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(Film)Musik: Fühlen und/oder Verstehen?


Siddl
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Empfohlene Beiträge

aber man muss nicht unbedingt Musikwissenschaften studiert zu haben um kurz zu beschreiben was einem gefallen hat.

 

ich beschreibe musik emotional weil mir das wissen fehlt.ich muß nichts wissen um zu genießen.(das gehört auf ein t-shirt)

 

Ich wäre der letzte, der diesen Aussagen widersprechen würde.

 

Wie ich im NOCTURNAL ANIMALS-Thread geschrieben habe: auch ich genieße Musik "einfach nur so". Das musikalische Wissen dient mir letztendlich nur dazu, in Worte zu fassen, was ich an einer Musik besonders interessant - oder auch besonders langweilig finde.

 

Schade finde ich eben, dass heutzutage so viele Menschen auf besonders konventionelle, nach klarem Schema gebaute Musik abfahren, die durch den Verzicht auf Komplexität eben auch weniger reichhaltige Gefühle ausdrücken kann. JUPITER ASCENDING hat eine extrem begrenzte Breite des Ausdrucks, weil sie harmonisch so rudimentär gestaltet ist. Dass das so viele Menschen anspricht, deute ich - und ich weiß, das stört jetzt sicher wieder einige - als Ausdruck einer gesamtgesellschaftlichen Rationalisierung und Vereinfachung. Immer weniger Menschen scheinen sich heutzutage für ein umfassendes Gefühlspanorama zu interessieren, das auch das Unklare, das Unbequeme oder das Abgründige miteinbezieht. Alles muss catchy, leicht verdaulich und unmittelbar eingängig sein. Das liegt wohl daran, dass die Menschen heute viel stärker in ihre Arbeitswelt, in ihren Alltag und in andere Sachen eingespannt sind, was zu einer extremen Ungeduld im Umgang mit Kunst und Kultur im Allgemeinen, und Musik im Speziellen führt. Für den großen "Gefühlsaufwand" bleibt da gar keine Zeit mehr. Auf Musik, die in tiefere Schichten "bohrt", wird sich gar nicht mehr eingelassen. Ist ein bedauernswerter Trend - und den kritisiere ich auch. Dem einzelnen Hörer möchte ich damit gar nicht an den Karren fahren, auch wenn es leider immer wieder passiert. Leider wohl nicht zu vermeiden, auch wenn es mich sehr fuchst.

 

Nun denn, ich hoffe, es ist klar geworden, um was es mir bei Musik geht: natürlich (!) ums Gefühl. Aber menschliche Gefühle sind naturgemäß eine komplizierte Sache, und daher finde ich, sollte auch eine Musik, die am Menschlich-Emotionalen interessiert ist, diese Kompliziertheit auf irgendeine Weise widerspiegeln.

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Ich glaube, ganz so einfach verhält es sich dann doch nicht. Es scheint allerdings, dass die Aufmerksamkeitsspanne in vielen Dingen gesunken ist, weil man sich an ein unbegrenztes Angebot gewöhnt hat, das historische Klavieraufnahmen von Ravel, Katzenvideos und Fabrikschlotsprengungen aneinanderreiht. Ist mir die Ravel-Aufnahme zu alt, klicke ich auf eine digitale zeitgenössische Einspielung, bei der Fabrikschlotsprengung spult man vor, um nur noch die 10 entscheidenden Sekunden zu sehen etc. Durchdringung der Materie erfordert Konzentration und Ausdauervermögen. Das hat in erster Linie nichts mit Intelligenz oder Bildung zu tun. Ich habe Abitur gemacht und studiert, aber einem Tennisspiel kann ich trotzdem nicht länger als 10 Sekunden zusehen, bevor Langeweile einsetzt und ich weiterschalte. Ein mit Tennis vertrauter Mensch kann sich ewig dafür faszinieren.

Ironischerweise wird der Kinogänger zu einer enormen Ausdauer gezwungen. Kaum ein Superheldenepos in den letzten Jahren hatte unter 120 Minuten Laufzeit, insbesondere die Action wird so lange ausgereizt, bis sie nur noch witzlos ist wie zum Schluss in AVENGERS, HOBBIT III oder MAN OF STEEL. Und dann wird immer behauptet, Film "würde immer schneller erzählt werden"...NOSFERATU läuft in 90 durch, die Schnittrate von BERLIN.DIE SINFONIE DER GROSSSTADT schlägt heute noch viele Hollywoodstreifen.

Was das In-die-Tiefe-gehen betrifft, bin ich nicht ganz so (kultur)pessimistisch: "Leichte" Muse gab es schon immer. Lustigerweise haben ausgerechnet die beiden Philosophen Adorno und Horkheimer in ihren philosophischen Fragmenten "Dialektik der Aufklärung" dem "kleinen Mann" seine "leichte Muse" zugestanden. Durch die Umstände des kapitalistischen Systems würde er tagein tagaus derart zermürbt, dass man ihm nicht zumuten könne, sich in seiner Freizeit auch noch mit den Problemen seines Daseins und seiner Umwelt auseinanderzusetzen. Dies falle dann also der bürgerlichen Schicht zu, die in der "ernsten Kunst" über soziale und politische Probleme reflektieren möge. Interessanterweise verdammen die beiden aber die sogenannte "Kulturindustrie", weil sie sich der Mittel der "hehren Kunst" bediene, diese aber zum Fließbandprodukt degradiere. Der "kleine Mann" wird somit zum Spielball zweier kapitalistischer Kreisläufe: In dem einen verbringt er seinen zermürbenden Arbeitsalltag am Schreibtisch oder in der Fabrik, und abends wird er zum Konsumenten der Produkte eben dieser kapitalistischen Fertigungszentren unter dem Vorwand, hier ein paar Stunden Ruhe zu finden und zu entfliehen. Anders gesagt: Man geht ins Kino, lässt sich erst Werbung vorführen, die zum Kauf von Produkten anregt, die man selbst über den Tag hergestellt hat, um anschließend einen berieselnden Hauptfilm zu sehen, der einem vorgaukelt, in einer erträglichen Welt zu leben.

