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Soundtrack Board

Der deutsche Filmmusik-Dienst


peter-anselm
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Die oft harschen Bewertungen für "nur wenig" unterdurchschnittliche, manchmal auch durchschnittliche Scores rührt auch von der von uns damals (und für mich heute) getragenen Überzeugung her, dass, weil es einfach so viel Musik, so viele Filme, so viele Bücher, so viel Kunst zum anhören, anschauen und lesen gibt, es Zeitverschwendung ist (Im Sinne von Verschwendung von LEBENSzeit), sich mit dem Mittelmaß abzugeben: Oft benutze ich dazu im Amerikanischen nach einem solchen Hör"erlebnis" die Formulierung: "There's another xx minutes of my life I'll never get back".

Dieser Satz drängte sich mir unlängst beim "Genuss" von Tyler Bates CONAN-Musik auf. :D

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@Sami - die Liste mit den Goldsmithbewertungen habe ich mal so in 15 Minuten hingeworfen, sicher bedarf sie einiges Feintunings. Ich bin ja auch erst seit einem Jahr wieder dabei und habe alle diese Scores UNABHÄNGIG von den Filmen erst im Rahmen dieses einen Jahres gehört. Da bleibt nicht soviel Zeit zum Abwägen. Für den FM DIENST war ja auch immer nur dies entscheidend: Wieviel ist die Musik als Album "wert", nicht: wie gut funktioniert sie im Film. Der Soundtrack als losgelöstes Hörerlebnis, auch deshalb, weil man sich gar nicht alle Filme anschauen kann oder will (Battle: LA z..B.). Wieviele "Harcore" Filmmusikfans lieben Scores, deren Filme sie nie gesehen haben.

Das heisst natürlich nicht, dass man die "Rahmenbedingungen" (Genre, Regisseur, Budget etc) nicht mit einbeziehen muss, das muss man natürlich (Deshalb ist z.B. das alte Filmmusik-"Büchlein" von Helga de la Motte-Haber aus den 80ern so grottenschlecht, weil es von einer reinen universtiär-akademischen Warte, ohne jede Kenntnis der Produktionsbedingungen von Filmmusik, geschrieben ist - Der Elfenbeintrum hat hier nix zu suchen) - aber nicht unbedingt die Ausgestaltung einer Szene. Ich kann da immer du Goldsmith selbst zitieren: Gute Filmmusik muss zunächst mal gute Musik sein.

zum Repertoirewert: diese sehr deutsch-analytische - was in diesem Fall positiv gemeint ist - Herangehensweise habe ich am FM-Dienst auch immer geschätzt.

Wortkaskaden wie "derlei hochgezüchtete polyphonal motivierte Deklamationen" finden sich in den eher dienstleistungsorienierten Review-Portalen heutzutage nicht mal mehr ansatzweise...wohl auch aus fachlichem Unvemögen. Der GEFÄLLT MIR-Button hat sich ja als allgegenwärtiger Bewertungsmaßstab durchgesetzt: MIR muss es in DIESER Minute gefallen, der Rest ist wurscht. Was ich nach der jahrelangen Beschäftigung mit einem Gegenstand schon ziemlich dürftig finde, da man eben irgendwann einfach einräumen muss, dass dieselbe wabernde Sechzehntel-Rhythmusfolge aus BATMAN BEGINS nach dem 10.000. Einsatz nur noch Valiumeffekt hat (siehe Youngs PRIEST...sauber ausgeführt, aber die Wahl der Mittel wenig überzeugend).

Ansonsten fand ich genau das von dir angeführte pragmatische Herangehen an die "Dienstleistung" Filmmusik im FM-Dienst immer etwas unterrepräsentiert. Gerade Hollywoodern wie Horner und Goldsmith wurden oft die Leviten gelesen für Musiken, die sicherlich fragwürdige MUSIKveröffentlichungen waren, aber aus den unterschiedlichsten Produktionszusammenhängen (Vorgaben, Zeitmangel, unsägliche Arbeitsbedingungen) noch immer Herkules-artige Leistungen darstellen (ich sach ma: AIR FORCE ONE in 3 Wochen ist eine Leistung oder eben AVATAR, der sicher nicht Horners musikalischen Idealvorstellungen entspricht und ihm deshalb auch nicht singulär "anzulasten" ist).

