Verstimmte Instrumente

[Siddl]

Ich konnte gerade meinen Ohren nicht trauen. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, Alan Silvestri ist entweder schlampig und hetzt durch die Aufnahmen bei den Sessions oder er hört's einfach nicht:

Höre gerade den wunderschönen Score zu Father of the Bride Part II.

Typisch süße Themen von Silvestri ... aber wie schon bei einem anderen Silvestri Score, der mir gerade nicht einfällt, habe ich beim Track George Tells A Story derbe das Gesicht verzogen.

Hört mal bei 2:20 das Klarinetten Solo. Wenn das nicht schief ist, weiß ich auch nicht. Auch bei 0:42 hört ein geübtes Ohr schon, dass die Klari nicht gut gestimmt ist.

Mir fallen bestimmt noch weitere Beispiele aus anderen Scores ein, fand das gerade mal ganz interessant, interessant genug für nen neuen Diskussionsthread.

Conrad Pope erzählte auch mal, dass er sich über Up tierisch aufgeregt hat, nicht nur wegen der Musik (), auch wegen einem Solo Instrument, das mehr als schief war.

Auch mal ähnliches gehört ?

[Thomas Nofz]

Auch mal ähnliches gehört ?

Na klar: Thomas Newmans UNSTRUNG HEROES. Beinahe sämtlich Saiteninstrumente, die dort erklingen, "leiden" unter einer Verstimmung ("are unstrung", wie Newman in einem Interview ausführt). Jedoch ist diese vollkommen beabsichtigt, da Newman die seelische Schieflage des Protagonisten (eines kleinen Jungen, dessen Mutter todkrank ist) verdeutlichen möchte.

[scorefun]

Bei meinem Lieblings-RCP-Score, der gar nicht nach RCP klingt () bekomme ich bei einer Stelle immer wieder Kopfschmerzen, weil die sich so unglaublich schräg anhört...

Klaus Badelt's THE PROMISE - Track 08 "Princess Kite" bei etwa 4:13 - 4:15

[ame]http://www.youtube.com/watch?v=OxX38sSY_Z4[/ame]

aber vielleicht habe ich auch was an den Ohren

[Soundtrack Composer]

Nee hast recht, das blech klingt grauenhaft und total verstimmt. Das Badelt das net bemerkt hat ist schon komisch, aber wer weis vielleicht wars absicht ;-)

[Sebastian Schwittay]

Wenn es Absicht ist, haben wir hier eine verdammt originelle harmonische Wendung...

[scorefun]

Vielleicht ist diese Prinzessin just in diesem Moment mit verdrehten Augen zu Boden gegangen...

[Soundtrack Composer]

Oder die Blechbläser haben in den Pausen einen Saké gekippt ;-)

[Laubwoelfin]

Ich tippe eher auf Absicht. Also SOWAS fällt doch auf. Das entgeht doch keinem, da ja ein Komponist selten allein arbeitet .

Finde, hat was. Wenn auch was ziemlich schräges. Aber ich mag schräg

[Thomas Nofz]

Nicht zu vergessen, dass wir es bei THE PROMISE mit "chinesischer" Musik (bzw. mit einer Imitation derselbigen) zu tun haben, der ja solch leicht schrägen Harmonien nicht fremd sind.

[Sebastian Schwittay]

Finde auch, dass das der interessanteste Moment des ganzen Stücks ist. Hat was.

[BigBear]

Hmm, ich bin ja kein Musiker, hab auch kein so gutes Gehör für sowas und es geht auch nicht unbedingt um verstimmte Instrumente, aber bei Horners "Battle Beyond the Stars" fällt mir immer eine Stelle auf...

Bei Track 5: "Cowboy and the Jackers" klingen die Bläser ohnehin nicht so besonders, finde ich. Aber kann es sein, das denen bei 2:30 fast die Puste ausgeht?