 

Ich kann sehr gut nachvollziehen, was Du an JUPITER ASCENDING nicht findest, denke aber nicht, dass sich das auf ein einziges gesellschaftliches Problem zurückführen lässt. Vielmehr glaube ich, dass viele (Film)MusikhörerInnen einfach genügsamer sind - sei es aus Mangel an Zeit oder Fachkenntnis oder anderen Gründen. Du brauchst zum Beispiel keinen klanglichen Bombast, um Gefallen an Musik zu finden. Ein interessantes Musikstück kannst Du Dir auch in einer Streichquartettbesetzung ohne alternative Spieltechniken anhören und genießen. Bei anderen ist es umgekehrt: Harmonisch muss es nicht interessant sein, es muss krachen. Anstelle eines komplexen Gefühlscocktails brauchen sie für einen Moment nur Adrenalin und ein fett klingendes Orchester kann's besorgen. Natürlich sollte man dann auf solche Mängel hinweisen und sie diskutieren können, dazu ist ein Musikforum ja auch da.

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durch den Verzicht auf Komplexität eben auch weniger reichhaltige Gefühle ausdrücken kann.

ist dem aber tatsächlich so? bringt komplexität oder auch farbigkeit mehr zum ausdruck als einfachheit und klarheit? ich würde sagen nicht zwingend. z.bsp. finde ich fast jedes trevor rabin thema ausdruckstärker als die meißten john williams themen. ja...nicht weil ich trevor rabin fan bin. bei williams frag ich mich oft, wozu jetzt so ausschweifend? oder auch john powell, bei dem die orchestrierung von score zu score "farbiger" wurde. für mich war das nachher schon nicht mehr farbig, sondern völlig überladen und erschlagend. How To Train Your Dragon 2 ist da so ein beispiel oder auch Kung Fu Panda 2, bei dem sich ja stark an powells stil orientiert wurde.

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ich muß nichts wissen um zu genießen.

 

Diese Aussage würde ich so nicht stehenlassen, wenn man von der Grundannahme bei Wissen ausgeht, dass es als ein Sehen (in diesem Fall Hören) oder Kennen mitdefiniert wird. Kurzum: Was ich nicht weiß, kann ich nicht genießen. Oder eben: Was ich nicht kenne, kann ich nicht genießen. Demgemäß denke ich, dass man mit mehr Wissen, auch prinzipiell mehr genießen kann, wenn auch nicht muss. Gemäß Goethes Maxime: Es hört doch jeder nur, was er versteht.

Wenn "Wissen" als ein rein kognitiver Zustand oder Vorgang verstanden wird, kann man den Satz natürlich freilich so stehen lassen. Dann trifft es aber auf jeden zu.

 

 

ist dem aber tatsächlich so? bringt komplexität oder auch farbigkeit mehr zum ausdruck als einfachheit und klarheit? ich würde sagen nicht zwingend. z.bsp. finde ich fast jedes trevor rabin thema ausdruckstärker als die meißten john williams themen. ja...nicht weil ich trevor rabin fan bin. bei williams frag ich mich oft, wozu jetzt so ausschweifend? oder auch john powell, bei dem die orchestrierung von score zu score "farbiger" wurde. für mich war das nachher schon nicht mehr farbig, sondern völlig überladen und erschlagend. How To Train Your Dragon 2 ist da so ein beispiel oder auch Kung Fu Panda 2, bei dem sich ja stark an powells stil orientiert wurde.

 

Ich glaube auch, dass das gänzlich unterschiedlich ausfallen kann. John Williams ist oftmals wesentlich mehr dem romantischen Narrativ verhaftet, dem ein Zimmerscher Naturalismus entgegenstehen kann. Einen solchen Kontrast kann man auch schon beispielsweise zwischen Romantik und Barock sehen, ersteres wesentlich kopflastiger, aufgeblasener, weitschweifender. Aber natürlich auch nicht immer.

Musik transportiert ja auch nicht nur die Saat für Gefühle, sondern kann auch ganz andere Elemente in sich tragen. Beispielsweise mathematische Schemen oder Libretti, die ohne kognitiven Anteil nicht voll funktionieren können. Dieses Herunterbrechen auf Gefühle und Emotionen halte ich daher im Zusammenhang mit Musik immer für etwas kurz.

 

Insgesamt würde ich sagen, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen unmittelbarer Einfachheit und Einfältigkeit gibt. Letzteres gibt es heute wohl zuhauf und ist tatsächlich als ein Übel anzusehen, mit dem man sich zum unmündigen Spielball der Geschehnisse macht (die Mephisto anspricht).  Und gerade deshalb muss man sehr aufpassen, die beiden Begriffe Einfachheit und Einfältigkeit deutlich auseinanderzuhalten, denn ich glaube auch, dass Tiefe zur Einfachheit führen kann, indem sie eine klare Tonsprache sucht, die sich nicht dem Bombast hingeben muss.