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Ansonsten fand ich genau das von dir angeführte pragmatische Herangehen an die "Dienstleistung" Filmmusik im FM-Dienst immer etwas unterrepräsentiert. Gerade Hollywoodern wie Horner und Goldsmith wurden oft die Leviten gelesen für Musiken, die sicherlich fragwürdige MUSIKveröffentlichungen waren, aber aus den unterschiedlichsten Produktionszusammenhängen (Vorgaben, Zeitmangel, unsägliche Arbeitsbedingungen) noch immer Herkules-artige Leistungen darstellen (ich sach ma: AIR FORCE ONE in 3 Wochen ist eine Leistung oder eben AVATAR, der sicher nicht Horners musikalischen Idealvorstellungen entspricht und ihm deshalb auch nicht singulär "anzulasten" ist).

Sicher nicht, aber Zeit-, Budgetzwänge und Temptracks sind eben keine Entschuldigung für alles. Auch "kommerzielle" Komponisten sollten sich selbst gegenüber integer sein. Wenn die Zeit zu kurz, das Budget zu niedrig, oder die Vorgaben zu "falsch" sind, dann sollte man so reagieren, wie es Herrmann eingefordert hat: It's not for me, get somebody else. GERADE Komponisten wie Goldsmith und Horner, die zum Zeitpunkt der von dir genannten AIR FORCE ONE bzw. AVATAR bereits Multimillionäre waren (oder Howard bei GREEN HORNET), hätten sagen müssen: Ich bin zu reich und (im Falle von Goldsmith) zu alt für so einen Scheiss. Soll sich ein junger Komponist daran die Zähne ausbeissen. Ich kann nicht verstehen, warum Goldsmith sich das mit seiner prekären Gesundheit überhaupt angetan hat - auch nicht mit "alten Freundschaften". Es gibt Sach- und Personalzwänge, aber so etwas sie Selbstachtung gibt es auch.

Und was die Temp Tracks angeht, die immer so gerne als Entschuldigung angegeben werden. Ja, man kann sagen, "Das mach ich nicht, ich mach was anderes" und die Powers-that-be so versuchen zu überzeugen. Ein Beispiel wie TROY von Gabriel Yared zeigt umgekehrt, das man alles richtig machen kann, und trotzdem verschissen hat, weil die Verantwortlichen rückgrat- und charakterlose Schleimer sind, die lieber einem meist musikalisch ungebildeten Testpublikum ob dessen Spontanreaktion in den Allerwertesten kriechen als ihrem eigenen Urteil zu vertrauen.

Heh, ich kann's noch. :)

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Für "aufstrebende", noch nicht etablierte Komponisten mag dies schwieriger sein: "Ja, Herr Produzent, ich kenne die Musik zu The Bourne Identity, ja ich kann so was auch liefern, wenn Sie das unbedingt wollen." Aber gerade ein James Horner war in seinen früheren Jahren eher besonders mutige Filmmusik geschrieben und sich DADURCH etabliert (Ok, und durch das Anbaggern der Tochter eines verdienten Kollegen).

Nurch durchs Abkupfern kann man sich nicht etablieren, außer vielleicht durch Seilschaften. Denn fürs Abkupfern stehen schon wieder zehn andere in der Reihe.

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GERADE Komponisten wie Goldsmith und Horner, die zum Zeitpunkt der von dir genannten AIR FORCE ONE bzw. AVATAR bereits Multimillionäre waren (oder Howard bei GREEN HORNET), hätten sagen müssen: Ich bin zu reich und (im Falle von Goldsmith) zu alt für so einen Scheiss. Soll sich ein junger Komponist daran die Zähne ausbeissen. Ich kann nicht verstehen, warum Goldsmith sich das mit seiner prekären Gesundheit überhaupt angetan hat - auch nicht mit "alten Freundschaften". Es gibt Sach- und Personalzwänge, aber so etwas sie Selbstachtung gibt es auch.

Das ist aber auch viel Politik dabei - ein Horner weiß, Status hin oder her - dass man hin und wieder durch die AVATAR-Hölle gehen muss, um den Markenwert zu erhalten. Natürlich hätte ein Goldsmith es seinen Freunden North und Rosenman nachmachen können und sich von der Bildfläche verabschieden können, um von seinen gewiss nicht wenigen Lorbeeren zu zehren. Aber wahrscheinlich wäre er dann noch früher dahingeschlichen, wie es oft ist bei überproduktiven Leuten, denen man plötzlich die Lebensaufgabe entzieht.