[ame]http://www.youtube.com/watch?v=Uv6_kCbYQJE&feature=related[/ame]

[Sebastian Schwittay]

Ganz eindeutig leiser geworden und dann verspielt - aber auch so eine ziemlich mäßige Performance. Was spielt da für ein Orchester?

[BigBear]

Hmm, kann ich nicht sagen. Es handelt sich zumindest um die Originalaufnahme. Aber bei dem geringen Budget des Films, wirds wohl eher ein unbekannteres Orchester gewesen sein...

[Siddl]

Finde auch, dass das der interessanteste Moment des ganzen Stücks ist. Hat was.

Klingt für mich nicht unbedingt verstimmt, vielleicht wirklich ein wenig, aber vom kompositorischen her ist das gewollt, toller Akkordwechsel.

[mixolydian]

Toller Thread. Ich wollte das schon immer gern mal ansprechen. Eigentlich sind wir seit nunmehr Jahrzehnten daran gewöhnt stets glattgebügelte und sehr sauber gespielte Musik zu hören. Grad auch Orchestermusiker scheinen da überirrdisches zu leisten, da sie, wie wir wissen, zu den Sessions gehen und einspielen, ohne sich speziell auf schwierige Passagen vorbereiten zu können. Keinen Schimmer wie Musiker so gut sein können sich ungeübte Stücke dermaßen schnell zu erschließen. Umso erfrischender, wenn es auch mal ein paar kleinere Patzer in einen Score schafften.

Leider habe ich keinen Videolink parat, aber in Goldsmiths Rambo 2 sind ein paar Eier drin. Im Track The Jump haut eine Trompete bei 2:16 etwas daneben, bei 2:57 ist's eine Posaune. Im Track Revenge, von 4:07 bis 4:27, scheinen ein paar Geiger überfordert, obwohl die Holzbläser in den Takten vorher vormachten wie es richtig gespielt wird. Ich find das alles aber gar nicht mal störend. Außerdem klingt der Score in weiten Teilen auch so als hätte Goldsmith den Musikern einiges abverlangt (und war, wenn ich recht erinnere, wohl auch gar nicht zufrieden mit dem Orchester).

[Kusanagi]

Mich stört es auch nicht unbedingt wenn es (in einem gewissen Rahmen jedenfalls) Unsauberkeiten gibt. Da merkt dann wenigstens das ein richtiges Orchester spielt.

Oft klingen ja Scores die aus einer bestimmten Ecke kommen, ich nenne jetzt mal keine Namen, total antiseptisch.

Bei Conan The Barbarian gibt es auch so eine Stelle, bei der ein Instrument Quietscht.

Damit meine ich jetzt nicht die Passage bei Wheel Of Pain.

[Aquarius]

Oh, da fällt mir doch glatt die Tuba bei der Erstausgabe von ET ein...

[Siddl]

City Slickers 2. Bei THE STAMPEDE wird am Anfang das Thema schön ausgespielt. Mit Mundharmonika. Und die verhaut sich einmal sehr deutlich! Hört man sogar im Film, dadurch bin ich jetzt auch wieder drauf gekommen...

[Dragonfly09]

Also verstimmt sind die Instrumente sicher nicht, aber ich wundere mich schon längere Zeit ob die Trompeten (?) beim Stück "Escape from Venice" auf dem "Indiana Jones and the Last Crusade" Soundtrack von John Williams bei ca. 1:10 bis 1:15 mit Absicht so gespielt werden oder ob da eine Art Clipping vorliegt? Man zuckt irgendwie ein bisschen zusammen bei der Passage

Ich habe sowohl die alte CD als auch die Neuauflage aus der Indiana Jones Box und bei beiden CDs ist der Effekt zu hören.

[mixolydian]

Duel of the Fates, die Staccato-Posaunen bei ~ 3:26. Und ich glaube eine Trompete verhaut sich da auch noch, kann aber auch sein, dass das so gewollt war, also zwei gebundene Noten zwischen den harten Staccati.