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Ich finde, dass ein einfacher Stil durchaus auch seine Berechtigung hat. Und Babis, wie du sagst Einfachheit muss nicht Einfältigkeit bedeuten. Arvo Pärt hat nach seinen Revoluzzerjahren in denen er superkomplexe Werke geschrieben hat in seiner "bekannten Phase" verhältnismäßig einfache Werke geschrieben zumindest im Vergleich zu seinen Jugendwerke. Auch wenn seine neue Sprache harmonisch klarer, kontrapunktisch einfacher ausfällt und insgesamt melodischer ist, ist sie auf ihre Art und Weise dennoch komplex. Sicherlich hat Hans Zimmer auch experimentiert, vor allem im elektronischen Bereich, aber das was die Leute gut finden sind seine simplistischen, einfachen Melodien, die in ihrer Struktur an aktuelle Popmusik erinnern. Und da finde ich schon, dass die Musik eher einfältig ausfällt. Das Problem ist dabei zumindest für mich, dass man harmonisch und melodisch immer nach der gleichen Formel vorgeht. Die Formel, die vor allem in aktueller Popmusik vorkommt. Der bekannte 4 Akkord Popsong. Die einfachsten Akkordverbindung , die man spätestens nach 4 Wochen Klavierunterricht spielen kann. Und wenn man diese Kadenz verwendet ist man nicht genial, sondern macht das, was alle anderen im Mainstream auch machen. Und das ist öde. Nicht das ich was gegen Pop habe. Ich liebe Pop/Rock/Funk/Jazz. Allerdings nicht die Popmusik, die aktuell im Hitradio läuft. Die ist mit zu 95% zu einfallslos. Die goldenen sechziger/siebziger/achtziger Jahre waren im Popbereich so reichhaltig. Da haben es auch Songs in die Charts geschafft, die nicht nur 4 Akkorde verwendet haben. Heutzutage geht man zumindest im Mainstreambereich immer den sicheren Weg. Sicherlich war das früher teilweise auch so, aber eben nicht nur. Dabei müsste man die Vielfalt fördern. Ich glaube nämlich, dass die viele Leute auch andere Musik hören würden, wenn sie denn gespielt werden würde. So muss man sich selber drum kümmern und da haben viele Leute keine Zeit und Lust zu.

Ich glaube auch, dass man mit einer komplexeren Harmonik oder sagen wir besser die volle Ausnutzung der harmonischen Möglichkeiten von einfacher Kadenzharmonik bis hin zur Zwölftonmusik auch komplexere Emotionen ansprechen kann. Sicher sind die Sportmusiken von Trevor Rabin emotional zugänglich und erzeugen auch das passende Gefühl von Triumph, Sportsgeist und Energie. Und auch das Pearl Harbour Liebesthema ist angemessen romantisch. Bei beiden handelt es sich aber um den kleinsten gemeinsamen Nenner. Mit einer komplexeren Harmonik kann man neben der Funktion, sagen wir mal Romantik zu erzeugen, eben auch besser Schattierungen darstellen. Romantik mit Freude, Romantik mit Melancholie, Romantik mit Gefahr, Romantik, die gespielt ist etc. etc..

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Ich glaube auch, dass man mit einer komplexeren Harmonik oder sagen wir besser die volle Ausnutzung der harmonischen Möglichkeiten von einfacher Kadenzharmonik bis hin zur Zwölftonmusik auch komplexere Emotionen ansprechen kann. Sicher sind die Sportmusiken von Trevor Rabin emotional zugänglich und erzeugen auch das passende Gefühl von Triumph, Sportsgeist und Energie. Und auch das Pearl Harbour Liebesthema ist angemessen romantisch. Bei beiden handelt es sich aber um den kleinsten gemeinsamen Nenner. Mit einer komplexeren Harmonik kann man neben der Funktion, sagen wir mal Romantik zu erzeugen, eben auch besser Schattierungen darstellen. Romantik mit Freude, Romantik mit Melancholie, Romantik mit Gefahr, Romantik, die gespielt ist etc. etc..

aber ist es dann nicht eine "stärkere" leistung des komponisten, mit einfacher harmonik komplexere emotionen zu erzeugen. ich bin nämlich der meinung, dass z.bsp rabins hauptthema aus Glory Road oder auch Armageddon genau das bietet, was du im letzten satz aufgeführt hast. die themen werden ja auf sehr vielfältige weise in den filmen verwendet und nicht nur auf schlicht heroische. und ich gehe mal davon aus, dass diese themen "einfach" sind.

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aber ist es dann nicht eine "stärkere" leistung des komponisten, mit einfacher harmonik komplexere emotionen zu erzeugen

Würde ich nicht sagen. Da man quasi den einfachen Weg geht, den "vermeintlich" jeder verstehen kann. Und wirklich komplexe Gefühle werden ja in Armageddon ja auch nicht behandelt. Da sind eher stereotype Emotionen und Charaktere. Eine komplexe Partitur hätte da höchstens bei den Actionsequenzen gepasst. Von daher passt der Score auch ;-)  Mit vermeintlich meine ich, dass im letzten Jahrhundert auch Mainstreamfilme mit Musik ausgestatten waren, die komplex war und trotzdem hat die Musik die "richtigen"  wenn nicht sogar noch tiefere Emotionen ausgelöst. Ich glaube nicht, dass die Menschen heute "dümmer" sind als früher. Vielmehr nehmen das Film und Musikproduzenten an und setzen einem immer die gleiche Soße vor. Hätte jeder Film heute einen Score der stilistisch einem Score der siebziger/achtziger Jahre entspräche würde sich niemand daran stören und es wäre normal. Was ich damit meine ist, dass allle mittlerweile denken, dass ein Bernard Herrman Score nicht zu einem Dark Knight passen würde. Würde aber super passen, denkt nur keiner dran, weil alle seit einer Weile in diesem Genre an einen Hybrid Score mit Elektronik, Taiko Drums, Chugga Chugga Ostinati in den Streichern und fetten Bassposaunen und Hörnern gewöhnt sind,