Insofern stecken da noch ein paar psychologische Spannbreit mehr drin, als einfach nur nur mangelnde Integrität.

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Nur musste er wirklich einen Auftrag wie AIR FORCE ONE übernehmen? Dafür kann ich mir keinen vernünftigen Grund vorstellen.

Da war er ja noch bei Kräften, krank wurde er glaub ich bei HOLLOW MAN, also 3 Jahre später.

Um zum FM-Dienst zurückzukehren, wie sähe denn die heutige Einschätzung Hans Zimmers aus? Er kam ja (PAPERHOUSE etc.) bei euch eigentlich sehr gut weg damals...

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Das war ja noch prä-GLADIATOR. ;)

Ich glaube Thomas würde mir zustimmen, dass der Einfluss von Hans Zimmer und seiner Mediaventures-Werkstatt das Schlimmste ist, was der Filmmusik im 21. Jahrhundert passieren konnte und dass der Niedergang insbesondere der "kunstvollen" Actionmusik weitestgehend auf seine Kappe geht.

Auf einzelne Scores von Zimmer und seinen "Jüngern" (bzw. ehemaligen) möchte ich nicht im Detail eingehen, da spar ich mir den Atem.

Man muss da sicher differenzieren: Harry Gregson-Williams oder John Powell haben ja zumindest punktuell (sehr) ansprechende Scores abgeliefert (denke da v.a. an die Trickfilmscores), aber um mich weiter mit Mark Mancina oder Klaus Badelt auseinanderzusetzen ist mir das Leben fast zu kurz. Wobei ich mich bei Badelt noch nicht vergewissert habe, ob es von ihm wesentlich besseres gibt als die verwässerte Swashbuckler-Sosse zu PotC.

Auch außerhalb von MV verschwende ich auf einen Trevor Rabin oder John Frizzell keinen Gedanken, ebenso kann ich an den Brian Tyler-Scores, die ich bisher gehört habe, beim besten Willen nichts erinnerungswürdiges entdecken, ebenso Tyler Bates. Da muss man den Klonkönig John Debney schon fast in den Himmel heben. Von Marco Beltrami hätte ich mir auch mehr versprochen, als der bisher eingelöst hat.

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Beim FM-Dienst wären sicher auch zahlreiche der heutzutage geradezu heuschreckenhaft sich vermehrenden TV-Seriensoundtracks unter die Räder gekommen. Die meiste TV-Musik, und dazu zähle ich auch diverse Stargarte, Enterprise o.ä. Musiken, wobei es schlimmeres gibt, dreschen nur sattsam bekannte Klischees und zerfasern sich in endlosem Stückwerk, das außerhalb der Serie kein eigenes Leben besitzt. Mich befremden die Schreie nach jedem TV-Score ebenso wie jene nach noch längeren, möglichst vollständigen Filmsoundtracks, die meist auf die volle Distanz nur eines sind, nämlich langweilig bzw. repetitiv.

Man muss nicht jeden Fetzen veröffentlichen, für Goldsmith z.B. war das ein Graus (aber auch für Herrmann und andere).

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Gast Stefan Jania

Heute aus Zeitgründen nur ein Exemplar. Aber die Hefte wurden auch immer dicker, somit ist es bestimmt genug Lesestoff bis Morgen. Sehr schön in dieser Ausgabe ein langes Interview mit Karl-Ernst Sasse. Achja, 18 Ausgaben liegen noch vor uns...

FM-Dienst Nr. 13 (Juni 1990)

Übrigens finde ich den Austausch zwischen Sami und Thomas hier im Thread wirklich erfrischend und interessant! Weiter so! :)

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Übrigens finde ich den Austausch zwischen Sami und Thomas hier im Thread wirklich erfrischend und interessant! Weiter so! :)

Die neue Contentlegebatterie. :dedektiv:

Mir fiele zu aktuellen Lichtblicken auf jeden Fall Chris Gordon ein, der mit Scores wie DAYBREAKERS, SALEM'S LOT, MAO'S LAST DANCER und ON THE BEACH auf jeden Fall kräftig den Stinkefinger in Richtung CLASH OF THE TITANS und IRON MAN etc. richten darf.

