenmüller", "Der Wurzelsepp", die eine Trilogie bilden oder halt "Das Waldröschen", wahrscheinlich die vielseitigste Reihe überhaupt (natürlich auch eine vertrakte preußische Familiengeschichte).

Karl May war nicht nur ein großartiger Erzähler und Geschichtenausdenker, er war auch als Komponist tätig (wenn man mal in einer Musikhochschule in einer Bibliothek stöbert, müsste man auf ein paar Bücher von May stoßen, die diese Tätigkeiten beleuchten). Beeindruckend war auch, dass er sich all sein Wissen nur angelesen hatte und diese nahezu enzyklopädische Kenntnisse (seine immense Bibliothek zeugt auch heute noch davon) gekonnt in den Romanen verarbeitete.

Auf der anderen Seite stehen natürlich seine extremen Selbstzweifel, sodass er sich in seine Romane flüchtete. Die ganzen Wüstenromane und viele Winnetou-Bücher schrieb er aus der Ich-Erzählung heraus. In den Büchern ist das viel offensichtlicher, so nennt sich Old Shatterhand ja immer "Charly" aus Deutschland, der Bücher schreibt. Der Old Shatterhand, der zwar erst ein Greenhorn ist, entwickelt sich aber ziemlich schnell zum absoluten Übermenschen, der den Begriff Heldentum neu prägt (als kindlicher Leser liest man darüber schnell hinweg, wenn ich aber die Bücher Revue passieren lasse, fällt einem auf, dass Winnetou tatsächlich nur "Beiwerk" war. Schließlich gehen die großartigen Heldentaten meistens an Old Shatterhand. So darf er ja schließlich auch Santer, den Mörder Intschu-tschunas und Ntscho-tschis zur Strekce bringen, nachdem Winnetou (als Christ!!!) gestorben war.

Und da kommen wir zum nächsten Punkt: Mays absolute Religiösität! Am deutlichsten kommt das wohl in "Old Surehand I" zum Vorschein, wo Old Shatterhand und Old Wabble (der übrigens eine unglaublich beeindruckende Figur war und nicht so ein Clown wie in den Filmen) über Gott diskutieren und natürlich, dass Winnetou zum Katholizismus übergeht (nachdem er übrigens das von May (auch in echt) selbstkomponierte "Ave Maria" in einer Siedlerstadt hörte). May selbst wurde dieser Vorwurf auch schon zu Lebzeiten gemacht und regte sich darüber auf. Schließlich habe er doch auch immens viel über den Islam geschrieben und nun werfe man ihm vor, er würde katholizieren. Den Gipfel fand sein Selbstmitleid übrigens in dem Roman "Ich". Eine extreme Schmonzette voller Selbstverliebtheit und -mitleid.

Nichtsdesto trotz konnte Karl May grandiose Romane schreiben und verfügte über ein ziemliches schriftstellerisches Talent. Sein Sprachgebrauch war sehr galant und er verfügte über eine unglaublich flüssige und elegante Sprache. Ja, ich war ein begeisterter Karl-May-Leser und sollte es mich einmal wieder überkommen, werde ich wahrscheinlich auch wieder die schönen grüngoldenen Bände hervorkramen und mich in die "Greifenklau"-Reihe verlieren, die jeder einmal gelesen haben sollte, der wissen möchte, wie der SCHRIFTSTELLER Karl May und nicht der Trivialautor Old Shatterhand gewirkt hat.