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Würde ich nicht sagen. Da man quasi den einfachen Weg geht, den "vermeintlich" jeder verstehen kann. Und wirklich komplexe Gefühle werden ja in Armageddon ja auch nicht behandelt. Da sind eher stereotype Emotionen und Charaktere. Eine komplexe Partitur hätte da höchstens bei den Actionsequenzen gepasst. Von daher passt der Score auch ;-)  Mit vermeintlich meine ich, dass im letzten Jahrhundert auch Mainstreamfilme mit Musik ausgestatten waren, die komplex war und trotzdem hat die Musik die "richtigen"  wenn nicht sogar noch tiefere Emotionen ausgelöst. Ich glaube nicht, dass die Menschen heute "dümmer" sind als früher. Vielmehr nehmen das Film und Musikproduzenten an und setzen einem immer die gleiche Soße vor. Hätte jeder Film heute einen Score der stilistisch einem Score der siebziger/achtziger Jahre entspräche würde sich niemand daran stören und es wäre normal. Was ich damit meine ist, dass allle mittlerweile denken, dass ein Bernard Herrman Score nicht zu einem Dark Knight passen würde. Würde aber super passen, denkt nur keiner dran, weil alle seit einer Weile in diesem Genre an einen Hybrid Score mit Elektronik, Taiko Drums, Chugga Chugga Ostinati in den Streichern und fetten Bassposaunen und Hörnern gewöhnt sind,

 

Da würde ich dir widersprechen. Genauso wie die klassiche Musik sich wandelt, so wandelt sich auch die Filmmusik. Ich finde es etwas widersprüchlich, einerseits von der gleichen Soße zu reden, andererseits ein kontinuierliches Beibehalten der 70er/80er-Ästehtik zu befürworten. Natürlich kann sich die Musik nur dann wandeln, indem man von der Konvention abweicht. Wer weiß, wie es in ein bis zwei Jahrzehnten aussieht.

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Der Unterschied ist der, dass in dieser Zeit eben ausgebildete Komponisten hochgradig eigenständige Werke geschaffen haben, während das beschriebene oft von Sounddesignern zusammengekloppt wird (das stimmt auch für Zimmer, da sitzen an den 160 Minuten 'Dark Knight Rises' auch 20 Soundtüftler dran, die mit Musikschreiben wenig zu tun haben). 

 

Wenn man sich also einigt, dass ein simples Popthema wie bei 'Armageddon' eben nicht wirklich der Kasus ist, sondern die 100 Minuten Dünnbrettbohrerei drumrum, kommt man eher auf einen Nenner. Die Verarbeitung, zumal für Orchester, braucht idR nämlich schon Musiker, die mehr draufhaben, als ein Yes-Gitarrist, der wahrscheinlich nicht mehr als die Tonleiter beherrscht.

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Da würde ich dir widersprechen. Genauso wie die klassiche Musik sich wandelt, so wandelt sich auch die Filmmusik.

Ich würde nicht grundsätzlich von Weiterentwicklung sondern eher von Veränderung sprechen. Und ich gehe hier ja auch eher vom Mainstreambereich aus. Das es durchaus innovative Musiken im Arthouse Genre gibt möchte ich nicht verneinen. Sicherlich sind die RCP Musiken(um diese mal als prominentes Beispiel zu nehmen, an dem sich der Streit entzündet) in bestimmten Bereichen einer Weiterentwicklung vor allem im Bereich der Technologie geschuldet. Sequenzer Programme, Orchesterlibraries im Bereich der Filmmusik, Videoschnittprogramme im Bereich des Filmproduktion etc. Weil jetzt jeder auch Filmkomponist sein kann, weil Homestudios erschwinglich geworden sind, wird der Markt von Komponisten geflutet(inklusive mir ;-)), die gar keine oder nur wenig Ausbildung haben. Bevor jetzt der Einwand kommt, dass ich wohl damit meine, dass nur studierte Komponisten gute Scores schreiben können. Nein! Es gibt genug Komponisten,die tolle Sachen machen, die noch nicht mal Noten lesen können. Aber ebenso gibt es auch viele Komponisten, die eher mäßige bis gar keine Ahnung von Orchesterkomposition haben und auch ansonsten nur ein bisschen klampfen können, aber die richtigen Leute kennen und so ins Filmgeschäft gelangen. Damit hält dann der oben genannte musikalische(harmonische) Minimalismus Einzug in die Filmlandschaft. Ein andere Grund ist, dass durch die technischen Möglichkeiten im Filmschnitt noch bis zum letzten Moment am Film geschnitten wird und der Komponist seine Musik so schreiben muss, dass man einen Teil herauschnippeln kann und mit einer anderen Stellen verbinden kann. Da darfs nicht zu komplex werden, da sonst die Teile nicht zusammenpassen. Das ist auch der Grund warum zum Beispiel Jupiter Ascending für mich ein bisschen öde ist. Obwohl er fast alle Indegrenzien eines  Orchestersscores hat, ist er harmonisch recht statisch. Eben weil alle Teile eines Cues zu jeder Zeit vom Cutter und Music Editor miteinander verbunden werden könnten. Da ist es eher schlecht wenn man plötzlich in eine andere Tonart moduliert.

Ich wünsche mich  nicht die siebziger Jahre zurück, was das Klangbild angeht. Ich möchte nicht genau das haben, was es damals gab, Ich wünsche mir nur, dass ein Teil der filmmusikalischen siebziger/achtziger Jahre in einer weiterentwickelten Version auch heutzutage eine Chance hat. Da was in Blockbustern so geboten wird ist zumindest was das melodische und harmonische angeht keine Weiterentwicklung sondern eine Rückentwicklung....

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Klar sind diese kurzen Clips noch nicht ausreichend, um sich ein Urteil bilden zu können, aber was ich da bisher höre, sagt mir schon einmal zu.

Giacchino macht auf jeden Fall eine positive Entwicklung durch. Man vergleiche bloß einmal seinen ersten Star Trek mit ST Beyond, von dem ich wirklich begeistert bin.

 

Lustig, ich empfinde gerade seinen ersten Star Trek als stärksten.

 

Das Main Theme mit Moll-Dur-Moll Wechsel ist in meinen Ohren ein simpler Geniestreich und kommt im Opener "Star Trek" in seiner stärksten weil pursten Ausführung daher. Die Nachfolger sind zwar nur in Nuancen variiert ("Logos/Pranking the Natives" und "Logo and Prosper"), dennoch ist die erste Fassung im Zweifelsfall für mich das Original.