Newton Howard hat, um dem FSM-Dienst threadgerecht wieder miteinzuflechten-seit den 90ern kompositorische Quantensprünge gemacht und nun leider seit 3-4 Jahren kontinuierlich wieder abgebaut. Den hatte ich zu FMD-Zeiten als dürftigen B-Lister auf dem Schirm, seit SIXTH SENSE kamen aber einige wirklich gut gemachte, auch dramaturgisch beachtliche Scores von ihm.

Apotheotisch muss man aber sagen, hat sich außer dem tragischen Ausbreiten der Media-Ventures Pro Tools-Armee nicht sooo viel geändert. Williams ist seitdem aus mir nicht bekannten Gründen deutlich konzertanter und weniger "süffig" geworden (für viele damit weniger zugänglich), Debney und Konsorten beackern fleißig weiter Routinefilmchen, die A-Garde hat atypisch Franzosen wie Desplat integriert (der zu meinem Leidwesen allzu viel Auftragskillerjobs wie HARRY POTTER runterschreibt), aber im Grunde gab es wohl damals, so entnehme ich den Kurzrezensionen, mehr als genug Überflüssiges in den CD-Regalen.

Na ja, die Deluxe Komplett Limited Edition-Manie wäre natürlich ein gefundenes Fressen für Herrn Müthing gewesen...hach, NOT WITHOUT MY DAUGHTER und RENT-A-COP, endlich komplett! :P

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Mir fiele zu aktuellen Lichtblicken auf jeden Fall Chris Gordon ein, der mit Scores wie DAYBREAKERS, SALEM'S LOT, MAO'S LAST DANCER und ON THE BEACH auf jeden Fall kräftig den Stinkefinger in Richtung CLASH OF THE TITANS und IRON MAN etc. richten darf.

Gordons MOBY DICK war schon 1998 ein echter "Hinhörer", ON THE BEACH ebenfalls sehr gut, wenn auch (sujetbedingt) nicht ganz so autonom und aufregend. Die späteren Arbeiten habe ich noch gar nicht gehört.

Newton Howard hat, um dem FSM-Dienst threadgerecht wieder miteinzuflechten-seit den 90ern kompositorische Quantensprünge gemacht und nun leider seit 3-4 Jahren kontinuierlich wieder abgebaut. Den hatte ich zu FMD-Zeiten als dürftigen B-Lister auf dem Schirm, seit SIXTH SENSE kamen aber einige wirklich gut gemachte, auch dramaturgisch beachtliche Scores von ihm.

Würde ich ebenso sehen. THE PACKAGE oder THE FUGITIVE waren sich eher noch eher unbefriedigende Versuche im Action-Suspense-Genre. IIRC gab es über THE FUGITIVE sogar die Story, dass Goldsmith und Rosenman den zusammen im Kino gesehen und sich über die Musik den Ast gelacht haben. Für die Authentizität dieser Geschichte kann ich aber nicht bürgen. :D - In den späten Neunzigern und bis Mitte der 2000er gab es hingegen so manche beachtenswerte Arbeit.

Apotheotisch muss man aber sagen, hat sich außer dem tragischen Ausbreiten der Media-Ventures Pro Tools-Armee nicht sooo viel geändert. Williams ist seitdem aus mir nicht bekannten Gründen deutlich konzertanter und weniger "süffig" geworden (für viele damit weniger zugänglich), Debney und Konsorten beackern fleißig weiter Routinefilmchen, die A-Garde hat atypisch Franzosen wie Desplat integriert (der zu meinem Leidwesen allzu viel Auftragskillerjobs wie HARRY POTTER runterschreibt), aber im Grunde gab es wohl damals, so entnehme ich den Kurzrezensionen, mehr als genug Überflüssiges in den CD-Regalen.

Schade ist, dass z.B. ein Bruce Broughton außer div. Disney-Projekten so völlig in der Versenkung verschwunden ist. Gerade bei ihm, dem man immer einen eher zynischen Charakter unterstellt hat, ist es vielleicht auch das LMAA-Symptom. Finanziell nötig hat er es (Dallas, Dynasty, Quincy etc) ja sowieso nicht mehr.