Mein erster Winnetou-Film war "Winnetou und das Halbblut Apanatschi", sodass ich diesem wirklich mäßigem Streifen einiges verzeihen kann, da der Nostalgie-Faktor hier besonders hoch ist. Auch ich halte Lex Barker für den Old Shatterhand überhaupt (auch, wenn er Karl May nicht im Geringsten ähnlich sieht und, zugegebenermaßen, sah mein persönlicher Old Shatterhand beim Lesen der Bücher auch etwas anders aus.) Barker sieht nämlich deutscher aus als jeder Deutsche - und das muss er auch. Die meisten berühmten Westmänner in Mays Romanen sind nämlich deutscher Abstammung wie zum Beispiel Hobble Frank, der in der Villa "Bärenfett" an der Elbe wohnt und auch sonst sind viele Charaktere deutsch, einfach, weil May es wahrscheinlich geowhnt war, von Deutschen umgeben zu sein :cool:

Pierre Brice als Winnetou fand ich ebenfalls gelungen besetzt, Ralf Wolter als Sam Hawkins passt wie die Faust auf's Auge und Rik Battaglia, Herbert Lom und Mario Adorf konnten wirklich grandiose Bösewichte darstellen. Besonders beeindruckend fand ich damals auch Harald Leibnitz als den schmierigen Ölprinzen und Sieghard Rupp als den wahrscheinlich härtesten Bandenführer überhaupt. Ach ja, Karin Dor war die erste Schauspielerin meines Lebens, die ich süß fand :)

Zu Grangers Old Surehand...er passt wirklich nicht. Weder spielt er den Old Surehand, wie er in den Büchern vorkommt, noch gehört er in die May-Western. Man siehe: "Unter Geiern" war der erste May-Western (mal den aus dem Rahmen fallenden "Old Shatterhand" ausnehmend) mit Old Surehand und der Anfang der Wende, die die Welle schließlich versickern ließ. Erst Lex Barkers Rückkehr in "Winnetou III" hob den Film wieder an, doch gleich Old Surehand danach ritt es immer weiter rein.

Stewart Granger ist der lässige amerikanische John-Wayne-Held, mit zwinkerndem Auge und lässigen Sprüchen - und das ist Old Surehand eben aus den Büchern nicht - das ist überhaupt kein Karl-May-Held. May-Helden sind wie Old Shatterhand ernst, besonnen, mutig, stark, konsequent und haben eine feste Moral. Granger ist amüsiert, draufgängerisch, locker, cool und spaßig - wie ein Dean Martin oder John Wayne und das zerstört die märchenhafte May-Athmosphäre sehr. Mir stieß Grangers Old Surehand auch ein bisschen sauer auf und das romankundige Publikum von damals fand das noch weniger lustig. Besonders schlimm ist der Trottel Old Wabble, dem man einfach einen May-Namen verpasst hat und den man wegen der gemeinsamen Auftritte immer mit Old Surehand und somit Stewart Granger in Verbindung bringt.

Da die May-Western so ziemlich die ersten Filme waren, die ich gesehen habe, war das natürlich das absolute Nonplusultra für mich. Diese Massen an Statisten, die beeindruckenden Kämpfe, die Explosionen, diese Landschaft. Heute sieht man sowas natürlich mit etwas anderen Augen. Die Orient-Filme konnten mich allerdings nie so packen, genauso wie "Old Shatterhand", die Brauner-May-Filme sind zwar irgendwo "größer", aber nicht besser. Sie biedern sich an bisschen zu sehr an die amerikanischen Vorbilder an. Erst "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" konnte die originalen Wurzeln einigermaßen treffen, aber da war's zu spät. Trotzdem ist das auch einer meiner Favouriten, wegen der klasse Grand-Canyon-Melodie, der schönen klassischen Schatzsuchehandlung und - natürlich der süßen Karin Dor.

Die Martin Böttcher-Musiken waren so ziemlich meine ersten CDs und zu einem Weihnachten überraschten mich meine Eltern mit dem 8-CD-Set mit allem verfügbaren Material der May-Filmmusiken. Ich weiß noch, wie glücklich ich war, endlich die Kampfmusik aus dem finalen Kampf aus "Winnetou I" und die Orchestrion-Saloonmusik aus "Unter Geiern" zu haben. Und diese Box höre ich momentan während meiner großen CD-Sammlungs-Neu-Entdeckungs-Reise nochmal durch.

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