Die eigentlichen Highlights sind für mich aber das Thema für Spock, sowie das zeitlos schöne "Labor of Love". Was für ein Gänsehauttrack! Sicher spielt auch die gelungene Eröffnungs-Sequenz im Film mit ihren gemuteten Soundeffekten eine tragende Rolle, aber trotzdem ist das für mich mit das Schönste was Giacchino bisher zu Papier gebracht hat.

Und mit "Enterprising Young Men" ist dann auch sowas wie das Pendant einer Single-Auskopplung auf dem Album. Für mich ganz klar DER Hit. Kurz und knackig, mit einem stetigen Aufbau und einem herrlich euphorischen Finale mit dem Star Trek Thema. Es finden sich nicht umsonst zig alternative EInspielungen auf YT.

Ich finde die beiden Nachfolger nicht unbedingt schlechter, sie haben ebenfalls viele sehr starke Momente (London Calling, Ode to Harrison, Thank Your Lucky Star Date), aber im Zweifelsfall ist und bleibt halt der erste Score die Messlatte. Genau wie bei Star Wars :)

 

 

 

So und jetzt möchte ich noch in kurzen, einfachen Sätzen erläutern, was genau mir an Jupiter Ascending gefällt und warum ich den Score so sehr genieße:

 

1. Die als Movement 1-4 dem eigentlichen Score vorangestellte Concert Suite. Eine Art Best-of dessen, was danach auf 2 CDs folgt. Es sind Einfälle wie dieser, die ein Album für mich nochmal deutlich aufwerten. Schön, dass Watertower hier einem Release als Doppelalbum zustimmte.

 

2. Die Themenvielfalt, seien sie auch noch so banal und simpel, sie holen mich sofort ab.

 

3. Der Abwechslungsreichtum. Es gibt Bombast ("1st Movement"), es gibt Melancholie ("2nd Movement"), etwas verspielt Leichtfüßiges ("I Hate My Life"), es gibt fette Action ("Flying Dinosaur Fight") und ein unheilvolles Thema für den Bösewicht ("The Abrasax Family Tree"). Es ist eigentlich für jede Stimmungslage etwas dabei.

 

4. Außerdem, wie fast immer bei Giacchino, variiert er wundervoll mit seinen eigenen Themen. 2 oder 3 verschiedene Versionen von ein und demselben Thema sind bei ihm keine Seltenheit und ich mag diese Abwechslung.

 

5. Der Soundtrack nimmt sich Zeit. Man höre sich nur mal einen Track wie "The Titus Clipper" an, die ersten 90 Sekunden wirken wie die Einleitung zum eigentlichen Track und werden fast schon zelebriert. Und genauso gibt's am Ende des Tracks eine Art 90sekündige Coda. Wundervoll! Ich liebe es geradezu.

 

6. Giacchino's Bodenständigkeit oder wie man es nennen mag (Traditionsbewusstsein?): Blech, Holz, Percussion, Streicher, Chor, es ist alles da. Facettenreichtum ohne (merkliche) Synthies oder Elektronik. Ganz so wie in den good, old days.

 

7. Viele der Tracks bauen sich in mehreren Schichten auf, und bleiben dabei dennoch transparent genug um einzelne Instrumente heraushören zu können. Mir gefällt wie die einzelnen Sektionen miteinander harmonieren und sich ergänzen. Bestes Beispiel: Commitment ab ca. 3:24. Bereits etablierte Themen werden auf neue Weise interpretiert und durch neue Melodien im Hintergrund ergänzt.

 

8. Ebenjene End Credits Suite "Commitment". Ein John Williams ist der unumstrittene Meister der End Credits, aber ich finds schön, dass junge Komponisten wie Giacchino diese "Tradition" am Leben erhalten.

 

 

 

So und abschließend, auch um meine Position als Filmmusikhörer ins rechte Licht zu rücken, möchte ich noch meine Wertschätzung für die beiden, absolut Mainstream-UNtauglichen Scores "Ex Machina" und "Arrival" kund tun. Ich liebe sie beide und kann über Kopfhörer regelrecht darin versinken.  :music:

 

So. Zufrieden!?  ;)

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Ich würde nicht grundsätzlich von Weiterentwicklung sondern eher von Veränderung sprechen. Und ich gehe hier ja auch eher vom Mainstreambereich aus. Das es durchaus innovative Musiken im Arthouse Genre gibt möchte ich nicht verneinen. Sicherlich sind die RCP Musiken(um diese mal als prominentes Beispiel zu nehmen, an dem sich der Streit entzündet) in bestimmten Bereichen einer Weiterentwicklung vor allem im Bereich der Technologie geschuldet. Sequenzer Programme, Orchesterlibraries im Bereich der Filmmusik, Videoschnittprogramme im Bereich des Filmproduktion etc. Weil jetzt jeder auch Filmkomponist sein kann, weil Homestudios erschwinglich geworden sind, wird der Markt von Komponisten geflutet(inklusive mir ;-)), die gar keine oder nur wenig Ausbildung haben. Bevor jetzt der Einwand kommt, dass ich wohl damit meine, dass nur studierte Komponisten gute Scores schreiben können. Nein! Es gibt genug Komponisten,die tolle Sachen machen, die noch nicht mal Noten lesen können. Aber ebenso gibt es auch viele Komponisten, die eher mäßige bis gar keine Ahnung von Orchesterkomposition haben und auch ansonsten nur ein bisschen klampfen können, aber die richtigen Leute kennen und so ins Filmgeschäft gelangen. Damit hält dann der oben genannte musikalische(harmonische) Minimalismus Einzug in die Filmlandschaft. Ein andere Grund ist, dass durch die technischen Möglichkeiten im Filmschnitt noch bis zum letzten Moment am Film geschnitten wird und der Komponist seine Musik so schreiben muss, dass man einen Teil herauschnippeln kann und mit einer anderen Stellen verbinden kann. Da darfs nicht zu komplex werden, da sonst die Teile nicht zusammenpassen. Das ist auch der Grund warum zum Beispiel Jupiter Ascending für mich ein bisschen öde ist. Obwohl er fast alle Indegrenzien eines  Orchestersscores hat, ist er harmonisch recht statisch. Eben weil alle Teile eines Cues zu jeder Zeit vom Cutter und Music Editor miteinander verbunden werden könnten. Da ist es eher schlecht wenn man plötzlich in eine andere Tonart moduliert.