Na ja, die Deluxe Komplett Limited Edition-Manie wäre natürlich ein gefundenes Fressen für Herrn Müthing gewesen...hach, NOT WITHOUT MY DAUGHTER und RENT-A-COP, endlich komplett! :P

Nicht zu vergessen CRIMINAL CODE mit Originaldioalogen ergänzt. :D

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Gordons MOBY DICK war schon 1998 ein echter "Hinhörer", ON THE BEACH ebenfalls sehr gut, wenn auch (sujetbedingt) nicht ganz so autonom und aufregend. Die späteren Arbeiten habe ich noch gar nicht gehört.

Solltest Du mal: Seine neueren Scores mögen - mit Ausnahme von DAYBREAKERS - nicht so kohärent sein wie MOBY DICK, technisch sind sie aber ähnlich versiert. Zugegeben, ein MAO'S LAST DANCER ist alles andere als authetnisch chinesisch (diesbezüglich allerdings immer noch näher dran als Williams' GEISHA an Japan), doch sind manche konzertant amutenden Tracks (z. B. "Dance of Longing") betörend klangschön und von größerer Intesität als sämtliche williams'schen Asienstreifzüge, die wirklich kaum mehr als streifen. Bei MAO stimmen auch die Details, etwa wenn Gordon die nur 10-20-sekündigen Pianoetüden aus dem fiktiven "exercise book" der Balletttänzer in diversen Tonarten und tempi gleich noch mitvertont.

Kompositorisch liegt Gordon um Klassen über dem Gros der A-List Hollywoods, beeindruckend ist auch die idiomatische Vielfalt von Renaissance (MUCH ADO ABOUT SOMETHING) bis Avantgarde, die ihm wie vielen geborenen Filmkomponisten eigen ist. Allerdings hat er auch Glück mit den (überwiegend australischen) Produktionen und dankbaren Stoffen.

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Noch mal zum FM-Dienst ...

Habe die Horner-Rezis gerade vergleichend gelesen und frage Thomas: Würdest Du heute noch unterschreiben, dass ein Score wie WILLOW die stattliche Albumlaufzeit von 73 Minuten voll und ganz trägt? Sicher ist das eine gute Musik, aber in Gänze genossen machen sich bei mir nach ca. 30 Minuten erhebliche Ermüdungserscheinungen breit. Gerade als ALBUM finde ich AMERICAN TAIL (wie auch insbesondere BRAINSTORM und KRULL) ideenreicher und die einzelnen Tracks wesentlich stringenter durchkomponiert. Schaut man sich an, wie viel aus diesen Musiken bereits in WILLOW recycelt wird, waren die zudem origineller. Klar, in WILLOW kamen dann noch einige witzige Stilzitate aus der Klassik dazu, lange bevor sie zu den ätzenden Manierismen späterer Jahre wurden. Auch die Shakuhachi-Manie nahm hier ihren unschuldigen Anfang.

NACH WILLOW und LAND BEFORE TIME ging es aber mählich schon bergab mit Horner, trotz guter bis sehr guter Scores hier und da. Und so, wie sich auch in den ödesten Goldsmiths (DEEP RISING oder EXECUTIVE DECISION) noch ein, zwei tolle Tracks finden, schimmert auch bei Horner in einzelnen cues immer wieder die alte Klasse durch (z. B. FOUR FEATHERS).

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Welcome back, Thomas!

1997 Fierce Creatures (5/5)

Die Unbeliebtheit dieser Musik verstehe ich bis heute nicht. Sicher reicht der Score nicht an den unbändigen musikalischen Witz von Goldsmith-Comedy-Perlen wie THE FLIM-FLAM MAN oder THE TRAVELING EXECUTIONER heran, aber immerhin: mehrere, melodisch inspirierte Themen, herrliche neo-barocke Einschübe für Streichquartett, interessante Kreuzungen eben dieser barocken Elemente mit Jazz, feine Kontrapunktik und viele kunstvoll gesetzte solistische Akzente von Violoncello ("Trained Seals", was für eine wunderbare Cello-Kantilene!), Klavier und Fagott.

In meinen Augen nicht eine der schwächsten, sondern eine der schönsten Partituren im Goldsmith'schen Spätwerk.

Die oft harschen Bewertungen für "nur wenig" unterdurchschnittliche, manchmal auch durchschnittliche Scores rührt auch von der von uns damals (und für mich heute) getragenen Überzeugung her, dass, weil es einfach so viel Musik, so viele Filme, so viele Bücher, so viel Kunst zum anhören, anschauen und lesen gibt, es Zeitverschwendung ist (Im Sinne von Verschwendung von LEBENSzeit), sich mit dem Mittelmaß abzugeben: Oft benutze ich dazu im Amerikanischen nach einem solchen Hör"erlebnis" die Formulierung: "There's another xx minutes of my life I'll never get back".

Nach dieser Überzeugung lebe und konsumiere ich mittlerweile auch - naja, was heißt mittlerweile, eigentlich schon seit den Anfangsjahren des letzten Jahrzehnts. Lieber die Ives-Songs zusätzlich zur brillanten Filmmusik von Goldsmith, North und Waxman als seine Zeit mit den Debneys und Powells dieser Tage zu verplempern und dann eben gar keine Zeit mehr für anderes zu haben. Selbst der aktuelle Silvestri ist für mich, wie kürzlich in der Hall of Fame geschrieben, eher redundantes Trend-Hinterhergehechel - keine Filmmusik, die die eingehende Betrachtung wert ist.

Von Marco Beltrami hätte ich mir auch mehr versprochen, als der bisher eingelöst hat.

Warum du mit dem nicht warm wirst, verstehe ich wiederum nicht. Gerade Arbeiten wie I, ROBOT oder jüngt KNOWING offenbaren doch eine Kompositionsweise, die der eines Goldsmith oder Herrmann recht nahe kommt: eine reduzierte, aber gleichzeitig auf weiträumige Entwicklung ausgelegte Motivarbeit, die mit satztechnischer Ökonomie und linear-kontrapunktischer Stimmführung einhergeht. Bei keinem derzeit tätigen Filmkomponisten sehe ich einen so starken Kontrast zum vertikal-additiven "Klangschichten" à la Zimmer/Remote Control wie bei Beltrami.

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Noch mal zum FM-Dienst ... Habe die Horner-Rezis gerade vergleichend gelesen und frage Thomas: Würdest Du heute noch unterschreiben, dass ein Score wie WILLOW die stattliche Albumlaufzeit von 73 Minuten voll und ganz trägt? Sicher ist das eine gute Musik, aber in Gänze genossen machen sich bei mir nach ca. 30 Minuten erhebliche Ermüdungserscheinungen breit. Gerade als ALBUM finde ich AMERICAN TAIL (wie auch insbesondere BRAINSTORM und KRULL) ideenreicher und die einzelnen Tracks wesentlich stringenter durchkomponiert. Schaut man sich an, wie viel aus diesen Musiken bereits in WILLOW recycelt wird, waren die zudem origineller. Klar, in WILLOW kamen dann noch einige witzige Stilzitate aus der Klassik dazu, lange bevor sie zu den ätzenden Manierismen späterer Jahre wurden. Auch die Shakuhachi-Manie nahm hier ihren unschuldigen Anfang. NACH WILLOW und LAND BEFORE TIME ging es aber mählich schon bergab mit Horner, trotz guter bis sehr guter Scores hier und da. Und so, wie sich auch in den ödesten Goldsmiths (DEEP RISING oder EXECUTIVE DECISION) noch ein, zwei tolle Tracks finden, schimmert auch bei Horner in einzelnen cues immer wieder die alte Klasse durch (z. B. FOUR FEATHERS).

Ich finde immer noch, dass WILLOW die 73 Minuten trägt, einfach aufgrund der grossen Dynamik und der enormen, schon fast belustigenden Stilvielfalt (Beethoven in einer Sekunde, dann Penderecki) - Es ist einfach die virtuose Handhabung der unterschiedlichen Ebenen. Schwamm drüber, dass dabei ein halbes Dutzend direkter Klaus dabei sind - wie es neulich in einem anderen Forum jemand in bezug auf Horner gesagt hat: "In dieser Zeit waren seine Scores wenigstens noch lebendig!" Das kann man unterschreiben. Was FOUR FEATHERS angeht stimme ich dir zu. Das ist einer der wenigen Hornersoundtrackls der späteren Jahre, den ich noch gekauft habe (ein anderer ist THE SPIDERWEB CHRONICLES) - FF hat aber genau das Problem, dass hier die Ideen nicht für ein sooo langes Album reichen.