Ich wünsche mich  nicht die siebziger Jahre zurück, was das Klangbild angeht. Ich möchte nicht genau das haben, was es damals gab, Ich wünsche mir nur, dass ein Teil der filmmusikalischen siebziger/achtziger Jahre in einer weiterentwickelten Version auch heutzutage eine Chance hat. Da was in Blockbustern so geboten wird ist zumindest was das melodische und harmonische angeht keine Weiterentwicklung sondern eine Rückentwicklung....

 

Achso, dann hatte ich deine Aussage missverstanden. Ich würde dir auch absolut zustimmen, dass es sich bei den derzeitigen Blockbustern im Bereich der Melodik und Harmonik um eine Rückentwicklung handelt. Auch an anderen Parametern lässt sich so etwas gut beobachten, z.B. die oft fehlenden dynamischen Kontraste (Dauerlärm!) oder fehlende artikulatorische Vielfalt (könnte auch mit dem Benutzungsprinzip der Sample-Libraries einhergehen). Damit sind dann aber noch nicht alle Parameter abgedeckt. Insbesondere im Bereich der Klangfarben sehe ich teilweise eine Weiterentwicklung der Musik. So finde ich den ein oder anderen Zimmer Score im Bereich der elektronischen Ausarbeitungen interessant. Das geht vom Elektronik-Einsatz mehr in die Tiefe, als Goldsmith mit seinen statischen Presets. Eine diesbezügliche Weiterentwicklung kann ich aber auch wirklich nur bedingt beobachten, eben beschriebene Fälle sind doch eher die Ausnahme.

 

Der Unterschied ist der, dass in dieser Zeit eben ausgebildete Komponisten hochgradig eigenständige Werke geschaffen haben, während das beschriebene oft von Sounddesignern zusammengekloppt wird (das stimmt auch für Zimmer, da sitzen an den 160 Minuten 'Dark Knight Rises' auch 20 Soundtüftler dran, die mit Musikschreiben wenig zu tun haben). 

 

 

Das ist ja auch klar! Mir ging es lediglich um die von mir falsch verstande Aussage, die Boneking weiter spezifiert hat.

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So und jetzt möchte ich noch in kurzen, einfachen Sätzen erläutern, was genau mir an Jupiter Ascending gefällt und warum ich den Score so sehr genieße:

 

1. Die als Movement 1-4 dem eigentlichen Score vorangestellte Concert Suite. Eine Art Best-of dessen, was danach auf 2 CDs folgt. Es sind Einfälle wie dieser, die ein Album für mich nochmal deutlich aufwerten. Schön, dass Watertower hier einem Release als Doppelalbum zustimmte.

 

2. Die Themenvielfalt, seien sie auch noch so banal und simpel, sie holen mich sofort ab.

 

3. Der Abwechslungsreichtum. Es gibt Bombast ("1st Movement"), es gibt Melancholie ("2nd Movement"), etwas verspielt Leichtfüßiges ("I Hate My Life"), es gibt fette Action ("Flying Dinosaur Fight") und ein unheilvolles Thema für den Bösewicht ("The Abrasax Family Tree"). Es ist eigentlich für jede Stimmungslage etwas dabei.

 

4. Außerdem, wie fast immer bei Giacchino, variiert er wundervoll mit seinen eigenen Themen. 2 oder 3 verschiedene Versionen von ein und demselben Thema sind bei ihm keine Seltenheit und ich mag diese Abwechslung.

 

5. Der Soundtrack nimmt sich Zeit. Man höre sich nur mal einen Track wie "The Titus Clipper" an, die ersten 90 Sekunden wirken wie die Einleitung zum eigentlichen Track und werden fast schon zelebriert. Und genauso gibt's am Ende des Tracks eine Art 90sekündige Coda. Wundervoll! Ich liebe es geradezu.

 

6. Giacchino's Bodenständigkeit oder wie man es nennen mag (Traditionsbewusstsein?): Blech, Holz, Percussion, Streicher, Chor, es ist alles da. Facettenreichtum ohne (merkliche) Synthies oder Elektronik. Ganz so wie in den good, old days.

 

7. Viele der Tracks bauen sich in mehreren Schichten auf, und bleiben dabei dennoch transparent genug um einzelne Instrumente heraushören zu können. Mir gefällt wie die einzelnen Sektionen miteinander harmonieren und sich ergänzen. Bestes Beispiel: Commitment ab ca. 3:24. Bereits etablierte Themen werden auf neue Weise interpretiert und durch neue Melodien im Hintergrund ergänzt.

 

8. Ebenjene End Credits Suite "Commitment". Ein John Williams ist der unumstrittene Meister der End Credits, aber ich finds schön, dass junge Komponisten wie Giacchino diese "Tradition" am Leben erhalten.

 

[...]

 

So. Zufrieden!?   ;)

 

Äußerst. Finde, einer der besten persönlichen Rezensionen seit langem.  :)

 

Morgen mittag! Ab dann findet sich der ganze betreffende Strang in dem Thread "Die dunkle Seite des Boards". Mit dieser Vorwarnung findet ihr sofort den Ort, wo alles weitergeführt werden kann und niemand kann überrascht sein, dass "plötzlich" alles weg ist. :) Hoffe, das ist in aller Sinne.