Bei der Lektüre des FM-Dienstes ist mir überdies aufgefallen, wie oft wir schon damals den Hang zu (zu) langen Soundtracks beklagt haben.

Eine Wiederveröffentlichung der LIMITED EDITION Ausgaben wird es wohl eher nicht geben. Erstens habe ich keinen Kontakt mehr zu Dietmar & Co, zweitens fällt mir auch so schon "Teilhaber" ein, der ein Einscannen nicht gutheißen würde. Fragmente der späteren Internetausgabe THE LIMITED EDITION LINE (www.leonline.de) lassen sich jedoch über die Way Back Machine anschauen: http://web.archive.o...ww.leonline.de/

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Eine Wiederveröffentlichung der LIMITED EDITION Ausgaben wird es wohl eher nicht geben. Erstens habe ich keinen Kontakt mehr zu Dietmar & Co, zweitens fällt mir auch so schon "Teilhaber" ein, der ein Einscannen nicht gutheißen würde. Fragmente der späteren Internetausgabe THE LIMITED EDITION LINE (www.leonline.de) lassen sich jedoch über die Way Back Machine anschauen: http://web.archive.o...ww.leonline.de/

Eine Frage zur Müthingschen Auswahl der

10 ärgerliche Filme aus den 90ern (eine Auswahl):

  • BARTON FINK (USA 1991)
  • CAPE FEAR (USA 1991)
  • DAYLIGHT (USA 1996)
  • DESPERATE HOURS (USA 1990)
  • FAR AND AWAY (USA 1992)
  • FORREST GUMP (USA 1994)
  • HOOK! (USA 1991)
  • J.F.K. (USA 1991)
  • MARY SHELLEY'S FRANKENSTEIN (USA 1994)
  • PHILADELPHIA (USA 1993)

Also Sachen wie HOOK sind ja fast eher spaßig in ihrer Schlechtheit, aber wie kommen belanglose FAR AND AWAYS oder zumindest denkanstößige JFK's oder BARTON FINKS auf diese Liste?

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FAR AND AWAY würde ich heute vielleicht auch aus der Liste streichen, ich weiß nicht mehr genau, wieso ich den genannt habe. Hatte aber auch IIRC nicht viel Zeit, diese Listen zusammenzustellen. Vielleicht deshalb, weil der Streifen so banal, aufgeblasen und in seinem Zeitkolorit so künstlich daherkommt - immerhin bin ich von Haus aus Amerikanist, da ärgert mich so was. :)

Bei JFK und BARTON FINK erinnere ich mich aber genau. Über JFK habe ich sogar eine Hauptseminararbeit für einen US-Prof geschrieben, inklusive Analyse der Musik (mit beiligender Cassette(!). Den Film, und Oliver Stone habe ich gehasst, weil es sich um ein manipulatives Machwerk handelt, das authentisches und nachgemachtes Material sorg- und skrupellos um der eignen These willen vermischt. Dazu fand ich die "Gallerie der Stars" völlig unangebracht ob der vorgeblichen Ernsthaftigkeit des Stoffes einfach unzumutbar. Stone ist hier weit, weit über das Ziel hinausgeschossen, sein Film ist keine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage der Schuld am JFK-Attentat. Ganz davon abgesehen, dass der Film Kennedy in unbotmäßiger Weise verklärt, und seinen eigentlich viel erfolgreicheren Nachfolger Lyndon Johnson (der all die Gleichberechtigungs- und Sozialgesetze, die JFK nur versprochen hat, tatsächlich durchsetzte) verunglimpft und ihn in hochstaplerischer Weise auch noch mit dem Mord an Kenndy in Verbindung bringt. Ein Machwerk. Ich habe sogar im Amerika-Haus in Köln dafür damals die Akten des Warren Reports gewälzt - mein Eindruck war immer der, dass das Ergebnis dessen Untersuchung, nämlich dass Lee Harvey Oswald der alleinige Täter war und die "magic bullet" Theorie richtig sind. So.

BARTON FINK ist eine sehr unglückliche Mischung aus Hollywoodsatire und Höllentrip. Beide Elemente sind unvereinbar und machen den Film in seiner Verquastheit zum Ärgernis.