 

Der letzte Strang, in dem es eigentlich schönerweise und fein dargeboten nur noch um Musik geht, würde dort aber doch ein bisschen fehl am Platze sein? Vielleicht kann man den ja hier lassen oder anderweitig auslagern?

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ist dem aber tatsächlich so? bringt komplexität oder auch farbigkeit mehr zum ausdruck als einfachheit und klarheit? ich würde sagen nicht zwingend. z.bsp. finde ich fast jedes trevor rabin thema ausdruckstärker als die meißten john williams themen. ja...nicht weil ich trevor rabin fan bin. bei williams frag ich mich oft, wozu jetzt so ausschweifend? oder auch john powell, bei dem die orchestrierung von score zu score "farbiger" wurde. für mich war das nachher schon nicht mehr farbig, sondern völlig überladen und erschlagend. How To Train Your Dragon 2 ist da so ein beispiel oder auch Kung Fu Panda 2, bei dem sich ja stark an powells stil orientiert wurde.

 

Es gibt - wie meine Vorredner schon angemerkt haben - verschiedene Formen von Komplexität. Und auch ich meinte mit Komplexität nicht "möglichst viele Noten" oder, wie bei Williams, möglichst dichten, komplexen Orchestersatz, sondern eine Komplexität des Ausdrucks. Und die lässt sich auch schon mit zwei Streichinstrumenten oder einem Klavier erreichen, v.a. im Bereich der Harmonik, der Beschaffenheit von Melodie (interessante, ausdrucksvolle Intervallbewegungen) oder auch in der Dynamik (in einen kunstvoll gesetzten Laut-Leise-Kontrast lässt sich eine ganze Welt packen!).

 

Als Beispiel hier mal das zweite Stück aus den "Sechs kleinen Klavierstücken", op. 19 von Arnold Schönberg:

 

 

Fazit: es braucht keinen riesen Haufen Noten oder Instrumente, um komplexe Musik zu schreiben. Ausufernde Sinfonik à la Williams ist nur eine von sehr vielen Möglichkeiten, Musik "reich" zu machen. Wie du ja sicher weißt, bin auch ich kein großer Williams-Fan und ziehe den reduzierten Goldsmith (v.a. der 60er und 70er) oder einen Jonny Greenwood jedem Williams vor. Das ist genauso komplex - aber braucht gar keine riesigen Gesten, um seine Vielschichtigkeit unter Beweis zu stellen.

 

So. Zufrieden!?  ;)

 

Ja, vielen Dank - werde den Score unter diesen Gesichtspunkten bei Gelegenheit nochmal anhören. :)

 

Der letzte Strang, in dem es eigentlich schönerweise und fein dargeboten nur noch um Musik geht, würde dort aber doch ein bisschen fehl am Platze sein? Vielleicht kann man den ja hier lassen oder anderweitig auslagern?

 

Fände es auch sinnvoller, das Ganze in einen Musik-Thread zu verschieben, und nicht in einen Gemecker-und-Gemaule-Sammelthread im Off-Topic-Forum.

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Es gibt - wie meine Vorredner schon angemerkt haben - verschiedene Formen von Komplexität. Und auch ich meinte mit Komplexität nicht "möglichst viele Noten" oder, wie bei Williams, möglichst dichten, komplexen Orchestersatz, sondern eine Komplexität des Ausdrucks. Und die lässt sich auch schon mit zwei Streichinstrumenten oder einem Klavier erreichen, v.a. im Bereich der Harmonik, der Beschaffenheit von Melodie (interessante, ausdrucksvolle Intervallbewegungen) oder auch in der Dynamik (in einen kunstvoll gesetzten Laut-Leise-Kontrast lässt sich eine ganze Welt packen!).

 

Als Beispiel hier mal das zweite Stück aus den "Sechs kleinen Klavierstücken", op. 19 von Arnold Schönberg:

 

danke für das hörbeispiel. ich will ehrlich sein, für mich klingt das so, als ob jemand sein klavier einstimmt. ich höre da auch verschiedene dinge raus, aber interessant finde ich das nicht. das mag mangelndem wissen geschuldet sein, aber diese art von musik gibt mir gar nichts. zumindest dieses beispiel jetzt nicht. es transportiert für mich gar nichts, höchstens vielleicht tristigkeit in abgeschwächter form.

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Ich finde schon, dass da ganz viele und intensive Affekte drin sind. Das plötzliche Aufschrecken bei 0:10 und das folgende Zurücksinken (trotzdem noch extrem angespannt!), oder die unglaubliche dramatische Zuspitzung ab 0:33 - vier Akkorde, die sich nur superleicht dynamisch verändern, aber in ihrer Zusammensetzung und Montage ein monströses Drama ausdrücken. Bin immer wieder baff, was Schönberg in diese paar Noten alles reingepackt hat. :)

 

Aber ich kann verstehen, dass Solo-Klaviermusik für viele eher anstrengend ist. Fand ich auch lange Zeit. Ein vielleicht besseres Beispiel, Alfred Schnittkes "Hymnus II" für Cello und Kontrabass:

 

 

Ein total minimales, aber extrem ausdrucksstarkes und schmerzvoll-intensives Stück, dass sogar schon in einem Hollywood-Blockbuster eingesetzt wurde. ;)

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Vielleicht hilft es, bevor man ihn mit Schnittke und Schönberg totschlägt, ihm ein paar gefällige Titel aus dem Großraum Film und Medien vorzustellen, die harmonisch etwas reichhaltiger sind, als Trevor Rabin aber noch irgendwie vertraut klingen.

 

zB

 

https://open.spotify.com/album/163rlW0yY6SUBETXD1tXFs

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Vielleicht hilft es, bevor man ihn mit Schnittke und Schönberg totschlägt, ihm ein paar gefällige Titel aus dem Großraum Film und Medien vorzustellen, die harmonisch etwas reichhaltiger sind, als Trevor Rabin aber noch irgendwie vertraut klingen.

 

zB

 

https://open.spotify.com/album/163rlW0yY6SUBETXD1tXFs

der wintory gefällt mir und sicher ist er auch anders als ein rabin score, aber ich würde beide scores auch aus völlig unterschiedlicher motivation hören. ein rabin score ist direkt, vielleicht sogar penetrant aufgrund seiner einfachheit. der erreicht mich sofort. und wenn ich so eine musik höre, will ich dass auch. den wintory score hör ich zum einschlafen. nicht weil er langweilig ist, sondern weil ich mich davon besser berieseln lassen kann. der läuft nebenbei und ich dös dann schön langsam weg. das ist schlicht musik die nicht ablenkt. das mag jetzt etwas ungerecht gegenüber der musik klingen, aber ich höre die "komplexen/reichhaltigen" sachen lieber so nebenbei, vielleicht auch weil meine aufmerksamkeitsspanne nicht sehr hoch ist...was weiß ich.

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Mit Abstrichen pflichte ich bei, würde nur nie zu Rabin greifen, um meinen Fix zu bekommen. Was Sebastian wohl meint, ist dass Prägnanz/Ausdrucksstärke mit wenigen Instrumenten erreichbar ist (und innerhalb weniger Sekunden): ich nehme jetzt in Ermangelung besserer Ideen mal diesen alten Thriller-Mancini:

 

 

Drei Super-Ideen, ökonomisch präzise umgesetzt, kannst du dich als Zuschauer super dran erinnern, wenn es wieder aufgegriffen wird. Das kriegen leider wenige hin heutzutage und nicht nur, weil sie es nicht dürfen. 

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Mit Abstrichen pflichte ich bei, würde nur nie zu Rabin greifen, um meinen Fix zu bekommen. Was Sebastian wohl meint, ist dass Prägnanz/Ausdrucksstärke mit wenigen Instrumenten erreichbar ist (und innerhalb weniger Sekunden): ich nehme jetzt in Ermangelung besserer Ideen mal diesen alten Thriller-Mancini:

 

 

Drei Super-Ideen, ökonomisch präzise umgesetzt, kannst du dich als Zuschauer super dran erinnern, wenn es wieder aufgegriffen wird. Das kriegen leider wenige hin heutzutage und nicht nur, weil sie es nicht dürfen. 

recht prägnant das ganze. ich finde sogar, kurze motive, die vielleicht nur ein einziges mal vorkommen, wesentlich eindringlicher als ein ausgewaltzes thema. es mus mich aufhorchen lassen in dem moment, in dem ich es höre. der titel The Postman von james newton howard aus dem gleichnamigen film bietet etliche solcher momente. dein mancini beispiel klingt gut, ist aber auch wieder so eine musik, die ich nicht konzentriert hören möchte und auch nicht kann. nach paar minuten auf der couch wär ich eingenickt. das ist bei all diesen musiken so. in dem rejected score buch nebenbei lesen klappt jedoch wunderbar. Con Air würde mich da schon wieder ablenken. beide musiken bieten mir jedoch genau das, was ich ich von ihnen erwarte, wenn ich sie in den player lege.

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beide musiken bieten mir jedoch genau das, was ich ich von ihnen erwarte, wenn ich sie in den player lege.

 

Also letztendlich ist Musik für dich nur Gebrauchskunst? Wenn ich mal so fragen darf: Wie würdest du es in Prozent einteilen, wenn du wiedergeben möchtest, wie weit die Musik dir entgegenkommen muss und wie weit du der Musik entgegenkommen möchtest. Also 50/50 wäre, man trifft sich in der Mitte. 0/100 wäre: Die Musik passt zu mir und meinen Erwartungen oder ich höre sie nicht. 100/0 wäre: Es ist unerheblich, ob die Musik mir passt (meinen Erwartungen, meinen Emotionen, meinem Geschmack, meinen Vorstellungen), ich gehe auf sie zu und übernehme den Aufwand der Annäherung trotz der Widerstände.

Nur mal so zum Verständnis. Glaube, das ist bei vielen unterschiedlich. "Gefallen" halte ich objektiv für nur eines von vielen möglichen Motiven, um zu Musik zu greifen.

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Also letztendlich ist Musik für dich nur Gebrauchskunst? Wenn ich mal so fragen darf: Wie würdest du es in Prozent einteilen, wenn du wiedergeben möchtest, wie weit die Musik dir entgegenkommen muss und wie weit du der Musik entgegenkommen möchtest. Also 50/50 wäre, man trifft sich in der Mitte. 0/100 wäre: Die Musik passt zu mir und meinen Erwartungen oder ich höre sie nicht. 100/0 wäre: Es ist unerheblich, ob die Musik mir passt (meinen Erwartungen, meinen Emotionen, meinem Geschmack, meinen Vorstellungen), ich gehe auf sie zu und übernehme den Aufwand der Annäherung trotz der Widerstände.

Nur mal so zum Verständnis. Glaube, das ist bei vielen unterschiedlich. "Gefallen" halte ich objektiv für nur eines von vielen möglichen Motiven, um zu Musik zu greifen.

ich würde zumindest schon mal sagen, dass sie für mich tatsächlich gebrauchskunst ist. die andere frage ist nicht so eindeutig zu beantworten. ich mache zumindest nicht den aufwand und "höre sie mir schön". sie muss beim hören in irgendeinerweise klick machen, sei es durch den film oder schon beim bloßen albumhören. Bourne 1 von powell höre ich ausschließlich bei einer beschäftigung oder zum einschlafen, teil 2 und 3 um mir den action kick zu geben. da mach ich auch nix anderes außer der musik lauschen. horrorscores z.bsp. höre ich nur zum einschlafen.

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