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Lese gerade einige der Ausgaben, die Stefan zuletzt kopiert hat. V.a. die Interviews sind doch teilweise sehr aufschlussreich.

Ausgesprochen lebhaft erinnere ich mich an den "Fall" Michael J. Lewis, der mit einem sehr erfreulichen Interview (von Thomas Karban) in LA begann und in einem Albtraum für alle Beteiligten mündete. Das Interview ist sehr ausführlich und offen (wenn es auch kein Spaß war, es zu übersetzen - ob Lewis unsäglichen Akzents und Thomas Marlon Brando--ähnlichen Genuschels) und war hinterher der Auslöser für die Aufnahmen mit Lewis-Scores in Berlin, die Richard Kummerfeldt mit dem RIAS produziert hat. Thomas war dabei, um Lewis zu betreuen, und es war alles ein absolutes Chaos. Aber die Geschichte dürfte inzwischen bekannt sein.

In einigen dieser Ausgaben habe ich ganz schön die Rezi-Totschlagklatsche rausgeholt, besonders bei ROBIN HOOD von Kamen.

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FAR AND AWAY würde ich heute vielleicht auch aus der Liste streichen, ich weiß nicht mehr genau, wieso ich den genannt habe. Hatte aber auch IIRC nicht viel Zeit, diese Listen zusammenzustellen. Vielleicht deshalb, weil der Streifen so banal, aufgeblasen und in seinem Zeitkolorit so künstlich daherkommt - immerhin bin ich von Haus aus Amerikanist, da ärgert mich so was. :)

Den kenne ich aus meiner PREMIERE-Zeit. Ich fand Nicole Kidman damals nicht wert, für sie zu kämpfen, heute erst recht nicht.;) War mein erster "regulärer" (d. h. neu erschienener) Williams damals, fand ich eigentlich bis auf die (wie immer schönen bis süffigen) Themen total laaaangweilig im Underscore. Hab den Film trotzdem 4, 5 mal gesehen, genau wie die Goldsmith-Gurke THE VANISHING, die zur selben Zeit lief. War halt immer noch spannender als Mathehausaufgaben. :)

Den Film, und Oliver Stone habe ich gehasst, weil es sich um ein manipulatives Machwerk handelt, das authentisches und nachgemachtes Material sorg- und skrupellos um der eignen These willen vermischt. Dazu fand ich die "Gallerie der Stars" völlig unangebracht ob der vorgeblichen Ernsthaftigkeit des Stoffes einfach unzumutbar. Stone ist hier weit, weit über das Ziel hinausgeschossen, sein Film ist keine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage der Schuld am JFK-Attentat. Ganz davon abgesehen, dass der Film Kennedy in unbotmäßiger Weise verklärt, und seinen eigentlich viel erfolgreicheren Nachfolger Lyndon Johnson (der all die Gleichberechtigungs- und Sozialgesetze, die JFK nur versprochen hat, tatsächlich durchsetzte) verunglimpft und ihn in hochstaplerischer Weise auch noch mit dem Mord an Kenndy in Verbindung bringt. Ein Machwerk. Ich habe sogar im Amerika-Haus in Köln dafür damals die Akten des Warren Reports gewälzt - mein Eindruck war immer der, dass das Ergebnis dessen Untersuchung, nämlich dass Lee Harvey Oswald der alleinige Täter war und die "magic bullet" Theorie richtig sind. So.

Interesseng, ich dachte immer, der Film klärt schonungslos auf...aber die liberalen Lügen sind natürlich nicht weniger schändlich, als die reaktionären. NIXON war ein ausgewogenerer und ehrlicherer Film seinem Thema gegenüber und ein "besserer", da ambitionierterer Williams, imho. Das durselige JFK-Thema läßt halt Jim Bobs Herz aufgehen, aber die Querstände im Thema von NOXIN (so las ich verwirrt die CD-Rückseite damals) machen den zu einer schönen musikalischen Charakterstudie.

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Nö. Der Score ist dermassen banal und hastig zusammengeschustert - ich kann nicht verstehen, dass der so viele "Fans" hat.

Aber der Mangel an Differenzierung zwischen VORLIEBE und EINSCHÄTZUNG VON QUALITÄT war schon immer ein Problem der "Fangemeinde". Wir haben immer versucht, beides zu trennen.

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